Alte Grenzsteine im Lainzer Tiergarten
1566
Neben den heute noch gebräuchlichen Gebietsbezeichnungen (z. B. Königsklosterwald, Laurenzerwald, Schallautzerwald) geben auch alte Grenzsteine Aufschluss über die einstigen Besitzverhältnisse. Sie sind mehrere Jahrhunderte alt (der älteste mir bekannte stammt aus dem Jahr 1566) und trotzdem wenig beachtet. Die meisten dieser alten Zeugen einstiger Grenzverhältnisse wurden schon vor dem Ersten Weltkrieg entfernt und teilweise beim Lainzgrabenstadl verwahrt, bis sie als Pflastersteine Verwendung fanden. Trotzdem existieren auch heute noch viele dieser historischen Grenzsteine. Oft stehen sie unweit des viel begangenen Wegrandes, manche noch hoch aufragend und gut sichtbar, andere schon sehr schräg oder gar achtlos von schwerem Gerät überfahren. Nur zwei dieser alten Zeitzeugen wurden unter Denkmalschutz gestellt.
Im Folgenden ein paar Beispiele aus alter Literatur und neuer Suche:
Östlich des Weges von der Baderwiese zum nunmehr geschlossenen Adolfstor (einst Hackenbergtor) standen zwei Doppelsteine, von denen jeder kleinere die Buchstaben SV und die Jahreszahl 1615, jeder größere in einem Kreis das Zeichen OCO = O(fficium), CO(nventus) = Gebiet (Amt) des Klosters und ebenfalls die Jahreszahl 1615 trägt. Sie erinnerten daran, dass hier um diese Zeit eine Grenzbestimmung zwischen der Grundherrschaft St. Veit (Bistum Wien) und dem Königskloster stattgefunden hat. Ein historisches Foto zeigt sie noch so, wie sie ursprünglich aufgestellt waren:
Von den vier Steinen steht heute nur mehr einer an seinem ursprünglichen Platz. Die folgenden Fotos dokumentieren dies:


Eine Gruppe von Grenzsteinen aus dem 17. und 18. Jahrhundert an der Forststraße bei der Baaderwiese steht unter Denkmalschutz. Möglicherweise sind auch diese Steine betroffen.
Mehrere Grenzsteine stehen am Weg vom Rohrhaus zum und um den Kalten Bründlberg. Sie tragen auf der einen Seite oben ein "N" für Nummer und darunter die Nummer des zu dieser Gruppe gehörigen Grenzsteines und darunter ein "H". Auf der anderen Seite ist ein "L" zu sehen.
An der Stelle, wo der Weg vom Kalten Bründlberg auf den Weg zum Hirschgestemm stößt steht ein Grenzstein mit drei Seiten, offensichtlich an der Schnittstelle dreier Herrschaftgebiete.
Weitere, in der Literatur angeführte Grenzsteine:
An der Straße auf der großen Bischofswiese unmittelbar an der Brücke über den Rotwassergraben am linken Straßenrand (talaufwärts). Dieser Grenzstein hat noch Spuren des viergeteilten Apfels mit dem Kreuz, hier Sinnbild der Heilkraft, und der Jahreszahl 1566. Er bezeichnet die Grenze des Bürgerspitalbesitzes. Ihm gegenüber am rechten Straßenrand ist ein Stein aus dem Jahr 1720 mit dem bischöflichen Wappen.
Am Grünauergraben unweit des Johannserschütt mit dem Zeichen KC 1732, KC für das Königskloster.
Auf der großen Stockwiese stehender Grenzstein von 1704 (steht unter Denkmalschutz).
Zwei Steine an der Grenze zwischen Laurenzer- und Jakoberwald. Der eine trägt die Jahreszahl 1629 und das Wappen des Laurenzerklosters, den Rost, auf dem der Ordensheilige nach der Legende gebraten worden sein soll und die Buchstaben S L, das ist Sankt Laurenz. Auf dem Jakoberstein ist nur mehr die Jahreszahl 1576 zu erkennen.
Eine Gruppe von Grenzsteinen steht "wegabseits" am Bachrand im Auhofer Gut. Der eine zeigt die Grenze des Ordensbesitzes der Johanniter an, trägt die Zeichen C S I = C(onventus) S(anct) J(ohannis), darunter das Ordenskreuz und die Jahreszahl 1745. Ein anderer Stein trägt die Buchstaben M T S V = M(aria) T(heresia) S(ylvia) V(iennensis) und die Jahreszahl 1774. Einer zeigt das Zeichen O Æ (Österreichsiches Ärar) und die Jahreszahl 1567.
Der Schallautzer Grenzstein. Ungefähr 200 Meter südlich des Adolfstores ist in der Mauer eingemauert ein alter Grenzstein mit dem Zeichen HS und der Jahreszahl 1567. Er erinnert an Hermes Schallautzer, kaiserlicher Baumeister und Rat, Superintendent und Altertumsforscher, 1538 bis 1539 Bürgermeister von Wien, der damals im Gebiet des heutigen Tiergartens Waldbesitz hatte.