Forst + Kultur in der Praxis
Jahrestagung 2014 vom 20. bis 21. März in Schlosshof
22.03.2014
Wie vernetzten wir ökologische, ökonomische und soziale Belange?
Die Arbeitsgruppe Forstgeschichte des Österreichischen Forstvereins will in Zusammenarbeit mit dem Lebensministerium ein Netzwerk von Partnerschaften aufbauen, um die österreichische Forstwirtschaft mit kulturellen und touristischen Impulsen zu stärken. Initiativen in diese Richtung (Workshops, Tagungen etc.) gibt es seit 2003. Ein wichtiger Beitrag ist die aktive Beteiligung an dem Lehrgang Forst und Kultur (Entwicklung und Lehre), der von der Forstlichen Ausbildungsstätte Ort seit 2007 angeboten wird.
Konsequenter Weise sind die Absolventen dieser Lehrgänge auch die erste Zielgruppe der neuen und vorerst bis 2020 geplanten Tagungsreihe "Forst + Kultur in der Praxis". Sie sollen sich in diesen Gruppen laufend weiterbilden und eben vernetzen. Ausgewählte Kernthemen sollen dabei möglichst praxisnah und möglichst interdisziplinär bearbeitet werden.
Über diese Absolventen hinaus sind Proponenten Land- und Forstwirtschaftlicher Betriebe aller Größen, Partner aus allen anderen Arbeitsfeldern mit Schnittstellen zur Forstwirtschaft und darüber hinaus alle an Forst + Kultur Interessierten zur Teilnahme eingeladen. Nur ein so umfangreiches Forum kann dem behandelten Spektrum die notwendige Breite geben und ins öffentliche Bewusstsein rücken.
Ein wichtiger Impuls in dieser Reihe ist auch die Anregung zu einem innovativen Umgang mit traditionellem und forsthistorischem Wissen und zur Wertschätzung forstkulturell bedeutsamer Objekte und Einrichtungen.
Die Tagung 2014
Der Nachmittag des ersten Tages war einer Exkursion zum Urgeschichtsmuseum MAMUZ im Schloss Asparn/Zaya und zur Burg Theben/Devín in der Slowakei gewidmet. Hans Kiessling und Partner gaben die kundigen Erklärungen. Danach wurden wir in der Pflanzenwerkstatt Grafenweiden auf das vortrefflichste verköstigt.
Am folgenden Vormittag folgten nach der Begrüßung durch Bürgermeister Andreas Zabadal von der Marktgemeinde Engelhartstetten, Bezirksforsttechniker DI Dr. Nikolaus Fernsebner von der BH Gänserndorf und Sektionsleiter-Stv. MR DI Dr. Johannes Schima vom Lebensministerium folgende Präsentationen:
Mag. Alfred Grieshofer vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (heute kurz: Lebensministerium) stellte die Tagungsreihe vor.
Dr. Martin Krenn, im Bundesdenkmalamt für die Archäologie in Wien zuständig, berichtete über die Wüstungsforschung und die Denkmalpflege im Marchfeld.
Herbert Koller, Grundbesitzer in Praunsberg, berichtete aus seinen Erfahrungen mit der Archäologie.
DI Bernhard Rödl, Leiter der Gartenabteilung im Schloss Hof präsentierte vor allem archäologische Aspekte seines Betriebes.
Fö. Hans Kiessling vom Forum Pflanzenwerkstatt Grafenweiden sprach über Vernetzung und Zukunft im regionalen Tourismus.
Dr. Elisabeth Johann vom Österreichischer Forstverein präsentierte ihr vor der Veröffentlichung stehendes Buch “Kostbarkeiten im Wald – Kultur und Geschichte”
Am Nachmittag dieses Tages führte uns DI Bernhard Rödl durch das Schloss Hof und gab uns Einblick in die Praxis des Betriebes. Anschließend waren wir auf der Suche nach Spuren des abhanden gekommenen Ortes Grafenweiden und Förster Hans Kiessling erzählte aus der Praxis in der Bewirtschaftung des von ihm gepachteten Waldes. Die einstige Hauptstraße von Grafenweiden, sie soll zur Allee werden, führte uns zur Pflanzenwerkstatt Grafenweiden. Informationen zu lokalen Partnerbetrieben im Klubraum der Pflanzenwerkstatt und ein Kesselgulyas bildeten den Abschluss der Tagung.
Resüme
Hans Kiessling, Beschäftigt in der Sektion IV – Forstwesen des Lebensministeriums und gemeinsam mit seiner Frau Gründer der Pflanzenwerkstatt Grafenweiden ist einer der "Gründungsväter" des Forst+Kultur-Netzwerkes. Er war der sichtlich begeisterte Organisator dieser in seiner Region stattfindenden Tagung. Er und sein Team sorgten für einen reibungslosen Ablauf dieser kurzweiligen und informativen Veranstaltung und die lukullischen Höhepunkte. Er verstand es auch, die Lust am Wiederkommen zu wecken.
Seine Kenntnisse der Region, sein fundiertes Wissen über forstliche und kulturelle Themen, seine Eloquenz, seine Eigenschaft als guter Netzwerker und vielleicht auch Übereinstimmungen mit einigen dem Prinzen Eugen nachgesagten Eigenschaften prädestinieren ihn zu einer Triebfeder in der Forstwirtschaft und dem Tourismus der Region, und das östliche Marchfeld kann das auch gut gebrauchen. Mut und Ideen zu tatsächlich neuen Wegen im Tourismus sind aber nicht zu erkennen. Dazu nimmt das Auto einen zu zentralen Platz in der Logistik ein und wird zu sehr als Voraussetzung für eine marchübergreifende Kooperation im Tourismus gesehen. Auch die Logistik der Tagung basierte auf Autokolonnen. Die Erhaltung der geringen Verkehrsdichte, entschleunigte Angebote ohne Privat-PKW oder gar eine autobrückenlose March werden gar nicht angedacht. Die neue Radbrücke hinter Schlosshof ist da ein erster Ansatz, jetzt muss weiter aufgerüstet werden: Radrundkurse, gepflegte Betriebe, eine moderne Internetpräsenz mit GPS-Tracks, Quartierbuchung inkl. Bewertungsmöglichkeit, Beschreibung der Attraktionen, Hinweisen zu den Kooperationen, Anbindungen zu den anderen Regionen etc. Die Angebote muss es dann auch verlässlich geben. Auch der spontan Kommende muss ein Quartier finden.
Nur langsame Menschen kann man länger in der Region halten, die motorisierten sind gleich wieder weg.