Ehrenhalber gewidmete Gräber auf dem Friedhof Ober St. Veit

Sie haben seit der Jahrtausendwende von 11 auf 17 zugenommen
16.10.2012

An der Liste der ehrenhalber gewidmeten Gräber auf dem Ober St. Veiter Friedhof hat sich über Jahrzehnte hinweg kaum etwas geändert:

Der Schriftsteller, Lyriker, Journalist und geistige Vater der satirischen Zeitschrift „DIE MUSKETE" Wilhelm Freiherr von Appel; der Afrikaforscher und Ethnograf Friedrich Julius Bieber; der k.k. Hofvergolder Conrad Bühlmayer; der Ober St. Veiter Bürgermeister Karl Hentschel; der Blindenpädagoge Hofrat Alexander Mell; die Stadträtin Dr. Alma Motzko; der akademische Maler Egon Schiele; der Unter St. Veiter Bürgermeister Heinrich Schönich; der Oberlehrer Leopold Sommerer; der Numismatiker und Historienmaler Ignaz Spöttel und der Schriftsteller Dr. Otto Stoessl. Elf waren es an der Zahl, die zuletzt Verstorbene aus diesem Kreis war Fr. Dr. Motzko mit dem Todesjahr 1968, fünf starben vor dem Zweiten und fünf vor dem Ersten Weltkrieg. Entsprechend alt sind die Ehrungen.

Etwa nach der Jahrtausendwende, in einer Zeit der immer knapper werdenden Kassen, brach eine erstaunliche Ehrungsfreudigkeit aus, und die Zahl der solcherart Geehrten stieg schnell auf 17:

1999 kam die Filmpionier-Familie Kolm-Veltee hinzu, 2006 der Kunstsammler und Schiele-Neffe Anton Peschka jun.,  2007 der Komponist und Dirigent Prof. Kurt Rapf, 2008 die Kammersängerin Christel Goltz-Schenk, ebenfalls 2008 – spät aber doch – der Provinzgouverneur von Dara, Rudolf Carl Freiherr von Slatin, und 2010 der Widerstandskämpfer Eduard Schlesinger.

Es besteht kein Zweifel, dass alle diese Personen zurecht geehrt wurden, und trotzdem können sie nur als Vertreter vieler anderer genauso verdienstvoller Menschen gesehen werden, die halt keine gewichtigen Fürsprecher hatten und womöglich nicht einmal im Rahmen der momentan im Bezirk grassierenden paritätischen Straßenbenennungswut bedacht wurden.

Viele dieser Widmungen schließen auch die Inobhutnahme ein und werden den „Stadtsäckel" ganz schön belasten. Da steht dann zu befürchten, dass andere vernachlässigte Gräber, die ebenfalls prominent belegt sind oder architektonisch hervorstechen, bald untergehen. Ein Beispiel dazu ist das Grab der älteren Ober St. Veitern gut bekannten Familie Kümmerle.

<p><b>Die Gruft der Familie Kümmerle auf dem Ober St. Veiter Friedhof</b></p><p>Fotografiert am 8. November 2012</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>

Hier die Liste der ehrenhalber gewidmeten Gräber auf dem Friedhof Ober St. Veit:

Name

Beruf

Gestorben

Grabstelle

In Obhut

Anmerkungen

Appel Wilhelm, Freiherr von

Sekretär in der Staatsbahndirektion, Schriftsteller, Lyriker, Journalist und geistiger Vaters der satirischen Zeitschrift „DIE MUSKETE“. Am Haus Schweizertalstraße 16 erinnert eine 1962 enthüllte Gedenktafel an seinen dortigen Aufenthalt.

22.11.1911

Gruppe B, Nr. 116

ja

Bieber Friedrich Julius

Afrikaforscher, Ethnograf

3.3.1924

Gruppe L, Nr. 42

ja

Bühlmayer Conrad

Vergolder, Erzeuger von Bilderrahmen, Stillleben- und Genremaler, Kunstföderer und Gemäldesammler

30.10.1883

Gruppe RG, Nr. 46

ja

Goltz-Schenk Christel

Kammersängerin

14.11.2008

Gruppe T, Reihe 2, Nr. 11

nein

neu

Hentschel Karl

Bürgermeister von Ober St. Veit

10.5.1898

Gruppe C, Reihe 1, Nr. 22/23

nein

Kolm-Veltee, Familie

Filmpioniere

Familiengruft

Gruppe C, Reihe 1, Nr. 1

ja

neu

Mell Alexander

Blindenpädagoge, Hofrat

30.9.1931

Gruppe A, Nr. 19

ja

Motzko Alma, Dr.

Stadtrat, Gemeinderat

22.11.1968

Gruppe J, Reihe 10, Nr. 14

ja

Peschka Anton jun.

Neffe von Egon Schiele. Er wohnte zuletzt in Hietzing und hat seinen gesamten Besitz, insbesondere seine Kunstsammlung, der Stadt Wien vermacht.

25.7.1997

Gruppe L, Reihe 16, Nr. 11

ja

neu

Rapf Kurt, Prof.

Komponist, Dirigent

9.3.2007

Gruppe J, Reihe 2, Nr. 22

nein

neu

Schiele Egon

Akademischer Maler

31.10.1918

Gruppe B, Reihe 10, Nr. 15/16

ja

Schlesinger Eduard

Sozialistischer Funktionär, Widerstandskämpfer, 1964 bis 1969 Bezirksrat in Hietzing. Die Wohnhausanlage in Wien 13., Wilhelm-Leibl-Gasse 2-4 wurde nach ihm Eduard-Schlesinger-Hof benannt.

1988

Gruppe J, Reihe 9, Nr. 1A

ja

neu

Schönich Heinrich

Bürgermeister von Unter St. Veit

1926

Gruppe B, Nr. 47A/48

ja

Slatin Rudolf Carl, Freiherr von

Offizier, Provinzgouverneur von Dara, Gefangener des Mahdi, Pascha, Generalinspekteur des Sudan, geadelter Liebling der Gesellschaft seiner Zeit, Helfer der Kriegsgefangenen und der Stadt Wien in größter Nachkriegsnot

4.10.1932

Gruppe C, Reihe 7, Nr. 7-9

nein

neu

Sommerer Leopold

Oberlehrer

13.5.1875

Gruppe E, Reihe 3, Nr. 2

nein

Spöttel Ignaz

Numismatiker, Historienmaler

7.1.1892

Gruppe RG, Nr. 13

ja

Stoessl Otto, Dr.

Schriftsteller

15.9.1936

Gruppe H, Nr. 272

ja

 

hojos
Im Oktober 2012