Otto Bieber

1906–1988

Otto Bieber wurde in Wien am 17. Juli 1906 geboren. Sein Vater war der Afrika-Forscher Friedrich Julius Bieber, der im Jahre 1905 in Äthiopien das sagenumwobene frühere Kaiserreich Kaffa besuchen und beschreiben konnte.

Nach dem frühen Tod seines Vaters im Jahr 1924 begann Otto Bieber seine Tätigkeit in der Büromaschinen-Branche. Er konnte sich 1936 selbständig machen und übernahm die Generalvertretung eines deutschen Erzeugers von Vervielfältigungsmaschinen.

Die leidenschaftliche Begeisterung für Afrika hat Otto Bieber von seinem Vater übernommen. Durch regelmäßige Vorträge und Publikationen hielt er die Erinnerung an seinen Vater aufrecht. Auch Ausstellungen hat er organisiert. Im Jahr 1948 erschien sein Buch „Geheimnisvolles Kaffa - Im Reiche der Kaiser-Götter“, in welchem er Leben und Werk seines Vaters beschreibt.

Doch natürlich wollte Otto Bieber auch selbst in Afrika tätig sein. Im Jahr 1953 traf er mit Dr. Hans Weis zusammen. Dieser war Geograph und hatte bereits 1933 und 1952 vergeblich versucht, nach Tibesti zu gelangen. Tibesti ist ein Gebirgsmassiv in der Ost-Sahara, wegen seiner bizarren, bis 3.614 Meter aufsteigenden Felsformationen wird es auch als „Alpen der Sahara“ bezeichnet. Die Erforschung Tibestis wurde von dem berühmten deutschen Afrika-Forscher Gustav Nachtigal (1833–1885) begonnen. Wegen der Unzugänglichkeit des Gebietes und der Fremdenfeindlichkeit der „Tubbu“ genannten Einwohner wurden nach Nachtigal jahrzehntelang keine weiteren wissenschaftlichen Expeditionen nach Tibesti unternommen. Es war daher einer der letzten „weissen Flecken“ auf der Landkarte.

So beschlossen Otto Bieber und Dr. Hans Weis gemeinsam zu versuchen, Tibesti zu er­reichen. Dritter Teilnehmer war Andreas Kronenberg, ein Ethnologie-Student. Die Reise wurde von Otto Bieber organisiert und fast vollständig aus seinen Privatmitteln finanziert.

Ende Dezember 1953 verließen sie mit der Bahn Wien. Von Sizilien ging es mit dem Schiff nach Tripolis und von dort mit einem Auto nach Sebha, der Hauptstadt des Fezzan (Süd-Libyen).

Seit dem 2. Weltkrieg stand der Fezzan unter französischer Verwaltung. Die Franzosen führten etwa einmal im Monat Geleitzüge mit LKWs von Sebha nach Fort Lamy (heute Ndjamena) am Tschad-See durch, um ihre Außenstellen, vor allem auch im Gebiet von und um Tibesti, zu versorgen. Bereits drei Tage nach Ankunft der Österreicher in Sebha verließ solch ein Konvoi Sebha und es wurde ihnen erlaubt, als Passagiere mitzufahren.

Nach neuntägiger Fahrt durch die Wüste erreichten sie Zouar am Westrand von Tibesti, damals Hauptquartier der dortigen französischen Verwaltung. Von Zouar ging es mit einer Kamelkarawane in das Zentrum von Tibesti, in die Oasengruppe von Bardai. Hier trennten sich die Reisegefährten. Kronenberg blieb zuerst in Bardai, und zog dann ins südliche Tibesti. Dr. Weis und Otto Bieber zogen weiter zur kleinen Oase Aozu, am Nordrand des Tibesti-Gebirges gelegen. Von hier unternahmen sie eine einwöchige Reise nach Emi Toukoulea und Arabi, wo sie sehr interessante Felszeichnungen fotografieren und aufzeichnen konnten.

Wieder nach Aozu zurückgekehrt, begannen sie den beschwerlichen, ca. 700 km langen Rückweg mit der Kamelkarawane durch die Sandwüste nach Libyen. Nach 13 Tagen erreichten sie die Oase von Gatrun im Fezzan. Von dort ging es weiter nach Murzuch, das sie am 18. Tag erreichten. Hier endete die Kamelkarawane. Soweit bekannt, waren sie die ersten Europäer, welche die südlybische Wüste auf diesem Weg durchquerten. Unterwegs hatten sie nicht nur mit den Beschwerden des Marsches, sondern auch mit regelmäßig auftretenden Sandstürmen zu kämpfen. Und Wasserstellen gab es natürlich auch sehr selten, der längste Marsch zwischen zwei Wasserstellen dauerte fast zehn Tage. Daher wurden auf den Kamelen Wasserschläuche aus Ziegenhaut, genannt „Gerba“, mitgeführt.

Von Murzuch ging es mit Autos zurück nach Sebha und von dort nach Tripolis. Dann folgte die Seereise nach Italien und die Bahnfahrt nach Wien. Insgesamt dauerte die Reise etwa drei Monate. Zu einer ausführlicheren Beschreibung dieser Expedition kommen Sie HIER, und zu einer weiteren Darstellung im "Magischen Tibesti" kommen Sie HIER.

Otto Bieber war von Land und Leuten in Tibesti so begeistert, dass er im nächsten Jahr eine neue Expedition nach Tibesti organisierte und finanzierte, die unter der Leitung des Ethnologen Dr. Peter Fuchs stand. Auch ein Filmteam – Leitung: Rudolf Zehetgruber, Kamera: Alexander Posch – war mit dabei, das sehr viele interessante Aufnahmen machen konnte.

Wieder in Wien, arbeitete der Drehbuchautor Harald Zusanek mit dem Film-Team zusammen. Er und Rudolf Zehetgruber hatten die Idee, keinen Expeditionsfilm herzustellen, sondern etwas anderes – ein Epos über Land und Leute Tibestis, basierend auf Suren aus dem Koran. So entstand der Film „Im Namen Allahs“, der 1958 von Sascha-Film herausgebracht wurde.

1955 konnte Otto Bieber an den Silberjubiliäums-Feierlichkeiten der Thronbesteigung von Kaiser Haile Selassie I. in Addis Abeba, Äthiopien, teilnehmen.

Von 1976 bis kurz vor seinem Tod im Jahr 1988 besuchten Otto Bieber und seine Frau Maria jedes Jahr ihren Sohn Klaus in Sierra Leone, Westafrika, wo dieser lebte und arbeitete. Otto Bieber starb in Wien am 13. Dezember 1988.

Quellen:
Von Klaus Bieber am 7. November 2012 verfasst

Eingestellt von hojos
im November 2012