Fußballsport in Ober St. Veit und Umgebung

Hat mittlerweile auch schon eine recht lange Geschichte
1914

Die Zeiten, in die alte Menschen zurückblicken, waren meistens hart und entbehrungsreich. Und trotzdem werden sie in nostalgischer Weise als die „gute alte Zeit“ bezeichnet. Vordergründig ein glatter Widerspruch, aus der subjektiven Sichtweise vieler Menschen aber gut zu erklären. Es handelt sich um Erinnerungen aus der Kindheit, als die eigene Vitalität unbändig erschien. Hunger litt man kaum, die Natur sorgte reichlich und sonst die Eltern. Deren harte Arbeit und Entbehrungen wurden kaum bewusst, genauso wenig wie die Armut insgesamt. Geflickte Hemden, Hosen, Jacken, ein Paar Schuhe oft aus altem Gummi waren mehr als genug, und schon das kleinste Geschenk wurde zur Sensation. Ein Stoffbündel, einer Puppe ähnlich, beflügelte die Fantasie und beschäftigte für Stunden. Ein Ball, selbst eine jämmerliche Wuchtel, wurde zum Statussymbol und brachte Schwung in eine ganze Horde. Irgendwann nannte sich die Horde Fußballmannschaft und reüssierte auf der Baumgartner Wiese. Ein gutmütiger Mäzen organisierte Leiberl und vielleicht auch Fußballschuhe und da stand er dann, der Bub, auf Wolke sieben. Daran änderte auch das Blut auf den Fersen nichts oder der abgefallene Zehennagel. Freizeit war für die meisten Buben gleich Fußball.

Der Clubbetrieb im österreichischen Fußballsport reicht nicht viel weiter zurück als das Erinnerungsvermögen alter Menschen. Beim traditionsreichen „Fußballklub Austria“ hat er sogar einen gewissen Bezug zu Ober St. Veit.

Der heutige Fußballklub Wiener Austria wurde 1910 durch Abspaltung der A-Mannschaft aus dem auf der Jesuitenwiese beheimateten Vienna Cricket and Football-Club gegründet. Zuerst nannte er sich „Wiener Cricketer“ und noch im selben Jahr „Wiener Amateur Sportverein“ (WAS), vom Volksmund auf „Amateure“ verkürzt. 1926 wurde der Name auf „Fußballklub Austria“ geändert.

In den ersten Jahren hatten die Amateure keine eigene Heimstätte und trugen ihre Heimspiele auf verschiedenen Plätzen aus. Eine relativ lange Zeit, nämlich von 1914 bis 1931, war ein Platz in Ober St. Veit die Heimstätte der Austrianer. Es wird auch von einigen Spielen in der Saison 1932/33 berichtet. Der Platz war auf dem Grundstück zwischen Auhofstraße, Mantlergasse, Premreinergasse und Preindlgasse. Nach dem Ende der Ober St. Veiter Ära war die Wiener Austria wieder Gast auf verschiedenen Plätzen, ehe sie ihre Heimstätte im Wiener Stadion fand. Der Platz in Ober St. Veit blieb unbenutzt und wurde eine Zeit lang zur Spielwiese für Kinder und Arbeitslose. Mehr zum Wiener Amateur Sportverein erfahren Sie HIER.

Gleich daneben hatte der Ober St. Veiter Fußballklub seinen Platz. Wegen seiner tiefen Lage (vom Preindlsteg aus konnte man auf das Fußballtor hinunterblicken) wurde er von den Leuten „Gruab’n“ genannt. Als Vereinslokal diente das Gasthaus Schröder, vormals Gündel im ehemaligen Kümmerlhaus an der Auhofstraße 118. Genannt haben dürfte sich der Ober St. Veiter Fußballklub „AC Ober St. Veit“. Er hatte vor und nach dem 2. Weltkrieg existiert und manchmal recht erfolgreich im Wiener Fußballunterhaus mitgespielt. Als Spielstätte wird auch der Baumgartner Austria-XIII-Platz (Kink-Platz) genannt. In den 1970er-Jahren dürfte der AC Ober St. Veit aufgelöst worden sein. Mehr ist zu diesem Ober St. Veiter Fußballklub nicht bekannt.

Der älteste der noch existierenden Fußballvereine in Ober St. Veit und Umgebung ist der ASV 13. Auf eine lange Geschichte kann mittlerweile auch der 1969 gegründete ASK Ober St. Veit zurückblicken. Beide Vereine haben ihre Heimstätte auf der ASVÖ-Sportanlage in der Linienamtsgasse.

Neben diesen eigenständigen Fußballklubs gab es auch immer wieder firmeneigene Fußballmannschaften wie den FC Winkler & Schindler und Litega-Hietzing.

Quellen:
Holzapfel, Josef: Historisches Ober St. Veit. Handwerks-, Gewerbe- und Vereinsgeschichte. Wien, Interessensgemeinschaft Kaufleute Ober St. Veit, 2009

hojos
Übertragen im Februar 2011