Geschichte der kirchlichen Jugendorganisationen

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstand eine ganze Reihe von katholischen Vereinen mit vielfältigen Möglichkeiten, sich innerhalb des eigenen Milieus zu betätigen. Dazu zählten auch Jugendvereine wie die „Katholischen Jünglingsvereine“, die „Christliche Deutsche Turnerschaft“, der „Bund Neuland,“ das „Katholische Jungvolk“ oder der „Reichsbund der Katholischen Jugend“. Letzterer war wie sein weibliches Pendant, der „Reichsverband katholischer Mädchenvereine“, eigentlich eine Art Dachverband. Alle diese Vereine waren für die gesamte Jugend eingerichtet und hatten keine eigene Kinderstufe, etwa analog den ab 1914 bei den Pfadfindern eingeführten „Wölflingen“.

Im Ständestaat ab 1934 konnten die Jugendorganisationen ihre Selbstständigkeit noch bewahren, wurden aber nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Jahr 1938 gemeinsam mit allen anderen kirchlichen Vereinen verboten. Offiziell waren nur mehr minimale Aktivitäten im Bereich der unmittelbaren Seelsorge möglich (Vorbereitung und Feier der Sakramente). Für soziale Begegnungen zwischen Jugendlichen waren nur mehr die Hitlerjugend und der Bund Deutscher Mädel vorgesehen. Das kirchliche Leben fand stark reduziert in Sakristeien und zunehmend im Verborgenen statt.

Ein Aufbegehren war im Oktober 1938 die für die Jugend abgehaltene Rosenkranzfeier im Wiener Stephansdom. Beworben wurde sie nur durch Informationen von Mund zu Mund, dennoch kamen über 10.000 Jugendliche aus den ehemaligen katholischen Jugendorganisationen zusammen. Kardinal Innitzer stieg auf die Kanzel und hielt eine Predigt. Innitzer rief der Jugend zu „Unser Führer ist Christus“. Nach dieser Feier sammelte sich die Jugend vor dem Erzbischöflichen Palais und rief unter anderem: „Wir wollen unseren Bischof sehen!“ Dies geschah in Analogie zu den Rufen beim Hotel Imperial: „Wir wollen unseren Führer sehen!“. Diese Veranstaltung hatte Folgen. Am nächsten Tag wurde das Erzbischöfliche Palais von Stoßtrupps der Hitler-Jugend verwüstet, der Kardinal konnte den Häschern aber entkommen. Im Laufe der chaotischen Ereignisse wurde Dechant Krawarik zum Opfer, den Sturz aus dem ersten Stock überlebte er.

Nach dem 2. Weltkrieg konnte das organisierte kirchliche Leben wieder aufblühen. Allerdings geschah dies nicht mehr im Rahmen zahlreicher unterschiedlicher Organisationen, sondern einheitlich auf Basis der 1946 von der Bischofskonferenz beschlossenen „Richtlinien zur einheitlichen Gestaltung der kirchlichen Jugendarbeit in Österreich“. Als kirchliche Jugendbewegung wurde darin ausschließlich die unter Leitung der Bischöfe stehende „Katholische Jugend“ im engeren Sinne anerkannt. Diese war keine selbstständige Organisation im Sinne des Vereinsgesetzes, sondern eine Gemeinschaft im Rahmen der Kirche ohne namentliche Erweiterungen, etwa für einzelne Diözesen. Für die überdiözesane Leitung und die rechtliche Vertretung nach außen wurde eine im „Katholischen Jugendwerk Österreichs (KJWÖ)“ verankerte Zentralstelle eingerichtet.

1947 formierte sich am Bundesführungskreis des KJWÖ in Matrei am Brenner mit der Katholischen Jungschar Österreichs als Teil der Katholischen Jugend erstmals ein eigener Bereich für Kinder (erst in den 1980er-Jahren sollte die Jungschar auch vereinsrechtlich selbstständig werden). Die Kinder sollten das „Katholisch Sein“ nicht nur in der gemeinsamen Glaubenspraxis erleben, sondern auch durch gemeinsames Singen, Spielen, Erleben und durch die Vorbildwirkung der Gruppenführer. Bis 1970 gab es separate Jungscharen für Mädchen und Buben.

Jungschar und Katholische Jugend erfreuten sich eines raschen Wachstums, wobei Großveranstaltungen den Zulauf verstärkten. Zu diesen gemeinsamen Aktionen gehörte ab 1955 auch das Sternsingen.

In den 1970er-Jahren änderte sich, wie in der sonstigen Gesellschaft auch, in der Jugendarbeit vieles. Gruppendynamik und Kommunikation wurden Teil einer jeden Ausbildung; die Begriffe „Führer“ und „Führerin“ wurden allmählich durch den/die „Gruppenleiter/in“ ersetzt. Kinder sollten nicht mehr erzogen werden, sondern möglichst selbstbewusst ihren Weg finden. An die Stelle von Glaubensunterweisung trat die Vorbereitung hin zu einer „personalen Glaubensentscheidung“. Man wandte sich auch vermehrt politischen Aktivitäten zu.

Symbol der Bewegung war bis 1973 unter anderem das Kreuz mit Krone und dann je nach Diözese sehr unterschiedliche Kreationen. Ab 2005 gilt das heute noch aktuelle Logo, das die Buchstaben kj in Form des bekannten @ zeigt. Die Katholische Jungschar hat ab 1995 ebenfalls ein einheitliches Logo.

Den Weg der Katholischen Jugend in Ober St. Veit von der Gründung bis Heute können Sie HIER nachlesen.

Quellen:
Holzapfel, Josef: Historisches Ober St. Veit. Handwerks-, Gewerbe- und Vereinsgeschichte. Wien, Interessensgemeinschaft Kaufleute Ober St. Veit 2009

hojos
11. Jänner 2011