Die ÖNORM H 5195-1

Haben Sie schon das Füllwasser in Ihrer Heizung gecheckt?
12.01.2012

Früher war das sehr einfach: Man füllte Leitungswasser in seinen Heizkreislauf und alles funktionierte, zumindest bei Verwendung des Wiener Wassers mittlerer Härte. Seit damals sind aber die Thermen und Heizkessel effizienter geworden und damit leider auch teurer, komplexer und anspruchsvoller, auch in Bezug auf das Füllwasser. Da kann es schon passieren, dass die "Hocheffizienzpumpe" zu rumpeln beginnt, weil sich an ihr Schmutz ablagert, der heikle Wärmetauscher im Kalk "erstickt" oder der Rost die Anlage außer Gefecht setzt.

"Ja, haben Sie denn nicht die die ÖNORM H 5195-1 eingehalten?", wird dann hocherstaunt gefragt. Viele Konsumenten hören das zum ersten Mal, denn in den Hochglanzprospekten der Erzeuger werden flächendeckend die Vorzüge der neuen Kessel- und Thermengenerationen gefeiert und in Aussicht gestellt, dass sich der höhere Preis "in no time" amortisiert. Aber die Kosten, die die zusätzlichen Komponenten und die vorgeschriebene Behandlung und Wartung des Füllwassers verursacht, ahnt man frühestens nach Studium des "Kleingedruckten". Selbst manche Installateure weisen in ihren Anboten nicht gerne darauf hin, weil sie dann vielleicht preislich unterliegen.

Woher kommen diese Normen? Das Austrian Standards Institute / Österreichisches Normungsinstitut ist eine neutrale und unabhängige Dienstleistungsorganisation. Als gemeinnütziger privater Verein stellt es seit 1920 (damals wurde es als "Österreichischer Normenausschuss für Industrie Ö.N.I.G." gegründet) die Plattform für die Entwicklung von Normen, Standards und Regelwerken in Österreich bereit. Die Berechtigung, die von ihm geschaffenen Normen als "Österreichische Normen" (ÖNORMEN) zu bezeichnen, basiert auf dem Normengesetz 1971. Die Normen selbst sind keine Vorschriften, sondern qualifizierte Empfehlungen, die freiwillig eingehalten werden. Sie werden aber oft vorausgesetzt und sind Teil privatrechtlicher Verträge. Ihre Nichteinhaltung kann damit Nachteile z. B. im Falle von Gewährleistungs-, Garantie oder Versicherungsansprüchen zur Folge haben.

Die besagte ÖNORM H 5195-1 des Österreichischen Normungsinstitutes gibt es seit 1991. Sie beschäftigt sich mit der Verhütung von Schäden durch Korrosion und Steinbildung in geschlossenen Warmwasser-Heizungsanlagen (es gibt auch einen zweiten Teil, der sich mit Frostschutz, und einen dritten Teil, der sich mit Klimaanlagen beschäftigt). Praktische Bedeutung hat diese Norm aber erst im vergangenen Jahrzehnt erlangt (Stichwort: Brennwertgeräte). Das Besondere an dieser Norm ist, dass sie nicht nur an den ausführenden Betrieb des Baunebengewerbes gerichtet ist, sondern auch an den privaten Betreiber einer Heizungsanlage.

Wer sich jetzt als Konsument über den genauen Inhalt dieser Norm informieren will, hat es aber schwer, denn die Erzeuger bzw. Installateure geben sie mit Hinweis auf das Copyright (!) nicht her, im Internet sind sie nicht gratis downloadbar, und im Österreichischen Normungsinstitut kosten sie satte 88 Euro. Das ist nicht im Sinne der Rechtssicherheit, und es ist erstaunlich, dass dies noch keiner Konsumentenschutzorganisation aufgefallen ist. Der Vorenthalt dieser Normen hat aber auch sein Gutes, denn manche der darin festgehaltenen Anforderungen sind für den Laien in ihrer Wichtigkeit schwer einschätzbar. Auch die Installateure finden manche Anforderungen übertrieben und ignorieren sie.

Wir haben daher jemanden Kompetenten zu diesem Thema befragt: Die Firma Korkisch Haustechnik hat sich mit dieser Norm intensiv beschäftigt. Sie bietet neuerdings zu ihrem etablierten "Thermencheck" auch einen "Heizwassercheck nach ÖNORM H 5195" an.

Herr Georg Mayer, der Montageleiter für Sanitär und Heizung bei der Korkisch Haustechnik, hat uns folgende Fragen beantwortet:

<p><b>Georg Mayer</b></p><p>Montageleiter für Sanitär und Heizung bei der Korkisch Haustechnik</p><p><i>&copy; Korkisch Haustechnik</i></p>

Herr Mayer, sind diese neuen Anforderungen an das Heizungswasser ein neuer gefinkelter Anschlag auf unsere Geldbörsen, oder haben sie auch einen Sinn?

Gemessen am Schaden, den schlechtes Füllwasser vor allem an den modernen Geräten verursachen kann, sind diese Maßnahmen einfach eine Notwendigkeit. Bei allen Küchengeräten ist es eine Selbstverständlichkeit, sie zu warten und regelmäßig zu entkalken. Heizungen können da keine Ausnahme sein, auch sie brauchen eine dementsprechende Wartung. Ein Kubikmeter Wasser enthält bei 10 Grad deutscher Härte ca. 179 g Kalk. 4/5 davon fallen beim Wärmeerzeuger (Kessel, Therme, Pumpen, Mischer, Ventile etc. aus und lagern sich dort ab, nur wenig im Rohrsystem. Kalkablagerung auch im Wärmetauscher verringert den Wärmedurchfluss. Aber Effizienz und Lebensdauer von Heizungen werden nicht nur von Kalkablagerungen reduziert, sondern beispielsweise auch von Schlamm und Rost.

Können Sie kurz skizzieren, was die ÖNORM H 5195-1 fordert?

Der Katalog ist im Laufe der Entwicklung dieser Norm, deren jüngste Fassung aus dem Dezember 2010 stammt, sehr umfangreich geworden. Einige Empfehlungen halten wir für übertrieben, und sie würden unseren Kunden unnütze Kosten verursachen. Als Standard haben sich folgende Maßnahmen etabliert:
• Vor der Befüllung ist jede Anlage zu spülen und darüber ein Spülprotokoll zu führen.
• Das Wasser ist vor dem Füllen einer Heizungsanlage zu analysieren und seine Eignung für die verwendeten Materialien festzustellen.
• Den Ergebnissen entsprechend bereiten wir das Füllwasser auf. In jedem Falle mischen wir unseren speziellen Korrosionsschutz bei, der den PH-Wert reguliert, die Anlage schützt und die Ablagerung des Kalks verhindert.
• Bei einer Anlage mit einer Wasserfüllung über 5000 Liter muss das Wasser jährlich, darunter alle zwei Jahre kontrolliert werden. Je nach Ergebnis der Wasseranalyse (Wasserhärte, Chloride, Ammonium, Ph-Wert, Korrosivität, Leitwert etc.) muss anschließend das Wasser z.B. mit Zusätzen behandelt werden.
• Aufbereitetes Heizungswasser muss mittels Aufkleber am Wärmeerzeuger deutlich gekennzeichnet sein.

Das ist ja ein recht umfangreicher Katalog, aus dem vor allem die zumindest zweijährige Wasserkontrolle den Kunden fordert. Sind all diese Maßnahmen Teil ihrer Standardangebote?

Soweit diese Arbeiten separat verrechnet werden, führen wir sie in unsere Anboten als sogenannten Alternativposten an. Wir weisen immer auf die ÖNORM H 5195 hin. Natürlich entscheidet der Kunde, inwieweit er diese Empfehlungen befolgen will.

Haben Sie einen Anhaltspunkt, welcher Anteil Ihrer Kunden die das Heizwasser betreffenden Dienstleistungen in Anspruch nimmt?

Im Rahmen von Neuinstallationen oder Verbesserungen nimmt ungefähr die Hälfte der Kunden diese Dienstleistungen in Anspruch. Wir informieren jetzt aber auch alle unsere Stammkunden mit bestehenden Anlagen über diese doch wichtige Neuerung in der Thermenwartung und bieten auch einen Heizwasser-Check an.

Was kostet dieser Check?

Die Heizungsanlagen sind zu unterschiedlich, um das vorweg als Pauschalbetrag anbieten zu können. Die Kosten können wir erst nach Besichtigung nennen, diese Besichtigung verpflichtet natürlich zu nichts.

hojos
Jänner 2012