Professor Georg Strnadt

geboren am 18. März 1909 in Wien, gestorben am 4. Juli 1980 in Wien. Lebte lange in Ober St. Veit in der Preimreinergasse 18.
1909

Eine Biografie, zusammengestellt von Inge Strnadt geb. Kruppa

Georg Strnadt besuchte die ersten 3 Volksschulklassen in Wien, Margareten, die 4. Klasse und 3 Bürgerschulklassen in Perchtoldsdorf, wo seine Eltern wohnten und auch er bis zu seiner Verheiratung (1936). In seiner Jugendzeit war er in der Jugendbewegung tätig und widmete sich in Sinne Raimund Zoder's und Karl Liebleitner's der Pflege des Volkstanzes und des Volksliedes. Er besuchte die technisch-gewerbliche Bundeslehranstalt in Mödling (Abschluss mit Reifeprüfung), Anstellungen verlor er durch die damalige schlechte Wirtschaftslage. Während der Arbeitslosigkeit bestand er die Reifeprüfungen als Externist am Realgymnasium in Mödling und an der Lehrerbildungsanstalt in Wien, Hegelgasse. Zwei Jahre war er unbezahlter Probelehrer in Liesing, dann einige Jahre Vertreter und Angestellter bei der Städt. Versicherung, nach 1938 bei Zürich-Kosmos. Im Mai 1940 zum Militär eingerückt kam er erst 1945 mit dem Zusammenbruch in seine Heimat und zu seiner Familie zurück (Sohn Günther geb. 1938, Tochter Ilse geb 1940). Nach dem Krieg inskribierte er einige Semester Kunstgeschichte an der Wiener Universität, begann aber gleichzeitig seinen Beruf als Antiquitätenhändler mit bescheidensten Mitteln. Langsam entwickelte sich das Geschäft bis zu Exportaufträgen nach USA (Mörser, Küchenwaagen etc.). Operation und Krankheit zwang ihn im Frühjahr 1970 zum Ruhestand.

Georg Strnadt hat erst in späten Jahren (1962–1964) mit seiner literarischen Betätigung begonnen, die er fallweise mehr als Hobby betrachtete, die er aber doch fortsetzte und sich speziell mit dem Wiener Dialekt befasste. Seine Vorbilder waren Josef Weinheber und frühe Wiener Schriftsteller. Die erste Lesung seiner Gedichte durch Kammerschauspieler Richard Eybner war am 26. Mai 1964 in Perchtoldsdorf. Mit seinem 1. Buch: „Aus da mitlan lod“ das im Österr. Bundesverlag erschienen ist, wurde er bekannt, das Buch stand am 24. Dez. 1965 auf der Kurier-Bestsellerliste. Er selbst bezeichnete dieses Hinwenden zur Lyrik als eine Alterserscheinung, da er sich in seinem Leben eher der Musik, der Volksmusik sowie der Klassik, zugetan fühlte. Er hatte ein absolutes Gehör, spielte selbst Geige, Ziehharmonika und Gitarre. Das Gedicht: „Des lebm is nix weat“ hat er auch selbst vertont und es ist auf der Platte „Wossa und Wein“ zu hören. Er schrieb auch einen „Tanz“, der von seinen Musikfreunden „Prehauser-Tanz“ benannt wurde. Bekannt wurde Georg Strnadt durch Rundfunk, Fernsehen, Schallplatten, Rezitationen namhafter Interpreten, aber auch als eigener Interpret und Gestalter von Vortrags- und Schulungsabenden, er veranstaltete sehr viele kleinere aber auch ganz große Wiener-Abende und immer war Musik dabei. In den ersten Jahren war es das Klassische Wiener Schrammel-Quartett, dann die Philharmonia-Schrammeln, das Kammer Ensemble der Stadtmusik Wien, das Alt Wiener Schrammel-Quartett, das Wiener Konzertante Schrammel-Quartett etc. Sehr oft spielten die Wiener Konzertschrammeln unter der Leitung von Frau Prof. Anita Ast. Die Sprecher der Gedichte waren Richard Eybner, Fritz Lehmann, Heinz Conrads, Erich Auer, Carlo Böhm und noch viele andere. Bei den festlichen Polizeikonzerten im Konzerthaus brachte Insp. Fritz Mader als Conferencier u.a. auch Gedichte von Georg Strnadt zum Vortrag.

Das Anliegen von Georg Strnadt war, die Schönheit und das Musikantische der Wiener Mundart im Sinne Josef Weinheber's weiterzuführen. Die derzeit lautstark gewordene und propagierte, oft derbe und dekadente Dialektwelle lehnte er ab.

Es kam zur Herausgabe von 5 Büchern beim Verlag Jugend und Volk:
1.) Aus da mitlan lod
2.) Gschimpft gredt und graunzt
3.) Wossa und wein
4.) Waunzn, flee und läus
5.) De faschiamaschin.
(Nr. 2 ist im Österr. Bundesverlag erschienen)

Außerdem erschien
1.) Eine Langspielplatte „Wossa und Wein“ bei Amadeo
2.) „Heinz Conrads liest Georg Stnadt“ eine LP und kleine Schallplatte in den Büchern.

Auszeichnungen:
1.) Das goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Niederösterreich (1975)
2.) Berufstitel Professor (1975)
3.) Die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Silber (1975)


Das Werk des Mundartdichters in einer Zusammenfassung anlässlich der posthumen Veröffenlichung des Gesamtwerkes

Georg Strnadt begann mit seinem dichterischen Werk zur Osterzeit des Jahres 1962, als er im Freundeskreis sein erstes Gedicht: „Auferstehung in Perchtoldsdorf“ vorlas. In rascher Folge schrieb er Gedichte von wienerisch beschwingter Poesie und obwohl er seine Zeit sehr kritisch betrachtete, sind sie eine Liebeserklärung an die Donaustadt und ihre Menschen. Der beliebte Burgschauspieler Richard Eybner hat die Gedichte erstmals im Jahre 1964 zum Vortrag gebracht und schon im Dezember 1965 stellte er auch das erste Buch: „Aus da mitlan lod“ vor. Es kam zur Herausgabe von 4 weiteren Büchern und es fanden sich im Nachlass außerdem noch mehr als 200 Gedichte. Eine von der Witwe Inge Strnadt zusammengestellte Gesamtausgabe der Gedichte aus den 5 Büchern und dem Nachlass wurde 1992 herausgebracht.

Als musischer Mensch und musikalisch hoch begabt, fühlte er sich der Klassik sehr zugetan; in der Jugend widmete er sich der Pflege des Volksliedes und Volkstanzes. Als volkstümliches Couplet vertonte er sein Gedicht: „Des lebm is nix weat“ und schrieb auch einen „Tanz“.

Es war sein Anliegen, die Wiener Umgangssprache in ihrer Schönheit mit gehaltvoller Wiener Musik zu einem echten Klangbild zu vereinen und dadurch die Wiener Atmosphäre zum Ausdruck zu bringen. Er veranstaltete sowohl in Wien, als auch in anderen Städten und Ortschaften ungezählte Wiener Abende und sprach seine Gedichte meistens selbst, immer begleitet von gediegener Alt-Wiener Schrammel-Musik. Auch im Radio und Fernsehen kam der Autor zu Wort. Durch Heinz Conrads, Richard Eybner, Fritz Lehmann und viele andere hervorragende Interpreten wurden die Gedichte weithin bekannt.

Erschienene Werke:
„Aus da mitlan lod“, „Gschimpft gredt und graunzt“, „Wossa und Wein“, „Waunzn, flee und läus“, „De faschiamaschin“.

Schallplatten:
„Wossa und Wein“ mit Richard Eybner, Fritz Lehmann und dem Klass. Wr. Schrammelquartett (nur noch zu hören in der österr. Phonothek, Wien I., Annagasse 20);
Richard Eybner liest Weinheber, Strnadt und „Das Manöver“;
„Heinz Conrads spricht Georg Strnadt“;
„Richard Eybner live“ (Doppelalbum, Dez. 1984)

Auszeichnungen: Das goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Niederösterreich; Berufstitel Professor, die Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Silber.

Am 19. Dezember 2009 wurde Georg Strnadts aus Anlass seines 100. Geburtstages im Rahmen des Ober St. Veiter Seniorenklubs gedacht. Einen Bericht von dieser Veranstaltung inklusive von Prim. Dr Franz Böhmer vorgetragenen Gedichten Georg Strnadts können Sie HIER genießen.

Quellen:
Familie Strnadt

eingestellt von hojos
im November 2009