Die ehemaligen Seitenfenster der Pfarrkirche Ober St. Veit

Sie wurden 1906 und 1907 angeschafft und 1958 wieder herausgebrochen.
03.02.2015

In die Ära des Pfarrers Hubert Riedl (1901–1908) fallen zahlreiche Umgestaltungen. Für die beiden großen Seitenfenster des Kirchenschiffes ließ er neue Buntglasfenster malen. Das altarwärts gesehene linke Fenster zeigte das Motiv „Jesus der Kinderfreund“ wobei die Jesus lauschende Jugend die Gesichtszüge des Stifters des Fensters, Ing. Julius Rohrbacher, trug. Auf der rechten Seite dagegen war die Heilige Maria mit einem Spinnrocken am Brunnen zu sehen, daneben durchsägten der Hl. Josef und das Jesuskind gemeinsam einen Balken, wobei die Gesichter ebenfalls die Züge der Spenderfamilie Glasauer trugen. Im Einzelnen war es so, dass 1906 das Ehepaar Johann (sen.) und Marie Glasauer Silberhochzeit feierten und von Pfarrer Riedl zunächst zur Spende eines Fensters bewogen wurden; 1907 feierte Ing. Julius Rohrbacher seine Silberhochzeit und konnte sich dem Wunsch des Pfarrers, nun doch das andere Fenster zu stiften, nicht gut entziehen. Geliefert wurden die Fenster von einer Firma Rohrbeck in Wien 4., Viktorgasse 4.

Anlässlich einer kostspieligen Innenrenovierung mit dem Ziel der Rebarockisierung der Kirche im Jahr 1958 wurden sie herausgenommen (herausgeschlagen), sie existieren noch in stark beschädigtem Zustand, ein kleiner Ausschnitt daraus ziert nun den größten Raum des St. Vitushauses als Wandschmuck.

Die diesbezüglichen Eintragungen im Pfarrgedenkbuch 1906–1923 lauteten:

1906: „Anlässlich der Feier der Silbernen Hochzeit des Herrn Bezirksrates Johann Glasauer und seiner Gemahlin Marie spendeten dieselben ein neues Fenster in Glasmalerei die hl. Familie darstellend, das sich über dem südlichen Seitenportal der Kirche befindet. Damit wurde ein von mir lang gehegter Herzenswunsch erfüllt, um so mehr, da das gegenüber liegende gleichzeitig zugesagt wurde. Das Fenster wurde von der Firma Rohrbeck in Wien IV, Viktorgasse 4 zur vollen Zufriedenheit aller fertiggestellt. Es kostete 1200 Kronen.“

1907: „Zu meiner großen Freude wurde nun auch das zweite Fenster in Glasmalerei fertiggestellt und zu Beginn der heiligen Fastenzeit eingesetzt. Es stellt „Jesus den Kinderfreund“ vor und enthält sämtliche Porträts der Familie Julius Rohrbacher sowie des alten Herrn Rohrbacher, des Erbauers der jetzigen Fabrik. Das Bild wurde ebenfalls anlässlich der Silbernen Hochzeit des Herrn Julius Rohbacher, des jetzigen Chefs der Firma, gespendet und von der oben genannten Firma ausgeführt. Es kostete 2000 Kronen.“

<p><b>Das "Glasauerfenster"</b></p><p>1906 wurde es in die Südwand der Ober St. Veiter Pfarrkirche eingesetzt, 1958 herausgebrochen.</p><p><i>&copy; Hw. Hr. Ferdinand Flesch</i></p>
<p><b>Das "Rohrbacherfenster"</b></p><p>1907 wurde es in die Nordwand der Ober St. Veiter Pfarrkirche eingesetzt, 1958 herausgebrochen.</p><p><i>&copy; Hw. Hr. Ferdinand Flesch</i></p>

Quellen:
Klötzl, Gebhard - Boberski, Heiner: 700 Jahre Pfarre Ober St. Veit. Wien: Eigenverlag der Pfarre Ober-St. Veit 1987
Pfarrgedenkbuch 1906–1923

hojos
3. Februar 2013