Gerhard Weissenbacher: In Hietzing gebaut, Band I und II
Architektur und Geschichte eines Wiener Gemeindebezirkes. Diese vorerst bildlose Internetversion beider Bände ist in Arbeit.
Baukultur und Baustruktur - Ein neues Bild von Hietzing
Wien hat, allein durch die Tradition der Volksbildung, eine besondere Tradition der Stadtforschung "von unten". In den zwanziger und dreißiger Jahren haben vor allem historisch und kulturgeschichtlich engagierte Lehrer ausgezeichnete Heimatbücher (etwa "Mariahilf", "Favoriten") geschaffen, die den Versuch unternahmen, die Geschichte eines Bezirkes von allen nur denkbaren Aspekten aus darzustellen, und die bis heute lebendige und spannend zu lesende Quellen der Kulturgeschichte Wiens geblieben sind.
Gerhard Weissenbachers Versuch ist neu: Er stellt die Baugeschichte von Hietzing nicht nur in den großen Entwicklungslinien, abgehandelt an einzelnen Objekten, dar, sondern erfaßt die gesamte Bausubstanz, soweit sie ihm nur irgendwie von historischer, kultur- und wirtschaftsgeschichtlicher, städtebaulicher oder architektonischer Bedeutung erscheint.
Man muß nicht erwähnen - und ich weiß, wovon ich rede -, daß ein solches Vorhaben, das nicht schwerpunktmäßig hauptberuflich durchgeführt werden kann und hinter dem auch kein wie immer gearteter "Apparat" steckt, ein geradezu grenzenloses Engagement, eine forscherische Besessenheit verlangt, die der Autor in einer über zehn Jahre währenden Grundlagenforschung aufgebracht hat. Gerhard Weissenbacher ist Kunsterzieher und Maler, sein Interesse ist also kein fachspezifisches sondern, wenn man es so ausdrücken darf, ein bürgerliches, das eines schauenden und reflektierenden Bürgers und Bewohners Hietzings, der von seinem Wohnfeld mehr wissen will und in die Falle des Jägers und Sammlers gegangen ist. Die scheinbare Begrenztheit des Forschungsumfeldes hat ihn in diese Falle gelockt, das Bedürfnis nach Genauigkeit und Vollständigkeit hat ihn auf ein unbegrenztes Terrain geführt.
Gerhard Weissenbacher versteht sich in seiner Arbeit als Chronist, der in seinen Beschreibungen das Faktische festhält. Er enthält sich jeder Spekulation und läßt die gesammelten Informationen für sich sprechen. Diese Haltung scheint mir, bei einem so verführerischen Thema, eine besondere Tugend zu sein.
Vermutlich wird dieses Buch auch den Mythos von Hietzing, wo das näselnde Schönbrunnerisch gesprochen wird, etwas korrigieren, indem es einen Gemeindebezirk zum Vorschein bringt, den man sozialgeschichtlich als eine Art Widerspiegelung von ganz Wien bezeichnen könnte. Hietzing ist ein sehr gemischter, spannungsreicher und vielfältiger Bezirk, in dem nicht nur Villenviertel liegen, sondern auch große Spitalsanlagen, kleinbürgerliche, ja fast bäuerliche Quartiere und nicht zuletzt große und bedeutende Wohnanlagen und Siedlungen der Gemeinde Wien.
Gerhard Weissenbacher hat alle diese Spuren festgehalten und zu einem eindrucksvollen Mosaik zusammengefügt. Ich wünsche dieser Dokumentation eine große und neugierige Leserschaft und auch ein Vorbildwirkung für andere Bezirke.
Wien, 2.8.1996, Friedrich Achleitner
Vorwort
Hietzing und seine Bauwerke bieten sich aus mehreren Gründen als lohnende Untersuchungsobjekte an. Das Außergewöhnliche der Topographie des Bezirkes wird durch seine Lage an den letzten Ausläufern des Alpenvorlandes und eine durch den Wienfluß erfolgende natürliche Abgrenzung gegen Norden deutlich. Die Lage am westlichen Rand Wiens sowie Westeinfahrt und Westbahn an der Nordgrenze weisen dem Bezirk die Eigenschaft eines Stadtentrées zu.
Unterschiedliche historische und soziale Entwicklungen der einzelnen Bezirksteile führten zu einer weit aufgefächerten Bautypologie, vom Hakenhof der Wein- und Milchbauern zum Schloß- und Villenbau, zu Biedermeierlandhäusern, Manufakturen, Fabriksanlagen und Sozialbauten bis zu wegweisenden Beispielen des modernen Einfamilienhauses. Die Darstellung der historischen Entwicklung der einzelnen Bezirksteile und - ab ihrer Eingemeindung nach Wien - des aus ihnen gebildeten 13. Bezirkes ist daher die Grundlage für die Untersuchung des Baugeschehens und wurde den einzelnen Objektbeschreibungen vorangestellt.
Die heutige allgemeine städtebauliche Diskussion betrifft auch wieder die Peripherie. Der Umgang mit dem Nebeneinander verschiedener Bauausformungen war in Hietzing bereits vor 100 Jahren thematisiert und wurde im Zuge der Eingemeindung zur zwingenden Aufgabe. Die Art, wie Baulücken zwischen den damaligen Orten Hietzing, Unter-St. Veit und Ober-St. Veit geschlossen wurden, kann einen praktischen Bezug zur Gegenwart herstellen. Nicht Satellitenstädte, sondern das auf konzeptioneller Ebene erfolgende Eingehen auf vorhandene Strukturen und ihre Weiterentwicklung könnten eine Lösung sein.
Die Beschäftigung mit dem Baugeschehen in Hietzing ist aber auch eine Auseindersetzung mit der Architektur der gesamten Stadt. In diesem Bezirk sind alle wesentlichen Bauphänomene Wiens der letzten 150 Jahre in überzeugenden Beispielen vorzufinden.
Die Konzentration der Forschung auf ein flächenmäßig relativ eng begrenztes Gebiet ermöglicht sowohl eine über bereits vorhandene Dokumentationen bedeutender Bauwerke des Bezirkes hinausreichende Wissensvertiefung als auch eine bessere Zusammenschau einzelner Phänomene. Die bestehende Literatur zu diesem Thema beschreibt verschiedene Baubeispiele unterschiedlicher Zeitspannen; eine Dokumentation wesentlicher Bautypen vom ausgehenden 17. Jahrhundert - einzelne Sakralbauten und frühe Wehrbauten gehen auf das 12. Jahrhundert zurück - bis zur Gegenwart sowie ihr Bezug zur Topographie und zur kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung ist bis jetzt für den 13. Bezirk noch nicht versucht worden.
Ein besonderes Anliegen dieser Dokumentation ist die Auseinandersetzung mit der sog. "anonymen" Architektur und mit jenen Bauwerken, die zwar nicht mehr bestehen, jedoch von kulturhistorischem oder architektonischem Wert waren. Wichtig war uns auch die Aufnahme jener Objekte, die weniger durch ihre architektonische Qualität als durch ihre Dominanz und Unübersehbarkeit auffallen; sie prägen auf besondere Weise das Stadtbild.
Intensive Beschäftigung mit "Umgebung" kann Vertrautheit und auch beruhigende Geborgenheit vermitteln. Ein und dieselbe Straße, Hausecke, Dachlandschaft in den Verwandlungen durch das Licht der verschiedenen Tages- und Jahreszeiten, in der Kenntnis ihrer Entstehungsgeschichte erlebt, vermitteln eine besondere Art von Nähe. Darüber hinaus ist diese Beziehung zur gebauten Umwelt auch auf noch Fernes, Fremdes, das vielleicht eine ebensolche Erkenntnismöglichkeit bereithält, übertragbar.
Diese Aufforderung zur Suche war ein anfänglicher Beweggrund für die vorliegende Arbeit, die als bescheidener Versuch an einem Wiener Gymnasium begann, die aber in bezug auf Quantität eine Eigendynamik entwickelte, die uns den geplanten Zeitrahmen bei weitem zu überschreiten zwang. Was bleibt, und was ich allen Leserinnen und Lesern wünsche, ist die Faszination der Beschäftigung mit scheinbar stummen Zeugen, die, wenn wir es zulassen, zu aussagekräftigen und beredten Begleitern werden. Über sich hinausweisend, sind sie verschieden deutliche Botschaften von der Vielfalt menschlicher Existenz.
Hinweise für die Benützung
- Innerhalb der einzelnen Kapitel sind die Bauwerke im Sinne der Siedlungsentwicklung chronologisch gereiht.
- Der Zusatz "Urkundl." vor einer Jahreszahl bedeutet die erstmalige urkundliche Erwähnung, läßt jedoch selten exakt auf das Baualter schließen.
- Die Jahreszahlen unter den Baumeister- und Architektennamen zu Beginn einer Objektdokumentation bedeuten die reine Bauzeit ohne Planungszeit.
- Mit Rücksicht auf historisch gewachsene Siedlungsstrukturen sind Objekte eines geschlossenen Ensembles im Zusammenhang dokumentiert, scheinen daher nicht in dem entsprechenden typenbezogenen Kapitel auf (z. B. ist die Pfarrkirche Ober-St. Veit unter dem Titel "Wolfrathplatz" im Zusammenhang mit anderen Bauten des Ortszentrums von Ober-St. Veit beschrieben und nicht innerhalb des Kapitels "Sakralbauten").
- Ein Bezirksplan dient als Orientierungshilfe.
- Die Dokumentation der einzelnen Objekte ist in "Baugeschichte" und "Baubeschreibung" gegliedert, wobei es sich bei den Beschreibungen in erster Linie um die Darstellung des ursprünglichen Bauzustandes handelt.
- Die Fußnoten des Buches wurden in den Text dieser Internetversion eingearbeitet oder weggelassen. Die Literaturangaben erfolgen hier in Kurztiteln, die kompletten Titel sind im Literaturverzeichnis enthalten.
- Redaktionsschluß Band I: 30. Juni 1996
- Die zur Zeit des Redaktionsschlusses gültige Rechtschreibung wurde in dieser Internetversion belassen.
HISTORISCHE ENTWICKLUNG
Geographische Voraussetzungen
Frühe Besiedelungsspuren
Die einzelnen Bezirksteile bis zur Eingemeindung 1891
Die Eingemeindung der Vororte
Siedlungs- und Sozialentwicklung
Anhang
Verteilung der Bevölkerung im Gebiet des h. Landes Wien von 1700–1910 in %
Die Ortsteile im Bereitungsbuch von 1590, das zur Steuererfassung angelegt wurde und heute die älteste erhaltene Häuserstatistik von Niederösterreich darstellt
Einwohner- und Gebäudezahlen
Detaillierte Gebäudezahlen im 13. Bezirk. Volkszählung 1981
Detaillierte Gebäudezahlen im 13. Bezirk. Volkszählung 1991
Städtebauliche Entwicklungsperioden
Flächennutzung
Grünnutzung
Schutzzonen
Geographische Voraussetzungen
Hietzing, der 13. Wiener Gemeindebezirk, besteht aus den ehemals selbständigen Ortsgemeinden Hietzing, Ober-St. Veit, Unter-St. Veit, Hacking, Lainz, Speising sowie aus der Katastralgemeinde Schönbrunn und liegt im Westen der Stadt auf den hügeligen Ausläufern des Wienerwaldes. Mit 37,69 km2 Fläche ist er nach dem 22. und 21. Bezirk der drittgrößte von Wien.
Beherrschende morphologische Elemente der Landschaft sind die Anhöhen des Hagenberges (411 m), Nikolaiberges (268 m), des Künigl- und Gemeindeberges (261 m, 321 m) sowie die Hügelreihe von Rotem Berg (262 m, sein Name weist auf die Beimengungen von eisenhaltiger Verwitterungserde hin), Girzen- und Trazerberg (285 m, 277 m). Diese Juraklippen bestimmen Wasserläufe, Verkehrserschließung und Siedlungsentwicklung.
Die Vegetation der Gegend war eine Gebüschlandschaft, wie sie heute beispielsweise noch am Leopoldsberg zu finden ist. Der Waldbestand reichte näher an die Stadt Wien heran.
Der geologische Untergrund aus Flysch, einem wasserundurchlässigen Sediment, läßt Niederschläge an der Erdoberfläche abrinnen. Vor den umfangreichen Kanalisierungsarbeiten in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts überschwemmten daher bei starken Regenfällen die aus dem Wienerwald kommenden Bäche und Flüsse das umliegende Gebiet, das damals vorwiegend aus Äckern und Wiesen bestand. Im Dorf Hietzing wurden Hochwässer durch den Wienfluß und seine Nebenarme verursacht: 1741 kam es zur Überflutung des Schönbrunner Schloßgartens, 1851 wurde der höchste Wasserstand erreicht. In Ober-St. Veit führte nicht selten der Marienbach Überschwemmungen herbei, in Lainz und Speising der Lainzerbach.
Neben den Überflutungen des Wienflusses wurde seine Verschmutzung durch Anrainer und erste Industrieanlagen zu einer großen Belastung. Ein Spottgedicht von Franz Xaver Karl Gewey aus dem Jahr 1812 bezieht sich darauf:
"Was deine Nachbarn nicht im Hause dulden,
Das drängen sie dir schmählich auf.
Du wirst oft lästig ohne dein Verschulden,
Und olivenfarbig ist dein Lauf.
Zum Höllenflusse ganz dich umzustalten
Vermaß sich dieser Frevler Hohn:
Du bist der Styx, der Phlegethon der Alten."
Seit 1770 gibt es kaum Fische in der Wien, seit 1830 auch keine Flußkrebse mehr.
Immerhin errichtete man zwischen 1831 und 1839 nach einer Choleraepidemie an beiden Seiten des Wienflusses nach Plänen von Cajetan Schiefer, dem späteren Baudirektor der Stadt Wien, Sammelkanäle mit einer Gesamtlänge von 9,7 km. Sie führten, bei der Wienflußmündung beginnend, bis zur Hollergasse bzw. bis zum Schönbrunner Schloß und nahmen Abwässer und Fäkalien, die vorher direkt in den Fluß abgeleitet worden waren, auf.
Bereits 1781 war von Wilhelm Beyer ein Entwurf zur Wienflußregulierung vorgelegt worden. Er plante im oberen Flußlauf zur Vermeidung von Hochwässern Reservoirs; die Regulierung sollte ohne Tümpelbildung Fäulnisfieber und epidemische Krankheiten verhindern. Der Streit mit einem anderen Projektanbieter und die Einwände der am Fluß angesiedelten Färber verhinderten die Realisierung des Vorhabens. Erst 1891 konnte jenes Projekt ausgearbeitet werden, das in den Jahren 1894 bis 1906 im Zusammenhang mit dem Stadtbahnbau verwirklicht wurde (Abb. 4, 5).
Der Lainzerbach (Abb. 6), der im h. Lainzer Tiergarten in der Nähe des Rohrhauses entspringt, floß ehemals entlang der Speisinger Straße, Gallgasse und Feldkellergasse bis zur Bergheide, dann längs der Fasangartengasse (Abb. 7) und der Lainzer Straße. Sein weiterer Verlauf führte entlang des Küniglberges an der Stelle der h. Alois-Kraus-Promenade, wo sich bis Anfang der zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts das Lainzer Bad befand. Ab der Gloriettegasse floß der Bach links neben der Lainzer Straße bis zum damaligen Gasthof "Zum Schwarzen Hahn" (h. "Hietzinger Bräu"), weiter parallel zur Hietzinger Hauptstraße, dann über den Grund des h. EKAZENT und hinter dem Casino Dommayer (h. Parkhotel) zum Wienfluß.
Der Lainzerbach bestimmte auf maßgebliche Weise den Verlauf der entlang seiner Ufer geführten Straßenzüge. In zwei Schritten (1895/96 und 1903) erfolgte seine Ableitung durch einen Sammelkanal unter der Speisinger und Lainzer Straße.
Auch der Marienbach (Abb. 8) in Ober-St. Veit entspringt innerhalb des Lainzer Tiergartens, und zwar in der Talmulde zwischen den St. Veiter Lissen und der Baderwiese. Er floß vor seiner wahrscheinlich schon in maria-theresianischer Zeit erfolgten partiellen Einwölbung entlang der h. Ghelengasse bzw. Schweizertalstraße, querte den NW-SO verlaufenden Teil der Vitusgasse, floß zwischen Glasauergasse und Firmiangasse und schließlich entlang letzterer in den Wienfluß. Zwischen Ghelengasse 6 und Ghelengasse 8 begann die Einwölbung. Sie erstreckte sich - mit einer ca. 80 m langen Unterbrechung oberhalb der Querung der Vitusgasse - bis zur Einmündung in den rechten Wienflußsammelkanal. Bei starken Regenfällen stauten angeschwemmte Hölzer an der vergitterten Öffnung in der Lainzer Tiergartenmauer das Wasser, sodaß die Mauer an dieser Stelle immer wieder einbrach. Das talwärts strömende Regenwasser wurde durch Zuflüsse entlang der Erzbischofgasse, Veitlissengasse und Winzerstraße zum Hochwasser, das die alte Einwölbung nicht zur Gänze aufnehmen konnte und zuletzt am 1. 6. 1898 verheerenden Schaden anrichtete (Abb. 9). Damals wurde durch Einsturz einer unterwaschenen Wand im Haus Hietzinger Hauptstraße 155 ein Kind tödlich verletzt. Das teilweise eingestürzte Bachgewölbe oberhalb der Vitusgasse ist in einem Rekonstruktionsplan aus dem Jahr 1898 erkennbar (Abb. 10).
Erst die 1905-10 durchgeführten umfangreichen Einwölbungsarbeiten mit dem Einbau eines Sandfanges an der Einmündung in den rechten Wienflußsammelkanal schlossen ähnliche Katastrophen aus.
Entlang der Jagdschloßgasse floß in Form eines Rinnsals der Lackenbach. Da durch ihn bei ergiebigen Regenfällen die Keller der angrenzenden Gebäude überflutet wurden, leitete man ihn 1903/04 ab der Rotenberggasse in einen neu geschaffenen Kanal.
Frühe Besiedelungsspuren
Schon aus der Altsteinzeit sind Funde belegt, die menschliche Besiedelung im Gebiet des h. 13. Bezirkes erweisen. Beim Haus Titlgasse la wurden 1969 Reste eines Mammutstoßzahnes sowie Abschlagmaterialien von Steinwerkzeugen entdeckt. Diese Zeugnisse aus der Zeit zwischen 25000 v. Chr. und 20000 v. Chr. sind der älteste urgeschichtliche Besiedelungsnachweis im Wiener Raum.
Aus der Mittelsteinzeit stammen die mit etwa 6000 v. Chr. datierten Funde an dem zur Wlassakstraße hin gelegenen Südhang des Gemeindeberges.
Aus der Jungsteinzeit sind Funde am Schönbrunner-, Girzen-, Gemeinde- und Nikolaiberg sowie am Roten Berg, in den Bereichen der Wenzgasse und der Auhofstraße 221 bekannt. Die Ausgrabungen am Gemeindeberg, wo sich eine bedeutendere Ansiedlung befand, bezeugen überwiegend Kulturbeziehungen nach dem Norden. In der Gegend der h. Gober-, Steinhardt- und Jagdschloßgasse lag ein Bergbaubetrieb der Jungsteinzeit, in dem man Hornstein abbaute.
In der Bronze- und Eisenzeit führte, da das Tal des Lainzerbaches versumpft war, die Nord-Südverbindung am Osthang des Roten Berges über den Lainzer Sattel. Zwischen Veitingergasse und Tolstojgasse fand man einige Gräber mit Beigaben, u. a. einem 75 cm langen Schwert, aus der Eisenzeit.
Aus römischer Zeit stammen Gräber in der Sauraugasse und Gebäudereste in der Veitingergasse und Lainzer Straße 119 sowie etliche Kleinfunde. Ecke Veitingergasse und Rotenberggasse fand man Siedlungsnachweise, z. B. einen Ziegel mit dem Stempel der X. Legion und ein kleines Gräberfeld. Die Funde Ecke Sauraugasse/Gobergasse bestehen aus zwei Steinsarkophagen, einem Ziegelgrab und einer einfachen Erdbestattung. Eine Wasserleitung, die über den Rosenhügel in das Legionslager Vindobona führte, verlief entlang der h. Fasangartengasse und am Fuße des Küniglberges. Wahrscheinlich im ersten Jahrhundert n. Chr. erbaut, wurde sie frühestens im zweiten Jahrhundert verbessert und vermutlich während der Völkerwanderungszeit zerstört. Den Lainzerbach entlang verlief eine römische Straße, die an der Stelle der h. Kennedybrücke in einer Furt den Wienfluß überquerte. Von der Römerstraße, die über den h. Flötzersteig in das Wiental führte, zweigte in der Gegend der h. Einsiedeleigasse ein Nebenweg durch die Lainzer Mulde ab.
Seit der Mitte des sechsten Jahrhunderts durchstreiften nomadisierende Awaren von der Ungarischen Tiefebene aus das Gebiet zwischen der Enns und den östlichen Ausläufern des Wienerwaldes, ein "Niemandsland" an der Grenze gegen die Bayern. Nach ihren Niederlagen gegen Karl den Großen wurden in Niederösterreich keine awarischen Gräberfelder mehr belegt.
1860 fand man im Zuge des Baues der Verbindungsbahn mindestens vier awarische Reitergräber und einige Frauengräber. Leider wurde damals nicht exakt dokumentiert, vieles wurde zerstört, u. a. auch einige Latène-Gräber, sodaß die Funde nicht mehr genau lokalisierbar sind. Sie dürften zu einem Gräberfeld, das Teil eines militärischen, vielleicht auch politischen Zentrums war, gehört haben. Die Beigaben bestanden u. a. aus Ohrschmuck, einer Mantelschließe, Goldblech-Zierbeschlägen, Bronzeschnallen, Pfeilspitzen, Äxten sowie aus Eisen geformten Waffen (Beil, Säbel) und Steigbügeln.
1910 stieß man bei einem Wasserleitungsbau in der vier Jahre vorher angelegten Spohrstraße auf mindestens sechs awarische Gräber und mindestens eine latènezeitliche Bestattung an der Kreuzung Spohrstraße, Schrutkagasse, Tolstojgasse. 1953/54 wurde in der Dostojewskijgasse 30 beim Aushub für ein Wasserbecken ein awarisches Grab zerstört, 1955 in der Dostojewskijgasse 28 ein Grab angeschnitten.
Aus der Spätawarenzeit (achtes Jahrhundert) stammen jene drei Gräber, die im Juni 1956 im Bereich Käthe-Leichter-Gasse 17/Spohrstraße 4 gefunden wurden. Beigaben waren Feuerschläger aus Eisen, Rasiermesser und je eine Bronze- und Eisenschnalle. Ein bayrisches Gefäß weist auf Handelskontakte hin. Im selben Jahr fand man in der Fichtnergasse 4 ein Gefäßrandfragment.
Unter der Herrschaft der Awaren lebten einige Slawenstämme, die seit dem ausgehenden sechsten Jahrhundert von Osten her weit in den Alpenraum vorgedrungen waren. Ihre Gräberfelder sind mit den meist typisch awarischen Beigaben archäologisch nur sehr schwer von jenen der Awaren zu unterscheiden. Erst mit der abnehmenden Bedeutung der Awarenmacht ist eine Differenzierung zu erkennen, und es gibt seit dieser Zeit eigene slawische Begräbnisplätze.
Die slawischen Siedlungen werden wohl die karolingische Phase und die ungarische Herrschaft im zehnten Jahrhundert überdauert haben und sind erst in der zweiten deutschen Siedlungswelle verschwunden. Viele Ortsnamen, besonders am Abhang des Wienerwaldes, dokumentieren die Anwesenheit der Slawen im Wiener Raum, z. B. Liesing (lesu/lesnica = Waldbach), Mödling (medlihha = langsam rinnendes Gewässer) oder Döbling (topl = sumpfige Stellung). Im Namen "Trazerberg" (früher Grazerbühel ) dürfte "gradec", slawisch "kleine Burg", stecken. Die slawische Herkunft des Namens Lainz ist umstritten.
Die deutsche Besiedelung erfolgte in zwei Schüben. Der erste unter den Karolingern wurde durch ungarische Einfälle gestoppt. Erst nach der Niederlage der Ungarn auf dem Lechfeld (955) konnte die deutsche Kolonisation voll einsetzen. Die ältesten Nennungen von urkundlich belegten deutschen Ortsnamen östlich des Wienerwaldes nach 1000 sind um 1015 Godtinesfeld, das spätere St. Veit, und 1028 Simmering. Die ansässige slawische Bevölkerung lebte weitgehend von Viehzucht und lernte den Pflug erst durch die neuen Siedler kennen. Ihr Land fiel dem deutschen König als Kriegsbeute zu, sie selber spielten danach bei der Kultivierung keine Rolle mehr; vielmehr zog man Neusiedler als Kolonisten heran, und an den Ausläufern des Wienerwaldes wurde ein Kranz von Dörfern angelegt. Die Herkunft der führenden Schicht ist unbekannt, da keine Familie der neu Angesiedelten namentlich eindeutig festgestellt werden konnte.
Der alte Name der Gemeindeberggasse, "Hausberg-Straße", weist auf eine einfache Wehranlage aus dem 9. bis 12. Jahrhundert auf dem Gemeindeberg hin. Konkrete Anhaltspunkte für ein derartiges Bollwerk etwa in Form eines von Palisaden umgebenen und auf einem Steinfundament errichteten Holzturmes sind allerdings bis jetzt nicht nachweisbar.
Vermutlich befand sich auch auf dem Trazerberg eine Hausberganlage aus dem 11. oder 12. Jahrhundert. Spuren von zwei Teilen des Hochwerkes einer Wehranlage sind feststellbar.
Im Mittelalter führte der Verkehrsweg nach Westen nördlich des Wientales durch die Orte Baumgarten und Hütteldorf. Deshalb nahmen die abseits liegenden Siedlungen Hietzing, St. Veit, Hacking, Lainz und Speising eine relativ eigenständige Entwicklung. Eine immer größere Rolle spielte aber die Nähe zur Stadt Wien.
Hietzing
Hietzing leitet seinen Namen von "Hezzo", einer im niederen Adel gebrauchten Kurzform für "Heinrich", ab; die Endung "-ing" bei Ortsnamen ist für die bajuwarische Besiedelung im frühen Mittelalter typisch. "Hietzing" bedeutet also "Ort, an dem die Leute des Hezzo wohnen".
Erstmals genannt wird der Ort "Hiezingen" um 1120/30; um 1130 erwähnt der Klosterneuburger Traditionskodex einen Rupertus de Hezingen als Schenkungszeugen.
Ab 1200 ist die Form "Hizzing" oder "Hiezing" gebräuchlich; die h. Schreibung "Hietzing" ist 1548 erstmals belegt.
1253 tauschte der Deutsche Ritterorden unter dem Komtur des Deutschen Hauses für Österreich und Steiermark, Ortolf von Traiskirchen, mit dem Propst von Klosterneuburg, Konrad, einen Meierhof in "Hyezingen" gegen Besitzungen in Stockstall, Ziersdorf und Dürnbach und übergab dabei die an der Stelle der h. Pfarrkirche stehende Kapelle; sie war mit zwei Weingärten und 18 Eimern Wein Bergrecht dotiert. Dieser Vertrag wurde 1255 bestätigt. Das älteste Verzeichnis der Einkünfte des Stiftes von Klosterneuburg, das Urbar aus dem Jahre 1258, nennt den genauen Besitzstand: danach gab es in Hietzing beiderseits der h. Altgasse, der Hauptzeile der Siedlung, acht "beneficia" und sieben "curtes" , von denen eine leer stand (Abb. 14).
Die Bewohner Hietzings unterstanden zunächst der Verwaltungsstelle für die Außenbesitzungen des Stiftes ("officium") in Nußdorf; ab 1340 wurden die Einnahmen aus Hietzing - die Zahl der Ämter war mittlerweile vermehrt worden - im "Meidlinger Amt" notiert.
Das Urbar von 1340 verzeichnet keine "curtes" mehr, sondern eine "curia" (bestehend aus sechs Benefizien) sowie ein ganzes und drei Drittelbenefizien (Abb. 14).
Das Stift Klosterneuburg erwarb im Laufe der Zeit alle grundherrlichen Rechte. So verzichtete z. B. auch Rudlo, genannt "Hyetzinger", 1263 gegen eine lebenslängliche Rente auf sein Erbteil in Hietzing, das der letzte Fremdbesitz gewesen war.
Die Dienstleistungen der Untertanen mußten entweder direkt an das Stift, an den Meierhof in Hietzing oder an die Hietzinger Kapelle, die dadurch eigene Mittel zu ihrer Versorgung bekam, erbracht werden. Nach einer Verwaltungsreform im frühen 16. Jahrhundert, wahrscheinlich unter Propst Georg Hausmannstetter, gingen die meisten Einkünfte direkt an den Grundherrn, das Stift.
Schon im 14. Jahrhundert dürfte die Kapelle einige Bedeutung erlangt haben, denn die Gemahlin Albrechts II., des Weisen, Johanna von Pfirt, stiftete 1340 auf dem Brigitta-Altar eine ewige Messe für ihr eigenes und ihrer Vorfahren Seelenheil. Die Kapelle muß also mehrere Altäre besessen haben. 1394 wurden in einem Ablaßbrief des Papstes Bonifatius IX. allen, welche die Kapelle besuchten und zu ihrer Erhaltung beitrugen, Ablässe gewährt. Damals wurde die Kapelle mit ziemlicher Sicherheit renoviert. Zwischen 1414 und 1419 erfolgte eine wesentliche bauliche Erweiterung und die Weihe auf den Titel "Mariae Geburt" (-> Pfarrkirche Hietzing).
Der erwähnte Meierhof, der im 15. Jahrhundert in den "großen" (vier Benefizien) und "kleinen" (zwei Benefizien) Hof geteilt wurde, lag, geschützt gegen drohende Wienflußüberschwemmungen, an der südlichen Seite der Dorfstraße, h. Altgasse 5-13 (einbezogen ein Stück der h. Fasholdgasse, ehemals Meyerhofgasse). In dieser Zeit wurden die beiden Höfe vorübergehend von Nonnenklöstern bewirtschaftet. 1428 wurden die Klarissen als Besitzerinnen des "kleinen Hofes" angegeben, 1439 verkauften die Himmelpförtnerinnen den "großen Hof". Beide Höfe hatten seit dem 16. Jahrhundert oftmals adelige Besitzer, z. B. seit 1588 den Wiener Burggrafen Jakob von Haag. Die vereinigten Höfe blieben später über Jahrzehnte in den Händen von Beamten und Hofbediensteten, wie dem Hofkriegssekretär Ferdinand Khatzenstainer (1622) oder dem kaiserlichen Hofpastetenkoch Hans Michael Biancolin (1632). 1657 verkauften Nathal de Paolo, "königl. Mayestät in Ungarn und Böheimb wolbestellter türckhischer curir", und seine Frau, welche die Gewähr (in etwa gleichbedeutend mit Pacht, konnte auf bestimmte Zeit oder auch auf Lebenszeit erteilt werden) über diese Liegenschaft hatten, dieselbe an das Stift Klosterneuburg.
Im Garten des Meierhofes errichtete man 1792 zwei Häuser. Um 1800 wurde der Meiereibetrieb aufgelöst, da die zum Stift gehörenden Äcker und Weiden - das Gebiet zwischen den h. Straßenzügen Lainzer Straße, Altgasse, Maxingstraße und Hanselmeyergasse - Bauland wurden. 1839 versteigerte das Stift die verfallene Realität als drei Baustellen. Im Bereich der alten Anlage des Meierhofes wurden dann auch 1840 drei Häuser erbaut: Altgasse 13 und Fasholdgasse 4 und 6.
Für 1428 sind in Hietzing 20 bewohnte Güter bezeugt, fünf Wohnstätten bei der Kirche (an der Stelle der h. Häuser Am Platz 1 und 2, an der geraden und an der ungeraden Seite der h. Maxingstraße 1-13), die anderen an der Dorfstraße, der h. Altgasse. Das Benefizium der Kapelle wurde später mit den Nebenhäusern zum Pfarrhof vereinigt (Abb. 15).
Nördlich der Siedlung erstreckte sich eine mehr oder weniger offene Fläche bis zum Augelände am Wienufer, die wegen der häufigen Überschwemmungen nur als Viehweide genutzt werden konnte. Südlich, am Hang des Küniglberges - benannt nach dem kaiserlichen Prokurator Wolfgang Künigl, der im 16. Jahrhundert die Güter der Pfarre Hütteldorf verwaltete -, lagen nur einige Äcker, dafür aber ausgedehnte Weingartenfluren.
Der Weinbau war lange Zeit die wichtigste Einnahmequelle der Hietzinger. Bis zur Zweiten Türkenbelagerung 1683 verlief die Grenze zwischen Acker- und Weingartenland von Atzgersdorf über den Bereich des Schönbrunner Schloßparks zum Wienerberg. Die Fluren zwischen dem Wienerwald und dieser Linie waren bis 1683 fast ausschließlich Weinland. Der Weinbau war zwar nicht die älteste Bebauungsform, aber es wurde, da die Nachfrage nach Wein groß war, viel Ackerland in Weingärten umgewandelt und auch viel Gebüsch zur Anlegung von Weinfluren gerodet. Der Höhepunkt des Weinbaues vom 13. bis zum 15. Jahrhundert entspricht einer wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit Wiens. 1525 gab es in Hietzing mit Ausnahme einiger Hausgärten nur noch Weinfluren.
Die Weingründe waren nicht mit dem Besitz eines Hauses verbunden, sondern einzeln verkäuflich oder verpachtbar. Viele Anlagen waren daher nicht Besitz ansässiger Hietzinger, sondern gehörten Bewohnern der umliegenden Dörfer Penzing, Speising, St. Veit, Baumgarten, Meidling, Lainz, Hütteldorf und Gumpendorf oder Bürgern der Stadt Wien.
Im Dienstbuch von 1428 sind zwei große Rieden verzeichnet: Hietzingerberg-Oberschoß und -Unterschoß. Im 18. Jahrhundert gab es drei Rieden: das Unterschoß (Gloriettegasse-Weidlichgasse), das Mitterschoß (Weidlichgasse-Hanselmeyergasse) und das südlich anschließende Oberschoß (Abb. 16).
Der Küniglberg war von Gestrüpp überwuchert und diente als Weide, ebenso das Heideland östlich des Hetzendorfer Weges (Maxingstraße). Auf dem Heideland befand sich ein seit dem 14. Jahrhundert urkundlich nachweisbarer Steinbruch (Abb. 16). Möglicherweise wurde hier Material für den Bau des Stephansdomes gewonnen. Noch im 19. Jahrhundert hießen die Äcker auf dem Boden des h. Hietzinger Friedhofes "Auf der Haid in der Steingruben". Der Steinbruch lieferte auch Material zum Bau von Schloß Schönbrunn.
1346 wird erstmals eine Mühle "an dem Gern" (-> Faistenmühle) genannt (Abb. 16). Die Bezeichnung verweist auf ihre Lage zwischen Lainzer Straße und dem Vorläufer der h. Auhofstraße. Dieser Winkel wurde als "Gern" bezeichnet. Nach einem späteren Besitzer nannte man sie "Faist-Mühl". Dieser Name ist erstmals 1751 urkundlich belegt. Ein Rest des einst ausgedehnten Mühlengebäudes ist das Haus Lainzer Straße 10.
In das Jahr 1467 fällt die Errichtung der Schleifmühle durch den Müller Wolfgang Herczog und seine Gattin Elsbeth ("negst an dem khayl. thüergartten gelegen" , "zunegst des prikhls gegen der martersäulen" ). Gespeist wurde sie durch einen Nebenarm der Wien, verstärkt durch den Lainzerbach. Um 1512 war der Besitz verödet. Unter Maria Theresia baute man an Stelle der Schleifmühle das Kaiserstöckl (-> Kaiserstöckl) für ihren Leibarzt Gerhart van Swieten. Die Martersäule stand an der Abzweigung der alten Hietzinger Dorfstraße von der Straße nach St. Veit. In der Kirchlichen Topographie des Erzherzogtums Österreich (1835-40) wird sie als "am Weg nach St. Veit" stehend beschrieben. Heute befindet sie sich an der nördlichen Außenmauer der Hietzinger Pfarrkirche.
Die Hietzinger Bevölkerung wurde durch Kriegsereignisse hart getroffen, da ihre Einkünfte fast zur Gänze aus dem Weinbau stammten. Die nach den Verwüstungen neu gesetzten Weinstöcke brauchten mehrere Jahre, bis sie trugen. Schon 1461 durch die Zwistigkeiten zwischen dem späteren Kaiser Friedrich III. und seinem Bruder Albrecht VI. in Mitleidenschaft gezogen, wurde 1484 beim Zug des ungarischen Königs Matthias Corvinus gegen Wien die Hietzinger Kirche zerstört, wahrscheinlich sogar das ganze Dorf. Die Weinrieden lagen öde, und es mangelte an Arbeitskräften zur Bestellung. Erst 1493 wurden wieder Gewähren erteilt.
1529 verwüsteten im Zuge des Türkensturmes die Truppen des Paschas von Anatolien, Chossan Michalogli, die wahrscheinlich nur aus Lehm und Holz gebauten Häuser. Die Kirche "Zu unserer lieben Frau" und zehn Wohnstätten wurden zerstört. Verödete Gründe und Brandstätten zog der Grundherr ein, sobald niemand mehr Anspruch darauf erhob. Sie wurden verkauft, wobei Neuzuzügler, die vor allem aus der Steiermark kamen, viele Begünstigungen erhielten.
In dieser Zeit spielt die Legende von der wundersamen Befreiung der vier von Janitscharen gefangenen Männer durch eine Marienerscheinung, die ihnen "Hiet's enk!" zugerufen haben soll. Davon habe der zerstörte Ort, dessen Name vergessen worden sei, seinen neuen Namen erhalten.
Während der Aufbauphase erfreute sich Hietzing wachsender Beliebtheit als Wallfahrtsort ("Mariae Hietzing"). Türkenkriege und Epidemien, besonders die Pest von 1713, förderten religiöses Empfinden. Dazu gehörten auch Wallfahrten zu beliebten Marienverehrungsstätten. Wallfahrten nach Hietzing sind seit dem 14. Jahrhundert nachgewiesen. Die Marienverehrung überstand auch die Reformation, die hier nicht besonders wirksam wurde, denn 1618 sollen noch alle Einwohner katholisch gewesen sein. Von Klosterneuburg wurde alljährlich zu Mariae Geburt (8. September) eine Prozession nach Hietzing geführt, 1767 wurde sie auf das Fest Mariae Heimsuchung (2. Juli) verlegt. 1738 wurden in Hietzing angeblich 20 Messen pro Tag gelesen, annähernd 6000 Menschen sollen jährlich die hl. Kommunion empfangen haben. Bis 1772 fanden Wallfahrten nach Hietzing statt.
Die Gerichtsbarkeit, mit Ausnahme der über Leben und Tod, oblag dem Grundherrn, dem Stift Klosterneuburg. Der von ihm bestellte Richter hielt jedes Jahr am St. Georgen-Tag einen Banntaiding, einen Gerichtstag, ab. Jeder Ansässige hatte hier bei Strafe zu erscheinen. Zwei Wochen später fand ein Nachtaiding statt. Wegen der Kleinheit des Ortes mußten sich - zumindest bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts - die Einwohner Hietzings zum Banntaiding in Meidling einfinden. Der Stiftsdirektor Lamprechtshauser schreibt in der Meidlinger Banntaiding-Handschrift: "(...) müssen die Hietzinger allbei genn Mewrling zu dem pantäding kommen; sind der Hietzinger alle nur sechzehn."
Während das Stift Klosterneuburg die Grundherrschaft und damit die niedere Gerichtsbarkeit ausübte, galt die Kirche in Hietzing als Filiale der Pfarre von Penzing, das vor allem durch seine Lage an der Hauptstraße nach Westen (h. Linzer Straße) größere Bedeutung hatte. Diese Situation führte zu einem Rechtsstreit über das Patronat. Die Pfarre Penzing lag nämlich in dem von den Habsburgern lange zur Stärkung ihrer Bedeutung angestrebten und schließlich 1469 von Papst Paul II. eingerichteten Bistum Wien, während Klosterneuburg zur Diözese Passau gehörte. Die Einsetzung des Seelsorgers war folgendermaßen geregelt: Der Propst von Klosterneuburg schlug den Anwärter vor, der vom Bischof von Wien bestätigt werden mußte. Diese Vorgangsweise ist für 1506 und 1518 belegt. 1531 wollte aber der Pfarrer von Penzing, Johann Zuckenriegl, die Stelle in Hietzing erlangen, der Propst Georg Hausmannstetter stellte ihn jedoch trotz einer Empfehlung Ferdinands I. nicht ein. Der Pfarrer wandte sich an den päpstlichen Nuntius Vincenzo Pimpinella, der ihm das Benefizium mit jährlichen Einkünften von drei Mark Silber aus eigener Machtvollkommenheit verlieh. Dagegen wandte sich Propst Hausmannstetter an Rom mit dem Hinweis, er wolle die von den Türken zerstörte Kirche wieder aufbauen, könne dies aber nur tun, wenn sie dem Kloster gehöre. Als Schiedsrichter wurde der neue päpstliche Nuntius Pietro Paulo Vergerio angerufen, der 1534 aufgrund eines Gutachtens des Abtes vom Schottenstift, Konrad Weichselbaum auf eine Inkorporierung der Kirche in das Stift entschied. Dies bedeutete die Übertragung der seelsorglichen Betreuung an die Chorherren in Klosterneuburg. Der Rechtsstreit war damit aber nicht beendet; Johann Fabri (Heigerlein), Bischof von Wien, beschwerte sich bei der Regierung über den Eingriff in seine Jurisdiktion und löste damit eine sich über drei Jahre hinziehende Auseinandersetzung mit dem Stift aus. 1538 verfügte die Regierung schließlich zugunsten Klosterneuburgs. Die Streitigkeiten, in die später auch Passauer Bischöfe involviert waren, flammten jedoch immer wieder auf und dauerten bis zur Pfarrerhebung Hietzings im Jahr 1786.
Nach den Verwüstungen am Anfang des 16. Jahrhunderts erlebte das Dorf einen neuen Aufschwung als Weinort, da die ungarische Konkurrenz wegen der Besetzung des Landes durch die Türken ausfiel. Bald gab es wieder so viele Weinanbauflächen, daß die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln gefährdet war. Die Landesfürsten erließen daher Einschränkungen und Verbote: z. B. wurde 1595 verfügt, daß nur solche Gründe, welche nicht mit dem Pflug bearbeitet werden könnten, für den Weinbau verwendet werden dürften.
An der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert ging der Weinbau vor allem infolge der Aufsplitterung der Besitztümer zurück. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden die nicht bewirtschafteten Weingärten wieder in Ackerland umgewandelt. Im Gewährbuch - in ihm wurden Zahlungen, die der Hausbesitzer oder Hausmieter an den Grundherrn zu leisten hatte, festgehalten - verzeichnet der Schreiber im Jahr 1641 zum ersten Mal in Äcker umgewandelte Weingartengründe (15/11 fol. 109 v.).
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Beim Einfall ungarischer Truppen unter Stephan Boczkay 1604/05 brannte die Kirche ab, wurde jedoch unter Prälat Thomas Rueff wieder aufgebaut. Die Mariensäule blieb erhalten. Etwa 1630 wurde der Grundstein des Gebäudes für Klosterneuburger Stiftsherrn, dem späteren Pfarrhof (-> Pfarrhof Hietzing), gelegt (Abb. 17).
Der Dreißigjährige Krieg verschonte zwar die Wiener Umgebung, belastete aber die Bevölkerung durch hohe Steuern und Abgaben.
1679 wurde aus Ungarn die Pest eingeschleppt. Sie forderte mehr Opfer als die Seuche von 1713, bei der 21 Tote, zumeist Kinder und Jugendliche, zu beklagen waren. Die genaue Zahl ist nicht zu ermitteln, da die Matriken der Pfarre Penzing, zu der Hietzing damals gehörte, erst 1709 einsetzen.
Die Zweite Türkenbelagerung brachte neue Zerstörungen und fast gänzliche Entvölkerung. Unter anderem wurden der Meierhof in der h. Altgasse, der Pfarrhof und das herrschaftliche Schankhaus, welches als Einkehrgasthaus für Wallfahrer diente (CN 2 = Am Platz 2), niedergebrannt. Alle 17 Häuser, die der Grundherrschaft Klosterneuburg unterstanden, wurden eingeäschert. Wieder brannte die Kirche. Das Gnadenbild, die Liebfrauenstatue, war vorher entfernt und in das Chorherrenstift Wittingau in Böhmen (Trebon) gebracht worden; den Kirchenschatz hatte man nach Wien in den Klosterneuburger Stiftshof (Wien 1., Renngasse 10) verlagert.
Die Weinstöcke wurden wieder vernichtet, den wenigen Überlebenden fehlte die Lebensgrundlage. Nur in drei Fällen lassen die Quellen Beziehungen unter den Besitzern vor und nach der Katastrophe erkennen: erstens das Haus in der Altgasse CN 46 (es entspricht den h. Hausnummern 17-19) im Besitz der Familie von Aichen; die Gewährnehmer bewohnten es allerdings nie selber, da sie in Wien lebten; zweitens das Haus in der Altgasse CN 40 (h. Maxingstraße 2, Altgasse 2). Es gehörte seit 1669 Katharina Ponauer. Sie und ihre Familie verbrachten die Zeit der Belagerung wahrscheinlich in Klosterneuburg. Sie leisteten nur bis 1685 an der Brandstatt Wiederaufbauarbeit, da ihnen in diesem Jahr die Realität CN 3 (h. Maxingstraße 1) zufiel. Das Haus CN 40 wurde 1686 samt Zubehör an Gründen um 50 Gulden an Ursula und Thomas Koller, den Kirchendiener in Hietzing, vergeben. Schon 1688 fiel eine Haushälfte durch Kauf wieder an die Familie Ponauer zurück; drittens das Haus CN 3 (h. Maxingstraße 1), welches Katharina Ponauer durch Erbschaft erhielt. Gemeinsam mit ihrem Gatten, dem Dorfrichter Martin Ponauer, wurde sie 1685 an die Gewähr geschrieben. Seit 1668 hatte diese Liegenschaft dem Dorfrichter Veit Lehner und seiner Gattin Katharina gehört, die beide von den Türken verschleppt wurden. Als einzige aus Hietzing stammende Person kehrte Katharina Lehner aus der Gefangenschaft zurück.
• Die Entwicklung Hietzings nach dem Neubau des Schlosses Schönbrunn
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Bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unterschied sich Hietzing in seiner wirtschaftlichen, sozialen und baulichen Struktur kaum von den umliegenden Dörfern. Herrschaftliche Gebäude, wie das heute noch bestehende in der Lainzer Straße 14 (-> Lainzer Straße 14, "Kleines Herrschaftshaus"), bildeten vereinzelte architektonische Höhepunkte. Die Bevölkerung lebte schlecht und recht von Wein- und Ackerbau. Größere Bedeutung als Hietzing hatte St. Veit mit seinem Erzbischöflichen Schloß und mit dem Sitz des Landgerichtes. Erst der Neubau des Schlosses Schönbrunn (-> Schloß Schönbrunn) brachte einen Wandel. Unter Leopold I. (1658-1705), Joseph I. (1705-11) und Karl VI. (1711- 40) baute man von 1696 bis 1713 nach einem reduzierten Entwurf Fischer von Erlachs ein neues Schloß. Unter Maria Theresia (1740-80) erhielt es zwischen 1743 und 1749 im wesentlichen seine heutige Gestalt.
Die kaiserliche Hofhaltung wurde ein Anziehungspunkt für Adelige und Bürger, aber auch für Schmarotzer und Spekulanten. Die soziale Struktur des Ortes änderte sich grundlegend. Das Interesse am Ackerbau schwand, das Vermieten bot einträglichere Verdienstmöglichkeiten.
Vor 1683 war nur ein Haus im Besitz von Wienern, von 1683 bis 1720 waren es bereits fünf Häuser. In ihnen lebten der Pfarrer, ein Ziergärtner, ein Briefträger, ein Zimmermeister und ein Hofmaler. In den folgenden Jahrzehnten verstärkte sich die Entwicklung der Neuansiedlungen in einer Weise, die das Ortsbild wesentlich prägte.
Der Josephinismus brachte bedeutende Änderungen im Pfarrwesen von Hietzing. Am 24. 12. 1782 hob Joseph II. im Zuge der Pfarrneuordnung die geistliche Betreuung Hietzings durch die Klosterneuburger Chorherren auf und unterstellte die Kirche wieder der Pfarre Penzing als Filiale. Hietzing zählte damals nur 273 Einwohner; deshalb wurde die Bitte der Gemeinde an den Kaiser um Pfarrerhebung im März 1783 abgewiesen. Der Pfarrer von Penzing trachtete während der nächsten Jahre, die Erhebung seiner Filiale zur Pfarre zu verhindern, doch die Nähe zu Schönbrunn ließ den Ort wachsen. Am 10. 12. 1785 erklärte sich Propst Floridus Leeb von Klosterneuburg bereit, die Filiale zu einer eigenen Pfarre zu erheben und die seelsorgliche Betreuung durch Stiftsgeistliche ausüben zu lassen. Im folgenden Jahr genehmigte Joseph II. die Errichtung einer Pfarre Hietzing, die nun mit der Filiale Schönbrunn 839 Einwohner zu betreuen hatte.
1787 verlegte man den bestehenden Friedhof an den oberen Teil des Hetzendorfer Weges. Bereits 1794 erweitert, wurde er 1817 erneut vergrößert und mit Zypressen und Trauerweiden bepflanzt. Nach mündlicher Überlieferung soll ein alter Friedhof beim h. Haus Maxingstraße 6, an dem sich ein zur Hälfte eingemauerter Bildstock mit den Jahreszahlen 1619 und 1897 befindet - die erste Hausanlage erfolgte hier 1786/87 -, gelegen sein.
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1789 wurde die erste ca. 260 m2 große Schule am h. Am Platz 2 errichtet. Die Kosten trug das Stift Klosterneuburg. Das mit Wohnräumen und einem Hof ausgestattete Gebäude bot für ca. 90 Schüler Platz. Leiter war der jeweilige Pfarrer. 1829 wurde die Schule in ein neues Gebäude neben dem ehemaligen Meierhof in der h. Fasholdgasse 8 verlegt, wo sie bis 1866 blieb. Seither befindet sie sich wieder Am Platz 2. Bis 1899 war sie in jenem Trakt untergebracht, der heute das Bezirksmuseum beherbergt (Abb. 19); In diesem Jahr erfolgte in geringem Abstand zum alten Schulhaus der dreigeschoßige Zubau für 12 Klassen. In dem alten Bau lagen ab 1899 die Aufnahmskanzlei, eine Schuldienerwohnung sowie das Konferenz- und Lehrmittelzimmer. Ein Gang im ersten Stock verband die beiden Trakte. 1968 wurde ein weiterer Anbau hinzugefügt.
Immer mehr Adelige, Hofbedienstete und Wiener Bürger zogen nach Hietzing und erwarben hier Grundbesitz. Als Sommeraufenthalt bevorzugten den Ort z. B. der Königlich preußische Gesandte, der Kurfürstlich sächsische Gesandte, Joseph von Sonnenfels, Franz Alois von Zeiller, der Schöpfer des noch heute geltenden Bürgerlichen Gesetzbuches, der Schriftsteller Franz Xaver Karl Gewey und Lord Stewart, der spätere Marquis von Londonderry, außerordentlicher Gesandter von England in Wien.
Die damit verbundene rege Bautätigkeit schildert anschaulich Adalbert Stifter in seinen 1844 erschienenen "Landpartien":
"Da ist zum Beispiel Hietzing, ein Dorf am Ende des Schönbrunner Parks, wo es im Sommer so gedrängt ist, wie fast in keinem Teil der Stadt selbst. Das Dorf vergrößert sich aber auch so, daß es eigentlich eine Stadt ist, mit Gassen, in denen man sich in der Tat vergehen kann."
Wer in der Nähe des Schloßparks ein Haus bauen wollte, mußte die Zustimmung des Hofbauamtes einholen. Es wurden allerdings nur zwei Stock hohe Bauten (ca. 15 m hoch) genehmigt.
Ein typisches Beispiel für einen adeligen Wohnsitz in unmittelbarer Nähe des Schlosses stellt die 1793 für Raimund Wetzlar von Plankenstern erbaute Villa XAIPE dar (-> Villa XAIPE, Bd. II, h. Schönbrunner Straße 309, Katastralgemeinde Schönbrunn, ehemals Katastralgemeinde Obermeidling).
Wegen der Unrentabilität durch die beschränkte Grundausnützung und infolge der hohen Grundpreise konnten sich hier nur wohlhabende Leute ein Haus leisten. Wohnungen in Hietzing zählten lange Zeit zu den teuersten im Umkreis von Wien.
"Überall, wohin der Blick sich wendet, erfreut ihn der Anblick der wogenden Aehrenfelder, der schattigen Waldberge und der prächtigen Anlagen und Villen, wodurch der Reichthum und Geschmack ihrer Besitzer die Gegend um Hietzing zu verschönern wußte."
Frédéric Chopin, der sich 1831 in Wien aufhielt, schreibt an seine Familie:
"(...) - Aber es gibt Tage, da man keine zwei Worte aus mir herauspressen, mit mir überhaupt nicht zurande kommen kann; und dann fahre ich für dreißig Kreuzer nach Hitzing oder irgendwo in die Umgebung Wiens, um mich zu zerstreuen."
Interessante Beispiele für Bauten des Adels in Hietzing in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind u. a. die auch als "Schloß" bezeichnete Villa am Hetzendorfer Weg, h. Maxingstraße 24 (-> Villa Thienne de Rumbek, Maxingstraße 24, Bd. II), die um 1830 errichtete Villa des kaiserlichen Leibarztes Johann Malfatti am nördlichen Abhang des Küniglberges (-> Villa Malfatti, Bd. II), die 1850 für Erzherzog Ferdinand Maximilian, den späteren Kaiser von Mexiko, auf der Höhe des Schönbrunner Hügels am Hetzendorfer Weg erbaute "Villa Maxing" (-> Villa Maxing, Bd. II) und die um 1840 für den Naturforscher und Reiseschriftsteller Karl Alexander Anselm Freiherr von Hügel errichtete Villa in der Auhofstraße 15 (-> Villa Hügel, Bd. II). Der Bau wurde 1854 von Ludwig Wilhelm Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel erworben. Die vier Bauwerke sind nicht mehr erhalten. Das heute noch bestehende sog. "Braunschweigschlössl" in der Auhofstraße 18 (-> Villa Braunschweig, Bd. II) ist eine Dependance der ehemaligen Villa des Herzogs.
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Ein ebenfalls nicht mehr bestehender adeliger Besitz war die Villa in der Auhofstraße 6. Das Hauptgebäude, von dem leider keine Ansichten zugänglich waren, lag direkt an der Auhofstraße und stammte aus der Zeit um 1810. Zu dem Bau gehörte eine weitläufige Parkanlage, die im Norden bis zum Ufer des Wienflusses (später Uferpromenade) und im Westen bis zur h. Braunschweiggasse reichte. Diese Anlage im englischen Stil war von Wasserläufen durchzogen. In den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts gehörte der Bau dem k. k. Regierungsrat Dr. Johann Ritter Herz von Rodenau. Er ließ an der Westgrenze des damals bereits wesentlich verkleinerten Gartens durch Josef Kopf ein imposantes Wintergartengebäude planen. Ob der Bau damals zur Ausführung kam, ist ungewiß. Ein Photo um 1900 (Abb. 20) zeigt die Grundkonzeption von Josef Kopf, jedoch in Metallkonstruktion und in veränderten Details. Entweder wurde der Wintergarten um diese Zeit modernisiert oder überhaupt erst gebaut. Der Besitz kam 1900 an den Patronenfabrikanten Georg Roth. Das alte Hauptgebäude wurde abgetragen und an seiner Stelle im selben Jahr von Franz Roth eine neue Villa gebaut (Abb. 21). Der im französischen Frühbarock gehaltene Bau mit vorschwingendem Mittelrisalit war in Hochparterre (mit Wohn- und Gesellschaftsräumen) und Mansardengeschoß gegliedert. Die Marmorbüste mit den beiden Putten über dem Dachgesims schuf Viktor Tilgner. Im Garten wurden ein Stallgebäude und eine Wagenremise mit Gärtnerwohnung errichtet. Alle baulichen Anlagen auf dieser Liegenschaft wurden 1957 abgetragen. Heute steht an ihrer Stelle ein von Viktor Adler gebautes mehrgeschoßiges Wohnhaus.
Ein weiteres Beispiel für eine repräsentative Villa mit adeligem Auftraggeber befindet sich in der Vinzenz-Hess-Gasse 14. Der Bau wurde 1881/82 für Carl Freiherr Seutter von Loetzen errichtet (-> Villa Seutter, Bd. II).
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Eines der letzten in Hietzing vor 1918 für den Adel großzügig angelegten Gebäude ist die Villa in der Hietzinger Hauptstraße 42c, die seit 1952 dem polnischen Staat gehört (h. Botschaft der Republik Polen). Das Anwesen wurde 1902/03 von Josef Hudetz gebaut und 1913 für den aus böhmischem Adel stammenden Vinzenz Freiherr von Gecmen-Waldek und seine Frau Margherita von Ludwig Schmidl zu einem Herrschaftshaus erweitert (Abb. 22). Zu der Anlage gehörten auch die im selben Jahr hauptsächlich für Dienstboten errichteten und ebenfalls repräsentativ wirkenden Gebäude in der Auhofstraße 19, 19a (Abb. 23) und 19b. Im Haus 19 gab es u. a. eine Kegelbahn mit Gesellschaftssalon; an der Auhofstraße befand sich weiters ein stattliches, 1906 gebautes Glashaus. Bis auf letzteres sind - zum Teil stark verändert - noch heute alle vier Gebäude dieses Besitzes erhalten. Durch den Garten floß einst der Mühlbach zur Faistenmühle in der Lainzer Straße.
Manche Villen bargen bedeutende Kunstsammlungen, z. B. die Antikensammlung des Ministerialsekretärs Karl Ritter von Hartl in der Auhofstraße 15 oder die Plastiken-Sammlung Wix de Zsolna in der Reichgasse (h. Beckgasse) 30.
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Im Zuge der regen Bauentwicklung überlagerte eine gartenstadtähnliche Besiedelungsform die alten blockartigen Fluren des Dorfes Hietzing. Die Verbauung erfolgte planmäßig mit einem modernen Gassennetz südlich der Altgasse (Abb. 24). Hauptdurchzugsstraße war der Hetzendorfer Weg (h. Maxingstraße, Abb. 25). "Von dieser langen Hauptgasse ziehen sich zu Rechten mehrere Seitengassen hinein. Die Häuser, aus welchen sie gebildet werden sollen, sind Theils im Entstehen, Theils der Vollendung nahe." Die Aufschließungsstraßen "Erste doppelte Hauptgasse", später Neue Gasse (h. Wattmanngasse, Abb. 26, 27), "Zweite doppelte Gasse" bzw. "Untere Zwerchgasse" , später Allee-Gasse und in ihrer Verlängerung Schmied-Gasse (beide bilden die h. Trauttmansdorffgasse, Abb. 28) wurden als Parallelen zum Hetzendorfer Weg angelegt. Außerdem plante und verwirklichte man die "Obere lange Zwerchgasse" (h. Gloriettegasse, Abb. 29) und die "Mittlere Zwerchgasse" (h. Woltergasse).
Die alten Dörfer der Umgebung wurden in die der Barockzeit entsprechende Landschaftsgestaltung und Gartenanlage einbezogen: Vom Westtor des Schönbrunner Schloßparks führt eine Achsenstraße nach Ober-St. Veit (ehemals Maria-Theresia-Straße, h. Hietzinger Hauptstraße); von der Gloriette aus wurde 1775 eine Allee in der Achse der Gloriettegasse mit Blickrichtung auf die Ober-St. Veiter Kirche angelegt.
"(...) die Gloriettegasse, eine breite Straße, welche einen Rasenplatz mit Alleen enthält, von seiner Form scherzweise das 'Bügeleisen' genannt. Hier ist es schon viel ländlicher. Pferche vor den Häusern, offene Abzugsgräben beurkunden die Entfernung von dem eleganten Theile des Dorfes." Auf dem Rasenplatz fanden Aufführungen von wandernden Schauspielern und Zirkusleuten statt.
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Der 1906 abgerissene sog. "Matschakerhof" in der Gloriettegasse 11 (Abb. 30) war ein Beispiel für die ehemals bäuerliche Siedlungsform. In der Trauttmansdorffgasse 31 (Abb. 31) steht das letzte äußerlich noch relativ unveränderte Bauernhaus von Alt-Hietzing, ein ebenerdiger Bau, in dessen linkem Hoftrakt ein Dachbodenaufzug für Heu eingerichtet war; zwei Pferdeköpfe (Abb. 32) in der Dachgaupe weisen auf die ehemalige Funktion als Stallgebäude hin (-> Villa Wolter, Trauttmansdorffgasse 33, Bd. II).
Um 1780 ist ein Teil der Nordseite der Hietzinger Hauptstraße - etwa zwischen den h. Hausnummern 18-28 - durch sieben Häuser verbaut, ebenso schon Teile der Südseite. In den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts entstanden die ersten Häuser an der Hietzinger Hauptstraße zwischen Wienfluß und Kirchenplatz.
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Im Jahr 1800 wurden neun, 1801 sieben, 1802 eine, 1803 neunzehn, 1804 fünfundzwanzig und 1805 neun Baustellen vergeben. Die Kriege mit Napoleon unterbrachen diese rege Bautätigkeit. Nachdem 1806 noch sechs Baustellen genehmigt worden waren, erfolgten bis 1819 nur vier Grundbucheintragungen. Immerhin stieg die Gesamtzahl der Häuser in Hietzing von 29 im Jahr 1788 auf 160 im Jahr 1819 . Darunter fällt auch die Verbauung der linken Seite der unteren Lainzer Straße bis zur Gloriettegasse. Im weiteren Verlauf der Lainzer Straße kam es erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Verbauung mit großteils bürgerlichen Landhäusern und vereinzelten freistehenden Villen. Ein Beispiel hiefür ist die nicht mehr bestehende Villa Kirsch in der Lainzer Straße 89 (Abb. 33).
Der alte Ortskern um die Altgasse blieb den eingesessenen Kleinbauern und Taglöhnern, während im neuen Ortsteil zwischen der h. Maxingstraße und der Lainzer Straße die zugezogene Bevölkerung seßhaft wurde. In der Trauttmansdorffgasse siedelten sich u. a. wohlhabende Handwerker an, die fast ausschließlich für den kaiserlichen Hof arbeiteten. Innerhalb dieses "eleganten Theiles" Hietzings, in der Trauttmansdorffgasse 18, wurde 1816 von Joseph Kornhäusel ein festes Theater (-> Hietzinger Theater) gebaut, in dem auch Ferdinand Raimund öfters auftrat. Nach dem Abbruch des Baues errichtete man an dieser Stelle ein dreigeschoßiges Gebäude, in dem u. a. die Gemeindeverwaltung und später auch das Bezirksgericht untergebracht waren.
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Um 1800 sind als neu angesiedelte Gewerbetreibende Bäcker, Schneider, ein Apotheker (CN 17 = Hietzinger Hauptstraße 24, das Haus bzw. Grundstück, wo sich die Apotheke noch heute befindet, Abb. 34), ein Kaffeesieder an der Stelle des späteren Dommayerschen Casinos zu finden.
In der Trauttmansdorffgasse (ehemals Allee- bzw. Schmiedgasse) Nummer 13 befand sich der ebenerdige, erst 1961 abgerissene Bau der Gemeindeschmiede.
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Zahlreiche Gaststätten - zum Teil in Kombination mit Hotelbetrieb - wurden errichtet. Die bekannteste war das Dommayersche Casino (-> Dommayers Casino) in der Hietzinger Hauptstraße 12 (später 10-14), welches vor allem durch seine Konzertaufführungen und Ballveranstaltungen zu einem Begriff in ganz Wien wurde. In der Hietzinger Hauptstraße 22 bestand schon in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts das "Hotel Vogelreuther", später Hotel "Hietzinger Hof" (-> Hotel "Hietzinger Hof"). Ein bis in die jüngste Zeit bekannter Gasthof war der "Weiße Engel" Am Platz 5. Der alte Bau stand schon vor 1750. Franz Schubert war mit seinen Freunden Gast; Josef Lanner, Johann Strauß Sohn und Franz von Suppé gaben hier Konzerte. Das Gebäude wurde 1898 durch einen Neubau mit einem Restaurant gleichen Namens ersetzt. An der Stelle Hietzinger Hauptstraße 3 errichtete man 1907 nach Plänen von August Belohlavek das Hotel "Zum Weißen Engel" (Abb. 36). In dem Nachbargebäude Am Platz 6/Hietzinger Hauptstraße 1 richtete Carl Witzmann 1936 das "Café Gröpl" ein. Der Innenraum (Abb. 37) zeichnete sich durch klare Linienführung sowie durch eine heitere und zugleich gediegene Atmosphäre aus. In dem von Künstlern gerne besuchten Café waren u. a. Musiker des Schönberg-Kreises und Rainer Maria Rilke zu Gast. Heute befindet sich hier das "Café Bawag".
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Schon 1649 war an der Stelle des h. "Café-Restaurant Dommayer", das mit dem alten "Casino Dommayer" nur den Namen gemeinsam hat, ein "Schenckhauß" gebaut worden. Es blieb bis 1796 im Besitz der Gemeinde St. Veit. In diesem Jahr erwarben Karl und Katharina Schakoller das Anwesen mit Garten und zugehöriger Gast- und Schankgerechtigkeit. Sie waren auch schon Besitzer eines neueren, ebenerdigen Gebäudes an der Stelle des h. Restaurants "Hietzinger Bräu", das in einem Plan aus der Zeit um 1765 (Abb. 38) mit der Benennung "Neuer Hann" eingezeichnet ist. Vor dem Haus standen Kastanienbäume, und zwei kleine Brücken führten über das offene Gerinne des nahe vorbeifließenden Lainzerbaches. Die Bezeichnung "Zum Schwarzen Hahn" fand bereits um 1700 Verwendung. Sie steht möglicherweise mit dem ehemaligen Brauchtum des Huhnopfers in St. Veit in Zusammenhang. Noch heute weist das Hauszeichen aus dem Jahr 1743 darauf hin. 1888 erfolgten ein Umbau der "Restaurations-Localitäten" und eine Vergrößerung des damals bereits angegliederten Hotelbereiches durch Stadtbaumeister Josef Wenz; 1902/03 errichtete Stadtbaumeister Franz Vock nach Plänen von Franz v. Neumann einen Neubau, die Restauration und Pension "Ottakringer Bräu" (Abb. 39, 40). Der Garten und die gedeckte Veranda boten Platz für ca. 2000 Personen. In den beiden Obergeschoßen war die Pension mit Familienappartements (je drei bis vier Wohnräume, Bad, WC, Dienerzimmer) untergebracht.
Neben der axialen Beziehung dieses Gebäudes zu Schloß Schönbrunn bestehen auch innerhalb der Fassade formale Anklänge an den Barockbau.
Zwischen Lainzer Straße, Neue-Welt-Gasse und Hietzinger Hauptstraße gab es von 1867 bis etwa 1882 das Vergnügungsetablissement "Neue Welt" (-> Neue Welt). Nach dem Niedergang des Unternehmens parzellierte man den Grund, legte Aufschließungsstraßen an und es entstand ein neues Villenviertel, das "Hietzinger Cottage".
1810 ließ der Schottenfelder Seidenfabrikant Matthias Opferkuch an der Wien in der h. Dommayergasse 8-10 (früher Bad-Gasse) ein Reinigungsbad errichten.
Es entstanden auch Manufakturen, z. B. 1808 eine Wachsleinwandfabrik in der Gloriettegasse 13, deren erster Besitzer, Stephan Edler von Wohlleben, k. k. Rat und Bürgermeister von Wien war, 1811 die Essig- und Likörfabrik des Mathias Fresidy in der Wattmanngasse 25 und die Teppichfabrik des Wilhelm Greul, "(...) welche unter die ältesten Fabriksanstalten gehörte und Tapeten lieferte, die über 30000 Gulden zu stehen kamen."
Die Verkehrssituation entwickelte sich günstig. Für die Wochenendausflüge nach Hietzing reichten noch die Zeiselwägen, einfache, von einer Plane überdeckte Wägen mit Holzbänken, und Stellwägen (-> Stellwagen), die ursprünglich einen kutschenartigen Aufbau, später Waggonform hatten. 1825 richtete man die Linie nach Hietzing ein. Die Fahrt vom Zentrum Ober-St. Veits bis zum Mehlmarkt in der Inneren Stadt dauerte eineinhalb bis zwei Stunden.
Als aber immer mehr Menschen in Hietzing und Ober-St. Veit seßhaft wurden, benötigte man effizientere Verkehrsverbindungen. An phantasievollen Projekten hiefür mangelte es nicht. Sie reichten von sog. "atmosphärischen Bahnen" (hiebei bewirkt ein mittels Dampfmaschinen erzeugter Unterdruck die Bewegung eines Kolbens in einem über die gesamte Strecke geführten Rohr; der Wagen ist mit dem Kolben verbunden) Anfang der vierziger Jahre bis zu Bahnen mit Seilzugbetrieb. Einen konkreten Plan einer mit Dampfmaschinen von einem Seil gezogenen Eisenbahn von Wien nach Hietzing entwickelte der Oberingenieur Friedrich Scotti. Sein 1848 und 1851 eingereichtes Projekt, das auch eine Regulierung des Wienflusses vorsah, wurde von dem zuständigen Ministerium wegen technischen Dilettantismus und der gravierenden Kostenverschätzung abgelehnt. Das vernichtende Gutachten schrieb Karl Ritter von Ghega, der Erbauer der Semmeringbahn; er wies auch auf die damals bereits in Erwägung gezogene und 1858 tatsächlich eröffnete Kaiserin Elisabeth-Bahn (Westbahn) hin, welche in etwa dieselbe Trassenführung wie die von Scotti projektierte Bahn aufwies.
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1869 wurde nun tatsächlich eine Pferdetramwaylinie von der Ecke Mariahilferstraße-Gürtel zur h. Kennedybrücke (später bis zur Dommayergasse) geführt. Ab 1883 verkehrte eine Dampftramway (-> Stationsanlagen für die Dampftramway) von der Kennedybrücke, damals "Kaiser-Franz-Josephs-Brücke", nach Perchtoldsdorf, vier Jahre später eine Linie nach Ober-St. Veit. Von 1897 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden die Linien nach und nach elektrifiziert.
Einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des öffentlichen Verkehrs zwischen den einzelnen Orten, die 1891 zum 13. Bezirk zusammengefaßt wurden, leistete die ab 1883 vom Bahnhof Hütteldorf an der Westbahn abzweigende Verbindungsbahnstrecke (-> Verbindungsbahn) mit den Stationen St. Veit, Lainz, Speising und Maxing.
1898 wurde die Stadtbahn (-> Stadtbahn) im Wiental in Betrieb genommen; erst 1968 entschloß man sich zum Bau einer U-Bahn (-> U-Bahn).
St. Veit
42, 43 nach Überschrift
Der Name "Sankt Veit" ist seit 1194 nachweisbar. Ein Bürger aus Wien namens Wergand lieh sich für eine Wallfahrt nach Jerusalem vom bayrischen Stift Formbach (Vornbach) bei Passau, das auch Besitzungen in Baumgarten hatte, Geld aus. Als Pfand stellte er einen Weingarten. "Albertus et Ernst de Sancto Vito" sind als Zeugen genannt. Daß sicher unser St. Veit gemeint ist, beweisen die weiteren Zeugen: Erchenkret de Hekkin (=Hacking) und Marquard von Utelndorf (=Hütteldorf).
Karl Hentschel, 1869-77 Bürgermeister von Ober-St. Veit, führte den Namen populärwissenschaftlich auf eine "uralte" Sage der Vinden oder Vindonen zurück, die hier um 900 vor Christus gelebt hätten. In dieser sehr gewagten These kann nur der keltische Stamm der Vindeliker (Vindelizier) gemeint sein, der allerdings frühestens im 7. Jahrhundert vor Christus im Raum südlich der Donau vom Bodensee bis über den Lech nachweisbar ist.
In der Tat gab es eine ältere Ortschaft, die aber nicht wie das h. Ober-St. Veit auf der Anhöhe, sondern in der Ebene bei Unter-St. Veit im Bereich der h. Verbindungsbahn lag. Dieser Ort hieß "Godtinesfeld". Er wird in einer Urkunde vom 5. 7. 1015 erwähnt, in welcher Kaiser Heinrich II. in Regensburg dem Domkapitel zu Bamberg 30 Königshufen mit allem dazugehörigen königlichen Eigentum am Ort Godtinesfeld ("in loco qui dicitur Godtinesfeld in pago Osterriche") schenkte. Die eigentliche Rechtshandlung hatte schon ein Jahr früher stattgefunden, beurkundet wurde sie aber erst 1015. 30 Königshufen sind ungefähr 300 bis 400 Joch, das sind 1,7 bis 2,3 km2; sie könnten ungefähr das Gebiet von der alten Hietzinger Grenze zu St. Veit (Beginn der Lainzer Straße) bis zur Seuttergasse umfaßt haben. Etwa um 1150 wurde der Ort, vielleicht nach einer Überschwemmung des Wienflusses, auf eine Anhöhe, auf den Boden des h. Ober-St. Veit, verlegt und gleichzeitig nach dem hl. Vitus, einem der 14 Nothelfer, umbenannt.
Keine Flurform der Neuzeit deutet auf den alten Ort hin; noch 1819 befanden sich hier nach dem Franziszeischen Katasterplan nur große Gewanne, quadratische oder rechteckige Feldstücke.
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Der Ortsname "Godtinesfeld" erhielt sich aber als Familienname bis in das 14. Jahrhundert. In Wien erscheint mehrfach im 13. Jahrhundert ein ritterliches Geschlecht von Gottesfeld oder Goteinsveld. Von einem Wolfger de Gottinesvelde könnte der Flurname "Wolkersbergen" abgeleitet sein. Eine Mühle "in Gottesfeld", die dem Bischof von Wien grunddienstpflichtig war, wird 1364 erstmals erwähnt; sie lag an einem vom Wienfluß abgeleiteten Mühlbach im Bereich der h. nach ihr benannten Feldmühlgasse, an ihrem Ausgang zur Wien hin (h. Auhofstraße 78a, 78b, Hügelgasse 1, 3). Das ebenerdige, langgestreckte Gebäude (Abb. 44) besaß eine symmetrisch gegliederte Fassade mit Mitteleingang. Zum Mühlbach hin schlossen zwei Seitenflügel und ein Quertrakt an, sodaß ein Innenhof gebildet wurde. Das Mühlengebäude bestand bis 1914. In der Bezeichnung Feldmühlgasse hat sich bis in die Gegenwart indirekt ein Teil von "Godtinesfeld" erhalten.
Schon im frühen Mittelalter stand in St. Veit an der Stelle des Schlosses (-> Erzbischöfliches Schloß) eine kleine Burg , die von Anfang des 13. Jahrhunderts bis 1361 den Herren von Topel (Toppel) gehörte. Die Herkunft der Hauptlinie konnte bis jetzt urkundlich nicht festgestellt werden. Die Begräbnisstätte war Stift Lilienfeld. Die ältesten bisher bekannt gewordenen Mitglieder der Familie Topel sind das Ehepaar Heinrich und Elisabeth von Topel, deren Sohn Wiccard 1237 in Lilienfeld zu Ehren des hl. Mauritius eine Kapelle stiftete. In den Urkunden wird die Familie meist "de Sancto Vito" genannt. Ein Nachkomme, Stephan von Topel, Hofmeister des Herzogs Leopold, verkaufte die Herrschaft im Jahre 1361 an Herzog Rudolf IV. den Stifter. Dieser schenkte vier Jahre später "die vest ze sand Veyt auf der Wienn und swas darzu gehort, daz wir mit unser selbes leib umbriten haben und auzgemercht haben" , dem von ihm gestifteten Allerheiligenkapitel, der späteren Propstei von St. Stephan. Der Herzog hatte selbst das nicht genau abgegrenzte Gebiet, einen Wald bei dem Ort Weidlingau, umritten und mit Grenzsteinen versehen lassen. Außerdem verlieh er dem Kapitel die Gerichtsbarkeit über Leben und Tod.
Das Patronat über die Kirche hatte immer der Besitzer der Herrschaft St. Veit. Nach mittelalterlichem Kirchenrecht war der Gründer einer Pfarre auch Herr über die Kirche und ihren Besitz. Er verwaltete ihr Vermögen und setzte mit Einverständnis des zuständigen Bischofs den Pfarrer ein. Von 1361 bis zur zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wuchs der Besitzstand der Herrschaft auf das doppelte.
1433 ließ der Dompropst von Wien, Wilhelm Tuers (Turss) von Asparn (nach ihm ist die Tuersgasse im 13. Bezirk benannt), als Patronatsherr eine neue Kirche (-> Pfarrkirche Ober-St. Veit) an der Stelle eines älteren, bereits dem hl. Veit geweihten Gotteshauses erbauen. Ein Baurest dieser Anlage aus dem 12. Jahrhundert ist die noch erhaltene und mit einem Mittelpfeiler versehene Krypta unter dem Chor. Von dem Neubau aus dem 15. Jahrhundert kündet eine Marmortafel am südöstlichen Strebepfeiler des Chores mit der lateinischen Inschrift : Anno domini [MCCCC] XXXIII fundatu(m) est [templum hoc] p(er) d(ominu)m Wilhelmum Turs p(rae)po(s)itu(m) Wienne (Im Jahr des Herrn 1433 wurde dieses Gotteshaus aufgerichtet von dem Herrn Wilhelm Tuers, Propst zu Wien). Dieser gotische Bau mit "sieben herrlichen Säulen" wurde zwischen 1742 und 1745 barockisiert.
Die Pfarre gehörte ursprünglich wie fast alle Pfarren in Niederösterreich zur Diözese Passau. Den niederösterreichischen Teil der Diözese verwaltete seit 1315 ein Generalvikar, Offizial genannt; sein Amtssitz war der Passauerhof in Wien (h. 1., Salzgries 21). Durch die 1469 erlassene Bulle "In supremae dignitatis specola" Papst Pauls II. wurde das Bistum Wien gegründet, worauf die Habsburger schon lange hingearbeitet hatten. Die Pfarre St. Veit sollte aus dem Bistum Passau ausgeschieden und dem neugegründeten Bistum Wien hinzugefügt werden. Doch der Widerstand des Passauer Bischofs Ulrich III. verzögerte die Durchführung bis 1480. Nominell seit 1469, tatsächlich aber erst seit 1480 gehörte die Pfarre zum Bistum Wien, dem sie eine Unterbrechung zwischen 1762 und 1779 ausgenommen auch über die Aufhebung der Grundherrschaft 1848 hinaus bis heute untersteht.
Wie viele Orte in Niederösterreich litt St. Veit zwischen 1485 und 1490 unter der ungarischen Besetzung durch König Matthias Corvinus. 1491 hausten im St. Veiter Schloß, der früheren Burg, ehemals im Dienst von Matthias stehende böhmische Söldner.
Beim Türkeneinfall 1529 wurden Kirche, Pfarrhof, Schloß und Häuser niedergebrannt. Die Bewohner flohen in die nahegelegenen Wälder, der Pfarrer in die Steiermark. Schon ein Jahr später waren Kirchenschiff und Kirchturm wieder eingedeckt; das Schloß konnte jedoch bis 1534 nicht bewohnt werden. Von 1530 bis 1539 scheinen in den Grundbüchern noch immer neunzehn Brandstätten auf. Das Schloß wurde erst zwischen 1650 und 1654 durch Bischof Philipp Friedrich Graf Breuner wieder aufgebaut.
Während der Reformationszeit bekannte sich die weltliche Herrschaft Hacking zeitweise zum Protestantismus, wogegen die bischöfliche Herrschaft St. Veit größtenteils katholisch blieb. Dennoch konnte um 1575 drei Jahre lang kein geeigneter Pfarrer für St. Veit gefunden werden. Allerdings empfing am 16. 6. 1576 Melchior Klesl, der später als Bischof von Wien eine wichtige politische Rolle in der Gegenreformation spielen sollte, in der Pfarrkirche zu St. Veit die niederen Weihen.
Die Herrschaft St. Veit hatte die niedere und hohe Gerichtsbarkeit über St. Veit, dem wichtigsten Ort in der Gegend, sowie über Hacking, Baumgarten, Penzing, Hietzing, Speising und Lainz inne. Sie umfaßte auch das Jagdrecht, ausgenommen im Lainzer Tiergarten. Erst 1661 überließ Bischof Breuner dieses Kaiser Leopold I., dem schon der Tiergarten und die dort befindliche Jagd gehörten, gegen eine jährlich an die Herrschaft zu entrichtende Wildpretabgabe.
Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges waren Soldaten und Heiducken im Ort einquartiert. Der Kirchenschatz wurde 1619 und 1621 zum Schutz vor eventuellen böhmischen Einfällen nach Wien gebracht. Vom Kriegsgeschehen, ausgenommen die böhmische Belagerung Wiens im Jahr 1619, waren die Dörfer nicht direkt berührt. Allerdings gab es immer wieder Rekrutierungen, und die österreichischen Länder mußten die Kosten der Kriegsführung tragen, sodaß die Lebenshaltungskosten stiegen. Landesfürstliche Regelungen sollten einen Ausgleich schaffen, wurden jedoch unterlaufen; dazu kam die beträchtliche Geldentwertung, die u. a. durch Prägung minderwärtiger Kupfermünzen in Böhmen hervorgerufen wurde.
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Eine Ansicht aus Georg Matthaeus Vischers "Topographia" (Abb. 45) zeigt die Kirche um 1670. Sie sah recht einfach aus. Der Turmkörper ist mit großer Wahrscheinlichkeit derselbe wie heute. Zwischen 1742 und 1745 erhielt er den barocken Helm. Auch der damalige Zustand des Schlosses ist dem heutigen bis auf den unter Kardinal Sigismund Graf Kollonitsch (1677 1751) abgetragenen Schloßturm ähnlich.
Während der Zweiten Türkenbelagerung wurde der Kirchenschatz am 4. 7. 1683 wieder nach Wien in den Bischofshof (h. 1., Rotenturmstraße 2) in Sicherheit gebracht. Die Türken zerstörten systematisch alle Dörfer; bei der ersten Belagerung hatten sie diese nur gelegentlich niedergebrannt. Die meisten Einwohner kamen ums Leben, da die Flucht in die nahen Wälder selten Rettung brachte, weil die Türken Suchhunde einsetzten. Das Dorf St. Veit war 1686 noch immer nicht völlig aufgebaut. Die Bevölkerung erhielt jedoch in den folgenden Jahren durch Siedler, besonders aus der Steiermark, aus Oberösterreich und Bayern, Zuwachs.
Die Pest von 1713 hat angeblich in St. Veit, verglichen mit den Dörfern der Umgebung, am stärksten gewütet. Vom 12. 7. bis zum 14. 11. soll es in 49 von 87 Häusern der Pfarre mindestens einen Todesfall gegeben haben; 208 Personen starben, 128 konnten geheilt werden. Die Pesttoten wurden auf der Kreuzwiese bestattet. Heute befindet sich dort am oberen Ende der Schweizertalstraße gegen die Ghelengasse eine kleine Parkanlage. Hier stand jene Pestsäule, die 1896 von der Gemeinde Wien in den Hackinger Schimonpark versetzt wurde, wo sie heute noch steht.
Zwischen 1742 und 1745 ließ Kardinal Sigismund Graf Kollonitsch das Schloß von Grund auf erneuern. Auch die Pfarrkirche wurde renoviert, umgebaut und um die Fläche des alten Schloßturmes erweitert. Ihre Bausubstanz aus 1433 war 1529 und 1683 nur notdürftig ausgebessert worden.
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Um die Kirche lag bis zu seiner Auflassung im Jahr 1756 der alte Friedhof. Fünf Jahre vorher hatte man in der Auhofstraße an der Stelle des h. Streckerparks (dieser ist nach dem Ober-St. Veiter Bürgermeister Alexander Strecker benannt und wurde 1908 eröffnet) einen neuen angelegt (Abb. 46); er mußte 1889 aus Platzmangel aufgegeben werden, aber bereits 1876 war der noch gegenwärtig existierende Friedhof in der Gemeindeberggasse eingerichtet worden.
Bald nach dem Kirchenumbau ließen sich in St. Veit mit Erlaubnis und finanzieller Unterstützung von Kardinal Kollonitsch zwei Einsiedler nieder, Leopold Zetl, vormals Schreiber der Reichskanzlei, und ein ehemaliger Stallmeister des Prinzen Hildburghausen. Sie traten der Einsiedlerbruderschaft, deren Zentrum in Judenau lag, bei und nannten sich Bruder Arsenius und Bruder Konrad. 1748 bauten sie in den Weinbergen eine Einsiedelei (-> Einsiedelei).
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Die hier lebenden Einsiedler standen bis 1764 unter geistlicher Aufsicht des Franziskanerordens, bis 1782 unter bischöflicher Aufsicht. Sie durften die Einsiedelei nicht ohne Erlaubnis des Pfarrers von St. Veit verlassen und mußten von ihrer Arbeit oder von Almosen leben. Joseph II. hob 1782 die Einsiedlerbruderschaft auf. An der Stelle der Klause wurde ein Landhaus, später durch Anbau das weithin bekannte Einkehrgasthaus "Zur Einsiedelei" (Abb. 47) errichtet. Heute befindet sich hier ein Rekonvaleszentenheim für die "Kongregation der Schwestern des III. Ordens des hl. Franz von Assisi"(-> St. Josefs-Heim).
1762 verkaufte Kardinal Christoph Anton Graf Migazzi die Herrschaft St. Veit an Maria Theresia. Das Schloß wurde von Nikolaus Pacassi, der auch Schönbrunn umbaute, verändert. 1779 erwarb Migazzi die Herrschaft wieder zurück, allerdings mit Ausnahme des dazugehörigen Herrschaftswaldes, der im Lainzer Tiergarten lag. Das Schloß diente als geistliches Exerzitienhaus und Wohnstätte der Alumnen und war Sommeraufenthaltsort des Erzbischofs von Wien. 1805 richtete Erzbischof Sigismund Anton Graf Hohenwarth ein Lazarett für Franzosen ein, 1808 wohnte hier der französische Gesandte Graf Andreossy, 1809 wurde der Bau durch die Besatzung geplündert, wodurch vor allem im Inneren großer Schaden entstand. Die Wiederherstellung erfolgte 1817 durch Erzbischof Hohenwarth und 1823 durch Erzbischof Leopold Maximilian Graf Firmian. Dieser ließ Alleebäume entlang der h. Hietzinger Hauptstraße pflanzen.
Ein Relikt aus den Napoleonischen Kriegen ist das "Sachsenkreuz" auf dem Grundstück Schweizertalstraße/Abzweigung Mariensteig. Dort wurden einige 1809 gefallene Sachsen, die in einem Armeekorps des mit Napoleon verbündeten Königreiches Sachsen gedient hatten, begraben.
48, 49 vor Absatz
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Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert entstand in der Ebene unterhalb von St. Veit, im Veitinger Feld, eine "Neudörfl" genannte Ansiedlung. 1803 wurde die "wilde" Siedlung von einem durch die Grundherrschaft eingesetzten Pächter legalisiert und zwischen Feldmühle und Hietzinger Hauptstraße ein Bauplatz für etwa 100 Häuser geschaffen. In dem 1819 angelegten Franziszeischen Grundsteuerkataster ist der Ort bereits mit dem Namen "Unter-St. Veit" als eigene Katastralgemeinde ausgewiesen. 1850 verlor die Ansiedlung diese Eigenständigkeit infolge der durch die Revolution von 1848 ausgelösten Neuordnung der Verwaltungsverhältnisse. Die beiden Ortsteile von St. Veit, das alte Dorf auf den Hügeln und das ehemalige "Neudörfl", wurden erst wieder durch eine kaiserliche Entschließung vom 2. 10. 1867 (kundgemacht am 28. 3. 1870, Abb. 50) zu zwei selbständigen Gemeinden erklärt. Erster Unter-St. Veiter Bürgermeister war der Fabriksbesitzer Berthold Flesch.
Pfarrlich war Unter-St. Veit Ober-St. Veit unterstellt. Nach langen Mühen und durch große Opferbereitschaft der Bevölkerung konnte 1865 der Bau einer Filialkirche (-> Pfarrkirche Unter-St. Veit) realisiert werden, aber erst über hundert Jahre später, 1968, wurde Unter-St. Veit zur selbständigen Pfarre erhoben.
Die Bevölkerung bestand ursprünglich vor allem aus Gewerbetreibenden, die in der aufkommenden wassergebundenen Industrie beschäftigt waren, wie Färber, Drucker, Gerber und Weiker. Sie belieferten in erster Linie die Textilindustrie in Penzing und Mariahilf. Es entstanden verschiedene Fabriksanlagen, u. a. Anfang des 19. Jahrhunderts eine Farbenfabrik im Besitz des Baron Ignaz Freiherr von Leykam, die Kreideweiß, Wiener- und Bleiweiß, Berggrün und Berlinerblau herstellte. Sie befand sich in unmittelbarer Nähe der Feldmühle, die Leykam 1818 erwarb. Die Maulbeerpflanzung in Ober-St. Veit es gibt heute noch im Garten des Hauses Ecke Auhofstraße/Diabelligasse einige Maulbeerbäume könnte mit der "Seidenzucht im Kleinen" des Freiherrn von Leykam zusammenhängen; er betrieb diese Pflanzung bis 1814 und erzeugte jährlich 200 Pfund Kokons.
In den dreißiger Jahren befand sich in Unter-St. Veit auch eine "Galvano-plastisch-artistische Anstalt" für die Herstellung besonderer Relief- und Druckplatten aus Kupfer. Ihr kunstsinniger und kreativer Besitzer Franz Theyer erfand neue Methoden zur Herstellung von Papiersiegeln und gepreßten Papieren, verschaffte den Thonet Bugholzsesseln Erfolge in England und beschäftigte sich u. a. mit dem fotografischen Verfahren der Daguerreotypie. Er gründete mit Erwin Waidele das erste galvano-plastische Atelier in Wien. Das bis in das 18. Jahrhundert zurückreichende Geschäft der Firma für Malmaterial und Papierwaren in der Inneren Stadt, Ecke Kärntner Straße/Weihburggasse, wurde später unter dem Namen "Theyer und Hardtmuth" weitergeführt und existiert noch heute.
51, 52
Der Italiener Giuseppe Bossi gründete 1855 in der Auhofstraße 82-84 eine Schafwolldruckerei (Abb. 51, 52), die bis zu 700 Arbeiter beschäftigte und deren Produktionsmaschinen über 350 PS verfügten. Innerhalb des Fabriksgeländes war neben Wohnungen für die Arbeiter auch eine Schule für deren Kinder eingerichtet. Bossi verkaufte die Industrieanlage 1888 an die Fa. J. M. Miller & Co. Am 2. 7. 1890 wurde sie durch einen Brand stark beschädigt. Die Gebäude fanden später bis 1940 als Hutfabrik Verwendung, zuletzt durch die "Bossi" Hutfabriks-AG Wien, 1970 kam es zum Abbruch; an ihrer Stelle befindet sich heute eine Wohnhausanlage bzw. eine Autofirma.
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1859 findet im Merkantilregister erstmals die Lederfabrik des Sigmund Flesch Erwähnung. 1866 kam es unter ihm und seinen drei Söhnen zu einem Neubau der Fabriksanlage Ecke Fleschgasse 9/Kremsergasse (Abb. 53, 54), in der bis zu 100 Arbeiter beschäftigt waren. Durch die starke Geruchsentwicklung stellte sie allerdings für die unmittelbare Umgebung eine erhebliche Belastung dar.
Von 1940 bis 1995 befand sich auf dem Areal dieser Anlage die Fleisch- und Wurstwarenfabrik Wiesbauer; an ihrer Stelle wurde eine Wohnhausanlage errichtet.
Die von Georg und Anna Weidmann 1851 gegründete Lederwarengalanteriefabrik in der Feldmühlgasse 6-8 kam durch Erbschaft 1894 an den Sohn Josef Weidmann. Er knüpfte internationale Handelskontakte und gelangte durch sein aufgeschlossenes Wesen, seine kulturellen Interessen und sein Mäzenatentum zu beträchtlichem Ansehen. 1901 verkaufte er die Fabrik, fünf Jahre später wurde die Anlage von der Fa. Merinsky & Hansch erworben, die ebenfalls Ledergalanteriewaren erzeugte. Der Werkstättentrakt stand bis 1948, die anderen Gebäudeteile wurden 1972 abgetragen. An der Stelle der Fabrik steht heute eine Wohnhausanlage.
In der Auhofstraße 78 befand sich die Lampen- und Metallwarenfabrik Brunner & Co. 1895 plante man, die Anlage in die Auhofstraße 22 zu verlegen und zu erweitern. In den Plänen sind neben einem Wohnhaus das Fabriksgebäude, ein Maschinen und Kesselhaus, Gießerei, Lackiererei, Verzinnerei, Druckerei, diverse Nebengebäude sowie ein Glashaus eingezeichnet. Ein vom Wienfluß abgeleiteter Kanal sollte das Wasserrad des Maschinenhauses antreiben. Zur Durchführung ist es nicht gekommen.
1880 ließ Gustav Ziegler am Hietzinger Kai 101 eine Färberei errichten, die bis 1937 bestand.
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Zwischen 1893 und 1897 ließ Friedrich Adolf Richter durch Adalbert Witasek ein ausgedehntes, eingeschoßiges Gebäude mit zwei Höfen zu einer Fabrik, die Steinbaukästen - ein damals sehr beliebtes Spielzeug - herstellte, adaptieren (Abb. 55). Das in der Eitelbergergasse 6-14 gelegene, um 1865 errichtete Gebäude war ursprünglich ein Depot für Stellwägen der "Wiener Allgemeinen Omnibus-Actien-Gesellschaft". Obwohl die Fabrik wegen der Nähe zu Schönbrunn keinen Schlot besitzen durfte, suchte Richter 1893 um die Bauerlaubnis eines solchen an. Auf dem lithographierten Prospekt aus dem Jahr 1919 (Abb. 56) sind sogar mehrere Schlote zu sehen.
Bereits 1925 wurde "Richters Anker-Steinbaukasten"-Fabrik beträchtlich verkleinert, ein großer Teil der Gebäude mußte abgetragen werden; die Konkurrenz des "Matador" dürfte zu groß geworden sein. Ab dieser Zeit führte man die Larochegasse, die bis dahin nur bis zur Fabrik reichte, bis zur Wenzgasse weiter. 1926 erhielt die Firma den Namen "F. Ad. Richter u. Cie-AG. Chemische Werke", was auf die Auflassung der Steinbaukastenerzeugung hinweist. Fünf Jahre später wurde der gesamte Besitz verkauft. Die nun für Wohnzwecke adaptierten Gebäude standen noch bis 1971. Heute befindet sich an ihrer Stelle eine Wohnhausanlage (Eitelbergergasse 6/Larochegasse 3a, 3b).
Neben diesen Gewerbetreibenden siedelten sich auch Küchengärtner an. 1870 gab es in Unter-St. Veit bereits ebenso viele Gärtner wie Gerber (jeweils 11,4% der selbständigen Unternehmer).
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Eine Schmiede befand sich in der Auhofstraße 51/Feldmühlgasse. Ecke Hietzinger Hauptstraße/Feldmühlgasse lag das Mehlmesserhaus (Abb. 57), welches in Zusammenhang mit der ehemaligen Feldmühle steht.
58, 59
Bereits 1820 gab es eine Schule, in der ein "ambulanter Gehülfe" unterrichtete. Sie befand sich möglicherweise Ecke Wittegasse/Feldmühlgasse. 1874 wurde das Haus Auhofstraße 49, in dem vorher auch eine Gastwirtschaft untergebracht war, zur Schule adaptiert (Abb. 58). 1893 errichtete man nach dem Abbruch dieses Gebäudes an dessen Stelle das heute noch bestehende Schulhaus. Zu den Wohnhäusern und Werkstätten der Gewerbetreibenden Unter-St. Veits kamen bald bescheidene Landhäuser. "Auch einige Städter erbauten hier bereits Landhäuser, welche durch größeren Umfang und größere Solidität des Baues sich vor den übrigen Hütten auszeichnen."
Während in Unter-St. Veit vorwiegend ärmere Gewerbetreibende lebten, siedelten in Ober St. Veit vor allem Bauern; die alten Bezeichnungen der Glasauergasse und der Firmiangasse verweisen auf den Erwerb der Bewohner: Die Glasauergasse nannte man ehemals "Bauernzeil" (1408 als "Pawrnzeil" erstmals genannt) , im 19. Jahrhundert hieß sie bis 1894 Rudolfsgasse und dann nach dem Ober-St. Veiter Bürgermeister Karl Glasauer (1819 74). Die Firmiangasse, die "Hauerzeil" (1545 als "Praittn Zeil" erstmals genannt) , hieß bis 1894 Langegasse. Seither ist sie nach dem Wiener Fürsterzbischof Leopold Maximilian Graf Firmian (1766 1831) benannt.
Noch heute sind die ebenerdigen, ehemals mit Schindeln gedeckten und mit der Giebelseite zur Straße hin gerichteten Häuser in den Grundzügen zu erkennen (Firmiangasse 13, Glasauergasse 7, 20, 24). Die Bewohner lebten hauptsächlich vom Weinbau. Die den Ort erwähnenden mittelalterlichen Urkunden hängen daher zumeist mit den Weingärten von St. Veit zusammen. Die Weinrieden wurden nach der Qualität des Bodens, nach der Form des Grundstückes, nach alten Rechtsverhältnissen und ehemaligen Besitzern wie auch nach Pflanzen und Tieren benannt. Die Bezeichnungen sind seit dem 14. Jahrhundert in Urkunden, ab 1408 in den Grundbüchern festgehalten.
In guten Jahren soll hier ein "wohlschmeckender Gebirgswein" geerntet worden sein. Der "Niederösterreichische Landkompaß" des Stefan Sixus von 1637 zählt den St. Veiter Wein innerhalb des Viertels unter dem Wienerwald zur mittleren Qualität, den von Hütteldorf, Hacking, Lainz und Speising zur schlechteren.
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Daneben kam die Milchwirtschaft auf. 1820 gab es ungefähr 60 ha Weingärten, 1890 nur mehr 10 ha. Die letzten Weingärten lagen am südlichen Abhang des Gemeindeberges (bis Ende der fünfziger Jahre) und in der Adolfstorgasse (bis etwa 1925, Abb. 60). Der Name der Winzerstraße erinnert noch an diese Erwerbstätigkeit, so wie die Gartenformen hier von den schmalen Weinrieden bestimmt werden. In der Schweizertalstraße 18 (-> Schweizertalstraße 18, ehem. Weinhauerhaus) steht ein bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts zurückreichendes ehemaliges Weinhauerhaus. Einer der ältesten Heurigen Ober St. Veits befand sich im heute nur mehr an der Fassade erkennbaren Haus Schweizertalstraße 4 (-> Schweizertalstraße 4, "Puraner"). Durch Generationen wurde er von der Familie Puraner geführt.
61, 62
Auch das Nachbargebäude Schweizertalstraße 6 war ehemals ein Weinhauerhaus. Es wurde 1874 aufgestockt und erhielt damals durch die Veränderung der Fassaden einen städtischen Charakter (Abb. 61, 62). 1908/09 kam es nach Abbruch zur Errichtung des gegenwärtig noch bestehenden, ursprünglich als Einfamilienwohnhaus geplanten Gebäudes.
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Im Weinhauerhaus Schweizertalstraße 14 wurde 1894 ein Stall in eine Heurigenschank umgewandelt; das später dort eingerichtete Weinhaus "Grombass" (Abb. 63) hatte einen ausgedehnten Garten und bestand bis 1930.
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Bis 1971 stand auch noch das Haus Schweizertalstraße 7, ebenfalls ein Heuriger, der "Siebener-Puraner" (Abb. 64).
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Die Umstellung vom Weinbau zur Milchwirtschaft muß schon im Vormärz begonnen haben, denn ab 1830 wird der Milchhandel als hauptsächlicher Erwerbszweig genannt. 1835 soll es in Ober St. Veit an die 150 Kühe gegeben haben; 1869 wurden 273 Kühe, 118 Pferde, 101 Schweine, 62 Ziegen, und 92 Bienenstöcke gezählt. Eine der bekanntesten Meiereien, jene "Auf den Himmeln", war in der Himmelhofgasse Nr. 17-19 (-> Meierei am Himmelhof). Die Familien Glasauer (Glasauergasse 34 [Abb. 65, 66]) und Wimpissiger (Hietzinger Hauptstraße 143), alteingesessene Bewohner Ober-St. Veits, waren noch bis 1946 bzw. 1962 Meiereibesitzer. Die Frauen fuhren um 4 Uhr früh in die Vorstädte und in die Stadt, um ihre Erzeugnisse zu verkaufen (Abb. 67). So wurde z. B. die Milch der Meierei Eisenhuber in der Firmiangasse 5 an einem Stand bei der Mariahilfer Kirche angeboten.
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Eine Besonderheit des Meiereibetriebes der Familie Glasauer war das Stallgebäude. Es wurde 1899/1900 an der Stelle eines alten Stalles neu errichtet und war vorerst für ca. 25 Kühe und sechs Pferde gedacht. 1904 wurde eine Rampe in den ersten Stock gebaut, um dieses Geschoß, das vorher Heuboden gewesen war, ebenfalls als Stall nützen zu können. 1909 setzte man einen weiteren Stalltrakt mit einer verbesserten, gekurvten Rampe an (Abb. 68, 69).
Zuzug erhielt Ober St. Veit in erster Linie aus Wien, da viele Wiener Bürger Sommerwohnungen mieteten und allmählich ständige Wohnsitze bauten.
Es entstanden zahlreiche Ausflugsgasthöfe, z. B. die oben erwähnte Meierei am Himmelhof oder das Weinhaus Doll in der Ghelengasse 44. Der bereits erwähnte Ledertaschenfabrikant und Hoflieferant für Galanteriewaren Josef Weidmann - seine Fabrik war in Unter-St. Veit, das Geschäft in der Babenbergerstraße 7 - hatte auf einem ca. 30000 m2 großen Grundstück längs der Tiergartenmauer 4000-5000 Obstbäume gepflanzt und am "Stock im Weg" um 1890 ein unterkellertes Holzblockhaus im Schweizer Stil für Sommeraufenthalte errichten lassen. In dem mit Altertümern aus aller Welt eingerichteten Haus empfing das Ehepaar seine Gäste, unter denen sich neben den Burgschauspielerinnen Katharina Schratt und Charlotte Wolter auch die Volksschauspielerin Pepi Glöckner befand. Am 24. Mai 1892 war Kaiserin Elisabeth auf der sog. "Huben" zu Besuch. Ungewöhnlich war der Diener des Fabrikanten, der aus Ober-Ägypten stammende Mohamed Medlum, bekannt als "Mohr von Hietzing".
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An Josef Weidmann erinnert eine kleine, gemauerte Kapelle an dem Weg zum Haus. In ihrem Inneren sind Gedenktafeln für seine Eltern Georg und Anna angebracht. Der Vorgängerbau dieser Gedenkstätte war eine aus Holz gebaute Kapelle mit Glockenturm (Abb. 70).
Nach dem Tod Josef Weidmanns verkaufte seine Schwägerin das Areal 1907 an die Stadt Wien, welche es zur Verpachtung anbot. Der erste Pächter, Alfred Doll, gestaltete das Gebäude zu einem Weinhaus um und machte es zu einem bekannten und beliebten Ausflugsziel. In unmittelbarer Nähe ließ er einen Festsaal aus Naturholz mit Lehmboden bauen, der nach einer Ober-St. Veiter Sage "Lindwurmsaal" benannt wurde. Entstehung und Herkunft der Sage sind unbekannt. In ihr wird von einem im Jahr 1115 Unheil verbreitenden giftigen Lindwurm berichtet, der, in einem hohlen Baum hausend, das Leben von Mensch und Tier bedrohte. Erst dem heiligen Vitus sei es gelungen, das siebenköpfige Ungeheuer zu töten.
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Das alte Haus Weidmann bestand bis 1963; das Saalgebäude brannte bereits um 1935 ab. 1936 errichtete man etwas nordöstlich vom alten Haus ein neues Gebäude (Abb. 71) - das h. Gasthaus "Lindwurm" - dessen erster Stock aus einem wiederum als Lindwurmsaal bezeichneten Raum besteht.
72, 73
1913 ließ Baumeister Anton Trillsam auf eigenem Grund und nach eigenen Plänen für sich und seine Frau Magdalena in der Ghelengasse 10 das Café-Restaurant "Hubertushof" (Abb. 72, 73) errichten. Das ausgedehnte, dreigeschoßige Gebäude in der Art eines Jagdhauses war zum Teil in Blockbauweise ausgeführt. Der Eingang in den Saal, Fenster- und Balkongestaltung sowie die Dachlandschaft erinnern an den sogenannten "Heimatstil" des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
1921 suchten die neuen Besitzer, Bertha und Alfred Leupold, um die Bewilligung für Konzert- und Varieteéaufführungen in dem 217 Personen fassenden großen Saal an. 1927 mußte für das Unternehmen der Ausgleich angemeldet werden. Zwischen 1933 und 1936 wurde ein Großteil der Räume zu Wohnungen umgebaut, der Gasthausbetrieb bestand jedoch in eingeschränktem Ausmaß bis Anfang der fünfziger Jahre. 1977 kam es zum Abbruch des Gebäudes, 1992/93 errichtete man auf dem Grundstück mehrere Wohnhäuser.
74, 75
Eine weitere Ausflugsgastwirtschaft befand sich bis 1961 in der Adolfstorgasse 26 (Abb. 74, 75). Die sog. "Auerhütte" war der Anbau an ein 1915 für den Weinhändler Franz Auer errichtetes, im Bauansuchen als "Lagerhaus" deklariertes Wohnhaus. 1920 ließ Auer einen 16 m x 8 m großen, 120 Personen fassenden Saal in Holzkonstruktion anbauen und führte ab dieser Zeit mit seiner Frau Anna den Gasthausbetrieb. 1931 wurde im stark abfallenden Vorgarten ein Schankraum mit darüberliegender Terrasse errichtet. Zu der Realität gehörte noch 1924 ein in Ober-St. Veit gelegener Weingarten. An der Stelle der "Auerhütte", die auch Versammlungsort des Ober-St. Veiter Schi-Clubs war, befindet sich heute ein Wohnhaus.
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Das Gemeindegasthaus (Abb. 76) stand bis 1872 Ecke Glasauergasse/Hietzinger Hauptstraße. Hier war der Standplatz des Stellwagens.
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Ecke Hietzinger Hauptstraße/Einsiedeleigasse befand sich - direkt über dem eingewölbten Marienbach - "A. Bauer's Restauration" (Abb. 77).
78
In der Einsiedeleigasse 5 - h. Postamt - existierte noch um 1900 ein zweigeschoßiger Bau, "Franz Kastner's Restauration" (Abb. 78). Vor dem kleinen straßenseitigen und mit einer Plane überdeckbaren Garten befand sich ein Ziehbrunnen. Ihm vorgelagert, an der Einmündung der späteren Trazerberggasse - sie wurde ehemals nur als "Füsteig nach laintz" bezeichnet - befand sich noch 1762 der Dorfpranger (Abb. 128).
79, 80
In der Auhofstraße 141 lag "Franz Rainer's Restauration zum Erzherzog Franz Karl" (Abb. 79). Die Attraktion dieses Lokales war ein besonders schöner Tanzboden. Das Gasthaus war der Sitz des "Ersten Ober-St. Veiter Drahrer-Clubs", einer geselligen Vereinigung, die alljährlich einen großangelegten, weithin bekannten Faschingsumzug abhielt (Abb. 80). Der Reinerlös wurde für die Bescherung armer Kinder zu Weihnachten verwendet. 1908 erwarb der Apotheker Paul Redtenbacher von Franz Rainer das Grundstück und ließ 1909/10 an der Stelle des Gasthofes einen dreigeschoßigen Neubau errichten. In ihm befindet sich seither die "Alte St. Veit-Apotheke", welche ursprünglich im Haus Auhofstraße 150 untergebracht war.
81, 82
In der Hietzinger Hauptstraße 141 befand sich bis 1992 das Restaurant "Heurigenwirt-Casino-Ober-St. Veit" (ehemals "Ober-St. Veiter Casino", Abb. 81, 82). In diesem Ende der zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts errichteten Bau war von Beginn an im Erdgeschoß eine Gaststätte eingerichtet: "St. Veit enthält (...) ein paar gute Gasthöfe, unter denen jenes zum 'Bergmann' links an der Straße, welche zur Kirche führt, eine schöne Lage hat. Zu ihm gehört ein Garten, der sich bis auf den Gipfel des Hügels zieht, wo ein Thurm (...) die Gegend überschauen läßt." Die Bezeichnung ("Casino" für das Gasthaus in der Hietzinger Hauptstraße 141 tritt erstmals 1874 auf. Damals wurde gartenseitig ein Saal angebaut. Das zeitweise auch als Beherbergungsbetrieb geführte "Casino" war ab den siebziger Jahren ein beliebter gesellschaftlicher und kultureller Treffpunkt. 1869 wurde hier die "Schützengilde Tell" gegründet, 1870 der Ober-St. Veiter Männergesangsverein, 1871 die Freiwillige Feuerwehr. Ab 1890 probte auf der Bühne im Saal die Theatergruppe der Ober-St. Veiter Jugend "Edelweiß". Am 19. 3. 1893 erklang hier zum ersten Mal der Deutschmeistermarsch von Wilhelm Jurek (1870-1934) - 1908 wurde die straßenseitig gelegene Terrasse mit beidseitigem Stiegenaufgang abgerissen und die bis 1993 bestehende Eingangssituation geschaffen. Der ausgedehnte Gastgarten wurde zuletzt 1988/89 verkleinert. Der 1993/94 erfolgte Umbau des Hauses veränderte nicht nur seine Bestimmung, sondern leider auch sein ehemals harmonisches Äußeres.
83
Auch einige Industriebetriebe siedelten sich an: 1833 wurde die "K. k. private St. Veiter Maschinen-Schokolade-Fabrik" der Franziska Kattner und 1839 im Bereich der Amalienstraße, Auhofstraße, Geylinggasse und Preindlgasse die "K. k. private St. Veiter Zuckerraffinerie" des Heinrich Wilhelm von Wertheimstein (Abb. 83) errichtet. Beide Unternehmungen hatten Niederlassungen in der Wollzeile.
84, 85
In der Hietzinger Hauptstraße 119, wo heute das 1977-79 gebaute BASF-Gebäude steht, hatte Josef Rohrbacher 1852 eine Wagenfabrik errichten lassen (seine erste Werkstätte befand sich seit 1844 in der Glasauergasse 15), in der u. a. Postwagen, ein selbstkonstruierter Pferdeomnibustyp, Eisenbahnwaggons, Wagenaufbauten für die Lokalbahn Gmunden, Wagen für das Reichskriegsministerium, sowie Straßenbahnwaggons und Omnibuskarosserien erzeugt wurden. Mit der Zeit erweiterte man die Anlage (Abb. 84, 85), deren maschinelle Ausstattung 1872 in einer Dampfmaschine, später in zwei Dampfhämmern zur Federn- und Achsenherstellung bestand. Die günstige Preisgestaltung ermöglichte Exporte nach Rumänien, Rußland, Persien, Nordamerika, Australien, Ägypten und Jawa. Die Firma wurde 1920 in eine GmbH umgewandelt und in der Folge von Geschäftsführern geleitet. 1969 kauften die Saurer-Werke den Betrieb auf; 1976 kam es zum Abbruch der Anlage.
Das Fabriksgebäude bestand aus mehreren langgestreckten, eingeschoßigen Flügel, die zwei rechteckige Höfe umschlossen. An der Straßenfront lag - flankiert von eingeschoßigen Seitentrakten - der zweigeschoßige Mittelteil mit breiter Einfahrt in der Mittelachse und darüberliegendem Balkon. In der über dem dreiachsigen, etwas vorspringenden Mittelteil errichteten Attika befand sich das Firmenzeichen. Die Erdgeschoßfassade dieses Traktes war mit bossierten Quadern verkleidet. Um die Fabrik lag ein ausgedehnter Garten.
86
1882 erfolgte die Gründung der Firma "Winkler & Schindler", einer Baumwoll- und Kunstseidenfärberei an der h. Auhofstraße 156 (Abb. 86); sie bestand bis 31. 12. 1974. Die Gebäude wurden 1978 abgetragen.
1899/1900 wurde in dem Haus Einsiedeleigasse 3 eine Fabrik für Molkereimaschinen eingerichtet.
87, 88
Die soziale Dreiteilung in Bauern, zugezogene Wiener Bürger sowie ortsansässige Gewerbetreibende und Arbeiter ist im Baugefüge faßbar: Ausgehend vom ältesten Teil, dem Kirchweiler mit Meierhof (-> Meierhof St. Veit) am Wolfrathplatz (-> Wolfrathplatz), in dessen Nähe an der Vitusgasse sich auch die erste Schule (-> Schule [Ober] St. Veit) befand, entwickelte sich am Abhang nach Norden, entlang des Marienbaches, ein 14 m bis 16 m breites Längsangerdorf. Hier hat sich der dörfliche Charakter der alten, teilweise baumbestandenen Angerzeilen erhalten. Entlang der Straßen liegen ebenerdige, teils übergiebelte Weinhauerhäuser, die bis auf fränkische Hofstellen zurückgehen. Der Hausgiebel weist zur Straße; der Toreingang, manchmal später verbaut, führt in einen langen, schmalen Hof. Bei etlichen Häusern ist der Giebel verschwunden. Einige schöne Beispiele sind aber noch in der Glasauergasse 7, 20 und 24 (Abb. 87, 88) zu finden. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurden die meisten in Milchhöfe umgewandelt.
89
Ecke Glasauergasse/Diabelligasse stand die sog. "Herzig-Schmiede"; sie brannte am 4. 9. 1906 ab (Abb. 89).
Zum alten Dorfkern gehörten neben der Firmiangasse und Glasauergasse die Schweizertalstraße bis zur Veitlissengasse, ein kurzes Stück der Trazerberggasse, die Vitusgasse sowie die h. Hietzinger Hauptstraße bis zur Einmündung der Einsiedeleigasse. Das Haus Hietzinger Hauptstraße 153 ist bis an den Anfang des 15. Jahrhunderts nachweisbar (-> Hietzinger Hauptstraße 153, ehem. Weinhauerhaus, Fleischerei). Die Häuser Hietzinger Hauptstraße 147/Einsiedeleigasse 1 und Einsiedeleigasse 3 gehören ebenfalls zum alten Ortskern. Ihre während der Zweiten Türkenbelagerung zerstörten Vorgängerbauten gehen bis in die Zeit um 1600 zurück (-> Hietzinger Hauptstraße 147/Einsiedeleigasse 1, Einsiedeleigasse 3, ehem. Weinhauerhaus, Bäckerei). Das Haus Hietzinger Hauptstraße 145 wurde 1774 für drei "Zuleuth" (Wohnparteien) errichtet und stellt somit das älteste Miethaus von St. Veit dar (-> Hietzinger Hauptstraße 145, ehem. Miethaus).
90
An der Vitusgasse (ehemals Schulgasse, Abb. 90) lagen bis in die erste Hälfte unseres Jahrhunderts mit dem Giebel zur Straße gerichtete Weinhauerhäuser. In einem von ihnen befand sich bis 1962 das Gasthaus Ekkert (später Heinrichshof, Abb. 90).
91, 92, 93, 94
Zu dem bäuerlichen Teil des Ortes kam im Südwesten und teilweise entlang der Hietzinger Hauptstraße eine bürgerliche Gewerbe- und Landhaussiedlung, welche sich um die gründerzeitlichen Nobelvillen in das Schweizertal erweiterte (Abb. 91). Ein überzeugendes Beispiel für einen adeligen, später großbürgerlichen Besitz stellte die nicht mehr erhaltene Villa in der Trazerberggasse 6 dar (-> Villa Auersperg (?), Trazerberggasse 6, Bd. II). Auch die um 1850 in Backsteinbauweise errichtete Villa (Abb. 92, 93, 94) in der Adolfstorgasse 6 (ehemals Bergstraße) mit Nebengebäude und ausgedehntem Garten existiert nicht mehr; an ihrer Stelle steht seit 1971 eine Wohnhausanlage.
Als dritten Bereich gab es die heute größtenteils aufgelassenen Betriebsstätten und die Arbeiterklein- und -miethäuser u. a. in der Auhofstraße und Amalienstraße. Die Industrialisierung ging hier jedoch gegen Ende des 19. Jahrhunderts zurück, die Produktionsstätten verschwanden oder wurden funktionslos. Die Gründe hiefür lagen u. a. in den gestiegenen Anforderungen der industriellen Produktion, wie größere Areale und Anschluß an das Schienennetz. Diese Bedingungen konnten in Floridsdorf, Simmering und in der Südbahngegend wesentlich besser erfüllt werden.
95
Schon vor Beginn der Industrialisierung stand in Ober-St. Veit im Bereich der h. Turgenjewgasse, Dostojewskijgasse und Schrutkagasse eine Windmühle (Abb. 95). Im Pharus-Plan aus dem Jahr 1907 ist sie mit dem Vermerk "Windmühle (Pechhütte) XIII., Veitingerstraße 16" zu finden. Die Veitingergasse hieß früher Ober-Sankt-Veitergasse bzw. Windmühlgasse.
Ungefähr bei der h. U-Bahnstation Ober-St. Veit wohnten die abgeschobenen Zigeuner. Der Bereich in der Nähe der h. Amalienschule hieß lange Zeit "Zigeunerdörfl". Vorher befand sich hier eine nach der alten Maulbeerau bezeichnete Kuhweide.
Die ständische Gliederung in Bauern, zugezogene Wiener Bürger sowie ortsansässige Gewerbetreibende und Arbeiter schildert Hermann Bahr in seinem 1910 veröffentlichten Roman "O Mensch!" (S. 244): "Hier ist alles durcheinander: noch sind aus der alten Zeit, wo das ein Dorf von Weinbauern war, liebe kleine Häuser geblieben, gelb oder weiß oder blau getüncht, mit ein paar Blumenstöcken in den engen Fenstern, aber daneben sind andere, die sich schon eher als Villen benehmen, eine halb schweizerisch, die nächste mehr barock, keines ganz sicher, ob es eigentlich ein Jagdhaus oder ein Waldschlößl, mehr ländlich oder mehr fürstlich sein soll, alle vor 30 oder 40 Jahren erbaut, damals als der Ort auf einmal den Ehrgeiz bekam, eine Sommerfrische zu werden; mitten unter ihnen aber auch schon solche trostlose Zinshäuser mit vier Stöcken, wo die Staubtücher, aus braunen Fenstern herab, auf billige Karyatiden ausgebeutelt werden, vorgeschoben von der nachdrängenden großen Stadt, die rings alles verschlingen will."
Hacking
96, 97 nach Überschrift
98
Die ursprüngliche Ortsform ist heute kaum mehr erkennbar. Es dürfte ein von einer Festung überragter Weiler am Fuß des 411 m hohen Hagenberges gewesen sein. Die seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bestehende Festung (Abb. 98) war ein strategisch wichtiger Punkt im Wiental. Von einem Erdwall umgeben, stand sie an der Stelle des später dort errichteten Schlosses (-> Hackinger Schloß), wo sich heute das Jugendgästehaus befindet. Sie bot bis zur ersten Türkenbelagerung auch für die Bewohner von Hütteldorf Zuflucht. Am 10. 7. 1515 nächtigte in ihr, von Augsburg kommend, Kaiser Maximilian.
Eine Erweiterung des Weilers Hacking erfolgte zeilenmäßig entlang der Auhofstraße und fand ihren Abschluß bei der Nikolai- bzw. Eustachiuskapelle.
Es gibt wenige Quellen über die Geschichte des Ortes. Nur über die Festung und ihre Besitzer ist einiges überliefert.
In das Jahr 1156 fällt die erste Erwähnung "de Hakkingin". Heinrich Weigl leitet die Bezeichnung von einem Personennamen "Haggo" ab. Das Geschlecht derer von Hacking gehörte zu den Gefolgsleuten der Babenberger und unterstützte sie bei der Erwerbung dieses Gebietes.
Im 14., 15. und 16. Jahrhundert vergaben die Habsburger das Lehen Hacking. 1388 erhielt den Ort Hertlein von Herzogbierbaum als Lehen von Albrecht III., 1411 Hans Stupfenweicher von Albrecht V., 1494 war Nikolaus Zwittar Lehensträger, 1506 Niklas Prundler. In einer Urkunde aus dem Jahr 1620 ist vermerkt, daß das "Gut Hagging an der Wien" seit alters ein "Kaiserliches und Landesfürstliches Lehen" war. Es ist "an die röm. Kaiserl. und Königl. Majestät Maximilian I. und Ferdinand eigentümlich gekommen, durch den Kaiserl. Pfleger verwaltet, samt allen Ein- und Zugehörigen innegehabt und regiert worden, weiter von Kaiserl. Maj. Ferdinand zu Lehen gemacht und von Wilhelm Putscher geliehen" und schließlich an Sebastian Portinger bis zu dessen Tod, 1546, vergeben worden. Zu dieser Zeit lagen am Hagenberg (auch Hackingberg) sechs Weingärten, zwei davon am Ostabhang.
Bei den Türkeneinfällen 1529 wurde die Feste zerstört, die Grundmauern standen öde bis 1535. In diesem Jahr, als der königliche Rat und Sekretär Wilhelm Putsch in Anerkennung seiner Verdienste die Anlage als Lehen erhielt, wurde ihm ein Betrag zur Eindeckung der Burg bewilligt.
1546 kam Hacking an Heinrich Wolfgang Kneißl, dessen Nachkommen den Ort bis 1591 besaßen. Um 1654 ist für Schloß und Gut Hacking der Hofkammersekretär und spätere Universitätsprofessor Johann Carl von Aichbühel als Besitzer genannt, für 1682 Christoph Ignaz Freiherr von Abele von und zu Lilienberg.
Nach 1683 verfiel die Festung.
Ursprünglich war der Ort pfarrmäßig geteilt. Eine Hälfte unterstand der Pfarre St. Veit, die andere der Pfarre Penzing. 1663 bewilligte Bischof Friedrich Philipp Graf Breuner auf Bitte von zwölf Hausbesitzern in Hacking die Umpfarrung nach St. Veit, weil diese gewohnt waren, wegen des kürzeren und gefahrloseren Weges - es mußte nicht mehr die bisweilen Hochwasser führende Wien überquert werden - dort dem Gottesdienst beizuwohnen.
Die Nikolaikapelle (-> Nikolaikapelle) im Lainzer Tiergarten gehörte im 14. Jahrhundert zur Pfarre Hütteldorf. Ihre erste Erwähnung fällt in das Jahr 1321 als "(...) sand Nichlas chapelle auffe leit (...)". Stilistische Merkmale weisen in die Zeit um 1200; sie ist also das älteste Gebäude in der weiteren Umgebung.
Nach neuesten Forschungsergebnissen lag 150 m südlich der Kapelle, im Quellgebiet der Nikolaiwiese, bereits im zweiten Jahrhundert n. Chr. eine römische Ansiedlung, die Hofgröße kaum überschritten haben dürfte. An der selben Stelle sind von der Mitte des 11. bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts Siedlungsspuren nachweisbar; sie gehören zu einer Ausgangssiedlung für den Bau und die Versorgung der bewohnten, hausbergartigen Wehranlage direkt bei der Kapelle. Vom 14. Jahrhundert bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts befand sich in diesem Bereich noch immer oder wieder eine Ansiedlung - St. Nichlas -, die durch schriftliche Quellen belegbar ist. Es handelte sich um einen Herrensitz mit Meierhof und Nebengebäuden. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde die Anlage zur Zeit der Türkeneinfälle um 1530 zerstört.
Ein Wasserreservoir, das Hacking versorgte und durch Quellen am Hagenberg gespeist wurde, befand sich in der Nähe der h. Erzbischofgasse.
1752 zählte der Ort 25 Häuser.
Maria Theresia ließ 1762 eine Maulbeerpflanzung zur Förderung der Seidenindustrie anlegen (-> Faistenmühle) und gestattete dem Hofrat von Froidevaux die Benützung derselben für seine Versuche. Durch die Wiedererwerbung von Oberitalien und die damit verbundene übermächtige Konkurrenz verlor diese Industrie aber an Bedeutung.
Um 1770 waren u. a. ein Schuster, ein Schneider, ein Weber- und ein Ledermeister tätig.
1778 erwarb nach Verhandlungen, die vier Jahre dauerten, der Deutsche Ritterorden unter seinem Landkomtur Karl Graf Colloredo Hacking von Ludwig von Hacque, der 1763 als Herr der Herrschaft von Hacking erwähnt wird.
Sein Vater, der Wirkliche Kaiserliche Kammerrat Peter von Hacque, besaß 1717 den Ort. Das Geschlecht stammte aus den Spanischen Niederlanden.
99, 100
Ein kleiner Teil der Gemeinde mit einer Mühle (-> Mühle, Hackinger Straße 48) und einer Lederei lag am linken Wienufer (Abb. 99); nur die Reste des Gasthofes "Zum Deutschen Orden" (-> Gasthaus "Zum Deutschen Orden", Abb. 100) und die Deutschordenstraße erinnern heute noch an den ehemaligen Besitzer, dem Teile von Hacking bis in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts gehörten.
Auf dem Anteil Hackings am linken Wienufer sind spätestens seit 1724 Manufakturen nachweisbar. Eine Lederei (-> Lederey) wurde schon vor 1684 errichtet. Der Mühlbach, an dem sie lag, wurde vom Mauerbach abgeleitet, floß ostwärts parallel zur Wien, überquerte in einem Trog den Halterbach, nahm in Hütteldorf den Rosentalbach in sich auf und mündete etwa an der Stelle des h. Preindlsteges in die Wien, die hier aufgestaut war. Von diesem Stauwasser wurde ein weiterer Mühlbach an der rechten Wienseite gespeist, der die Feldmühle und in der Folge die Faistenmühle, Schleifmühle und Steyrermühle antrieb.
Einen Teil des Hackinger Ledereibetriebes erwarb 1830 in einer Versteigerung der k. u. k. Cottondruckfabrikant Franz Maurer. Er stattete die ehemals an der Ecke der h. Hackinger Straße/Deutschordenstraße gelegene Kattunmanufaktur (-> Baumwollmanufaktur) mit 35 Drucktischen aus und baute eine Bleicherei an. 1831 wurde die Zitz- und Kattunmanufaktur mit einer Walzendruckmaschine ausgerüstet. 1846 kaufte Gustav Seidel (1880-87 Bürgermeister von Hacking) die Anlage und richtete eine Baumwoll- und Seidenfärberei mit Merzerisieranstalt zur Veredelung der Wolle ein.
101, 102
Ein 1830 erneuerter Holzsteg über die Wien an der Stelle der h. Zufferbrücke verband die beiden Ortsteile und schuf eine Verbindung zur Linzer Straße, dem bedeutendsten Verkehrsweg nach Westen. Vor dem Neubau des Steges führte bereits um 1820 an dieser Stelle ein einfacher Übergang aus Holz über den Wienfluß (Abb. 101). Am 8. 7. 1878 wurde die "Franz Karl-Brücke" (Abb. 102) eröffnet, welche den Steg und die seit alters her benützte Furt ersetzte. Die Brücke wurde nach Erzherzog Franz Karl (1802-78), dem Vater des späteren Kaisers Franz Joseph, benannt. Seit 1934 heißt sie "Zufferbrücke" nach dem Brückenbauingenieur Josef Zuffer (1850-1909).
Der Bau der Westbahn, die am 15. 12. 1858 den Betrieb aufnahm, erforderte Grundstücksabtretungen auf der linken Wienseite.
1854/55 bis 1898 befand sich an der Stelle der zwischen 1898 und 1900 errichteten Häuser Auhofstraße 186 a-e ein öffentliches Freibad.
In Hacking ist das bauliche Erbe der Biedermeiersommerwohnungen und -häuser zum Teil besser erhalten als in Ober-St. Veit. 1826 schreibt J. G. Seidl, daß sich unter den 35 Häusern "einige recht niedliche Landhäuser" befänden. Wegen der Einengung der Siedlungsfläche durch den Tiergarten und den Wienfluß wurde jedoch die weitere bauliche Entwicklung eingeschränkt.
103
Lediglich in der Auhofstraße (Abb. 103) und am Nordhang des Hagenberges, z. B. in der Vinzenz-Heß-Gasse und Schloßberggasse, stehen einige Gründerzeit- und Jugendstilvillen.
Für das Ortsbild prägend ist die 1885/86 errichtete Dominikanerinnenkirche in der Schloßberggasse 17. An sie schließen Kloster und Schulgebäude an (-> Dominikanerinnenkirche, -> Internatsanlage des Konvents der Dominikanerinnen).
1887 kaufte Univ. Prof. Dr. Moritz Rosenthal von Alfred Biedermann die Liegenschaft Seuttergasse 6 und Auhofstraße 189 und damit die ehemaligen Häuser mit den Konskriptionsnummern 23, 24 und 136 sowie diverse Grundstücke.
104
Rosenthal ließ 1888 von Stadtbaumeister Wilhelm Klingenberg auf das ebenerdige Haus in der Auhofstraße 189 ein Stockwerk aufsetzen, fügte einen Neubau im rechten Winkel zum Altbestand an und adaptierte das Gebäude für ein "Sanatorium für Nervenleidende". Das noch bestehende Haus in der Seuttergasse wurde ebenfalls aufgestockt und adaptiert (Abb. 104), in ihm waren u. a. ein Speisesaal und eine Veranda untergebracht. Die kleine Kapelle im Parterre war einstmals auch für Gottesdienste öffentlich zugänglich.
Nach einer Werbeschrift aus dem Jahr 1888 hatte das in einem vier Joch großen, schattigen Garten gelegene Sanatorium 24 kleinere und größere Zimmer, einen Speisesaal, Spielzimmer, Lesezimmer und eine verglaste, zum Park gerichtete Veranda.
105
1908/09 ließ Dr. Robert Rosenthal, der 1905 die Anstalt übernommen hatte, durch Arpád Mogyorosy in der Auhofstraße 189 einen Neubau mit 50 Zimmern errichten, ein "Sanatorium für Nervenkranke mit Ausschluß von Geisteskranken und Epileptischen" (Abb. 105).
1930 kaufte die "Genossenschaft der Schwestern vom Göttlichen Heiland" (Salvatorianerinnen), h."Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Heiland", die Anlage und richtete in dem Hauptgebäude das "St.-Josefs-Krankenhaus" ein (-> Ehem. Kapelle St.-Josefs-Krankenhaus).
1986-88 erweiterten Winfried Pichorner und Oswald Lindenbauer das Krankenhausgebäude, 1989/90 errichteten die selben Architekten eine neue Kapelle (-> Neue Kapelle St.-Josefs-Krankenhaus). Dem Erweiterungsbau fiel allerdings das 1907 von Karl Fischl für den Bildhauer Carl Wollek erbaute Atelierhaus (-> Villa Wollek, Bd. II) zum Opfer.
Lainz und Speising
106, 107 nach Überschrift
Das Schicksal dieser Orte ist eng miteinander verbunden. Sie waren zur Zeit ihrer Entstehung im 11. oder 12. Jahrhundert kleine Wohnsiedlungen von Holzfällern und Bauern. Die früheste Nennung von Lainz, einem Grabenangerdorf entlang der Lainzer Straße zwischen den Einmündungen der h. Veitingergasse und Fasangartengasse, ist für das Jahr 1313 als "Lventz" belegt; 1317 wird der Ort als "Luntz an dem Miesenchobel" , 1441 erstmals in der Form "Laintz" erwähnt. Im selben Jahr sind ein "Obern Laincz", 1467 auch ein "Nidern luencz" urkundlich festgehalten. Die Herkunft des Namens - ob slawisch oder nicht - ist umstritten. Ferdinand Oppl nimmt neuerdings wieder eine slawische Wurzel an.
Auch der Name Speising ist nicht geklärt. Vielleicht hängt er mit "spiso" zusammen, der mittelalterlichen Bezeichnung für den Speisemeister am herzoglichen Hof. Der Name scheint erstmals 1355 in der heutigen Form auf.
Lainz und Speising gehörten zur Dotation, mit der Herzog Rudolf IV. 1365 seine neugegründete Propstei St. Stephan bedachte. In der Folge wechselten sich viele Familien im Besitz beider Orte ab, so die Chrudner (1411 übergab Herzog Albrecht V. beide Orte als Lehen den Herren Peter und Alexius Chrudner), Rattmannsdorf (diese Familie besaß von 1527 bis um 1600 Teile des Ortes Lainz) und Saurau. 1637 war Anna von Saurau die Eigentümerin von Lainz. Bereiche dieses Ortes waren jedoch im Besitz des Wiener Bistums, was zu immer wieder auftretenden Streitigkeiten zwischen den Herrn von Rattmannsdorf und Saurau einerseits und dem Bischof andererseits führte.
Nach der Ersten Türkenbelagerung 1529 ist in Lainz "alles verhert, verprent, der haibtail volck umbpracht", ebenso wie 1531 "zu Speysin (...) yetzunt noch alles in öden ligt, das volck gefangen und gestorben" , ist.
In der Reformationszeit wird 1537 von sieben Lainzern berichtet, die den Empfang der heiligen Sakramente verschmähten; noch 1630 sollen sich drei Bewohner geweigert haben, katholisch zu werden. 1644 berichtete aber der Pfarrer von Penzing, Hans Löchl, dem beide Dörfer unterstellt waren: "In meiner Pfarre ist kein formalis haereticus".
1609 wird Lainz als Au und Jagdort des späteren Kaisers Matthias (1557-1619) genannt.
Rechtsnachfolger der Herren von Rattmannsdorf und Saurau wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts der Jesuitenkonvent; nach dessen Aufhebung erhielt das Bistum die Anteile von Lainz. 1780 wurden schließlich Lainz und Speising der Herrschaft St. Veit unterstellt, unter dessen Landgericht sie sich schon befunden hatten.
Für die Beliebtheit von Lainz als Jagdgebiet zeugen das um 1700 errichtete Jagdschloß (-> Jagdschloß, Lainzer Straße 138) an der Stelle des h. Bildungs- und Exerzitienhauses der Jesuiten neben der Lainzer Pfarrkirche sowie das um 1750 gebaute und in veränderter Form noch bestehende Gartenpalais de Pauli (-> Gartenpalais de Pauli, Lainzer Straße 162).
108
Die später dem Patrozinium der H1. Dreifaltigkeit geweihte Lainzer Kirche (-> Alte Pfarrkirche Lainz) wurde 1428 vollendet; um sie herum legte man den Friedhof an. 1683 war das Gotteshaus so baufällig, daß man es abreißen mußte. Auf Anordnung von Kardinal Sigismund Graf von Kollonitsch errichtete man einen neuen Bau, der 1736/37 fertiggestellt, aber erst 1746 eingeweiht wurde (Abb. 108).
Der Friedhof lag nun an der Nordseite der Kirche. Er wurde 1748 von den Bürgern des Ortes gestiftet und bestand bis in die dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts. Wegen Platzmangels wurde schon um 1785 eine neue Begräbnisstätte an der h. Fasangartengasse 21 (ehemals Hetzendorferstraße) gewählt. Dieser Friedhof existierte bis 1894; an seiner Stelle legte man 1907 eine kleine Parkanlage an. Seit 1876 befindet sich der Lainzer Friedhof auf der Höhe des Stranzenberges.
109
Das um 1750 erbaute Pfarrhofgebäude in der Lainzer Straße 154 (Abb. 109) wurde 1806 in das Eigentumsrecht der Pfarrpfründe einverleibt, nachdem bereits 1754 zum ersten Mal eine Gewährserteilung erfolgt war, die man in den Jahren 1764, 1774, 1784 und 1794 erneuerte.
Die größte Bedeutung hatte Lainz zur Zeit der Pestepidemien im späten 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Da man besonders die H1. Dreifaltigkeit als Schutz vor der Pest anrief, es in Wien aber bis zur Epidemie von 1679 keine diesem Patrozinium unterstellte Kirche gab, wurde Lainz ein Zentrum der Pestwallfahrt. Wie die Pfarrchronik berichtet, trug dazu auch bei, daß die Lainzer Bevölkerung in den großen Pestjahren 1679 und 1713 von der Seuche verschont blieb.
Eine Dreifaltigkeitssäule aus dem Ende des 17. Jahrhunderts beim Haus Lainzer Straße 117 verweist auf dieses Patrozinium. Sie stand ursprünglich in der Verlängerung der Stadlergasse und wurde durch den Bau der Verbindungsbahn versetzt. 1679 gelobten das Personal der "Münzstätte", die sich damals in der Wollzeile befand, und die Gemeinde von St. Ulrich (7. Bezirk) eine jährliche Wallfahrt nach Lainz. 1703 beschlossen dies auch die Mitglieder der Fleischhauerinnung und im Laufe des 18. Jahrhunderts unter vielen anderen die Buchbinder, Hutmacher und die Wiener Dreifaltigkeitsbruderschaft, eine Laienbruderschaft unter geistlichem Vorstand, welche während der Gegenreformation gebildet worden war und 1783 aufgehoben wurde. Im 19. Jahrhundert versiegte langsam der Zustrom der Wallfahrer.
Im 1820 erschienenen zweiten Band der Kirchlichen Topographie von Österreich (S. 164) wird schon für das Jahr 1737 in Lainz eine Schule genannt. Es ist ungewiß, ob sie sich bereits an der Stelle des um 1840 errichteten, 1872 von den Gemeinden Lainz und Speising je zur Hälfte gekauften Schulhauses in der Lainzer Straße 148 befand. Dieses Gebäude wurde 1912 für Wohnzwecke von Bediensteten des Lainzer Versorgungsheimes adaptiert, nachdem bereits 1908 Baumeister Matthäus Bohdal ein neues Schulgebäude in der Steinlechnergasse 5, 7 errichtet hatte.
110, 111
Diese mit interessantem plastischem Fassadenschmuck ausgestattete "Knaben Volks- und Bürgerschule" ist die h. Volksschule (Abb. 110, 111); 1994/95 führte F. G. Mayr einen Zubau mit zwei Obergeschoßen und ausgebautem Dach für vier Klassen und einen Turnsaal aus.
112, 113 vor Absatz
114
Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts waren für die Bewohner von Lainz und Speising die Haupterwerbszweige Holzschlägerung und -verarbeitung sowie Kohlenbrennerei und Pechsiederei. Gegenüber diesen Tätigkeiten gewannen jedoch der Acker- und Weinbau - dieser besonders am südlichen Abhang des Küniglberges (Abb. 114) - wie auch Milchwirtschaft und Gärtnereibetriebe an Bedeutung.
115
Eine der bekanntesten Milchmeiereien war der "Wambacher" (-> Wambacher) in der Lainzer Straße Nr. 121, 123 (Abb. 115). Das Anwesen dieser Familie, die 1884 mit Karl Wambacher den Bürgermeister von Lainz stellte, bestand mit großer Wahrscheinlichkeit schon 1589 und war ab den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts bis zum Ende der Monarchie ein beliebter Treffpunkt von Mitgliedern des kaiserlichen Hofes, des Adels und des Großbürgertums. Zu den Besuchern zählten auch die Burgschauspielerinnen Katharina Schratt und Charlotte Wolter. Man genoß die ungestörte Atmosphäre, den idyllischen Garten und nicht zuletzt den berühmten Kaffee. Heute wird der Betrieb als Heurigen-Restaurant geführt.
Eine andere Milchmeierei wurde von der Familie Steinböck in der Lainzer Straße 139 betrieben.
116
Das Haus Lainzer Straße 131 (Abb. 116), dessen Altbausubstanz mindestens bis in das 18. Jahrhundert zurückreicht, beherbergte nach mündlicher Überlieferung u. a. die Gemeindestube und den Gemeindekotter, auch die Gemeindegastwirtschaft bis 1970. Der Gasthausgarten mit seinem alten Baumbestand ist heute noch erkennbar. Zu diesem Betrieb gehörten neben Schank und Extrazimmer ein ausgedehnter Saal im linken Seitenflügel, eine 1913 gebaute Veranda, ein Eishaus und eine Räucherkammer. Der Saal dürfte bemerkenswerte Details aufgewiesen haben, denn für 1908 ist in den Bauakten die "Rekonstruktion eines Gasthaussaales im städtischen Haus Lainzer Straße 131" vermerkt. 1985 konnte das devastierte Gebäude vom Abbruch gerettet und nach Renovierung der Fassaden und Umgestaltung des Inneren einem neuen Zweck, dem eines "Einkaufsgartens", zugeführt werden.
Im Haus Lainzer Straße 156 lag wahrscheinlich die Dorfschmiede. Bei einem Umbau im Jahr 1908 stieß man auf die geschwärzten Mauern der Esse.
Um die Hochwassergefahr des Lainzerbaches einzuschränken, errichtete man schon früh im Ortsgebiet auf beiden Seiten des Baches Ufermauern; Stege verbanden die Fahrwege, die auf beiden Seiten dem Bach entlang führten. Diese Situation ist noch auf einem Aquarell aus der Zeit um 1850 (Abb. 107) ersichtlich. Gegen die Kirche zu befand sich wegen der erhöhten Überschwemmungsgefahr durch die Bachbiegung Fasangartengasse/Lainzer Straße eine Schutzmauer aus Ziegeln unterhalb des h. Straßenniveaus. Sie war während der Aufgrabungsarbeiten, die vor einigen Jahren an dieser Stelle durchgeführt wurden, vor den Häusern Lainzer Straße 152 und 154 erkennbar.
117, 118
Speising, das nie eine eigene Kirche besaß, wurde 1783 nach Lainz eingepfarrt. Es war eine selbständige Ortsgemeinde, deren Zentrum die h. Speisinger Straße von ihrem Beginn bei der Verbindungsbahn bis hin zur Gallgasse war. Letztere lag mit ihrer Häuserzeile und den dazugehörigen kleinen Hofäckern direkt am Lainzerbach; sie wurde vor 1894 mit Bezug auf die Meiereiwirtschaft Mayerhofgasse genannt. In der Speisinger Straße 50 stand bis 1973 der letzte Bauernhof von Alt-Speising, ein ebenerdiger Vierkanter mit sieben Fensterachsen und den ursprünglichen Haustorflügel an der Straßenseite.
Die ersten Gärtnereibetriebe Speisings lagen in der Gallgasse (1848) und in der Speisinger Straße (1860).
119
Das h. eingeschoßige "Gasthaus Schlusche" in der Speisinger Straße 2 bestand schon 1818 als Gasthaus "Zum braunen Hirschen". In der Feldkellergasse 30 befindet sich der 1840 errichtete ebenerdige Bau des ehemaligen Café-Restaurants "Zum Feldkeller" (Abb. 119). In der Speisinger Straße 41 stand die alte Schmiede; später wurde in dem Anfang der fünfziger Jahre unseres Jahrhunderts abgetragenen Bau ebenfalls ein Gasthaus eingerichtet.
Die Volksschule in der Speisinger Straße 44 wurde 1897, erst einige Jahre nach der Eingemeindung zu Wien, gebaut.
120
In der Speisinger Straße 104 steht das ehemalige Linienamtsgebäude (Abb. 120). Seit 1829 hob man entlang des Linienwalls (in etwa der Verlauf des Gürtels) die sog. Verzehrungssteuer ein. Nach der Eingemeindung der Vororte erstreckte sich der Verzehrungssteuerrayon auf das gesamte neue Gemeindegebiet. Der ab dieser Zeit gesenkte Tarif wurde bis 1922 in den Linienämtern, die nun an der Stadtgrenze lagen, eingehoben.
1824 wurde in Speising, im Gasthaus "Zum alten Jagdschloß" in der Fehlingergasse 31, ein Theater gegründet, das bis 1893 bestand. Gespielt wurde nur im Sommer. Am 7. 8. 1887 trat hier erstmals die beliebte Volksschauspielerin Hansi Niese auf; ihr Elternhaus steht in der Speisinger Straße 28.
121
Das Gut Rosenberg auf dem "Rosenhügel" (Abb. 121) war eine Katastralgemeinde mit eigener Hausnumerierung, gehörte aber zur Ortsgemeinde Speising. Von diesem Gut sind keinerlei Baureste erhalten. Nach dem 1819 erstellten Franziszeischen Kataster bestand es zu dieser Zeit aus neun Gebäuden. Im englischen Garten, an den sich ein französischer anschloß, lagen fünf Teiche. Für das Jahr 1818 sind in der Riedlgasse gegenüber den Nummern 24, 26 und 28 Ziegelöfen belegt. Später befand sich hier ein Meierhof; südlich hievon gab es eine Lehmgrube.
Auf dem 257 m hohen Hügel, früher mit Rosenkulturen bepflanzt, befindet sich seit 1873 das Hauptreservoir der Ersten Wiener Hochquellenwasserleitung (-> Hauptreservoir der Ersten Wiener Hochquellenwasserleitung).
1925 wurde auf dem Hügel der erste große Wiener Radiosender installiert; er konnte im Oktober dieses Jahres provisorisch in Betrieb genommen und am 30. 1. 1926 als "RAVAG-Sendeanlage Rosenhügel" offiziell eröffnet werden.
Der Lainzer Tiergarten
122 nach Überschrift
Die Gegend des h. Lainzer Tiergartens, eines 23,8 km2 großen ummauerten Naturschutzgebietes, war von jeher ein beliebtes Jagdrevier der Landesfürsten. 1495 werden ein "Wolfsgarten" beim Auhof (-> Auhof), 1497 bei Laab im Walde ein "Tiergarten" erwähnt. Wolfsjagden waren vor allem für die Forstmeister eine zusätzliche Einnahmequelle.
Für die Bauern der Umgebung brachte der Wald jedoch viele Belastungen: Das Wild schädigte die Saaten, Wölfe rissen weidendes Vieh. Der letzte Wolf in dieser Gegend wurde 1833 (nach anderen 1846) erlegt. Deshalb versuchte man schon zu der Zeit, als die Weingärten in dem Gebiet des h. Grinzing, Hütteldorf und Lainz der Kartause Mauerbach (1313 von Friedrich dem Schönen gegründet) gehörten, eine Abplankung zu errichten. Aber erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts führte eine hölzerne Planke, ein "Gattern", vom Kahlenbergerdorf über Ottakring, St. Veit nach Lainz und wahrscheinlich sogar bis Mauer.
Unter Karl VI. wurde um das heute als Lainzer Tiergarten bezeichnete Areal ein Zaun aus Eichenpfosten gezogen. Der Kaiser bevorzugte dieses Jagdrevier immer mehr gegenüber dem einst so beliebten Gebiet um Schönbrunn. Dringender Bedarf nach neuem Jagdgebiet ergab sich, als die kaiserlichen Jagdflächen im Prater (1766) und im Augarten (1775) für die Bevölkerung geöffnet wurden.
Maria Theresia verfügte in einem 1772 erlassenen Patent den Bau einer Steinmauer um den Lainzer Tiergarten; zur Ausführung kam es jedoch erst unter ihrem Sohn Joseph II. Die bäuerliche Bevölkerung sollte von der argen Belastung durch Schäden des Schwarzwildes befreit werden. Joseph II. ließ den Bau 1781 öffentlich ausschreiben. Ein mittelloser Maurer aus Alland, Philipp Schlucker (1748-1818) - von seinem Namen leitet sich die Bezeichnung "armer Schlucker" ab -, unterbot alle anderen Offerte bei weitem. Niemand konnte sich vorstellen, wie er mit seiner Familie allein diese Riesenarbeit bewältigen würde. Doch nur fünf Jahre, von 1782 bis 1787, benötigte der Allander Maurer für den Bau der 24 km langen, 2,2 m hohen und 50 cm starken Mauer aus Bruchsteinen mit Ziegeleindeckung, die Johann Nestroy später als ein "Junges der Chinesischen Mauer" bezeichnete. Die Steine kamen größtenteils aus den Steinbrüchen des Tiergartens beim großen Teich und im Glasgraben.
Da Philipp Schlucker die Arbeiten zur vollen Zufriedenheit ausführte, belohnte ihn Kaiser Joseph II. mit einem in der Nähe von Baden bei Wien gelegenen Grundstück, auf dem sich Schlucker ein Haus baute; Kaiser Franz I.(II.) bedachte ihn mit der Stelle eines Waldamtsbaumeisters.
Ursprünglich sollte im Tiergarten nur Schwarzwild gejagt werden. Die höchsten Schwarzwildbestände (1200-1700 Wildschweine) wurden zwischen 1820 und 1848 gezählt. Jährlich fanden zwei Sperrjagden statt, in deren Verlauf je 300 Stück erlegt wurden.
Der Stand des Rotwildes stieg von nur 79 im Jahr 1810 auf 1263 im Jahr 1825, was bis heute den höchsten Rotwildbestand bedeutet.
Bereits Ende des 18. Jahrhunderts brachte man das Damwild ein; sein Bestand blieb relativ konstant zwischen 150 und 300 Stück.
1840 kam das Muffelwild (Mufflon), eine mit großer Wahrscheinlichkeit aus Sardinien und Korsika importierte Schafart, von Schönbrunn in den Tiergarten. Nach anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten erhöhte sich der Stand von ursprünglich 20 auf 77 im Jahr 1866. Bis 1918 vergrößerte sich die Zahl auf 100.
123
Der Forstmeister hatte seinen Sitz im Auhof (Abb. 123), einem knapp außerhalb des Tiergartens am Wienfluß liegenden Gebäude. Der Name "Auhof" läßt sich urkundlich bis zum Ende des 12. Jahrhunderts zurückverfolgen. Die h. Anlage stammt aus dem Jahr 1779.
124
Der älteste Bau auf dem Gebiet des Lainzer Tiergartens ist die um 1200 errichtete Eustachius- bzw. Nikolaikapelle (Abb. 124), das erste Haus innerhalb des von einer hölzernen Planke umzäunten Tiergartens war ein auf der Rohrwiese 1774 errichtetes "Wachthäusl" gegen Raubschützen.
Um 1740 kam es im Zusammenhang mit dem Wasserleitungsbau für Schloß Schönbrunn zum Aushub des "großen Teiches". An ihm erbaute man das sog. "Teichhaus" in dauerhafter Bauweise mit tiefen Fundamenten. Erzherzog Franz Karl ließ sich 1832 ein Zimmer als Übernachtungsstätte einrichten.
125
1782 erfolgte der Bau des Jagdhauses "Hirschg'stemm" (Abb. 125), das 1879 neu aufgemauert und nach 1918 zu einem Volksrestaurant umgestaltet wurde.
Das Gebäude Ecke Hermesstraße/Dr.-Schober-Straße war ehemals ein Jägerhaus. Es wurde 1850 erbaut und besaß ursprünglich einen achteckigen Observatoriumsturm, der 1875 abgetragen wurde. Den Bau, der seit der Mauerverlegung außerhalb des Tiergartens liegt, kaufte 1938 die Gemeinde Wien und richtete in ihm eine Volksschule ein.
Das bedeutendste profane Gebäude im Tiergarten ist die "Hermesvilla" (-> Hermesvilla, Bd. II), ein Jagdhaus im historistischen Stil. Kaiser Franz Joseph ließ es 1882-86 für seine Frau Elisabeth von dem Ringstraßenarchitekten Carl von Hasenauer erbauen.
Der Kaiser führte die letzten Teile fremden Besitzes im Tiergarten durch Ankauf oder Tausch in hofärarisches Eigentum über; dazu gehörten die Enklaven der Gemeinden Inzersdorf und Mauer (Faßlberg), die erst 1910 bzw. 1913 erworben wurden.
Einige Flurnamen zeigen noch die ehemaligen Besitzer, vor allem Klöster, an, zum Beispiel Schotten-, Königskloster-, Laurenzer-, Augustiner- und Deutschordenswald. Der Bischofswald, der Bischofsmaiß und die zwei Bischofswiesen nehmen auf den Ober-St. Veiter Sommersitz des Erzbischofs von Wien Bezug.
1914/15 baute man im Lainzer Tiergarten mit Hilfe von 4000 Arbeitern Schützengrabenlinien und andere Befestigungsanlagen, um einem befürchteten Vormarsch der russischen Armee entgegentreten zu können. Im Winter 1918/19 drangen Teile der Wiener Bevölkerung über die an mehreren Stellen stark beschädigte Mauer in den Tiergarten, um sich mit Brennholz zu versorgen.
Am 20. 4. 1919 wurde der damals 25,5 km2 große Naturpark öffentlich zugänglich gemacht. Während des Sommers konnten ab nun die Wiener den Tiergarten gegen die Entrichtung einer geringfügigen Eintrittsgebühr betreten.
Ab 1920 verwaltete der mit Staatsgesetz vom 18. 12. 1919 geschaffene Kriegsgeschädigtenfonds den Tiergarten und die Hermesvilla. Ein Teil des Areals zwischen dem h. Lainzer Tor und dem Lainzer Krankenhaus wurde infolge der damals herrschenden Wohnungsnot zur Besiedelung freigegeben. Pläne zur Verbauung des Hörndl- und Leitenwaldes bestanden bereits während des Ersten Weltkrieges; sie wurden nicht verwirklicht.
Ein Versuch, die allgemeine Not nach dem Krieg zu lindern, war die Errichtung der sog. "Eisenbahner Farm Auhof". Das Gebiet zwischen Auhofwiese und Grünauer Graben wurde von der Staatsbahndirektion Wien West gepachtet, um Eisenbahnern den Bau einer Kleintierfarm zu ermöglichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Areal in 145 Kleingartenlose für Bundesbahnbedienstete aufgeteilt, allerdings erst 1984 als "Erholungsgebiet Kleingarten" rechtlich anerkannt.
1920 begann man mit der Errichtung der Siedlung Auhofer Trennstück (-> Siedlung SAT, Bd. II), 1921 legte man den Grundstein für den Bau der Siedlung Friedensstadt (-> Siedlung Friedensstadt, Bd. II). Zu Beginn der dreißiger Jahre entstanden die Zollwache-Siedlung (1931/32) und die Polizei-Siedlung (1932/33), 1953 wurde die Kongreß-Siedlung gebaut. Die Fläche des Tiergartens wurde infolge der Errichtung dieser Siedlungen gegenüber dem Jahr 1918 um 2,2 km2 reduziert. Die nunmehr notwendig gewordene neue, ca. 1,5 km lange Mauerbegrenzung zwischen Wittgensteinstraße und Hörndlwaldtor entstand 1934 und wurde wie auch das Torwächterhaus am Ende der Hermesstraße vom Arbeitsdienst errichtet.
Von 1927 bis zum Beginn der vierziger Jahre lagen auf einem Teil der Penzingerwiese - zwischen der Allee zum Lainzer Tor und dem gekrümmten Weg zur Hermesvilla - und auf der Hohenauerwiese (oberhalb des Teiches an der Allee zum Lainzer Tor) die Spielfelder eines Golfklubs. Das einstöckige Klubhaus des "International Country Club", das an der Stelle eines ehemaligen Glashauses lag, brannte 1954 ab.
Ab 1930 organisierte ein privates Busunternehmen regelmäßige Fahrten von Schloß Schönbrunn zum Lainzer Golfplatz. Der Country Club führte auch ein in den Stallungen der Hermesvilla eingerichtetes Reitinstitut sowie einen Tennisbetrieb. Formell bestand der "International Country Club" bis 1944.
Im Jänner 1938 kam der Tiergarten in den Besitz der Gemeinde Wien. Sie übernahm damit auch die Aufgabe, ihn als Naturschutzgebiet zu erhalten.
Durch die Kampfhandlungen 1945 und durch die Besetzung litt der Tiergarten schwer: Mauern wurden niedergerissen, der Tierbestand dezimiert. Erst nach jahrelanger, intensiver Arbeit gelang es, diese Schäden zu beseitigen.
1951 errichtete man in unmittelbarer Nähe der ehemaligen "Eisenbahner Farm Auhof" ein Umspannwerk der Wiener Stadtwerke-E-Werke sowie eines der Österreichischen Bundesbahn.
Der Bau der Westautobahn führte zu der bis heute letzten Flächenveränderung des Tiergartens. Es wurden allerdings die 42 ha Verlust durch die 1960 erfolgte Erwerbung einer 95 ha großen Fläche (der bereits in Niederösterreich liegende Deutschordenswald westlich des Dianatores) mehr als ausgeglichen. Die Ummauerung dieses neuen Gebietes wurde 1963-65 durchgeführt.
Welche Auswirkungen der geplante Bahntunnel unter dem Tiergarten (sog. "Wildschweintunnel") für denselben haben könnte, ist derzeit nicht abzusehen.
Heute ist der Tiergarten mit Rot- und Schwarzwild, seinen Gehegen für Mufflons, Damwild, Wildpferde und Auerochsen, mit 80 km Wanderwegen, drei Rasthäusern, der 1934 auf der Kuppe des Kaltenbründlberges errichteten, 18 m hohen Hubertuswarte, sowie einer beeindruckenden Naturlandschaft mit zum Teil 350 Jahre alten Eichen ein ideales Erholungsgebiet. Der Besuch ist unentgeltlich. Im Herbst und Winter ist der Tiergarten Jagdgebiet und bis auf ein kleines Areal um die Hermesvilla gesperrt.
Die Eingemeindung der Vororte
Mit der Ausdehnung der Stadt Wien wurde die Stadtbegrenzung immer mehr gegen die Vororte gedrängt. Andererseits dehnte sich Hietzing - auch infolge der Nähe des kaiserlichen Schlosses Schönbrunn - durch Bevölkerungszuwachs nach Süden und Südwesten aus.
Die Siedlungsentwicklung führte zu verwaltungstechnischen Veränderungen. Schon im 16. Jahrhundert wurde der "gezierkh (...) von ainer Meil weegs" , so formuliert in einer landesfürstlichen Urkunde vom 12. 4. 1543, als engerer Einflußbereich von Wien angesehen, innerhalb dessen die Bewohner verpflichtet waren, Mauerrobot zu leisten. 55 Orte und Dörfer werden aufgezählt, die den täglichen Markt in Wien belieferten, darunter St. Veit, Hacking und Wiental.
Große Veränderungen brachte die Revolution von 1848, die u. a. auch das Ende der Grundherrschaften bedeutete. Die Gemeinden brauchten keine Abgaben mehr an die Grundherrschaft abzuführen, sondern mußten Steuern an den Staat zahlen. Durch das am 7. 9. 1848 erlassene Gesetz wurde das Untertänigkeitsverhältnis mit den daraus resultierenden Lasten aufgehoben: "Die Freiheit der Personen und des Grund und Bodens soll eine allgemeine und gleiche seyn, und in Zukunft alle Staatsbürger nur landesfürstlichen Behörden in der politischen Amtsverwaltung und in der Justizpflege unterstehen."
Mit Kaiserlichem Patent vom 17. 3. 1849 (R.G.B. 1849, Nr. 170) erließ man ein provisorisches Gemeindegesetz, das nach der Min. Vdg. vom 7. 3. 1850 durch Erläuterungen und nähere Bestimmungen ergänzt wurde. Das Reichsgemeindegesetz vom 5. 3. 1862 (R.G.B. 1862, Nr. 18) legte endgültig die grundsätzlichen Bestimmungen zur Regelung des Gemeindewesens fest.
Bis 1850 stand an der Spitze der Dorfgemeinde der Ortsrichter, den die Herrschaft bestellte und der von ihr abhängig war. 1851 wählte man in Niederösterreich zum ersten Mal Bürgermeister und Gemeindeausschußmitglieder. In der Regel handhabte aber die landesfürstliche und staatliche Gewalt die Gesetze strenger als die mitunter laxe Grundherrschaft.
1850 umfaßte der Wiener Polizeirayon auch Hietzing, Lainz, Speising und das h. Unter-St. Veit. Durch einen Ministerialerlaß wurden 1851 das h. Ober-St. Veit und Hacking miteinbezogen.
Die Eingemeindung der Vororte nach Wien erfolgte durch ein Gesetz vom 19. 12. 1890 , das - gemeindeweise zu verschiedenen Zeitpunkten - im Laufe des Jahres 1891 in Kraft trat. Wien hatte nun 19 Bezirke; die westlichen Vororte wurden die Bezirke 11 bis 19. Der 13. Bezirk erhielt den Namen "Hietzing" und umfaßte die bisherigen Ortsgemeinden Lainz, Hietzing, Penzing, Baumgarten, Breitensee, Unter- und Ober-St. Veit, Hacking, die Katastralgemeinden Schönbrunn und Speising und Teile der Ortsgemeinden Mauer, Hütteldorf und Hadersdorf mit dem Auhof.
Diese Eingemeindung bedeutete das Ende der selbständigen Gemeindeverwaltungen von Orten, deren Siedlungskontinuität bis in das 12. Jahrhundert zurückreicht.
Am 1. 1. 1892 nahm die Bezirkshauptmannschaft Hietzing-Umgebung ihre Tätigkeit auf. Sie umfaßte die Gerichtsbezirke Hietzing, Neulengbach und Purkersdorf und bestand bis 1938.
Aus der Eingemeindung von 34 Vororten erwuchs der Stadtverwaltung vor allem die Aufgabe, diese neuen Gebiete an die städtischen Ver- und Entsorgungseinrichtungen (Wasser, Gas, Elektrizität, Straßenbeleuchtung, Kanalisation, Straßen, Brücken, Verkehrsverbindungen usw.) anzuschließen.
Die Fläche der Stadt hatte sich verdreifacht, und die Bevölkerungszahl war von 525000 auf 1365000 gestiegen. Nach der Eingemeindung von Floridsdorf 1904 überschritt die Einwohnerzahl von Wien die Zweimillionengrenze.
Zahlreiche neue öffentliche Bauten wurden notwendig, wie die Magistratischen Bezirksämter (-> Magistratisches Bezirksamt).
Mit der 1893 erfolgten Novelle zur Bauordnung von 1883 geschah erstmals eine Zuordnung nach Gebäudehöhen. In den ehemaligen westlichen Vororten wurde die maximale Haushöhe mit vier Geschoßen festgesetzt.
Mit dem Gemeideratsbeschluß vom 24. 5. 1905 schuf man den Wald- und Wiesengürtel, der an den westlichen Teil des 13. Bezirkes grenzt und - die Lobau mit eingeschlossen - einen 4400 ha großen unverbauten Luft- und Erholungsraum sichert.
Mit Reichsgesetz vom 1. 10. 1938 (R.G.Bl. I, S. 1333) und Verordnung des Bürgermeisters von Wien (VOBl. für den Amtsbereich des Bürgermeisters von Wien, 9. Stück, Nr. 23 vom 15. 10. 1938) wurden die Teile nördlich der Wien - Hütteldorf, Baumgarten, Breitensee und Penzing - abgetrennt und dem 14. Bezirk angeschlossen. Hietzing verlor sozusagen über Nacht zwei Drittel seiner ursprünglich 150 000 Einwohner.
Mit Landtagsbeschluß vom 21. 10. 1955 wurde der Lainzer Tiergarten, der ebenfalls ab 1938 nicht mehr zum 13. Bezirk gehört hatte, diesem wieder hinzugefügt.
Siedlungs- und Sozialentwicklung
Die naturräumliche Gliederung der Gewässer und Geländeformen bestimmt die Anlage der Siedlungen. Zwei Dörferreihen bildeten sich entlang des Wienflusses: im Norden Hütteldorf, Ober- und Unterbaumgarten sowie Penzing, im Süden Hacking, St. Veit und Hietzing. Im Nebental des Lainzerbaches entstanden Lainz und Speising. Fast alle Orte befinden sich am Talboden, ausgenommen St. Veit, das auf dem Abhang eines Hügels liegt. Das St. Veiter Schloß und die Hackinger Festung wurden - geschützt gegen Überschwemmungen und aus strategischen Gründen - auf Anhöhen errichtet.
Die Waldgrenze darf man sich nicht so scharf gezogen wie gegenwärtig vorstellen. In einem fließenden Übergang schloß sich an den Wald eine breite Buschzone an. In karolingischer Zeit wurden einzelne verstreute Siedlungen zwischen Busch und Heide angelegt, die Bewohner lebten mehr von Viehzucht als von Ackerbau. Im 11. Jahrhundert verdichteten sich die Siedlungen. Man betrieb nun zunehmend Ackerbau und ungefähr ab 1100 vor allem Weinbau. Bis 1300 wurde fast das ganze Busch- und Heideland zu Weingartenfluren umgewandelt.
Die einzelnen Siedlungen weisen verschiedene Dorfformen auf.
Hietzing entstand an einer Furt über den Wienfluß, durch die schon in römischer Zeit eine Straße von Wien über Lainz nach Baden führte. Später errichtete man an dieser Stelle eine Brücke (-> Vorgängerbauten der Kennedybrücke). Die Hauptzeile des alten Ortes, eines Längsangerdorfes, verlief entlang der h. Altgasse. Die gartenstadtähnliche Ortserweiterung am Ende des 18. Jahrhunderts überschichtete die alten rechteckigen Fluren. Das neue Straßennetz südlich der Altgasse ist rasterartig angelegt, die Krümmung der Trauttmansdorffgasse ist durch das Ausweichen gegenüber dem bisweilen Hochwasser führenden Lainzerbach zu erklären.
126, 127
Die Straße von Hietzing nach St. Veit erhielt unter Maria Theresia, die von 1762 bis 1779 auch im Besitz des St. Veiter Schlosses war, besondere Bedeutung als direkte Verbindung dieses Schlosses mit Schönbrunn. Die h. Hietzinger Hauptstraße wurde 1764 als "Maria-Theresia-Straße" angelegt und bildet seither mit Ausnahme von zwei leichten Krümmungen an den Einmündungen der Kirchmeyergasse und Einsiedeleigasse einen schnurgeraden Verbindungsweg zwischen Hietzing und Ober-St. Veit (Abb. 126). Die Krümmung an der Kirchmeyergasse wurde durch die ehemals dort liegende Faistenmühle verursacht. Vor 1764 war die Auhofstraße die kürzeste Verbindung der beiden Orte (Abb. 127).
128
In St. Veit ist der alte Ortskern heute noch am besten erhalten. Es ist ein von Kirche und Schloß dominiertes Längsangerdorf. Der h. Wolfrathplatz bildete als Kirchenplatz mit Pfarrhof (-> Pfarrhof und Kaplanhaus St. Veit), bischöflichem Meierhof und der nahe gelegenen Schule seit altersher das Ortszentrum (Abb. 128).
129
Das alte Längsangerdorf (Abb. 129) bestand aus einem mäßig breiten, langgezogenen Anger, durch den der Marienbach floß, und wurde durch zwei annähernd parallele Randstraßen, die Firmian- und Glasauergasse, begrenzt. Auf beiden Straßenseiten lag eine Häuserzeile. Bei der Einmündung der Glasauergasse in die Firmiangasse führte ein Steg über den Marienbach; an ihn erinnert noch die barocke Statue des hl. Johannes Nepomuk. Sie wurde 1745 errichtet und stand ursprünglich an der Einmündung der Sommerergasse in die Hietzinger Hauptstraße. Zu einem nicht mehr feststellbaren Zeitpunkt erhielt sie ihren heutigen Platz.
130
Die vorherrschende Hofform ist der Streckhof mit seiner Variante, dem Hakenhof (Abb. 130). Dieser hat den Wohntrakt direkt an der Nachbargrenze. Den Haken bildet eine quergestellte Scheune. Zur Straße hin begrenzt eine Tormauer den Hof. Beim Streckhof liegen Scheune und Wohntrakt in der Längsrichtung. Diese Hofformen sind vor allem auf schmalen und langen Grundstücken zu finden, die auf mehrfache Hofteilungen alter Anlagen zurückgehen.
In Hacking war die ursprüngliche Dorfform ein Weiler von drei bis fünf Gehöften.
131
Lainz war ein Grabendorf beiderseits des Lainzerbaches (Abb. 131). Entsprechend dem Verlauf dieses Baches entwickelten sich sowohl die Fasangartengasse mit ihrer gekrümmten Zeile als auch die Lainzer Straße.
Speising war ein Gassendorf, ein planmäßig angelegter Ort mit einer regelmäßigen zweizeiligen Verbauung des schmalen Ortsweges, der h. Gallgasse.
Im Mittelalter war die soziale und wirtschaftliche Lage der Bewohner dieser Orte ähnlich. Sie lebten von den Erträgen des Acker- und Weinbaus. Nicht Hietzing, sondern St. Veit war der bedeutendste Ort, da sich hier der Sitz des Landgerichtes befand.
Erst als sich das verbaute Gebiet der Stadt Wien bis zu den Vorstädten ausdehnte, kam es zu einer Differenzierung der Vororte in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht. Dabei spielte die Entfernung von Wien eine große Rolle: Je näher der dortige Markt für die Abnahme der landwirtschaftlichen Produkte lag, desto eher machte es sich bezahlt, ihn zu beliefern. Aber auch in der anderen Richtung war das Ausmaß der Entfernung mitentscheidend: Für einen erholsamen Ausflug war dem Wiener Bürger Hietzing gerade weit genug entfernt.
Ein wesentlicher Grund für die Bevorzugung Hietzings gegenüber den anderen Orten des h. 13. Bezirkes war die kaiserliche Hofhaltung den Sommer über in Schönbrunn; sie bildete den Anziehungspunkt für Adelige und reiche Bürger.
Die alten Weinhauerorte entwickelten sich zum Teil im 18. und 19. Jahrhundert über Milchmeierdörfer zu Sommerfrischen. Vereinzelt hielt sich der Heurigenbetrieb bis weit in das 20. Jahrhundert; so wurde beispielsweise im Haus Hietzinger Hauptstraße 26 bis 1925 während der Sommer- und Herbstmonate selbsterzeugter Wein ausgeschenkt, beim "Leitl" (Gasthaus "Zur schönen Aussicht") gegenüber dem Ober-St. Veiter Friedhof sogar bis Ende der fünfziger Jahre.
In Hietzing vermietete man zunächst einzelne Räume als Zinszimmer hauptsächlich an das Hofpersonal. Um 1830 florierte bereits das Geschäft mit den Sommervermietungen. "Alle wurden von den hübschen Häusern angezogen, welche zunächst am Mühlbache [Faistenmühle] liegen, und in so einfacher ländlicher Schönheit dastehen, daß man sie als Muster geschmackvoller Landhäuser ansehen kann."
Adolf Schmidl schreibt 1839: "Fast alle Häuser sind hier in elegantem ländlichen Stile, mit höchstens einem Stockwerk erbaut, und werden größtenteils zur Miethe gegeben. Von dem einfachsten Dachstübchen für Junggesellenwirthschaft bis zum elegantesten Appartement ist in Hietzing große Auswahl vorhanden, und dennoch sind schon im Monat März die besseren Wohnungen vergriffen. Kein Wunder, daß spekulative Baulustige in Hietzing ein wahres Goldmacherdorf fanden (...). Man kann annehmen, daß durch die Sommerpartheien die Einwohnerzahl verdoppelt wird." An anderer Stelle heißt es: "Der Landaufenthalt in Hietzing, Penzing und Meidling hat, außer der ununterbrochenen Verbindung mit der Stadt, das Angenehme, im Schönbrunner Garten eine Fülle von schattigen Spaziergängen zu haben, wie sonst nirgend (...). Der kaiserliche Thiergarten ist nicht zugänglich, und somit ist man auf das Thal der Wien beschränkt, wo aber gleich Hütteldorf, der nächste Ort, eine Stunde entfernt ist. Dazu ist die Miethe sehr hoch; man bezahlt in Hietzing für ein nettes Zimmer über den Sommer nicht unter 60 fl., für eine Wohnung von vier Zimmern mit Küche 200 fl. (...). Diesem Umstande verdankt St. Veit sein schnelles Emporblühen, auf halbem Wege von Hietzing nach Hütteldorf gelegen, wo die Miethe bedeutend billiger ist."
132, 133
Zu den bodenständigen Erwerbstätigen kamen neue Gewerbetreibende und Großhändler. Das zeigt sich in der baulichen Struktur: Alte Dorfhäuser, bürgerliche Landhäuser und zweigeschoßige Vorstadthäuser stehen bisweilen nebeneinander (Abb. 132, 133).
Nach 1870 verstädterten die Sommerfrischen; diese Entwicklung ist besonders in Penzing und Döbling zu sehen. In Hietzing hingegen erhielt sich der Bestand der Biedermeierlandhäuser teilweise geschlossen und von späteren Einflüssen unberührt (z. B. -> Gloriettegasse 31-43, Bd. II). Die alten Sommerfrischen entwickelten sich zu ständigen Wohnvororten, die Standorte der neuen Erholungsgebiete waren wegen des größeren Radius, den die Eisenbahn bot, von Wien weiter entfernt.
134
Wie beliebt die ehemaligen Sommerfrischen als ständige Wohngegend wurden, zeigen auch die bis in unsere Zeit erfolgten Zuzüge bedeutender Künstler wie z. B. der Schriftsteller Ludwig Anzengruber (Gyrowetzgasse 10), Hermann Bahr (Winzerstraße 22, -> Villa Bahr, II. Bd.), Elias Canetti (Hagenberggasse 47) und Max Mell (Auhofstraße 244), der Komponisten Johann Strauß Sohn (Maxingstraße 18), Leo Fall (Lainzer Straße 127), Alban Berg (Trauttmansdorffgasse 27), Franz Schmidt (Elßlergasse 26), Ernst Krenek (Mühlbachergasse 6) und Friedrich Cerha (Kupelwiesergasse 14), der Maler Gustav Klimt (Feldmühlgasse 3), Egon Schiele (Hietzinger Hauptstraße 101, Wattmanngasse 6) und Carry Hauser (Tirolergasse 1), der Bildhauer Carl Wollek (Hackinger Hof 2, -> Villa Wollek, Bd. II) und Otto König (Neue-Welt-Gasse 11), der Schauspielerinnen Katharina Schratt (Gloriettegasse 9, -> Villa Schratt, Bd. II), Charlotte Wolter (Trauttmansdorffgasse 33, -> Villa Wolter, Bd. II), Stella von Hohenfels-Berger (Hietzinger Hauptstraße 31, -> Villa Hohenfels, Bd. II), Hansi Niese (Speisinger Straße 28) und Josefine Kramer-Glöckner (Winzerstraße 2), der Schauspieler Hans Moser (Auhofstraße 76-78) und Rudolf Prack (Stoesslgasse 15) oder des Schauspielers, Sängers und Regisseurs Hubert Marischka (Wattmanngasse 22). Eine tragische Sonderstellung nimmt der aus ärmsten Verhältnissen stammende unbekannte Maler Leopold Zobel ein (Abb. 134). Ausschließlich seiner Kunst hingegeben, bewohnte er in den dreißiger Jahren eine Schrebergartenhütte am nahe der Tiergartenmauer gelegenen Carolaweg. Die Weigerung, dem Einberufungsbefehl zur Deutschen Wehrmacht nachzukommen, führte 1942 zu seinem Tod im Konzentrationslager Flossenbürg.
135
Um 1850 lagen die alten, zwar nun schon städtisch beeinflußten Vororte, von Gärten, Wiesen und Feldern umgeben, noch voneinander getrennt da. In der Hochgründerzeit um 1880 wuchsen die einzelnen verbauten Gebiete allmählich zusammen (Abb. 135). Ein breiter Schachbrettgürtel von aneinandergereihten Häusern verbindet die alten Ortskerne. Planmäßig angelegte Straßenzüge im Rastersystem, wie man es z. B. im Gebiet der ehemaligen "Neuen Welt" und über sie hinaus zwischen Hietzinger Hauptstraße, Lainzer Straße, Beckgasse und St. Veit-Gasse sehen kann, wurden mit Villen bebaut, wobei manche Architekten, z. B. Josef Beer, auch als Bauherren auftraten.
Das Erscheinungsbild der Straßenzüge außerhalb der Villengebiete wurde durch den 1893 erstellten und 1901 korrigierten Generalstadtplan wesentlich beeinflußt. Die neu festgelegten Straßenbreiten führten zu Vor- und Rücksprüngen der Baukörper, und oft wurden die Feuermauern älterer Gebäude nach Abriß des Nachbarhauses und der Errichtung eines den neuen Fluchtlinien entsprechenden, zurückversetzten Baues sichtbar. Die damals vorgeschriebenen Straßenbreiten blieben im wesentlichen bis heute unverändert.
Ab 1905 ersetzte die elektrische Straßenbeleuchtung - die ersten fünf Lampen standen auf dem Hietzinger Kirchenplatz - nach und nach die alte öffentliche Beleuchtung mit Gas. Eine Laterne an der Fassade des Hietzinger Heimatmuseums erinnert an sie.
136
Der Schönbrunner Park wehrte mit seiner stadtabgewandten Seite eine geschlossene Großstadtverbauung und Einflüsse der Industrialisierung ab, während auf dem anderen Ufer der Wien bis Baumgarten hinauf Zinskasernen errichtet wurden und der 14. und 15. Bezirk in den Bann der Wientalindustrie gerieten. Noch war das Flußbett nicht reguliert; es gab nur stellenweise hohe Kaimauern (Abb. 136). Bauformen verschiedener Art schlossen aneinander, Wohnhäuser an Fabriken, Lagerhallen an Werkstätten. Diese Mischung stand noch in einem ländlich geprägten Landschaftsbild, das den gesamten Wienflußlauf von Hietzing bis an die Grenzen der Inneren Stadt charakterisierte. Auch am Rande der Augebiete befanden sich Industriebauten. Sie bildeten mit bäuerlichen Betrieben und Gärtnereien ein willkürliches Nebeneinander.
137, 138
An die Stelle der spätestens in der Zwischenkriegszeit aufgelassenen gründerzeitlichen Produktionsstätten sind in den letzten Jahrzehnten Filialen und Niederlassungen großer Firmen getreten. Einige haben ihre Büros aus dem Stadtzentrum in die Randbezirke verlagert. Das Aussehen mancher Bauten, z. B. des BASF-Gebäudes (-> BASF) in Ober-St. Veit oder besonders des Wiener Allianz-Baues (-> Wiener Allianz) am Hietzinger Kai, wirkt landschaftsprägend. Die zahlreichen an der Westeinfahrt gelegenen vielgeschoßigen Gebäude (Wohnhausanlagen Hietzinger Kai Nr. 201-205f; Jugendwohnheim Ober-St. Veit mit Eingang in der Amalienstraße 51; BUWOG-Verwaltungsgebäude, Hietzinger Kai 131, Wohnhaus Eingang Amalienstraße 75; Merkur Warenhandels AG, Hietzinger Kai 133; Ford Hinteregger, Hietzinger Kai 125-127; Wiener Allianz Vers. A. G., Hietzinger Kai 101-105) bilden mit ihrer "Sky-line" (Abb. 137, 138) eine unnatürlich markante Nordabgrenzung des Bezirkes und schirmen den Wienfluß gleichsam ab, jenen Fluß, der einstmals eine natürliche Grenze war. Als Aufmerksamkeit erregende Signale künden sie lautstark dem vom Westen Kommenden nicht nur ihren Zweck an, sondern in erster Linie sich selbst.
Ein von der Gestaltung her auffallendes, technisch aufwendiges und zugleich graziles Zeichen an der Westeinfahrt Wiens setzt der 1992-94 umgebaute Hackinger Steg (-> Hackinger Steg) über Straße und Wienfluß. Die nicht unumstrittene Konstruktion verbindet Hacking mit Hütteldorf (14. Bezirk).
Ein unübersehbares Bauwerk und zugleich eine machtvolle Selbstdarstellung der ihm innewohnenden Institution ist das vor allem aus technischen Gründen an exponierter Lage errichtete ORF-Zentrum (-> ORF-Zentrum) auf dem Küniglberg.
Ein neuerer Versuch der Ortsgestaltung von Hietzing zeigte sich in der Errichtung eines Einkaufszentrums mit Hotel, Restaurants und ehemals auch Kino, dem EKAZENT (-> EKAZENT).
Seit einigen Jahren werden Überlegungen zum Bau einer Tiefgarage und Fußgängerzone um den Bereich des Hietzinger Platzes angestellt (-> Projekte für eine Tiefgarage und Fußgängerzone in Hietzing). Beide Vorhaben scheinen nur im Zusammenhang sinnvoll. Sie sind Teil des Bemühens, die alten Dorfmittelpunkte vor allem von Hietzing, Lainz und Ober-St. Veit wieder menschengerechter zu gestalten - einerseits durch Belebung mit verbesserter Infrastruktur und entsprechenden Einkaufsmöglichkeiten, andererseits durch Beruhigung des Individualverkehrs.
Auch das regulierte Wienflußbett - die rechte Seitenwand bildet die Bezirksgrenze - soll eine tiefgreifende Veränderung erfahren. 1984 wurde eine Kommission für die Neugestaltung des Gürtels sowie der Süd- und Westeinfahrt eingesetzt. 1988 empfahl sie, den Wienfluß wieder durchgehend als offenen Flußlauf zu führen. Durch Anhebung des Wasserspiegels und durch einen neuen Entlastungskanal für die Abwässer der angrenzenden Region soll es möglich werden, den Flußbereich zu einem erlebbaren und begehbaren Freizeitraum umzugestalten. Über dem neuen Kanal sollen Fuß- und Radwege führen, die eine durchgehende Verbindung von der westlichen Stadtgrenze bis zum Naschmarkt darstellen würden. Das Kanalprojekt soll bei der Wienflußmündung begonnen werden und nach 10-15 Jahren Bauzeit fertiggestellt sein.
Auf der Wienflußsohle könnte das Aufbringen einer naturnahen Substratschicht die ökologische Grundlage für Neuansiedlung von tierischem und pflanzlichem Leben fördern.
Der Straßenverkehr würde teils von der Verbauung abgerückt und teils in Kurztunnels geführt. Auch eine partielle Verlegung auf die U4-Trasse wird erwogen. Das Park and Ride-Angebot soll wesentlich erweitert werden.
Hietzing weist unter Einbeziehung des Lainzer Tiergartens mit ca. 75% den größten Grünlandanteil aller Wiener Bezirke auf; nur ca. 25% der Bezirksfläche sind verbaut. Mit 2000 ha Wald besitzt der Bezirk fast 1/3 des gesamten Waldbestandes von Wien.
Die Randlage am Wienerwald und das Luftreservoir des Lainzer Tiergartens mit seinen hügeligen Ausläufern, die teilweise zu den bewohnten Zonen zählen, die zahlreichen Kleingärten, die unverbauten Flächen des Roten Berges, Hagenberges und Hörndlwaldes sowie die Parkanlage von Schönbrunn tragen zu der hohen Wohnqualität bei. Hinzu kommt trotz ständig steigendem Wohnungsbestand - noch - eine relativ geringe Bevölkerungsdichte (1990: rund 318 Ew./ha; Wiener Durchschnitt: 397 Ew./ha). Hietzing liegt mit 56548 Einwohnern (31. 12. 1992) nur an 14. Stelle der Wiener Bezirke, obwohl es flächenmäßig der drittgrößte Bezirk ist.
139
Die Grünlage war ein nicht unwesentlicher Grund für den Bau diverser sozialer Einrichtungen, z. B. des ehemaligen Armenhauses in der Trauttmansdorffgasse 24, der ehemaligen Sanatorien am Himmelhof (-> Meierei am Himmelhof) und in der Auhofstraße (an der Stelle des h. St.-Josefs-Krankenhauses), der ehemaligen "Privatheilanstalt für Gemüths- und Nervenkranke" in der Jagdschloßgasse 23, 25 (-> Allgem. Krankenpflegeschule am Krankenhaus Lainz), des Geriatriezentrums und Spitales in Lainz (-> Geriatriezentrum am Wienerwald) (-> Krankenhaus Lainz), des Invalidenhauses in Lainz (-> Kirche zum hl. Johannes von Nepomuk), der Nervenheilanstalt am Rosenhügel - h. Neurologisches Krankenhaus (-> Neurologisches Krankenhaus d. Stadt Wien - Rosenhügel) -, des k. k. Waisenhauses und k. k. Taubstummeninstitutes in der Speisinger Straße - h. Orthopädisches Spital (-> Orthopädisches Spital) -, der ehem. "Pension für Offiziers-Witwen und -Waisen Österreich-Ungarns in Wien" in der Lainzer Straße 155/Chrudnergasse 2 (-> Pension für Offiziers-Witwen und -Waisen Österreich-Ungarns in Wien) oder des Bundesinstitutes für Gehörlosenbildung in der Maygasse (-> Bundesinstitut für Gehörlosenbildung). Das 1903 errichtete Haus St.-Veit-Gasse 59 (Abb. 139) war ursprünglich Säuglingsheim und Kindersanatorium. Carl Stöger plante das mit secessionistischen Stilelementen versehene, villenartige Gebäude für den im St. Anna Kinderspital tätig gewesenen Arzt Dr. Ernst Moro.
Die relativ große Zahl an Pensionisten- und Altersheimen im Bezirk trägt dazu bei, daß Hietzing im Vergleich zu allen anderen Bezirken Wiens mit ca. 33% den größten Anteil der Altersgruppe der über 60-jährigen aufweist (Wiener Durchschnitt: 24%).
140
Die naturverbundene Lage begünstigte aber auch die Errichtung diverser mehr oder weniger langlebiger Sportanlagen. Um 1900 bestand neben dem Hügelpark, zwischen Kupelwiesergasse, Elßlergasse, Larochegasse und Fichtnergasse, Gustav Hügels Sportetablissement "Pôle Nord". Der Eislaufplatz, der im Sommer zu einem Tennisplatz umgestaltet wurde, bestand bis etwa 1913. Der Name "Pôle Nord" lebte anfangs noch in einem Tennisverein am Gutzkowplatz weiter (h. Hietzinger Tennis Vereinigung "HTV"). Dessen leicht und pagodenartig wirkendes Clubhaus (Abb. 140) an der Premreinergasse wurde 1928/29 errichtet. Die ursprüngliche Formgebung durch Franz Bodenseher und Josef Rössler erfuhr in der Folge mehrmals Veränderungen.
Ein ungewöhnliches und mit feinen Details ausgestattetes Tennisclubhaus ist leider nicht mehr erhalten. Es befand sich an der Ecke Beckgasse/Mühlbachergasse und wurde 1928 von der Ateliergemeinschaft Franz Singer und Friedl Dicker entworfen (-> Tennisclubhaus Dr. Hans Heller).
Im Lainzer Tiergarten lag von 1927 bis zum Beginn der vierziger Jahre der schon erwähnte Golfplatz für den "International Country Club".
Auf dem Hagenberg in Hacking wurde schon ab 1900 der Schisport ausgeübt. Der Schipionier Mathias Zdarsky gründete in diesem Jahr den "Internationalen Alpen-Schi-Verein" und unterrichtete seine Schüler auch auf der Hagenbergwiese.
141
1948/49 errichtete Karl Kerschbaumer auf dem Hagenberg eine Schisprungschanze (Abb. 141) in Holzkonstruktion für die Schi-Union Wien. Die Initiative hiefür kam von Hermann Strobel, die Pläne stammen von Rudolf Schmidt, die Bauausführung erfolgte unter aktiver Mitarbeit von Mitgliedern des Ober-St. Veiter Schiclubs. Neben dem Schilaufen bestand somit auf diesem Nordhang innerhalb des Stadtgebietes von Wien die Möglichkeit des Schispringens. Bis zur letzten Sprungkonkurrenz 1978, bei der auch in einem Trainingssprung der Schanzenrekord von 46 m erzielt wurde, gab es insgesamt 60 Veranstaltungen. Die Schanze wurde am 2. 6. 1980 durch Brandlegung zerstört.
Die hohe Wohnqualität in diesem unverwechselbaren Teil von Wien wie auch die reiche und vielschichtige bauliche Vergangenheit der ehemals selbständigen Ortsgemeinden und später des gesamten Bezirkes müssen immer wieder Herausforderung sein, unverzichtbare Korrekturen dort anzubringen, wo Erhaltenswertes bedroht erscheint. Denkmalschutz einzelner Objekte, aber auch von Ensembles im Sinne des Schutzzonenplanes, kann zwar das ärgste verhindern, ausschlaggebend ist jedoch ein ständig durch die Bevölkerung einzumahnendes Kulturbewußtsein jener, die Verantwortung tragen.
Anhang
Verteilung der Bevölkerung im Gebiet des h. Landes Wien von 1700 - 1910 in %
Innere Stadt Vorstädte Vororte
um 1700 40 50 10
1754 28 63 9
1800 20,5 63,5 16
1869 7 62 31
1910 2,5 50,5 47*
* Gebiet der bereits eingemeindeten ehemaligen Vororte
Quellen: Um 1700 Schätzung aufgrund der Häuserzahlen in den Grundbüchern und Steuerkatastern.
1754 Seelenkonskription von 1754.
1795 WStLA. Hs A 110. In: Steinius, J. W. C.: Topographischer Landesschematismus oder Verzeichnis aller im Herzogthum unter der Enns befindlichen Ortschaften. 2 Bde. Wien: 1795/96.
1869 Amtliches Volkszählungsergebnis.
1910 Amtliches Volkszählungsergebnis.
Die Ortsteile im Bereitungsbuch von 1590, das zur Steuererfassung angelegt wurde und heute die älteste erhaltene Häuserstatistik von Niederösterreich darstellt
f 29 r S. Veit v Gehört herrn bischoffen zu Wienn hatt behauste güetter alda 88
Brandstätt 2
Item zway mühlen aine in Gern genanth die ander in Gottes Veld gehört auch herrn bischoffen zu Wienn
2
summa 92
f 39 v Hägging Gehört herrn Kneussel hatt behauste güetter alda 24
f 43 v Hietzing Gehört die obrigkeit herrn probstn zu Kloster Neupurg hatt behauste güetter
17
f 47 r Laintz Die dorff obrigkeit ist zwischen herrn bischoffen zu Wienn und herrn von Rattmanstorff strittig sein behauste güetter
42
Frau Khainin 2
Mühlen so herr bischoffen von Wienn die ain die Fraumühl die ander die Veldtmühl
2
summa 46
f 65 v Speising Gehört herrn grauen von Tribultz hat behauste güetter alda 18
Frau Khainin 2
Neustifftl 7
summa 27
Quelle: Nader, Helmut: Das Viertel unter dem Wienerwald im Spiegel des Bereitungsbuches von 1590/91. Diss. Wien 1974 (Dissertationen der Univ. Wien 114).
Einwohner- und Gebäudezahlen
Hacking Ober-St. Veit Unter-St. Veit Hietzing Lainz Speising Gesamt
Ew. Gebäude Ew. Gebäude Ew. Gebäude Ew. Gebäude Ew. Gebäude Ew. Gebäude Ew. Gebäude
1831 173 351 ? 1351 2101 331 1045 1602 355 48 3402 451 21233 4564
1849 297 37 1371 138 764 33 1825 160 360 47 509 41 5126 456
1869 810 137 2773 274 1009 101 3009 282 592 73 819 121 9012 988
1880 933 97 3456 329 1443 137 3006 277 836 106 1228 196 10902 1142
1890 1238 107 4074 354 2194 151 3720 313 1075 115 1481 203 13782 1243
1 1826, 2 1823, 3 1823-31 ohne Ober-St. Veit, 4 1823-31
13. Bezirk
Einwohner Gebäude
1890* 44006 2516
1900* 64564 3034
1910* 118506 3770
1934* 141207 7758
1939 45220 4923
1951 46908 5292
1981 55331 9282
1991 54909 9950
* Die Zahlen in diesen Jahren betreffen den 13. Bezirk mit den ehemaligen Ortsgemeinden Hietzing, Lainz, Speising, Ober-St. Veit, Unter-St. Veit, Hacking wie auch Penzing, Baumgarten, Breitensee und Teile von Mauer, Hütteldorf und Hadersdorf mit dem Auhof.
Quellen:
1823 Weidmann, Franz C.: Wien's Umgebungen. Bd. II. 4. Ausflug. S. 103; 5. Ausflug. S. 170; Bd. III. 9. Ausflug. S. 14.
1826 Seidl, Johann G.: Wien's Umgebungen. S. 187f.
1831 Schweikhart, Franz: Darstellungen.
1849 Angaben des Kreisamtes. Aus: Mayer, Ingeborg: Hietzing vom Vorort zum Großstadtbezirk.
1869 Orts-Repertorium des Erzherzogthumes Österreich unter der Enns. Auf der Grundlage der Volkszählung vom 31. Dec. 1869.
1880 Vollständiges Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder, nach den Ergebnissen der Volkszählung vom 31. December 1880. Wien: 1882.
Special Orts-Repertorium von Nieder-Österreich. Wien: 1883.
1890 Städtisches Jahrbuch. 1890. S. 13; Mayer, Ingeborg: Hietzing vom Vorort zum Großstadtbezirk.
1900 Gemeindelexikon von Niederösterreich, bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1900. Wien: 1903.
1910 Spezialortsrepertorium von Niederösterreich, bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien: 1915.
1934 Die Ergebnisse der Österreichischen Volkszählung vom 22. März 1934, bearbeitet vom Bundesamt für Statistik. Wien: 1935.
1939 Groß-Wien in Zahlen. Wien: 1940. Gemeideverwaltung des Reichsgaues Wien. Statistische Abteilung.
1951 Österr. Statistisches Zentralamt. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Juni 1951. Wien: 1952.
1981 Österr. Statistisches Zentralamt. Häuser- und Wohnungszählung 1981. Hauptergebnisse Wien. Beiträge zur Österr. Statistik. Heft 640/9.
Österr. Statistisches Zentralamt. Volkszählung 1981. Hauptergebnisse II. Wien: 1985.
Detaillierte Gebäudezahlen im 13. Bezirk. Volkszählung 1981
Gesamtzahl 9282
Bauernhöfe 2
Ein- oder Zweifamilienhäuser 4651
Drei- und Mehrfamilienhäuser 1915
Appartementhäuser, Ferienhäuser 1090
Überwiegend Wohnhäuser mit Geschäften u. Büros 652
Überwiegend Geschäfts- und Bürohäuser 190
Fabriken und Werkstätten 35
Öffentliche Gebäude 156
Sonstige 591
Detaillierte Gebäudezahlen im 13. Bezirk. Volkszählung 1991
Gesamtzahl 9950
Gebäude mit landwirtschaftlicher Nutzung 12
Ein- oder Zweifamilienhäuser, Appartementhäuser, Ferienhäuser 6102
Drei- und Mehrfamilienhäuser 1848
Wohngebäude zusätzlich anderer Nutzung (Geschäfte, Büros, etc.) 708
Überwiegend Geschäfts- und Bürohäuser 356
Fabriken und Werkstätten 117
Öffentliche Gebäude 137
Hotels, Gasthöfe, Pensionen 35
Sonstige 635
Städtebauliche Entwicklungsperioden
142
Flächennutzung
143
Grünnutzung
144
Schutzzonen
"In den Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen können die wegen ihres örtlichen Stadtbildes in ihrem äußeren Erscheinungsbild erhaltenswürdigen Gebiete als in sich geschlossenes Ganzes (Schutzzonen) ausgewiesen werden." (§7(1)B0 Wien)
"Diese Festlegung (...) kann herangezogen werden für den Schutz ganzer Stadtteile, Häuserzeilen, Straßenzüge, Straßenraum- und Grünraumgestaltungen. Geschützt wird jeweils ein in sich geschlossenes Ganzes, d. h., daß in Schutzzonen einerseits Bauwerke enthalten sein können, die kulturhistorisch von Bedeutung sind, andererseits auch solche, die zwar keine besondere Bedeutung durch ihren Baustil oder ihre Bauform haben, aber dennoch durch ihre äußere Gestaltung das Ortsbild positiv beeinflussen. Abgeleitet von der Forderung nach einer geschlossenen Ganzheit können daher auch von Schutzzonen Gebäude erfaßt werden, die weder kulturhistorisch interessant sind, noch eine besondere Ausstrahlung auf das örtliche Stadtbild haben."
Die Schutzzonen "(...) stehen darüber hinaus unter dem Schutz der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgütern in bewaffneten Konflikten. Sie sind dementsprechend zu kennzeichnen und dürfen nicht zerstört und nicht geplündert werden. (...) Andererseits werden alle dem Schutzziel entgegengesetzten Absichten, wie Grundstücks- und Gebäudespekulation, Abbruch und verdichteter Neubau, Veränderung und Reduzierung des überlieferten Erscheinungsbildes (z. B. Fassadenabschlagen, Zerstörung der typischen Wiener Kastenfenster, Wärmeschutzumhüllungen, Öffnung der Dachkörper, Verbauung unbebauter Hof- und Gartenflächen u. a.), Widmungsänderungen zu Ungunsten von Wohnungswidmungen und andere bestandsgefährdende Maßnahmen erschwert oder verhindert. (...) Neu- oder Umbauten [sind] in den Schutzzonen an die Nachbargebäude anzugleichen (...). Alle Abbrüche in den Schutzzonen bedürfen der Zustimmung des zuständigen Gemeinderatsausschusses und dürfen nur genehmigt werden, wenn das abzubrechende Objekt das Stadtbild stört, oder wenn die Instandsetzung der Wirkung auf das Stadtbild künstlerisch/kulturell oder technisch nicht gerechtfertigt ist."
145
Hinsichtlich der Rechtsgültigkeit der Flächenwidmungs- und der Bebauungspläne ist anzumerken: Mittels einer Verordnung des Stadtsenates vom Mai 1996 (MA21 B-VO 13/96) wurde festgestellt, daß für die dort aufgezählten Plandokumente die Flächenwidmungs- und Bebauungspläne im Sinne der Bauordnung für Wien in der Fassung des Art. 1 des Gesetzes LGBl Nr 10/1996 zu gelten haben.
Über den jeweils aktuellen Stand der rechtsgültigen Flächenwidmungs- und Bebauungsplanung gibt die örtliche Baubehörde (MA37) Auskunft, die entsprechende Plandokumente können bei der MA21 erworben werden.
BAUWERKE IM ZUSAMMENHANG MIT DER HISTORISCHEN ENTWICKLUNG
Auhof
Wolfrathplatz
Pfarrkirche Ober-St. Veit
Erzbischöfliches Schloß
Meierhof St. Veit 129
Mesnerhaus 133
Pfarrhof und Kaplanhaus St. Veit 136
Pfarrhof 136
Kaplanhaus 139
Schule (Ober-) St. Veit 140
Hietzinger Hauptstraße 153 145
Hietzinger Hauptstraße 145, Hietzinger Hauptstraße 147/Einsiedeleigasse 1, Einsiedeleigasse 3 148
Hietzinger Hauptstraße 145 149
Hietzinger Hauptstraße 147/Einsiedeleigasse 1 152
Einsiedeleigasse 3 155
"Puraner" (Schweizertalstraße 4) 157
Schweizertalstraße 18 159
Hackinger Schloß 161
Mühle, "Lederey", Baumwollmanufaktur und Gasthaus in Hacking am linken Wienflußufer 166
Mühle 166
"Lederey" 169
Gasthaus "Zum Deutschen Orden" 171
Baumwollmanufaktur, später Färberei 174
Faistenmühle 178
Schloß Schönbrunn 183
Schloßkapelle 193
Theater 194
Gartenanlage 195
Gloriette 198
"Römische Ruine" 200
Menagerie 201
Tirolerhäuser 203
Meierei im ehemaligen Kronprinzengarten 206
Kaiserstöckl 207
Glashäuser in Schönbrunn 210
Großes Palmenhaus 210
Sonnenuhrhaus 215
Jagdschloß 216
Hauskapelle im alten Trakt des Jesuitenkollegs 220
"Kleines Herrschaftshaus" 221
Gartenpalais de (di) Pauli von Enzenbühl (Entzebühel) 223
"Wambacher" 227
Hietzinger Theater 230
Dommayers Casino 234
Meierei am Himmelhof 238
Neue Welt 241
Hotel "Hietzinger Hof" 243
Tennisclubhaus Dr. Hans Heller 246
SAKRALARCHITEKTUR
Vorbemerkung 250
Baubeschreibungen Sakralarchitektur 253
Nikolaikapelle (Eustachiuskapelle) 254
Pfarrkirche Hietzing 258
Pfarrhof Hietzing 265
Pfarrkirche Ober-St. Veit 268
Mesnerhaus (h. St. Vitus-Haus) 268
Pfarrhof St. Veit 268
Kaplanhaus St. Veit 268
Die ehemalige Lainzer Pfarrkirche 269
Schloßkapelle Schönbrunn 275
Kloster und Altenheim St. Josef 276
Hummel- oder Malfatti-Kapelle 280
Dominikanerinnenkirche 282
Faniteum 284
Versorgungsheimkirche 289
Kirche "Zum hl. Johannes von Nepomuk" 290
Kirche St. Josef 295
Kamillianerkirche und -kloster 296
Kapelle im Krankenhaus Lainz 298
Einsiedelei, h. St. Josefs-Heim 299
Kapelle "Zum kostbaren Blut" 302
Hauskapelle im Franziskusheim 303
Kapelle im Elisabethheim 304
Pfarrkirche "St. Hubertus u. Christophorus am Lainzer Tiergarten" 305
Kapelle im Orthopädischen Spital 309
Evangelische Friedenskirche 310
Kirche im Pallottihaus 312
Pfarrkirche "Zum Guten Hirten" 315
Pfarrkirche "St. Hemma" 319
Pfarrkirche Unter-St. Veit 321
Pfarrkirche Lainz-Speising 324
Kapelle im Oblatenkloster St. Paul 328
Don-Bosco-Haus mit Bildungshauskapelle 329
Ehem. Kapelle im St.-Josef-Krankenhaus 331
Neue Kapelle im St.-Josef-Krankenhaus 332
Synagoge 334
ÖFFENTLICHE BAUTEN
Spitalsbauten, Sanatorien, Altersheime 338
Ehem. "Pension für Offiziers-Witwen und -Waisen Österreich-Ungarns in Wien" 339
Allgemeine Krankenpflegeschule am Krankenhaus der Stadt Wien, Lainz 342
Geriatriezentrum am Wienerwald 345
Männer- und Frauenheime 347
Ehepaarheime 348
Krankenheime 348
Beobachtungshaus 348
Isolierhaus 348
Küchengebäude 349
Wäschereigebäude 349
Josef Wild´sches Stiftungshaus 349
Kirche im Geriatriezentrum am Wienerwald (Versorgungsheimkirche) 350
Einsegnungskapelle und Leichenhaus 352
Krankenhaus Lainz 353
Das Verwaltungsgebäude 357
Interne Abteilung, Gebäudeteile III und V 358
Krankensäle 358
Tuberkulosepavillon 359
Kapelle im Krankenhaus Lainz 361
Orthopädisches Spital 362
Kirche St. Josef 366
Kapelle im Orthopädischen Spital 368
Neurologisches Krankenhaus der Stadt Wien – Rosenhügel 369
Kapelle im Neurologischen Krankenhaus der Stadt Wien am Rosenhügel 374
Neurologisches Krankenhaus der Stadt Wien – Rosenhügel, Pavillon "C" 375
Schulbauten 377
Bundesgymnasium Fichtnergasse 378
Bundesgymnasium, Bundesrealgymnasium und Wirtschaftskundliches Bundesrealgymnasium Wenzgasse 383
Lyzeum 1906 384
Erweiterungsbau 1930/31 385
Erweiterungsbau 1990–92 387
Otto-Glöckel-Schule 389
Internatsanlage des Konvents der Dominikanerinnen in Wien-Hacking 392
Bundesinstitut für Gehörlosenbildung 395
Schule 396
Kindergarten 396
Heim 397
Verkehrsanlagen 398
Wiener Verbindungsbahnen 399
Stellwagen (Stallung und Remise) 402
Stationsanlagen für die Dampftramway zwischen 1886 und 1898 405
Stadtbahn 408
Haltestelle Ober-St. Veit (1896/97) 410
Haltestelle Schönbrunn (1896/97) 411
Hofpavillon (1896-99) 411
Stationsgebäude der U-Bahn 413
Station Ober-St. Veit 414
Station Unter-St. Veit 414
Station Braunschweiggasse 414
Station Hietzing 415
Station Schönbrunn 415
Kennedybrücke 417
Hackinger Steg (Umbau) 421
Wasserbehälter der Ersten Wiener Hochquellen-Wasserleitung 423
Magistratisches Bezirksamt für den 13. und 14. Bezirk 426
ORF-Zentrum Wien 428
Projekte für eine Tiefgarage und Fußgängerzone in Hietzing 431
SIEDLUNGEN
Allgemeine Entwicklung
In der vorliegenden Bestandsaufnahme ist "Siedlung" als eine einheitlich geplante, in der Regel genossenschaftlich organisierte, dichte Einfamilienhausbebauung im städtischen Bereich zu verstehen.
Derartige Siedlungen entstanden in den Großstädten am Ende des 19. Jahrhunderts als Reaktion auf jene sozialen und städtebaulichen Entwicklungen, die besonders in den Mietskasernen unzumutbare Wohnverhältnisse mit sich brachten. Sie gaben vielen Menschen endlich eine Chance, gesünder und würdiger zu leben. Da die Organisation der Siedlungen in den Anfängen durch ein hohes Maß an Selbsthilfe und Eigenverantwortlichkeit gekennzeichnet war, bewirkte sie eine Aufwertung des ''unfreien" Mieters zum freien Siedler und war somit ein neuer gesellschaftspolitischer und kultureller Ansatz in Richtung einer fortschreitenden Demokratisierung.
Die Verwirklichung dieser neuen Lebensform in der Großstadt setzte die Erarbeitung von gesellschaftlichen und architektonischen Visionen voraus, von denen einige bis in das 18. Jahrhundert zurückzuverfolgen sind. Zum ersten Mal versuchte man sie in jenen Ländern zu verwirklichen, welche die industrielle Entwicklung vorantrugen, in England, Frankreich und Deutschland, in Staaten also, in denen die neu entstandenen Wohnprobleme besonders dringend einer Lösung bedurften.
Ein Ansatz, der als Vorbild dienen konnte, war im ausgehenden 19. Jahrhundert die aus England stammende Gartenstadtidee. Dort hielt man selbst in den hochindustrialisierten Städten am Wohnen in den althergebrachten Einfamilienhäusern fest. In London lebten um 1900 lediglich 15% der Einwohner in Zinskasernen (zum Vergleich: in Wien wohnten zu dieser Zeit ca. 80% in mehrstöckigen Miethäusern; in Hietzing, das damals auch Teile des h. 14. Bezirkes umfaßte, ca. 60% ).
Im Jahre 1898 veröffentlichte Ebenezer Howard sein Buch "To-morrow", dessen erweiterte Fassung 1902 unter dem Titel "Garden cities of to-morrow" erschien und ein neues Denken einleitete. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, daß durch die Schaffung neuer wirtschaftlicher Verhältnisse ein Ausgleich zwischen Land und Stadt gefunden werden müsse, um das ausufernde Wachstum der Städte ebenso zum Stillstand zu bringen wie den Rückgang der Landbevölkerung. Er sieht die Lösung des Problems im neu zu schaffenden "Stadt-Land" bzw. in der Gartenstadt. Er hält sie nicht nur für eine Möglichkeit der Stadterweiterung oder eine Form der Vorstadt, sondern für den Idealtypus der Stadt schlechthin.
Howard fordert:
- Das Gelände der Gartenstadt hat Eigentum einer gemeinnützigen Körperschaft, die auch die Verwaltung innehat, zu sein. Die Grundstücke dürfen nicht verkauft werden, damit Spekulationen vermieden werden.
- Es ist ein Gesamtplan für die Stadt auszuarbeiten. Die Bevölkerungszahl soll 30 000 Einwohner nicht übersteigen.
- Das Gesamtgebiet der Stadt besteht aus zwei Teilen, aus dem Stadtgebiet, welches nach Bebauung aller Parzellen keine weitere Ausdehnung erfahren darf, und aus einem vorgelagerten Grüngürtel, der hauptsächlich zur Selbstversorgung landwirtschaftlich genutzt werden soll.
- Das Parzellenausmaß beträgt mindestens 190 m2.
- Der nötige Raum für Plätze und öffentliche Gebäude, z. B. Kirche und Theater, ist beim Entwurf des Gesamtplanes vorausschauend festzulegen.
Außerdem verlangt Howard noch eine Reihe anderer Maßnahmen, von denen die meisten die Infrastruktur betreffen.
Die Idee einer derartigen Stadtgestaltung fand überraschend gute Aufnahme, vor allem bei der englischen Öffentlichkeit, sodaß im Jahr 1899 die "Gartenstadtgesellschaft" gegründet werden konnte. Im Jahr 1903 wurde die erste Gartenstadt, das 50 km vom Zentrum Londons entfernte Letchworth, der Benützung übergeben. Der große Erfolg führte zur Gründung weiterer bedeutender Anlagen. Neben diesen Städten, die dem Howardschen Konzept streng folgten, haben sich eine Reihe von Gartenvorstädten, die man mit den späteren Anlagen in Wien vergleichen kann, gebildet.
Das englische Beispiel wirkte in Mitteleuropa in erster Linie durch die 1902 von Adolf Otto und Bernhard Kampffmeyer gegründete Deutsche Gartenstadt-Gesellschaft.
Am 24.2.1907 wurde in Wien die "Zentralstelle für Wohnungsreform in Österreich" gegründet. Sie strebte die Dezentralisierung des Wohnungswesens, die Durchführung einer Bodenreform, die Förderung der Gartenstadtbewegung und vor allem die Schaffung der gesetzlichen Voraussetzungen für die genannten Vorhaben an. Diese Ziele versuchte die Zentralstelle durch breite Öffentlichkeitsarbeit, wissenschaftliche Tätigkeit und regen Gedankenaustausch mit Reformbewegungen anderer Länder zu erreichen. Sie existierte bis 1921. Nach dem Tod der Obmänner Rudolf Maresch und Julius Koch wurden ihre Ziele durch den von Siegfried Sitte gegründeten "Bund österreichischer Bodenreformer" weiterverfolgt. Bemerkenswert ist, daß diesem Bund Mitglieder aller damals in Österreich bestehenden politischen Lager angehörten.
Es läßt sich feststellen, daß vor 1914 zwar das geistige Konzept der Gartenstadtbewegung in Wien einem Vergleich mit dem Ausland durchaus standhalten konnte, die praktische Entwicklung aber etwa gegenüber Deutschland um mindestens 10 Jahre zurückgeblieben war. Der Grund hiefür war in erster Linie das Fehlen rechtlicher Voraussetzungen. Eine Weiterentwicklung verhinderten aber auch soziale Probleme wie Wohnungsnot und Unterversorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln. Erst allmählich gelang es der Stadt Wien, diese Schwierigkeiten zu bewältigen. Wie leistungsfähig hingegen der intensive Gartenbau der schon vor dem Ersten Weltkrieg errichteten und ausgebauten Berliner Gartengenossenschaft war, zeigt, daß sie im Jahr 1919, selbst in großer Not, noch so viel Obst und Gemüse produzierte, daß man damit zur Versorgung der Bevölkerung Wiens beitragen konnte.
Welchen Aufschwung aber die Gartenstadtbewegung in den zwanziger Jahren in Wien nahm, läßt sich aus folgenden Zahlen erkennen: 1914 gab es rund 500 Kleingärten, 1921 waren es bereits 30 000.
Ein anderer Versuch, die eingangs erwähnten Visionen einer Verbesserung der Lebensformen in der Großstadt zu verwirklichen, ist in der Kleingartenbewegung, die vor allem durch Daniel Schreber und Leberecht Migge geprägt wurde, zu sehen. Sie vertritt eine reformierte Gesundheitsideologie, die im Bebauen eines kleinen Gartens neben den ökonomischen Vorteilen einen erfolgreichen Kampf gegen Großstadtkrankheiten, vor allem gegen die Tuberkulose, sah. In Österreich entstand der erste Schrebergarten 1904 in Deutschwald bei Purkersdorf (Niederösterreich). Auf Wiener Boden konstituierte sich der erste derartige Verein 1911 im h. 14. Bezirk, im Rosental.
Die Kleingärten waren für jene Menschen, die in Miethäusern wohnten und einen Nutzgarten am Stadtrand besaßen, der einzige natürliche private Lebensraum und damit eine Alternative zu den Siedlungen. Da aber viele Kleingärtner ohne behördliche Genehmigung ihre Gartenhäuschen zu ganzjährig benutzbaren Wohnhäusern ausbauten, kann die Schrebergartenbewegung in gewisser Weise auch als Vorläufer der Siedlungen angesehen werden.
Einen anderen Ansatz, die Fehlentwicklung im Städtebau zu korrigieren, sah der Wiener Baumeister und Städteplaner Camillo Sitte (1843-1903): "Moderne Systeme! Jawohl! Streng systematisch alles aufzufassen und nicht um Haaresbreite von der einmal aufgestellten Schablone abzuweichen, bis der Genius totgequält und alle lebensfreudige Empfindung im System erstickt ist, das ist das Zeichen unserer Zeit" . Gegen einen gleichförmigen, künstlich geschaffenen Raster stellte Sitte unregelmäßige Straßen und Plätze, wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelten. "Eine Stadt [soll] so gebaut sein, um die Menschen sicher und zugleich glücklich zu machen. Zur Verwirklichung des letzteren dürfte der Städtebau nicht bloß eine technische Frage, sondern müßte im eigentlichsten und höchsten Sinne eine Kunstfrage sein".
Die Postulate C. Sittes fanden z. T. auch im Siedlungsbau Berücksichtigung, zumal dort, wo man versuchte, die Qualität der gewachsenen Struktur eines Ortes durch die Schaffung von Zentren und in der unregelmäßigen Anordnung von fließenden und beruhigten Zonen nachzuvollziehen.
Entwicklung in Wien
"Diese Bewegung imponierte Loos. Das erste Mal in seinem Leben lernte er Solidarität, Aufopferung, Idealismus und damit die ganze Kraft einer großen Volksbewegung kennen. Das beeindruckte ihn tief. Am Tage einer Demonstration der Siedler, bei der diese Grund und Boden, Baumaterial und Subventionen forderten, erschien ein Artikel von Loos in einer Wiener Tageszeitung. Darin hieß es: 'Die neue Bewegung, die so viele Bewohner dieser Stadt erfaßt hat, die Siedlungsbewegung, verlangt auch neue Menschen'. Der Artikel schloß mit den Worten: 'Hut ab vor den Siedlern'."
Während des Ersten Weltkrieges wurde die von Bürgermeister Dr. Karl Lueger begonnene Grunderwerbspolitik von der Gemeinde Wien fortgesetzt. Von 1914 bis 1919 konnten rund 350 ha Bauland innerhalb und außerhalb des Stadtgebietes erworben werden. 1916 wurde eine Wertzuwachssteuer für Grundstücke als Maßnahme gegen die überhandnehmende Bodenspekulation eingeführt. Gewinne sollten nicht dem einzelnen, sondern der Allgemeinheit zugute kommen. Die einsetzende Inflation machte diese Maßnahme aber vorerst wirkungslos.
Die Entwicklung der Stadt- bzw. Stadtrandsiedlungen in der Zwischenkriegszeit weist entsprechend der Geschichte der Siedlerbewegung drei wesentliche Phasen auf:
- die aufgrund der akuten Wohnungsnot in Selbstorganisation entstandenen Siedlungen,
- die am Beginn der zwanziger Jahre - als die Siedlerbewegung von politischen Autoritäten und auch von namhaften Architekten unterstützt wurde - von Genossenschaften angelegten Siedlungen
- sowie die von der Gemeinde Wien errichteten Siedlungen.
1921, in der zweiten Phase, wurde Adolf Loos zum Chefarchitekt des Siedlungsamtes bestellt. Er führte diese Tätigkeit - mehr als ein Jahr lang ohne Bezahlung - mit großem Engagement für die Siedler und gegen so manche Sabotageakte der Rathausbürokratie aus. "Durch die Form und Bauart des Heims und des Gartens wollte er - sein altes Ideal - den Arbeiter zum Gentleman umformen, erziehen. Verbauungsplan und Hausform ließ er ganz vom Fruchtgarten her bestimmen und entwerfen; der stand im Zentrum jeder Siedlerstelle und hatte vielfache Jahresernte zu tragen. Sukzessiver Ausbau des Hauses, Südorientierung und maximale Verglasung des Gartens, Wohnküche, Sonnenmauern, Kellerlosigkeit, getrennte Kinderschlafzimmer, Eigenbereitung von Klima und Boden durch den Siedler, das waren seine Leitlinien. Die Siedlung sollte neue Menschen schaffen, neues Familien- und Kinderglück, sinnvolle Freizeitnützung und gesunde Nahrungsreform."
Neue Organisationen, wie die Siedlerverbundwirtschaft, leisteten der Einzelgenossenschaft Hilfsdienste aller Art. 1921 wurde die GESIBA gegründet, die Gemeinwirtschaftliche Siedlungs- und Baustoffanstalt, welche billige Baumaterialien für Siedler, aber auch Baukredite zur Verfügung stellte.
Ebenfalls 1921 wurde durch den Zusammenschluß verschiedener kleiner Siedlervereine der "Verband für Siedlungs- und Kleingartenwesen" konstituiert. Eines der wichtigsten Ziele dieser Vereinigung war es, neben Wohnungsbau und Gartenbau auch gemeinschaftliches Leben innerhalb der Siedlung durch die Errichtung von Genossenschaftshäusern, die verschiedenen Veranstaltungen dienen sollten, zu ermöglichen. Der Verband zählte 1922 bereits 50 000 Mitglieder.
Den ersten Genossenschaften gehörten vor allem Kriegsheimkehrer, Krankenhausangestellte, Eisenbahner, Straßenbahner, Bildende Künstler, Postbedienstete und auch Kleingartenvereine an. Binnen kürzester Zeit entstanden 50 Genossenschaften; die meisten standen der sozialdemokratischen Partei nahe, wenige Ausnahmen, z. B. die Genossenschaft "Heim", waren christlich-sozial orientiert. Bei der größten Wiener Siedlerdemonstration am 3.4.1921 fehlte der 1915 gegründete, christlich-sozial geprägte "Rechtsverband der gemeinnützigen Bauvereinigungen". Dies zeigt, daß die österreichische Genossenschaftsbewegung bereits in konkurrierende politische Lager gespalten war. Allerdings wurde nach dieser Demonstration 1921 das Gesetz zur Errichtung des Bundes-, Wohn- und Siedlungsfonds beschlossen, und zwar gemeinsam von christlich-sozialer Regierung und sozialdemokratischer Opposition.
Im Laufe der Zeit wurden die genossenschaftlichen Betreuungsorganisationen immer mehr von der Stadtverwaltung verdrängt, welche die Planung an Architekten ihrer Wahl vergab. Deren Konzepte wurden von öffentlichen Körperschaften verwirklicht.
In den Grundrissen der verschiedenen Haustypen wird die lange Tradition des englischen Arbeiterwohnungsbaues spürbar. Im Erdgeschoß liegen Wohnküche und, von dieser getrennt, meist die zum Garten gerichtete Spülküche sowie Kleintierställe. Unterschiede bestehen meist nur in der Anordnung der Treppe in den ersten Stock, wo sich die Schlafräume befinden.
Der gegenwärtige bauliche Erhaltungszustand der Genossenschafts- und Gemeindesiedlungen - immerhin rund 65 Jahre nach ihrer Errichtung - ist allgemein gut. Sicherlich ist dies zum Großteil auf die Opferbereitschaft und den persönlichen Einsatz der Siedler zurückzuführen, und die in der Anfangszeit geäußerte Befürchtung, die Siedlungen würden keine lange Lebensdauer haben, erwies sich als unbegründet.
Obwohl Stadtrat Franz Siegel (1876-1927), dem das Stadtbauamt unterstellt war, noch in der Gemeinderatssitzung vom 4.3.1921 den Flachbau befürwortete, was auch schon 1916 die Leiter des damals unter dem Bürgermeister Dr. Richard Weißkirchner gegründeten Wohnungsamtes getan hatten, kam es in den frühen zwanziger Jahren im öffentlichen Wohnbau dennoch zu einer Akzentverschiebung. In der architektonischen Auseinandersetzung trat der "Genossenschaftssozialismus" mit seinen Siedlungen und Kleinhausanlagen gegenüber dem "Kommunalsozialismus" mit dem später so genannten "Superblock", z. B. dem Karl Marx-Hof, in den Hintergrund.
1921 Siedlungshäuser 55% des gesamten Wohnbauprogramms
1922 Siedlungshäuser 39% des gesamten Wohnbauprogramms
1923 Siedlungshäuser 28% des gesamten Wohnbauprogramms
1924 Siedlungshäuser 14% des gesamten Wohnbauprogramms
1925 Siedlungshäuser 4% des gesamten Wohnbauprogramms
(Aus: Novy, Klaus und Wolfgang Förster: einfach bauen. S. 31.)
Eine Ursache für diese Entwicklung lag in der möglichen Geldersparnis, da vor allem Grund- und Aufschließungskosten bei der Blockbauweise geringer sind. Ein anderer nicht zu unterschätzender Grund für die Bevorzugung dieser Bauweise war aber auch die Angst der Sozialdemokratie vor Individualisierung und Verbürgerlichung der Arbeiter in den Einfamilienhäusern und dem damit verbundenen Verlust des Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühles, das in der Anlage der sog. Superblocks mit entsprechenden Gemeinschaftseinrichtungen nicht so bedroht erschien.
1926 ergab sich durch den "Internationalen Städtebaukongreß", der in Wien stattfand, noch einmal die Möglichkeit einer Wende. Die Tagung blieb jedoch, obwohl die Mehrzahl der Delegierten für den Flachbau eintrat, ohne tiefgreifende Wirkung. Auch die kurz vorher von Josef Frank geäußerte scharfe Kritik an den Superblocks, dem "Volkswohnungspalast" , konnte deren Bevorzugung durch die Gemeindeverwaltung nicht verhindern.
Nach 1945 überließ die Gemeinde den Flachbau fast zur Gänze privaten und gemeinnützigen Bauunternehmungen. Eine der wenigen Ausnahmen bildet die im Jahre 1949 errichtete Per-Albin-Hansson-Siedlung im 10. Bezirk.
Die große Bedeutung des Siedlungsbaues in der Zwischenkriegszeit als soziale und humane Tat, aber auch als Hilfe zur Identitätsfindung einer Gesellschaftsschicht fand nach dem Zweiten Weltkrieg aus verschiedenen Gründen keine Fortsetzung. Die nach 1945 dringend benötigten Wohnungen entstanden im Auftrag der Gemeinde zumeist in Blockbauweise. Das Ziel, die Gemeinschaft innerhalb eines Siedlungsverbandes ideologisch zu prägen, wurde vor allem in den Jahren des wirtschaftlichen Aufschwunges nicht erreicht. Die soziale und wirtschaftliche Entwicklung brachte für immer mehr Menschen einen gehobeneren Lebensstandard, der sich in einem so sensiblen Gebilde wie dem der Siedlung bemerkbar machen mußte. Die Anforderungen an die Wohnqualität stiegen, der Bedarf an Wohnfläche nahm zu. Die bestehenden Siedlungen wurden von den Bewohnern meist in Eigeninitiative den erhöhten Ansprüchen angepaßt; die derart vollzogenen baulichen Veränderungen sind dort am stärksten ausgeprägt, wo ursprünglich der geringste Komfort zu finden war, also bei den frühen Bauten und bei den Nebenerwerbssiedlungen, die von Anfang an als "Kernhaus"-Anlagen konzipiert und für einen individuellen Ausbau vorgesehen waren. Sie sind heute kaum mehr als einheitlich geplante Siedlungen erkennbar, wie dies u. a. die im 13. Bezirk gelegenen Beispiele SAT und Friedensstadt zeigen.
Leider zerstörten individuelle Eingriffe häufig das geschlossene äußere Bild. Oft wurden Anbauten ausgeführt und Details entstellt, wie beispielsweise Türen und Fenster, die ohne Rücksicht auf den Maßstab und die Ganzheit einer Fassade Veränderungen erfuhren.
Wenn Otto Neurath 1923 über die Siedlungen schreibt: "Nicht ein einzelnes Haus ist Gegenstand der Gestaltung, sondern die Häusergesamtheit: Das einzelne Haus ist wie ein Ziegel in einem Gebäude", so wurde das Gemeinsame eben durch viele Bewohner, die über der Individualität des Einzelhauses immer weniger die Gesamtheit der Anlage sahen, in Frage gestellt.
Der Verlust an Kollektivgeist machte sich dort am deutlichsten bemerkbar, wo man das Verbindende am stärksten betonte, bei den Gemeinschaftseinrichtungen. Diese wurden nach einiger Zeit kaum noch benützt, da man die Hilfe der Gemeinschaft, so scheint es, infolge der verbesserten finanziellen Situation entbehren konnte. Die Siedlungen verloren daher immer mehr ihren durch städtebauliche, soziale und kulturelle Ausstrahlung unverwechselbaren Charakter.
Der Siedlungsbau der letzten Jahrzehnte tendierte, der erwähnten Entwicklung entsprechend, immer mehr zum individuell abgeschlossenen Wohnen ohne Gemeinschaftseinrichtungen der alten Art. Gemeinschaft existierte nur mehr im kleinen Kreis als gegenseitige Hilfe, als frei gewählte Möglichkeit ohne ideologischen Hintergrund. Diese, verglichen mit der Zwischenkriegszeit, andere Art des Gemeinschaftsverständnisses war nicht nur durch veränderte ökonomische Voraussetzungen, sondern auch durch die zunehmende Entideologisierung begründet.
Entwicklung in Hietzing
Auch im 13. Bezirk finden sich Beispiele für die wesentlichen Entwicklungsphasen des Wiener Siedlungsbaues. Die bereits 1904 vom "Ersten Wiener-Beamten-Bau-Verein" errichtete Siedlung "In der Hagenau" - das sog. "Lainzer Cottage" - weist verschiedene Haustypen in Reihe um eine U-förmige Gasse auf. Die dreigeschoßigen Häuser waren für kinderreiche Familien höherer Beamter geplant und entsprachen in Dimension und Ausstattung dem bürgerlichen Mittelstand.
Die z. T. noch vor dem Ersten Weltkrieg geplante und gebaute Ostmarksiedlung (1913-15, 1921/22; Fasangartengasse, Wattmanngasse) ist stark von der englischen Gartenstadtbewegung geprägt, erhebt aber geringeren sozialen Anspruch und erweist sich im Grunde als eine auf verschiedene Art angeordnete Kombination von Einfamilienvillen, die z. T. auch freistehend inmitten eines Gartens gebaut wurden.
Die früheste Phase der Siedlungsentwicklung in Wien nach dem Ersten Weltkrieg, das Siedeln in Selbstorganisation, ist im 13. Bezirk in den mit Grundstücksbesetzungen verbundenen Anfangsversuchen zur Siedlung Friedensstadt (1920; Hermesstraße, Großer Ring, Kleiner Ring), und in der Siedlung SAT (ab 1920; Wittgensteinstraße, Speisinger Straße) verwirklicht.
Zur zweiten Phase, zu den von Genossenschaften errichteten Anlagen, gehören die Siedlungen Friedensstadt (ab 1921), die Künstlersiedlung (1922-25; Riedelgasse) und ein Teil der Hermeswiese (1923-27; untere Hermesstraße, Hochmaisgasse).
Zur dritten Phase, zum Siedlungsbau unter der Leitung der Gemeinde Wien, gehören u. a. ein weiterer Teil der Hermeswiese (1923-27, 1929; Dvorakgasse), die Siedlung Lockerwiese (1928-32, 1938; Wolkersbergenstraße, Versorgungsheimstraße) und die Werkbundsiedlung (1930-32; Jagdschloßgasse, Veitingergasse). Letztere wurde von der Heimbauhilfsorganisation der Gemeinde finanziert. Die relativ teuren Häuser konnten erworben werden, die Grundstücke blieben aber im Besitz der Gemeinde. 1939 übernahm sie die nicht verkauften Häuser in ihre Verwaltung und vermietete sie. 1951-53 wurde von der Stadt Wien in Zeilenbauweise die Kongreß-Siedlung (Dr.-Schober-Straße, Kalmanstraße, Lainzerbachstraße) errichtet. Ihr Name erinnert an den 1953 in Wien abgehaltenen 11. Internationalen Städtekongreß.
Mit Unterstützung des Bundes, der preisgünstige Gründe zur Verfügung stellte, wurden von den Eigentümern selbst die Zollwache-Siedlung (1931/32; Kalmanstraße, für Beamte der Zollwache) und die Polizei-Siedlung (1932/33; Dr.-Schober-Straße, für Polizeibeamte) gebaut.
Zwischen 1930 und 1932 entstand die Malfatti-Siedlung (Franz-Schalk-Platz), eine von der Reichsversicherungsanstalt finanzierte Anlage von 14 Zweifamilienhäusern in Reihenbauweise sowie einem Einfamilienhaus. Die Siedlung überzeugt durch Sparsamkeit im Aufwand, ohne jedoch in formaler Hinsicht und in Bezug auf die Kommunikationsmöglichkeiten der Bewohner untereinander Qualität einzubüßen.
Die erwähnte Hinwendung zum individuellen, abgeschlossenen und uneinsehbaren Privatbereich ist bei der "Fertigteilhaus-Mustersiedlung" (1953/54, Veitingergasse) zu bemerken, die darüber hinaus ein anschauliches Beispiel für ökonomisches Bauen in Serie mit weitestgehend reduzierter Konstruktion ist.
1954-56 wurde mit finanzieller Unterstützung der Wiener Städtischen Versicherungsanstalt von der "Vindobona"-Bau-, Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft die Hagenberg-Siedlung (Erzbischofgasse, Himmelhofgasse) gebaut. Sie kann nur bedingt als Siedlung im eingangs definierten Sinn gelten, da es sich bei dieser Anlage nicht um Einfamilienhäuser, sondern um 20 Mehrfamilienhäuser mit je sechs bis acht Wohnungen handelt, denen individuell nutzbare Gärten fehlen. Die großzügig bemessenen Grünflächen sind allen Bewohnern gleichermaßen zugänglich. Dennoch vermittelt die Anlage der relativ klein dimensionierten Häuser den äußeren Eindruck einer Siedlung. Sie war als kostengünstiger Beitrag zur Linderung der extremen Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg gedacht.
1963-65 wurde von der Siedlungsgenossenschaft "Volksbau" am Alban-Berg-Weg die Wohnhausanlage Josef Afritsch errichtet, an der wieder die Tendenz zum abgeschlossenen, persönlichen Wohnbereich deutlich wird.
Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die im 13. Bezirk seit Beginn des 20. Jahrhunderts entstandenen und in diese Dokumentation aufgenommenen Siedlungen.
Siedlung Adresse Bauzeit Bauträger Planung Wohneinheiten
In der Hagenau ("Lainzer Cottage")
In der Hagenau 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 11, 13, 15, 17, 19, 21, 23, 25, 27 Veitingergasse 67
1904
Erster Wiener-Beamten-Bau-Verein
Carl Holzmann Maschke
19
Ostmarksiedlung
Fasangartengasse Melchartgasse Stuweckengasse Opitzgasse Wattmanngasse Würzburggasse
1913-15, 1921/22
Gemeinnützige Familienhäuser-Bau- und Wohnungs-Genossenschaft "Ostmark"
Heinrich Schmid Hermann Aichinger
1913-15: 72; 1921/22: 11
Siedlung Auhofer Trennstück
Wittgensteinstraße Sillerplatz Speisinger Straße Eyslergasse Anatourgasse
1920 (Beginn)
Gemeinnützige Bau-, Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft Auhofer Trennstück, Kolonie Siller
keine einheitliche Planung
etwa 250
Friedensstadt Hermesstraße
(gegen Lainzer Tor) Großer Ring Kleiner Ring Pallenbergstraße
1921 (Beginn)
Genossenschaft der Kriegsgeschädigten Lainzer Tiergarten ("Friedensstadt")
Adolf Loos Margarete Schütte-Lihotzky
genaue Zahl nicht eruierbar
Künstlersiedlung
Riedelgasse Griepenkerlgasse Rußweg Benkgasse
1922-25
Gemeinnützige Kleingarten- und Siedlungsgenossenschaft "Altmannsdorf-Hetzendorf "
Emil Krause
24
Hermeswiese/Lainz–Speising
Teil I untere Hermesstraße Hochmaisgasse Lynkeusgasse 1923-27, 1929
Gemeinde Wien
Karl Ehn Emil Krause Victor Reiter
95
Teil II Leitenwaldplatz Dvorakgasse 1923-27
Gemeinnützige Kleingarten- und Siedlungsgenossenschaft "Altmannsdorf-Hetzendorf "
Heinrich Schlöss 180
Teil III Trabertgasse 1929
Gemeinde Wien
Victor Reiter
9
Lockerwiese
Wolkersbergenstraße Versorgungsheimstraße
1928-32; 1938/39
Gemeinde Wien
Karl Schartelmüller
774
Werkbundsiedlung
Jagdschloßgasse Veitingergasse Woinovichgasse Jagicgasse
1930-32
Heimbauhilfsaktion der Gemeinde Wien
Gesamtplanung: Josef Frank
70
Malfattisiedlung
Franz-Schalk-Platz 1-15
1930-32
Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt für Wien, Niederösterreich und Burgenland
Siegfried C. Drach
29
Fertigteilhaus-Mustersiedlung Veitingergasse
Josef-Gangl-Gasse Schlehenweg
1953/54
Österreichisches Produktivitätszentrum
Roland Rainer Carl Auböck
15
Siedlung Hagenberg
Erzbischofgasse Himmelhofgasse Hagenberggasse
1954-56
"Vindobona" Gemeinnützige Wohn- und Siedlungsgenossenschaft m.b.H.
Rudolf Münch
142
Wohnhausanlage Josef Afritsch
Alban-Berg-Weg
1963-65
"Volksbau" Gemeinnützige Wohn- und Siedlungsgenossenschaft m.b.H.
Roland Starzen Traude Windbrechtinger Wolfgang Windbrechtinger
43
Dank
Die lange Zeit, über die sich die Arbeit an dem vorliegenden Buch erstreckt hat, häufte die Dankesschulden des Verfassers ins beinahe nicht mehr Überblickbare, sei es für Bewilligungen, für Überlassung von Unterlagen oder für Auskünfte und Hilfeleistungen diverser Art.
Besonderer und ausdrücklicher Dank gebührt in erster Linie den Mitarbeitern, meinen ehemaligen Schülern des Bundesgymnasiums Wien XIII, Fichtnergasse, die diesem Thema zum Teil über viele Jahre treu geblieben sind:
Mag. Wilfried Büchler: Sakralbauten
Mag. Alexander Hauer: Fotografie
Mag. Dr. Florian Härb: Alte Lainzer Pfarrkirche
Mag. Wolfgang Pietsch: Historische Entwicklung
Georg und Gerhard Schum: Fotografie
Arch. Dipl.-Ing. Dr. Erich Raith danke ich außerordentlich für seine kompetente fachliche und stets aufmunternde Hilfe, ebenso Mag. Alexander Hauer, der sich weit über die fotografische Arbeit hinaus für dieses Buch engagierte.
Gunter Liebenwein war ein unermüdlicher Helfer bei der Übertragung des Textes auf Diskette, ein unentbehrlicher ordnender Geist.
Zu Dank bin ich dem Verlagsleiter des Verlages Dr. Schendl, Herrn Franz Ögg (+), verpflichtet. Er hat über viele Jahre bis zu seinem Tod das Projekt betreut und Essentielles zum Werden des Buches beigetragen.
Dank schulde ich auch Mag. Karl Fahringer, der das schwierige, langandauernde erste Lektorat des gesamten Textes besorgte.
Amir Tavakolian war ein feinfühlender, schöpferischer Gestalter der äußeren Form des Werkes sowie des graphischen Grundkonzeptes. Ihm schulde ich Dank wie auch Gerhard Koppe, der die Planumzeichnungen und Grafiken erstellte. Mag. Rita Berger und Mag. Elln Riedinger danke ich für ihre schönen Fotos und für die stets bekundete Hilfsbereitschaft.
Zu großem Dank bin ich der Vereinigung der "Alt-Hietzinger" verpflichtet - in besonderem Maße Arch. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Walter Jaksch, der mir vor allem in der schwierigen Anfangsphase meiner Arbeit aufmunternde Hilfe zukommen ließ, wie auch Arch. Dipl.-Ing. Herbert Purschke, der mich als treuer Mentor über viele Jahre begleitete.
Eine große Stütze war auch Prof. Dr. Friedrich Achleitner, der immer wieder sowohl fachliche als auch beratende Hilfe leistete. Ihm danke ich herzlich wie auch Arch. Dr. Burkhardt Rukschcio, der ebenfalls von Beginn der Arbeit an diese förderte und freundlichst unterstützte. Mit Rat und Hilfe förderte Hofrat Prof. Dr. Felix Czeike die Herausgabe des Buches.
Weiters danke ich Dipl.-Ing. Dr. Georg W. Rizzi vom Bundesdenkmalamt für das Verständnis, das er meiner Arbeit entgegenbrachte. Dr. Karl Fischer vom Wiener Stadt- und Landesarchiv war ein stets unterstützender und helfender Berater. Besonders großzügig half mir immer wieder Dr. Gebhard Klötzl, durch seine eigenen Forschungsergebnisse und durch die Offenlegung seines Fotoarchives. Auf ebenso uneigennützige Weise half mir OSR. Dir. Emil Mlejnek. Seine bis heute unbedankte, stille Arbeit vor allem über den Bezirksteil Hacking war für mich mehr als nur ein Ansatz zur weiteren Forschung. Ich danke beiden Herrn sehr wie auch Herrn Johann Brennig, der mir ebenfalls stets sein Wissen und sein Archiv zur Verfügung stellte.
Frau Mag. Dr. Margarete Platt verdanke ich wertvolle Hinweise zur Faistenmühle und zur Feldmühle.
Ohne die Hilfe dieser zum Teil seit vielen Generationen in Hietzing ansässigen und die Geschichte des Bezirkes erforschenden Bürgerinnen und Bürgern wäre das vorliegende Buch um vieles ärmer.
Meine sicher unvollständige (ich bitte um Vergebung!) Dankesliste würde ohne den Leiter des Bezirksmuseums Hietzing, Prof. Harry Glöckner, eine gravierende Lücke aufweisen. Seine Hilfe ging über die Belange des Museums weit hinaus und machte durch einen wesentlichen finanziellen Beitrag von Seiten der Projektförderung die Herausgabe dieses Bandes erst möglich. Ich danke ihm herzlich.
Das Kulturamt der Stadt Wien half mir im Projektstadium durch finanzielle Unterstützungen; ich bedanke mich hiefür sehr bei Sen. Rat Dr. Hubert Chr. Ehalt wie auch bei Mag. Angelika Huber für ihre freundliche Betreuung.
Zu besonderem Dank bin ich weiters dem Bezirksvorsteher von Hietzing, Dipl.-Ing. Heinrich Gerstbach, verpflichtet, der sich auf vielfältigte Art und Weise als Unterstützer und Förderer dieser Arbeit erwies. Vielen Dank auch Herrn Bezirksvorsteher-Stellvertreter Felix Steinwandtner für seine spontane und effiziente Hilfe.
Ein großes "Dankeschön" auch Frau Maria Treller, die mir in ungezählten Besuchen bei der MA37, Baupolizei Hietzing, immer eine äußerst freundliche und unermüdliche Helferin war. Ihr und den anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Magistratsabteilung bin ich zu Dank verpflichtet.
Es ist mir ein Anliegen, dem Verlag Holzhausen zu danken, Herrn Michael Hochenegg für sein essentielles, engagiertes Interesse an dem Thema "Hietzing", Herrn Heribert Steinbauer für die Korrektur allzu hoch fliegender Pläne, Frau Mag. Clementine Beidl für die Lektoratsarbeit, Frau Mag. Sabine Peter für die einfühlsame und gelungene Umsetzung des graphischen Konzeptes und - ganz besonders - Herrn Helmuth Breyer und seinem Team in der Verlagsdruckerei. Sein stets hilfreiches Entgegenkommen in Verbindung mit großer fachlicher Kompetenz waren eine Wohltat.
Mein abschließender Dank - der unformulierbare - gilt meiner Frau Ingrid und allen meinen Freunden.
Gerhard Weissenbacher
Das Bezirksmuseum Hietzing hat durch einen bedeutenden finanziellen Beitrag aus den Mitteln der Projektförderung die Herausgabe des vorliegenden Werkes ermöglicht. Gemäß der Aufgabenstellung des Bezirksmuseums, die Erkenntnisse zur Identitätsverstärkung auszuweiten, stellt dieses Buch einen wichtigen regionalen Beitrag zur historischen Entwicklung des Bezirkes dar.
An dieser Stelle danke ich der amtsf. Stadträtin für Kultur, Frau Dr. Ursula Pasterk für das große Verständnis, das sie den regionalen Themen entgegenbringt.
Prof. Harry Glöckner
Museumsleiter
Bezirksmuseum Hietzing
Quellen
Die verwendeten Quellen stammen von folgenden öffentlichen Stellen:
Pläne, Architekturzeichnungen
Akademie der bildenden Künste, Kupferstichkabinett
Bezirksmuseum Hietzing
Bezirksmuseum Penzing
Bundesdenkmalamt, Planarchiv
Diözesanarchiv der Erzdiözese Wien
Graphische Sammlung Albertina
Historisches Museum der Stadt Wien
Hofkammerarchiv
Loos-Archiv (Graphische Sammlung Albertina)
MA 18, Stadtplanung
MA 30, Kanalisation, Archiv
MA 31, Wasserwerk, Archiv
Magistratisches Bezirksamt für den 13., 14. Bezirk, Baupolizei
Niederösterreichisches Landesarchiv
Österreichische Nationalbibliothek, Kartensammlung
Österreichisches Staatsarchiv (Verkehrsarchiv)
Schulbrüder-Kongregation, Archiv
Wiener Stadt- und Landesarchiv, Kartographische Sammlung
Zentralarchiv des Deutschen Ordens
Schriftstücke
Diözesanarchiv der Erzdiözese Wien
Erzbischöfliches Ordinariatsarchiv
Handelsregister
Hofkammerarchiv
Magistratisches Bezirksamt für den 13., 14. Bezirk. Grundbuch
Niederösterreichische Handelskammer
Niederösterreichisches Landesarchiv
Österreichische Galerie, Bibliothek: Unveröffentlichter Nachlaß R. Schmidt
Österreichisches Staatsarchiv (Verkehrsarchiv, Kriegsarchiv, Hofkammerarchiv)
Pfarramt Hietzing
Pfarramt Lainz
Pfarramt Ober-St. Veit
Statistisches Zentralamt
Stiftsarchiv Klosterneuburg
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Zentralarchiv des Deutschen Ordens
Literatur
50 Jahre St. Hubertus + Christophorus. Hgg. v. der Pfarre St. Hubertus - St. Christophorus. Wien: 1985.
Abhandlungen zur Geschichte und Quellenkunde der Stadt Wien. Hgg. v. VGStW.4.1932.
Achleitner, Friedrich: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer in vier Bänden. Bd. III/2. Wien: 13.-18. Bezirk. Wien: Residenz Verlag 1995.
Adam, Adolf: Wo sich Gottes Volk versammelt. Freiburg: Herder 1984.
Amon, Rudolf und Friedrich Trauth: Der Lainzer Tiergarten einst und jetzt. Wien: Schulwissenschaftlicher Verlag A. Haase 1923.
Amon, Rudolf: Der Lainzer Tiergarten und seine Umgebung. Führer für Lehrwanderungen und Schülerreisen. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1930.
Anders, Ferdinand: Die Gärten des Maximilian. Hgg. v. Bezirksmuseum Hietzing. Heft 4. Sept. 1987.
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Bahr, Hermann: O Mensch! Berlin: S. Fischer Verlag 1910.
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Nr. 1/2. 1965. S. 122f.: Kennedybrücke.
Nr. 11/12. 1966: Internat Dominikanerinnen.
Nr. 9. 1971: ORF-Zentrum Wien.
Nr. 2/3. 1977: Zubau zum Magistratischen Bezirksamt, Hietzinger Kai.
Nr. 12. 1977: Bürogebäude Wiener Allianz, Hietzinger Kai.
Nr. 6. 1984. Otto-Glöckel-Schule.
Die Bau- und Werkkunst. Monatsschrift für alle Gebiete der Architektur und angewandten Kunst
Ident mit: Österreichs Bau- und Werkkunst. Hgg. von der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs. Wien: Krystall-Verlag.
2. Jg. Bd. 2. 1925. S. 1-7: Synagoge Eitelbergergasse.
8. Jg. Bd. 1. 1932: Schule Wenzgasse.
Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege. Wien: Verlag Anton Schroll & Co.
17/4. 1963. S. 145-147: Frühgeschichtliches Gräberfeld in Wien XIII, Unter-St. Veit.
Profil. Österreichische Monatsschrift für Bildende Kunst. Hgg.von der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs.
3. Jg. 6. Heft. 1935. S. 198: Hietzinger Brücke.
4. Jg. 7. Heft. 1936. S. 311: Café Gröpl.
Wiener Bauindustrie Zeitung.
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Abkürzungen
Abt. Abteilung
AG Aktiengesellschaft; Arbeitsgemeinschaft
ahd. althochdeutsch
akad. akademisch
Akad. Akademie
allg. allgemein
angew. angewandt(e)
Arch. Architekt(en)
Ass. Assistent
Ausst. Ausstellung
Bez. Bezirk
BM f. Bundesministerium für
BO Bauordnung
BÖ Ballei Österreich; Amtsbezirk (Ordensbezirk)
bzw. beziehungsweise
DA Diözesanarchiv
DB Dienstbuch
Diss.(en) Dissertation(en)
DOZA Zentralarchiv des Deutschen Ordens Wien
ebda. ebenda
EOA Erzbischöfliches Ordinariatsarchiv
Fak. Fakultät
FRA Fontes Rerum Austriacum (Österreichische Geschichtsquellen)
FS Festschrift
Ges. Gesellschaft; Gesetz
GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung
h. heutig(e)
Hg. Herausgeber (Einzahl); Herausgabe
Hgg. Herausgeber (Mehrzahl)
hgg. v. herausgegeben von
HM Historisches Museum der Stadt Wien
Hsch. Hochschule
IföG Institut für österreichische Geschichtsforschung
Inst. Institut
Jb. Jahrbuch
Jg. Jahrgang
Jh. Jahrhundert
Kap. Kapitel
Kard. Kardinal
Kat. Katalog
kath. katholisch
Krkh. Krankenhaus
MIÖG Mitteilungen des Institutes für Österreichische Geschichtsforschung
MS Manuskript
Mus. Museum
NÖLA Niederösterreichisches Landesarchiv
o. J. ohne Jahr (bei Literaturangabe)
OÖUB Oberösterreichisches Urkundenbuch
ÖKT Österreichische Kunsttopographie
STAKL Stiftsarchiv Klosterneuburg
theol. theologisch
Univ. Universität
Urk. Urkunde
Urkundl. Erstmals urkundlich belegt
VGStW Verein für Geschichte der Stadt Wien
wiss. wissenschaftlich
WStLA Wiener Stadt- und Landesarchiv
WStW-VB Wiener Stadtwerke-Verkehrsbetriebe
BAUWERKE IM ZUSAMMENHANG MIT DER HISTORISCHEN ENTWICKLUNG
Ich muß den Ästheten eine niederschmetternde Mitteilung machen: Alt-Wien war einmal neu.
Karl Kraus. Aus: Die Fackel 323/13. 18. 5. 1911. S. 16
Auhof
(Forsthaus)
Hofjagdstraße 14 Urkundl. um 1195
Leopold Grosman (?)
1779
154 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Das Gebäude wurde erstmals um 1195 als "Hauiwa" erwähnt. 1270 erfolgte durch Albert von Arberich die Schenkung an den Johanniterorden, 1277 hat Rudolf I. von Habsburg den Besitz bestätigt. 1370 wird ein "gehölz pei Aw" , 1465 sogar ein "Dorf z der Aw" genannt.
Die Johanniter übten die Grundherrschaft über den Auhof bis in das 16. Jahrhundert aus. Besitzer waren reiche Wiener Bürger, wie Andre Hiltprant (+ 1449), der den Hof seinen Kindern vererbte. Von diesen hatte nur Barbara, verheiratet mit Hans Schallautzer, Nachkommen. Ihre gleichnamige Tochter trat in das Kloster St. Maria Magdalena vor dem Schottentor in Wien ein und vermachte diesem die Hälfte des Hofes. Die andere Hälfte verkauften die Vormünder des Sohnes Hermes Schallautzer 1518 an das Kloster. Dieses wurde 1529 durch die Türken zerstört und später nicht mehr aufgebaut. Der Konvent und sein Vermögen, zu dem der ebenfalls von den Türken zerstörte, aber wiederaufgebaute Auhof gehörte, wurden 1533 von Landesfürst Erzherzog Ferdinand dem Chorfrauenkloster St. Laurenz am Fleischmarkt eingegliedert.
Schon 1495 gab es in der Nähe des Auhofs eine geschlossene Umzäunung, einen sogenannten Wolfsgarten. Die Fallgruben dienten der Wolfsjagd, welche in erster Linie zum Schutz des Wildes abgehalten wurde. Auf diese Einrichtung weist eine Tagebucheintragung des Erasmus von Puchheim am 14. 9. 1557 ebenso hin wie die heute noch in Gebrauch stehenden Bezeichnungen "Wolfersberg" oder "Wolf in der Au" (eh. Gasthaus). Ein Kammerdekret vom 28. 1. 1614 befaßt sich u. a. mit der Wiedererrichtung des Wolfsgartens beim Auhof, welche jedoch wegen zu hoher Kosten, und "da es dringendere Bauten gäbe" , unterblieb.
Der älteste Bauteil ist der Forsthof. Er wurde um 1550 von Kaiser Ferdinand I. erworben und ab 1558 "zu Unseres Forstmeisters steter Behausung und Residenz" verwendet. Der erste Inhaber dieses Amtes war Joachim Tschätzkho (auch Tschetztho). Der Bauzustand muß jedoch mangelhaft gewesen sein, da Baumeister Benedictus Kölbl über notwendige Reparaturen einen Kostenvoranschlag erstellen sollte. 1560 hat der Forstmeister selbst Mittel für die Errichtung eines Stadels bereitgestellt; 1561 fand der Bau der oberen, hofseitig gelegenen Zimmer statt. 1570 wurde die Generalsanierung des Hauptgebäudes abgeschlossen; jedoch bereits 1576 waren wieder Ausbesserungsarbeiten notwendig.
Von 1571 bis zum 24. 12. 1770 waren die Kellerräume des Auhofs Gefängnis für Waldfrevler und Wildschützen.
155
Das Aussehen der wehrhaften, aus mehreren Trakten gebildeten Anlage kurz vor dem Abriß vermittelt eine 1777 von dem Baumeister Leopold Grosman gezeichnete Ansicht (Abb. 155).
Wie bedeutend der Auhof zur Zeit des Wiener Kongresses war, bezeugt die Liste der Teilnehmer an der Hofjagd, die am 5. 10. 1814 im k. k. Tiergarten mit anschließendem Abendessen im Gartensaal stattgefunden hat: Franz I., Kaiser von Österreich, Alexander Pawlowitsch, Zar von Rußland, Friedrich Wilhelm III., König vom Preußen, Friedrich VI., König von Dänemark, Maximilian Joseph I., König von Bayern, Friedrich II. Wilhelm Karl, König von Württemberg und Mitglieder des höchsten Adels aus dem In- und Ausland.
Zur Erinnerung an diese gelungene Hofjagd, bei der es zum Abschuß von 125 Wildschweinen gekommen war, wurde der Gartensaal, der sich in einem Nebentrakt befand, neu ausgemalt. Ende des 19. Jahrhunderts waren davon noch einige Arabesken zu sehen. Später wurde der Saal in mehrere kleine Wohnungen umgewandelt. Am 19. 9. 1898 brannte dieser Teil des Gebäudes durch Blitzschlag ab. Nach dem Wiederaufbau wurden Stallungen und Kleinwohnungen für die Arbeiter des Sägewerkes eingerichtet.
Bis 1919 blieb hier der Sitz des Forstmeisters und der Tiergartenverwaltung, dann wurde er nach Lainz verlegt.
Der Kriegsgeschädigtenfonds setzte als neuer Besitzer des Auhofs diesen Mitte der zwanziger Jahre notdürftig instand und ließ das Gebäude an das Stromnetz und die öffentliche Wasserleitung anschließen. 1987/88 wurde das Hauptgebäude renoviert.
Der Auhof ist bis heute Wohnung für Jäger und Förster des Lainzer Tiergartens.
Das Naturdenkmal Hofjagdallee mit Roßkastanien und Linden stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist seit 1936 ein Gehweg neben der Wientalstraße.
Der Bau des nahe gelegenen Umspannwerkes Wien-West wurde 1952 begonnen.
Westlich des Auhofs - auf dem Gebiet des ehemaligen "Flüchtlingslagers Auhof" im 14. Bezirk - kam es zu ausgedehnten Betriebs- und Industrieansiedlungen sowie zum Bau eines Einkaufszentrums.
• Baubeschreibung des Hauptgebäudes
156, 157, 158
Die wesentlichen Grundzüge (Abb. 156) der noch existierenden Anlage stammen von einem Umbau aus dem Jahre 1779. Auf zwei erhaltenen Planvarianten aus dem Jahr 1777 (Abb. 157, 158) ist das zweigeschoßige Hauptgebäude 13- bzw. 11-achsig konzipiert und mit zwei bzw. einem ebenerdigen Seitentrakt versehen. Tatsächlich wurde der Bau nur siebenachsig ausgeführt, weist jedoch mit den von Leopold Grosman ausgeführten Entwürfen eine starke Ähnlichkeit auf. Sie ist noch heute an der Straßenfassade nachvollziehbar und läßt vermuten, daß auch die ausgeführte Planung von Leopold Grosman stammt.
Der zweigeschoßige Hauptbau ist mit einem relativ steilen Walmdach gedeckt. Zarte Gesimsgliederungen setzen das Dach von dem übrigen Baukörper ab. Die Eingangsseite ist der Straße abgewandt. Der nur schwach abgesetzte Mittelteil umfaßt drei der sieben Fensterachsen. Der Eingang liegt in der Mitte des Erdgeschoßes.
Die straßenseitige Fassade ist lebendiger gegliedert. Auch hier sind die mittleren drei der sieben Fensterachsen hervorgehoben. Ihre Umrahmungen bestehen aus drei verschieden tiefen Flächen, wobei, wie auch bei den übrigen vier Fensterachsen, erhabene, abgesetzte Rechtecke die jeweils übereinanderliegenden Fenster trennen. Zwischen den Fensterpaaren befinden sich schmale, versenkte Streifen.
Diese klar geformte Fassade läßt an die reduzierte, bisweilen kühle Architektur des Josephinismus denken. Die verschieden tiefen Mauerflächen erinnern aber auch an den sog. "Plattenstil", der in Wien bis in das 17. Jahrhundert zurückzuverfolgen und gegen Ende des 18. Jahrhunderts häufiger anzutreffen ist.
Im Erdgeschoß waren ursprünglich Räume für Jäger und Gesinde untergebracht, im Obergeschoß lag die Forstmeisterwohnung. Bis 1848 wurde in einer Rauchküche gekocht.
Das Portal an der Straßenseite, durch ein kurzes Mauerstück mit dem Bau verbunden, führt in den Hof. Es ist oben durch ein vorspringendes, getrepptes Gesimse abgeschlossen. Auch hier bemerkt man an der Stirnseite des Portales die erwähnte Mauerschichtung.
Wolfrathplatz
Pfarrkirche Ober-St. Veit, Erzbischöfliches Schloß, Meiereihof St. Veit, Pfarrhof und Kaplanhaus, Schule (Ober-) St. Veit
159
Der Wolfrathplatz bildet mit den ihn umgebenden Gassen das historische Zentrum St. Veits. An ihm liegen Pfarrkirche und Erzbischöfliches Schloß, Pfarrhof und "Elisabethinum", in dessen unmittelbarer Nähe die erste Schule stand. Der bischöfliche Meierhof, ehemals Zentrum einer bedeutenden Landwirtschaft, lag an der angrenzenden Firmiangasse (Abb. 128).
Da Kirche und Schloß eine architektonische Einheit bilden und alle erwähnten Gebäude wesentlich mit der Geschichte des Ortes verbunden sind, werden sie als geschlossenes Ganzes gesehen und dokumentiert.
161, 160
Der Platz (Abb. 161) regte unmittelbar nach 1900 Theophilos Niemann, einen Schüler Friedrich Ohmanns, an, sich über eine Neugestaltung Gedanken zu machen. Die Pläne sind erhalten und seien als Zeitdokument zitiert (Abb. 160). Die Hietzinger Hauptstraße weist in diesem Entwurf an ihrem Ende eine Verengung auf, die durch einen schmalen Anbau an das letzte Haus auf der linken Seite und durch das Versetzen des "Kaplanstöckls" in Richtung zur Straßenmitte gebildet wird. Der Anbau auf der linken Straßenseite besteht im Erdgeschoß aus Arkaden, die auf der rechten Straßenseite im umgebauten "Kaplanstöckl" eine Entsprechung haben. Hiedurch ist der eigentliche Platz vor dem Schloß und der Kirche stärker betont, wird durch die Straße und seitlich begehbare Gänge erschlossen und erhält damit einen zusätzlichen Zugang. Die schon um 1880 vorhandene Öffnung in einem Gitter zum Park wird beibehalten und von zwei Plastiken flankiert. Der Aufgang zur Kirche ist um eine Variante erweitert: neben dem Weg durch den Park besteht eine teilweise an den Pfarrhof angebaute überdachte Treppe zur Ostseite der Kirche. Sie wird durch Tortürmchen gegliedert. Von hier gelangt man ebenerdig weiter zum alten Kirchengang. Dadurch ist auch ein direkter Zugang vom Pfarrhof zur Kirche möglich, wie dies schon beim alten Pfarrhof, der bis 1962 stand, der Fall war.
Die geplanten Umbauten für den Pfarrhof und das "Kaplanstöckl" sind schwerwiegend, denn sie wandeln den ursprünglichen ländlichen Charakter der beiden Gebäude durch Aufstockung, erweiterten Dachausbau und beim "Kaplanstöckl" durch Arkadengänge zu städtischer Bedeutung. Damit wäre ein dritter Schwerpunkt neben Kirche und Schloß gebildet worden.
Pfarrkirche Ober-St. Veit
("Maria, Zuflucht der Sünder", "St. Veit")
Wolfrathplatz 1 Urkundl. zw. 1260 und 1298
Matthias Gerl d. J.
1742-45
162 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Einer der eindrucksvollsten Sakralbauten des 13. Bezirkes ist die in bevorzugter Lage auf einem Hügel gelegene Pfarrkirche von Ober-St. Veit.
Die Anfänge einer Kirchenanlage an dieser Stelle reichen in das 12. Jahrhundert zurück. Die früheste - indirekte - urkundliche Nennung einer Pfarre St. Veit, und damit auch einer zugehörigen Kirche, ist der zwischen 1260 und 1298 verfaßte Brief des Pfarrers Helias von St. Veit an den Amtmann von Baumgarten.
163
Die noch unter dem Chor existierende Unterkirche (Abb. 163) stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit von diesem frühesten Bau. Sie weist über einem mächtigen polygonalen Mittelpfeiler ein Kreuzgewölbe auf. Um 1800 war sie noch eine geweihte Kapelle, in der sich Altarfiguren der Gottesmutter und des hl. Johannes befanden. Der Altartisch stammt aus dem Jahr 1745. 1904 wurde die Verbindung mit der Oberkirche abgemauert.
164
Der Grundriß des 1433 von dem Patronatsherrn Dompropst Wilhelm Tuers neu erbauten Gotteshauses, das nur ein zweijochiges Langhaus besaß, ist durch eine Bauaufnahme von Matthias Gerl überliefert (Abb. 164).
Ursprünglich stand die an drei Seiten von einer Böschungsmauer umgebene Kirche frei an der Ostseite einer nicht mehr erhaltenen Burg. Die zum Teil noch sichtbare, pfeilergestützte Mauer besaß einen Wehrgang und Schießscharten, welche teilweise noch bis zum Neubau des Pfarrhofes (1962) erkennbar waren.
Nach der Zerstörung durch die Türken erfolgte 1535 durch Bischof Fabri eine Restaurierung des Gotteshauses, 1609/10 kam es zur Errichtung des St. Anna-, St. Johannes- und Liebfrauenaltares. 1553 und 1615 wurden neue Glocken installiert.
Der h. Bau geht auf das Jahr 1742 zurück und wurde nach Plänen des Wiener Hofbaumeisters Matthias Gerl d. J. in dreijähriger Bauzeit errichtet. Interessanterweise befindet sich in der Stuttgarter Sammlung Nicolai eine Zeichnung des Kirchturmes "von St. Veit, drei Stunden von Wien" aus dem Jahr 1746. Die Bauaufsicht führte der erzbischöfliche Zier- und Lustgärtner Anton Mayr. Die gesamte Gemeinde leistete für den Kirchenbau sogenannte Hand- und Zugdienste, das sind leichte Hilfsarbeiten, um den Patronatsherrn, den Wiener Erzbischof Kardinal Sigmund Graf Kollonitsch finanziell zu entlasten. Sein Wappen ist im Giebelfeld des Südeinganges zu sehen. Die Weihe des Gotteshauses fand am 22. 8. 1745 statt.
Matthias Gerl war durch den damals noch bestehenden Westturm des Schlosses und den gotischen Chor mit daran nordöstlich angesetztem Kirchturm in seinen Gestaltungsmöglichkeiten eingeengt. In einem fortgeschrittenen Planungsstadium verzichtete er auf den Westturm, sodaß er den Zentralraum erweitern konnte.
1887 erfolgte eine umfassende Renovierung des gesamten Kirchengebäudes; 1895 wurden die Petroleumlampen entfernt und durch Gaslicht ersetzt.
Die Veränderungen des Kircheninneren, die Pfarrer H. Riedl zwischen 1901 und 1908 vornahm, existieren teilweise noch und sind nicht unumstritten. So wurde die ehemalige Friedhofssakristei 1902 zur Antoniuskapelle ausgebaut, später der Abgang in die Krypta zugemauert und der leider stilistisch nicht passende Fußboden im Mittel- und Quergang gelegt. Für die beiden großen Seitenfenster im Kirchenschiff ließ er neue Buntglasfenster malen. Sie wurden von den Familien Rohrbacher und Glasauer gestiftet und bestanden dort bis 1958. Ein kleiner Ausschnitt aus einem der beiden Fenster befindet sich als Wandschmuck im größten Raum des St. Vitus-Hauses.
1994/95 konnte die dringend notwendige Fassadenrenovierung der Pfarrkirche durchgeführt werden.
1965 wurde an die Nordseite des Langhauses eine Taufkapelle nach Plänen von Georg Lippert angebaut. Sie diente auch als Beichtkapelle und Gottesdienststätte für die Werktage.
165
1994 wurde an ihrer Stelle ein Kapellenneubau errichtet. Die Pläne stammen von Hermann Bauer (Abb. 165). Die im Vergleich zum alten Bau gegen Norden vergrößerte Kapelle ist sowohl vom Kircheninneren als auch über eine vom Kirchenzugang erreichbare, verglaste Verbindung zu betreten. Die Öffnungszeiten der Kapelle sind somit von jenen der Pfarrkirche unabhängig. Das Verhältnis der Deckenhöhe zur Wandhöhe ist nach dem goldenen Schnitt berechnet; die Holzkonstruktion der gestuften Decke ist sichtbar. Der halbkreisförmige, gemauerte und von zwei vorgestellten Säulen flankierte Altarraum liegt im Mittelteil der verglasten Nordfassade und erhält indirektes, natürliches Licht von oben. Der Kapellenboden ist mit griechischem Marmor ausgelegt. Der Altarunterteil aus Wachauer Marmor weist auf der Stirnseite zwölf reliefierte Figuren auf, die die zwölf Apostel, im weiteren Sinn das Volk Gottes darstellen. Der Ambo aus gleichem Material zeigt den Auferstandenen mit den Emmausjüngern. Altar und Ambo stammen von dem Lienzer Künstler Peter Niedertscheider. Der Taufbrunnen ist eine Arbeit aus dem 19. Jahrhundert.
• Baubeschreibung
Außenansicht
Das Äußere des barocken Baues überzeugt durch ausgewogene Proportionen der einzelnen Baukörper und ihrer Stellung zueinander. Überhöhtes Haupthaus mit Ziegelwalmdach, Chor und Turm bilden trotz verschiedener Stilmerkmale eine wirkungsvoll gestaltete Einheit. Der polygonale Chor mit 5/8-Schluß und Strebepfeilern deutet auf den gotischen Ursprung, während die Betonung des zentralen Haupthauses sowie die Turmbekrönung typische Elemente aus der Barockzeit sind. Der Turm über viereckigem Grundriß weist an jeder Seite ein rundbogiges Schallfenster auf und ist an den Außenkanten durch Lisenen sowie im obersten Teil durch Pilaster eingefaßt. Die Unterteilung in Geschoße und die Fensteröffnungen stimmen mit dem alten Turm aus 1433 überein (siehe Stich von Matthäus Vischer aus 1672, Abb. 45). Gebälk und Gesimse umschließen in Auswölbungen die Turmuhren. 1990 konnte die Inschrift an der fast unzugänglichen, zuoberst angebrachten Glocke entziffert werden. Sie lautet: "MDCLXXXXV GOSS MICH JOHANN KIPPO K. STVCK HAUBTMANN V.G. IN WIENN". Damit ist sie um 50 Jahre älter als der barocke Kirchenbau; sie dürfte daher schon im gotischen Kirchturm gehangen sein.
Die formale Geschlossenheit des Baues wird durch Details, wie das profilierte Kranzgesimse an den Fassaden der Seitenwände, des Turmes und des Chores mit seinen von Voluten bekrönten Strebepfeilern, unterstützt.
Inneres
166
167, 168
Der Eingang befindet sich an der Westseite im Verbindungstrakt zwischen Kirche und Schloß. Man gelangt zunächst in das einschiffige, überhöhte Langhaus mit quadratischem Grundriß (Abb. 167), bei dessen Anlage der Zentralbaugedanke deutlich mitspielt und das von einer flachen, über vier Gurtbogen errichteten Kuppel bekrönt wird. Im anschließenden Chor ist der Altarraum um eine Stufe erhöht und wird seitlich von zwei Oratorien mit geschwungener Brüstung begrenzt. Die Decke des Chores ist durch Gurtbögen in zwei tonnengewölbte Felder geteilt.
169
Die Belichtung der Kirche erfolgt durch je ein Rundbogenfenster im Norden und Süden des Langhauses (Abb. 169), durch drei Segmentbogenfenster im Chor, zwei im Osten, eines im Süden, und, besonders eindrucksvoll, durch ein gelb verglastes Rundfenster, das in den Altarraum einbezogen ist. Der Wandaufbau des Hochaltares ist aus rotem und grünem Marmorstuck gefertigt. Auf einem zweigeschoßigen Sockel ruhen links und rechts je zwei graue Säulen, dazwischen befinden sich überlebensgroße, aus Gips gefertigte Statuen, links der hl. Sebastian, rechts der hl. Florian. Über dem Gebälk, das auf den Säulen ruht, sieht man vor dem gelben Rundfenster eine Taube in Glorie. Das Altarbild zwischen den Säulen stellt das Martyrium des hl. Vitus (Veit) dar und wurde 1745 von Franz Anton Tschungko gemalt. Dem Altaraufbau ist eine marmorierte Mensa mit dem Tabernakel vorgelagert. Dieser war bis zur Umgestaltung durch Pfarrer H. Riedl (1901-1908) ein vergoldeter, barocker Drehtabernakel aus Holz. Links und rechts knien vergoldete Engel. Auf der etwas vertieften Türe des Tabernakels befindet sich ein vergoldetes Kreuz. Bekrönt werden Tabernakel und Mensaaufbau vom Bild "Maria, Zuflucht der Sünder", einer Kopie jenes Bildes, das der 1716 in Neapel verstorbene Jesuitenpater Franz de Hieronymo auf seinen Missionsfahrten mit sich führte. Vor dem Hochaltar steht in Form eines Holztisches ein einfacher Volksaltar.
Im Zentralraum stehen an den vier übereckgestellten Pfeilern Seitenaltäre, vorne links ein Marienaltar, rechts ein Josefsaltar. Die Altarbilder wurden 1744 von Gaetano de Rosa gemalt und zuletzt 1984 restauriert. Hinten rechts steht ein Annenaltar. Sein Bild stammt mit großer Wahrscheinlichkeit von Fra Augustinus a San Luca. Am Altar hinten links ersetzt eine Skulpturengruppe, die Christus am Kreuz mit seiner Mutter und dem hl. Johannes darstellt, das Altarblatt.
Die Kanzel aus der Mitte des 18. Jahrhunderts besteht aus marmoriertem Holz und ist reich verziert. In den drei Seitenflächen befinden sich vergoldete Reliefs: Auf dem an der Vorderseite angebrachten überträgt Christus den Jüngern das Apostelamt, die linke Seite zeigt den hl. Paulus, die rechte den hl. Petrus. Das Relief an der Rückwand stellt das Martyrium des hl. Vitus dar. Der Baldachin der Kanzel wird von einer Statuengruppe mit Christus und den vier Evangelisten bekrönt.
Die erste Orgel war ein Geschenk der Herrschaft des Schlosses Hadersdorf und als Provisorium gedacht. Sie war dann 118 Jahre lang in Verwendung, bis 1864 ein neues Instrument angeschafft werden konnte. Dieses war Ende der zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts in so schlechtem Zustand, daß 1932 bei dem Orgelbauer Johann Kauffmann eine neue Orgel in Auftrag gegeben wurde. Auf ihr wird bis jetzt gespielt. Sie besitzt 15 Register, zwei Manuale und ca. 550 Pfeifen.
Die Kreuzwegbilder hat ein unbekannter Maler um 1730 gemalt. Ihre letzte Restaurierung wurde in den Jahren 1983/84 durchgeführt.
Erzbischöfliches Schloß
Wolfrathplatz 2 H. Gestalt 1742-45
Matthias Gerl (?)
170, 171 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Die Vorgängerbauten des Erzbischöflichen Schlosses gehen bis in das 12. Jahrhundert zurück. Das barocke Erscheinungsbild erhielt der Bau in den Jahren 1742 bis 1745 durch eine Erneuerung unter Kardinal Sigismund Graf Kollonitsch, der gleichzeitig den Park anlegen und die St. Veiter Pfarrkirche im barocken Stil neu errichten ließ. Auf diese Gleichzeitigkeit weist auch die bauliche Verbindung von Kirche und Schloß im Bereich des Orgelchores hin.
Die Erneuerung wurde mit großer Wahrscheinlichkeit von Matthias Gerl ausgeführt, der auch den Neubau der Kirche plante, und betraf möglicherweise auch eine Erweiterung des Baues. Dies ist aus einem Vergleich der Inventarlisten vor und nach dem Umbau zu schließen. Die Zahl der Räume stieg von 28 im Jahr 1681 auf 36 im Jahr 1761. Es ist kaum anzunehmen, daß diese gestiegene Raumzahl nur durch Raumteilungen zustande kam. Für 1761 werden im Erdgeschoß in den Inventaren u. a. ein "Laquey-Zimmer, Kuchel, Orangerie, Zuckerbäckerey (...)" angegeben.
Wahrscheinlich erst im Zuge dieser Bauveränderungen wurde der noch auf dem Vischer-Stich von 1672 erkennbare Schloßturm abgetragen.
Das Schloß diente den Bischöfen und Erzbischöfen als Sommeraufenthalt. Von 1762 bis 1779 war es im Besitz von Maria Theresia, die v. a. im Inneren umfangreiche Adaptierungen vornehmen ließ. In diese Zeit fällt die von ihr angelegte, direkte Straßenverbindung des St. Veiter Schlosses mit Schönbrunn, die h. Hietzinger Hauptstraße.
Kardinal Gustav Piffl (1913-32) stellte den Bau als Alumnat zur Verfügung; 1928 wurde der erste Jahrgang eröffnet. 1937 richtete man im Schloß ein Caritas-Altersheim ein, seit 1964 ist das Seminar für kirchliche Frauenberufe darin untergebracht, später wurde die Bildungsanstalt auch für männliche Studierende erweitert.
• Baubeschreibung
Außenansicht
172
Der dreigeschoßige Bau besteht aus vier annähernd gleich langen Flügel, die einen nahezu quadratischen Hof umschließen. In der nach Osten gerichteten Hauptfront sitzen zwei mächtige, mit Quadern gefaßte Rundbogentore und dazwischen eine kleine, rechteckige, ebenfalls mit Quadern eingefaßte Türe mit dreiteiligem Keilstein und ausladendem Sturzbalken (Abb. 172). Das Sockelgeschoß ist durch rauh verputzte Wandquader gegliedert. Die Geschoßtrennung erfolgt durch Wandstreifen und schmale, vertiefte Felder.
Auch alle anderen Außenfassaden sind mit Ausnahme der Sockelzone in dieser Weise gegliedert. An Stelle der Haupteingänge befinden sich an der Nord- und Westseite Gartentüren, an der Südseite Fenster. In der Mitte der Westfront führt ein Segmentbogentor mit schmiedeeisernem Gitter in den Hof. Es ist von je zwei Wandpfeilern, die auf Volutenkonsolen einen Balkon mit schmiedeeisernem Gitter tragen, flankiert. Die Fenster der Hauptgeschoße sind einfach gerahmt und mit ausladender Sohlbank und Sturzbalken versehen.
173
Auch an den Hoffassaden (Abb. 173) ist die relativ einfache, aber klare Gliederung durchgehalten. Das Untergeschoß des Ostflügels besteht aus einer gratgewölbten Arkade mit fünf Pfeilern und zwei Halbpfeilern. Sie ist heute teils vermauert und teils verglast. An ihrer Südseite beginnt die Hauptstiege, an der Nordseite führt eine Türe in die Gartenzimmer. An der Wand des Westtraktes ist eine gemalte Sonnenuhr mit Boreas und Oreithyia, dem griechischen Gott des Nordwindes und seiner Gefährtin zu sehen.
Über einem gering profilierten Kranzgesims sitzt das Ziegelwalmdach mit interessant geformten Schornsteinen.
Inneres
174, 175, 176
Einen bis heute sichtbaren Umbau des Schloßinneren führte Nikolaus Pacassi in der Zeit des Besitzes durch Maria Theresia durch (Abb. 174, 175). 1762/63 wurden die Galerie erweitert und die sechs im Nord- und teilweise Westtrakt des Erdgeschoßes gelegenen Gartenzimmer mit bemalten und auf Holzrosten aufgespannten Leinwänden von Johann Nepomuk Bergl (1718-89) ausgestattet. Die Wände und teilweise auch die Decken sind mit exotischen Landschaften bemalt, in denen sich Menschen verschiedener Rassen bewegen (Abb. 176). Die leicht und fröhlich anmutenden, phantasiereichen Szenen sind als freie Durchblicke aufgefaßt, die durch verschiedene Gewächse gegliedert werden. Im Hintergrund ist eine Meereslandschaft mit Schiffen zu sehen. Im letzten Zimmer befanden sich Tierdarstellungen; diese Ausstattung ist nicht mehr erhalten. Die Wahl der Themen in den durch Fenstertüren mit dem Park verbundenen Gartenzimmern ist zum Teil auf Gobelinvorlagen in der Hofburg zurückzuführen.
Die Räume des ersten und zweiten Stockes öffnen sich gegen Norden, Süden und Westen auf Korridore, die den Hof umlaufen.
Im ersten Stock befand sich ein rotmarmorner Kamin mit skulptiertem Ornament, der zweite Stock hatte weißglasierte Tonöfen mit Rocaille.
Der Ostflügel hat im zweiten Stock eine Galerie. Ihre flache Decke ist mit Fresken eines unbekannten Meisters aus dem 18. Jahrhundert bemalt; die vier allegorischen Szenen zeigen die Verherrlichung des Hauses Habsburg, Bacchus mit Gefolge (Herbst), Apoll mit Putten und zwei Frauen (Sommer) und einen weiblichen Genius (Frühling). Die 1945 stark beschädigte Malerei wurde 1966 durch das Bundesdenkmalamt restauriert. Die Schmalseiten der Galerie zieren Büsten von Maria Theresia und Franz I.
Die kostbare Inneneinrichtung der nicht mehr bestehenden Kapelle im ersten Stock befindet sich im Dom- und Diözesanmuseum. Sie umfaßte u. a. den 1508 gemalten Flügelaltar (auch Ober-St. Veiter Altar genannt) des Nürnberger Dürer-Schülers Hans Schäufelein (1480/85-1539 oder 1540). Das Altarwerk war ein Auftrag des Kurfürsten Friedrichs des Weisen von Sachsen. Die h. Kapelle liegt in einem Raum im Erdgeschoß, der ehemals Küche war.
Durch Kardinal Kollonitsch wie auch durch Bischof Johann Josef Graf Trautson (1751-57) kamen zahlreiche bedeutende Kunstschätze in das Schloß. 1761 werden im Inventar 207 Bilder verzeichnet. Darunter befanden sich auch zwei Gruppen kreuzförmig angeordneter, auf Holz gemalter, kleiner Temperabilder von hoher Qualität, die von zwei verschiedenen Altarwerken aus dem Ende des 15. Jahrhunderts stammen. "Die hl. Familie auf der Flucht nach Ägypten" und "Der Engel erscheint dem hl. Petrus im Kerker" von Ludwig Schnorr von Carolsfeld (1794-1872) sind Beispiele für spätere Erwerbungen.
Die Parkanlage hat Kardinal Kollonitsch 1742 neu angelegt und mit drei Springbrunnen versehen, deren höher gelegenes Wasserreservoir sich inmitten von Weingärten, an der h. Adolfstorgasse, befand. Die Wasserzufuhr erfolgte durch eine um 1725 angelegte Wasserleitung, die von der Baderwiese im Lainzer Tiergarten bis zum Schloß Belvedere führte. Nach dem Tod Prinz Eugens entbrannte ein Rechtsstreit um die Nutzung dieser Wasserversorgung. Das Hofärar beanspruchte das Wasser für Schloß Schönbrunn, der Erzbischof von Wien hingegen, über dessen Grund die Wasserleitung streckenweise führte, benötigte sie für seinen Sommersitz in Ober-St. Veit. Nach kaiserlicher Intervention wurde die Wassernutzung dem Erzbischof zugestanden. Teile von Ober-St. Veit wurden noch bis in die zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts mit Wasser aus der "Prinz-Eugen-Wasserleitung" versorgt.
Bischof Trautson erweiterte den Park und ließ an der Südseite ein Glashaus errichten, dessen Länge in etwa der Schloßbreite entsprach. 1809 verwüsteten die Franzosen den Park, die Bleiwasserleitungen zu den Springbrunnen wurden ausgegraben und eingeschmolzen. Bei der 1817 erfolgten Renovierung konnte aus Geldmangel die ursprüngliche Situation nicht mehr wiederhergestellt werden. Weitere Instandhaltungsarbeiten erfolgten 1823 unter Erzbischof Leopold Graf Firmian, 1835 durch den Wiener Handelsgärtner Rosenthal.
177
Ein interessantes Detail der Schloßanlage sind die unterirdischen Gangverbindungen . Ein im November 1988 bei Aufgrabungsarbeiten angestochener Gang führt von einem an der Nordwestseite des Palais gelegenen Keller in leichtem Rechtszug in ca. fünf bis sechs Meter Tiefe an der Nordseite der Kirche entlang, quert den Pfarrgarten ein bis zwei Meter unter der Erde und reicht in zum Teil gekurvter Form bis zur Firmiangasse. Dort mündet er unter dem gassenseitigen Eingang des St. Vitus-Hauses in einen Art Schüttgang eines ehemaligen Kanalbettes. Ursprünglich endete der Gang in dem offen fließenden Marienbach. Aufgrund der Dimension und des geknickten Verlaufes ist der Gang mit großer Wahrscheinlichkeit als Fluchtweg konzipiert und später als Kanal verwendet worden. Der im unteren Bereich gegen die Firmiangasse ca. 1,2 m hohe und ca. 70 cm breite Gang verliert gegen das Schloß zu an Höhe und Breite. Die Seitenwände bestehen aus Steinen und sind in das 15. Jahrhundert zu datieren. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde auf die alten Seitenwände ein neues Ziegelgewölbe aufgemauert (Abb. 177). Möglicherweise wurde durch diesen Gang auch das Wasser des erzbischöflichen Fischteiches ausgelassen.
Ein anderer ziegelgemauerter Gang führt in ca. zwei Meter Tiefe unter dem Park vor der Kirche zum Wolfrathplatz. Sein Querschnitt gleicht einer auf den Kopf gestellten Birne. Der Gang ist nur gebückt begehbar. Mit großer Wahrscheinlichkeit mündete er in die mittelalterliche Kelleranlage unter dem Wolfrathplatz (-> Hietzinger Hauptstraße 153), die 1899 beim Bau der Dampftramway zum großen Teil zugeschüttet wurde.
Für einen Gang, der laut mündlicher Überlieferung bis in das Wiental führen soll, gibt es keine Belege.
Meierhof St. Veit
Wolfrathplatz 1
Firmiangasse 1 Urkundl. 1522
Landwirtschaftl. Betrieb zw. 1762 und 1779 aufgelassen. Letzte Gebäudereste bis auf das h. St. Vitus-Haus 1961 abgetragen
• Baugeschichte
An der Stelle des h. Pfarrhofes und des Pfarrsaalgebäudes sowie ca. 40 m entlang der oberen Firmiangasse befand sich einst die ausgedehnte Anlage des bischöflichen Meierhofes.
Die älteste urkundliche Erwähnung - "Mayrhof" - fällt in das Jahr 1522. Der Viehstand betrug zehn Kühe, vier Kälber, ein Stier, zwanzig Hühner, zwei Hähne und etliche Schweine.
Bis zur zweiten Türkenbelagerung war der St. Veiter Meierhof eine bedeutende Landwirtschaft, die zur Versorgung des Bischofshofes in Wien beitrug.
Genaue Größe, Anzahl und Funktion der Räume des Meierhofes lassen sich nicht mehr feststellen, da die Angaben, die in einem Teil der noch erhaltenen Inventare vermittelt werden, stark voneinander abweichen. Einheitlich genannt werden "des Mayrs Camer", Küche, Speisekammer, Kuhstall, Schweinestall und Pferdestall. Gelegentlich werden noch eine "Stuben", Dachboden, Hühnerkobel, "Fürhause" und Schafstall genannt. Mehr als drei Wohnräume hatte der Meierhof ursprünglich sicher nicht, dafür umso mehr Stallungen. Der Viehstand entspricht bis 1683 größenordnungsmäßig der Aufzählung im Inventar von 1522.
1683 brannte der Meierhof völlig ab; bis einschließlich 1685 war keinerlei Inventar, insbesondere kein Vieh, vorhanden. 1702 wird wieder ein geringer Tierbestand erwähnt, sodaß die Vermutung naheliegt, daß der Meierhof zugleich mit dem Schloß zumindest notdürftig wiederhergestellt wurde.
1719 hat Kardinal Sigismund Graf Kollonitsch einen Teil der zum Meierhof gehörigen landwirtschaftlichen Gründe verkauft und den Erlös für einen Erweiterungszukauf zum Schloßpark verwendet. 1750 wies der Meierhof wieder einen, jedoch gegenüber früher kleineren, landwirtschaftlichen Betrieb auf. Der Ackerbau ging gegenüber der Graswirtschaft zurück.
178
Maria Theresia ließ zwischen 1762 und 1779 den landwirtschaftlichen Betrieb auf und veranlaßte den Umbau des Meierhofes zu Wohnungen für Pensionisten (Abb. 178). "Damahls kam aber der Viehstand nicht mehr zurück; denn Ihre Majestät kassierte den Mayerhof und ließ ihn zu Wohnungen für Pensionisten umstalten;"
179
Nach ihrer Regierungszeit ist kein landwirtschaftlicher Betrieb mehr belegbar. Die kleinen, für Pensionisten eingerichteten Wohnräume wurden für Alumnen (Seminaristen) verwendet (Abb. 179). In der Folge war der Meierhof in erster Linie ein Verwaltungszentrum - das Landgericht eingeschlossen - für die Grundherrschaft St. Veit.
1829/30 wurde der Trakt entlang der Firmiangasse mit Ausnahme der Gerichtsdienerwohnung und der Arreste abgebrochen und an der Ecke des h. Wolfrathplatzes und der h. Firmiangasse ein freistehendes Kanzleigebäude errichtet, das spätere Kaplanhaus (-> Pfarrhof und Kaplanhaus St. Veit), auch "Kaplanstöckl" genannt. Damals wurde die ehemals geschlossene Gebäudeformation des Meierhofes in drei Einzelgebäude aufgegliedert. Nach der Aufhebung der Grundherrschaft St. Veit am 1. 1. 1850 wurden die drei Gebäude zunächst funktionslos.
Kardinal Joseph Othmar Rauscher (1853-75 Erzbischof von Wien) verfügte, daß die Anlage "gegen das Haus Nr. 2 als Pfarrhof umgetauscht" werde (-> Pfarrhof und Kaplanhaus St. Veit). In den drei Hauptgebäuden wurden dann der Pfarrhof, die Wohnung für den Aushilfspriester und - nach mündlicher Überlieferung - der Gemeindekotter eingerichtet.
1913 gab der Erzbischof, der Klosterneuburger Chorherr Friedrich Gustav Piffl, seine zurückbehaltenen Restnutzungen in den ehemaligen Meierhofgebäuden auf. 1961 wurden mit Ausnahme des Mesnerhauses (-> Mesnerhaus) die letzten noch bestehenden Bauteile des alten Meierhofes abgetragen.
• Baubeschreibung 1831
In einem Verzeichnis aus dem Jahr 1831 wird der als Verwaltungszentrum in Verwendung stehende Gebäudekomplex des ehemaligen Meierhofes beschrieben: "Beym Eingang rechts befindet sich die Kanzley mit einem kleinen Nebenzimmer, dem Vorhause, zwey Zimmer für die Unterbeamten und einer Retirade. Das ganze bildet ein kleines Gebäude für sich. Gegenüber der Kanzley ist die Verwalterswohnung mit einem durch eine Mauer in zwey Hälften getheilten sehr warmen Keller auf beyläufig 80 f mit Vorhaus, Küche, Speis, Kabinett, Kammer und vier Zimmern, dann mit einer Retirade. Dann stoßt die Holz- und Wagenschupfe, dann folgt ein Pferdestall auf fünf und ein Stall auf sechs Pferde, dann die Gerichtsdienerwohnung mit Vorhaus, Küche und zwey Zimmer, dann drey Criminal und ein politischer Arrest, endlich ein kleines Zimmer für die Kutscher und ein Holz- und Kohlebehältniß für die herrschaftliche Küche. Im Hofraum dieses mit Schindeln ein-gedeckten Amtshauses befindet sich ein Pumpbrunnen." Von der nachfolgenden Aufzählung aller Gerätschaften in den einzelnen Räumen ist vor allem das Inventar der Gerichtsdienerwohnung bemerkenswert: "Acht Arrestantenkotzen, sechs Arrestantenhemden, eine Arrestanten-Zwilchhose, sechs Arrest=Kübel, drey lange Arrestanten=Eisen, zwey Sprengeisen, eine Handbretze und siebzehn Vorhangschlösser."
Mesnerhaus
(h. St. Vitus-Haus)
Firmiangasse 1 Urkundl. 1522
180 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Dieser Bau ist der letzte erhalten gebliebene Teil des Meierhofes. Die spätmittelalterlichen Mauern des Erdgeschoßes nördlich der beiden Türen bestehen zum großen Teil aus alten Bruchsteinen. Die beiden mächtigen Stützpfeiler des Baues könnten nach Schaffran auf einen Rest der 1433 errichteten Wehrkirchenanlage verweisen.
181
An den aus dem 15. Jahrhundert stammenden Gebäudeteil der ehemaligen Gerichtsdienerwohnung wurde 1829/30 ein Wagenschuppen und ein weiterer Raum, das spätere Kutscherzimmer, angebaut (Abb. 181). Der hinterste Teil des Meierhoflängstraktes bildete nun zusammen mit dem Anbau ein eigenständiges Gebäude. Ab dieser Adaptierung, die der Anlage das h. Aussehen verlieh, diente das Haus als Amtsgebäude der vom Erzbischof von Wien ausgeübten Grundherrschaft St. Veit. Nach ihrer 1850 erfolgten Aufhebung wurde das Haus zunächst funktionslos. 1850 hatte die Gemeinde St. Veit die Absicht, die Gemeindedienerwohnung und den Arrest zu mieten. Nach mündlicher Überlieferung wurde das Gebäude tatsächlich als Gemeindekotter verwendet. Die alten Arrestzellen erkennt man auf einem im DA erhaltenen Plan des Bauzustandes bis 1829 (Abb. 181) als eigenen Anbau an die Feuermauer zum Nachbarhaus Firmiangasse 3. Der noch heute vorhandene, jedoch abgemauerte schmale Durchlaß von der Firmiangasse entlang der Nachbarmauer, führte direkt in den Arrest, wohin die Gefangenen, ohne durch den Hof gehen zu müssen, gebracht werden konnten. Unklar ist die Lokalisierung der vierten, in der Baubeschreibung von 1831 als "politische" bezeichneten Arrestzelle. Der Gemeindekotter wurde ab der Eingemeindung Ober-St. Veits nach Wien am 1. 1. 1892 nicht mehr benötigt. Eigentümer war nach wie vor der Erzbischof; er stellte einen Teil des Hauses für die Wohnung des Mesners zur Verfügung, während er nur noch ein Zimmer und einen Schuppen für die Unterbringung von Kutscher und Wagen behielt. Die Pferde hatten ihre Stallung an der Gartenwand.
1913 wurde das Kutscherzimmer zu einer Katholischen Volksbibliothek (heute Volks- und Jugendbibliothek) umgestaltet, die dort bis 1963 bestand. In diesem Zusammenhang wurden der Straßeneingang und eine Stiege errichtet. Die Bibliothek befand sich von 1963-68 im neuen Pfarrhof, seither ist sie im Pfarrsaalgebäude untergebracht.
1967 fand aufgrund einer Schenkung die grundbücherliche Übertragung von der Erzdiözese Wien an die Pfarre Ober-St. Veit statt. Bis Jahresende 1968 wohnte hier der Mesner mit seiner Familie, dann wurden die Räume fünf Jahre lang vermietet. Die folgenden zehn Jahre stand das Gebäude leer, was seinen Verfall beschleunigte.
Die Bemühungen um eine Restaurierung und sinnvolle Verwertung des Hauses reichen bis in den Anfang der achziger Jahre. 1983 hat der Pfarrgemeinderat den Beschluß zur Umwandlung des Baues in ein kleines Pastoralzentrum gefaßt, 1984 wurde Architekt Hermann Bauer mit der Planung betraut.
Der schlechte Zustand des Objektes zwang zu einer Generalsanierung. Nach Baubeginn im Oktober 1985 gelang es trotz der durch den angegriffenen Zustand des alten Mauerwerkes notwendigen Teilabbrucharbeiten, noch vor Winterbeginn die massive Deckenkonstruktion und den Dachstuhl zu errichten. Die Restaurierung des nun als St. Vitus-Haus bezeichneten Gebäudes konnte im folgenden Jahr bis auf die Inneneinrichtung abgeschlossen werden.
• Baubeschreibung
182, 183
Das ebenerdige, nicht unterkellerte Haus mit einer verbauten Fläche von 211 m2 weist in der l9 m langen Fassade an der Firmiangasse fünf Fensterachsen und den Hauseingang auf. Die gartenseitige Außenwand mußte im Zuge der 1985/86 durchgeführten Revitalisierungsarbeiten wegen ihres schlechten Erhaltungszustandes fast zur Gänze neu aufgerichtet werden.
"Bei der äußeren Gestaltung des Dachgeschoßausbaues wurde berücksichtigt, daß das alte Erscheinungsbild des Daches gleich blieb und die neu vorgesehenen Gaupen betont schlicht in der Dachfläche verblieben. Auch alle anderen Details wurden von mir bewußt einfach gestaltet und die Materialwahl jener alter Pfarrhöfe angeglichen."
184
Die Ausstattung der alten Mesnerwohnung mit einer Küche und einem Zimmer war von sehr einfacher Art. Heute befindet sich im Erdgeschoß ein kleiner Pfarrsaal, das "Kaminzimmer" (Abb. 184), in dem bis zu 30 Personen Platz finden, zwei Pastoralräume für kleinere Gruppen und die Küche. Ein Ausgang mit Windfang führt in den Garten; ein neu gestalteter Stiegenaufgang stellt die Verbindung zum Obergeschoß her. Dieser neue Dachgeschoßbereich ist durch Gaupen belichtet; in ihm sind drei Mehrzweckpastoralräume untergebracht.
Das nur noch aus Mauerresten bestehende Nebengebäude im Garten - zuletzt ein 61 m2 großer Wirtschaftstrakt mit zwei Lagerräumen und Hühnerstall - wurde im Zuge der Restaurierung durch einen Zubau für eine notwendige Lagerfläche ersetzt. Dadurch ergab sich ein Gartenhof mit der Möglichkeit eines gedeckten Sitzplatzes.
Pfarrhof und Kaplanhaus St. Veit
Pfarrhof
Pfarrhof Kirchenplatz/Vitusgasse/Erzbischofgasse
Pfarrhof Wolfrathplatz 1 Urkundl. 1655
Abgetragen: 1905
Gebäude erstmals als Meierhof 1522 urkundlich belegt, ab 1850 Pfarrhof
Abgetragen: 1961
Neubau: 1962
185 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Seit dem 15. Jahrhundert ist aus den Urkunden belegbar, daß die Pfarrer von St. Veit nicht mehr vom Zehentdrittel, sondern im wesentlichen von der pfarreigenen Landwirtschaft, die nicht mit dem bischöflichen Meiereibetrieb verwechselt werden darf, lebten. Daher waren im Bereich des alten Pfarrhofes auch Wirtschaftsgebäude zu finden. Es wiederholten sich vom 15. bis zum 17. Jahrhundert die Klagen über den vernachlässigten Zustand dieser Pfarrwirtschaft, die offensichtlich nicht leicht zu führen war. 1738 wurde sie gegen einen jährlichen Unterhalt an das Erzbistum übertragen.
186, 187
Der älteste urkundlich belegbare Pfarrhof (Besichtigungsbericht aus dem Jahr 1655) war Teil eines aus mehreren Trakten bestehenden, Ecke Vitusgasse/Erzbischofgasse gelegenen Gebäudekomplexes (Abb. 186, 187), in dem sich auch die Schule (-> Schule (Ober-) St. Veit) befand. Der ursprüngliche Pfarrhof lag direkt am südlichen Rand des Kirchenplatzes.
Dieses alte Pfarrhofgebäude mit Nebentrakten und die alte Schule standen bis 1905, jedoch bereits 1850 wurde der Pfarrhof in das Verwalterwohnhaus des ehemaligen bischöflichen Meierhofes, der unterhalb der Kirche lag, übersiedelt. Dieses Gebäude bestand bis 1961 und wurde ein Jahr später durch einen Neubau ersetzt.
• Baubeschreibung des Pfarrhofes am südlichen Rand des Kirchenplatzes
1765 beschrieb der Pfarrer Franz Josef Mösle den Pfarrhof bereits als aus zwei Teilen bestehend, wobei der rückwärtige Trakt für die Kapläne als "sehr alt" und baufällig geschildert wird. Der vordere Bauteil Richtung Wolfrathplatz war 1714/15 durch Fürsterzbischof Baron Franz von Rummel an jener Stelle, an der früher die Weinpresse stand, errichtet worden. Im Hof lagen die Wirtschaftsgebäude, eine alte Stallung, ein Stadel, die Presse, zwei Keller sowie ein tiefer Ziehbrunnen und ein Garten mit einem gemauerten Lusthaus, das 1782 erneuert wurde. Kardinal Migazzi ließ 1781 das alte rückwärtige Wohngebäude renovieren und 1783 den vorderen Teil des Pfarrhofes erneuern.
Pfarrer Anton Angermayer berichtete 1847 über den Pfarrhof u. a., daß sich im Erdgeschoß des Hauptgebäudes (mit großer Wahrscheinlichkeit der Bau von 1714/15) ein sehr feuchtes Gesindezimmer ohne Ofen, eine Küche mit einem fast unbrauchbaren Sparherd und eine Speisekammer befanden. Im ersten Stock lagen ein größeres Zimmer mit vier Fenstern und ein Kabinett mit einem Fenster. Das zweite - ältere - Wohngebäude hatte im Erdgeschoß einen Pferdestall für vier Pferde, darunter den Milchkeller, im ersten Stock einen größeren und zwei kleinere Räume und die Küche. Die Wirtschaftsgebäude beschrieb Angermayer als Scheune mit Dreschtenne und darunterliegendem Keller, als Stall für zehn Kühe und als Holzschuppen. Er berichtete weiters von zwei innerhalb des Anwesens befindlichen Pumpbrunnen und von einem mauerumschlossenen Garten mit Weinreben, Obstbäumen und Ziersträuchern. Landwirtschaftliche Geräte fehlten, da zu dieser Zeit die Wirtschaft nicht mehr in Betrieb war.
• Baubeschreibung Pfarrhof Wolfrathplatz 1
Dieser Bau lag etwa an der Stelle des h. Pfarrhofes und war mit dem Kanzleigebäude, dem späteren "Kaplanstöckl", durch eine Toreinfahrt verbunden.
188
Das ebenerdige Pfarrhofgebäude mit annähernd quadratischem Grundriß hatte ein Mansarddach, das an der Ostseite tiefer gezogen war; eine ähnliche Dachform ist heute noch am Haus Hietzinger Hauptstraße 153 (-> Hietzinger Hauptstraße 153) zu bemerken. Der Rundbogeneingang (Abb. 188) in der mit vier Fensterachsen versehenen Straßenfassade führte in einen Vorraum, von dem links eine Treppe zu einem Ausgang gegen die Ostseite der Kirche führte. Später wurde ein platzseitig gelegener, gepflasterter und überwölbter Kirchenzugang errichtet. Im Erdgeschoß rechts lagen die drei Haupträume, die Pfarrkanzlei, das Arbeitszimmer des Pfarrers und sein Schlafzimmer, gegen den Garten zu Küche, Speisezimmer und Nebenräume. Die beiden tonnengewölbten Kellerräume hatten nach Art der Weinkeller gestampften Lehmboden.
Nach einer Beschreibung aus dem Jahr 1940 führte eine Freitreppe mit Natursteinstufen in den Garten. Der Dachboden war zu dieser Zeit gepflastert und über eine Holzstiege, die durch eine Falltüre abgeschlossen war, zugänglich. Die verbaute Fläche betrug 345 m2.
Kaplanhaus
1829/30
Abgetragen: 1968
Neubau als Pfarrsaalgebäude: 1968
• Baubeschreibung
Das an den Pfarrhof angrenzende, frei stehende Eckhaus zur Firmiangasse, das 1829/30 errichtete und später so genannte "Kaplanstöckl" mit einer verbauten Fläche von 165 m2 war ebenfalls ebenerdig, jedoch nicht unterkellert. Die Fassade zum Wolfrathplatz besaß drei Fensterachsen und war 8,8 m lang, die Fassade entlang der Firmiangasse 18,8 m. Das Haus hatte ein steiles Walmdach, in dem sich gegen den Platz zu eine Gaupe befand. Der Dachboden war gepflastert und über eine Holzstiege erreichbar. Ehemals war der Bau über eine freiliegende Steintreppe in der Firmiangasse zugänglich, später wurde dieser Eingang vermauert, und es gab nur mehr den Zugang vom Garten her. Im Erdgeschoß lagen zwei Vorräume und vier Wohnräume.
189
Der 1962 errichtete Neubau des Pfarrhofes und das 1968 gebaute Pfarrsaalgebäude wurden gegenüber den alten Bauten des Pfarrhofes und Kaplanhauses um 14 bzw. 3 m hinter die Baulinie zurückversetzt. Dies entsprach einem Wunsch der Bevölkerung, die den nach Abbruch der alten Bauten erweiterten Blick auf die Kirche erhalten wollte. Leider können Detailgestaltungen am Pfarrsaalgebäude, z. B. die Fensterlösung, nicht befriedigen.
Im Pfarrhof sind im Erdgeschoß die Pfarrkanzlei, ein Arbeitszimmer des Pfarrers und Wirtschaftsräume untergebracht, im Obergeschoß Wohnräume und Ministrantenzimmer. Im Keller sind Jungscharräume eingerichtet.
Im Pfarrsaalgebäude befinden sich die Volks- und Jugendbibliothek und der Pfarrsaal.
Schule (Ober-) St. Veit
Erzbischofgasse 2
Vitusgasse 2
Hietzinger Hauptstraße 164
Hietzinger Hauptstraße 166
Erweiterung Hietzinger Hauptstraße 168
Zubau in der Glasauergasse 4-6
Zubau an Hietzinger Hauptstraße 166 Urkundl. 1683, abgetragen 1905
Schule bis um 1750 (?)
Um 1650, Neubau 1773, abgetragen 1905
Schule um 1750 (?) bis 1860
Um 1850, abgetragen 1970
Schule 1860 bis 1873
Otto Thienemann 1872
Schule ab 1873
1904/05
Matthäus Bohdal
1989/90
Norbert Laad
1993/94
Elsa Prochazka
190 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Die älteste Notiz über die Schule in St. Veit stammt aus dem Testament des Pfarrers Peter von Asparn, der des Schulmeisters gedenkt (2. 12. 1458). Ursprünglich wurde die Schule von der Pfarre betreut, die auch den Lehrer bezahlte.
Der älteste Schulraum befand sich in einem auch den alten Pfarrhof mit einschließenden Gebäudekomplex zwischen Kirchenplatz, Vitusgasse und Erzbischofgasse. Seine genaue Lage ist nicht mehr feststellbar.
1585 erhielt die Schule einen Ofen sowie 30 Fensterscheiben im "Saal". 1600 wurde ein neuer Ofen von einem Hackinger Hafner gesetzt.
1683 , vermutlich jedoch schon früher, befand sich die Schule in der h. Erzbischofgasse 2, in jenem Gebäude, das oftmals fälschlicherweise als "alter Pfarrhof" bezeichnet wurde. Es diente bis um 1750 als Schule, nach 1773 als Gesindehaus, um 1890 war eine Arbeitsschule untergebracht, 1905 wurde der Bau abgerissen.
191
Die Schule übersiedelte um die Mitte des 18. Jahrhunderts in einen an den Pfarrhof angrenzenden Trakt Ecke Kirchenplatz/Vitusgasse. In einem Grundrißplan des Erzbischöflichen Palais aus 1762 ist sie bereits an dieser Stelle eingezeichnet (Abb. 128). 1773 mußte sie wegen Baufälligkeit neu errichtet werden; die Kosten bezahlte Maria Theresia. Diese Anlage wurde wegen Platzmangels um 1780 von Baumeister Mittendorfer durch einen zweiachsigen Anbau entlang der Vitusgasse vergrößert (Abb. 191). Im ersten Stock dieses neuen Traktes konnte ein weiteres Klassenzimmer untergebracht werden.
192, 193, 194
Von 1860 bis 1873 war die Schule in der Hietzinger Hauptstraße 164 untergebracht, im späteren Gemeinde- bzw. Feuerwehrhaus, das 1857 erbaut und 1970 abgerissen wurde (Abb. 192). 1872 errichtete Architekt Otto Thienemann in der Hietzinger Hauptstraße 166 ein neues, dreigeschoßiges Schulgebäude (Abb. 193). Es war ursprünglich mit symmetrisch an den Haupttrakt angesetzten Nebentrakten geplant (Abb. 194), von denen allerdings nur der linke zur Ausführung kam. In dem 1873 eröffneten Bau wurden die Knaben im ersten Stock und die Mädchen im zweiten Stock unterrichtet. Knaben und Mädchen hatten getrennte Schulhauseingänge. Die Zahl der Schüler und Schülerinnen in den einzelnen Klassen lag zwischen 60 und 80 (!).
Nach einer 1894 erfolgten ersten Erweiterung an der rechten Seite (sie entsprach dem ursprünglichen Plan) baute 1904/05 Stadtbaumeister Matthäus Bohdal den Trakt Hietzinger Hauptstraße 168 zu. Die relativ einheitliche Fassadengestaltung der gesamten Anlage stammt aus dieser Zeit.
1989/90 wurde in der Glasauergasse 4-6 an der Stelle des ehemaligen Armenhauses ein Turnsaaltrakt nach Plänen von Norbert Laad angefügt.
1994 erfolgte die Fertigstellung eines von Elsa Prochazka geplanten Anbaues für sechs Klassen an den Trakt Hietzinger Hauptstraße 166 (Abb. 190). Der Neubau bezieht sich in mehrfacher Hinsicht auf den Altbestand, z. B. durch das Vorsetzen des Baukörpers, durch die Geschoßhöhen, durch die Fortsetzung der Bänderung im Maßstab der Fassadenplatten oder durch die Farbe der Fensterrahmungen. Dennoch erscheint der Bau vor allem wegen seines hermetisch flächigen Abschlusses an der Hietzinger Hauptstraße gegen die Sommerergasse, wegen seiner dominanten Farbgebung und auffallenden Materialwahl der Fassadenverkleidung (emaillierte ESG-Glasscheiben) als Solitär und mit wenig Rücksicht auf die zum Teil noch erhaltene, gewachsene Struktur der gebauten Umgebung entworfen.
• Baubeschreibung Erzbischofgasse 2 (1905 abgetragen)
195
Das ebenerdige, mit einem Satteldach und schmalen Dachfenstern versehene Gebäude wies gegen die Erzbischofgasse vier Fensterachsen auf. Die Giebelseite an der Vitusgasse hatte ein Fenster und darüber das sog. "Ackertürl" auf den Heuboden. An dieser Seite befand sich, vom Bau etwa vier bis fünf Meter entfernt, eine Mauer mit einem von zwei Pfeilern begrenzten Eingang in den mit Bäumen bepflanzten Hof. Das betagte Gemäuer wurde von Vinzenz Jerabek, wie er es als Kind erlebt hatte, beschrieben: "Wuchtige Pfeiler trugen schwere Gewölbe, eine dicke Türe aus Eichenbohlen drehte sich in starken Eisenangeln, und durch einen finsteren Gang kam man in einen lieblichen Hof. Es gab da hohe Nußbäume und blühende Fliederbüsche".
• Baubeschreibung Hietzinger Hauptstraße 166, 168
Die Fassade des dreigeschoßigen Baues mit sparsamen historistischen Stilelementen entspricht der Gestaltung der meisten öffentlichen Schulbauten um die Jahrhundertwende in Wien (Abb. 190). Der sechsachsige Mittelteil ist etwas abgesetzt, der ebenfalls sechsachsige, 1904/05 angebaute Trakt Ecke Hietzinger Hauptstraße/Glasauergasse tritt in der Art eines Eckrisalites noch stärker hervor. Zweites und drittes Geschoß werden durch Pilaster, welche die Fenster flankieren, verbunden. Zwischen diesen Geschoßen liegen in den Fensterachsen reliefierte Zonen mit Stab-, Kreis- und Blattformen. Über dem Mittelteil und über den unmittelbar benachbarten Trakten befindet sich als Fassadenabschluß eine Balustrade.
Unter dem deutlich vorspringenden Dachgesims des Ecktraktes verläuft ein Eierstab, die Konsolen sind mit Triglyphen verziert.
196
Wo sich die Schule in der Vitusgasse 2 befunden hatte bzw. auf dem Areal des ältesten nachweisbaren Schulgebäudes in der Erzbischofgasse 2, errichtete man nach Plänen von dem Architekten und Stadtbaumeister Johann Wolf 1905/06 das "Elisabethinum" (Abb. 196), eine schon 1865 gegründete und ab 1867 von Ordensschwestern geführte Kinderbewahranstalt des "Vereines zum Besten armer Kinder". Der seither stets geistlich geführte Kindergarten befand sich ursprünglich in der Einsiedeleigasse 3, übersiedelte 1867 in die Schweizertalstraße 18 und von hier bald darauf in das alte Schulgebäude Ecke Vitusgasse/Erzbischofgasse, an das 1880 ein Saal angebaut wurde. 1906 konnte der von den Schulschwestern vom III. Orden des hl. Franziscus Seraphicus übernommene und heute noch bestehende Bau der Bestimmung übergeben werden.
197, 198
Ein weiteres, infolge der fortgeschrittenen Verbauung notwendig gewordenes und 1913 errichtetes Schulgebäude befindet sich in der Amalienstraße 31-33 (Abb. 197). Es stellt eine für die damalige Zeit ungewöhnliche und fortschrittliche Planung dar. Ursprünglich als Volksschule mit 23 Klassen von Max Fiebiger und Friedrich Jäckl entworfen, "ist es typologisch noch am Schloß orientiert - der detailreich umfriedete Pausenhof (Spielplatz) erinnert an einen Ehrenhof - [es] wird jedoch der Baukörper mit der hervortretenden Pfeilerstruktur der großen Fenster durch liebliche Details einer Heimatschutzarchitektur in den Maßstab des Bezirkes eingebunden." Den Pausenhof schließen gegen den Hietzinger Kai zwei Turnsäle ab (Abb. 198). Im Keller war eine Küche, eine Ausspeisung für arme Schulkinder und ein Schwimmbad untergebracht, im Dachgeschoß befand sich eine Lehrwerkstätte. Heute ist die ehemalige Volksschule das Zentralberufsschulgebäude für Einzelhandel.
Hietzinger Hauptstraße 153
ehem. Weinhauerhaus, Fleischerei Älteste Bausubstanz
Anfang des 15. Jahrhunderts
199 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Aufgrund der 1989 durch Initiative des Besitzers durchgeführten Freilegung von drei Gewölben konnte durch das Bundesdenkmalamt die Datierung der Kelleranlage in das ausgehende Mittelalter erfolgen. Es wird nach dieser Untersuchung vermutet, daß sich unter dem ersten Kellergeschoß noch ein zweites Tiefgeschoß befindet.
Ähnliche Anlagen im oberen Bereich der Hietzinger Hauptstraße und des Wolfrathplatzes sind belegbar und deuten auf einen in vielen Generationen von Hausbewohnern erfolgten Ausbau der Kellergeschoße zum Zweck der Wein-, Lebensmittel- und Eislagerung. Da zur Zeit der Erbauung und Erweiterung der Anlagen die Kellereien unter der Erdoberfläche nicht den Grundgrenzen entsprechen mußten, war es möglich, unterirdisch zu erweitern. Dies geschah auch bei mindestens acht bis zehn Gewölben, die sich zum Teil bis unter die Straßen erstrecken. Die Einwölbung des Marienbaches teilt die Kelleranlagen, östlich und westlich des Bachlaufes; beide liegen südlich der Hietzinger Hauptstraße bzw. unter ihr. Durch den 1887 eröffneten Dampftramwaybetrieb nach Ober-St. Veit bestand teilweise Einsturzgefahr. Es wurden daher einige Gewölbe zugeschüttet, ohne daß man sie gänzlich zerstörte.
Die einzelnen Anlagen waren zum Teil untereinander verbunden und könnten auf diese Weise auch als Fluchtwege gedient haben. Ihr frühester Bauzustand fällt mit der Grundherrschaft von Dompropst Wilhelm Tuers, dem Erbauer der spätmittelalterlichen Kirche von St. Veit, zusammen.
Das Haus Hietzinger Hauptstraße 153 fand 1641 die bis heute früheste belegbare Erwähnung. 1643 waren Hedwig und Hans Schrosser die Besitzer. Nach den Untersuchungen der Kellergewölbe ist der erste Bau an dieser Stelle jedoch wesentlich früher anzusetzen; er dürfte zum ältesten Ortskern gehört haben. Während der Zweiten Türkenbelagerung wurde das Haus stark beschädigt; bis 1696 war es unbewohnt. Bereits 1714 wird ein Fleischhauer als Besitzer erwähnt. Dieses Gewerbe wurde hier bis in die Gegenwart ausgeübt. Das bezeugen die beiden ehemals ebenerdig und im ersten Stock gelegenen Rauchküchen und die am Dachboden in einem alten Kamin befindliche Selcheinrichtung.
200
1992 kam es zu einem Umbau im Erdgeschoß, der den Bereich links neben der Einfahrt betraf, in dem eine Sektbar eingerichtet wurde. Ein neues Portal im Stil des ausgehenden 19. Jahrhunderts dient als Blickfang und erinnert an die Gestaltung der ehemaligen Geschäftsfassade (Abb. 200) des Hauses.
• Baubeschreibung
Das äußere Erscheinungsbild des zweigeschoßigen Bauwerkes wird vor allem durch das hohe Mansarddach geprägt. Der obere, flacher geneigte Dachteil bildet an seinem unteren Rand gegen die steilere Dachfläche ein Gesims, das dem eigentlichen Dachabschluß zur Fassade entspricht. Die Außenwand ist glatt und ungegliedert; in ihr sitzen die in weitem Abstand voneinander gesetzten Obergeschoßfenster. Sie schließen bündig mit der Wand ab und unterstreichen damit den blockhaften Charakter des Baues. Ihre abgerundeten oberen Ecken wie auch das Dach stammen mit großer Wahrscheinlichkeit aus maria-theresianischer Zeit. Der Zusammenhang mit dem kurze Zeit im Besitz der Regentin stehenden St. Veiter Schloß liegt nahe. Das Haus Hietzinger Hauptstraße 153 könnte damals für Gesindeunterkünfte ausgebaut worden sein.
201
Durch ein breites, rechteckiges Haustor aus dem frühen 19. Jahrhundert gelangt man in die von einer Tonne überwölbte Einfahrt. Seitlich schneiden Stichkappen ein. Die Räume im Erdgeschoß sind beiderseits der Einfahrt ebenfalls mit massiven Längstonnen überwölbt. Der am weitesten im Westen gelegene Raum weist eine Holzdecke auf. Heute befinden sich im Erdgeschoß Geschäftsräume und im linken Trakt ein Lokal, durch dessen Einbau in der Einfahrt die eben beschriebene Deckensituation geändert wurde.
Die Einfahrt öffnet sich zu einer Art Vorhaus; von ihm aus führt an der rechten Seite eine gekrümmte Treppe steil in das Obergeschoß. In ihm befindet sich hofseitig ein zentraler Vorraum, von dem aus die straßenseitig gelegene Zimmerflucht begehbar ist.
An der hofseitigen Fassade fällt ein in trichterförmiger Laibung schräg zurückgesetztes kleines Fenster auf. Auch dieses Detail weist auf ein höheres Baualter hin.
Zwei kurze, ebenerdige Flügeltrakte umschließen den Hof. Der linke, ältere hat ein Pultdach und war Stall- und Wirtschaftsgebäude. Eine andere Stallung befand sich in einem heute nicht mehr erhaltenen Quertrakt. Im rechten Seitenflügel war einstmals eine Schmiede untergebracht; seit 1936 wurde ein Teil dieses Traktes für Wohnzwecke verwendet. 1956 wurde jener Teil abgetragen, in dem sich ein Schuppen und ein Stall befunden hatten.
202, 203
In der Kelleranlage des Hauptgebäudes sind einige Details bemerkenswert: Im dritten Keller befindet sich an der linken Wand eine mächtige Vorwölbung, die auf Alter und Bausubstanz untersucht werden müßte. Im vierten Keller (Abb. 202) wurde im Mai 1990 ein ca. drei Meter tiefer, nach unten sich verbreiternder Brunnenschacht mit quadratischem Querschnitt von 25 cm x 25 cm entdeckt. Im letzten bis jetzt bekannten Kellerabschnitt befindet sich eine Zisterne (Abb. 203).
Hietzinger Hauptstraße 145, Hietzinger Hauptstraße 147/Einsiedeleigasse 1, Einsiedeleigasse 3
Hietzinger Hauptstraße 145
ehem. Miethaus
Hietzinger Hauptstraße 147/Einsiedeleigasse 1
ehem. Weinhauerhaus, Bäckerei
Einsiedeleigasse 3
ehem. Weinhauerhaus, Bäckerei 1770
Urkundl. 1623
Ältester Bebauungsnachweis 1596
Revitalisierung des gesamten Komplexes
Lucas Matthias Lang
1985/86
204, 205
Die drei Objekte werden gemeinsam dokumentiert, da sie bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts kurzfristig in einer Hand vereinigt waren und ihre geschichtliche Entwicklung in engem Zusammenhang steht. 1985/86 wurden sie als Ensemble durch Lucas Matthias Lang revitalisiert.
Hietzinger Hauptstraße 145
1770
• Baugeschichte
Die Liegenschaft gehörte bis 1770 zu den unbebauten Teilen der St. Veiter Gemeindeäcker. Der durch die Anlage der neuen "Kaiserstraße", der h. Hietzinger Hauptstraße, gebildete isolierte Parzellenrest wurde von der Grundherrschaft dem Anrainer Einsiedeleigasse 1, dem Bäckermeister Jakob Hofstätter, geschenkt. Die Auflage bestand darin, auf dem Grund ein Haus mit Wohnungen für drei Parteien zu bauen. Das erste Miethaus in St. Veit entstammt somit der sozialen Einstellung der damaligen kirchlichen Grundherrschaft. Sie verzichtete auch während der ersten sechs Jahre auf jegliche Haussteuern, um die Finanzierung des Baues zu erleichtern, obwohl Jakob Hofstätter ein begüterter Grund- und Hausbesitzer war. Neben anderen Liegenschaften besaß er 1777 außer dem schon um 1710 durch seine Vorfahren erworbenen Haus Hietzinger Hauptstraße 147/Einsiedeleigasse 1, dem 1770 neu gebauten in der Hietzinger Hauptstraße 145 auch das an die Nr. 147 in der Einsiedeleigasse anschließende Haus Nr. 3. Somit waren die heute zusammengehörenden Häuser bereits damals in einer Hand vereint gewesen. Allerdings verkauften die Erben 1809 das Zinshaus Hietzinger Hauptstraße 145, nachdem sie vorher die beiden anderen Häuser veräußert hatten. Ab dieser Zeit kam es zu häufigem Besitzerwechsel, wobei Verkäufe oft durch Renditenspekulation motiviert waren. Das Haus wurde bis 1892 elfmal verkauft und einmal zwangsversteigert.
1901 wurden die Häuser Hietzinger Hauptstraße 145 und Hietzinger Hauptstraße 147/Einsiedeleigasse 1 zu der "Familienstiftung Schneider" vereinigt. Seitdem hatten die beiden Häuser dieselben Eigentümer. Die protestantische Wiener Kaufmannfamilie Schneider vertraute die Verwaltung der Stiftung dem Evangelischen Diakonissenwerk an. Dieser ordensähnliche Krankenpflegeverein richtete ein Erholungsheim für Diakonissenschwestern ein.
1912 hat in beiden Häusern der Spengler- und Installateurmeister Adolf Patteisky eine Werkstätte, in den Erdgeschoßräumen kleine Geschäfte und Gewerbebetriebe und im ersten Stock Mietwohnungen eingerichtet.
Der Bauzustand beider Häuser muß schon in den zwanziger Jahren äußerst renovierungsbedürftig gewesen sein; dies zeigt auch das oftmalige Einschreiten der Baupolizei.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zu Umbauten der Geschäftslokale, die den Anforderungen neuer Mieter angepaßt wurden.
1977 verhinderte der Widerstand der Anrainer den Abbruch des für das gesamte Ensemble des Kernes von Ober-St. Veit wesentlichen Hauses Hietzinger Hauptstraße 145. Um 1980 setzten Sanierungsbemühungen ein; man wurde auf den Wohnkomplex aus der Barockzeit aufmerksam. Der Initiative Ing. Richard Lugners ist es zu danken, daß nach diversen Schwierigkeiten 1985/86 eine Revitalisierung aller drei Häuser erfolgen konnte.
• Baubeschreibung
Das zweigeschoßige, mit 13 Fensterachsen versehene Haus Hietzinger Hauptstraße 145 erhielt sein vor der Renovierung bestehendes Aussehen frühestens um 1850. Mit großer Wahrscheinlichkeit war schon das ursprüngliche Haus mit einem Walmdach gedeckt. Die drei ersten und letzten Achsen sind leicht vorspringend ausgebildet. Die Obergeschoßfenster sitzen auf einem durchlaufenden Gesims, das mit dem ausgeprägten, die Geschoße trennenden Kordongesims zur Horizontalgliederung der Fassade beiträgt. Die Balkone in der zweiten und zwölften Achse des Obergeschoßes stammen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Sie verleihen dem Bau ein Attribut aus der Biedermeierarchitektur. Ein kräftiges Dachgesims bildet den Wandabschluß.
Dem ursprünglichen Straßentrakt wurde mit großer Wahrscheinlichkeit um die Mitte des 19. Jahrhunderts ein parallel zu ihm geführter und sich über die gesamte Länge des Hauses erstreckender Anbau mit linkem Seitenflügel hinzugefügt. Bereits 1819 lag im Hof, etwa im ersten Drittel der Distanz bis zur h. Trazerberggasse, ein Quertrakt für Wirtschaftszwecke.
Im Zuge der 1985/86 von Lucas Matthias Lang durchgeführten Renovierungsarbeiten kam es durch die Nutzung des Dachgeschoßes zum Bau eines Satteldaches mit acht filigran wirkenden Gaupen. Hiebei wurde der Dachwinkel verändert. Diese Details stehen im Widerspruch zur sonst geglückten Fassadenerneuerung. Die Revitalisierung erhielt 1987 den 3. Stadterneuerungspreis der Wiener Innung.
Heute sind im Erdgeschoß drei Geschäfte und Büros, im ersten Stock nur Büros eingerichtet. Im zweiten Obergeschoß liegen ebenfalls Büros sowie eine Wohnung und zwei Garconnièren.
Hietzinger Hauptstraße 147/Einsiedeleigasse 1
Erste urkundliche Erwähnung 1623
• Baugeschichte
1623 gehörte das Haus dem zahlungsunfähig gewordenen Hütteldorfer Fleischhauer Veith Schmidt. Es wurde von der Grundherrschaft eingezogen und im selben Jahr dem Bäcker Sebastian Mägerl und seiner Frau Chatarina übereignet.
Das Haus wurde, wie alle Häuser von St. Veit, während der Zweiten Türkenbelagerung zerstört. Der Grundzug der heute gegebenen Hausform stammt aus der Zeit des Wiederaufbaues, ist also barock. Bei Revitalisierungsarbeiten fand man auf dem Dachboden eine Türkenkugel und eine Steinplatte mit arabischen Schriftzeichen.
In dem Haus waren über Generationen Bäcker angesiedelt. Der bei der Renovierung freigelegte gemauerte Backofen ist leider nicht mehr erhalten. Nach der Familie Mägerl besaß das Haus von 1641 bis etwa 1710 die angesehene Bäcker- und Bürgermeisterfamilie Lindemayer. 1683 wurde Jakob Lindemayer von den Türken verschleppt und getötet. Ab etwa 1710 kam das Haus in den Besitz der Bäckerfamilie Hofstätter. Zur Erweiterung seines Hausareals, das später auch das benachbarte Haus Einsiedeleigasse 3 betraf, kaufte Jakob Hofstätter ein Stück Nachbargrund vom Haus Trazerberggasse 3 hinzu. 1802 haben seine Erben das Haus Hietzinger Hauptstraße 147/Einsiedeleigasse 1 verkauft.
In der Folge wechselten oftmals die Besitzer; Renovierungen wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts und auch danach kaum vorgenommen.
1899 wurde ein Teil einer alten, mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Mittelalter stammenden Kelleranlage (-> Hietzinger Hauptstraße 153) zugeschüttet, da sie infolge des Dampftramwaybetriebes akut einsturzgefährdet war.
Die Geschichte des Hauses im 20. Jahrhundert gleicht jener des Hauses Hietzinger Hauptstraße 145.
• Baubeschreibung
206
An der Hietzinger Hauptstraße befand sich vor der Renovierung ein niederer, über acht Achsen reichender, zweigeschoßiger Trakt, der an den höheren und ebenfalls zweigeschoßigen Eckteil zur Einsiedeleigasse anschloß. Der niedere Bauteil war durch mächtige, hoch aufragende Schornsteine charakterisiert (Abb. 206). Der Teil in der Einsiedeleigasse ist nach der vierten Fensterachse leicht geknickt. Der höhere Trakt wird von einem Walmdach mit alten Tonschindeln abgeschlossen. Die Fassaden waren ursprünglich glatt, die Fenster plan gesetzt.
Im Hof bestand bereits um 1820 ein kurzer Quertrakt, an den Teil in der Einsiedeleigasse angebaut, der in geringem Abstand zum Wirtschaftstrakt des Hauses Hietzinger Hauptstraße 145 lag und mit diesem sowie den Trakten an der Hietzinger Hauptstraße einen langgestreckten Hof bildete. In ihm lagen Pawlatschengänge aus Holz, welche die Zugänge zu den ehemals im ersten Stock gelegenen Kleinwohnungen ermöglichten.
207, 208
Durch die 1985/86 erfolgte Renovierung kam es zur Höhenangleichung des Bauteiles in der Hietzinger Hauptstraße und jenes Ecke Hietzinger Hauptstraße/Einsiedeleigasse. Die Geschoße wurden durchgezogen, das Dach erfuhr einen mit verglasten Gaupen versehenen Ausbau. Der Balkon in der vorletzten Fensterachse wurde belassen. Eine Passage verbindet die Hietzinger Hauptstraße mit der Trazerberggasse und ermöglicht den Zugang zu neu geschaffenen Geschäftslokalen. Im Erdgeschoß sind heute ein bis zur Trazerberggasse reichender Einkaufsmarkt sowie Geschäfte untergebracht, im ersten Obergeschoß liegen Büros, eine Arztpraxis und zwei Kleinwohnungen, im zweiten sind zwei Wohnungen eingerichtet. Der Innenhof zeigt Anklänge an die vormals existierenden Pawlatschengänge, ist jedoch durch den Einbau des Einkaufsmarktes nur mehr zu erahnen; der alte Quertrakt wurde abgetragen (Abb. 207, 208). Ein neu geschaffenes Bürogebäude, in welchem im zweiten Obergeschoß auch Wohnungen untergebracht sind, bildet den Abschluß des Gebäudekomplexes gegen Süden.
Einsiedeleigasse 3
Ältester Bebauungsnachweis 1596
• Baugeschichte
1596 wird das Haus als Eigentum des Bürgermeisters Hans Arbasser ausgewiesen. Das bis vor der 1985/86 erfolgten Renovierung nur zweigeschoßige Gebäude wurde nach der Zweiten Türkenbelagerung mit großer Wahrscheinlichkeit auf alter Bausubstanz wiedererrichtet. 1777 kam es in das Eigentum der Bäckerfamilie Hofstätter, die seit 1710 das benachbarte Eckhaus Hietzinger Hauptstraße 147/ Einsiedeleigasse 1 besaß.
Bereits um 1820 war der Grundriß des Hauses U-förmig, wobei der längere Seitenflügel an der h. Trazerberggasse lag.
1899 kam das Haus in den Besitz der preußischen Firma Ramesohl & Schmidt, die u. a. Molkereimaschinen erzeugte. In den Seitentrakten wurden Werkstätten, im Erdgeschoß und im ersten Stock des Hauptgebäudes Wohnräume für die Beschäftigten eingerichtet. 1901 ist die Firma als "Centrifugenwerke Westfalia Paul Erdmann & Cie." belegt. In diesem Jahr wurden die Dachböden der Werksgebäude als Unterkünfte für die Beschäftigten ausgebaut.
Infolge von wirtschaftlichen Schwierigkeiten wurde das Haus 1906 an den Zeugschmied und Maschinenschlosser Franz Menzel verkauft. Er richtete in einem Teil des Gebäudes eine zunächst erfolgreiche Werkzeugfabrik ein. Die Schmiede befand sich im Hof. Der Betrieb ging unter den Erben zugrunde; 1928 wurden zwei Drittel des Hauses versteigert. In den späten zwanziger Jahren wurde ein Großteil der Räumlichkeiten vermietet. Die Bausubstanz litt zunehmend, weil dringend notwendige Renovierungen nicht durchgeführt wurden.
• Baubeschreibung
Der Haupttrakt an der Einsiedeleigasse mit acht Fensterachsen besaß eine in der vierten Achse gesetzte Einfahrt in den Hof. An ihr lag hofseitig die gekrümmte Treppe in den ersten Stock. Die schlichte, glatte Fassade war durch ein Kordongesims zwischen den Geschoßen und ein stärker ausgebildetes Dachgesims horizontal gegliedert.
Bei der 1985/86 durchgeführten Renovierung wurde das Haus aufgestockt. Das nunmehr dreigeschoßige Gebäude zeigt in der Fassadengliederung das Bemühen um die alte Figuration - dies wird auch durch das nur mehr aus optischen Gründen beibehaltene, renovierte Einfahrtstor erkennbar. Das Erdgeschoß ist gebändert ausgebildet; hier sitzen die Fenster in vertieften, glatten Feldern, im ersten Stock werden sie von profilierten Mauerleisten umrahmt.
Gegenwärtig sind im Erdgeschoß Geschäfte, im ersten Stock Räume für eine Pension, im zweiten Büros untergebracht.
Unter den ehemaligen Höfen und Nebentrakten der drei Gebäude Hietzinger Hauptstraße 145, Hietzinger Hauptstraße 147/Einsiedeleigasse 1 und Einsiedeleigasse 3 und an der Stelle ausgedehnter Kelleranlagen, die z. T. bis in das 16. Jahrhundert zurückreichten, befindet sich heute eine Tiefgarage.
"Puraner" (Schweizertalstraße 4)
Schweizertalstraße 4 spätestens um 1750
1994 bis auf die Fassade abgetragen
209 vor Baugeschichte
• Baugeschichte, Baubeschreibung
Generationen hindurch besaß die weitverzweigte Ober-St. Veiter Familie Puraner das Haus. Der Haupttrakt an der Straße ist im Brequin-Plan 1754/55 eingezeichnet, ist aber mit großer Wahrscheinlichkeit älter.
210
Das ursprüngliche Weinhauerhaus besaß bis zum Abbruch 1994 unter der Verlängerung des schmalen Längstraktes einen ausgedehnten, gewölbten Weinkeller (Abb. 210). Zu dem Haus gehörten ehemals auch Weingärten.
Der eingeschoßige L-förmige Bau mit Straßen-, rechtsseitigem Hoftrakt und anschließendem Weinkeller wurde entlang der rechten Grundgrenze mehrfach erweitert: 1905 baute man in einem Abstand von ca. 15 m an den ein Jahr vorher errichteten Wohntrakt ein Preßhaus mit Wagenremise sowie einen Schweinestall an. Vom Haupttrakt abgesetzt, befanden sich an der linken Grundgrenze Kleintierställe.
211
Um 1905 dürfte die Einrichtung eines Gastbetriebes erfolgt sein (Abb. 211). Weinausschank hat schon früher stattgefunden. Jedenfalls ist in Adaptierungsplänen aus 1904 die Umwandlung von Wohn- in Gasträume wie auch der Einbau einer größeren Küche ersichtlich (Abb. 210). Ebenfalls um diese Zeit erfolgte im Garten die Errichtung einer Kegelbahn.
1909 wurde ein Teil des Hofes durch eine auch von Oberlichten erhellte Glasveranda für den sommerlichen Gastbetrieb verbaut. Sie war gleichsam das Bindeglied von den geschlossenen Gasträumen zum ausgedehnten, leicht ansteigenden Gastgarten mit Sommerschank.
Der bis 1955 als Gasthaus geführte Betrieb hatte neben der Gaststube, in der links vom Straßeneingang die Schank lag, ein durch eine Holz-Glaswand abgetrenntes Extrazimmer. Die Holzböden der Gasträume waren mit Stauböl eingelassen.
In dem beliebten Lokal wurde jeden Sonntag Schrammelmusik gespielt. Es beherbergte verschiedene Vereine, wie die Feuerwehr, den Ober-St. Veiter Männergesangsverein, den Schützenbund, die Tell- und Bauernschützen sowie den Deutschmeister-Verein.
212
Der Bau wurde 1994 mit Ausnahme der Straßenfassade abgetragen und an seiner Stelle 1994-96 eine Wohnhausanlage errichtet.
Schweizertalstraße 18
(ehem. Weinhauerhaus) Ursprünglicher Bau
1. Hälfte des 17. Jhdts.
H. Bau
1693-96
213 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Das ursprünglich bäuerliche Anwesen eines Weinhauers muß vor 1637 errichtet worden sein. Für dieses Jahr sind nämlich als Besitzer Barbara und Georg Rappensdorfer bekannt. Das Haus wurde 1683 von den Türken zerstört und 1693 von G. Dickh als "Prandtstatt" erworben. Bis 1696 wurde es wieder aufgebaut.
214
In seinen Anfängen war dieser Bau, der in Teilen heute noch besteht, hufeisenförmig angelegt. Im rechten Seitentrakt befanden sich Küche, Waschküche, ein Schuppen und der Stall für Kleinvieh. Im linken Seitentrakt (h. Veitlissengasse) lagen Wohnräume, die später der Gärtner bzw. der Hausbesorger benützte (Abb. 214). Ein Teil davon wird in einem Plan von 1921 als "Magazin" bezeichnet und dient heute als Abstellraum. Der rechte Seitentrakt besteht nicht mehr. Der Haupttrakt ist teilweise in gewölbter Eindeckung unterkellert. Das Parterre ist gegenüber dem Straßenniveau etwas angehoben.
215
Von der alten Substanz zeugt hofseitig eine Mauernische, in der sich ein Brunnen befand. Ebenfalls an der Hofseite (Abb. 215) bestehen noch eine Holzstiege zu dem ehemals auch als Heuboden verwendeten Dachgeschoß und der Abgang in den Keller. Die Beheizung erfolgte früher zum Teil durch Kachelöfen.
216
Die Einteilung der Wohnräume wurde Anfang der zwanziger Jahre verändert (Abb. 216). Im Ansatz des ehemals rechts gelegenen Seitentraktes wurde 1921 ein Badezimmer eingebaut. Ebenfalls in diesem Jahr wurden die Holzschindeln des Daches durch Ziegel ersetzt. Zwischen 1930 und 1935 entstand der gartenseitig gelegene Anbau einer Veranda.
Trotz der zahlreichen Veränderungen, die im Laufe der Zeit vor allem im Inneren des Baues vorgenommen wurden, hat dieses Haus eine bemerkenswerte Ausstrahlung bewahrt, die seine lange Lebensgeschichte erahnen läßt.
• Baubeschreibung
Die ebenerdige, in Gelb gehaltene streng symmetrische Straßenfassade weist links und rechts vom Eingang vier Fensterachsen auf, wobei rechts vier, links nur drei Fenster gesetzt sind. Zwischen ihnen befinden sich schwach hervortretende Pilaster; die seitlich der Eingangstüre liegenden sind schmäler als die übrigen.
Die Horizontale wird in dem breit gelagerten Gebäude durch eine grau gehaltene Sockelzone und durch ein Gesimse, welches auch den Mittelrisalit durchläuft, betont. Dieser umfaßt die Eingangstüre und rechts und links von ihr je ein Fenster und wird durch einen breiten Giebel bekrönt. Die durch zarte Mauerumrahmungen eingefaßte Eingangstüre aus Holz weist in den einzelnen Feldern Kreissektormotive auf.
Hackinger Schloß
Schloßberggasse 8 Veste: Mitte des 13. Jhdts
Schloß: 2. Hälfte 18. Jh.
Letzter wesentlicher Bauzustand aus 1826-33
Abgetragen: 1956/57
217 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Bei einem brückenlosen Wienflußübergang, am Hang des Hacken- (Hagen-) berges befand sich in strategisch wichtiger und beherrschender Lage seit der Mitte des 13. Jahrhunderts die Veste Hacking.
Die Burganlage besaß Wall und Graben. Im 14. Jahrhundert wurde der bis zum Burgwall reichende Wald gerodet. Die Wasserversorgung erfolgte durch Quellen im h. Lainzer Tiergarten und in der Gegend der h. Hagenberggasse. Neben dem Hauptgebäude lagen Wirtschafts-, Vorrats- und Wohngebäude. Die Untertanenhäuser befanden sich im Talgrund.
Unter der Regierungszeit von Herzog Albrecht V. (1404-39) wurden der verwahrloste Wall und Graben gründlich instandgesetzt.
Während der Türkenbelagerung 1529 wurden Burg und Häuser schwer in Mitleidenschaft gezogen; die Veste war noch 1535, als sie der Kaiserliche Rat und Sekretär Wilhelm Putscher als Lehen erhielt, eine Brandruine ohne Dach und konnte in den folgenden Jahren nur notdürftig repariert werden.
Auf dem Vischer-Stich aus dem Jahr 1672 (Abb. 98) ist die Burg ein stattlicher Bau, zu dessen Anlage auch eine Kapelle gehörte. Unterhalb der Burg steht der Wirtschaftshof mit der Auffahrt. Im Tal liegen die Häuser des Dorfes.
Bereits 1667 wird berichtet, daß "(...) die Capelle in der Vestung und Schloss Häckhing ein alte Capelle seye in deme soliches nit allein die alten fensterstein ihr gemauerter altar stein (...) sondern auch die Capellen Thür (...) Und also diß alls alte Kennzeichen an Tag geben thuen, daß solches, wie gemelt, für Uralte Capellen sey item bin ich zurverlässig berichtet worden, daß solches Güettl hievor die Erzherzoge Von Österreich gehabt, Und alda den Gottesdienst gehalten haben (...)." Diese Burgkapelle war auch für die Dorfbewohner zugänglich.
1683 wurde die gesamte Anlage erneut durch die Türken zerstört. Besitzer war damals Christof Freiherr von Abele von und zu Lilienberg, Hofkammerdirektor und Geheimer Rat. Nach seinem Tod 1685 verkaufte die Witwe 1687 an Franz Albert Freiherrn von Kletzl.
1722 ist das Schloß zur Hälfte neu ausgebaut und von einem gemauerten Graben umgeben. Eine Mauer umschloß den fünf Tagewerk (etwa 17000 m2) großen Garten.
Zum Schloß gehörte damals auch ein Preßhaus mit darunterliegendem Keller. 1774 umfaßte der Besitz neben Garten und Preßhaus auch Waldungen, den Meierhof, ein Dienstbotenhaus und die jenseits der Wien gelegene Mühle mit "Lederey" und Gasthaus.
In einer Bestandsaufnahme aus dem Jahr 1824 wird der Zustand des Schlosses kurz vor dem letzten wesentlichen Umbau beschrieben: Es gab noch die aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammende Gliederung in Haupttrakt und Seitenflügel. Ebenerdig waren drei Vorhäuser mit einer Haupt- und zwei Schneckenhausstiegen, ein Salon, drei Zimmer und drei Kabinette mit gewölbten Decken, drei Zimmer mit Stuckdecken sowie eine große Küche eingerichtet. Im ersten Stock lagen ein Zimmer und zwei Kabinette mit gewölbten Decken, fünf Zimmer und fünf Kabinette mit Stuckdecken.
Im Souterrain waren ein großer, vier kleinere Keller und eine Eisgrube untergebracht. Noch um 1750 wurde die Anlage als geringer dimensioniert beschrieben.
An Nebengebäuden werden ein Wirtschaftstrakt (drei Küchen, sieben Zimmer, zwei Kammern, ein Badezimmer) mit großem Hof und Brunnen, ein Stall für 16 Kühe, ein gewölbtes Magazin, ein gewölbter Stall für 11 Pferde, zwei Futterkammern, ein weiterer Stall für vier Pferde und eine Remise für sieben Wagen genannt.
Der im englischen Stil gehaltene ca. 22000 m2 große terrassenförmig angelegte Garten wird als Lust- und teils als Küchen- und Obstgarten beschrieben. In ihm befanden sich ein durch eine Rohrleitung gespeister Teich, ein Lusthaus und ein Treibhaus. Eine Mauer umgab die gesamte Anlage. Der Überlauf aus den Quellen floß entlang der h. Schloßberggasse zum Wienfluß.
Während des Besitzes durch Louise Baronesse, Plaideux von Mainau wurden 1826 die Stallungen abgerissen und das Schloßgebäude umgebaut. 1831 stand es "(...) im neuen Style (...)" da.
218
1830 erwarb Prinz Gustav von Wasa (1799-1877), Sohn des schwedischen Königs Gustav Adolf IV., in Hacking einige Häuser; 1832 kaufte er das Schloß und ließ 1833 durch Baumeister Jakob Heinz erneut einige Umbauten vornehmen. Ein Plan für die Neuerrichtung der Nebengebäude ist aus den Jahren 1833/34 erhalten (Abb. 218). Darin ist eine Vergrößerung der Stallung für 30 Pferde vorgesehen. Ob es dazu kam, ist nicht belegbar.
Spätestens 1832 - auf einem Ortsplan eindeutig ablesbar - wies das Hauptgebäude die bis zu seinem Abbruch bestehende Gestaltung auch in den Details auf. Die Grundkonzeption der Anlage ist jedoch bereits auf dem Brequin-Plan aus den Jahren 1754/55 erkennbar.
Die einzige Tochter Gustavs von Wasa, Carola, spätere Königin von Sachsen, wurde 1833 in Hacking geboren. Sie verkaufte 1879 das Schloß an den aus belgisch-deutschem Adel stammenden Josef Prinzen von Arenberg, dessen Familie es bis 1898 innehatte.
1888 wurden Pläne für ein neues Glashaus erstellt; 1907 erfolgte an der rechten Seite ein Anbau.
Die letzte private Besitzerin war Eleonora van der Straaten-Ponhoz. Sie verkaufte 1954 an die Gemeinde Wien.
219
1956/57 wurde das Schloß mit "Leuthäusel" abgerissen und an seiner Stelle 1956-58 nach Plänen von Fred Freyler das Jugendgästehaus "Hütteldorf" errichtet (Abb. 219). Es besteht aus einem hohen Trakt mit Schlafräumen und aus einem niederen mit Halle, Speisesaal, Küche und Gemeinschaftsräumen.
220
Ein Türstock mit Füllung (Abb. 220) aus dem Schloß ist noch in einer Privatwohnung in der Auhofstraße erhalten.
• Baubeschreibung
221
Die Konzeption des zweigeschoßigen Baues aus den Jahren 1826-33 weist auf französische Vorbilder hin. Die Anlage besaß einen nach Osten offenen Ehrenhof (Abb. 221), der durch drei Flügel gebildet wurde. An den beiden westlichen Ecken waren einachsige Vorbauten in einem Winkel von 135° schräg angesetzt; der Innenhof wurde dadurch von fünf Wandflächen begrenzt. Von diesen Vorbauten führten an der Hauptfront und auch gegen den Innenhof Ausgänge ins Freie.
222
Alle Fassaden waren gleich durchgestaltet. Klassizistische Motive bestimmten den äußeren Eindruck des durch die vortretenden Eckbereiche aufgelockert wirkenden Baukörpers (Abb. 222). Die Horizontalbetonung zeigte sich im Erdgeschoß durch Bänderung, ansonst durch klar hervortretende Gesimse zwischen den Geschoßen und unter dem verschnittenen Walmdach bzw. durch ein zartes Gesims unmittelbar unter den Fenstern des Obergeschoßes. Diese lagen in vertieften Feldern, die seitlich von Doppelpilastern begrenzt wurden. Die Mitte des Haupttraktes wurde auf beiden Seiten durch verschieden akzentuierte Fensterüberdachungen sowie durch schmiedeeiserne Balkone betont, die auch an den schräg angesetzten Bauteilen und an den Schmalseiten der Querflügel angebracht waren.
Über einige Stufen gelangte man zum Haupteingang unter dem Mittelbalkon. Dieser wurde von Stützen, die später von wildem Wein bewachsen waren, getragen.
223
Von der gediegenen Ausstattung zeugt die Aufnahme des in einem der schräg angesetzten Vorbauten eingerichteten Stiegenaufganges in das Obergeschoß (Abb. 223).
Mühle, "Lederey", Gasthaus in Hacking und Baumwollmanufaktur am linken Wienflußufer
224
Mühle
Hackinger Straße 48 Urkundl. 1346
Letzte Baureste abgetragen: 1947
• Baugeschichte
1217 wird erstmals eine Mühle mit Werksbach am Wienfluß erwähnt; 1346 eine Mühle in Hacking. Es ist anzunehmen, daß es sich um die Mühle an der Furt durch die Wien handelt (später Hackinger Straße 48), da der Mühlbach seit jeher im Bereich von Hacking an der linken Wienflußseite geführt war und das Gebiet von Hacking jenseits des Flusses nur eine relativ geringe Fläche umfaßte. 1460 gab Kaiser Friedrich III. den Auftrag, einen Gerichtstag über den verfallenen Mühlbach abzuhalten.
Die Mühle war das älteste Gebäude auf diesem Gebiet; im 17. Jahrhundert wurden in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft eine "Lederey", spätestens um 1750 ein Gasthaus und 1812 eine Baumwollmanufaktur errichtet.
Der Mühlbach wurde vom Mauerbach abgeleitet, führte am linken Wienufer ostwärts, überquerte in einer Rinne den Halterbach, erhielt Zufluß vom Rosenbach und mündete an der Stelle des h. Preindlsteges in die dort aufgestaute Wien. An der rechten Flußseite wurde das Stauwasser, das einigermaßen regelmäßigen Wasserdruck gewährleistete, in einen Mühlbach geleitet, der die Feldmühle und im weiteren Verlauf auch die Faistenmühle antrieb.
Die Hackinger Mühle war zeitweise dem Pfarrer von Hütteldorf zinspflichtig, allerdings mit der Auflage, für die Hackinger Obrigkeit unentgeltlich zu mahlen. 1755 wurde sie bereits mit drei Gängen betrieben.
In den dreißiger und vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts gehörte die Mühle Martin Brell, der auch Ortsrichter war. 1848 fand sie nur mehr als Laub-, Holz- und Materialwarenstampfmühle Verwendung.
Nach 1850 kam die Mühle in den Besitz des Cottondruckfabrikanten G. Seidel. Er nützte sie zum Zerreiben von Knoppern, um Gerbsäure zu gewinnen. 1860 erfolgte eine Umfunktionierung seines Betriebes zu einer Appretur und Färberei von Geweben. Die Färberei richtete man in dem Mühlengebäude ein. Der Mühlbach wurde während des Baues der Westbahn, die 1858 eröffnet wurde, zugeschüttet. Schon in der Zeit, als die Mühle noch Martin Brell gehörte, kam es zu Grundstücksabtretungen für den Bau der Bahnlinie.
Der letzte Teil des alten Mühlengebäudes wurde 1947 abgetragen. An seiner Stelle befindet sich heute das Zeitungs- und Zeitschriftenvertriebszentrum der Firma Morawa & Co.
• Baubeschreibung
Um 1840 bestand der Gebäudekomplex aus dem direkt am Mühlbach gelegenen Haupttrakt mit dem Wasserbau und Pferdegang, der bei Niederwasser verwendet wurde. An das Hauptgebäude schlossen gegen Norden der zweigeschoßige Wohntrakt und das Magazin an. An diesen Teil war der Geflügelstall und im rechten Winkel ein Schuppen mit Holzlage, Schweinestall und Wagenremise angebaut. An der Ostseite wurde der von Hauptgebäude, Wohnung und Schuppen gebildete Mühlhof von einer Stallung begrenzt. In dem Hof stand vor einem Brunnen ein mächtiger Laubbaum.
Auf der südlichen Seite des Mühlbaches war an eine weitere, an das Gasthaus grenzende Stallung eine Werkstätte angebaut.
Die Zufahrt in den Mühlhof erfolgte zuerst in Gemeinschaftsbenutzung durch den angrenzenden Wirtshof und dann über eine kleine Mühlbachbrücke. Um 1830 bestand an der Westseite des Hauptgebäudes ein Anbau; entlang der nach Norden gerichteten Trakte lagen westwärts Gemüse- und ausgedehnte Obstgärten. Die Anlage war teilweise von einer Mauer, teilweise von einem Zaun umgeben.
"Lederey"
Hackinger Straße 48
Urkundl. 1684
1830 Integration in die benachbarte Cottondruckfabrik
Letzte Baureste abgetragen: 1981
• Baugeschichte
1684 wurde durch kaiserliches Privileg dem Besitzer der Herrschaft Hacking Christoph Ignaz Freiherr von Abele von und zu Lilienberg und dessen Erben bzw. allen künftigen Inhabern bedeutet, daß die Leder-Werkstatt durch "eigene Leuth" über Ankauf von Maschinen und Material "(...) absonderlich aber von guten Sollen Leder wie man zu Mastricht und in Frankreich aufzurichten gepfleget(...)" freie Hand haben soll und daß in das gesamte Hl. Röm. Reich und in "(...) alle Erbkönigreich und Land (...)" ausgeführt werden darf.
Die Ledereiwerkstätte muß 1684 bereits einige Zeit bestanden haben, denn in dem genannten Privileg wird auch erwähnt, daß der Besitzer "(...) die grosse Lederey und Werkstatt wie sich solche derzeit befindet (...) beliebig Bauen und zurichten könne und möge."
Der Besitzer der benachbarten Mühle war verpflichtet, gegen Bezahlung die benötigten Knoppern für die Erzeugung von Gerbsäure zu mahlen. Die Wahl des Standortes der Lederfabrik ist hieraus und aus der Nähe zum Wienfluß, in den die Abwässer über den Mühlbach geleitet wurden, zu verstehen.
An der Ostseite der Anlage führte die Alleestraße (h. Deutschordenstraße) zur Linzer Straße. Diese Allee überbrückte ein Gerinne, das ab dieser Stelle neben ihr bis zum Mühlbach floß, in den es mündete. Den Mühlbach entlang führte ein Weg nach Baumgarten.
1724 wurde die Lederwerkstätte "(...) ganz neu zugerichtet (...)". 1771 begann eine Phase des häufigen Besitzerwechsels, wobei Verschuldungen und Betrügereien nachweisbar sind.
Erst nach der Übernahme des Betriebes durch Peter Hornung 1793 gelangen wieder gute Geschäftserfolge; Bestellungen kamen aus weit entfernten Gebieten, 1797 beispielsweise aus Leipzig. Jedoch schon Anfang des 19. Jahrhunderts kam es wieder zu Verschuldungen und Zwangsverkäufen, 1821 zum Konkurs; 1830 wurde der Betrieb stillgelegt. Die Baulichkeiten wurden in die benachbarte Cottondruckfabrik integriert.
• Baubeschreibung
225
Ein Plan aus dem Jahr 1771 (Abb. 225) verdeutlicht die Ausdehnung des damaligen Betriebes. Aus ihm ist ablesbar, daß der Mühlbach überbaut war. Der große Fabrikshof mit Brunnen und einem Quertrakt im Norden hatte eine breite Zufahrt von der Alleestraße. Zumindest der im rechten Winkel zum Mühlbach gelegene Gebäudeteil war zweigeschoßig.
Gasthaus "Zum Deutschen Orden"
Hackinger Straße 48 Um 1650
226
• Baugeschichte
In unmittelbarer Nachbarschaft zur Mühle und zu der "Lederey" befand sich das Gasthaus "Zum Deutschen Orden".
1774 wird es als in gutem Zustand befindlich beschrieben, mit Gastwirt- und Schenkstube sowie mit Pferde- und Kuhstallungen. Der Bau gehörte mit großer Wahrscheinlichkeit ursprünglich zur Mühle und stammt, nach den Gewölben zu schließen, zumindest aus dem 17. Jahrhundert.
227
Das Gasthaus mit Nebengebäuden und eine angebaute, zur Mühle gehörende Werkstätte sind in einem Plan von 1841 (Abb. 227) eingezeichnet, ebenso der Wirtshof, der von dem Gebäude selbst, der "Lederey", dem Mühlbach und der Stallung begrenzt wurde. Die von einem verschließbaren Torbogen gebildete Einfahrt, die gemeinsam mit dem Mühlenbesitzer benutzt wurde, lag an der Südseite des Hofes, in dem sich ein Brunnen befand.
Für 1842 ist in dem Gebäude neben der Gastwirtschaft auch eine Gemischtwarenhandlung belegbar; bereits 1848 gab es ein Billardzimmer.
1867 wurde das Haus durch einen Brand stark beschädigt. Der Besitz war versichert, sodaß bald mit dem Wiederaufbau der zerstörten Teile durch den aus Ober-St. Veit stammenden Baumeister Lorenz Trillsam begonnen werden konnte.
Bis 1877 gehörte das Gasthaus dem Deutschen Orden; in diesem Jahr erwarb es Lorenz Trillsam. 1895 war die Familie Peitl Besitzer; 1903 und 1910 ließen Johann und Josef Peitl das Gebäude adaptieren, 1930 erfolgte eine weitere, in den Bauakten vermerkte Änderung. Sie umfaßte die Küche und die Stiege zum Dachboden.
1979 wurde das Haus unter Denkmalschutz gestellt. Dennoch verkam das Gebäude in den achziger Jahren immer mehr; der gastwirtschaftliche Betrieb war längst aufgelassen. Erst 1994/95 kam es durch die Fa. Morawa & Co. als neuen Besitzer zu einer längst fälligen Renovierung. In dem mit dem Neubau der Firma durch einen gedeckten Gang verbundenen ehemaligen Gasthaus sind gegenwärtig Büro- und Repräsentationsräume untergebracht.
• Baubeschreibung
Das blockhaft wirkende zweigeschoßige Gebäude ist der letzte, heute noch erhaltene Rest des ehemaligen Gebäudekomplexes der Mühle, "Lederey" und eben des herrschaftlichen Gasthauses. Die Eingangsseite am Wienflußufer weist vier Achsen auf, die im Erdgeschoß aus drei Fenstern und dem Eingang, im ersten Stock aus vier Fenstern gebildet werden. Die beiden mittleren Achsen sind in kurzem Abstand aneinandergerückt. Ein zartes umlaufendes Gesims trennte ursprünglich die beiden Geschoße. Über einem stärker ausgebildeten Dachgesims sitzt ein ziegelgedecktes Walmdach. Die Fenster schließen plan mit der Wand ab.
Auf der linken Seite der Fassade, zwischen erstem und zweitem Fenster, befindet sich spätestens seit Ende des 18. Jahrhunderts eine vorgebaute, überdachte Nische, in der bis 1994 eine mit 1704 auf dem Sockel datierte Steinstatue des hl. Johann Nepomuk stand. Sie befand sich ursprünglich möglicherweise an dem sehr nahe dem Gasthaus gelegenen Wienflußübergang, der durch eine Furt und über einen Steg erfolgte. Es ist jedoch durchaus denkbar, daß die Figur seit jeher in dieser Nische an dem Haus aufgestellt war, da eine Brücke Anfang des 18. Jahrhunderts noch nicht existierte. Die dringend notwendige Restaurierung der Statue ist ausständig.
Der Eingang an der Ostseite des Gebäudes wurde erst nach 1867 hergestellt.
Durch einen kleinen, von einem Holzzaun umgebenen Vorgarten an der Südseite betrat man durch den Haupteingang das etwas erhöhte Erdgeschoß. Man gelangte in einen schmalen, zum Teil tonnengewölbten Gang, der zum Gastzimmer, zur Küche und zum Stiegenaufgang in den ersten Stock führte.
228, 229
Im Erdgeschoß besteht ein System von eindrucksvollen Kreuzgratgewölben (Abb. 228). Um einen mächtigen Mittelpfeiler mit quadratischem Querschnitt liegen vier verschieden große Joche, die durch breite Gurtbögen voneinander getrennt sind. Zwei Joche bildeten das Gastzimmer (Abb. 229), je eines die Küche und die Speis. Dahinter bilden zwei Joche einen Kellerraum und ein Zimmer.
Der eingeschoßige Anbau an der Westseite, der bis 1983 bestand, wurde möglicherweise erst nach der Errichtung des Hauptbaues hinzugefügt. Im Brequin-Plan aus 1754/55 ist er eingezeichnet. In diesem Trakt waren das Extrazimmer und ein als Keller bezeichneter Raum untergebracht, daran schlossen ein Schuppen und eine Stallung an. In Extrazimmer und Keller bestand, an das Hauptgebäude angepaßt, das gleiche System von Pfeiler und umliegenden vier von Gurtbögen getrennten Jochen mit Kreuzgratgewölben.
Baumwollmanufaktur, später Färberei
Hackinger Straße 46
Hackinger Straße 46,
Hackinger Straße 48, 50/Deutschordenstraße 1-3
Hackinger Straße 48, 50/Deutschordenstraße 1-3 Betrieb: 1812-89
Abgetragen: 1975
Betrieb: 1830-89
Betrieb: 1830-1978
Abgetragen: 1981
230
Louis Aumüller gründete 1812 Ecke der damaligen Alleestraße (h. Deutschordenstraße) und des Weges nach Baumgarten eine Baumwollmanufaktur. Der Besitzer wies in seinem Gesuch um Baubewilligung darauf hin, daß er der Bevölkerung Arbeit verschaffen wolle und daß in der Umgebung keine Manufaktur dieser Art bestehe.
1817 wurde der Betrieb an eine Gesellschaft verkauft, an der L. Aumüller beteiligt war.
Auf das eingeschoßige Gebäude in der Hackinger Straße 46, das schon um 1750 bestand, wurde 1826 durch den Maurermeister Ferdinand Wieser aus Achau ein Stockwerk aufgesetzt. Besitzer war zu dieser Zeit Franz Maurer, unter dessen Leitung das Unternehmen florierte.
Nördlich des Mühlbaches bestanden bereits um 1830 zwei weitere zur Druckfabrik gehörende Gebäude; daran anschließend lag die ziemlich ausgedehnte Bleiche, die ebenfalls F. Maurer einrichtete. Dieses Areal war von einem Zaun umgeben. Östlich des Gebäudekomplexes befand sich ein ausgedehnter Garten.
1830 erwarb F. Maurer die stillgelegte benachbarte "Lederey" in der Hackinger Straße 48, 50/Deutschordenstraße 1-3 und integrierte die Baulichkeiten in seinen Betrieb. Hier wurden Leinwände und Schafwollwaren erzeugt.
Die Cottondruckfabrik wurde Anfang der dreißiger Jahre mit Walzendruckmaschinen ausgerüstet. 1836 arbeiteten in dem Betrieb ein Meister, zwei Aufsichtspersonen, 20 Gesellen und acht Lehrlinge.
1837 kam es zum Verkauf der gesamten Anlage, 1841 wurde sie versteigert. 1844 waren Hercules Clerici und Guiseppe Bossi, der 1855 in Unter-St. Veit eine Schafwolldruckerei errichtete, Besitzer der Liegenschaft, 1845 wurde G. Bossi Alleinbesitzer. Damals waren in der Fabrik ein Geschäftsleiter, ein Buchhalter, ein Colorist, 20 Druckgesellen, vier Taglöhner, ein Hausknecht und 20 Helfer beschäftigt.
1846 kam die Anlage in den Besitz von Gustav Seidel (1816-87), der 1860 eine Baumwoll- und Seidenfärberei, verbunden mit einer Merzerisieranstalt (nach dem englischen Erfinder Mercer) zur Veredelung der Wolle, einrichtete. Seidel war von 1878 bis 1887 Bürgermeister von Hacking und bekannt als Wohltäter der Armen.
1889 übersiedelte der Betrieb zur Gänze in die Hackinger Straße 50/Deutschordenstraße 1-3, in die ehemaligen Gebäude der "Lederey", der Mühle und in die zwischen 1830 und 1889 neu errichteten Anlagen.
1889 erhielt Walther Branco für Teile des Gebäudes in der Hackinger Straße 46 die Bewilligung zur "(...) Erzeugung von Kernseife und aromatischer Seife" und auch für "Lederkonservierungsmittel als Pferdegeschirrwichse" . Für die Herstellung dieses Konservierungsmittels hat Josef Kopf 1890 einen neuen Trakt angebaut. Im selben Jahr gestaltete man die restlichen Teile der ehemaligen Druckerei zu Wohnungen um.
1904 bestand dieser Bau mit dem Kern aus 1750 zum großen Teil aus Wohnungen und auch aus Geschäften. Er wurde 1975 abgetragen; an seiner Stelle errichtete man 1976 einen Wohnbau mit 32 Wohnungen und zwei Garagen.
In der Hackinger Straße 50/Deutschordenstraße 1-3 wurde nach 1890 die Färberei systematisch vergrößert und erhielt 1893 eine Cornwall-Tischbein-Kessel-Anlage, einen weiteren Zubau und einen Stockwerksaufbau. 1902 wurden die weithin sichtbaren Dampfschornsteine errichtet, 1903 ein mächtiger Magazinbau, 1904 eine Wagenremise. Auch 1905 und 1906 erfolgten weitere Zubauten, u. a. ein dreigeschoßiges Wohnhaus für Angestellte des Betriebes.
232
1908 erstreckte sich die gesamte Anlage zwischen der Deutschordenstraße, Hackinger Straße und der Westbahn (Abb. 232). In diesem Jahr erhielt die Vereinigte Färberei-AG nachträglich die gewerbebehördliche Genehmigung zum fabrikmäßigen Betrieb der Stückfärberei, Stückbleicherei und Appretur. Besitzer war Moriz Seidel.
In der Fabrik waren zu dieser Zeit mehrere Dampfmaschinen (30-60 PS) und diverse Elektromotoren eingesetzt.
1921 erfolgte ein weiterer Zubau; bis 1929 wurden neben kleineren Erweiterungen eine Schmiede, ein Anbau für Wäscherei, Walkerei und Bleicherei sowie ein Transformatorenhaus durch Architekt und Stadtbaumeister Matthäus Bohdal errichtet. 1939 schuf man einen Luftschutzraum.
1958 wurde die Spannerei und Rundnäherei umgebaut, 1974 kam es zum Einbau einer Gasregelstation.
Die zwei im selben Jahr geplanten neuen Werkshallen kamen nicht mehr zur Ausführung. 1978 wurde die Abtragung des größten Teiles der Fabriksanlage beschlossen; 1981 erfolgte die Schleifung des gesamten Komplexes. Dem fiel auch eine seltene Baumart, ein Götterbaum mit 195 cm Umfang, zum Opfer.
1981/82 wurde auf dem Areal der Fabrik das Zeitungs- und Zeitschriftenvertriebszentrum der Firma Morawa & Co. errichtet.
• Baubeschreibung Hackinger Straße 46 (ursprüngl. Bausubstanz), um 1840
231
Die langgestreckte Anlage war straßenseitig symmetrisch gegliedert und wies 15 Fensterachsen auf. Die beiden Eingänge saßen neben dem dreiachsigen Mittelteil. Die Horizontalgliederung erfolgte durch Sockel und Gesimse, die Vertikalgestaltung durch geringes Abstufen der zweiachsigen bzw. vierachsigen Seitenteile. Der rechte Eingang führte in einen Vorbereich mit breitem Ausgang in den weiträumigen Hof, mit Aufgang über eine relativ breite gewendelte Stiege in das Obergeschoß und mit Zugängen zu Werkstatt- und Büroräumen. Der Hauptraum der Werkstätte lag links und hatte einen eigenen Zugang von der Straße und einen Ausgang in den Hof. Dieser wurde gebildet: im Süden vom Hauptgebäude, im Osten vom in Nord-Süd-Richtung verlaufenden, mittig angesetzten Seitentrakt, im Norden vom Quertrakt am Mühlbach und im Westen von einem weiteren, gestutzten Seitentrakt sowie von einer breiten Einfahrt.
Im Hof befanden sich ein Brunnen und - eingezeichnet in einem Plan aus dem Jahr 1841 (Abb. 10) - eine kreisrunde Fläche, die ein Pferdegang zum Betreiben der Maschinen gewesen sein könnte. In der Ausdehnung stimmt sie jedenfalls mit der zur selben Zeit bestehenden Einrichtung in der Mühle überein.
Faistenmühle
Lainzer Straße 10 urkundl. 1346
"Am Rande der Wiese schlängelt sich unter einzelnen Gebüschen der Mühlbach dahin, und verwehrte uns hier den Übergang auf die St. Veiter-Straße [Hietzinger Hauptstraße]. Willig schlenderten wir an seinem grasreichen Ufer fort, und sahen den Zügen und Spielen der elastischen Fische zu, bis uns eine Wendung von selbst wieder auf die Straße führte."
• Baugeschichte
Die erste urkundliche Nennung "zesampt der müle (...) die da leit ze Hietzinge an dem Gern (...)" bezeichnet die Lage des Mühlengebäudes. "Im Gern" bezieht sich auf die Form des Geländes, und zwar auf eine keilförmige Fläche, die von der Lainzer Straße und einem Weg, dem Vorläufer der h. Auhofstraße, gebildet wurde. Gêren, auch Gern, ist ein kürzeres Ackerbeet, das wie ein Zwickel oder Keil zwischen längeren liegt.
1364 hatte der damalige Pfarrer von St. Veit, Eberhardt Hugenhauser, die Mühle als Brandstatt erworben. 1489 wurde Urban Dóczi, der König Matthias im Krieg gegen den Kaiser unterstützte, an die Gewähr geschrieben. Er war 1483-86 Bischof von Raab gewesen, dann Bischof von Erlau; 1488-90 war er Administrator des vakanten Bistums Wien. 1490 brannte die Mühle; zwei Jahre später wurde sie von Joachim Schettl (Schöttl) erworben, wobei der Besitzbrief von Kaiser Friedrich III. ausgestellt wurde und somit die Mühle für einige Zeit nicht mehr in bischöflichem Besitz war.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts besaß Ma(r)x Treytzsaurwein, ein Geheimschreiber Kaiser Maximilians I., das Anwesen.1527 übergab die Witwe Treytzsaurweins die Mühle gegen Empfang von 60 fl. an Bischof Johann von Revellis.
Die Bezeichnung Faistenmühle - "faist-Mühl" - tritt erstmals 1751 auf und geht auf den Namen eines Besitzers zurück.
233
1764 durchschnitt die neu gebaute Straße nach St. Veit (h. Hietzinger Hauptstraße) den Grund der Realität. Sie ist auf einem Plan aus dem Jahr 1762 (Abb. 233) bereits projektiert. Auf ihm sind auch das sogenannte "große Herrschaftshaus", das mit dem eigentlichen Mühlengebäude einen Hof umschloß, eine Gartenanlage sowie das sogenannte "kleine Herrschaftshaus" eingezeichnet. Dieses liegt südlich des Mühlbaches und weist hier eine quadratische Form mit Innenhof auf, der weder auf dem Brequin-Plan von 1754/55 noch in den wenige Jahrzehnte später erstellten Plänen zu bemerken ist. Wahrscheinlich hat der Zeichner frei gestaltet. 1754/55 bestand ein rechteckiger Grundriß, nach 1762 mit einem im Westen angebauten Trakt, in dem eine Filatur zum Abhaspeln und Zwirnen von Seide eingerichtet war. Dies kann mit der unter Maria Theresia geförderten Seidenerzeugung zusammenhängen und damit möglicherweise auch mit der 1762 erfolgten Maulbeerpflanzung in Hacking. Das "kleine Herrschaftshaus" ist heute noch erhalten (-> Lainzer Straße 14).
Die Faistenmühle wurde wie die Feldmühle von einem Mühlbach angetrieben, der von der Wien, die an der Stelle des h. Preindlsteges aufgestaut war, abgeleitet wurde. Er mündete am Beginn der Lainzer Straße in den Lainzerbach.
1796 kaufte das Stift Klosterneuburg von der Herrschaft St. Veit, dem Bistum Wien, die grundherrlichen Rechte über das bisher zur Faistenmühle gehörige, nun aber getrennte nördlich gelegene Herrschaftshaus mit Gartengebäude samt Zier- und Küchengarten, vier Tagewerk Wiesen sowie einen Fleck Wiese neben dem Mühlbach und der St. Veiter-Straße. Diese Wiese gehörte zunächst zum Gasthof "Zum Schwarzen Hahn", der an Stelle des h. "Hietzinger Bräu" stand. Weiters kaufte das Stift u. a. das Mühlengebäude mit vier Gängen und 24 Tagewerk Wiese sowie das bisher zur Mühle gehörige südlich gelegene schon erwähnte "kleine Herrschaftshaus". Im selben Jahr erfolgte eine Teilung des Besitzes, die beiden Herrschaftshäuser wurden von der Mühlenrealität abgetrennt. Das "große Herrschaftshaus" kam mit Gartengebäude Zier- und Küchengarten an Alexander von Brevillier, das "kleine Herrschaftshaus" an Josef Wenzl Graf von Thürheim. Dieser verkaufte es noch 1796 an Carolina Henrica Gräfin von Clary und Aldringen. Die Mühle kam 1797 in den Besitz von Johann und Anna Maria Langl.
234
Bereits um 1760 führte von den herrschaftlichen Häusern aus eine Allee zur Abzweigung der Lainzer Straße von der Hietzinger Hauptstraße. Hier befanden sich ab ca. 1820 zwei kleine Eingangspavillons mit Vasenaufsätzen (Abb. 234). Um diese Zeit war die Liegenschaft von der Lainzer Straße aus entweder über einen Steg oder über eine kleine Brücke über den Lainzer Bach zu erreichen. Vom Mühlbach zweigte vor dem Mühlgebäude ein Überlaufgerinne zum Lainzer Bach ab. Der damals in einem Abstand von wenigen Metern vom Mühlgebäude gelegene Trakt, die Wohnung des Müllers, ist heute noch erhalten.
Um 1815 bestand die Mühle aus dem eigentlichen Mühlengebäude, an das sich Nebengebäude anschlossen, sowie aus einem zwischen 1800 und 1815 erbauten zweiten Hauptgebäude mit U-förmigem Grundriß an der Lainzer Straße als Wohn- und Verkaufshaus. Dieses wurde Ende des 19. Jahrhunderts abgerissen.
Im Mühlengebäude selbst war für die Erhaltung und Wartung des Mühlrades eine Radstube eingerichtet.
1830 kam die Mühle durch Versteigerung aus dem Besitz von Graf von Genicco an Josefine Gräfin von Bathyány. Diese verkaufte sie 1831 an den Müllermeister Ferdinand Mosbacher und seine Frau Magdalena.
235
1863 war von dem Baumeister Josef Kopf der Anbau eines Maschinenraumes für eine Dampfmaschine geplant (Abb. 235). Ob sie tatsächlich eingebaut wurde, ist ungewiß. Diese hätte zumindest bei Niederwasser an Stelle der Wasserkraft eingesetzt werden können bzw. wäre ein Ersatz für den stillgelegten Mühlbach gewesen.
236, 237
1869 bestanden noch das Mühlengebäude und die beiden herrschaftlichen Gebäude; auch der Mühlbach war vorhanden. In einem Vermessungsplan aus dem Jahr 1886 (Abb. 236) ist er nur mehr bis zur Mühle eingezeichnet. Außerdem ist es naheliegend, daß während der Entstehung des unmittelbar an den Mühlenkomplex angrenzenden Vergnügungsparks "Neue Welt" (-> Neue Welt) ab 1867 der Bach, dessen Verlauf teilweise durch dieses Areal führte, dort zugeschüttet wurde. Sein Verlauf westlich der Mühle - in etwa der h. Neue-Welt-Gasse entsprechend - grenzte jedenfalls das Vergnügungsetablissement gegen Süden ab. Das "große Herrschaftshaus" nördlich der Mühle wurde von dem Etablissementbesitzer Karl Schwender in seine Anlage mit einbezogen und entsprechend adaptiert. Auf einer Lithographie um 1875 (Abb. 237) ist der langgestreckte Bau am linken Rand des Areals zu sehen. Auch der vorgelagerte niedere Trakt ist in seiner Grundsubstanz dem "großen Herrschaftshaus" zuzurechnen. Diese Gebäude wurden nach dem Niedergang des Unternehmens 1882 an die "Böhmische Bodencredit-Gesellschaft" verkauft und 1883/84 abgetragen; der Bereich der "Neuen Welt" wurde parzelliert.
Um 1900 richtete ein Brand in dem Mühlengebäude großen Schaden an. Es wurde danach nicht mehr wiederhergestellt.
An die alte Mühle erinnern heute außer dem noch erhaltenen Trakt - damals Wohngebäude des Müllers - nur mehr einige im Garten liegende Mühlsteine.
238 vor Baubeschreibung
• Baubeschreibung
Das zweigeschoßige Wohngebäude stammt mit großer Wahrscheinlichkeit aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. 1796 ist es als "Müllers Wohnung" in einem Plan eingezeichnet. Es umfaßte damals nur einen Trakt. Der im rechten Winkel angebaute Teil aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zeigt eine um 1860 erfolgte gehobene Innenausstattung (Böden, Türen). Die Türe in den Garten, möglicherweise auch unter Putz die Fenster an dieser Fassade, weisen Sandsteingewände auf.
Zwischen 1866 und 1868 wurde gegen Osten ein Anbau ausgeführt, der im ersten Stock eine nur nach Norden verglaste Veranda hat.
Im alten Trakt ist eine einfach geformte Stuckdecke erhalten.
Bei Restaurierungsarbeiten entdeckte man 1990 unter dem gegenwärtig bestehenden Gebäudetrakt das zugeschüttete Gewölbe des Mühlbaches.
Schloß Schönbrunn
Schönbrunner Schloßstraße Johann Bernhard Fischer v. Erlach
1696-1713
Nikolaus Pacassi
1743-49
239 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Ursprünglich befand sich im östlichen Teil des h. Schloßparks ein Kleinadelssitz mit einer Mühle, die durch einen vom Wienfluß abgeleiteten Mühlbach angetrieben wurde. Ihr Name "Kattermühle" scheint in der Form von "Chaternberch" bereits um 1170 auf. 1259 wird im Grundbuch auf Ulricus Neuzel de Chatrenburch hingewiesen, der in Hietzing und Meidling Grundstücke besaß. 1312 verkaufte ein Johann von Nußdorf das Anwesen dem Stift Klosterneuburg, das es verpachtete. Der Wiener Bürger Ehrenreich Khöppl ließ um 1475 neben der Mühle ein neues Gebäude errichten. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts wurde der von den Türken zerstörte Besitz von dem späteren Stadtanwalt und Bürgermeister von Wien, Herrmann Bayer (Peyr), als "Katterburg" (ein Herrenhaus) wieder aufgebaut.
Kaiser Maximilian II. (1564-76) kaufte 1569 das Anwesen mit ca. 60 Hektar Grundfläche (Äcker, Viehweiden, Wein- und Obstgärten); in den nächsten vier Jahren wurde ein Jagdgarten eingezäunt. Den alten Herrensitz ließ er zu einem zweistöckigen Jagdschloß mit einer Kapelle erweitern. Im Zuge dieser Arbeiten wurden die Bewohner von Penzing, St. Veit, Baumgarten und Hütteldorf verpflichtet, wöchentlich eine bestimmte Menge von Baumaterial zu transportieren.
Maximilian gab seine Anweisungen von Prag aus; ob er sein neues Jagdschloß jemals besuchte, ist nicht erwiesen. Zweifellos war der zur gleichen Zeit begonnene Bau des Schlosses in Simmering, des Neugebäudes, für ihn von größerer Bedeutung.
241, 242, 243
Die Mühle selbst wurde abgetragen und in kleinerem Umfang außerhalb des kaiserlichen Tiergartens in unmittelbarer Nähe der heute sich dort befindenden, 1793 erbauten Villa "XAIPE" (-> Villa "XAIPE", Bd. II) wieder aufgebaut; sie bestand bis 1756, zuletzt unter dem Namen "Steyrermühle". Nach ihrem Abbruch wurde an ihrer Stelle die von Pferden oder Ochsen angetriebene Wassermaschine des Schlosses, das sog. "Amperlwerk" errichtet (Abb. 241, 242, 243).
1605 verwüsteten ungarische Söldner das Schloß. Unter Kaiser Matthias (1612-19) kam es zu den notwendigen Wiederherstellungsarbeiten.
Der Name "Schönbrunn", nach einer Quelle im Park, ist 1642 erstmals urkundlich belegt. Der Überlieferung nach hat Kaiser Matthias während einer Jagd die Quelle entdeckt; sie wurde unter Ferdinand III. 1640 gefaßt.
244
Eine Ansicht in Georg Matthaeus Vischers "Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae" (Abb. 244) zeigt den Zustand des Schlosses im Jahre 1672. Der linke Teil des Gebäudes ist das alte, wiederhergestellte Jagdschloß Maximilians, rechts anschließend ist der neue, dreigeschoßige, 16-achsige Trakt, den die Kaiserin Eleonora von Gonzaga als Witwe Ferdinands II. (1619-37) zwischen 1638 und 1643 - nach ungesicherter Quelle von Giovanni Battista Carlone - anbauen ließ, zu erkennen. Ein Renaissanceportal führte in dieses "im italienischen Stil" gehaltenene Schloß. In dem dreiteiligen Gebäude befand sich links eine Kapelle der hl. Magdalena. Der ganze Komplex war zur Wien hin von einer Mauer umgeben, in der Nischen für Stationen des Kreuzweges von Wien nach Mariae Hietzing eingefügt waren, die mit großer Wahrscheinlichkeit der kaiserliche Rat und Hofkammerdirektor Clement von Radolt 1667 hatte errichten lassen. Der Kreuzweg wurde nach den durch die Türken verursachten Schäden generalrenoviert. 1773 verfügte Maria Theresia wegen seines Verfalles den Abbruch und veranlaßte die Errichtung eines neuen Kreuzweges in der Hietzinger Kirche.
1683 zerstörten die Türken die vielfach umgebaute "Katterburg", ebenso wie die Schlösser Favorita auf der Wieden, den Kern des h. Theresianums, und Laxenburg.
240
Nach neuesten Forschungsergebnissen , die durch 1994/95 erfolgte Aufgrabungen im Zuge von Restaurierungsarbeiten im Erdgeschoß möglich wurden, lag die "Katterburg" an der gleichen Stelle wie das h. Schloß (Abb. 240). Die aufschlußreichen Grabungsfunde - u. a. Fundamente, Fensternischen und Bodenbeläge - befinden sich im Bereich des Mittelrisalites und der anschließenden Seitentrakte, des Westtraktes, der Ostwand des Mariannenhofes, des Osttraktes und des Mitteltraktes zwischen Mariannen- und Kapellenhof.
Kaiser Leopold I. (1658-1705) beabsichtigte, für seinen Sohn Joseph, den Thronfolger, ein neues, repräsentatives kaiserliches Jagd- und Lustschloß an der Stelle des von den Türken zerstörten Baues errichten zu lassen.
245
Johann Bernhard Fischer von Erlach legte um 1690 einen ersten Entwurf vor (Schönbrunn I, Abb. 245), der eher den Charakter eines Präsentationsstückes trug als den einer verwirklichbaren Idee. Das programmatische Illustrationsblatt kann sowohl im Zusammenhang mit der Krönung Josephs I. zum Römischen König (1690) gesehen werden als auch als Apotheose der Dynastie der Habsburger.
Die politische Rivalität zwischen Wien und Versailles klingt im Plan Fischers nicht nur in der Lage und den Dimensionen des neuen Baues an, sondern vor allem im Versuch, die starre Konzeption des Schlosses in Versailles durch eine Gliederung höherer Qualität zu übertreffen. Die konkav geschwungene Fassade erinnert an Berninis zweiten Entwurf für den Louvre in Paris, aber auch an die Fassade der Peterskirche in Rom.
Der Plan der Anlage an erhöhter Stelle, wo später die Gloriette errichtet wurde, zeigt ein reiches ikonologisches Programm: Auf Helios weisen die Quadriga im Giebel, dem Scheitelpunkt des Baues, und der rechts liegende Apollobrunnen; sie bedeuten die Übertragung des Begriffes der Sonne von Ludwig XIV. auf Leopold I.
Im linken Brunnen sind die vier Weltmonarchien dargestellt, die persische, griechische, römische und deutsche; diese erhebt sich über die anderen.
Am Eingang befinden sich herkulische Säulen, deren Bedeutung auf Karl V. zurückgeht.
Dieser nicht ausgeführte Plan Fischer von Erlachs zeigt in der horizontalen Ausdehnung die Auseinandersetzung mit dem französischen Schloßbau, in der Fassadengestaltung (Bernini) und in den Eckbauten (Palladio) aber auch italienische Einflüsse.
246
Der zweite, zwischen 1693 und 1695 geplante und in der Zeit von 1696 bis 1713 ausgeführte Entwurf (Schönbrunn II, Abb. 246) sieht eine gänzlich veränderte Anlage vor, die nicht mehr an dominierender, erhöhter Stelle, sondern in der Ebene am Wienfluß errichtet wurde. Die Entwurfsintention Fischers für Schönbrunn II bestand darin, "(...) für den Römischen König Joseph in der Synthese zwischen einer exemplarischen Villa der römischen Antike - den Tusci des Plinius - und bedeutenden neuzeitlichen Formerfindungen ein exemplarisches modernes Suburbanum in der Tradition der römisch-antiken Villenkultur zu inventieren."
Die an das leicht und elegant wirkende Corps de logis angefügten Eckrisalite wurden nach Oskar Raschauer erst durch die 1698 erfolgte Heirat Josephs I. und den damit erweiterten Hofstaat notwendig und waren ursprünglich nicht geplant. Den neueren Forschungen Sigurd Schmitts ist jedoch zu entnehmen, daß die 1698 begonnene Bauintensivierung darüber hinaus auf die finanzielle Entlastung des Hofes durch die Beendigung des Pfälzischen Erbfolgekrieges und den sich abzeichnenden Friedensschluß mit den Türken zurückzuführen ist. Schmitt ist weiters der Meinung, daß die beiden fünfachsigen Flügelbauten bereits vor 1698 geplant waren und untermauert seine These mit der Äquivalenz des ausgeführten Schönbrunn-Planes mit Ideenskizzen Domenico Egidio Rossis für das erste Rastatter Schloßprojekt des kaiserlichen Generalfeldmarschalls Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden, der als sog. "Türkenlouis" in die Geschichte einging. Das erste Rastatter Projekt wurde ab Frühjahr 1698 ausgeführt und bezieht sich deutlich auf Schönbrunn II, setzt also die Kenntnis eines Schönbrunn-Planes mit Eckrisaliten voraus.
Die Vollendung Schönbrunns verzögerte sich - nicht zuletzt wegen des Kampfes um das spanische Erbe.
Nach dem Tod Leopolds I. bevorzugte Joseph I. für den Sommeraufenthalt das Schloß Favorita, das besser ausgestattet war und über alle für höfische Anlässe nötigen Einrichtungen verfügte.
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1735-37 hat Anton E. Martinelli die in schlechtem Zustand befindlichen Flachdächer durch Steildächer ersetzt (Abb. 247). Statt des Aufsatzes über dem Mitteltrakt errichtete man einen formal umstrittenen Dreiecksgiebel. Eine frühere, nicht ausgeführte Variante des Aufsatzes bestand aus einem Reiterstandbild Josephs I., einem Motiv, das dem ersten Entwurf Mansards für den Louvre in Paris verwandt war.
Erst unter Maria Theresia gewann Schönbrunn wieder an Bedeutung. 1741 wurde eine Roßkastanienallee nach Laxenburg angelegt, um in kürzester Entfernung die beiden Schlösser zu verbinden.
Am 25. 2. 1743 erließ Maria Theresia die Anordnung, daß "solches [das Schloß] nicht nur repariert, sondern auch erweitert und zu bequemer Unterbringung der Hof Statt ausgebauet werden solle".
Zwischen 1743 und 1749 wurde das Schloß von dem durch die Kaiserin sehr geförderten jungen Architekten Nikolaus Pacassi außen teilweise und innen gänzlich umgestaltet. Im Mitteltrakt ließ er den Prunksaal abtragen und an seiner Stelle die beiden parallel zur Längsachse geführten Galerien errichten. Die für repräsentative Veranstaltungen - Empfänge und Bälle -eingerichtete Große Galerie weist noch im Osten und Westen zwei kleinere Räume auf. In der gegen den Garten gelegenen Kleinen Galerie gab es weniger aufwendige Festlichkeiten und Gesellschaftsspiele. Beide Galerien konnten zu einer Einheit zusammengefaßt werden.
Gegenüber der hochbarocken Symmetrie bei Fischer von Erlach entstand durch Pacassi ein neues dynamisches Raumensemble. Die Treppenanlage und die Prunkauffahrt vor der Hoffassade wichen einer zweiarmigen Freitreppe. Eine Durchfahrt verbindet den Ehrenhof mit dem Garten. Der gesamten Anlage wurde anstatt des von Fischer geschaffenen Arkadenaufsatzes ein bekrönendes Stockwerk hinzugefügt. Das steile Dach Martinellis ersetzte man durch niedere Pultdächer. Die Fassade erfuhr nochmals eine entscheidende Änderung durch ein wegen der Vergrößerung des kaiserlichen Hofstaates notwendiges Zwischengeschoß. Vor allem bei den Seitenflügeln wirkt sich diese Streckung der Proportionen deutlich aus. Der Einbau des Zwischenstocks war bei gleichbleibender Gebäudehöhe nur durch Verringerung der Raumhöhen in der Nobeletage und Hebung des Fußbodens im darüberliegenden Stockwerk möglich. 1754 und 1756 zog man in den beiden Galerien des Mitteltraktes ein flaches Gewölbe ein.
Eine Kuriosität stellte der für Maria Theresia eingebaute Aufzug zum Schloßdach dar: "Am Giebel des Schlosses ist eine Art Belvédère angebracht, um daselbst die frische Luft und freie Aussicht zu genießen. Um der Kaiserin Maria Theresia das beschwerliche Emporsteigen bis auf die Zinne des Gebäudes zu ersparen, hat man eine Maschine angebracht, wodurch mehrere Menschen, auf einer Art von Sofa sitzend, sanft bis dort hinauf gezogen und wieder herunter gelassen werden konnten."
Pacassi wurde 1772 wegen mangelhafter Lösungen, welche durch das hohe Arbeitstempo verursacht waren, aus der Stellung des Zweiten Hofarchitekten entlassen. Seine Stelle nahm Johann Ferdinand Hetzendorf von Hohenberg ein. Er ersetzte 1777 die beschädigte Gartentreppe Pacassis durch die heute noch bestehende frühklassizistische Treppenanlage. Dabei verwendete er Säulen und Konsolen aus dem im Auftrag Maria Theresias 1775 teilweise abgetragenen Neugebäude. Die Bauteile waren Bestand der inneren Gartengalerie des von Maximilian II. erbauten Schlosses. Die Stallungen und Remisen von Schönbrunn verlegte Hohenberg in westlich gelegene Teile des Gebäudes. Teilweise hier und in der erst später errichteten Winterreitschule befinden sich seit 1922 die Schausammlung und die Depots der "Wagenburg".
248
1755 wurde an der Ostseite des Schlosses die Orangerie (Abb. 248), eine Anlage für exotische Pflanzen, errichtet. Auf der freien Fläche davor stand ein mit großer Wahrscheinlichkeit bereits von Eleonora von Gonzaga um 1640 gebautes ca. 45 m langes und 6 m breites Gewächshaus mit Fußbodenheizung. Dieser Bau stellt nach dem h. Wissensstand das älteste Gewächshaus im damaligen Kaiserreich dar.
Zwei Pläne für den Bau der barocken Orangerie stammen von Jean Nicolas Jadot de Ville-Issey aus Lunéville. Es ist allerdings ungeklärt, ob die Ausführung von ihm oder von Pacassi stammt.
249
Das flache Dach wurde in der Zeit von 1786-1814 durch Hetzendorf von Hohenberg und Johann Aman in ein Steildach abgeändert. 1869/70 wurden die Holzfenster durch Eisenfenster ersetzt. Die alte hypokaustische Heizung besteht noch heute. Die Räume benützte man auch für großangelegte Feste (Abb. 249) und musikalische Aufführungen.
An der Südseite des 183 m langen Baues lag bis weit in das 19. Jahrhundert hinein ein Orangengarten.
1996/97 wurden Teile der Orangerie zu einem Veranstaltungszentrum adaptiert.
Die Pläne, nach denen die Schloßfassaden in klassizistischem Stil umgestaltet werden sollten, wurden zwischen 1817 und 1819 nur zu einem geringen Teil ausgeführt. Eine formal überzeugendere klassizistische Lösung ist aus Plänen Pietro Nobiles zu ersehen; sie wurden nicht verwirklicht.
Die Gartenfassade dehnte während dieser Zeit Johann Aman durch Streckung der Pilaster bis zum durchlaufenden Gebälk aus. Der Rokokoschmuck Pacassis wurde fast gänzlich entfernt.
1869 begann eine durchgreifende Restaurierung, welche sich wieder an der Rokokoausstattung orientierte. Zwischen 1869 und 1890 wurde das Innere der Zeitmode entsprechend im historisierenden Sinn verändert. Seitdem erfolgten im wesentlichen nur mehr Instandhaltungs- und Restaurierungsarbeiten, wie z. B. die Behebung der Schäden durch Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg.
Historische Bedeutung erhielt das Schloß 1805 und 1809, als in ihm zur Zeit der Besetzung Wiens durch die Franzosen Napoleon residierte. Während des Wiener Kongresses 1814/15 wurden in Schönbrunn glanzvolle Feste abgehalten, 1873 traf hier Kaiser Franz Joseph anläßlich der Wiener Weltausstellung Zar Alexander II., den Deutschen Kaiser Wilhelm I. und den König von Italien, Viktor Emanuel II. Am 25. 5. dieses Jahres unterzeichnete Franz Joseph mit dem Zaren und dem Deutschen Kaiser im Schloß das sog. "Drei-Kaiser-Bündnis". Am 21. 11. 1916 verstarb hier Franz Joseph, am 11. 11. 1918 unterschrieb Kaiser Karl I. im Schloß die Verzichtserklärung auf jeden Anteil an den Staatsgeschäften. Anläßlich der Unterzeichnung des Staatsvertrages fand am 15. 5. 1955 in Schönbrunn ein Festbankett statt.
Seit 1. 10. 1992 wird das Schloß von der privaten "Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebs-GmbH" verwaltet. Eigentümer ist nach wie vor der Bund. Zur Verbesserung des Besucherservice und der Information wurden folgende bauliche Umgestaltungen vorgenommen: Veränderung des Eingangs- und Kassabereiches, Überdachung des Mariannen- und Kapellenhofes, Videoinformation im Vestibule, Angebot von Erfrischungen. Die Überdachung des großen und kleinen Kaiserhofes ist geplant.
• Baubeschreibung
Außenansicht
Der symmetrische Bau weist hofseitig 35 Achsen auf und ist stark abgestuft gegliedert. An einen Mittelteil sind links und rechts Flügelbauten angefügt, die in einer zweifachen Staffelung abgetreppt sind. Die Breite der Anlage beträgt ca. 180 m, die Seitenfronten sind annähernd 60 m lang, der Mittelteil hat eine Tiefe von etwa 20 m. An ihn setzt eine imposante, konvex-konkav geschwungene Freitreppe an.
Dem Haupttrakt sind seitlich zwei Stallungen mit Doppelpilasterordnung vorgelagert. Zwei eingeschoßige Portalgebäude begrenzen den Schloßhof gegen Norden; den Haupteingang flankieren zwei Obelisken auf gequaderten Postamenten.
250
Die Fassade der ebenfalls 35 Achsen zählenden Gartenseite (Abb. 250) ist zarter als jene der Hofseite abgestuft und wirkt einheitlicher. Der Mittelrisalit ist siebenachsig und weist gerundete Kanttravéen auf.
Die Aufrisse zeigen eine spezielle Form der Kolossalordnung (eine Zusammenfassung mehrerer Stockwerke durch Halbsäulen oder Pilaster), welche sich nur auf die Haupt- und Mansardenfenster bezieht. Man hat diese Gestaltung als "Schönbrunner System" bezeichnet.
Die lichte Weite ist bei allen Fenstern gleich, lediglich die Fensterhöhen sind in den einzelnen Stockwerken unterschiedlich. Die Hauptgeschoßfenster sind mit geschwungenen Verdachungen und einem plastisch ausgebildeten Fries abgeschlossen. Über dem Kranzgebälk mit ausladendem Gesims befindet sich eine mit Statuen geschmückte Attika.
Die Fassaden wiesen ursprünglich nicht die zu einem Begriff gewordene gelbe Färbelung, sondern eine grünliche Farbgebung auf.
Als Baumaterial wurden größtenteils Ziegel, stellenweise auch unbehauene Bruchsteine, welche teilweise aus dem Abbruchmaterial der alten Katterburg stammen, verwendet. Die Räume haben Deckenspannweiten bis zu 13 m und sind durch Holzbalken mit einem Querschnitt bis zu 40 cm x 40 cm überdeckt.
Inneres
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Die h. Inneneinrichtung stammt zum größten Teil aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Konservative und fortschrittliche Stilelemente mischen sich zu einer spezifischen Synthese, dem sogenannten "Schönbrunner Rokoko", der Verbindung zwischen Festlich-Repräsentativem und Familiär-Intimem. Hauptmerkmal ist die Rocaille, jenes Muschelwerk, das sich phantasievoll mit anderen Naturformen verbinden läßt.
Für die Ausgestaltung verwendete man kostbare Stoffe und Papiertapeten, weiß und gold gefärbtes Holz sowie kunstvolle Vertäfelungen, in die Bilddekorationen eingelassen wurden.
252
Die Große (Abb. 252) und Kleine Galerie sind das wesentliche innenarchitektonische Ergebnis der Umbauten Pacassis; hier ist die Auflockerung der hochbarocken Schwere deutlich zu bemerken. Die flachen Decken sind mit Gemälden Gregorio Guglielmis ausgestattet und entsprechen in den wesentlichen Zügen nicht mehr der Geisteshaltung des Rokoko; sie stellen Allegorien des Krieges und Friedens, der österreichischen Erbländer sowie der Herrschermacht dar.
253
Die der Zeit entsprechenden exotischen Einflüsse bei der Innenraumgestaltung erkennen wir an den Chinoiserien im sehr gut erhaltenen Vieux-Laque-Zimmer (Abb. 253). Ähnliche Lacktafeln gibt es im Ovalen und Runden Kabinett, den "Chinesischen Kabinetten".
254
Das "Millionenzimmer" (Abb. 254), mit kostbarem mittelamerikanischem Rosenholz getäfelt, enthält verschiedenste wertvolle Ausstattungsstücke aus Japan, Indien und Südamerika, Zeugnisse für das im 17. und 18. Jahrhundert in fürstlichen Häusern herrschende Interesse an fremdländischer Kultur.
Andere Räume, z. B. das Schreibzimmer, das Miniaturenkabinett oder das Porzellanzimmer, sind familiär-intim ausgestattet, sodaß eine beinahe vorbiedermeierliche Atmosphäre vermittelt wird.
Zum Schönbrunner Spätrokoko gehören auch die "Landschaftszimmer" mit Gemälden verschiedener Landschaftstypen; die Alpen hat Joseph Rosa gemalt, die Tropen Johann Bergl.
Schloßkapelle
255
In der im Osttrakt des Hauptgebäudes befindlichen Schloßkapelle ("Mariae Vermählung") zeigt sich heute noch die Grundform des Entwurfes von Fischer von Erlach. 1705-07 unter Leopold I. errichtet, wurde sie unter Maria Theresia geringfügig umgestaltet. Der Raum ist im Osten halbkreisförmig abgeschlossen. Sein Tonnengewölbe zeigt ein 1744 von Daniel Gran gemaltes Fresko, die "Verherrlichung Maria Magdalenas", einer Heiligen, die früher Patronin der Kapelle gewesen war. Der von Franz Kohl, einem Schüler Raphael Donners entworfene Hauptaltar wurde 1741, in der Zeit der Neuausstattung der Kapelle (Wiederweihe 1745) geschaffen. Das Relief der Pietà an der Tabernakeltüre stammt von Raphael Donner, das Altarblatt mit dem Thema "Mariae Vermählung" von Paul Troger. Die Seitenaltäre stellen die Jungfrau zu Füßen der hl. Anna bzw. den hl. Johannes Nepomuk dar. Beide Altarblätter sind Schöpfungen des Venezianischen Malers Giovanni Battista Pittioni.
Theater
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Fischer von Erlach hat kein Theater vorgesehen. Es wurde auf ausdrücklichen Wunsch Maria Theresias nach einem Entwurf Pacassis am nördlichen Ende des westlichen Ehrenhoftraktes errichtet und 1747 eröffnet. Der ovale Raum - nach französischem Vorbild Zuschauerraum mit Galerie und Mittelloge sowie zwei der Bühne benachbarten Balkonen - ist flach gedeckt.
Eine neue Ausstattung (Dekor und Deckenfresko) im Stil des Rokoko erfolgte 1766/67 durch Hetzendorf von Hohenberg. Sie wurde später mehrfach verändert.
1919-21 diente der Raum dem Burgtheater als Probebühne. 1924 erfolgten umfangreiche bauliche Veränderungen, bei denen das Bühnenportal um einige Meter gegen die Bühne zurückversetzt wurde. 1928 wurde das Theater auf Anregung Max Reinhardts Probebühne der Akademie für Musik und darstellende Kunst. 1979/80 stellte man im Zuge einer Gesamtsanierung des Schloßtheaters den ursprünglichen Zustand wieder her. Heute wird es vom Max-Reinhardt-Seminar als Übungsbühne benützt; während der Sommermonate spielt hier die Wiener Kammeroper.
Gartenanlage
257
Im ersten Plan Fischer von Erlachs war neben der Gestaltung des nördlichen Abhanges auch der Südhang im französischen System geformt; der Park sollte sich gegen Hetzendorf erstrecken und in der natürlichen Landschaft, gleichsam unendlich erweitert, fortgesetzt werden. Die nördliche Begrenzung der Gartenanlage bildete ein vom Wienfluß gespeister, mit Gondeln schiffbarer Kanal.
Der "Französische Garten" läßt sich auf André Le Nôtre zurückführen, der u. a. die Tulerien in Paris und den Garten von Versailles gestaltete.
In den Jahren 1695 - 99 schuf Jean Trehet unter Rücksichtnahme auf den zweiten Entwurf Fischers eine Gartenanlage. Vom Entwurf abweichend, verwirklichte er das Gartenparterre wesentlich kleiner, ohne den wiederum geplanten schiffbaren Kanal und ohne den Kolonnadengang.
Die Wasserversorgung des Schlosses und der Gartenanlage erfolgte durch eine um 1775 angelegte, 4300 m lange Wasserleitung aus dem Wienerwald. Den bedeutendsten Zufluß lieferte der Lainzgrabenbach; der künstlich angelegte "große Teich" auf der Hohenauer Wiese im Lainzer Tiergarten regulierte die jeweils benötigte Wassermenge. Vor dem Bau dieser Leitung wurde der Wasserbedarf durch Quellen im Schönbrunner Berg bzw. durch aus dem Mühlbach entnommenes Wienflußwasser gedeckt.
Um es in die höher gelegenen Anlagen zu pumpen, errichtete man beim Meidlinger Tor ein Wasserwerk (Abb. 241, 242, 243) (-> Villa XAIPE, Bd. II). Heute versorgen ein 130 m bzw. ein 60 m tiefer Brunnen die Teiche und Zierbrunnen mit Wasser.
Der gegenwärtige Schönbrunner Garten, ein auf das Schloß bezogenes System von Alleen, strahlenförmig angeordneten Wegen kleineren und größeren Plätzen, entstand um 1760 nach Plänen des Garteningenieurs Jean de Demange Brequin. Aber auch Louis Ferdinand de Nesle beteiligte sich an den Entwürfen.
Teile der Gartenanlagen befinden sich auf dem Boden alter Hietzinger Dorffluren. 1751 erwarb Maria Theresia die nicht mehr betriebene Schleifmühle und ließ an ihrer Stelle für ihren Leibarzt van Swieten das Kaiserstöckl (-> Kaiserstöckl) errichten.
1773-80 schmückte der Bildhauer und Akademische Rat, Johann Christian Friedrich Wilhelm Beyer, den Garten mit mythologisch-historischen Figuren. 1779/80 schuf er die Marmorfigur der Nymphe "Egeria" für den von Isidor Canevale geschaffenen "Schönen Brunnen".
Bei manchen Figurensockeln wurden Bauteile aus dem Neugebäude mitverarbeitet. Ein Beispiel ist das obere Sockelgesims der Gruppe "Anchises von Aeneas getragen" (nordöstlichste Figurengruppe in der Parterreanlage); es hat ein fein gearbeitetes Renaissanceprofil.
1788 wurden die Pfarrgärten für den Bau von Glashäusern (-> "Glashäuser in Schönbrunn") benötigt; die letzte Erwerbung fiel in das Jahr 1817, als der Weidegrund zwischen dem Park und dem im oberen Teil als Hohlweg ausgebildeten Hetzendorfer Weg (h. Maxingstraße) dem Schönbrunner Areal hinzugefügt wurde.
258, 259
Schon unter Maria Theresia erfolgte eine Regulierung des Wienflusses bei Schönbrunn. Eine zum Haupteingang des Schlosses gerichtete Holzbrücke ist bereits auf einem von G. Nicolai 1749 geschaffenen Stich von Schönbrunn dargestellt; an ihrer Stelle errichtete man um 1760 ebenfalls eine Brücke in Holzkonstruktion. Um 1850 kam es wiederum zu einem Brückenneubau aus Holz (Abb. 258, 259), der mit Steinfiguren - von Wilhelm Beyer geschaffene Löwen und Sphingen - geschmückt war. Diese Brücke wurde im Zuge der Flußregulierung und des Stadtbahnbaues 1898 durch eine l00 m lange Überplattung ersetzt; den alten Figurenschmuck behielt man bei.
Der seit 1779 allgemein zugängliche Park besteht aus dem Ziergarten und aus den naturwissenschaftlichen Bereichen, dem botanischen Garten, dem Tiergarten und den Gewächshäusern. Der erste botanische Garten in Schönbrunn wurde 1753 im Auftrag Kaiser Franz I. angelegt. 1791 erteilte Kaiser Leopold II. Nikolaus Joseph von Jacquin und dessen Sohn Joseph Franz die Oberaufsicht über dieses Areal. Außerdem beauftragte der Kaiser Jacquin d. Ä., die Pflanzen zu katalogisieren. Das vierbändige Werk mit dem Titel "Plantarum rariorum horti caesarei Schoenbrunnensis descriptiones et icones" erschien in den Jahren 1797 bis 1804 und war mit 500 kolorierten Kupferstichen ausgestattet.
1848/49 erweiterte der Gartendirektor Heinrich Wilhelm Schott den botanischen Garten entlang der Maxingstraße bis zum Hietzinger Friedhof.
Tirolergarten und Maxingpark liegen an der Westseite und sind Schöpfungen aus dem 19. Jahrhundert. Die bis 1955 im Maxingpark gelegene "Villa Maxing" (-> Villa Maxing, Bd. II) wurde 1850 für Erzherzog Ferdinand Maximilian, den späteren Kaiser von Mexiko, errichtet.
Gloriette
260, 261
Hetzendorf von Hohenberg entwarf mehrere Pläne für die Gestaltung des Schönbrunner Berges. Die Ausführung des dritten Planes entspricht dem h. Zustand. Serpentinenwege führen zu der auf dem Hügel liegenden Gloriette, einem Kollonadenbau, der den 1757 errungenen Sieg Österreichs bei Kolin verherrlicht. Die 1775 von Hohenberg errichtete frühklassizistische Anlage mit triumphbogenartigem Mittelteil und zarten vierbogigen Seitenflügel war im Inneren nach allen Seiten hin geöffnet. Das gesamte Gebäude ist unterkellert (Abb. 261). Ein unterirdischer Gang in genauer Ausrichtung zur Ober-St. Veiter Kirche ist nach wenigen Metern abgemauert.
262
Der herrliche Blick von der Anhöhe des Schönbrunner Berges (Abb. 262) wurde durch eine Aussichtsplattform auf dem Dach der Gloriette erweitert. Über den zugehörigen Aufzug schreibt A. Schmidl 1839 in seinen "Wien's Umgebungen" (Bd. 3): "Das Gebäude trägt eine Plattform, zu welcher sowohl eine Treppe führt, als auch eine Aufzugsmaschine, ähnlich jener im Schlosse. Es ist immer ein Mann zugegen, der die Maschine in Bewegung setzt."
Doppelsäulen und Kapitelle der Gloriette stammen aus dem Neugebäude; auch die Arkadenschritte stimmen überein. Der Architrav über den Doppelsäulen ist reliefiert, im Neugebäude ist er glatt ausgebildet. Die Bildhauerarbeiten sind von Benedikt Henrici und von Franz Zächerl.
Der Renaissancebau des Neugebäudes entsprach den klassizistischen Intentionen einer zweiten "Wiedererweckung" antiken Kunstschaffens und bot zudem eine billige Quelle bereits vorgeformten Baumaterials. Dennoch ist die Gloriette als schöpferische Leistung von hohem gestalterischem Rang anzusehen. Hohenberg schuf eine Anlage mit völlig eigenständigem Charakter.
Die ursprünglich offenen Arkaden wurden bereits 1779 teilweise verglast. Auf dem kolorierten Stahlstich von William Batty (Abb. 260) aus dem Jahr 1822 ist diese bis 1925 bestehende Verglasung der drei Arkaden des Mittelrisalites zu sehen. 1995 richtete man in dem nunmehr wieder verglasten Mittelteil des Gebäudes ein Café ein, das im Frühjahr 1996 eröffnet wurde.
"Römische Ruine"
Für die 1776 ebenfalls von Hohenberg entworfene und von den Bildhauern Benedikt Henrici, Franz Zächerl und Johann Christian Wilhelm Beyer 1778 ausgeführte "Römische Ruine" - ursprünglich "Ruinen von Karthago" - verwendete man wieder zum Teil Baumaterial aus dem Neugebäude. Beispiele hiefür sind die Steineinfassung des Wasserbeckens und die mit kreisrunden Vertiefungen versehenen Teile der ehemaligen Baluster-Träger. "Man benutzte die Detail-Ähnlichkeit eines abmontierten Renaissancebaues mit der Antike, um hiemit den Eindruck eines in Ruinen liegenden antiken Bauwerkes zu erzielen."
Menagerie
1751 entwarf der aus Lothringen stammende Jean Nicolas Jadot de Ville-Issey die 1752 fertiggestellte Menagerie, die aus zwölf ringförmig um einen Mittelpavillon angeordneten Tierhäusern besteht. Vorbilder für diesen Bau waren die Menagerie in Versailles und die halbkreisförmig angelegte Menagerie im Schloß Belvedere. Da diese Anlagen nicht mehr bestehen, ist der Schönbrunner Tiergarten der älteste der Welt.
Die einzelnen Logen waren ursprünglich durch hohe Mauern getrennt und gegen den zentral gelegen Pavillon durch Gitter abgeschlossen.
263
Der oktogonale Mittelbau (Abb. 263) wurde 1759 nach einem Plan von J. F. Blondel fertiggestellt. Im Inneren befindet sich ein Deckenfresko von Gregorio Guglielmi, Szenen aus Ovids "Metamorphosen" darstellend.
Das Kaiserpaar nahm in dem Bau des öfteren das Frühstück ein - mit Blick auf die ringsum ausgestellten Tiere; noch unter Franz II. wurden hier Familienfeste gefeiert. Von 1850-1918 fand der Pavillon als Papageienhaus Verwendung, heute ist in ihm ein Restaurant untergebracht.
Im 19. Jahrhundert wurde die Menagerie mehrfach verändert. 1885 entfernte man die trennenden Mauern zwischen den Sektoren und die umschließende Ringmauer. Im Zweiten Weltkrieg erlitt die Anlage schweren Schaden. Die Planung und Ausführung des Wiederaufbaues erfolgte zwischen 1950 und 1960 durch Michel Engelhart und erforderte die Berücksichtigung einer damals zeitgemäßen Tierhaltung. Die alte Konzeption, nach der die adelige Hofgesellschaft von einem Zentrum aus die Tiere beobachten konnte, hatte ihren Sinn verloren. Die Neuplanung sollte die historisch wertvolle Gestaltung bewahren aber selbstverständlich den Forderungen der Tierpfleger und den Wünschen der Besucher entsprechen.
"Es schien mir also die Aufgabe des planenden Architekten zu sein, mit Behutsamkeit zu versuchen, die Klarheit der ursprünglichen Gestaltungsidee soweit als möglich wiederherzustellen. Spätere störende Umbauten sollten entfernt werden, neue geräumigere Tierhäuser an Stelle der zerstörten treten, die sich aber dem Maßstab des gegebenen architektonischen Raumes harmonisch einfügen müssen. Zurückhaltung und Unterordnung waren in diesem Falle Pflicht des Architekten."
264
Um den Tieren ein "naturnahes" Milieu zu bieten, wurden Freigehege außerhalb der beengten Grenzen der alten Anlage eingerichtet (Abb. 264).
265, 266, 267
1992 kam es zur Gründung der "Schönbrunn Tiergarten-GmbH". Ihr gelangen in kurzer Zeit weitere bedeutende Verbesserungen im Sinne einer artgerechten Tierhaltung. 1992 schuf Hans Lechner ein neues Kleinaffenhaus (Abb. 265), 1994 konnte durch ihn der Neubau der Großkatzenanlage (Abb. 266) abgeschlossen werden, für 1996 ist die Fertigstellung des von Peter Hartmann entworfenen Elefantenhauses (Abb. 267) geplant. Der Umbau des Wirtschaftshofes und die Umstellung der zentralen Heizungsanlage von Dampf auf Heißwasser wurden in den Jahren 1994 und 1995 durchgeführt.
Tirolerhäuser
268
Anfang des 19. Jahrhunderts überließ Kaiser Franz II. seinem Bruder Erzherzog Johann (1782-1859) einen kleinen Teil der Westseite des Schönbrunner Parks für die Anlage eines botanischen Gartens. Der an den Naturwissenschaften interessierte junge Erzherzog lernte Tirol als General-Direktor des Genie- und Fortifikationswesens kennen und schätzen. In dieser Eigenschaft studierte er Verteidigungsmöglichkeiten des Landes.
Er schuf um 1803 in der ihm zur Verfügung gestellten Gartenanlage eine Felsengrube und legte in einer Art Alpenhütte, die zum Teil von ihm selbst errichtet wurde, alpine Pflanzen aus Tirol an. Unweit hievon ließ er zwei Tirolerhäuser, ein Wohngebäude und einen Stall, "(...) ganz nach dem Muster von der Wirthschaft eines wohlhabenden Tyroler Bauers (...)" erbauen (Abb. 268).
Er plante ein Freilichtmuseum, in dem die Tiroler Tier- und Pflanzenwelt sowie die Mineralien systematisch dargestellt werden sollten. Das Vorhaben wurde wegen der folgenden Kriegsereignisse nicht verwirklicht; es wäre weltweit die erste derartige Anlage gewesen. Hingegen ließ er zusammen mit Erzherzog Anton neben dem Alpengarten zu Studienzwecken ein chemisches Laboratorium einrichten.
Ein von einem Pferd angetriebener Schöpfbrunnen versorgte die Gartenanlage mit Wasser.
269
In unmittelbarer Nähe der Tirolerhäuser wurde für den jungen Herzog von Reichstadt ein kleines Sommerhäuschen im Blockhausstil gebaut (Abb. 269). Von dem aus einem ca. 8 m2 großen Raum bestehenden Gebäude hat man eine schöne Aussicht auf St. Veit. Gegenwärtig wird dieses sog. "Kronprinzenhaus" (auch Kronprinz Rudolf spielte als Kind darin), das unter Denkmalschutz steht, nicht genutzt.
Die beiden Tirolerhäuser wurden 1874 wegen Baufälligkeit abgetragen. An ihrer Stelle ließ Kaiser Franz Joseph für seine Gemahlin Elisabeth ein auf der Wiener Weltausstellung 1873 gezeigtes Tirolerhaus aufstellen. In einem Lageplan aus dem Jahr 1875 sind bereits zwei Häuser eingezeichnet. Das wegen einzelner Schweizer Bauelemente auch "Schweizerhaus" genannte Gebäude fand als Wohnraum Verwendung, das andere diente als Wirtschaftstrakt.
270
1921 wurde das Innere beider Blockhäuser für einen Gaststättenbetrieb adaptiert. Der "Tirolergarten" (Abb. 270) war Meierei-Restaurant und wurde mehrmals baulich erweitert. In den Jahren bis 1973 erfolgten Terrassenanbauten, die Errichtung von zwei Musikpavillons und einem Buffet mit Flugdach, die Vergrößerung des Wirtschaftsgebäudes für eine Bier- und Weinschank und die Vergrößerung des Gastgartens. 1973 wurde der Pachtvertrag aufgelöst; dies bedeutete zugleich das Ende des Gastwirtschaftsbetriebes. In den letzten Jahren ihres Bestandes dienten die Tirolerhäuser als Unterschlupf für Vagabunden und Obdachlose, wodurch der Bauzustand sehr litt.
Um 1980 erfolgte aus Sicherheitsgründen nach und nach der Abbruch der beiden Häuser. Im Bescheid des Bundesdenkmalamtes aus dem Jahr 1976 werden ihnen künstlerische und kulturelle Bedeutung zugesprochen.
1993 erstellte das Architekturbüro Praschag im Auftrag der "Schönbrunn Tiergarten-GmbH" eine Studie für eine Neuplanung des Tirolergartens. Die Vorschläge betrafen eine Revitalisierung des Areals im Rahmen einer Erweiterung des Tiergartens unter Berücksichtigung der geschichtlichen Entwicklung. "Die historische Funktion und Nutzung der Tirolerhäuser, die Aufschließung, das Restaurant und der südliche Zoo-Eingang sollen wieder aufgegriffen und den Bedürfnissen unserer Zeit entsprechend gestaltet werden."
271
Diesen Intentionen folgend, wurde ein in seiner Hauptsubstanz 1722 erbautes Tiroler Bauernhaus - der seit 1986 unter Denkmalschutz stehende Haidach-Hof (Abb. 271) in Brandenberg bei Rattenberg - 1993/94 nach Schönbrunn transferiert; hiebei nahm man bauliche Rückführungen in den ursprünglichen Zustand des Hauses vor. Die Nutzung erfolgt in Form eines Museums, in dem bäuerliche Möbel und Gerätschaften Tirols aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gezeigt werden. Ein Stall- und Tennentrakt, wie er am Haidach-Hof bestand, wurde nach den alten Regeln des Zimmererhandwerks neu angebaut. In ihm sind selten gewordene und gefährdete Haustierrassen untergebracht. An den Hof grenzt ein Freigehege an.
Die Wiedererrichtung des von Erzherzog Johann geschaffenen Tirolerhauses ist geplant. Es soll als Restaurant und Museum genutzt werden.
Meierei im ehemaligen Kronprinzengarten
272
Die gegenwärtig als Kaffee-Restaurant geführte Meierei war ursprünglich ein Spielpavillon für die Erzherzöge Franz Joseph, Ferdinand Maximilian und Karl Ludwig. Der um 1835 errichtete Bau hatte einen geschlossenen Raum für die Aufbewahrung der Spielzeuge und eine rundumlaufende, überdachte Terrasse. Der nach einem schrägen Dachansatz flach gedeckte Pavillon war in romantischer Manier mit Details aus altgriechischer und türkischer Architektur ausgestattet. Die Terrasse konnte durch Sonnenschutzrollos abgedunkelt werden.
Kaiserstöckl
Hietzinger Hauptstraße 1a Nikolaus Pacassi (?)
Um 1755
H. Gestalt um 1770
273
• Baugeschichte
Seit 1467 ist an der Stelle des Kaiserstöckls die Schleifmühle nachweisbar. Sie verlor bereits vor der Zweiten Türkenbelagerung ihre gewerbliche Funktion und wurde seit dieser Zeit nur als Wohnsitz genutzt.
1751 erwarb Maria Theresia die damals außerhalb des Schloßparks gelegene, ausgedehnte Anlage mit Innenhof und ließ nach dem Abbruch ein Wohngebäude für ihren Leibarzt Gerhart Freiherr van Swieten errichten.
Der Architekt war mit großer Wahrscheinlichkeit Nikolaus Pacassi, der damals auch Arbeiten am Schloß Schönbrunn durchführte.
Um 1770 erhielt der Bau durch Erweiterung und Umgestaltung sein bis heute unverändertes Aussehen.
Nach Gerhart van Swieten, der 1772 starb, hat Staatskanzler Wenzel Anton Graf Kaunitz das Kaiserstöckl bewohnt, in der Folge bis 1918 waren es die jeweiligen k. k. Minister des Äußeren, wenn sich der Hof in den Sommermonaten in Schönbrunn aufhielt; auch Klemens Wenzel Fürst von Metternich residierte im Stöckl.
Nach der Niederlage gegen die Preußen 1866 lebte hier vorübergehend der König von Hannover, Georg V., mit seinen Kindern im Exil. 1873 wohnte in dem Gebäude Otto Fürst von Bismarck.
274
Anfang der zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts hat Carl Witzmann im Nordtrakt ein elegantes Café-Restaurant (Abb. 274) eingerichtet, das bis 1928 bestand. Seit 1929 ist im Erdgeschoß das Postamt 1130 Wien untergebracht.
• Baubeschreibung
275
Ursprünglich bildete das Stöckl mit einem westseitig vorgelagerten Bau einen regelmäßig ausgebildeten Hof (Abb. 275). In dem mit großer Wahrscheinlichkeit nur ebenerdigen Vorbau, der zwei schräg geführte Hofeinfahrten besaß, waren verschiedene Wirtschafts- und Bedienstetenräume sowie die Wagenschuppen und eine Stallung für acht Pferde untergebracht. Um 1770, im Zuge der Umbauten, wurde der Vorbau entfernt. Möglicherweise entstand erst dann die h. Fassadengestaltung. Die bestehenden ebenfalls eingeschoßigen Vorbauten sind erst um 1810 errichtet worden.
276
Die Dachgliederung (Abb. 276) zeigt die relativ komplizierte Konzeption des Stöckls, die im Grundrißplan des Erdgeschoßes nicht so klar erkennbar ist: Ein gartenseitig gelegener, neunachsiger Quertrakt und zwei kürzere Seitentrakte gegen Westen. Zwischen diese ist ein zu ihnen parallel liegender Trakt eingebaut. Er ist an der Straßenseite durch die zurückspringende Front erkennbar. An die Nordwestecke des nördlichen und an die Südwestecke des südlichen Seitenflügels wurden kurze Quertrakte angesetzt.
Die Straßenfassade des dreigeschoßigen Baues ist durch den Mittelteil und die zwei vortretenden Seitenteile charakterisiert. Der etwas eingepreßt wirkende dreiachsige Mitteltrakt - sein Achsenabstand ist geringer als jener der Seitentrakte - erhält links und rechts durch den fensterbreiten Rückschwung eine abgerundete Verbindung mit den ebenfalls dreiachsigen Seitentrakten. Der Zurücksetzung des Mittelteiles entspricht an der Gartenseite ein schwaches Hervortreten eines dreiachsigen Wandteiles. In der Beletage ist gegen den Park ein auf kräftigen Voluten ruhender und mit einer Steinbalustrade versehener Balkon angesetzt.
277
Die Außenwand des Untergeschoßes ist gebändert; es setzt sich gegenüber dem Hauptgeschoß durch ein zart profiliertes Gesims ab. Die Fenster im Untergeschoß weisen Segmentbogenabschlüsse, jene im Hauptgeschoß Rundbogenabschlüsse mit Segmentbogengiebeln im Mittelteil und Dreiecksgiebeln an den Seitenteilen auf. Die niedrigeren Fenster im zweiten Obergeschoß sind rechteckig. Alle Fenster sitzen plan in der Wand; sie bilden mit den dazwischen liegenden, schwach vertieften und das Haupt- und Obergeschoß zusammenfassenden Wandstreifen eine elegante und unaufdringliche Gliederung der Fassade. Sie entspricht der Schönbrunner Kolossalordnung und ist um das gesamte Gebäude herum durchgehalten (Abb. 277).
Die relativ stark vorspringenden, steilen Ziegelwalmdächer weisen über allen Trakten eine leichte Kurvung der seitlichen Abschlüsse auf.
Bereits die ursprüngliche Innenraumgliederung ist zum Park hin ausgerichtet; die Stiegenhäuser liegen an der zur Straße gerichteten Eingangsseite. Im Erdgeschoß bilden zwei mittig angelegte und durch drei Flügeltüren miteinander verbundene Säle die Haupträume. Durch den gartenseitigen Saal gelangt man in den Park. In diesem Geschoß befanden sich außerdem die großzügig dimensionierte Küche und mehrere zum Teil ausgedehnte Nebenräume.
Die Originalgrundrisse der übrigen Geschoße sind nicht erhalten. Es ist anzunehmen, daß im Hauptgeschoß, dem ersten Stock, symmetrisch gesetzte Repräsentationsräume lagen.
Bis auf Teile des Stuckdekors im Hauptgeschoß und die Treppe im Nordwesttrakt ist nichts mehr von der ursprünglichen Ausgestaltung erhalten. Der letzte noch im Gebäude existierende Kachelofen aus Maria-Theresianischer Zeit wurde vor einigen Jahren in die Schauräume des Schlosses gebracht.
Glashäuser in Schönbrunn
Großes Palmenhaus
Schloßpark Schönbrunn
Eingang Hietzinger Hauptstraße 1a Franz Xaver von Segenschmid
1881/82
278 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Die Kultivierung fremdländischer Pflanzen ist in Schönbrunn schon für das Jahr 1640 anzunehmen. Beheizbare Glashäuser gab es auch in dem im letzten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts angelegten Garten von Jean Trehet.
Vor der Errichtung des Orangeriegebäudes 1755 befanden sich an dieser Stelle alte Gewächshäuser, welche zu dem um 1700 eingerichteten Orangeriegarten gehörten. Nach neuen Forschungsergebnissen (1987/88 Ausgrabungen unter der Leitung von Univ. Doz. Dr. Ortolf Harl) ließ jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit bereits die Witwe Kaiser Ferdinand II., Eleonora von Gonzaga, im Zusammenhang mit dem ab 1638 durchgeführten großzügigen Anbau an die alte Katterburg ein Gewächshaus errichten, das durch Fußbodenheizung erwärmt wurde. Dieses wäre - soferne nicht beim Neugebäude ein früher erbautes gefunden wird - das älteste im damaligen Kaiserreich.
1753 kaufte Kaiser Franz I. von der Gemeinde Hietzing ein Areal, das Gebiet des h. Palmenhauses und der Parkanlage in Richtung des Hietzinger Tores, und ließ darin den sogenannten "Holländischen Garten" anlegen.
279, 280
Adrian van Steckhoven gestaltete diese Anlage, und unter seiner Leitung wurden 1754 ein großes Treibhaus sowie mehrere Glashäuser errichtet. Das Treibhaus wurde 1788 vergrößert (Abb. 279, 280). Im selben Jahr wurden drei weitere Glashäuser gebaut, sodaß um 1800 gegen 4000 Pflanzenarten gezogen werden konnten. Seit 1818 erfolgte die Beheizung der 14 Glashäuser durch Kanäle, welche mit starken Eisenplatten abgedeckt waren. Für die Bewässerung schlug man einen ca. 42 m tiefen Brunnen, aus dem das Wasser mit Hilfe eines Rades und durch Pferdekraft geschöpft wurde.
Ein weiteres Glashaus stand um 1800 in einem kleinen Park hinter dem Kaiserstöckl.
Von dem ursprünglichen "Holländischen Garten" Kaiser Franz' I. steht heute noch eine gegen Westen abgrenzende Mauer, an deren unverputzter Rückseite die zugemauerten Türöffnungen in die ehemaligen Glashäuser zu sehen sind. Die beiden Gebäude hinter dieser Mauer, ein Wirtschafts- und ein Wohntrakt, im sogenannten "Schlosserhof" stammen ebenfalls aus dieser Zeit. Der an den Wohntrakt angebaute Übergang zur Hietzinger Pfarrkirche ermöglichte Maria Theresia den direkten Zugang vom Park in das von ihr gestiftete Oratorium.
281
1802 kaufte Kaiser Franz II. einige Grundstücke längs der h. Maxingstraße und ließ darauf Anfang der dreißiger Jahre ein gemauertes Gewächshaus für Palmen errichten (h. Maxingstraße 13a), welches 1889 auch mit Volieren ausgestattet wurde. Der Bau mit erhöhtem Mitteltrakt (Abb. 281) wies eine nach Osten gerichtete aus Glasflächen gebildete Gartenfassade auf. Anfang der zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts wurde diese Glasfront durch Mauerwerk ersetzt. Das veränderte Gebäude wurde von der Filmproduktionsgesellschaft "Schönbrunn-Film" gemietet, welche 1921 auch das daneben stehende Kulissenhaus errichten ließ.
Das Anfang des 19. Jahrhunderts gebaute Glashaus ist neben der Orangerie der einzige noch bestehende Vorgängerbau des 1881/82 errichteten Palmenhauses.
Infolge der hervorragenden Entwicklung des botanischen Gartens im 19. Jahrhundert, welche unter anderem durch eigene Schiffsexpeditionen ermöglicht wurde, genügten die bestehenden Glashäuser nicht mehr den Anforderungen. 1860, nach der letzten großen Expedition von Erzherzog Ferdinand Maximilian, wurde es dringend notwendig, das Raumproblem großzügig zu lösen, sodaß man in der Folge das "Große Palmenhaus" und später das "Sonnenuhrhaus" errichtete.
282
1869 beschloß das Obersthofmeisteramt den Bau des "Großen Palmenhauses", welches auf Ideen des Hofgärtners Heinrich Wilhelm Schott zurückgeht. Den Auftrag erhielt der Hofkonstrukteur Franz Xaver von Segenschmid, der die Planung ausführte. Ein Vorentwurf aus 1879 (Abb. 282) zeigt im südlichen Pavillon einen später nicht realisierten Quertrakt.
Der Bau wurde 1881/82 von der "Ignaz G. Gridls k. und k. Hof-Eisen-Constructions-Werkstätte, Schlosserei- und Brückenbau-Anstalt Wien" ausgeführt. Diese Firma wurde später von Waagner-Biró übernommen. Der Statiker war Ingenieur Sigmund Wagner, der Baumeister für den Grundaushub Josef Wenz, der auch mehrere Wohnhäuser im 13. Bezirk errichtete und nach welchem eine Gasse in Hietzing benannt ist. Die Glaserarbeiten wurden von F. Kotzian ausgeführt.
Segenschmid unternahm mehrere Reisen zu hervorragenden Pflanzenkulturstätten in Europa, um die neuesten Erkenntnisse über den Bau von Gewächshäusern zu studieren. Es standen damals bereits die großen, bedeutenden Glashäuser des 19. Jahrhunderts: das Palmenhaus in Kew (London), der von Paxton errichtete Kristallpalast (ebenfalls in London), der Kibble Palace im Botanischen Garten in Glasgow und der Wintergarten in Laeken (Brüssel). Für die Form des Schönbrunner Palmenhauses kann Kew Garden als Vorbild angesehen werden, für die Konstruktion Laeken.
Der Bau wurde 1881 begonnen und nach nur fünfzehnmonatiger Bauzeit fertiggestellt, sodaß er am 19. 6. 1882 von Kaiser Franz Joseph I. eröffnet werden konnte. Am 2. 6. 1884 schreibt die "Neue Freie Presse": "Nachdem das alte Palmenhaus und das benachbarte Pflanzenhaus demoliert worden sind, erscheint der neue Kuppelbau aus Eisen und Glas - ein Kristallpalast, der seinesgleichen auf dem Continente kaum mehr hat - von allen Seiten frei sichtbar. Ein weitläufiges Gartenparterre mit Bassins und zierlich geformten Baumgruppen, in dessen Mitte der Bau sich wie eine Riesenkrone mit schöngeschwungenen Linien erhebt, vollendet den harmonischen Eindruck des Ganzen".
Der Bau wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt und in den Jahren 1948 bis 1952 wiederhergestellt. Von 1976 bis zum 30. November 1990 war das Palmenhaus wegen einer dringend notwendigen Generalrenovierung geschlossen.
Bei dieser vorbildlichen Instandsetzung des Gebäudes wurden drei 63 Klimazonen eingerichtet: das Kalthaus, das "temperierte Haus" und das Tropenhaus, in dem im Winter eine Mindesttemperatur von 17° Celsius gegeben ist. Die Sanierung betraf die gesamte Konstruktion; Lüftung und Heizung wurden erneuert. Bei der vollständig neuen Verglasung entschloß man sich aus technischen und ästhetischen Gründen trotz der Mehrkosten für Silikatglas (statt Acrylglas).
Der damit erreichte ungehindertere Lichteinfall verstärkt im Inneren des Gebäudes mit der hellen Farbgebung der Eisenkonstruktion den Eindruck von Leichtigkeit, Großzügigkeit und Weite.
• Baubeschreibung
Auf einem 1 m hohen Sockel aus Ziegeln, welche mit Steinplatten verkleidet sind, erhebt sich über 2437 m2 der 113 m lange, 28 m breite und 25 m hohe Bau. Das Erscheinungsbild wird von dem geschwungenen, an Pflanzen gemahnenden Gerippe der außen liegenden Eisenkonstruktion bestimmt. Sie liegt außen, um die für Pflanzen schädliche Kondensation des Wassers am Eisen zu vermeiden. Diese selten verwirklichte Konzeption und die Ausgewogenheit der Proportionen aller Bauteile an sich und zueinander erheben den Bau, der zu den drei größten Glashäusern der Welt zählt, weit über den Durchschnitt der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zahlreich errichteten Eisenkonstruktionen.
283, 284
Ein erhöhter Mittelbau über rechteckigem Grundriß, das eigentliche Palmenhaus, ist durch Seitenteile mit den Eckpavillons, dem Warm- und Kalthaus, über quadratischen Grundrissen verbunden (Abb. 283). Ursprünglich waren die drei Abteilungen durch mobile Glaswände getrennt. Je zwei Eingänge befinden sich an den Schmalseiten und an den Hauptfassaden. Die gekurvten Formen der pflanzlichen Motive in den Bogengitterträgern waren nur in Stahl verwirklichbar. Besonders die Baukörper des Mittelteiles und der Pavillons werden durch die Ausgewogenheit konvexer und konkaver Linien bestimmt (Abb. 284). Die in den Zwischenrippen eingesetzten Glasflächen ergeben eine Hülle, welche ohne die traditionelle Trennung von Wand und Dach das gesamte Gebäude überzieht. Der Bau zeigt auf radikale Weise eine dem Material entsprechende Formgebung.
285, 286
Die Konstruktion ist mit Ausnahme der Gußeisensäulen des Mittelbaues und der beiden Eckkuppeln in Schmiedeeisen ausgeführt. Die genieteten Gitterträger münden in den pavillonartigen Aufbauten in Kastenträger, die von gußeisernen Stützen getragen werden. Darüber befindet sich das senkrechte Säulen-Bogen-Ständerwerk (Abb. 285). Seine Dekorationen verweisen bei den Säulen- und Kapitellformen im Sinne des Historismus auf antikes Formengut (Abb. 286). Über diesen schmalen senkrechten Zonen liegen die Kuppelkonstruktionen, die von Laternen mit 1,2 m hohen Glaswänden und 2,8 m hohen Satteldächern abgeschlossen werden.
Das aus grünen, schuppenförmig gelegten Scheiben bestehende Glasgewölbe ist zweischalig. Der Bau ist durch zahlreiche Treppen und Galerien innen und außen begehbar, durch bewegliche Öffnungen variabel zu belüften und hatte eine Dampfwarmwasserheizung, deren Kesselhaus mit drei Kesseln anfangs am Südende im ehemals anschließenden "Elefantenhof" des Tiergartens stand. 1904/05 wurde das Kesselhaus gegen den Rand des Gartens an die Maxingstraße verlegt. Der neu errichtete Abzugskamin ist auch von dieser Straße aus sichtbar.
287
Der Dampf wurde in die Kammern unter dem Palmenhaus geleitet (Abb. 287), wo er in schlangenförmigen Heizkörpern das Wasser erwärmte und zum Zirkulieren brachte. Auch die Zuleitungsrohre gaben Wärme ab. Wasserdampf wurde zum Dämpfen der Pflanzen verwendet und wirkte als Ersatz für natürlichen Tau.
Sonnenuhrhaus
Schloßpark Schönbrunn Alphons Custodis
1904/05
288
• Baugeschichte
Das Sonnenuhrhaus war ursprünglich für die "Neuholländersammlung", welche Pflanzen aus Australien und Südafrika beinhaltete und auf die Initiative von Karl Alexander Anselm Freiherr von Hügel (1796-1870) zurückzuführen ist, konzipiert. Hügel war Gründer der k. k. Gartenbaugesellschaft und unternahm zahlreiche Forschungsreisen.
Im Vergleich zum großen Palmenhaus ist der Bau einfacher und strenger. Er wurde 1904/05 nach Plänen von Alphons Custodis errichtet. Ein Vorprojekt schloß das Victoriahaus für die größte Seerose (victoria amazonica) ein. Dieser achteckige Anbau wurde nicht ausgeführt.
• Baubeschreibung
289, 290
Das Glashaus ist eine einschalige, 15 m hohe Metall-Glas-Konstruktion über einem rechteckigen, gemauerten Fundament mit 14,5 m Breite und 45 m Länge (Abb. 289). Der Statikplan von 1904 stammt von L. & J. Biró & A. Kurz. Das Dach der stützenfreien Halle bilden gebogene Träger von 14,5 m Spannweite. Die Metallkonstruktion liegt hinter der Glaswand. Metalldekorationen befinden sich in einfacher Form an der Dachgalerie und an den beiden Seitenportalen. Die Belüftung nach oben erfolgt durch eine über den gesamten First geführte Laterne, an der Südseite durch Klappfenster. Die Nordseite besteht aus einer 8,5 m hohen gemauerten Wand; auch der Haupteingang im Osten (Abb. 290) ist gemauert und zeigt in der Attika Reliefs, die an Arbeiten Michael Powolnys erinnern.
Jagdschloß
Lainzer Straße 138 Um 1700 (?)
291 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
292
Erst ab 1741 sind die häufig wechselnden Besitzer dieses Jagdschlößchens grundbücherlich belegbar; der Bau dürfte jedoch bereits um 1700, möglicherweise für das Geschlecht der Starhemberg, Herrschaft Erlaa, errichtet worden sein. Später wurde die Anlage verpachtet, u. a. an Antonia Gräfin Esterházy (um 1820), Louis Ernst Graf von Cobenzl und Anton Graf von Apponyi. Dessen Tochter Franziska heiratete Josef Graf von Tige, der das Schlößchen kaufte. Von dieser Familie übernahm 1884 der Jesuitenorden gegen eine Leibrente für drei unverheiratete Töchter das Anwesen. Die Patres gaben den alten Wällischhof bei Brunn am Gebirge auf und übersiedelten nach Lainz. 1885/86 entstand die unmittelbar an den Bau angrenzende Herz-Jesu-Kirche in neuromanischem Stil. Sie wurde 1965 abgerissen; an ihrer Stelle errichtete man 1967 das Soziale Bildungshaus und daran angeschlossen im selben Jahr die Konzils-Gedächtniskirche (-> Konzils-Gedächtniskirche) (Abb. 292).
Das Schlößchen erwies sich für die Aktivitäten der Jesuiten bald als zu klein; man plante den Anbau eines Exerzitienhauses. Polixena Gräfin von Esterházy stiftete 70 000 Gulden für die Errichtung des Neubaues an der Westseite des alten Traktes. 1889/90 war der dreigeschoßige Bau fertiggestellt. Die Pläne stammen von Architekt Ferdinand Zehengruber in Zusammenarbeit mit P. Provinzial Josef Schwärzler.
1895 bis 1922 befand sich im neu errichteten Anbau des Kollegiums die wertvolle, viele Handschriften und Inkunabeln enthaltende Bibliotheca Rossiana, die ein Sammler den Jesuiten vermacht hatte, welche sie 1877 von Rom nach Wien brachten. Seit 1922 steht sie wieder der Vatikanischen Bibliothek zur Verfügung.
Der Kern der h. Anlage, das zweigeschoßige, barocke Schlößchen, besaß ursprünglich einen rechteckigen Grundriß, der im Brequin-Plan von 1754/55 eingezeichnet ist. Die Hauptfassade war gegen Norden gerichtet. Schon damals gab es zwei Nebengebäude, davon ein langgestrecktes am Beginn der h. Jagdschloßgasse. Der an den Haupttrakt gegen Westen anschließende französische Garten wurde zu dieser Zeit als "H. V. (v.) Saffran Garten" bezeichnet; dies weist auf den damaligen Besitzer, Hofkammerrat von Saffran, hin.
Der Grundbesitz umfaßte 1775 mehr als zwölf Joch (das sind etwa 60000 m2), während die Ausdehnung des h. Parks etwa vier Joch (ca. 20000 m2) beträgt. Von der 1819 im Franziszeischen Kataster eingezeichneten Gartengestaltung zeugt heute noch eine gegen Westen führende Allee.
1830 erfolgte eine Adaptierung der Anlage, die dem Außenbau in großen Zügen sein h. Aussehen verlieh.
293, 294, 295, 296
Ursprünglich sollte zu dieser Zeit das Schlößchen beträchtlich erweitert und umgestaltet werden; nur diese nicht ausgeführten Umbaupläne sind erhalten. Sie zeigen eine von 13 auf 19 Achsen erweiterte, nach Norden gerichtete klassizistische Hauptfassade (Abb. 293). Ein neunachsiger Mittelteil springt etwas vor und ist nach oben durch eine gerade Attika abgeschlossen. In diese Horizontallinie schneidet der Giebel des wiederum etwas vorgesetzten fünfachsigen Mittelrisalits ein. Er ist durch Rundbogenarkaden im Erdgeschoß und eine darüberliegende, überdachte Terrasse gekennzeichnet. Der Giebel wird von sechs korinthischen Säulen getragen; zwischen ihnen liegen Schmiedeeisengitter mit Sternmotiven. Im Giebel befindet sich ein Relief, das zwei Engel, die einen Lorbeerkranz mit darüberliegender Krone halten, darstellt. Die Südfassade (Abb. 294) ist ebenfalls symmetrisch gehalten und fällt durch ihren Mittelteil auf, der zwischen den zwei gerade abgeschlossenen, überhöhten und vorgesetzten "Trakten" etwas eingezwängt wirkt. Im ersten Stock dieses geplanten Schlößchens sollte eine überkuppelte und mit einer Laterne versehene Kapelle eingebaut werden (Abb. 295, 296).
Von diesem großzügigen Entwurf wurde lediglich die Gestaltung der Seitenteile an der Nordfassade übernommen. Sie stimmen in der Achsengliederung sowie in großen Zügen auch in der Art der Bänderung der Erdgeschoßzone mit den Plänen überein.
297
Spätestens seit etwa 1815 gab es zwei verschieden lange, einerseits rechtwinkelig, andererseits leicht schräg zum Hauptbau liegende Seitenflügel; sie waren gegen Süden gerichtet und wie der Haupttrakt zweigeschoßig. Der rechte, schräg ansetzende und 1830 durch Josef Graf von Tige erneuerte sowie verkürzt ausgebildete Flügel mußte dem Bau der Herz-Jesu-Kirche weichen, der linke besteht einachsig noch heute und ist das Bindeglied zwischen dem alten Bau und dem 1889/90 errichteten dreigeschoßigen Trakt. Ein Teil der alten Nebengebäude, die mit dem Hauptbau einen Hof umschlossen, stand noch bis 1965 (Abb. 297).
• Baubeschreibung
298
Die symmetrisch gehaltene, gegen Norden zum Garten gerichtete Hauptfassade wird durch einen gering vortretenden, dreiachsigen Mittelrisalit akzentuiert; er wird von einem Giebel, in dem sich ein lyraförmiges Fenster befindet, abgeschlossen. Die Seitenteile weisen je fünf Fensterachsen auf.
Die Fassade zeichnet sich durch ein Spiel verschieden erhabener Flächen aus. Die durch Größe und Form betonten Fenster im Obergeschoß des Mittelrisalits sitzen in vertieften Feldern, die Sohlbänke liegen auf vortretenden Mauerflächen. Alle rechteckigen Fenster sind von dünnen Mauerleisten gerahmt, die drei Fenster im Obergeschoß des Risalites werden von Rundbögen abgeschlossen, die gestuft zur senkrechten Rahmenleiste überleiten. Bis auf diese Zone sind alle Mauerflächen gebändert.
Die Geschoße sind durch ein deutlich hervorgehobenes, durchlaufendes Gesims voneinander getrennt. Im Erdgeschoß wurden ursprünglich links und rechts die letzten beiden Achsen durch je ein mächtiges Tor mit Korbbogenabschluß gebildet. Obwohl zugemauert, ist heute noch der rechte Torbogen erkennbar; in der vertieften Mauerfläche befindet sich ein Fenster.
Das Mansarddach ist relativ schwach geneigt.
Heute liegen im Parterre Gemeinschafts- und Gruppenräume, im ersten Stock ein Hörsaal, Gruppenräume und die Kapelle.
299, 300
Hauskapelle im alten Trakt des Jesuitenkollegs
Lainzer Straße 138 Karl Wittmann
1980
301
Die Kapelle im alten ehemaligen Jagdschloß wurde 1980 von Karl Wittmann neu gestaltet. Sie soll der Eucharistiefeier dienen, aber auch Raum sein für andere liturgische Feiern und für das stille Gebet. Der Zentralgedanke drückt sich in der Lage des runden Altares und der umgebenden Stühle aus. Diese weisen aber auch auf die von Günther Kraus in Emailtechnik gestaltete Stirnwand. Der Kreuzausschnitt ist in seiner Eigenschaft als Fragment ein bewußter Gegensatz zur archetypischen Form des Kreises. So ist "der Kreis, aufgebrochen ins Fragment und im Fragment die Hoffnung auf das Ganze."
"Kleines Herrschaftshaus"
Lainzer Straße 14 Erste Hälfte 18. Jhdt.
302 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Der viergeschoßige stöckelartige Bau mit ausgebautem Mansarddach wurde in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts für einen heute nicht mehr eruierbaren Auftraggeber errichtet. Das Gebäude trug schon im 18. Jahrhundert die Bezeichnung "Kleines Herrschaftshaus" - im Gegensatz zu dem sog. "Großen Herrschaftshaus" nördlich der Faistenmühle (-> Faistenmühle). Das Haus Lainzer Straße 14 lag ursprünglich zwischen dem ehemals offen fließenden Lainzerbach und dem Mühlbach.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts erfolgte an der Nordwestseite des Hauses ein Anbau für eine Filatur zum Abhaspeln und Zwirnen von Seide.
Am 14. 3. 1796 verkaufte Josef Wenzl Graf von Thürheim das Gebäude an Carolina Henrica Gräfin von Clary und Aldringen. Aus dieser Zeit - zwischen 1797 und 1803 - existiert eine Beschreibung des zugehörigen Gartens: "Vor diesem weitläufigen Gebäude ist ein junger Garten in teutschenglischem Geschmacke mit Hügeln, Schlangengängen und natürlichen Rasenplätzen angelegt, der sich mit jedem Jahr in seiner verschönerten Entwicklung darstellen wird."
Anfang des 19. Jahrhunderts war das Gebäude im Besitz der Familie Pálffy. 1851 verkaufte Karl Mosbacher an Wilhelm Mattersdorfer. Ab 1872 gehörte je eine Hälfte des Baues Rosa Baronin von Redwitz und Johannes Hahn. 1881 wurde entlang der Lainzer Straße durch Baumeister Josef Wenz eine Mauer mit eisernem Gitter errichtet. Die Nachkommen der Familie Redwitz besaßen das Anwesen bis 1961. Zwischen 1961 und 1978 war es zur Gänze im Besitz der Shell Austria AG, ab dieser Zeit nur mehr zu 536 von 933 Anteilen; für den Rest besteht Wohnungseigentum. 1984 wurde der bemerkenswerte Bau aus der Spätbarockzeit unter Denkmalschutz gestellt, was seinen geplanten Abbruch verhinderte.
• Baubeschreibung
Die Gliederung der wohlproportionierten, vierachsigen Fassade ist streng und klar. Das heute infolge der Anhebung des vor dem Bau liegenden Terrains abgesenkt erscheinende Erdgeschoß ist gebändert und durch ein abschließendes Kordongesims als Sockel ausgebildet. Der mittig angesetzte Eingang wird durch einen auf vier vorgestellten dorischen Säulen ruhenden Balkon mit Eisengeländer in Empire-Formen betont. Dieser Vorbau stammt aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts. Die Fenster mit profilierten Steingewänden und Holzjalousien sitzen plan in der Wand. Die Fenster des ersten Obergeschoßes sind durch eine umlaufende Sohlbankleiste verbunden. Ihr entspricht unter den Fenstern des obersten Geschoßes ein flach profiliertes Kordongesims. Mit der Bänderung des Erdgeschoßes tragen diese Elemente zur waagrechten Gliederung der Fassade bei.
Das mächtige, ausgebaute Mansarddach war ursprünglich mit Holzschindeln gedeckt und erhielt nach dem Zweiten Weltkrieg eine Eterniteindeckung.
303
Im Inneren des Baues wurde seit der Adaptierung zu Beginn des 19. Jahrhunderts wenig verändert. Ein kleines, halbkreisförmig gewendeltes Stiegenhaus in der Nordwestecke verbindet die Geschoße. Die in den Obergeschoßen einander ähnlichen Grundrisse sind durch jeweils drei symmetrisch angeordnete Räume gegen Osten geprägt (Abb. 303); das mit zwei Fenstern ausgestattete mittlere Zimmer hat Saloncharakter. Die WC-Anlagen liegen an der Wendung des Stiegenhauses. Dadurch sind die in den einzelnen Geschoßen daran angrenzenden Räume an zwei Ecken nicht rechtwinkelig ausgebildet. Die Türbeschläge sind zum Teil noch original.
Die aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammende, an der nordwestlichen Ecke angebaute, ebenerdige und ca. 55 m2 große Seidenfilatur diente während einer Zeit des Besitzes durch die Familie Baron Redwitz als Tanzsaal. Er wurde 1960 abgetragen.
Gartenpalais de (di) Pauli von Enzenbühl (Entzebühel)
Lainzer Straße 162 Um 1750
304
• Baugeschichte
Christoph Lorentz de Pauli von Enzenbühl stammte aus Tachau in Böhmen, erhielt 1703 einen Lehrbrief für Pharmazie und kam auf seiner Wanderschaft nach Wien, wo er sein Studium an der Universität mit dem Diplom für Pharmazie abschloß. Er übernahm die bereits Ende des 17. Jahrhunderts bestehende Apotheke "Zum Roten Krebs" am Hohen Markt. Sein Sohn Ignaz Franz Gabriel de Pauli, ebenfalls Apotheker, heiratete 1755 Anna Barbara Crettier. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist er der Auftraggeber für die Errichtung des Palais; jedenfalls wird er 1756 als Besitzer genannt: "Dieses Haus in Lantz nächst Ma. Hietzing gehört dem Herrn Ignaz Gabriel de Pauli von Entzebühel, und liegt selbes am Ende des Ortes gegen Speising." Auf dem Brequin-Plan von 1754/55 ist das Palais bereits eingezeichnet.
305, 306
Unter den zahlreichen späteren Besitzern ist für 1863 Hermine Baronin von Schey zu nennen. In diesem Jahr ließ der Bankier Friedrich Freiherr Schey von Koromla ein Palais am Opernring erbauen. 1867 errichtete man an der linken Seite des Lainzer Baues ein gegen Süden gerichtetes 18,7 m langes Glashaus (Abb. 305, 306). Spätestens in dieser Zeit kam es zu dem entscheidenden Umbau, der das Aussehen des Palais wesentlich veränderte: Die links und rechts an den Hauptflügel grenzenden, zweiachsigen, ebenerdigen Trakte wurden aufgestockt, sodaß insgesamt 13 Fensterachsen entstanden; über die gesamte Länge wurde ein niedriger gehaltenes zweites Obergeschoß aufgesetzt. Der ehemals einachsige Mittelrisalit wurde ebensowenig belassen wie die ursprüngliche Fassade. Seit dieser Zeit ist der dreiachsige Mitteltrakt schwach abgesetzt und erfährt dadurch und durch einen Giebelabschluß eine besondere Betonung. Das Mansard- bzw. Walmdach wurde zu einem durchgehenden Satteldach verändert.
Außerdem dürfte vor diesem Umbau eine in die Zeit um 1820 fallende "Modernisierung" erfolgt sein; mit ihr im Zusammenhang steht die h. Fassadengestaltung des Erdgeschoßes und der straßenseitig liegenden Seitentrakte.
307
Nachkommen der Familie von Schey besaßen das Anwesen zu großen Teilen bis gegen Ende der Monarchie. 1918/19 ist Eugenie Gräfin von Platen zu Hallermund als Besitzerin nachweisbar. Sie ließ 1919/20 durch Stadtbaumeister Felix Sauer im Erdgeschoß fünf Mietkleinwohnungen einrichten (Abb. 307). Für das erste Obergeschoß ist kein Umbauplan erhalten; es dürfte für die Benützung der Besitzerin unverändert belassen worden sein.
Noch 1919 bestanden straßenseitig, angebaut an den linken ebenerdigen Seitenflügel, ein Trakt bis zur Versorgungsheimstraße und acht Meter an ihr entlang ein weiterer Anbau, der einen zweiten, nach Westen offenen Hof begrenzte. Diese beiden ebenerdigen Trakte bestanden bereits 1819 und wurden 1929/30 abgetragen; an ihrer Stelle befindet sich eine 1930 erbaute Villa. Einen Teil des rechtwinkelig zur Straße liegenden linken Seitenflügels hat im Zweiten Weltkrieg ein Bombentreffer zerstört. Die heute Ecke Lainzer Straße/Versorgungsheimstraße stehende, gemauerte Nische mit Kruzifix wurde erst 1929 hier errichtet. Vorher stand einige Meter stadtauswärts und etwas zur Straße gerückt eine aus dem 16. Jahrhundert stammende Kreuzkapelle.
• Baubeschreibung des ursprünglichen Zustandes
Die Zeichnung aus dem Jahr 1756 zeigt das Palais mit einem straßenseitig gelegenen Hof, der durch rechtwinkelig angesetzte ebenerdige Seitentrakte und eine Tormauer gebildet wurde. In ihm befand sich ein Brunnen. Gegen Westen erstreckte sich eine französische Gartenanlage mit in Spiralornamenten angelegten Blumenbeeten, einer aus Buchs geformten symmetrischen Figuration in Anlehnung an das Motiv des Irrgartens und einem zentral gesetzten Springbrunnen. Diese Anlage setzte sich in parallel geführte Alleen fort, wobei die gegen das Palais gerichtete Mittelachse verbreitert war. Eine Mauer mit Ausgang gegen Westen umschloß den Garten. An der Südseite lag - ebenfalls von einer Mauer abgegrenzt - eine Obstbaumallee mit seitlich angereihten Gemüsebeeten.
Der zweigeschoßige, symmetrisch gegliederte Bau mit dreiachsigem, schwach vortretendem und erhöhtem Mittelteil zeichnete sich durch ausgewogene Proportionen aus. Die etwas abgesenkten Seitentrakte wiesen ebenfalls je drei Fensterachsen auf. Die Fassade des um einige Stufen erhöhten Erdgeschoßes war gebändert; der Haupteingang lag in der Mitte. Die mittlere Fensterachse war als Risalit ausgebildet. Im rechten Seitenflügel gab es einen zweiten Eingang.
Die hohen Fenster des Obergeschoßes saßen in vertieften Feldern, die Flächen zwischen den Fenstern wurden durch flache Doppelpilaster gegliedert. Im Mittelteil waren die Fenster rundbogig abgeschlossen. Die Mittelachse der Straßenfassade wurde durch ein lyraförmiges Mansardfenster und einen darüberliegenden dekorativen Aufbau abgeschlossen. Der Mittelteil trug ein Mansarddach, die Seitenflügel besaßen Walmdächer. Die hohen Rauchfänge wurden von verzierten Ausgängen abgeschlossen.
An den Bau gliederten sich seitlich ebenerdige, zweiachsige Trakte an, denen im rechten Winkel gegen die Straße die als Wirtschafts- und Stallgebäude dienenden Flügel angesetzt waren. Durch den linken in der Längsachse des Hauptbaues liegenden Trakt konnte man durch einen rundbogigen Durchgang vom Hof in den Park gelangen.
• Baubeschreibung des gegenwärtigen Zustandes
308
Die Straßenfassade des Palais ist im Erdgeschoß und im ersten Obergeschoß glatt verputzt, im zweiten Obergeschoß sind zwischen den Fenstern gerahmte Mauerfelder eingesetzt. Es gibt einen Haupteingang in der Mitte der Fassade und zwei Seiteneingänge. Türen und Fenster sind im Erdgeschoß rundbogig abgeschlossen; die Fenster im ersten Obergeschoß werden von Profilleisten umrahmt, über den Fenstern sind Konsolen gesetzt. Im Mittelteil liegen an seiner seitlichen Begrenzung und zwischen den Fenstern Pilaster, die in das zweite Obergeschoß weitergeführt sind.
Die Horizontalgliederung erfolgt zwischen Erdgeschoß und erstem Obergeschoß durch zwei in geringer Entfernung voneinander liegende Gesimse, zwischen erstem und zweitem Obergeschoß durch ein einfaches Gesims. Über den Fenstern des zweiten Obergeschoßes befinden sich ein gestufter Mauerstreifen und darüber ein mehrfach abgestuftes Dachgesims. Der Bau ist teilweise unterkellert.
Die Fenster in den verschieden langen, ebenerdigen Seitenflügel haben halbrunde Abschlüsse. An der Stirnseite des linken Flügels befinden sich Reliefs mit Voluten und Blattmotiven, die mit großer Wahrscheinlichkeit aus der Zeit vor dem Umbau in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts stammen. Das von den Reliefs flankierte Wappen ist ein Phantasiegebilde neueren Datums.
309
Die ehemalige Gartenseite (Abb. 309, heute an der Montevideogasse) zeigt einen nur zweigeschoßigen, fünfachsigen Mittelteil, dem vorspringende, dreigeschoßige, einachsige Seitenteile angesetzt sind. Daran schließen sich ebenfalls dreigeschoßige, jedoch zweiachsige Flügel an, die relativ weit zurücktreten; sie sind Teile der Rückseite des ausgedehnten Straßentraktes.
Im Erdgeschoß der Gartenseite liegt der zentral angeordnete und von je zwei Rundbogenfenstern flankierte Ausgang. Er ist ebenfalls rundbogig abgeschlossen. Der Balkon mit schmiedeeisernem Gitter im ersten Obergeschoß des Mittelteiles erstreckt sich über drei Achsen und ruht auf vier Voluten. Die Doppelfenster in den Seitenteilen sind von Pilastern, über die Segmentbogen gespannt sind, flankiert. Auch diese Fassade ist durch die um 1820 und in den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts erfolgten Umbauten charakterisiert.
Im Inneren des Haupttraktes, der heute ausschließlich Wohnzwecken dient, liegen straßenseitig rechts das ausgedehnte Treppenhaus und links eine gewendelte Treppe von geringerer Dimension. Ursprünglich bestand mit großer Wahrscheinlichkeit eine in großen Zügen symmetrische Grundrißsituation mit in der Beletage gelegenen Salons, die in Flucht angeordnet waren. Noch vor dem Umbau 1919 war - zumindest im Erdgeschoß - diese symmetrische Konzeption bemerkbar.
"Wambacher"
Lainzer Straße 123 (ehem. 121, 123)
(heute Heurigen-Restaurant) 1589 (?)
310 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Das ursprünglich bäuerliche Anwesen diente sehr wahrscheinlich schon von jeher auch als Weinhauerhaus. Es stand möglicherweise schon 1589, wenn der eingemauerte Stein mit dieser eingemeiselten Jahreszahl nicht von anderer Stelle hierher gebracht worden ist.
Bekannt wurde das Haus durch die während vieler Generationen hier ansässige Familie Wambacher, die neben dem Ausschank des eigenen Weines eine Meierei betrieb.
Der Bauer Franciscus Seraphicus Wonbacher (1792-1871) aus Ober-Sievering, der 1815 die Lainzerin Rosalie Brunner heiratete, bewohnte als erster "Wambacher" dieses Anwesen. Er brachte es zum Richter, zum Ortsvorsteher von Lainz. Die Vorbedingung für das Führen einer Meierei war der Besitz einer "stattlichen" Anzahl von Kühen sowie ausgedehnter Wiesen. Franz Wonbacher wurde von Erzherzog Franz Karl, dem Vater Franz Josephs, oftmals zur Jagd im Lainzer Tiergarten eingeladen und revanchierte sich mit Kaffeejausen in seinem Wirtschaftshof. Dieser persönliche Kontakt und der vielgerühmte Kaffee bewirkten 1832 die Erteilung einer Meiereikonzession. Die wegen ihrer hohen Qualität geschätzte Milch des "Wambacher" mußte täglich um vier Uhr morgens nach Schönbrunn bzw. zur Hofburg gebracht werden. Einen Milchstand gab es auch in der Wollzeile.
Schon in den dreißiger Jahren wurde das Anwesen ein beliebter Treffpunkt der Mitglieder des kaiserlichen Hofes, des Adels, später auch des Bürgertums und der Kunstwelt.
Kaiser Ferdinand, der mit Franz Wonbacher gut bekannt war, gehörte zu den ersten regelmäßigen Besuchern aus dem Kaiserhaus, die inmitten fremder Gäste den "Jausenkaffee mit Kipferln" einnahmen. Um ungestörter zu sein, war der Meierhof an Vormittagen oftmals nur für Mitglieder des kaiserlichen Hofes reserviert. Kaiser Franz Joseph war als Kind der Spielgefährte von Ferdinand Wambacher, dem Sohn Franz Wonbachers.
Eine Tochter Ferdinand Wambachers, Marie, war später die Besitzerin des Gemeindegasthauses in der Lainzer Straße 131.
Zu den Besuchern, die sich in einer zwischen den Jahren 1830 und 1915 von der kaiserlichen Kabinettskanzlei geführten Chronik eingetragen hatten, gehörten u. a. Kaiserin Maria Luise (verheiratet mit Napoleon I.), ab 1849 Kaiser Franz Joseph I., Kronprinz Rudolf, Erzherzog Ferdinand Maximilian, der spätere Kaiser von Mexiko, und Erzherzogin Maria Theresia, die während des Ersten Weltkrieges als Schwester Michaela in der Meierei Verwundete pflegte.
Stammgäste waren die Burgschauspielerinnen Katharina Schratt und Charlotte Wolter wie auch die Volksschauspielerin Hansi Niese.
Laut mündlicher Überlieferung lagerten während der Revolution 1848 Teile des kaiserlichen Archives auf dem Dachboden der Meierei.
• Baubeschreibung
311
Das Anwesen bestand aus drei nicht unterkellerten Trakten (Abb. 311), die U-förmig aneinandergereiht waren. Links von der Einfahrt lag ein Wohngebäude, das man später zu einem Café umbaute und das heute zum Restaurantbetrieb gehört.
Der rechte Trakt mit heute noch zum Teil alten Fenstern gegen den Hof zu bestand aus der sogenannten "Guten Stube", der Küche mit dem Stammtisch und dem Stall für ca. 20 Kühe und einige Pferde. In dem vorderen Teil wurden später Wohn- und Schlafräume und ein Bad eingerichtet. Ehemals befand sich an dieser Stelle ein von außen zu bedienender Backofen. Heute liegt in diesem Bereich die Küche für den Restaurationsbetrieb. 1881 wurde der Fußboden dieses straßenseitig gelegenen Gebäudeteiles um ca. 70 cm angehoben, der Dachstuhl um ca. 1,7 m erhöht. Der Grund für die Anhebung lag in der Überschwemmungsgefahr durch den unmittelbar am Haus vorbeifließenden Lainzerbach. Man konnte bei Hochwasser von den straßenseitigen Fenstern aus in den Bach greifen.
Die ehemaligen Ställe sind heute ein Gastraum, in dem noch das alte Deckengewölbe mit Gurtbögen zu erkennen ist. Dieser Teil des Gebäudes wurde schon 1910 zu einem Kaffeezimmer umgebaut. Der Bau ist hier mit Eternitschindeln gedeckt, unter ihnen liegen noch die alten Schindeln aus Holz.
In Richtung der damals noch nicht existierenden Püttlingengasse lag der Küchengarten.
Der dritte Teil des Meierhofes bestand aus einer am Ende des Hofes quer zu den beiden Seitentrakten gelegenen Scheune, die 1935 abgerissen wurde. In ihr befand sich auch die alte Weinpresse. Von diesem Quertrakt aus war der in den Hang gegrabene Weinkeller begehbar. Er besteht noch heute und weist über den verputzten Seitenwänden ein Ziegelgewölbe auf. Sein flaschenförmiger Grundriß mißt in der Länge ca. 20 m, die breiteste Stelle beträgt ca. 5 m. Der 3 m hohe Raum besitzt in der Decke vier Lüftungsschächte. Sein Eingang besteht aus einer halbkreisförmig abgeschlossenen Türe mit Steingewände.
312
In dem von den drei Trakten gebildeten Hof befanden sich u. a. der Brunnen und ein sehr schön ausgebildeter Taubenschlag (Abb. 312). Er wurde 1938 beseitigt, um einer PKW-Einfahrt Platz zu machen.
Durch die Scheune gelangte man in den ca. 3000 m2 großen, terrassierten und von kleinen Steintreppen durchzogenen Garten mit altem Baumbestand. In ihm stand ein Pavillon für die Damenkapelle. Hinter dem Garten lag eine ausgedehnte Waldwiese. Ursprünglich befand sich oberhalb des Baues am Hang des Küniglberges der terrassierte Weingarten.
In dem Gebäude stadteinwärts neben dem linken Trakt befand sich einst ein Milchgeschäft im Besitze der Familie Wambacher, der anschließende Bau (Nr. 121) war eine Weinschenke, ebenfalls im Besitz der Familie.
Hietzinger Theater
Trauttmansdorffgasse 18 Joseph Kornhäusel
1816
1853 abgetragen
313 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
314
Seit 1722 bestand eine Besitzgemeinschaft dreier Häuser mit zugehörigem Gartengrund in der h. Altgasse bzw. in einem damals nicht näher bezeichneten zweiten Ast dieser Gasse zur Lainzer Straße (CN 44, 45, 46 im Plan von 1827, Abb. 314). Die Gartengründe reichten bis zur Allee-Gasse, der h. Trauttmansdorffgasse. Der Besitzer war Josef de Selier, der von 1728 bis 1742 gemeinsam mit Borosini, von 1742 bis 1751 alleiniger Pächter des "Comödienhauses" in Wien, am Platz neben dem alten Karnertor, war.
Auf dem zum Haus CN 45 gehörigen Grundstück stand eine Art Gartenhaus, in dem durch den Prinzipal Kettner im Sommer ab und zu Theateraufführungen stattfanden. Es brannte 1796 ab und wurde zu einem "Musentempel niedrigsten Ranges, einer 'Kreuzerhütte', umgestaltet." Dies würde bedeuten, daß in Hietzing bereits vor dem 1799 in Penzing errichteten Theater öffentliche Aufführungen - allerdings mit bescheidenerem Anspruch und Umfang - stattfanden. Nach anderen Quellen ist dies zweifelhaft, da Kettner zur gleichen Zeit das Landstraßer Theater leitete.
Der Großhändler Bartholomäus Malanotti, dessen Familie 1811 in den Besitz dieser drei Häuser gelangte, erhielt mit Regierungsdekret vom 12. 8. 1816 die Bewilligung für den Bau eines Schauspielhauses in Hietzing. Er beauftragte damit Joseph Kornhäusel, der an der Stelle des als Theaterprovisorium dienenden Gartenpavillons ein festes Theater errichtete, das allerdings auch nur als Sommerbühne geplant war. Die erste Vorstellung (zwei Stücke von August von Kotzebue) fand am 24. 8. 1816 unter der Direktion Josef Hubers statt.
Ferdinand Raimund trat öfters in diesem Theater auf, erstmals am 17. 8. 1817 als "Staberl" in Bäuerles "Bürger von Wien", u. a. auch am 30. 9. 1817 als Mitglied der Leopoldstädter Bühne in dem Quodlibet "Die Zauberin von ungefähr oder Heute werden keine Ehen geschlossen". Anfang der zwanziger Jahre erreichte das Theater unter der Direktion Leopold Hochs, der gleichzeitig das Wiener Neustädter Theater leitete, einige Erfolge.
Die meist volkstümlichen und possenhaften Stücke, wie "Toni oder die Grausamkeiten der Neger auf St. Domingo" (1820) gefielen leidlich. Johann G. Seidl schreibt 1826: "Zum Glück findet derjenige, dem Theater ein unentbehrlicher Kunstgenuß däucht, diese Wohltät auch hier von dem Director Hrn. Bratsch, aber eben nicht auf das befriedigendste, gespendet." Man versuchte sich neben den Possen wie "Aline oder Hietzing und Penzing in einem anderen Welttheile" (1827) von Adolf Bäuerle jedoch auch an ernsthafteren Stücken und spielte sogar Friedrich Schillers "Räuber" (1830) - der Beginn dieses Dramas wurde jeweils mit drei Böllerschüssen kundgetan.
Ab 1839 gastierte regelmäßig die Ödenburger Theatergesellschaft, aber auch Mitglieder des Hofoperntheaters und des Carl-Theaters traten in Hietzing auf. Viele Aufführungen dienten wohltätigen Zwecken, zur Unterstützung armer Schauspieler z. B. 1839 die "Große musikalisch-deklematorisch-dramatische Abendunterhaltung zum Vortheile eines durch langjährige Krankheiten beruflos gewordenen, früher der Kunstwelt angehörenden Mannes" oder 1843 die Abend-Unterhaltung "Zum Besten des Armen-Institutes in Hietzing" .
Zuweilen standen Stücke in französischer Sprache auf dem Programm (erstmals 1843). 1845 spielte man Johann Nestroys "Der Zerrissene".
Die Billets waren im "Caffeehaus" zu Hietzing oder im Pfarrhof zu kaufen. 1848 kostete eine Loge vier Gulden, der Sperrsitz 40 Kreuzer, der Parterreplatz 24 Kreuzer und ein Platz auf der "Gallerie" acht Kreuzer. Auf den Plakaten waren auch die zur Rückfahrt nach Wien bereiten Stellwägen angegeben.
In den dreißiger Jahren war J. M. Trimmel Direktor des Theaters, von 1838-40 war es Carl Böhm, danach Johann Moritz, Rudolf Franz Mann, Rudolf Grünn, wieder Carl Böhm, dann Anton Fuhrmann und schließlich Nikolaus Feron. Die Theaterzettel reichen bis in das Jahr 1851.
Die letzte Aufführung - eine Wohltätigkeitsveranstaltung - wurde von Mitgliedern des Carl-Theaters bestritten. Man gab "Sieben Mädchen in Uniform", eine Burleske von Louis Angeli und das Intermezzo "Hinüber-Herüber-Hinüber-Herüber" von Nestroy.
315
1853 wurde das Theater abgetragen. An seiner Stelle errichtete man einen dreigeschoßigen Bau, in dem ab 1872 die Gemeindeverwaltung Hietzing untergebracht war. Von 1901 bis 1977 befand sich hier u. a. das Bezirksgericht; in diesem Jahr erfolgte eine Generalinstandsetzung und Umwidmung zum Wohnhaus. 1984 fanden verschiedene Um- und Anbauten statt, und es wurde die unter Denkmalschutz stehende Fassade renoviert (Abb. 315).
Heute ist hier auch der Pensionisten-Club "Alt-Hietzing" untergebracht.
• Baubeschreibung Theater
Das relativ kleine, fast fensterlose Gebäude hatte schlichte, glatte Fassaden, die von einer gestuften Bänderung eingefaßt waren. Wie am Badener und Josefstädter Theater, die ebenfalls J. Kornhäusel entworfen hatte, setzte sich ein gering vorspringender, drei Fensterachsen breiter Mittelrisalit vom kompakten Baukörper ab. Er war nach oben zu mit einem Flachgiebel, in dem sich auf gestuften Podesten eine von Girlanden umrankte Lyra befand, abgeschlossen. Unter einem nicht über die gesamte Breite des Mittelbaues reichenden und auf Konsolen ruhenden Gesims befanden sich die getäfelte Eingangstüre mit Giebelbekrönung. Über dem Gesims lag ein Fenster mit bogenförmigem Abschluß. Das Gebäude war von einem Zeltdach gedeckt.
Der Innenraum umfaßte 18 Logen, diverse Sperrsitze, Parterrestehplätze und eine Galerie. Zwei nebeneinanderliegende Logen waren mit einer entfernbaren Wand versehen, um bei einem Besuch des Kaisers den Platz vergrößern zu können. Die Loge wurde in diesem Fall entsprechend ausgestattet.
Dommayers Casino
Hietzinger Hauptstraße 12, ab 1833 12-16 Josef Leistler
1833
Abgetragen: 1907
316 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
1783 wurde für Augustin Breitenbach und seine Frau Theresia gegenüber dem Schönbrunner Kaiserstöckl ein "Coffee Haus" mit Garten errichtet. Der Hahnwirt Reiter aus Hietzing wandelte es 1817 in ein "Caffeh- und Traiteurhaus" um.
Unter dem Schwiegersohn des Hahnwirtes, dem Kammacher Ferdinand Dommayer (1799-1858), welcher 1823 das Lokal übernahm, wurde es zu einem Begriff für ganz Wien. Er errichtete nach dem Abbruch von neun benachbarten Häusern das "Dommayersche Casino". Als Vorläufer dieser Einrichtung könnte das Nobelgasthaus "Zum goldenen Lamm" in der Wattmanngasse 7 angesehen werden, wo man beliebte Bälle und Volksbelustigungen veranstaltete.
317
Den Umbau zum Casino hat der Baudirektor des Fürsten Liechtenstein, Josef Leistler, ausgeführt. Der aus Italien stammende Begriff Casino wurde in Wien zum Modewort für Lokale, die Gasthaus mit Kaffeehaus verbanden und in denen Tanz- und Konzertsäle eingerichtet waren. Am 24. 6. 1833 wurde im Zuge des Umbaus u. a. auch der neue Tanzsaal (Abb. 317) der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bei der festlichen Eröffnung fanden sich zu den Klängen des von Johann Strauß Vater geleiteten Orchesters die Spitzen der Wiener Gesellschaft ein. Der "Sammler" berichtete am 27. 7. 1833: "Das neue Casino des Herrn Dommayer in Hietzing erfreut sich eines zahlreichen Zuspruches. Geschmack und Grandiosität erblickt man hier in schönem Verein. Strauß, der diesem Etablissement wieder gewonnen ist, entzückt an den Sonntagen und an Reunionstagen seine zahlreichen Freunde und Gönner". Hier fanden die berühmten Millefleursbälle, Täuberlbälle und Rosenfeste, aber auch Walzeruraufführungen von Josef Lanner, Johann Strauß Vater und Sohn statt. Es ist interessant, was der Nordamerikaner N. P. Wilis in seinen "Pencillings by the way" über das Casino sagt: "Ein öffentlicher Ball, dem ich in Hietzing beiwohnte, fand in einem im Hintergrunde eines Kaffeehausgartens erbauten Saale statt, und ich muß gestehen, daß ich auf den Glanz, der mir da entgegentrat, nicht im mindesten gefaßt war. Der Saal war sehr groß, von schönem Ebenmaße, auf allen vier Seiten mit Säulen geschmückt, und glich dem Inneren eines Tempels (...). Die Damen waren in geschmackvoll ächt parisischen Toiletten, die Herren aber kamen in Gehröcken und Stiefeln, und behielten beim Tanze den Hut auf!"
Während der Glanzzeit des Dommayerschen Casinos vermochte lediglich die Gastwirtschaft "Zum weißen Engel" am Beginn der Maxingstraße mit entsprechenden Veranstaltungen einigermaßen konkurrenzfähig zu bleiben.
Nach dem Tod Ferdinand Dommayers 1858 führte sein Sohn Franz (gest. 1900) das Unternehmen weiter. Da Hietzing seine Bedeutung als Ausflugsziel immer mehr verlor, geriet das Casino in finanzielle Schwierigkeiten, sodaß Franz Dommayer 1889 gezwungen war, den Besitz an den in Wien sehr bekannten Restaurateur Paul Hopfner zu verkaufen. Am 3. 2. 1907 nahm man in einem Fest vom alten Casino Abschied.
318
Nach der Demolierung wurde hier 1907/08 im Stil der Hotelbauten an der Riviera "Hopfners Park-Hotel Schönbrunn" nach Plänen des Architekten Arnold Heymann errichtet (Abb. 318). Hiebei wurde ein großer Teil des ehemaligen Dommayerschen Gartens verbaut.
Der Weinkeller für das Casino, aber auch noch für das Park-Hotel befand sich an der h. Maxingstraße, ungefähr dort, wo Skulpturen und Grabsteine für den Hietzinger Friedhof hergestellt werden.
1925 kam das Hotel in den Besitz der Familie Hübner, die den Bau nach dem Zweiten Weltkrieg durch Architekt Walter Jaksch um drei Trakte im Parkbereich und einen Trakt an der Hietzinger Hauptstraße (Hotel Maximilian) erweitern ließ.
An das alte Casino erinnert ein Relief über dem Eingang in das zur Hotel Austria Kette gehörende Park-Hotel.
319
Die westlich in kurzem Abstand an den Hauptbau des Hotels anschließenden Häuser Hietzinger Hauptstraße 18 und 20 stammen in ihrer Grundsubstanz aus der Zeit um 1780. Sie wurden in unserem Jahrhundert verändert und gehören heute zum Hotelkomplex. 1919 adaptierte der Hoffmann-Schüler Carl Witzmann das Haus Hietzinger Hauptstraße 20 (Abb. 319) im Anklang an den Stil der Biedermeier-Sommerhäuser für den damaligen Besitzer Otto Klein. Die im Zuge dieses Umbaues errichteten Arkaden an der Hofseite waren bis 1953, als eine erneute Adaptierung vorgenommen wurde, erhalten. Im Inneren des Hauses zeugt nur mehr der Treppenaufgang in den ersten Stock von der Veränderung durch Carl Witzmann. Ebenfalls 1919 wurden das 1865 von Josef Kopf errichtete Treibhaus, die 1894 gebaute Kegelbahn und ein Geräteschuppen abgerissen.
1975 errichtete eine Architektengemeinschaft (Walter Jaksch, Theophil Melicher, Horst Gressenbauer) vor dem Hotel an der Kurve der Hietzinger Hauptstraße eine Gruppe von fünf ebenerdigen Geschäftspavillons in verglaster Aluminiumbauweise. Auf den alten Baumbestand wurde hiebei Rücksicht genommen.
320
1925 eröffnete die Cafétiersfamilie Schneider in der Dommayergasse 1/Auhofstraße 2, einem 1880 aufgestockten und 1924 von Franz Rienesl adaptierten Gebäude (zu Beginn der ersten Republik war hier das Bezirks-Polizei-Kommissariat untergebracht), den "Dommayerhof". Dieses Café mit Musikpavillon und 5-Uhr-Tee im Garten bestand bis 1931. Der mit Ausnahme kriegsbedingter Unterbrechungen in dem Gebäude untergebrachte Kaffeehausbetrieb wird seit 1963 unter dem Namen "Café-Dommayer" geführt (Abb. 320). Die 1984 erfolgte Renovierung - die spätsecessionistische Einrichtung im Eingangsbereich wurde beibehalten - und regelmäßige musikalische Veranstaltungen (u. a. Damenkapelle "Wiener Walzermädchen") sind Versuche, an die Tradition des Casinos gleichen Namens anzuknüpfen. 1987 wurde im Zuge der Gartenrenovierung wieder ein Musikpavillon errichtet. Seit 1988 spielt von Mai bis September auf der Gartenbühne das "1. Wiener Kaffeehaustheater".
• Baubeschreibung (Umbau 1833)
321
Der zweigeschoßige Haupttrakt an der Hietzinger Hauptstraße erweiterte sich L-förmig gegen Südwesten. An der rechten Seite lag gegen den Garten zu ein schmaler Wirtschaftstrakt. Der Komplex wurde im Westen durch den von der Faistenmühle kommenden Mühlbach abgegrenzt. Die Straßenseite hatte elf, die Südseite sechs Fensterachsen. Der Eingang in der zweiten Achse der Straßenseite wurde später durch einen Glasdachvorbau akzentuiert. Die schlichte Fassade zeichnete sich durch klare Gliederung aus. Schmale, vertiefte Mauerfelder zwischen den Fenstern betonten die Vertikale; zu ihr bildeten unter den Fenstern des Obergeschoßes querrechteckige, ebenfalls vertiefte Felder einen Ausgleich. Ein Gesims zwischen den Geschoßen fehlte, umso plastischer war der mehrfach gestufte Dachvorsprung ausgebildet.
Südwestlich des Hauptbaues lag - in der Achse etwas verschoben - der ebenerdige Tanzsaal (Abb. 317) mit an der Südseite liegenden, bis zum Wandabschluß reichenden, fein gegliederten Fenstern. Der Anbau wirkte dadurch leicht und transparent. Über einem Zahnfries erhob sich eine glatte Attika. Im Inneren des Saales wurde die tonnengewölbte, reich verzierte Decke von Säulen mit korinthischen Kapitellen getragen.
Vor der Südfassade war im Sommer eine großflächige Markise zu spannen, welche die darunterliegenden Sitzplätze vor Regen und übermäßiger Sonneneinstrahlung schützte. Im angrenzenden Garten befand sich ein im klassizistischen Stil errichteter Musikpavillon.
Meierei am Himmelhof
Himmelhofgasse 17-19 1848
Abgetragen: 1960
322 vor Baugeschichte
• Baugeschichte, Baubeschreibung
1848 pachtete der Hofgraveur Franz Jauner die Gründe "Auf den Himmeln" am Hagenberg; ihr Besitzer war damals Prinz Gustav von Wasa. Franz Jauner, der Vater des Schauspielers und Ringtheaterdirektors Franz Jauner jun., errichtete im selben Jahr einen aus mehreren Gebäuden bestehenden Wirtschaftshof mit Meierei, in der später bis zu 100 Stück Vieh untergebracht waren.
Der Betrieb wurde auch als Jausenstation geführt und entwickelte sich vor allem wegen des ausgezeichneten Oberskaffees zu einem beliebten Ausflugsziel.
323, 324
1884 wurde der Besitz verkauft, die Meierei verlor an Anziehungskraft. Nach einem Brand ließ der damalige Besitzer A. C. Rosenthal 1894 das Anwesen durch Maurermeister Franz Bürger instandsetzen. Drei Flügel umgaben einen Hof, der straßenseitig gegen Nordosten durch eine Tormauer abgeschlossen war (Abb. 323, 324). In dem straßenseitig rechten Trakt gelegenen, zweigeschoßigen Hauptgebäude waren Wohnräume, im gegen Südwesten anschließenden ebenerdigen Trakt Ställe und ein Schuppen untergebracht; der Quertrakt bestand aus einer Vorhalle für den im Hang gelegenen Keller wie aus dem Teil eines dreigeschoßigen Hauses, das teilweise den nach Südosten gerichteten Flügel bildete. Dieser links vom Haupteingang und tiefer gelegene Trakt bestand straßenseitig nur aus dem Hochparterre mit aufgesetztem Dachboden. Am Hang oberhalb des gesamten Gebäudes lagen, durch einen gekurvten Fahrweg erreichbar, die Wagenremise und eine Requisitenkammer.
1896 bis 1898 lebte hier der Maler Karl Wilhelm Diefenbach (1851-1913) mit seinen Anhängern in der damals vielbesprochenen Kolonie "Per aspera ad astra".
1907 wurde ein Restaurantbetrieb eingerichtet. Die umgebenden Mauern riß man nieder und baute mit ihrem Material eine Aussichtsterrasse und eine Zufahrtsstraße, die in der Art einer Promenadenallee gestaltet wurde.
325
Ein Adaptierungsplan aus 1914 zeigt, daß im rechten Trakt die Schank, das Gastzimmer, ein Gesellschaftssaal, ein Extrazimmer, ein Clubzimmer, eine geschlossene Veranda, die Küche, die Abwäsche, eine Speis sowie die Wagenremise untergebracht waren. Im Quertrakt lagen eine Garage und der Vorkeller. Der zum Teil dreigeschoßige Gebäudeteil an der linken Seite wurde für einen Hotelbetrieb genutzt und umfaßte in den beiden Obergeschoßen neben mehreren Küchen je fünf Zimmer mit Balkon. Diese Anlage (Abb. 325) wurde nach dem Ersten Weltkrieg zum "Sanatorium Himmelhof" umgewandelt.
Das Restaurant ist noch in dem Wien-Führer von Baldass aus dem Jahr 1928 als Meierei und Gastwirtschaft eingezeichnet.
326
1929 errichtete man nach Abtragung des eingeschoßigen Südosttraktes einen viergeschoßigen Anbau an das bestehende Sanatorium. Der Neubau (Abb. 326)war flach gedeckt und wies im Dachgeschoß neben einer ausgedehnten Terrasse die Teeküche und einen Duschraum auf. Im Hochparterre und im ersten Stock lagen je vier Zimmer, ein Bad und eine Teeküche, im Hochparterre gegen Südosten und Südwesten eine Terrasse, im ersten Stock gegen Südwesten Balkone.
In dem klar gegliederten Bau, der von der "Carl Korn Baugesellschaft A. G." für Dr. Leo Mautner errichtet wurde, saßen die etwas vertieften, kleinflächig unterteilten Fenster zum Teil über Eck. Details, wie die Art der horizontalen Fassadengliederung oder der dekorativ angewendete Backstein, erinnern an den sozialen Wohnbau der Gemeinde Wien in der Zwischenkriegszeit.
Im Zweiten Weltkrieg diente die Anlage als Lazarett. Sie wurde 1960 abgerissen, an ihrer Stelle errichtete Hannes Lintl 1960-62 ein Bundeskonvikt für Mädchen. Von 1964 bis 1982/83 wurden allerdings nur Knaben aufgenommen, ab 1982/83 Mädchen und Knaben.
Die ursprüngliche Überlegung, den Sanatoriumsbau, also den linken Trakt der alten Meierei, in den Neubau zu integrieren, wurde nicht verwirklicht.
1994/95 erfolgte nach Plänen von Andreas und Herbert Müller-Hartburg ein dreigeschoßiger Anbau für Computerraum und Werksaal im Erdgeschoß, zwei Klassen und Musiksaal im ersten Stock und Sälen für Physik/Chemie/Biologie und Bildnerische Erziehung im zweiten Stock. Dadurch wurde im Bundeskonvikt der Unterricht in der fünften bis achten Schulstufe für dislocierte Klassen des BG und BRG 15., Diefenbachgasse 19, ermöglicht. Im Zuge dieser Bauerweiterung, die in allen Geschoßen durch Aufenthaltsräume mit dem Altbau verbunden ist, kam es zu einer Generalsanierung des Altbestandes.
Neue Welt
Lainzer Straße, Hietzinger Hauptstraße, Neue-Welt-Gasse Bestand: 1867-82
327
• Baugeschichte, Baubeschreibung
328
Das Gebiet zwischen dem Beginn der Lainzer Straße, der Hietzinger Hauptstraße und Neue-Welt-Gasse bis in etwa zur Elßlergasse (Abb. 328), die damals im Besitz von Baron Pereira-Arnstein befindlichen "Pereiraschen Gründe", wurde 1867 von dem Restaurateur Karl Schwender d. Jüngeren im Lizitationsweg erstanden. Er errichtete auf dem Areal, welches zu dieser Zeit wildparkähnlichen Charakter gehabt hatte, einige Hallen für landwirtschaftliche Ausstellungen. Bald wurden diese Ausstellungen mit Schützenfesten und Musikveranstaltungen verbunden. Die Beliebtheit der Darbietungen führte zu einem raschen Ausbau der sogenannten "Neuen Welt", welche zu einem Vergnügungsetablissement ersten Ranges aufstieg.
Durch ein schlichtes Eisenportal mit in Gold gehaltener Aufschrift "Neue Welt" - zwischen den beiden Worten war die westliche Hemisphäre des Globus zu sehen - gelangte man entlang eines "Heiligen Haines" bis zum Pereira-Schlößchen. Dieses ehemals zum Gebäudekomplex der Faistenmühle und um 1800 als "großes Herrschaftshaus" bezeichnete Gebäude hat Karl Schwender in die Gesamtanlage mit einbezogen und als Restaurant eingerichtet. Die Terrasse im ersten Stock wurde zu einem Kaffeehaus umgestaltet.
329
In einer Parkanlage, welche sich über das gesamte Gebiet erstreckte, befanden sich Orchesterpavillons und Treibhäuser mit Orangenbäumen und Kamelienstöcken. In einem englischen Garten lag eine freie Wiese, in ihrer Mitte ein mit Mosaiken belegter Tanzplatz. Hier veranstaltete man u. a. die "Champêtre"-Bälle. Am Parkende gegen St. Veit lag die sogenannte "Arena", die ca. 1000 Personen Platz bot und auf deren großzügig angelegter Bühne bekannte Orchester - auch unter der Leitung von Johann, Josef und Eduard Strauß - auftraten. Die meisten Männergesangsvereine aus Wien und Umgebung veranstalteten hier ihre Sommerliedtafeln. Es wurden außerdem verschiedenste "Spektakel" abgehalten, groß angelegte Feuerwerke, bemannte Fesselballonflüge und Seiltanzvorführungen. In diesem Zusammenhang ist der in der Fasholdgasse 6 wohnende Glasmaler Josef Brunner zu nennen, der durch seine in der "Neuen Welt" aufgeführten, akrobatischen Seiltanzkunststücke berühmt wurde.
Hinter dem Bühnenhaus, am Ende der Anlage, befand sich der Küchengarten. Der gesamte Park konnte durch tausende Gasflämmchen, die in Glastulpen brannten, erleuchtet werden.
330
Der wichtigste Bau war die "Weltausstellungs-Conzert-Arena" von 1873, die "Alhambra" (Abb. 330), gegenüber dem Schloßgebäude. Sie war ein bogenförmiger Holzbau in maurischem Stil mit vier vorgelagerten Terrassen im Freien. In diesem neuen Bau war Platz für 2000 Sänger und Musiker. Der erhöhte Mittelteil war ein Theater, in welchem Operetten und Ausstattungsstücke gespielt wurden. Im Sommer bot die "Alhambra" ein erstklassiges Varieté. Die Fassade wurde durch unzählige Gaslämpchen beleuchtet.
Nach 15 Jahren und großen Erfolgen verfiel das Unternehmen. Der seinerzeit zu den vermögendsten Grundbesitzern in Wien zählende Julius Frankl kaufte die Gründe der "Neuen Welt" und begann 1883 mit der Parzellierung. Von ihm kaufte die Böhmische Boden-Credit-Gesellschaft die meisten parzellierten Gründe, um auf dem Gelände das "Hietzinger Cottage" mit den für diesen Teil des Bezirkes typischen Gründerzeitvillen zu errichten. Die erste Villa, welche hier gebaut wurde, trug den Namen "Neue Welt" und stand in der Lainzer Straße Nr. 2. Bis 1996 befand sich hier eine Bankfiliale (-> Bank Austria, Lainzer Straße 2).
Eine der "Neuen Welt" folgende und ihr annähernd entsprechende Einrichtung war der am 5. 7. 1886 eröffnete Dreher-Park in Meidling. Die Popularität des Etablissementes in Hietzing konnte er jedoch nicht erreichen.
Hotel "Hietzinger Hof"
Hietzinger Hauptstraße 22 Josef Wenz
1888
Heinrich Staud
1899/1900
Abgetragen: 1948, 1962
331 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
332
1883 wurde das schon seit den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts bestehende "Hotel Vogelreuther" zum Hotel-Etablissement und Café "Union" umgewandelt. Das eingeschoßige Gebäude besaß neben einem ausgedehnten Garten einen zur Straße hin gelegenen Vorgarten (Abb. 332). 1885 kaufte Theodor Freiherr von Tucher, der in Nürnberg eine Brauerei besaß, das Hotel und vergrößerte es 1888 an der rechten Seite durch den Anbau eines achtachsigen Traktes. Er richtete in der von ihm als "Hietzinger Hof" bezeichneten Anlage zwei Restaurationsräume in altdeutschem und "modernem" Stil ein. Der Baumeister war Josef Wenz.
333
Im Garten entstand ein Saalanbau für ca. 1000 Personen. Die Decke dieses mit einem hohen Mittelschiff und mit Renaissanceelementen ausgestatteten Raumes wurde von 22 Säulen aus weißem Stuckmarmor getragen (Abb. 333). Die Wandgemälde stellten in Bezug zur Herkunft der Familie des Besitzers Ansichten von Alt-Nürnberg dar. 1897 kaufte Gustav Todt das Hotel, der es ab 1899/1900 durch Heinrich Staud aufstocken ließ.
In einer 1904 erschienenen Werbeschrift wird der Bau als inmitten von herrlichen Gärten gelegen und besonders für längere Aufenthalte geeignet beschrieben. Bis zum Ende der Monarchie veranstaltete man hier jeden Sonn- und Feiertag Militärkonzerte.
1940 wurden die Balustrade abgetragen und das Dachgeschoß ausgebaut. In der Zeit des Nationalsozialismus war in dem Hotel die SS untergebracht. Das Gebäude erlitt 1945 durch Bombentreffer starke Schäden; 1948 wurde der linke Teil abgetragen, unmittelbar vor der Errichtung des EKAZENTS (-> Einkaufszentrum Hietzing) kam es zum Totalabbruch des Hotels.
• Baubeschreibung
Im Zuge des 1899/1900 erfolgten Umbaues durch H. Staud wurde eine neue Fassade mit Stilmerkmalen aus der Barockzeit errichtet. Der dreigeschoßige, symmetrische Bau wies 15 Fensterachsen auf und erfuhr durch den Rundbogeneingang und die darüberliegenden Erker sowie durch die an dieser zentralen Stelle aufwendig gestaltete Attika eine Betonung der Mitte. Über der vierten und 12. Achse war die als Balustrade ausgebildete Attika segmentbogenförmig abgeschlossen; in den Bogenfeldern befanden sich - von Ranken bekrönt - die Aufschriften "Café" bzw. "Restaurant". Das relativ stark vorspringende Dachgesims trug wesentlich zur betont horizontalen Ausrichtung des Baues bei.
334
Im Erdgeschoß lagen links vom Eingang das Café (Abb. 334), rechts das Restaurant. Das Hotel bot in den Sälen 1500 Personen, in den Gärten 3000 Personen Platz. Die 60 Gästezimmer waren mit Möbeln aus Mahagoniholz eingerichtet. Mit den Gastgärten bedeckte die gesamte Anlage eine Fläche von rund 5800 m2.
• Baubeschreibung Park-Kino
335
Im Garten der Hotelanlage stand ein Musikpavillon, neben den 1907 eine aufwendig dekorierte Sommerbühne gebaut wurde. Wegen mangelnder Rentabilität wandelte man sie 1910 zu einem "Kinematographentheater" um. Bereits 1911 erfolgte eine Renovierung dieser damals aufsehenerregenden Unterhaltungseinrichtung. Der Filmprojektor des "Rainer Park-Kinos" stand in einem 13 m hinter dem Saal gelegenen Vorführraum und projizierte das Bild von rückwärts auf die mit einer Glasschichte überzogene Leinwand. Dieses Kino war mit einem Fassungsraum für 800 Personen eines der größten Wiens. 1927 mußte es wegen Baufälligkeit geschlossen werden, wurde jedoch bereits ein Jahr später im Konzertsaal des Hotels "Hietzinger Hof" wieder in Betrieb genommen. Der 1928 ausgeführte Umbau erfolgte nach Plänen von Carl Witzmann (Abb. 335). Nach Abriß des Hotels integrierte man das Kino in das EKAZENT. Das dem Wiener Gartenbau-Kino nachempfundene, neu gebaute Lichtspieltheater wurde im Mai 1964 eröffnet. 1978 umgebaut und verkleinert, bestand es bis Ende 1989. Von September 1991 bis Ende 1992 wurden die ehemaligen Kinoräume für Theaterzwecke genutzt, 1995 zu Geschäftsräumen umgebaut.
Tennisclubhaus Dr. Hans Heller
Beckgasse 19/Mühlbachergasse 20 Franz Singer/Friedl Dicker
1928
Abgetragen um 1935
336 vor Außenansicht
Außenansicht
337
Dieses frühe Werk der Ateliergemeinschaft Singer/Dicker (Bauleitung Jacques Groag) zeichnet sich durch Leichtigkeit, Transparenz und das Wechselspiel von gekurvt und gerade abgeschlossenen Elementen aus. Dem quaderförmigen, flach gedeckten Baukörper ist eine kreisförmige, auf acht Säulen ruhende Sonnenterrasse aufgesetzt. Sie ragt an einer Seite über die Fassade hinaus, erhebt sich über das Flachdach und korrespondiert mit dem viertelkreisförmigen Dachabschluß am anderen Ende des Gebäudes, der ebenfalls auf Säulen ruhend, über den Grundkörper vorspringt. Das viertelkreisförmige Dach erfährt sowohl in dem unter ihm liegenden Terrassenabschluß als auch in dem den Einsprung ausgleichenden viertelkreisförmigen Tischchen Entsprechungen. Im Zentrum der kreisförmigen Sonnenterrasse liegt eine Wendeltreppe (Abb. 337) mit einem aus Glas bestehenden, zylinderförmigen Aufsatz.
Die ungewöhnlichen Fensterformen und der erkerartig vorspringende, rot gefärbte Bauteil des Aufenthaltsraumes bilden weitere Akzente an der Hauptfassade.
Rundfenster, gekurvte Linien, die schraubenförmige Wendeltreppe, zwei aufragende Kamine wie auch der leuchtturmartige Glasaufsatz erinnern an Schiffsdetails. Die trotz der Formenklarheit bestehende Leichtigkeit, ja fast Verspieltheit des Baues entsprechen seinem Zweck.
Inneres
338
Der Bau "(...) ist ein Meisterwerk in der kompositorischen Interpretation der Funktionen, (...)" .
339
Im Erdgeschoß liegen, radial um die Treppe angeordnet und durch Bullaugenfenster belichtet, die Duschnischen; der umliegende, rechteckige Garderobenraum ist von außen durch zwei Türen zugänglich. Der Hauptraum des Gebäudes, das Aufenthaltszimmer, ist durch große Glastüren nach außen gerichtet; von hier wie auch von der Dachterrasse und ebenerdigen Terrasse aus ist das ungestörte Beobachten des Spieles möglich. Das Buffet (Abb. 339) mit Durchreiche zur Terrasse ist als vorspringender Annex an den Aufenthaltsraum ausgebildet. Im Mittelteil des Gebäudes liegen die Kanzlei und das Zimmer für den Platzwart. Das Atelier Singer/Dicker entwickelte speziell für die Anlage eine Stahlrohrsesseltype.
Leider wurde dieses herausragende Beispiel einer dem Sport dienenden Architektur noch vor dem Zweiten Weltkrieg abgetragen. Nach der Verwendung des Platzes als Lager für eine Baufirma besteht heute an dieser Stelle wieder eine Tennisanlage.
SAKRALARCHITEKTUR
Vorbemerkung
Im 13. Bezirk gibt es an die 30 Kirchen und Kapellen. Sie möglichst lückenlos zu dokumentieren, ergab sich nicht nur aus ihrer unmittelbaren Bestimmung, sondern auch aus ihrem historischen und kulturhistorischen Wert. Einige davon gehören zu den ältesten Baudenkmälern Hietzings; die Nikolaikapelle im Lainzer Tiergarten z. B. stammt aus der Zeit um 1200 und ist einer der ältesten Sakralbauten von Wien überhaupt.
Vorherrschend sind Bauten der katholischen Kirche; die einzige evangelische Pfarrkirche im Bezirk, die "Evangelische Friedenskirche", steht in der Jagdschloßgasse 44. Die 1924-26 gebaute Synagoge in der Eitelbergergasse 22 wurde 1938 ein Opfer der "Reichskristallnacht".
So manche Pfarrkirche hat ihre Entstehung der Opferbereitschaft der Bevölkerung zu verdanken. Andere Sakralbauten wieder künden von der im christlichen Glauben wurzelnden sozialen Gesinnung ihrer Bauherren, seien sie nun Privatleute (z. B. das Faniteum), Ordensgemeinschaften, Regenten, die Stadtverwaltung oder andere öffentliche Stellen (im 13. Bezirk sind dies z. B. die Versorgungsheimkirche St. Karl Borromäus, St. Johann im Kriegsinvalidenhaus, die Kirche St. Josef im ehemaligen k. k. Waisenhaus, dem h. Orthopädischen Spital).
Die Gemeinschaft der Gläubigen auch architektonisch sichtbar zu machen, haben sich besonders Architekten zahlreicher neuerer katholischer Kirchenbauten zum Ziel gesetzt. Gefördert wurde dies durch die erneuerten Bestimmungen über den "würdigen und zweckentsprechenden Bau der Gotteshäuser" in der Folge des Zweiten Vatikanischen Konzils. Außerordentliche Bedeutung kommt dabei der Forderung nach einem freistehenden Altar zu, an dem zum Volk hin zelebriert werden kann. Beim Bau neuer Kirchen führte dies oft zu ungewöhnlichen architektonischen Gestaltungsformen, beispielsweise durch Anordnung der Sitzbänke an drei Seiten des Altares (z. B. Konzilsgedächtniskirche in Lainz). Bei vielen Kirchen führte diese Empfehlung oft zu einem Umbau des Altarraumes, manchmal aber auch zu wenig befriedigenden Provisorien.
Der Kirchenraum ist aber immer auch Ort der Andacht und des Gebetes des Einzelnen vor der eucharistischen Gegenwart Christi im Tabernakel. Darum soll dieser einen ausgewählten und betonten Platz einnehmen.
Wesentliche Stilepochen des Mittelalters und der Neuzeit sind in der Sakralarchitektur des 13. Bezirkes eindrucksvoll vertreten. Die Nikolaikapelle weist Elemente der Romanik und Frühgotik auf. Ebenfalls in die Romanik reicht der früheste Bauabschnitt der Ober-St. Veiter Pfarrkirche. Die Anfänge der Hietzinger Pfarrkirche weisen in die Frühgotik, aus der Zeit der Spätgotik stammt der Vorgängerbau der alten Lainzer Pfarrkirche. Das Barock ist durch die alte Lainzer Pfarrkirche, durch die Schloßkapelle in Schönbrunn sowie durch die tiefgreifenden Umgestaltungen der Ober-St. Veiter Pfarrkirche und - im Inneren - auch der Hietzinger Pfarrkirche vertreten.
Zahlreich sind im 13. Bezirk Kirchenbauten aus der franzisco-josephinischen Epoche. Auch bei der Sakralarchitektur ist hier die formale Nachahmung früherer Baustile dominierend. Besonders beliebt waren gotische Grund- und Detailformen (z. B. die Hummel-Kapelle und die Kirche der Dominikanerinnen). Ein außergewöhnliches Beispiel ist das Faniteum, für das die florentinische Frührenaissance als Vorbild diente. Trotz der Verwendung alter Stilelemente weisen viele dieser Kirchen durchaus eigenständigen Charakter auf, etwa die Kirche zum hl. Johannes Nepomuk oder die Versorgungsheimkirche St. Karl Borromäus. Hervorzuheben ist der Repräsentationscharakter vieler Sakralbauten, meist im Zusammenhang mit öffentlichen Wohlfahrtseinrichtungen.
Das einzige Beispiel einer Kirche aus der Zwischenkriegszeit in Hietzing ist die Pfarrkirche "St. Hubertus und Christophorus am Lainzer Tiergarten". Die Architekten Georg Lippert und Kurt Klaudy haben hier mit einfachen Mitteln einen Kirchenbau verwirklicht, der die Aufmerksamkeit des Besuchers ganz auf das Wesentliche, auf Altar und Tabernakel, lenkt.
Das theologische Konzept moderner Kirchenbauten ist vielfältig. Eines ist die aus der Romanik stammende Vorstellung von einer festen Burg, die der von Ceno und Herta Kosak geplanten Kirche "Zum Guten Hirten" zugrunde liegt.
Erwin Plevan wieder stellt mit der von einem steilen Satteldach gedeckten Kirche "St. Hemma" das "Zelt Gottes unter den Menschen" dar. In der Konzilsgedächtniskirche von Josef Lackner kommt die Gemeinschaft des um den Altar versammelten Gottesvolkes besonders zum Ausdruck, eine Idee, die wohl am ehesten als verbindendes Merkmal moderner Kirchenbauten gelten kann.
Alle diese steingewordenen Versuche, einen Teil der umfassenden Wirklichkeit Gottes dem Menschen näherzubringen, dürfen auf ihre Art Gültigkeit beanspruchen. Nicht zuletzt in dieser Vielfalt drückt sich etwas von dem aus, worauf das Wort "katholisch" hinweist.
Gotteshäuser und Sakralbauten jeder Kulturepoche wurden an bevorzugten Stellen errichtet. Kirchen sind städtebauliche Bezugspunkte (Turmorientierung). Die Pfarrkirchen bilden das Zentrum von Hietzing, Ober-St. Veit und Lainz. Oftmals wurden Kirchen auf einer Anhöhe errichtet, wie die Pfarrkirche von Ober-St. Veit. Als letzte Beispiele für die dominierende Anlage von Sakralbauten finden wir die Anstaltskirchen des Versorgungsheimes, des Kriegsinvalidenhauses und des Waisenhauses (h. Orthopädisches Spital).
In unserer Zeit werden Kirchen häufig dort gebaut, "wo Platz ist". Manche Gotteshäuser sind, wie die Konzilsgedächtniskirche in Lainz, von außen auf den ersten Blick gar nicht mehr als solche zu erkennen. Als Beispiel für den offensichtlichen Wertewandel mag der Küniglberg gelten: 1883 wurde auf seiner Anhöhe die kleine Hummel-Kapelle errichtet, die im Zweiten Weltkrieg Einrichtungen der deutschen Luftwaffe weichen mußte. Heute steht an dieser dominierenden Stelle das ORF-Zentrum.
Baubeschreibungen Sakralarchitektur
Folgende Bauwerke werden als Teile geschlossener Ensembles im Zusammenhang mit diesen an anderer Stelle dokumentiert (siehe Verweise in diesem Kapitel bzw. Register):
Pfarrkirche Ober-St. Veit (-> Wolfrathplatz)
Pfarrhof und Kaplanhaus St. Veit (-> Wolfrathplatz)
Mesnerhaus (h. St. Vitus-Haus) (-> Wolfrathplatz)
Schloßkapelle Schönbrunn (-> Schloß Schönbrunn)
Kirche im Geriatriezentrum am Wienerwald (Versorgungsheimkirche) (-> Geriatriezentrum am Wienerwald)
Einsegnungskapelle im Geriatriezentrum am Wienerwald (-> Geriatriezentrum am Wienerwald)
Kirche St. Josef (-> Orthopädisches Spital)
Kapelle im Orthopädischen Spital (-> Orthopädisches Spital)
Kapelle im Krankenhaus Lainz (-> Krankenhaus Lainz)
Nikolaikapelle (Eustachiuskapelle)
Lainzer Tiergarten 2. Hälfte 12. Jh.
Urkundl. 1321
340
• Baugeschichte
Der älteste erhaltene Kirchenbau im Gebiet des h. 13. Bezirkes ist die Nikolaikapelle im Lainzer Tiergarten unweit des Nikolaitores. 1321 wird die "(...) sand Nichlas chapelle auffe leit (...)" erstmals erwähnt. Ihren architektonischen Formen nach muß sie in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts entstanden sein.
Auf mittelalterliche Siedlungsspuren um die Kapelle bzw. in geringer Entfernung von ihr verweisen bereits seit Anfang des 19. Jahrhunderts verschiedene Autoren. 1991 wurde dies durch Stichgrabungen91 belegt. Die Kleinsiedlung St. Nichlas ist erstmals 1321 schriftlich belegbar92; sie reicht bis in das 11. Jahrhundert zurück. Die an exponierter, strategisch wichtiger Stelle befindliche Hausberganlage mit Kapelle diente neben der Rückzugsmöglichkeit der umliegenden Bewohner auch zur Flußbefestigung. Die Engstelle zwischen Wolfersberg und Nikolaiberg, die Hütteldorfer Furt, war, von Westen kommend, die erste Möglichkeit, den Wienfluß zu durchfahren. Die Gefährlichkeit der Stelle vor allem bei Hochwasser läßt die Errichtung einer Kapelle zu Ehren des hl. Nikolaus, des Wasserpatrons und Nothelfers, verständlich erscheinen.
Aus einer Urkunde des Jahres 1324 geht hervor, daß das Gotteshaus schon damals mit einem Beneficium ausgestattet war . Quellen aus dem 15. Jahrhundert zeigen die Zugehörigkeit zur Pfarre Hütteldorf . 1466 legte Georg von Schemberg (Schönberg), Propst von Preßburg und Pfarrer von Hütteldorf, ein neues Grundbuch für St. Nikolai an. Eine Mitteilung darüber in einem Protokoll aus 1759 haben die Editoren der "Kirchlichen Topographie" falsch aufgefaßt, sie schrieben, unter Schemberg sei die Nikolaikapelle erbaut worden .
1529 bzw. 1683 dürfte sie von den Türken zerstört worden sein. Jedenfalls ließ 1735 Josef Heinrich Breitenbücher, Weihbischof von Wien und Pfarrer von Hütteldorf, den Bau auf eigene Kosten restaurieren und konsekrierte ihn am 21. 8. desselben Jahres neu.
Durch eine glückliche Fügung entging die Kapelle der josephinischen Aufhebung und damit der drohenden Zerstörung: 1785 wurde sie auf landesfürstliche Weisung hin gesperrt und am 25. 4. 1787 profaniert. Die Kapelle sollte abgerissen, das Baumaterial jedoch vorher verkauft werden. Fürstin Leopoldine von Liechtenstein kaufte daraufhin das Gotteshaus um den Materialwert und schenkte es 1805 der Pfarre Hütteldorf.
Eine Abrundung des Kaiserlichen Besitzes des Lainzer Tiergartens führte 1833 zu einem Gebietstausch, durch den die Nikolaikapelle in den ummauerten Teil des Tiergartens einbezogen wurde und in den Besitz des Hofärars kam. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Kapelle wieder sehr vernachlässigt worden. Die notwendigen Reparaturarbeiten bezahlte 1835 Erzherzog Ludwig. Durch die Lage innerhalb der Tiergartenmauer verlor der Bau für die Bewohner von Hütteldorf und Hacking an Bedeutung.
Die Kapelle erfuhr eine neue Bestimmung, als die Jäger sie ihrem Schutzpatron, dem hl. Eustachius, widmeten (Weihe 1837) und in ihr seit 1846 jährlich am 20. 9., dem Festtag des Heiligen, einen Gottesdienst feierten. Zwischen 1692 und 1846 fanden die Eustachiusfeiern in der nahe gelegenen Mariabrunner Kirche statt.
Im Zuge der neuen Aufgabenstellung der Nikolaikapelle wurde ein 1836 von Leopold Kupelwieser gemaltes Altarbild aufgestellt, das die Legende von der Bekehrung des Eustachius auf der Jagd darstellt. 1914 kam es zur Einstellung der Feierlichkeiten; sie wurden 1923, nach einer Restaurierung des Gotteshauses, wieder aufgenommen. 1945 erlitt der Bau beträchtliche Schäden, die erst 1950 beseitigt werden konnten. 1991 erfolgte die bis dato letzte Außenrenovierung.
Die Eustachiuskapelle, die seit 1914 zur Pfarre Mariabrunn gehört, ist in der Regel geschlossen, es wird jedoch nach wie vor in ihr jedes Jahr im September ein Gottesdienst zu Ehren des hl. Eustachius gefeiert.
• Baubeschreibung
341, 342, 343, 344
Der im seinen Grundzügen aus der Romanik stammende Bau besteht aus einem einjochigen Langhaus und halbkreisförmiger Apsis mit Rundbogenbegrenzung (Abb. 341) sowie aus einem schmäleren Vorjoch mit heute nicht mehr erhaltener Westempore. Neueste Forschungsergebnisse (Pichler, Gerd: Die Nikolaikapelle im Lainzer Tiergarten. Wien: 1996. S. 43, 44) widersprechen der u. a. von Adalbert Klaar angenommenen These, daß die Kapelle ursprünglich zweijochig war (Abb. 344) und daß es sich bei der bestehenden Westwand nicht um einen ursprünglichen Bauteil, sondern um einen barocken Umbau handle.
In der Apsiswand befindet sich eine rechteckige Nische, darüber eine kleine, spitzbogige. Es könnte sich hiebei um Sakramentsnische und Lichtnische handeln.
Auf Runddiensten mit Würfelkapitellen (Abb. 342) bzw. Konsolen mit Kämpfern ruht ein Kreuzrippengewölbe (Abb. 343) mit breiten Bandrippen. 1995 legte man im Zuge der Renovierungsarbeiten im Kapelleninneren die mit Blattmotiven bzw. Ecksporen verzierten Basen der Dienste frei.
Die drei großen Fensterdurchbrüche stammen aus der Barockzeit, das Apsisfenster erhielt 1837 die h. Form.
Die ursprüngliche Farbe der Kapitelle war ein helles Rot; später erfolgte die Bemalung mit dünklerem Rot. Die Bandrippen waren zumindest partiell ebenfalls dunkelrot gefärbt. Die originale Wandgestaltung wurde bis jetzt nicht freigelegt.
Pfarrkirche Hietzing
("Maria Hietzing", Wallfahrtskirche "Maria Geburt")
Am Platz 1 Urkundl. 1253
345 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Die Hietzinger Pfarrkirche stammt im Kern aus der Mitte des 13. Jahrhunderts, das Äußere von Chor und Langhaus hat spätgotischen Charakter. Die Westfassade mit dem Turm ist ein neugotischer Anbau aus dem 19. Jahrhundert.
Schon um 1100 soll eine kleine Kapelle des Deutschen Ritterordens bestanden haben, die der hl. Birgitta oder Brigitta geweiht war. 1253 bestätigt eine Urkunde13 die Übergabe der Kapelle an das Stift Klosterneuburg. 1414 bis 1419 wurde die Kirche vergrößert und auf den Titel "Maria Geburt" geweiht. Sie erlitt 1484 durch die Ungarn schweren Schaden; 1529 brannten sie die Türken nieder. An dieses Ereignis knüpft eine Legende über die wunderbare Errettung von vier Hietzingern. Dies hob das Ansehen der Kirche so stark, daß "Maria Hietzing" bald eine beliebte Wallfahrtsstätte wurde.
Die notwendigsten Reparaturen konnten 1539 durchgeführt werden, 1587-93 wurde die Kirche durch Baumeister Jakob Vivian völlig wiederhergestellt; bereits 1590 erfolgte die Neueinweihung.
346
Spätestens aus dieser Zeit stammte der bis zur Fassadenveränderung im 19. Jahrhundert bestehende schlanke, achteckige Turm (Abb. 347) an der nordwestlichen Ecke des Langhauses. Sein das Dachgesims überragender Teil wies drei Geschoße auf, von denen die beiden oberen mit Fenstern, das untere mit Schlüsselschießscharten ausgestattet war. Die Kirche dürfte infolge der oftmaligen Bedrohungen durch kriegerische Ereignisse befestigt gewesen sein. Bereits 1604/05 wurde sie durch die Ungarn erneut zerstört. Die Wiederaufbauarbeiten führten zu umfassenden Veränderungen, besonders zur barocken Ausgestaltung des Innenraumes (1660). 1683 verwüsteten die Türken das Gotteshaus zum zweiten Mal. Das Gewölbe stürzte ein, und mit Ausnahme der barocken Stukkatur und der Fresken im Presbyterium wurde die Einrichtung vernichtet. Nach dem Wiederaufbau erfolgte 1690 unter Propst Christoph Matthaei der Anbau der Leopoldskapelle südlich des Langhauses. Infolge des verstärkten Wallfahrerzustromes wurde 1735 auch an der Nordseite eine Kapelle angebaut.
Durch die Nähe von Schönbrunn wurde die Kirche im 18. Jahrhundert von Mitgliedern des kaiserlichen Hauses gerne besucht. Zahlreiche Stiftungen und Erweiterungen geben davon Zeugnis. Am 4. 4. 1786 wurde Hietzing zur Pfarre erhoben; vorher galt die Kirche als Filiale von Penzing. Mitte der vierziger Jahre des 19. Jahrhunderts las hier Pater Joachim Haspinger, ein Kampfgefährte Andreas Hofers, täglich die hl. Messe.
Die letzte große Erweiterung erfolgte 1860-64 ; der Innenraum wurde vergrößert und die Fassade mit dem Turm errichtet.
Die Restaurierung des Kircheninneren 1953 beseitigte die gegen Ende des Zweiten Weltkrieges verursachten Beschädigungen. Die drei Glasfenster mit bunten Ornamenten stammen aus dem Jahr 1955. Eine umfassende Fassadenrenovierung erfolgte 1994/95.
• Baubeschreibung
Außenansicht
347, 348
Die Fassade entstand nach Plänen des Architekten Karl Rösner und wurde von Baumeister Josef Kopf ausgeführt (Abb. 347). Die Giebelfront wird durch vier strebepfeilerartige Pilaster in drei Felder geteilt, von denen das mittlere direkt in den Turm übergeht. Die Pilaster sind über das Dach hinaus als kleine Türmchen fortgeführt. Je zwei gleichartige Pilaster finden sich an der Nord- und Südwand des Langhauses. Allen sind prismatische Säulen vorgelagert, die in Fensterhöhe Statuen unter Baldachinen mit Spitzdächern tragen (Abb. 348). Die Figuren stellen die acht Seligpreisungen dar. Die Statue der hl. Elisabeth stammt von Johann Meixner, die übrigen von Andreas Halbig, alle aus dem Jahre 1865.
Über der steingefaßten Haupttüre mit Dreipaßmaßwerk befinden sich ein großes, reich gegliedertes Spitzbogenfenster, darüber ein Wimperg mit eingeblendeten Fischblasen, rechts und links je ein schmaler Eckpfeiler, der von einer Fiale bekrönt wird. Die beiden Seitenfelder werden von je einem schmalen Spitzbogenfenster durchbrochen. Zwei ebensolche Spitzbogenfenster finden sich im ersten Feld der Nord- sowie der Südseite; letzteres ist vermauert. Unter dem Fenster im Westen befindet sich ein Vierpaßfenster in kreisrunder Rahmung, unter dem der Südseite eine kleine Tür, die in ihrer Art einer rechteckigen Umrahmung der Haupttüre entspricht.
Der dem Mittelfeld aufgesetzte Turm ist achteckig und dreigeschoßig. Im obersten Geschoß befindet sich an jeder Seite ein schmales Spitzbogenfenster, von denen jedes zweite vermauert ist. Alle Seiten des Turmes sind mit einem Spitzgiebel abgeschlossen. An den Berührungsstellen dieser Giebel ragen Wasserspeier hervor. Der Turm, dessen Ostseite von zwei Fialen begrenzt wird, trägt ein hohes, ziegelgedecktes Spitzdach.
349
An diesen jüngeren, westlichen Teil schließt nun der gotische Bau aus dem Anfang des 15. Jahrhunderts an (Abb. 349). Die Nordseite weist vier Strebepfeiler auf, die in Giebel und Pultdach enden. In den Seitenfeldern befindet sich je ein gefaßtes Rundbogenfenster, im mittleren zusätzlich eine Spitzbogentür in profilierter Laibung.
Der Chor mit 5/8-Schluß hat sieben Strebepfeiler, die wie jene am Langhaus gestaltet sind. An der Nordseite befinden sich drei Fenster, von denen jedoch das mittlere durch eine zwischen zwei Strebepfeilern eingebaute kleine Kapelle größtenteils verdeckt ist. Prälat Ernest Perger hat ihre Errichtung 1735 veranlaßt. Ein großer Rundbogen gibt den Blick auf das Altarbild im Inneren frei: Es stellt den hl. Johannes von Nepomuk vor dem Tore der Gnadenkirche von Alt-Bunzlau dar. Über ihm thront in Wolken die Muttergottes.
Eine kleine Spitzbogentür rechts von der Kapelle und die drei Fenster an der Ostseite des Chores sind vermauert.
Die Südseite der Kirche ist größtenteils durch Anbauten verdeckt. Zunächst fällt ein überdachter Gang in der Höhe des zweiten Geschoßes auf, der ins Hoforatorium führt. Er geht auf eine Anordnung Maria Theresias zurück. Die Regentin konnte durch ihn die Kirche unbemerkt betreten und im Oratorium die Messe mitfeiern . Der anschließende Bauteil wurde 1733 unter Abt Ernest Perger errichtet. Er enthält im Erdgeschoß die Sakristei. Eine Stiege führt in das Obergeschoß mit der Schatzkammer und dem Hoforatorium.
Gegen Westen schließt die aus dem Frühbarock stammende Leopoldkapelle an, die 1690 an das Langhaus angebaut worden war. Sie hat einen achteckigen Grundriß und weist über den Kanten Wandpilaster auf. Zuoberst läuft ein Triglyphenfries, der mit Rauten und Rechtecken verziert ist. Im Westen befindet sich ein Rundbogenfenster. Das Dach der Kapelle wird von einem achteckigen Tambour bekrönt.
Am westlichen Teil der Südseite des Langhauses führt ein Gang, der als Schwibbogen gestaltet ist, zum Pfarrhof.
Inneres
350
Das Innere der Kirche (Abb. 350) wurde in zwei Stufen barockisiert: Aus den sechziger Jahren des 17. Jahrhunderts stammen die Stukkaturen und Fresken im Chor; nach der schweren Beschädigung des Langhauses durch die Türken 1683 erhielt es 1686 eine flachgewölbte Decke mit Stukkaturen und Fresken. Als ihre Schöpfer gelten Dominikus Piazzol und Hans Georg Greiner . Sie stellen dar: im Mitteloval "Aufnahme Mariens in den Himmel" , in den kleinen Ovalen im Osten "Heimsuchung" und "Anbetung der Hirten", im Süden "Anbetung der Könige" und "Darstellung im Tempel", im Westen "Mariae Tempelgang" und "Mariae Geburt" sowie im Norden "Mariae Vermählung" und "Mariae Verkündigung". Die runden Felder in den Ecken zeigen steinerne Blumenvasen.
Im Langhaus ist der gotische Charakter kaum mehr zu erkennen; der Westteil ist, wie erwähnt, ein Anbau aus dem 19. Jahrhundert. Besonders auffallend ist die Orgelempore, die durch zwei Gurten in drei tonnengewölbte Felder geteilt ist. Diese Felder sind in drei Rundbögen gegen das Langhaus geöffnet, wobei der mittlere Bogen deutlich breiter und auch etwas höher als die beiden seitlichen ist. Die Empore ruht auf zwei vierseitigen Pfeilern, die sich bis zur Höhe des Langhauses fortsetzen. Die ebenfalls in drei Teile gegliederte flachgedeckte Vorhalle öffnet sich in drei Segmentbögen gegen drei Vorräume. Der mittlere führt zur Haupttüre und ist mit den beiden seitlichen verbunden. Im südlichen ovalen befindet sich die Emporenstiege, im nördlichen rechteckigen eine Lourdes-Kapelle.
Im Osten des Langhauses gibt ein Segmentbogen den Blick auf den Chor, der um eine Stufe erhöht und schmäler und niedriger als das Langhaus ist, frei. Er läßt unter den reichen Stukkaturen der Decke, einer Tonne mit Zwickeln, unschwer gotische Gewölbeformen erkennen. Die Stukkaturen und Deckengemälde sind von der Zerstörung durch die Türken 1683 verschont geblieben. Die Künstler sind nicht bekannt; es gibt aber Hinweise auf die Maler Ebenberger und Christoph Prändl, den Bildhauer Johann Frühwirt sowie den Stukkateur Schlag . Die Hauptmotive der Stukkarbeiten sind Fruchtschnüre und Putten. Die beiden Fresken zeigen "Krönung Mariae" und "Maria in Glorie", die kleinen Seitenfelder Engelgruppen und die beiden Felder über dem Hochaltar "Geburt Mariae" und "Grablegung Mariae".
Licht erhält der Chor durch drei Rundbogenfenster an der Nordseite und eines an der Südseite. An dieser befinden sich auch zwei rechteckige Fenster mit reicher Umrahmung aus rötlichem Marmor mit Goldornament. Über dem vorderen ist ein Doppeladler angebracht. Hinter diesen beiden Fenstern liegt das Hoforatorium.
351
Gegenüber dem Langhaus steht, um zwei Stufen erhöht, der Volksaltar; drei weitere Stufen führen zum Hochaltar, der den Chorabschluß vollständig verdeckt. Diesen Altar hat laut Kontrakt vom 30. 12. 1698 Matthias Steindl geschaffen. Das Gnadenbild mit dem Baum und die älteren Figuren der vier befreiten Bauern wurden erst später, vermutlich 1751, im Rahmen einer umfassenden Renovierung des Hochaltares aufgestellt. Der Tabernakel mit zwei anbetenden Engeln wurde 1727 von einer Gräfin Salm gestiftet. Der Altar, der zum Teil aus Mauerwerk, zum Teil aus Holz besteht, ist rot und grau marmoriert. Je drei Säulen bilden links und rechts einen vorspringenden Flügel. Davor stellen vier vergoldete Statuen die heilige Sippe dar, links Zacharias und Anna, rechts Elisabeth und Joachim. Die beiden Seitenteile sind durch ein verkröpftes, reich profiliertes Kranzgesimse über einem Architrav mit Goldkartuschen mit dem zurückversetzten Mittelteil verbunden. Vor dem Wandaufbau dieses Mittelteiles befinden sich die spätgotische, mit einem aus dem Jahr 1829 stammenden Silbermantel ausgestattete Gnadenstatue der Muttergottes mit dem Kind (Abb. 351) in einem stilisierten Baum und unter ihr die bemalten Figuren der vier Bauern. Bekrönt wird der Mittelteil von einem kartuschenförmigen Aufsatz mit der Darstellung Gott-Vaters sowie von Wolken, Putten und Cherubsköpfchen. Zuoberst ist ein Doppeladler angebracht. Beiderseits davon liegt je ein großer Engel auf Voluten hingelehnt. An diesem Altar ist eine Übergangsform erkennbar: Während früher Mensa und Tabernakel in der Rückwand integriert waren, später aber völlig frei standen, ist hier diese Loslösung erst zum Teil vollzogen .
An der Ostseite des Langhauses befinden sich zwei Seitenaltäre, die einander im Aufbau entsprechen. Sie stammen aus der gleichen Zeit wie der Hochaltar. Aus violett und grau marmoriertem Holz gefertigt, weisen sie eine sarkophagartige Mensa mit einfachem Tabernakel auf sowie einen von zwei Säulen eingefaßten Wandaufbau, der das Altarbild trägt. Die Bilder beider Altäre sind Werke Johann Michael Rottmayrs. Vor den Säulen stehen bemalte Holzstatuen mit vergoldeten Gewändern. Dem Wandaufbau ist je ein Kartuschengiebel mit Rundbild aufgesetzt, mit Statuen auf den Giebelarmen und oberhalb der Kartusche.
Das Bild des linken Altares, datiert 1700, stellt die Kreuzigung Christi mit der trauernden hl. Magdalena dar. Es wird von den Statuen der hl. Maria und des hl. Johannes flankiert. Oberhalb des Altarbildes befindet sich eine Kartusche mit der Inschrift "In hoc signo vinces" ("In diesem Zeichen wirst du siegen"). Das Rundbild im Giebelaufsatz zeigt das Schweißtuch mit dem Antlitz Christi. Links davon steht die Statue der hl. Helena, rechts die der hl. Margareta, zuoberst der auferstandene Christus mit anbetenden Engeln.
Das rechte, undatierte Altarbild zeigt den Tod des hl. Josef. Möglicherweise bezieht sich das Thema auf das Ableben Kaiser Josephs I. 1711. Die linke Statue stellt den hl. Augustinus, die rechte den hl. Ambrosius dar. Im Aufsatzbild sind zwei Engel mit Lilien zu erkennen; die Giebelflügel schmücken Statuen der hl. Barbara und der hl. Katharina. Eine Figur des Erzengels Michael mit zwei Engeln links und rechts bekrönt den Altar.
Vom Langhaus gelangt man durch einen breiten, tonnengewölbten Vorraum in die 1690 unter Probst Christoph Matthaei angebaute Leopoldskapelle. Die von einer Laterne durchbrochene Kuppel der Kapelle ziert ein Deckenbild von Josef Kastner aus dem Beginn der achziger Jahre des 19. Jahrhunderts. Es stellt Szenen aus dem Leben des hl. Leopold dar. Im Osten und Westen befinden sich je eine Rundbogennische mit Glasfenstern. Bemerkenswert ist das Altarbild aus dem Jahre 1731, auch wegen seines kunstvollen Rahmens mit der geschnitzten Bekrönung. Es zeigt den hl. Leopold, der auf die von einem Engel gehaltene Ansicht der Stiftskirche von Klosterneuburg deutet (die Hietzinger Kirche gehört seit 1253 zum Stift Klosterneuburg und wurde diesem 1534 vollständig inkorporiert. Seit dem 17. Jahrhundert, mit einer kurzen Unterbrechung von 1782 bis 1786, wird die Pfarre Maria Hietzing seelsorglich vom Stift Klosterneuburg betreut). Der Maler des Bildes ist unbekannt. Links befindet sich eine Statue des hl. Josef, rechts eine des hl. Johannes des Täufers. Die Bilder an der Ost- und Westseite der Kapelle mit den Darstellungen des hl. Petrus Fourerius und des seligen Hartmann kamen 1733 als Geschenk des Stiftes Klosterneuburg nach Hietzing.
Die Schatzkammer im Obergeschoß des südseitigen Anbaues enthält zahlreiche Votivgaben vor allem aus dem 18. und 19. Jahrhundert.
Pfarrhof Hietzing
Am Platz 1 Alter Bau um 1630
Josef Kopf
1863
352 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Bis 1630 wurde Hietzing von den Klosterneuburger Prälaten zumeist an Geistliche des Säkularklerus vergeben. Dann haben Klosterneuburger Geistliche den Ort selbst betreut. Sie wirkten auch als Administratoren und Wirtschaftsverwalter.
Das um 1630 errichtete Gebäude hat 1642 das Stift Klosterneuburg unter Propst Bernhard I. Waiz (1629-43) dem Fleischhauer Georg Renschenckhl mit der Absicht abgekauft, Wohnungen für Stiftsherren zu schaffen.
1683 fiel der Bau dem Türkeneinfall zum Opfer, unter Prälat Christoph Matthaei erfolgte der Wiederaufbau. Der im rechts neben dem h. Gebäude liegenden Torbogen eingemauerte Stein mit der Jahreszahl 1687 könnte darauf hinweisen. Etwa um 1730 vergrößerte Prälat Ernest Perger das Haus.
353, 354
Als Hietzing 1786 zu einer selbständigen Pfarre erhoben wurde, erlosch das Amt der Administratoren. An ihre Stelle kamen Pfarrer aus dem Stift Klosterneuburg, denen das Stiftshaus als Pfarrhof zugewiesen wurde. Dieser alte Bau bestand bis 1863. Über seine ursprüngliche Gestalt geben Zeichnungen des Pfarrers Ambros Roesner aus dem Jahr 1862 Aufschluß (Abb. 353, 354). Im Erdgeschoß des einstöckigen, aus zwei zueinander rechtwinkelig angeordneten Trakten bestehenden Gebäudes waren Nutzräume, Wohnungen der Dienstleute und des Mesners untergebracht. Im südlich des Quertraktes gelegenen Hof, der durch eine Einfahrt erschlossen war, gab es den Küchengarten und einen Brunnen.
Im ersten Stock lagen die Wohnung des Pfarrers, der ihr zugehörige Festsaal mit einem Erker, die Räume für zwei Kooperatoren sowie Gästezimmer. Ein Verbindungsgang führte vom Stiegenhaus in die Kirche.
Das unmittelbar an den Pfarrhof anschließende ehemalige Herrenhaus, das etwa 1690 erbaut wurde, enthielt auch ein großes Einkehrgasthaus - das sogenannte Gemeindegasthaus - in dem u. a. die nach Hietzing gepilgerten Wallfahrer übernachten konnten. In dem Bau befanden sich auch die Amtskanzleien der zur Klosterneuburger Stiftsherrschaft gehörigen Obrigkeit. Alle vierzehn Tage wurden hier Verhandlungen über Schuldklagen, Polizeivergehen usw. abgehalten. Sie betrafen die Ortschaften Ober- und Unter-Meidling, Gaudenzdorf und Hietzing und wurden vom Stiftsherrschaftlichen Hofrichter vorgenommen.
Heute stehen im Bereich des alten Herrenhauses die Hietzinger Volksschule und das 1789 errichtete Gebäude, in dem gegenwärtig das Bezirksmuseum untergebracht ist (ehemaliges Schulhaus von Hietzing).
1860-64 wurde die Kirche vergrößert und mit einer neuen Westfassade versehen. Um dies zu ermöglichen, mußte das alte Pfarrhaus abgerissen werden. Am 31. Juli 1862 wurde das Inventar des Pfarrhofes in das Kaiserstöckl übersiedelt, das der Kaiser auf Ansuchen der Gemeinde und durch Vermittlung des Erzherzogs Franz Karl bis zum 20. 5. 1863 der Pfarrgeistlichkeit als Interimswohnung zugewiesen hat.
Am 1. 8. 1863 dieses Jahres begann die Demolierung des alten Pfarrhofes, am 20. 8. wurde der Grundstein für den neuen Pfarrhof gelegt. Wie aus der Pfarrchronik hervorgeht, wurden die Vorstellungen des damaligen Pfarrers den neuen Bau betreffend nicht berücksichtigt. Der Prälat von Klosterneuburg bestimmte auf entscheidende Weise die Planung. Ausführender Baumeister war der in Hietzing oftmals tätige Josef Kopf.
Für den Regenschori wurde 1872 neben dem Pfarrhof ein eigenes kleines Haus gebaut, das 1873 aufgestockt wurde, um die Mesnerwohnung aufzunehmen.
Das Äußere des Pfarrhofes blieb bis heute mit Ausnahme geringer Details unverändert.
• Baubeschreibung
Der schlichte, symmetrische, zweigeschoßige Bau über rechteckigem Grundriß weist sieben Fensterachsen auf. Der Haupteingang liegt in der Mitte. Ein zwischen Erd- und Obergeschoß verlaufendes Gesimse verstärkt die Horizontalbetonung.
Der dreiachsige, leicht vorspringende Mittelteil wird durch einen relativ steilen Giebel abgeschlossen; in seinem Feld befinden sich das Wappen des Stiftes Klosterneuburg und jenes von Abt Adam Schreck, der 1863 dem Stift vorstand. Es zeigt einen Baum, um den sich eine Schlange windet. Über den beiden Wappen sind Bischofsstab und Mitra, deren Vorderseite eine Darstellung der Muttergottes mit Kind aufweist, zu sehen. Der Mittelteil wird auch durch reichere Ausgestaltung der unter den Fensterrahmen liegenden Wandflächen mit Blattmotiven, die bis zu dem verstärkten Gesimse reichen, betont. Die Fenster im Obergeschoß dieses Bereiches werden durch profilierte, gemauerte Umrahmungen hervorgehoben.
Über der Eingangstüre ist eine blattverzierte, konsolenartige "Überdachung" als vorspringendes Gesimse ausgebildet.
Der Bau wird von einem Walmdach gedeckt.
Im Inneren waren in beiden Geschoßen um einen Mittelgang die einzelnen Räume angeordnet. Im Erdgeschoß lagen Wirtschaftsräume, ein Zimmer für die Köchin, Kanzleiräume und Gästezimmer, im ersten Stock die Räume für zwei Kooperatoren, die Wohnung des Pfarrers und der Pfarrsaal. Das Stiegenhaus lag nordseitig.
Heute liegen im Erdgeschoß die Kanzlei, die Pfarrbibliothek und Seelsorgeräume. Der erste Stock ist für den Privatbereich des Pfarrers und gegebenenfalls der Kapläne vorgesehen.
Die Fassade des Pfarrhofes wurde 1989 renoviert.
Pfarrkirche Ober-St. Veit
("Maria, Zuflucht der Sünder", "St. Veit")
Wolfrathplatz 1 Urkundl. zw. 1260 und 1298
Matthias Gerl d. J.
1742-45
(-> Wolfrathplatz)
Mesnerhaus (h. St. Vitus-Haus)
Firmiangasse 1
Urkundl. 1522
(-> Wolfrathplatz)
Pfarrhof St. Veit
Urkundl. 1655
(-> Wolfrathplatz)
Kaplanhaus St. Veit
1829/30
(-> Wolfrathplatz)
Die ehemalige Lainzer Pfarrkirche
("Allerheiligste Dreifaltigkeit")
Lainzer Straße 154a Alter Bau: Conrad Sponfelder
1421-28
Gottfrid Pokh
1736/37
355
• Baugeschichte
Die Pfarrchronik von Lainz berichtet, daß sich dort, wo heute die Kirche steht, eine hölzerne Säule mit einem Dreifaltigkeitsbild befunden habe. Über ihr wurde, wie eine Inschrift über dem Hauptportal besagt, von Conrad Sponfelder zwischen 1421 und 1428 eine Kirche errichtet. Wie dieser Bau aussah, ist ebenso unbekannt wie das Jahr, in welchem er das Patrozinium der Hl. Dreifaltigkeit erhielt. Das zur Pfarre Penzing gehörige Gotteshaus führte in der Folgezeit das Dasein einer kleinen Dorfkirche, die der Penzinger Pfarrer mitbetreute. Über etwaige bauliche Veränderungen ist nichts bekannt. Die Chronik berichtet erst wieder von schweren Beschädigungen durch die Türken 1529 und 1683. Die Zerstörungen von 1683 waren so gravierend, daß die Kirche abgebrochen und 1736 auf Anordnung "seiner hochfürstlichen Eminenz, des Herrn Kardinal Sigismund von Kollonitsch, Fürsterzbischof von Wien" durch einen Neubau ersetzt wurde.
Von den Handwerkern nennt die Pfarrchronik den Baumeister Gottfrid Pokh, den Steinmetzmeister Johann Wenzel Schumka und den Zimmermeister Wolfgang Hilleprandt. Über den Baufortgang gibt die Chronik keine Auskunft. Die Fertigstellung des Baues dürfte bereits 1737 erfolgt sein.
1744 stellte Gaetano de Rosa die Seitenaltarblätter her, 1746 errichtete man einen neuen Hochaltar, und im selben Jahr wurden die Kirche und die drei Altäre von Kardinal Kollonitsch persönlich geweiht.
1761 mußte die Kirche nach einem "starken Sturmwind" repariert werden. Über das Ausmaß der Zerstörungen berichtet die Chronik nichts.
1764 stiftete Raimund von Manner, kaiserlich geheimer Reichshof-Konzipist, einen ständigen Geistlichen für Lainz. 1783 wurde die Lainzer Kirche im Zuge der Josephinischen Reformen Lokalkaplanei. Sie entging 1806 nur knapp der Aufhebung. 1809 wurde sie durch die Franzosen schwer beschädigt. Erst 1828 konnten die Schäden behoben werden und es wurde eine neue Orgel eingeweiht. 1852 erfolgte eine Renovierung der gesamten Kirche, bei welcher der Hochaltar neu gestaltet wurde.
In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts übernahmen die Jesuiten die bis dahin der Erzdiözese Wien direkt unterstellte Kirche.
Die jüngsten baulichen Veränderungen stammen aus dem Jahre 1939: Das Hauptportal wurde geschlossen, an den Nebeneingängen wurden drei Windfänge, zwei im Süden und einer im Norden, errichtet.
Seit 1974 steht die Kirche der syrisch-orthodoxen Christengemeinde zur Verfügung.
• Baubeschreibung
Außenansicht
356, 357
Es sind zwei von Gottfrid Pokh signierte Pläne erhalten, ein Grundriß des Erdgeschoßes (Abb. 356) und ein Plan für das Obergeschoß (Abb. 357). Eine genaue Datierung läßt sich nicht feststellen, ihre Entstehungszeit dürfte aber mit großer Wahrscheinlichkeit in die Jahre 1735/36 fallen. Die schwarz eingezeichneten Teile entsprechen der von der Vorgängerkirche übernommenen Bausubstanz, die hellen Teile dem Neubau. Beide Entwürfe weisen einige Unterschiede zum h. Bau auf. Der auffallendste betrifft die Fassadengestaltung. Auf dem Grundrißplan steht der in den Neubau übernommene alte, quadratische Turm an drei Seiten frei. Heute ist er durch den Zubau von je einer Achse im Norden und Süden so in die Fassadenwand eingegliedert, daß er nur wenig vorspringt und eine leichte Risalitwirkung entsteht. Die Ausführung des Obergeschoßes entspricht ziemlich genau dem Entwurf.
358
Der Außenbau (Abb. 358) wird von einer rechteckigen Grundform bestimmt, die gegen Osten durch den ebenfalls rechteckigen Chor, dessen Kanten leicht abgeflacht sind, verlängert wird. Im Südosten schließt die Sakristei an. Die ovale Raumform im Inneren läßt sich von außen nicht ablesen.
Außer an der Fassade gibt es keine Wandgliederung. Die einzigen plastischen Motive sind der niedrige Sockel und das umlaufende profilierte Kranzgesimse als Abschluß der Wand zum hohen Schindelwalmdach. Im Norden und Süden gibt es jeweils zwei übereinanderliegende Reihen von Segmentbogenfenstern mit einer leichten Stuckumrahmung.
Bei der Fassade der Lainzer Kirche handelt es sich um eine äußerst schlicht gestaltete Einturmfassade. In der Mitte dominiert der einfache, quadratische, von Lisenen eingefaßte Westturm. Auch das Hauptportal ist sehr einfach gestaltet: eine Segmentbogentüre sitzt in einer leichten Rahmung mit einem darüberliegenden, geschwungenen Rundbogensturz. Das Portal wird durch ein hohes Segmentbogenfenster nach oben hin abgeschlossen.
Heute gelangt man durch einen südlichen Nebeneingang in den Kirchenraum. Das Hauptgeschoß wird von einem die ganze Front durchlaufenden Band nach oben hin begrenzt. Darüber befinden sich seitlich des Risalits zwei Giebelflügel, die auf einem architravartigen Mauerstreifen aufsitzen. Nach außen hin werden sie von weitgeschwungenen Voluten, die zum Turm überleiten, begrenzt. Einziger Schmuck dieses Giebelgeschoßes sind das gerahmte Breitfenster in der Mitte und die beiden seitlichen, ebenfalls gerahmten Ovalfenster. Die Turmfassade wird von einem profilierten Kranzgesims abgeschlossen, das sich auf jeder Seite um das Zifferblatt der Uhr ausbaucht. Darüber befindet sich das Zwiebelspitzdach mit Knauf und Kreuz.
Die wenigen und schlichten plastischen Motive bewirken einen sehr flächigen und beinahe "ungestalteten" Gesamteindruck. Die Fassade ist merkwürdigerweise nicht dem Hauptplatz und der Hauptstraße von Lainz zugekehrt. Vielleicht ist sie auch unvollendet geblieben. Der Pokh'sche Entwurf, auf dem der Turm auf drei Seiten frei steht, sieht ja keine Fassade im eigentlichen Sinn vor.
Die Lainzer Einturmfassade gehört zu einem Typus, der sich häufig ab dem zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts, vor allem bei Kirchen im ländlichen Bereich, findet. Zum ersten Mal gibt es diesen Einturmfassadentypus bei der 1725 vollendeten Matzleinsdorfer Florianikirche.
Inneres
Im Inneren besteht die Lainzer Kirche aus einem tektonisch klar aufgebauten ovalen Hauptraum und daran angeschlossenen Nebenräumen. Der Ovalraum wird von acht Pfeilern gebildet, die mit je einem ionischen Pilaster und einem kurzen Gebälkstück instrumentiert sind. Den Abschluß des Ovales gegen Westen und Osten und zugleich die Verbindung zum Chor bzw. zur Orgelempore bilden die vier Eckpfeiler, deren Gebälk um die Kante herumgeführt wird und die jeweils zwei zusätzliche Pilaster besitzen.
Trotz zahlreicher auch typologischer Unterschiede kann die Salesianerinnen-Kirche (1717-30) im 3. Bezirk vor allem die Wandpfeilerstruktur betreffend als Ausgangspunkt für die Innenraumgestaltung der Lainzer Kirche angesehen werden. Bei diesem von Donato Felice d'Allio geschaffenen Kirchenbau am Rennweg war G. Pokh als Polier tätig.
Im Unterschied zum Entwurf der Lainzer Kirche, der vier Diagonalkapellen vorgesehen hat, existieren heute nur mehr die zwei östlichen; hier sind die beiden die Kapelle einfassenden Pfeiler durch konkave Nischen verbunden. Die auf dem Entwurf eingezeichneten westlichen Nischen sind heute durchbrochen und bieten Zugang zu den Nebenräumen. Zwischen den Pfeilern sind Emporen eingesetzt, die mit der Orgelempore einen durchgehenden Umgang bilden. Die Pfeiler gehen direkt in die auf dem Gebälk aufsitzende Flachkuppel über. Aus dem Einschneiden der Gurte in die Kuppel resultieren die seichten, bogenförmigen Stichkappen. Sie lockern als vertikalisierende Elemente den Druck der flachen Kuppel und machen den Innenraum optisch höher. Gleichzeitig verstärken sie den Effekt der Emporenöffnung. Durch eine andere Färbelung, ein helles Grau, und ihren Schwung wirken sie als dekorative Elemente und tragen entscheidend zu einem gelösten Raumeindruck bei.
Den Pokh'schen Plänen kann man entnehmen, daß der Architekt große Rücksicht auf die alte Bausubstanz nahm bzw. diese möglichst ökonomisch verwendete - es wurden auch kleine Mauerteile in den Neubau übernommen. Die wahrscheinlichste Erklärung hiefür sind geringe finanzielle Mittel.
359
Bei der Planung einer längsovalen Raumform stand Pokh vor dem Problem, diesen Raum in einem "Querrechteck", das sich aus der alten Bausubstanz ergab, unterzubringen - die Länge des Ovales war ja durch die alten Mauerreste schon festgelegt. Er löste diese Aufgabe in der Weise, daß er in diesen sehr breiten Raum ein Längsrechteck einsetzte, in das dann erst der ovale Hauptraum eingeschrieben wurde. Dadurch entstanden die beiden schmalen seitenschiffartigen Gänge (Abb. 359), die im Erdgeschoß eine Art "Wandfolie" bilden. Im Obergeschoß sind sie als Emporenumgang für die Licht- und Raumwirkung von ausschlaggebender Bedeutung.
Wesentlich für die Raumwirkung ist aber auch das Verhältnis des Außenbaues zum Innenraum. Die Gestaltung des Innenraumes läßt sich von außen in keiner Weise erkennen, auch die Kuppel ist unter einem Walmdach versteckt. Das heißt, eine Durchdringung von Innen und Außen, wie sie bei fast allen spätbarocken längsovalen Kirchen vorkommt, fehlt hier. Umgekehrt wirkt sich aber die rechteckige "Ummantelung" des Ovals auf den Innenraumeindruck sehr wohl aus. Durch die gangartige Zone zwischen Oval und Außenwand werden im Erdgeschoß die Nischen und im Obergeschoß die Emporen mit viel Raum hinterlegt.
Die segmentbogigen Fenster sind in Vertiefungen in die Wand eingelassen und sorgen für die Durchlichtung des Raumes. Da sie deutlich zurückversetzt sind, erfolgt die Beleuchtung eher auf indirekte Weise, sodaß man von einer "Lichtfolie" sprechen kann. Das Chorgewölbe zeigt eine eher konventionelle Lösung, eine Tonne mit seitlichen Stichkappen und abschließender Viertelkuppel, wie sie in der ländlichen Architektur Niederösterreichs im 18. Jahrhundert häufig anzutreffen ist.
360
Der h. Hochaltar (Abb. 360) wurde 1853 aus alten Teilen neu zusammengesetzt. Die beiden überlebensgroßen Statuen des hl. Petrus und hl. Paulus, die den Altar flankieren, stammen ebenfalls aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. In den Kartuschenaufsatz ist ein Rundfenster eingesetzt, durch welches das Auge Gottes in der Glorie vom östlichen Chorfenster beleuchtet wird. Das Altarbild mit der Darstellung der Hl. Dreifaltigkeit ist um 1800 entstanden. Das linke Seitenaltarblatt stellt die Taufe Christi, das rechte die Kreuzabnahme dar. Beide Bilder sind von Gaetano de Rosa signiert und laut Pfarrgedenkbuch 1744 gemalt worden. Mehrere noch in der Österreichischen Kunsttopographie von 1908 erwähnte Gemälde im Umgang und im Hauptraum befinden sich nicht mehr in der Kirche. Die hölzerne Kanzel hat 1784 der Bildhauer Johann Georg Mayer hergestellt.
Schloßkapelle Schönbrunn
Schönbrunner Schloßstraße Fischer von Erlach
1705-07
(-> Schloß Schönbrunn)
Kloster und Altenheim St. Josef
Hietzinger Hauptstraße 78
St.-Veit-Gasse 39-43
Wittegasse 5-7 Um 1810
1881 (St.-Veit-Gasse 43)
Josef Neubauer
1926
Karl Stiegler & Alois Rous
Nachfolger A. Bügler, F. Jakob
1935-37
361
• Baugeschichte, Baubeschreibung
Die Anlage geht auf eine Stiftung der Baronin Hedwig Malfatti von Montereggio, der Tochter des berühmten Arztes Johann Malfatti von Montereggio, zurück. Nachdem sie in Hietzing ein kleines Greisenasyl gegründet hatte, ließ sie für diesen Zweck 1881 das Haus St.-Veit-Gasse 43 erbauen, in dem zunächst zwölf alte Männer betreut wurden. Nach der 1882 erfolgten Weihe hieß das Heim "St. Josef-Greisenasyl". Im darauffolgenden Jahr übernahmen drei Ordensfrauen der bis heute hier tätigen Schwesternkongregation "Dienerinnen des Heiligsten Herzens Jesu" die Pflege der alten Menschen.
362
Das zweigeschoßige Gebäude St.-Veit-Gasse 43 (Abb. 362) mit symmetrischer Straßenfassade besitzt in der Mittelachse eine Einfahrt. Die Fenster im Erdgeschoß liegen in vertieften Rundbogenfeldern. Im ersten Stock wird die Mitte durch die Hervorhebung des Mittelfensters betont; es wird von glatten Doppelpilastern flankiert, über ihnen ansetzende Volutenkonsolen tragen eine gerade Verdachung. Unter diesem Fenster befindet sich ein kleines, quadratisches Relief, das die Madonna mit Kind darstellt.
1896 konnten die Schwestern durch eine großzügige Erbschaft das Stammhaus erwerben und auch das Nachbarhaus St.-Veit-Gasse 41 dazukaufen. In diesem wurden nach dem Willen der Erblasserin ein Kindergarten und eine Handarbeitsschule eingerichtet. Ebenfalls 1896 wurde das Greisenasyl durch Zukauf des Hauses Wittegasse 5, das auch einen einstöckigen Hoftrakt besaß, vergrößert. 1908 kam es durch Ankauf der Häuser Wittegasse 7 und Hietzinger Hauptstraße 78 zu einer neuerlichen Erweiterung.
Das zweigeschoßige Gebäude Hietzinger Hauptstraße 78 wurde um 1810 errichtet. 1846 erwarb es Leopoldine Fürstin von Palm-Gundelfingen. Die siebenachsige Fassade, deren dreiachsiger Mittelteil etwas vorspringt, ist durch den mittig gesetzten Balkon mit dem originalen Schmiedeeisengitter sowie durch den Risalitgiebel gekennzeichnet. Auch er ist ein Rest der ursprünglichen Gestaltung. In ihm liegt ein kreisförmiges Medaillon mit Maskenaufsatz, das von Voluten flankiert und von einem Sprenggiebel "umklammert" wird. Der Hauseingang liegt seitlich.
1884 wurde der linke, im Garten liegende Seitentrakt dieses Gebäudes abgetragen und an seiner Stelle ein zweigeschoßiger, neuer Trakt mit vorgebauter hölzerner Veranda errichtet. In diesem Jahr wurde der Hauseingang nach rechts verlegt und eine freitragende Stiege bis zum Dachboden eingebaut. 1939 kam es zur Neugestaltung der Fassade, wobei die alte Dekoration bis auf den Giebelschmuck entfernt wurde. Während des Zweiten Weltkrieges erlitt das Haus beträchtlichen Schaden; die dringendsten Renovierungsarbeiten konnten bis 1948 abgeschlossen werden.
1918 richteten die Schwestern für 60 arme Arbeiterkinder in der Anlage ein Heim ein. Da später auch Studenten aufgenommen wurden und die Nachfrage sprunghaft anstieg, mußte die Handarbeitsschule geschlossen werden.
363
1925/26 wurden die baufälligen Häuser St.-Veit-Gasse 41, Wittegasse 5 und 7 abgetragen und durch Neubauten ersetzt. In der Wittegasse 5-7 kam es nach Plänen von Josef Neubauer zur Errichtung eines dreigeschoßigen, 15-achsigen Traktes (Abb. 363) mit einem an der rechten Grundgrenze gelegenen zweigeschoßigen Seitenflügel. Im Parterre des Haupttraktes wurde unter anderem ein ausgedehnter Festsaal eingebaut, über dem die Kapelle liegt, welche bis in das zweite Geschoß hinaufragt. In dem Komplex waren Greisenasyl und Schwesternheim untergebracht. Die Fassade in der Wittegasse war durch jeweils zwei Fensterachsen begrenzende kannelierte Pilaster sowie durch eine, die Mitte betonende, gerade Attika gekennzeichnet.
364
1935-37 wurde diese Gebäudeanlage zum Teil einschneidend verändert (Abb. 364). Nach Plänen der Stadtbaumeistergemeinschaft A. Bügler & F. Jakob wurde der linke Teil mit vier Achsen nach Demolierung neu gebaut, an der rechten Festsaalseite ein Zwischengeschoß eingezogen und das Dach für Schwesternzimmer ausgebaut. Gartenseitig befindet sich in diesem Geschoß eine glasüberdachte Terrasse. Die Straßenfassade wurde völlig verändert. Der nunmehr viergeschoßige, mächtige Bau weist elf Achsen auf, wobei die vier an der linken Seite gelegenen durch eine über alle Geschoße reichende Fensterumrahmung mit halbkreisförmigem Abschluß hervorgehoben sind. Zwischen der zweiten und dritten Achse befindet sich ein aus Beton geformtes Kreuz, das von Alpha und Omega sowie von zwei Christuszeichen flankiert wird. Die streng wirkende Fassade ist im Erdgeschoß rauh, in den übrigen Geschoßen glatt verputzt.
365
Die Kapelle weihte am 18. 7. 1936 Kardinal Theodor Innitzer ein. Der Hochaltar (Abb. 365) besitzt einen hölzernen Aufbau mit plastischem Figurenschmuck. In der Mitte steht der auferstandene Christus in einer Herz-Jesu-Darstellung; er wird links und rechts von Engeln flankiert. Der von Säulchen getragene Baldachin über der Christusfigur erfährt durch eine darüber befindliche, halbkreisförmige Arkade eine Umrahmung, in die ein auch nach unten fortgeführter Strahlenkranz eingebunden ist. Der Altar wird in der Form eines Segmentbogens nach oben abgeschlossen. Sein Tabernakel besitzt ein aufgesetztes Expositoriumhäuschen zur Aussetzung des Allerheiligsten.
366
An der linken Seitenwand der Kapelle befindet sich in einer Nische ein kleiner Seitenaltar (Abb. 366) mit der plastischen Darstellung einer von knieenden Engeln flankierten Pieta. 1970 wurde das Kommuniongitter entfernt und ein Volksaltar aufgestellt.
1957 wurde der Kindergarten in der St.-Veit-Gasse erweitert, 1959 baute man den Trakt in der Wittegasse mit 72 Wohnungen aus. Die folgenden zahlreichen Renovierungsarbeiten fanden 1983 mit der Erneuerung aller Fassaden ihren vorläufigen Abschluß.
Gegenwärtig bestehen nach wie vor das Altersheim (30 Pensionisten), der Kindergarten sowie das Frauenkloster, dessen Hauptaufgabe in der Betreuung der betagten Schwestern des Ordens besteht.
Hummel- oder Malfatti-Kapelle
("Zu Ehren der Hl. Familie")
Ecke Fasangartengasse / Hofwiesengasse Josef Kopf
1883
367
• Baugeschichte
Die kleine Kapelle in der Parkanlage gegenüber der Einmündung der Hofwiesengasse in die Fasangartengasse stand ursprünglich auf der Anhöhe des Küniglberges. Ihre Errichtung geht auf den Priester Johann Hummel zurück, der 1877 in schwerer Krankheit das Gelöbnis machte, wenn Gott ihm noch zwei Jahre schenke, wolle er auf dem Küniglberg eine Kapelle zu Ehren der Heiligen Familie errichten. Johann Hummel lebte tatsächlich noch zwei Jahre: Er starb am 26. 8. 1879, jedoch ehe er sein Gelöbnis erfüllen konnte. Sein Vater, Simon F. Hummel, wollte das Versprechen einlösen. Er trat an die damalige Besitzerin des Parkes, Hedwig von Malfatti-Montereggio mit der Bitte heran, ihm ein kleines Stück des Grundes für die Errichtung der Kapelle zu überlassen. Da sie ablehnte, kaufte er dem "Milchmeier Bauern", dem Besitzer der dortigen Äcker, drei Joch um 9000 Gulden ab. Daß die Bezeichnung der Kapelle im Volksmund mit dem Namen Malfatti verbunden wurde, ist auf eine Fehlmeinung zurückzuführen, derzufolge Hedwig von Malfatti die Kapelle nach Errettung aus Mörderhand gestiftet hätte .
Im Frühjahr 1883 wurde unter der Leitung von Baumeister Josef Kopf aus Hietzing mit dem Bau begonnen. Am 25. Oktober desselben Jahres weihte Pfarrer Weinkopf aus Lainz die Kapelle ein.
1909 kamen Grund und Kapelle in den Besitz der Gemeinde Wien.
1938/39 wurde die Kapelle von der Bauleitung der Luftwaffe Schönbrunn von der Anhöhe des Küniglberges an ihren jetzigen Standort an der Fasangartengasse versetzt, wo sich ehemals der alte Lainzer Friedhof befunden hatte.
Der h. Bau ist renovierungsbedürftig. Leider ist gegenwärtig keine Nutzung gegeben.
• Baubeschreibung
Die Fassade der neugotischen Kapelle wird links und rechts von je einem Pfeiler begrenzt, die in kleinen Türmchen enden. Im Giebelfeld der hohen, mit einem schmiedeeisernen Gitter versehenen Spitzbogentür befindet sich in einem Dreipaß ein Relief der Heiligen Dreifaltigkeit, eine Kopie des Reliefs über dem Hauptportal der Lazaristenkirche in der Kaiserstraße. Der Giebel der Kapelle wird von einem Kreuz bekrönt. Unmittelbar an die Fassade schließt der einfache Chor mit 5/8-Schluß an. Er weist insgesamt sechs Strebepfeiler sowie zwei Spitzbogenfenster auf.
368
Das Altarbild (Abb. 368) mit der Heiligen Familie stammt von Josef Kastner. Die Statuen links und rechts des Altares stellen den hl. Simon und den hl. Johannes Evangelist dar.
In der Zeit vor 1938 besaß der Altar eine "Meßlizenz", d. h. es bestand die Erlaubnis, Heilige Messen zu lesen. Tatsächlich wurde alljährlich eine gestiftete Heilige Messe für die verstorbenen Mitglieder der Familie Hummel und der verschwägerten Familie Kirsch zelebriert.
Dominikanerinnenkirche
("Königin des Hochheiligsten Rosenkranzes")
Schloßberggasse 17 Richard Jordan
1885/86
369 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Fürstin Friederike von Auersperg (1820-1902), die 1869 in den Orden der Dominikanerinnen eintrat und den Ordensnamen Maria Raimunda annahm, kaufte 1869/70 mehrere Grundstücke in Hacking. Sie gründete hier 1873 ein Kloster mit der Aufgabe, etwa 20 Töchtern aus adeligen Familien Erziehung und Unterricht zu geben. Den größten Teil der Baukosten trug Erzherzogin Marie Valerie, eine Tochter Kaiser Franz Josephs I.
370
Im September 1885 wurde der Grundstein der Kirche gelegt, die nach Plänen des Architekten Richard Jordan, der auch die Hütteldorfer Pfarrkirche (1881/82) baute, unter Baumeister Josef Schmalzhofer in Hanglage errichtet und am 14. 10. 1886 durch Kardinal Ganglbauer eingeweiht wurde. 1960 wurde das Kircheninnere nach Plänen von Georg Lippert umgestaltet. Man trug den ursprünglich bis zur Decke reichenden Sandsteinaltar ab (Abb. 370) und ersetzte ihn durch eine freistehende grüne Marmormensa.
An die Kirche schließen das Kloster und das l896 bis 1899 errichtete Schulgebäude an. 1964 bis l966 wurde nach Plänen von Gustav Peichl ein Internatsgebäude zugebaut (-> Internatsanlage des Konvents der Dominikanerinnen in Wien-Hacking).
• Baubeschreibung
Die Kirche ist ein neugotischer Backsteinbau mit zwei achteckigen Türmen über quaderförmigen Sockeln. Auch die Turmhelme sind aus Backstein. Sie flankieren den westlichsten Teil des Baukörpers, dessen Fassade in drei waagrechte, sich in der Turmgliederung fortsetzende Felder geteilt ist und von einem Spitzgiebel mit Kreuz abgeschlossen wird. Im oberen Feld steht in einer Nische unter einem Baldachin eine Muttergottesstatue. An der Fassade sind feine Details zu erkennen: ein Zahnfries als Abschluß der obersten Zone und an den Türmen, gestufte Fensternischen in der Mittelzone sowie an den Türmen, schwach abgesetzte Blendarkaden mit Dreipaßbögen innerhalb der dritten Fassaden- und Turmzone sowie sparsam eingesetztes glattes Mauerwerk als dekoratives Element.
371, 372
An diesen Westteil der Kirche schließen im Osten, im Südosten sowie im Nordosten drei Bauteile mit sechseckigem Grundriß an, die nach Art von Bienenwabenzellen aneinandergefügt sind (Abb. 371). Ein ebenfalls über sechseckigem Grundriß errichteter Stiegenvorraum im südwestlichen Zwickel des Baukörpers führt zur Kirche. Der Besucher gelangt durch ihn in den als Fremdenchor bezeichneten Westteil. Links und rechts davon befinden sich die nur vom Kloster aus zugänglichen Schwesternchöre. Die drei Betchöre sind voneinander abgeschlossen und nur zum Presbyterium hin geöffnet. Neben dem zellenartigen Grundriß trennt ein Gitter zwischen Fremdenchor und Presbyterium die Gläubigen vom Altar.
373
Hinter dem 1960 geschaffenen, freistehenden Altar aus dunkelgrünem Gasteiner Marmor befindet sich an der Wand eine Halbstatue aus Holz (Abb. 373). Sie stellt die Rosenkranzkönigin mit dem hl. Dominikus dar - ein Werk von Eduard August Lang aus Oberammergau. Ebenfalls aus 1960 sind die beiden Buntglasfenster mit dem Vers "In te Domine speravi, non confundar in aeternum" ("Auf Dich, Herr, habe ich meine Hoffnung gesetzt, in Ewigkeit werde ich nicht zuschanden werden").
Faniteum
(Karmelitinnenkloster St. Josef)
Hanschweg 1 Emanuel La Roche
1894-96
Walter Hildebrand
1977
374 vor Zitat
"Nicht Geist, nicht Inbrunst wollen wir entbehren."
Karl Graf Lanckoronski
• Baugeschichte
Das Faniteum, eines der bemerkenswertesten Bauwerke des 13. Bezirkes, steht beherrschend auf der Juraklippe Gemeindeberg nahe beim St. Veiter Tor des Lainzer Tiergartens. "Vorher gab es hier einen Steinbruch mit einer hölzernen Hütte unter Apfelbäumen."
Karl Graf Lanckoronski (1848-1933), eine, nach Twardowski , sehr populäre und schillernde Persönlichkeit der ausgehenden Donaumonarchie, ließ dieses Gebäude errichten. Ursprünglich wollte er hier für sich und seine Frau Franziska, geborene Gräfin Attems, genannt Fanita, einen Wohnsitz schaffen. Am 8. 8. 1893, nach nur einjähriger Ehe, starb Fanita im Kindbett. Lanckoronski änderte seinen Plan. Auf dem Gemeindeberg sollte ein Mausoleum gleichzeitig auch eine soziale Funktion erfüllen. Fanita zu Ehren sollte es Faniteum heißen und in einer Krypta den Sarkophag der Verstorbenen aufnehmen. Der Graf, der schon bestimmte Vorstellungen von dem Bau hatte, beauftragte den Baseler Architekten Emanuel La Roche (1863-1922), einen Mitarbeiter Heinrich von Geymüllers und hervorragenden Kenner der italienischen Renaissance, mit der Planung. Da die Wiener Begräbnisvorschriften ein derartiges Privatmausoleum verboten - Ober-St. Veit war am 19. 12. 1890 der Stadt Wien eingemeindet worden -, erhielt Fanita ein Grab auf dem Hietzinger Friedhof. Das 1894-96 errichtete und später unter Mitwirkung des französischen Architekten Amand Bauqué im Äußeren teilweise veränderte und im Inneren ausgestaltete Gebäude verpachtete Graf Lanckoronski 1898 an die Gemeinde Wien, damit diese hier ein Mädchenrekonvaleszentenheim einrichte. Dieses Heim, das zunächst 12, später 16 aus Wiener Spitälern entlassenen mittellosen Mädchen Platz bot und von den Barmherzigen Schwestern betreut wurde, konnte jedoch nur in den Sommermonaten benützt werden, da es keine ausreichende Heizmöglichkeit gab.
375
Während des Ersten Weltkrieges diente das Haus als Lazarett, in der Zwischenkriegszeit wieder als Kindererholungsheim (Eröffnung am 1. 12. 1920). 1938 hat es die deutsche Luftwaffe beschlagnahmt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war es zunächst von russischen, dann von britischen Truppen besetzt. Von 1948 bis 1954 betrieben die Barmherzigen Schwestern hier während der Sommermonate wieder ein Kinderheim. Nach dem Abzug der Briten 1955 stand das Gebäude lange Zeit leer und erlitt durch zahlreiche Einbrüche beträchtlichen Schaden. 1968 sollte es schließlich einer privaten Wohnhausanlage weichen. Zwei Stunden vor der Abbruchverhandlung konnte der damalige Bezirksvorsteher Dipl.-Ing. Josef Gerstbach beim Bundesdenkmalamt eine provisorische Verfügung erwirken, die bescheinigte, daß die Erhaltung des Faniteums im öffentlichen Interesse liege. Im selben Jahr noch wurde das Gebäude unter Denkmalschutz gestellt. 1974 erwarb der Konvent der Karmelitinnen Haus und Garten und führte es einer würdigen Verwendung zu. Entsprechend seiner nunmehrigen Bestimmung als Kloster wurde das Faniteum in Zusammenarbeit zwischen kirchlichen Stellen, dem Bundesdenkmalamt und den städtischen Behörden nach Plänen von Walter Hildebrand umgestaltet und erweitert (Abb. 375). Am 1. 10. 1977 weihte Kardinal Dr. Franz König das Kloster; bis zum 14. 10. übersiedelten die Schwestern vom alten Kloster, das an der Linzer Straße in Baumgarten lag, in das neue Haus.
• Baubeschreibung
Das Besondere an diesem Bau besteht einerseits darin, daß es in Wien nur zwei Mausoleumsbauten aus dem 19. Jahrhundert gibt, nämlich die Kaasgrabenkirche und eben das Faniteum, andererseits ist die Wahl des Baustiles bemerkenswert. Das Zurückgreifen auf frühere Stilformen war zwar in der Zeit der Jahrhundertwende üblich, die Wahl der florentinischen Frührenaissance als Vorbild jedoch ist wohl einzigartig und wirkt bei näherer Betrachtung geradezu symbolisch.
376, 377, 378
Zuallererst als Wohnhaus gedacht, beherrscht das Gebäude in Anlehnung an toskanische Landhäuser des 15. Jahrhunderts die Bergkuppe, die Vorfahrt - vor dem Zubau ein nach zwei Seiten offener Hof (Abb. 376) - ist nach Norden, die Loggia (Abb. 377) nach Süden gerichtet. Die Achse der Kapelle, die das architektonische Zentrum der Anlage bildet, und die daran anschließende Thujenallee sind auf die von dort aus sichtbare Stephanskirche ausgerichtet (Abb. 378). Die Kapelle hat ihr Vorbild im Kapitelhaus für die Franziskaner von S. Croce, der Capella dei Pazzi (nach 1442 bis um 1470) des Filippo Brunelleschi in Florenz. Es ist jedoch keineswegs eine Kopie. Vielmehr wurden die einzelnen Elemente des Vorbildes - teilweise mit veränderten Proportionen - der Architekturauffassung um 1900 angepaßt. Die Kapelle besteht aus einem würfelförmigen Grundkörper, dem ein zylindrischer Tambour aufgesetzt ist. Diesen Zylinder, der von 12 kreisrunden Fenstern durchbrochen ist, schließt eine halbkugelförmige Kuppel ab, die von einer ebenfalls aus Zylinder und Halbkugel bestehenden Laterne bekrönt wird. Vor der Kapelle befindet sich eine offene Säulenvorhalle, von der aus der Blick auf die Stephanskirche gegeben ist. Die Vorhalle ist nicht öffentlich zugänglich.
Die Wahl des Vorbildes erhält im Licht der Funktion des Faniteums als Mädchenrekonvaleszentenheim eine neue Bedeutung: Es ist anzunehmen, daß Lanckoronski die Idee des Florentiner Findelhauses (Ospedale degli Innocenti) aufgriff, das ebenfalls von F. Brunelleschi errichtet wurde. Somit würde sich die Funktion des Gebäudes auch in der äußeren Form ausdrücken.
Deutliche Renaissanceformen haben die steinernen Fensterrahmen, besonders aber die zweigeschoßige Loggia an der Südseite. Das erste Geschoß wird vorne von fünf, an der Seite von je einem Rundbogen gebildet. Sie ruhen auf prismatischen Säulen. Das Obergeschoß bilden fünf zylindrische Säulen, die das weit vorspringende Dach tragen.
379
Vom Gesamteindruck her präsentiert sich das Faniteum als wohlproportionierte Anlage, an die sich der Zubau gut anfügt. Dieser schließt den früher offenen Hof nach allen Seiten hin (Abb. 379). Da aber der Westtrakt auf Säulen steht - das unterste Geschoß ist hier nicht verbaut -, gibt es eine offene Verbindung vom Hof zum Garten.
380
Von den Innenräumen ist nur die Kapelle öffentlich zugänglich, der Rest des Hauses ist Klausur. Der Eindruck des Kapelleninneren beruht nicht zuletzt auf der geschickten Lichtführung: Ein kleines Fenster, ganz oben an der Südseite, und vor allem die Kuppel (Abb. 380) sorgen für gedämpfte Helligkeit. Den Übergang von der Kuppel zum quadratischen Grundriß bilden vier Rundbögen. Sie werden von einem rundumlaufenden Gesimse, dieses wiederum von vier Säulen mit reich ornamentierten Kapitellen getragen. Durch diese Säulen wird der Würfel in Raumeinheiten aufgelöst.
Die Innenausstattung ist in Weiß gehalten, Wand- und Kuppeldekorationen sind nach oben zu in ihrer Schwere gesteigert. Dies stellt einen deutlichen Gegensatz zu Quattrocento-Bauten dar.
Die jetzige Ausgestaltung der Kapelle berücksichtigt die besonderen Bedürfnisse eines Karmelitinnenklosters: Einerseits soll die Kapelle als Gottesdienstraum den in strenger Klausur lebenden Schwestern zur Verfügung stehen, andererseits den Gläubigen allgemein zugänglich sein. Der Altar wurde daher von der Westseite, wo er sich zur Zeit Lanckoronskis befunden hatte, in die Nische an der Nordseite verlegt. Diese Nische grenzt an den Betchor der Schwestern, mit dem die Kapelle durch eine faltbare Glastüre verbunden ist. Feiert man Gottesdienst, wird diese Türe geöffnet, sodaß die Schwestern vom Chor aus mitfeiern können.
An der Südseite, in einer durch einen Rundbogen abgetrennten Nische, zeigt ein Grabrelief Lanckoronski, der, das neugeborene Kind im Arm, seiner Frau Franziska die Hand reicht.
Das Steinbecken, eine italienische Arbeit vermutlich aus dem 17. Jahrhundert, stammt noch aus dem Besitz Lanckoronskis, ebenso der Weihbrunnkessel mit einer Darstellung der päpstlichen Schlüssel und darüber das Relief Maria mit dem Jesuskind, dahinter Joachim und Anna, rechts unten vermutlich der kleine Johannes der Täufer.
381, 382
In einem der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Gang sind aus den Jahren 1894-96 großformatige Fresken des Malers Wilhelm v. Steinhausen (1840-1924) aus Frankfurt/M. erhalten (Abb. 381, 382). An der Längswand werden "Die sieben Werke der Barmherzigkeit" dargestellt - von sieben geplanten Fresken sind nur sechs ausgeführt -, die Darstellung an der Stirnwand zeigt Christus als Guten Hirten. Als Hintergrund verwendete der Künstler Motive aus der Ober-St. Veiter Landschaft. Diese Fresken sind, ebenso wie noch teilweise erhaltene Nachbildungen italienischer Renaissancemajoliken über den Türen, Reste einer einheitlichen künstlerischen Ausgestaltung, die im Faniteum die Idee eines Gesamtkunstwerkes wieder aufleben lassen sollte. Von den zahlreichen Kunstgegenständen, die Lanckoronski von seinen Reisen, vornehmlich aus Italien, mitgebracht hatte, ist so gut wie nichts mehr erhalten.
Versorgungsheimkirche
("Zum hl. Karl Borromäus")
Versorgungsheimplatz 1 Johann Scheiringer
1902-04
(-> Versorgungsheim Lainz)
Kirche "Zum hl. Johannes von Nepomuk"
Militärpfarre Wien
(Kriegsinvalidenhaus)
Fasangartengasse 101 Hans Schneider
1908-10
383 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Das alte Invalidenhaus im 3. Bezirk, Marxergasse, wurde wegen der zu großen Lärmbelästigung, wegen seines Alters (es bestand 125 Jahre lang) und auch wegen der nicht mehr den Anforderungen der Zeit entsprechenden hygienischen Verhältnisse aufgelassen. Außerdem verschlechterte sich der Zustand der ebenerdigen Wohnräume durch die Niveauerhöhung der Landstraßer Hauptstraße infolge des Bahnhofsbaues "Hauptzollamt". Der mächtige Bau des Invalidenhauses in der Marxergasse wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts abgetragen.
Das Bestreben, öffentliche Sanatorien und Spitäler an den Rand der Großstadt zu verlegen, führte zu der Entscheidung für den Bauplatz der neuen Gebäude am oberen Stranzenberg. Die Nähe des Lainzer Tiergartens und das Klima waren für die Wahl des Standortes ausschlaggebend. Die Landschaft war bis zum Baubeginn durch baumlose Ackerfelder und ausgedehnte Sandgruben charakterisiert.
Das Kriegsministerium beauftragte die "Allgemeine Österreichische Baugesellschaft" mit der Errichtung des Neubaues, welcher nach 16 Monaten, am 3. 12. 1909, der Bestimmung übergeben wurde. Planung und Bauaufsicht lagen bei dem Baugeneralingenieur G. M. Rudolf Gall, bei dem Militärbaudirektor Oberst Aurel Krepper, bei Militärbauingenieur Julius Hruschka und bei Architekt Hans Schneider.
384
Inmitten einer neu geschaffenen Parkanlage entstanden elf Objekte im Pavillionsystem (Abb. 384): vier Offizierswohngebäude, ein Bau für die Unteroffiziere, einer für die Mannschaft, das Spital, das Leichenhaus, das Stallgebäude mit der Wagenremise, ein Glashaus und die Kirche. Das kuppelgekrönte Gotteshaus mit angebautem Ehrensaal und Offizierskasino (rechts), der Küche und den Kanzleiräumen (links) bildet den Mittelpunkt der gesamten Anlage.
Die Kirche wurde am 5. 5. 1910 durch Feldbischof Dr. Coloman Belopotoczky unter Beisein Kaiser Franz Josephs geweiht.
Als Kirchenrektor war ein Militärgeistlicher eingesetzt. Nach dem Zusammenbruch der österreichisch-ungarischen Monarchie wurden Zivilseelsorger zu Kirchendirektoren ernannt.
1934 fand innen und außen eine Restaurierung statt, wobei die vergoldeten Sterne am blauen Himmel ähnlich dem gestirnten Firmament angeordnet wurden. Ursprünglich waren die Abstände regelmäßig gewesen.
Beim Bau der Kirche hatte man wegen der oftmals abgehaltenen Festgottesdienste mit Militärparaden das Presbyterium verhältnismäßig groß und ohne Kommunionbank gestaltet. Als es keine Paraden mehr gab, wurde für ein "Speisgitter" Platz (1938).
Die Glocke aus 1930 mußte im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen werden. Eine 1949 gekaufte befindet sich nun in der Pfarrkirche St. Hemma.
1947 wurde der dreistufige Aufgang zugebaut.
Die Gottesdienste wurden anfangs vor allem von den "Bewohnern" des Invalidenhauses besucht, bald jedoch auch von Zivilpersonen, vor allem nach dem 1913-15 erfolgten Bau der nahen Ostmarksiedlung. Die Kirche wurde immer mehr zu einem Mittelpunkt einer wachsenden Gemeinde (1958: 4100 Katholiken, 1960: 5500 Katholiken).
Am 1. 5. 1952 hat Kardinal Innitzer durch Abtrennung von Teilen der Pfarren Lainz, Hetzendorf und Hietzing eine Pfarrexpositur mit dem Titel "St. Johann am Fasangarten" eingerichtet, die am 1. 1. 1955 zur Pfarre erhoben wurde. Mit Wirksamkeit vom 1. 1. 1967 wurde die Pfarre bei gleichbleibenden Pfarrgrenzen an die neuerbaute St. Hemma-Kirche (-> Pfarrkirche St. Hemma) verlegt, die die Invalidenhauskirche zunächst noch als Filialkirche betreute.
1986 wurde die Kirche außen restauriert, die Fassade gelb verputzt. Im Inneren entfernte man wieder das Kommuniongitter; seine vier Bronzetafeln mit den Evangelistensymbolen wurden am provisorischen Volksaltar angebracht.
Seit 1987 ist das Gotteshaus die Militärpfarrkirche des Militärkommandos Wien. Die feierliche Übernahme führte Militärbischof Dr. Alfred Kostelecky am 27. 9. 1987 durch. Seitdem ist wieder ein Militärkurat Kirchenrektor. Seit 1988 besitzt die Kirche wieder eine Glocke.
• Baubeschreibung
Die Außenansicht des 9 m breiten und 18 m langen Baues mit Anklängen an den secessionistischen Stil wird durch die mit Laterne und Kreuz bekrönte Kuppel geprägt. Sie mißt 9 m im Durchmesser, ihre Höhe beträgt vom Boden aus gemessen 18 m. Die Fassade ist durch einen Mittelrisalit charakterisiert, der von zwei kuppelgekrönten Türmchen flankiert wird. Ein großer Bogen betont den Eingang, an dessen Seiten zwei Engel stehen. Unter dem Giebel des Mittelrisalits leuchten in goldener Schrift die Worte "venite adoremus" ("Kommt, lasset uns anbeten").
385
Auch im Inneren (Abb. 385) der Kirche bestimmt die Kuppel den Raum. Sie wird von vier großen, dreiteiligen bunten Glasfenstern durchbrochen, durch die der Raum gedämpftes Licht erhält. Die Wände sind vorwiegend in einem gelblichen Ton gehalten. Der Altarbereich ist durch eine Ende der vierziger Jahre ausgeführte Wandmalerei in Gold auf rotem Grund hervorgehoben.
386
Ein Teil der Einrichtung wurde aus der Kirche des alten Invalidenhauses im 3. Bezirk übernommen und stammt fast ausschließlich aus dem 18. und dem Anfang des 19. Jahrhunderts. Am künstlerisch wertvollsten ist die in Bronze getriebene und feuervergoldete Türe des Tabernakels (Abb. 386). Das Relief mit dem Thema der Kreuzabnahme Christi schuf Georg Raffael Donner 1735. Der Tabernakel selbst - ein Drehtabernakel in Form eines Sechs-Säulen-Tempelchens - trägt innen die Jahreszahl 1819. Der Hochaltar mit schöner Marmormensa ist in reinem Empire-Stil gehalten. Die Kreuzigungsgruppe stammt aus der Zeit um 1750. Beachtenswert ist die Barockstatue des hl. Johannes Nepomuk links vom Hochaltar. Sie zählt vermutlich zu den ältesten Nepomuk-Statuen Wiens. Der Thron rechts wurde für Kaiser Franz Joseph errichtet, der die Kirche anläßlich ihrer Einweihung besuchte. Die vier Bronzetafeln mit den Evangelistensymbolen am Volksaltar gehörten zu dem Anfang 1987 entfernten Kommuniongitter, das Hans Prutscher 1934 entwarf. Die drei ovalen Ölgemälde der Kanzel (Christus-, Marien- und Johanneshaupt) schuf Adelheid Malecki 1929. Das Altarbild links zeigt den Tod des hl. Franz Xaver und stammt aus dem 18. Jahrhundert. Die Bilder über der Orgelempore haben die Kreuzabnahme und die Dornenkrönung zum Thema. Die beiden Weihwasserbecken und das Taufbecken wurden aus der alten Invalidenhauskirche hieher gebracht. Das Dreifaltigkeitsbild in der Sakristei wird der Schule des Kremser-Schmidt zugerechnet.
Die Kirche weist etwa 100 Sitzplätze auf; das entspricht ungefähr der Stärke einer Kompanie.
387, 388
Der an die Kirche angebaute Ehrensaal (Abb. 387, 388) ist mit Gemälden - meist Kopien - geschmückt; er wurde 1991 renoviert. Das Offizierskasino besteht nicht mehr. Die Kanzleiräume werden von der Militärpfarre Wien genutzt.
Kirche St. Josef
k. k. Waisenhaus
(h. Orthopädisches Spital)
Speisinger Straße 109 1910-12
(-> Orthopädisches Spital)
Kamillianerkirche und -kloster
(Pfarrkirche "Maria, Heil der Kranken")
Versorgungsheimstraße 72 Josef Bertha
1910-12
389 vor Baugeschichte
• Baugeschichte:
Als der Orden der Kamillianer, dessen Hauptaufgabe die Krankenseelsorge ist, 1906 von Deutschland nach Österreich kam, suchte er eine Niederlassung in der Nähe des Versorgungsheimes Lainz. Die Gemeinde Wien kaufte ein Grundstück in der Versorgungsheimstraße und stellte es dem Orden zur Verfügung. 1910 wurde nach Plänen des Architekten Josef Bertha mit der Errichtung des Klosters und der Kirche begonnen; 1912 wurde der Bau fertiggestellt.
Mitte der zwanziger Jahre verbot die Wiener Stadtregierung den Kamillianern die Seelsorge im Krankenhaus Lainz; der Orden nutzte den Bau in der Versorgungsheimstraße einige Zeit als Exerzitienhaus. 1939 mußten die Kamillianer das Gebäude verlassen, da Militär einquartiert wurde. Nach dem Krieg erhielt der Orden das Haus zurück. Seit 1. 6. 1946 ist die Ordenskirche auch Pfarrkirche. Sie betreut wieder das Krankenhaus Lainz und das Versorgungsheim. Anfang der siebziger Jahre wurde der Innenraum der Kapelle umgestaltet.
• Baubeschreibung:
390
Von außen erweckt das zum Teil durch Alleebäume verdeckte Haus zunächst den Eindruck einer Gründerzeitvilla. Das Kreuz auf einer kleinen grünen Kuppel läßt jedoch auf einen Sakralbau schließen. Die Fassade ist in einen mittleren, vorspringenden und zwei seitliche Teile gegliedert. Der Mittelteil wird durch einen mehrfach geschwungenen Giebel abgeschlossen. In einer Nische steht, fast versteckt, eine Kamillusstatue. An den beiden Seitenteilen des Gebäudes befindet sich im ersten Stock je ein polygonaler Erker. Ein Portal im rechten Teil führt in das Kloster; das Bogenfeld der Tür ist durch ein Relief mit Engelskopf und Blütenkranz geschmückt. Der linke Gebäudeteil weist einen kleinen Vorbau auf. Über seinem Portal befindet sich ein Mosaik, das den hl. Kamillus zeigt und die Aufschrift "Kamillianerkirche" trägt. Durch diesen Vorbau gelangt man in die Kapelle (Abb. 390).
Ihr Langhaus ist fünfjochig, flache Dienste mit reliefierten Kapitellen tragen ein Kreuzrippengewölbe. Das hinterste Joch ist durch einen Bogen und ein Gitter vom übrigen Kapellenraum getrennt. Bis hierher ist die Kapelle von außen zugänglich. Im vordersten Joch ist die rechte Wand unterhalb des Schildbogens zur Sakristei durchbrochen.
An das Langhaus schließt eine halbkreisförmige Apsis an. Der Altarraum umfaßt jedoch nicht nur die Apsis, sondern auch einen Teil des Langhauses. In der Apsis befindet sich der Tabernakel in Form einer goldenen Weltkugel mit der lateinischen Inschrift "Das Kreuz steht, solange die Erde sich dreht". Das 1972 darüber angebrachte Kreuz mit Christus als König befand sich ursprünglich in der ehemaligen oberösterreichischen Niederlassung Pfaffing. Es ist eine Arbeit der Innsbrucker kunstgewerblichen Metallwerkstätte K. u. W. Griesser. Die von Ferdinand Stuflesser ausgeführte halbplastische Holzschnitzarbeit der reich verzierten Mensa ist vorwiegend vergoldet und stellt die Emmausszene dar.
Bunte Rundbogenfenster an der linken Seite des Langhauses sowie in der Apsis erhellen den Raum. Die Fenster des Langhauses zeigen Heilige, die sich in besonderer Weise den Werken der geistlichen und leiblichen Barmherzigkeit gewidmet haben. In den beiden Fenstern der Apsis ist je ein Engel dargestellt. Das große Ölbild an der rechten Kirchenwand - das ehemalige Hochaltarbild - stammt von Schöpfner und zeigt den hl. Kamillus, wie er Arme und Kranke zu Maria, dem Heil der Kranken, führt.
Kapelle im Krankenhaus Lainz
("Zur Heiligsten Dreifaltigkeit")
Wolkersbergenstraße 1 Johann Scheiringer
1908-13
(-> Krankenhaus Lainz)
Einsiedelei, h. St. Josefs-Heim
Stock-im-Weg 1a Einsiedelei
1748
St. Josefs-Heim
1910
Franz Peydl
1926
391 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
1748 errichteten zwei Einsiedler am Osthang des Gemeindeberges eine Klause mit zwei Wohnkammern, Küche und einer ungeweihten Kapelle, deren Glocke von Joseph Primminger aus Wien 1746 gegossen wurde. Die Einsiedelei diente auch als Sommeraufenthalt für rekonvaleszente Geistliche.
Nach der 1782 erfolgten Aufhebung der Einsiedlerbruderschaft ersteigerte der Wiener Kaufmann Ignaz Leopold Strodl (Strobl, nach Groner S. 454) die Anlage. Er erwarb zwei Weingärten und ließ an der Stelle der abgerissenen Einsiedelei einen klassizistischen Bau mit Stallungen errichten. Der erzbischöfliche Schloßgärtner Johann Michael Schmid legte einen kleinen Park mit zwei Obstgärten an.
1823 erhielt der damalige Besitzer Andreas Seifert das Recht, Bier und Wein auszuschenken.
Neben dem Landhaus befand sich am Eingang zu den Parkanlagen, welche sich bergan erstreckten, seit 1836 ein Anbau mit einem geräumigen Saal und Nebenzimmern. Vor dem Saal lag eine Terrasse mit einem Aussichtspavillon. Im Park war ein Fernrohr aufgestellt, das sich bei den Besuchern großer Beliebtheit erfreute.
Ab 1885 wurden einige Jahre lang während der Sommermonate in einem schmalen, zehn Meter langen straßenseitigen Anbau Milch und andere Lebensmittel verkauft.
Das Gasthaus "Zur Einsiedelei" wurde ein bevorzugtes Ausflugsziel. 1908 brannte ein Teil der Gebäude ab. Die damalige Besitzerin Josefine Wagner (sie hatte die Realität 1894 von Josef Holly gekauft) erhielt zwar noch 1908 die behördliche Erlaubnis zu Reparaturarbeiten vor allem des Dachstuhles, sie ließ sie jedoch nicht mehr durchführen.
392
Die Baureste kaufte 1909 die "Kongregation der Schwestern vom III. Orden des hl. Franz von Assisi". 1910 erfolgte der Umbau der zwei in stumpfem Winkel zueinander stehenden Trakte zu einem Rekonvaleszentenheim für die Schwestern und auch für mittellose, erholungsbedürftige Frauen (Abb. 392). Neben der Errichtung eines Kapitelsaales, einer Kapelle und eines Wohngebäudes im Osttrakt wurden Wirtschaftsbereiche (Schuppen, Kuh-, Schweine- und Gänsestall) im Trakt am Stock-im-Weg eingerichtet sowie Gemüsegarten, Ziergarten und Teich angelegt. Im selben Jahr installierte man auch einen Transformator.
1925 haben die Schwestern 11 Parzellen dazugekauft. Ebenfalls in diesem Jahr konnte die an der Stelle des ehemaligen großen Gasthaussaales errichtete Kapelle (-> Kapelle "Zum kostbaren Blut") geweiht werden.
Der Wohntrakt im Norden wurde 1985/86 renoviert und dient nach wie vor als Wohnung für betagte Schwestern.
• Baubeschreibung
393
Der gegen Osten gerichtete Gebäudekomplex besteht aus drei Teilen; Mittelteil und linker Trakt stammen aus der alten Bausubstanz. Der neunachsige Mitteltrakt weist noch den alten Eingang mit dem großen Segmentbogentor auf (Abb. 393). Auch der darüber liegende, von zwei auskragenden Trägern gestützte Balkon ist noch vorhanden wie auch die beiden gekuppelten Fenster mit Mitteltüre. Sie werden von zwei Pilastern flankiert. Der abschließende Flachgiebel wurde bei der Aufstockung um ein Geschoß erhöht angebracht, das aufgesetzte Türmchen verkürzt.
1926 erstellte Franz Peydl die Pläne für einen dreigeschoßigen Anbau (Abb. 392) mit Attika, Flachdach und Liegeterrasse. Der Osttrakt wurde aufgestockt. 1929 überdachte man die Liegeterrasse und schuf damit einen geschützten, hellen und frei wirkenden Raum.
Kapelle "Zum kostbaren Blut"
Stock-im-Weg 1a Franz Peydl
1925
394 vor Baugeschichte
• Baubeschreibung
Die siebenachsige Seitenfassade der 1925 von Kardinal Friedrich Gustav Piffl dem "Kostbaren Blut" geweihten Kapelle zeigt im ersten Obergeschoß Rundbogenfenster mit gestufter Mauerumrahmung. An der Südseite des Gebäudes befindet sich mittig gesetzt über quadratischem Grundriß der Turm mit Schallfenstern. Er wird von einem gewalmten Blechdach bekrönt.
Der Zugang zu der über zwei Geschoße reichenden Kapelle erfolgt vom Heim oder von außen über einen angebauten verandenartigen Vorbau.
395
Der Kapellenraum (Abb. 395) besteht aus einem einfachen, tonnengewölbten Langhaus ohne Apsis. Das Gewölbe ist durch Gurtbögen und Stichkappen gegliedert. Die bunten, rundbogigen Glasfenster an beiden Seitenwänden verleihen dem Raum gedämpfte Helligkeit.
Über dem Hauptaltar zeigt ein Gemälde den Gekreuzigten, darüber das Symbol des Hl. Geistes und Gottvater. Die beiden Bilder links und rechts davon stellen den hl. Franziskus und die hl. Elisabeth (als Tertiarin) dar; der Seitenaltar zeigt eine Herz-Jesu-Darstellung. Die Kreuzwegstationen sind bemalte Holzreliefs.
Im Zuge einer 1990 durchgeführten Modernisierung wurden die Kanzel und das Kommuniongitter entfernt.
Die Hauskapelle ist auch Gottesdienststätte für die Bewohner der entlegeneren Gebiete des Gemeindeberges.
Hauskapelle im Franziskusheim
Stock-im-Weg 1 Franz Jakob
1969
Das Altenwohnheim gehört zum benachbarten St. Josefs-Heim. Die Einweihung erfolgte am 7. 6. 1969 durch Erzbischof-Koadjutor Franz Jachym.
• Baubeschreibung
396
Die Hauskapelle im Obergeschoß weist eine gestufte, weiße Decke auf, die oberhalb des Altares in Holz ausgeführt ist (Abb. 396). Die Oberlichte sowie Glasfenster, die den hl. Franziskus und die hl. Muttergottes mit Engel zeigen, schaffen eine bemerkenswerte Lichtführung.
Kapelle im Elisabethheim
Veitingergasse 135-147 Anton Joiser
1980
Auch dieses Altenwohnheim gehört zum St. Josefs-Heim. Die Einweihung des Hauses nahm am 28. 4. 1980 Erzbischof-Koadjutor Franz Jachym vor. Eröffnung und Einweihung der Kapelle erfolgten am 1. 5. 1980 durch Prälat Robert Lux.
• Baubeschreibung
397
Die im Dachgeschoß liegende Kapelle über quadratischem Grundriß besitzt eine einfach kassettierte, von vier Säulen getragene dunkle Holzdecke (Abb. 397). Die bunten Glasmosaikfenster sind rundbogig abgeschlossen. Hinter dem Altar befindet sich ein Holzrelief, das die Leiden der Menschen darstellt.
Pfarrkirche "St. Hubertus u. Christophorus am Lainzer Tiergarten"
Dr.-Schober-Straße 96
(St.-Hubertus-Platz) Georg Lippert
Kurt Klaudy
1935/36
398 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Nach dem Ersten Weltkrieg entstanden in einem Gebiet, das früher zum Lainzer Tiergarten gehörte, mehrere Stadtrandsiedlungen, z. B. die Siedlung Friedensstadt, die Zollwache- und die Polizeisiedlung. Die seelsorgliche Betreuung lag bei den Pfarren Lainz und Mauer. Aber die Lainzer und Maurer Kirche und auch die Filialkirche St. Josef in der Speisinger Straße waren weit entfernt, und daher wurde bald der Wunsch nach einer eigenen Kirche laut. Seit dem 19. 4. 1931 diente eine Werkstättenbaracke beim Lainzerbach, in der Nähe des h. Pensionistenheimes "Föhrenhof", als Kapelle. Doch schon bald entsprach diese Notkirche nicht mehr den Erfordernissen; sie war baufällig und viel zu klein. So wurde Anton Schrefel, Pfarrer von Lainz, von Kardinal Piffl beauftragt, die Errichtung einer Filialkirche zu planen und dann zu leiten. Dieser betraute die beiden damals noch sehr jungen Architekten Georg Lippert und Kurt Klaudy mit dem Bau. Es war ihre erste große Aufgabe. Am Pfingstmontag, dem 12. 6. 1935, erfolgte die Weihe des Grundsteines durch Kardinal Dr. Theodor Innitzer. In den folgenden Monaten machte der Bau - unter Mithilfe des "Freiwilligen Arbeitsdienstes" - zügige Fortschritte. Die Steine für die Kirche wurden, um Kosten zu sparen, im nahen Lainzer Tiergarten selbst gebrochen und auf einem eigens dafür angelegten Geleise im Verlauf der h. Kardinal-Piffl-Gasse zum Bauplatz geschafft. Bereits am 15. 11. 1935, nach nur fünfmonatiger Bauzeit, weihte Kardinal Innitzer das Gotteshaus ein. Die Arbeiten konnten jedoch erst 1936 abgeschlossen werden.
Im ersten Jahr lag die Seelsorge in den Händen des Nazarenerordens. Seit 1936 betreuen Patres der Pallottiner die Kirche, die 1939 zur Pfarrkirche erhoben wurde.
1977 wurde der Altarraum umgebaut, damit er den Erfordernissen der Liturgiereform besser entspräche. Schon bisher war vor dem Hochaltar ein Volksaltar aus Holz gestanden. Da aber ein solcher beim Bau der Kirche nicht geplant gewesen war, hatte man vor allem bei festlichen Gottesdiensten Platzprobleme. Diese hat Architekt Walter Dürschmid bei der Neugestaltung des Altarraumes beseitigt. Den neuen Volksaltar mit Tabernakel hat Bischofsvikar P. Josef Zeininger am 5. 11. 1977 geweiht.
• Baubeschreibung
Nähert man sich der Kirche von der Dr.-Schober-Straße her, sieht man sie schon von weitem einladend scheinbar am Ende der Straße stehen. Am Hang über dem Tal des Lainzerbaches errichtet, vermittelt der massive Steinbau den Eindruck von Beständigkeit. Der Turm, der sich an der Südseite erhebt, ist in seinem oberen Teil - aus Kostengründen und zum Leidwesen der Architekten - eine Holzkonstruktion, die mit Schindeln gedeckt ist. Vom dunklen Hintergrund heben sich deutlich die weißen Zifferblätter der Uhr ab. Darüber verjüngt sich der Turm zum Glockenstuhl, der von einem kupfernen Zwiebelhelm mit Knauf und Kreuz bekrönt wird.
399, 400
An der Ostseite ist der Kirche ein Arkadenhof vorgelagert (Abb. 399), vergleichbar mit den Vorplätzen südlicher Dorfkirchen, etwa in Friaul oder Südtirol, auf denen sich das Kirchenvolk nach der Messe gerne plaudernd zusammenfindet. Die Ostfassade (Abb. 400) wirkt wuchtig, die Bruchsteine verleihen der Mauer Struktur. Das große Radspeichenfenster lockert die Fläche auf. Eine breite Treppe leitet zum quadratischen Portal. Der barocke Gnadenstuhl darüber ist eine Nachbildung. Das Original befindet sich in der Lainzer Straße vor dem Haus Nr. 117 (Beginn der Alois-Kraus-Promenade).
401, 402
Durch einen kleinen Vorraum gelangt man ins Innere. An das einfache Langhaus schließt im Westen der Altarraum an (Abb. 401). Er ist schmäler als das Langhaus und erhöht. Bemerkenswert ist die flache Holzdecke, die mit weißen Ornamenten verziert ist. Diese wurden von einem Malermeister aus der Pfarre mit selbst hergestellten Schablonen auf einfachen Brettern ausgeführt. Im Osten des Langhauses ruht auf zwei Holzpfeilern mit quadratischem Grundriß die Empore, deren Brüstung ebenfalls mit weißen Ornamenten geschmückt ist. Der Fußboden besteht aus Untersberger Marmorterrazzo. Der Raum erhält das Tageslicht durch sieben kreisrunde, bunte Glasfenster in den Seitenwänden, ein großes Radspeichenfenster an der Ostseite und ein kleines, buntes Rundfenster im Westen über der Altarnische. Die vier Fenster der Nordseite stellen die Heiligen Elisabeth von Thüringen, Albertus Magnus, Notburga und Hildegard dar, die drei Fenster der Südseite die Heiligen Leopold, Michael und Heinrich. Das Fenster im Altarraum zeigt die Heiligste Dreifaltigkeit. Alle Glasfenster wurden nach Entwürfen von Hans Alexander Brunner von der Tiroler Glasmalerei geliefert (1942), ebenso das Mosaikbild der hl. Katharina, das sich neben dem Fresko der Taufe Jesu hinter dem Bild des hl. Vinzenz Pallotti befindet. Außer dem Fresko der Taufe Jesu von Hans Becker an der Stirnseite links befinden sich im Langhaus an den Seitenwänden unter der Orgelempore noch zwei Fresken. Sie stellen die beiden Kirchenpatrone, den hl. Hubertus (links) und den hl. Christophorus (rechts), dar und sind ein Werk von Karl Engel. Unter der Empore sind vier Holzstatuen erwähnenswert: hl. Theresia, hl. Judas Thaddäus, hl. Franziskus und hl. Klara. Sie wurden von Mea von Bratusch geschaffen. Von dieser Künstlerin stammt auch ein Hauptwerk der Kirche, der geschnitzte Marienaltar (Abb. 402) an der rechten Stirnwand des Langhauses. Zwei Engel ziehen einen Vorhang zur Seite und geben den Blick auf Maria mit dem Jesusknaben im Arm frei. Für die Muttergottes stand die Tochter eines weißrussischen Offiziers Modell, für den Jesusknaben das Kind einer Cousine der Künstlerin. Die Predella zeigt links die Anbetung der Könige, rechts das Pfingstereignis. Über dem Altar kann man lesen: "Servus Mariae nunquam peribit" ("Ein Diener Mariens wird niemals zugrunde gehen"). Der Altar wurde 1946 aufgestellt und geweiht.
Der Altarraum, auf den die Architektur der Kirche ausgerichtet wurde, ist schmäler als das Langhaus, von diesem durch ein Kommuniongitter getrennt und um mehrere Stufen erhöht. Er lenkt die Aufmerksamkeit auf den Tabernakel, der zentral in einer Nische steht. Diese erhält durch je ein schmales Fenster an den Seiten Tageslicht und ist auch künstlich beleuchtbar. Die hintere Wand zeigt in einem Fresko von Karl Engel das Letzte Abendmahl. Bemerkenswert ist, daß Judas, der Verräter, fehlt. Der metallene Tabernakel, der in der Mitte einen Sodalith als Knauf trägt, ruht auf einem Block aus Marmor, dem Material des Altares. Er stammt aus der Werkstätte des Oreste Bastreri in Wien. Tabernakel, Ambo und Osterleuchter kommen aus der Werkstatt Stubhann in Salzburg.
An den Seitenwänden des Altarraumes befinden sich Fresken von Hans Becker. Das rechte Bild stellt die Bergpredigt dar, das linke jene Szene, in der Jesus die Zwölf fragt: "Wollt auch ihr weggehen?" und Petrus ihm antwortet: "Herr, zu wem sollen wir gehen? Du hast Worte des ewigen Lebens" (Joh. 6, 66-68). In dieses Fresko sind die Türe zur Sakristei und ein Fenster zu den Räumen darüber mit einbezogen.
Die Kirche strahlt eine angenehme Atmosphäre aus. Der Raum ist hell, auf das Allerheiligste gerichtet und hat für Sonntagsmessen die ideale Größe. Die Beliebtheit der Kirche zeigt sich auch darin, daß viele Leute von "auswärts", etwa ehemalige Pfarrangehörige, hierher kommen, um sich das Sakrament der Ehe zu spenden oder ihre Kinder taufen zu lassen.
In und an der Kirche befinden sich drei kleine Kapellen: an der Südostecke beim Turm, von außen über die Arkaden zugänglich, eine Lourdesgrotte, rechts vom Vorraum eine Antoniusnische und an der Ostseite des Langhauses, links vom Eingang, eine Josefskapelle mit einer Holzstatue des Heiligen.
Bedingt durch die Hanglage gibt es auch eine Unterkirche, die früher als Kindergarten und Theatersaal genützt wurde. Nach dem Willen einiger Pfarrangehöriger sollen die Räume reaktiviert werden. Da die Kirche für die weniger stark besuchten Wochentagsmessen zu groß ist, wurde im Pfarrhof (Kardinal-Piffl-Gasse 2) im Zimmer des verstorbenen Pfarrers P. Georg Ständer eine Kapelle eingerichtet. In ihr herrscht Holz als Werkstoff vor, was dem Raum Wärme gibt. Auf dem Tabernakel ist ein Vers aus Psalm 42 - "Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir." - in Beziehung zu den beiden Kirchenpatronen St. Hubertus und St. Christophorus gesetzt.
Kapelle im Orthopädischen Spital
Speisinger Straße 109 1956
(-> Orthopädisches Spital)
Evangelische Friedenskirche
Jagdschloßgasse 44 Rudolf Angelides
1957-60
403 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
In den Jahren 1948/49 kamen deutsche Heimatvertriebene aus der Batschka, dem Banat und zum Teil auch aus Siebenbürgen nach Wien. Die meisten dieser sogenannten Donauschwaben waren Protestanten. Etwa 600 von ihnen siedelten sich mit Hilfe der evangelischen Siedlungsgenossenschaft "Neusiedler" im Gebiet der Lafitegasse an. Um für diese neue Gemeinde die Seelsorge sicherzustellen, sollte eine Kirche in der Jagdschloßgasse errichtet werden. Für die Planung wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, an dem sich die Architekten Rudolf Angelides, Roland Rainer, Siegfried Theiss / Hans Jaksch und Hans Thim beteiligten. Den Auftrag erhielt Rudolf Angelides. Im Oktober 1957 begann man mit den Bauarbeiten. Da sich der Bauplatz als sehr feucht erwies, mußte auf eine geplante Unterkirche mit Jugendzentrum verzichtet werden. 1960 wurde die Kirche fertiggestellt und im Advent desselben Jahres eingeweiht.
1995 erfolgte eine Renovierung der Außenfassaden sowie die Abtrennung eines Raumes auf der Empore für die Jugendarbeit.
• Baubeschreibung
Die Kirche bildet mit Pfarrhaus und Kindergarten einen zusammenhängenden Baukörper; die Bauteile heben sich durch unterschiedliche architektonische Gestaltung deutlich voneinander ab. Beherrschend ist der quaderförmige Turm mit an der Südseite aufgesetztem Kreuz. Der Zugang zur Kirche erfolgt durch einen überdachten, offenen Gang.
404, 405
Das Innere ist sehr einfach gestaltet (Abb. 404). Besonderes Augenmerk wurde auf gute Akustik und guten Blick auf Altar und Kanzel gelegt. Hohe Fenster an der Südseite schaffen eine helle Atmosphäre. Die flache, weiße Decke des Langhauses ist durch Querbalken aus dunklem Holz gegliedert. Sehr großzügig dimensioniert ist die Empore: Sie reicht an der Rückseite weit über den Eingang hinaus und nimmt die gesamte rechte Seite des Langhauses ein. Den Abschluß an der Stirnwand bildet die Orgel. Der Chor ist schmäler und niedriger als das Langhaus und um drei Stufen erhöht; sein Grundriß ist ein unregelmäßiges Viereck (Abb. 405). Vor dem Chor hängt ein großes Lettnerkreuz von Heinz Glawischnig, auf dem Reliefdarstellungen das Letzte Abendmahl, die Taufe Christi, die Auferstehung und Maria mit dem Kind zeigen sowie die Worte "gelitten gestorben erstanden für uns".
An der linken Seite des Chores, am Übergang zur Stirnwand des Langhauses, befindet sich - ebenfalls von H. Glawischnig - die Kanzel aus dunklem Holz, an der rechten Seite, gleichsam als Pendant dazu, der Taufstein aus Marmor mit Kupferdeckel. Der einfache Holzaltar steht - typisch für lutherisch-evangelische Kirchen - unmittelbar an der Westwand des Chores.
Der Kirchenraum bietet Platz für ca. 250 Personen.
Kirche im Pallottihaus
("Königin der Apostel")
Auhofstraße 10 Robert Kramreiter
1959/60
406 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Die 1835 vom hl. Vinzenz Pallotti in Rom gegründete Gesellschaft vom Katholischen Apostolat, die seit 1925 die Pfarre "Königin des Friedens" in Wien X. und seit 1939 die Pfarre "St. Hubertus und Christophorus" in Wien XIII. seelsorglich betreut, wollte sich auch der Vermittlung wissensmäßiger Bildung widmen. Daher erwarb die Kongregation 1949 das Objekt in der Auhofstraße 10 als Exerzitienhaus, das am 10. 9. 1950 von Kardinal Innitzer geweiht wurde. Da aber das Gebäude nicht den Erfordernissen entsprach und darüber hinaus baulich gefährdet war, entschloß man sich zu Sanierungsmaßnahmen und dem Bau einer auch öffentlich zugänglichen Kirche, welche die bisherige Hauskapelle ersetzen sollte. Mit der Planung wurde Robert Kramreiter betraut. Die Grundsteinlegung erfolgte am 18. 10. 1958 durch Prälat Jakob Fried, Baubeginn war im Frühjahr 1959. Am 24. 4. 1960 weihte Bischof Dr. Josef Streidt die Kirche, die den Titel "Königin der Apostel" erhielt.
In den Jahren 1966 bis 1969 wurde das Haus umgestaltet. In der Kirche paßte man den Altarraum den neuen liturgischen Richtlinien an. Das erneuerte Pallottihaus wurde am 26. 1. 1969 von Erzbischof-Koadjutor Franz Jachym gesegnet. 1992/93 kam es wieder zu einer Renovierung des Hauses, wobei eine Neueinteilung der Räumlichkeiten erfolgte. Im Oktober 1993 segnete es Weihbischof Florian Kuntner.
• Baubeschreibung
Die Kirche, ein Stahlbetonbau, ist die Gottesdienststätte für das Exerzitienhaus, soll aber auch von außen zugänglich sein. Von der Straßenseite fällt zunächst der in etwa ypsilonförmige Glockenturm mit den drei frei hängenden Glocken auf. Sein Innenraum dient als Nische für den Tabernakel. Die Plastiken an der Außenwand rechts vom Turm stellen das Pfingstereignis dar, auf das die Feuerzungen über den Zwölf und über Maria, der Königin der Apostel, hinweisen. Der Heilige Geist schwebt als Taube über der Gruppe.
407, 408
Im Inneren der Kirche beeindruckt die großzügige Dimensionierung der Orgelempore, die nicht auf den rückwärtigen Teil der Kirche beschränkt ist, sondern an der linken Seite weit über die Sitzbänke hinaus bis an den Altarraum reicht (Abb. 407). Dadurch entstehen gleichsam zwei Raumeinheiten: eine niedere hinten und an der linken Seite sowie eine hohe, die sich über die rechte Seite und vor allem über den Altarraum erstreckt. Diese Zweiteilung wird allerdings durch die Anordnung der Sitzbänke teilweise wieder aufgehoben (Abb. 408). Die Decke der Kirche fällt von hinten nach vorne allmählich ab, erreicht im Bereich der Chorschranke ihren tiefsten Punkt und steigt zur Stirnwand hin wieder an. So wird der Altarbereich als eigener Raumkörper betont.
Die bunten Betonglasfenster entstanden nach Entwürfen von Robert Kramreiter und Hans Zeiler. Das in eindrucksvoller Farbigkeit gestaltete Glasfenster an der linken Seite der Stirnwand wölbt sich zum Teil in Form eines Halbzylinders nach außen. Der Altarraum wird vor allem durch ein hohes, seitlich angebrachtes Fenster erhellt. Er ist um eine Stufe erhöht und vom übrigen Kirchenraum durch eine aus Marmor gefertigte Chorschranke getrennt. Zum Altar gelangt man über zwei weitere Stufen. An seiner Vorderseite ist auf abstrakte Weise Christus in der Mitte der zwölf Apostel dargestellt.
Der Tabernakel in einer Nische nimmt nicht mehr jene zentrale Stelle wie in den älteren Kirchen ein. Zentrum ist vielmehr der Volksaltar, der Ort der Eucharistiefeier.
Auf der Stirnwand befindet sich neben dem Emailkreuz eine von Franz Barwig d. J. aus Beton geformte Statue der Schutzmantelmadonna.
Links unter der Empore steht ein Nebenaltar - ebenfalls von Franz Barwig d. J. - mit einem Steinrelief, das den hl. Vinzenz Pallotti mit einem Muttergottesbild vor der Hl. Dreifaltigkeit zeigt und die beiden Inschriften "Ad infinitam Dei gloriam" ("Zur ewigen Ehre Gottes") und "Ad salvandas animas" ("Zur Rettung der Seelen") aufweist.
Die Entwürfe für den in Email gestalteten Kreuzweg stammen von der Kirchengemeinde.
Die Kirche hat 160 Sitzplätze und bietet insgesamt etwa 500 Personen Platz. Sie ist auch außerhalb der Gottesdienstzeiten geöffnet.
Im Garten des Pallottihauses steht eine Nachbildung der Gnadenkapelle "Zur dreimal wunderbaren Mutter von Schönstatt". Dieses Filialheiligtum wurde 1958 unter Rektor P. Dr. Alois Greb errichtet.
Pfarrkirche "Zum Guten Hirten"
(ehemaliges Pfarrgebiet von Ober-St. Veit)
Bossigasse 68-70 Ceno und Herta Kosak
1963-65
409 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
410, 411
Als Anfang der sechziger Jahre in der relativ jungen Siedlung am Abhang des Roten Berges eine neue Kirche errichtet wurde, befand sich in unmittelbarer Nähe bereits eine Gottesdienststätte: 1936 hatte der Priester Prof. Maximilian M. Hofbauer, ein Urgroßneffe des Wiener Stadtpatrons Klemens Maria Hofbauer, in der Bossigasse 50 ein einfaches Holzhaus (Abb. 410) mit einer kleinen Kapelle errichten lassen. Er selbst hatte sie am 11. 6. 1937 mit Erlaubnis des Vatikans "dem himmlischen Vater" geweiht, im August desselben Jahres hatte Kardinal Theodor Innitzer nochmals eine Weihe vorgenommen. Nach dem Tod Hofbauers 1949 blieb die halböffentliche und nunmehr dem hl. Clemens Maria Hofbauer zugedachte Kapelle - zuletzt unter der Betreuung der Salesianer Don Boscos - noch bis Fronleichnam 1984 bestehen. Die Kapelle hatte einen neuromanischen Holzaltar (Abb. 411), über dem ein in Tirol geschnitztes Kreuz hing. Seitlich stand eine Muttergottesstatue des Wiener Bildhauers Franz Barwig.
Die seelsorglichen Aufgaben werden seit 1965 durch die neue Kirche Zum Guten Hirten, die aber nicht einfach als Nachfolgerin der Hofbauer-Kapelle zu verstehen ist, wahrgenommen.
Die starke Siedlungstätigkeit im Gebiet des Roten Berges ließ es Erzbischof-Koadjutor Franz Jachym notwendig erscheinen, hier eine Kirche bauen zu lassen. Zu diesem Zweck erwarb die Erzdiözese Wien im Juli 1957 von der Firma Universale den Baugrund in der Bossigasse und übergab ihn der Kongregation der Oblaten der Jungfrau Maria (OMV). Diese von Pater Bruno Lanteri aus Piemont in Jahre 1816 gegründete Kongregation war seit 1947 in Wien in der Krankenseelsorge tätig und suchte hier eine Niederlassung.
412
Mit der Planung wurde das Architektenehepaar Ceno und Herta Kosak betraut; die statische und konstruktive Bearbeitung führte Robert Krapfenbauer durch. Im Frühjahr 1962 begann man mit dem Bau eines Ordenshauses, das im Mai 1964 fertiggestellt und nach dem Gründer des Ordens "Lanteri-Haus" genannt wurde. Der Kirchenbau, der mit dem Ordenshaus eine Gebäudeeinheit bildet (Abb. 412), wurde im Sommer 1963 begonnen. Am 7. 12. 1963 nahm Erzbischof-Koadjutor Franz Jachym die Grundsteinlegung vor, am 19. 9. 1965 konnte er das neue Gotteshaus einweihen. Mit 1. 1. 1968 wurde an der Kirche durch den Erzbischof von Wien, Kardinal König, eine Pfarrexpositur mit eigener Matrikenführung errichtet, 1969 wurde der Pfarrkirchenrat gebildet, 1974 fand die erste Pfarrgemeinderatswahl statt. Am 1. 1. 1990 wurde die Pfarrexpositur zur Pfarre erhoben.
• Baubeschreibung
"Gottesburg" nennt die Bevölkerung den eigenwilligen Kirchenbau, und in der Tat denkt man bei den aufragenden Sichtbetonwänden, die nur von kleinen, schießschartenartigen Fenstern durchbrochen werden, an eine mittelalterliche Trutzburg. Unterhalb des Glockenstuhles mit den drei neuen, 1987 geweihten Glocken erinnert eine von Otto Cicatka aus Preßburg geschaffene Zementstatue des Guten Hirten, der ein Lamm beschützend auf seiner Schulter trägt, daran, daß die Burg auch eine Schutzburg sein kann. Steht man in einiger Entfernung vor der Eingangsseite der Kirche, klingt ein weiteres Motiv an: das Kirchen-Schiff. "Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt" ist auch als Motto dem Liederbuch der Pfarrexpositur vorangestellt.
413
Die unregelmäßige Anordnung der verschieden großen Fenster, aber auch das zeltartige Dach lassen an Le Corbusiers Notre-Dame du Haut in Ronchamp denken (Abb. 413).
Über dem Haupteingang befindet sich - angepaßt an die an dieser Stelle abgeschrägte Außenwand - eine von dem aus Como stammenden Bildhauer Gianluigi Giudici 1990-92 geschaffene Bronzeskulptur mit dem Thema "Fischfang".
Auch im Kircheninneren fühlt man sich an die Schutzburg erinnert. Der dunkle, fast mystische Raum gibt das Gefühl, alle Gefahren und alle Unbill der Welt "draußen zu lassen". Die Kirche wird zum Zufluchtsort, zum Schutzraum.
414
Geistiger und optischer Mittelpunkt ist der Altar, ein einfacher Marmortisch. Er hat einen besonderen, durch die Architektur hervorgehobenen Platz, obwohl es keinen Chor- oder definierten Altarraum gibt (Abb. 414). Durch die Dachkonstruktion, die ähnlich einem Zelt den Raum überspannt, wird der Altar in den Bereich der Gemeinde einbezogen, er wird zu ihrem Mittelpunkt, ohne daß Bankreihen links und rechts angeordnet sind. Bemerkenswert ist, daß zur Zeit der Planung die liturgischen Richtlinien, die in Folge des 2. Vatikanischen Konzils erlassen wurden, noch nicht bekannt waren. Durch geringfügige Änderungen während des Baues war es aber möglich, den neuen Vorstellungen zu entsprechen.
Über dem Altar hängt ein großes Kreuz aus Stahl mit bunten Glassteinen und vielen Nägeln, eine Arbeit Karl Hagenauers. An bevorzugter Stelle ist auch der Tabernakel angebracht; er kann jedoch nicht wie der Altar die Funktion eines Zentrums erfüllen. Seine unkonventionelle Form wurde nach einer Idee der Architekten ebenfalls von Karl Hagenauer geschaffen und soll an den brennenden Dornbusch erinnern. Dieser Künstler schuf auch das Taufbecken, das auf einem Sockel aus Salzburger Marmor steht, die Sakristeitüre mit dem Text aus dem Johannesevangelium "Ich bin der gute Hirte ..." sowie die Klostertüre, auf der Engel den Weihnachtsfrieden über der Stadt Wien verkünden.
415
Der Bildhauer Gianluigi Giudici schuf auch die 14 Kreuzwegstationen an den Längswänden (Abb. 415). Die sehr ausdrucksstarken Figuren sind in den Jahren 1966 bis 1971 entstanden. Die Vollendung von Leiden und Tod Jesu Christi in seiner Auferstehung zeigt eine Skulptur vom selben Künstler an der Stirnfront der Kirche. Die bronzene Madonna mit Kind ist ebenfalls ein Werk Giudicis.
Zur mystischen Wirkung des Raumes tragen nicht zuletzt die bunten Glasfenster bei. Sie sind eine Arbeit von Isolde Joham-Höllwart aus Wien. Verschiedenen Bereichen sind bestimmte Farben zugeordnet. Von den beiden großen Fenstern beim Altar ist das rechte rot-weiß, das linke blau-weiß. Diese Farben sollen nach den Intentionen der Künstlerin die Menschen zur Liebe und Treue bewegen. Die kleinen Fenster aus Glassteinen im Altarbereich sind in rot gehalten, die in der rechten Kirchenwand in blau und weiß bis gelb, die der Empore in blau und schließlich die links in einer Art Seitenkapelle in grün.
Über diese Seitenkapelle gelangt man zum Emporenaufgang: In einem eigenen, auch von außen auffälligen Baukörper leitet eine Wendeltreppe empor. In der Mitte des Raumes steht ein Pult mit einer aufgeschlagenen Heiligen Schrift.
416
Architektonisch interessant gelöst ist auch die Empore selbst. Obwohl sie ziemlich geräumig ist und eine zweite Ebene bildet, stört sie den Raumeindruck nicht. Vielmehr befindet sie sich zum Großteil über dem Vorraum, von wo sie sich - durch eine durchbrochene Betonbrüstung abgesetzt - zum gesamten Kirchenraum hin öffnet (Abb. 416).
Ganz allgemein wirkt das Innere der Kirche gelungener und freundlicher als die Außenansicht. Der Raum ist - anders als bei so manchen Kirchenbauten aus dieser Zeit - nicht nur Versammlungsort, sondern auch Ort des Gebetes und der persönlichen Andacht.
Im angebauten Kloster befindet sich ein Marienbild des Wiener Malers und Akademieprofessors Rudolf Bacher aus dem Jahr 1915.
Pfarrkirche "St. Hemma"
Wattmanngasse 105-107 Erwin Plevan
1964-66
417 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Die Einrichtung einer Pfarre in der Invalidenhauskirche war nur als vorübergehender Zustand gedacht. Eine neue Kirche sollte auf einem 1958 erworbenen Grundstück an der Ecke Wattmanngasse/Fasangartengasse errichtet werden. Aus finanziellen Gründen baute man zunächst nur den Pfarrhof. Dabei ergaben sich Probleme, da der Bauplatz starke Höhenunterschiede aufweist und im Staubereich schwefelhältigen Grundwassers liegt. Aufgrund dieser Erfahrungen mußte der Plan für den Kirchenbau völlig umgeändert werden.
Nach der Grundsteinlegung am 2. 10. 1964 wurde mit dem Bau nach Plänen von Erwin Plevan begonnen. Am 25. 9. 1966 konsekrierte Erzbischof-Koadjutor Franz Jachym die Kirche, die der hl. Hemma von Gurk geweiht wurde. Mit 1. 1. 1967 wurde die Pfarre von der Invalidenhauskirche an die neue Kirche verlegt. Aus der Pfarre St. Johann am Fasangarten wurde die Pfarre St. Hemma.
• Baubeschreibung
Schon von außen fällt der zeltartige Charakter auf, der das "Zelt Gottes unter den Menschen" symbolisieren soll. Im Osten ragt ein dreikantiger Turm aus Beton auf, die Westfassade besteht aus Glas.
418, 419
Im Inneren spürt man den Eindruck eines Zeltes noch stärker (Abb. 418). Die steil aufragenden "Zeltplanen" überspannen gleichermaßen Langhaus wie Altarraum. Ihren tiefsten Punkt haben sie aber nicht an der Außenmauer, sondern schon einige Meter vorher, und von hier aus steigen sie bis zur Mauer wieder etwas an. So entstehen gewissermaßen zwei Seitenschiffe (Abb. 419).
420
Der Volksaltar ist architektonischer Mittelpunkt der Kirche. So sind etwa auch in den "Seitenschiffen" Sitzbänke mit Blickrichtung zum Altar angeordnet (Abb. 420). An der linken Seite des Altares steht ein von Ernst Grandegger geschaffenes Gemmenkreuz mit eingearbeiteter Kreuzreliquie. Einen zentralen Platz nimmt aber auch der Tabernakel ein, der in Form einer Sakramentssäule in einer über die ganze Höhe der Kirche reichenden Nische steht.
Durch vertikale Fensterstreifen dringt Tageslicht in diese Nische, der Altarraum erhält Licht durch ähnliche Fensterstreifen am Übergang zwischen Dachkonstruktion und Stirnwand. Das Langhaus wird durch eine horizontale Fensterreihe in den "Seitenschiffen" natürlich erhellt und durch je einen Lichtstreifen an der tiefsten Stelle der Dachkonstruktion künstlich belichtet. An der Westseite unter der Empore hat Ruth C. Mannhart ein buntes Betonglasfenster geschaffen. Es stellt die Kirchenpatronin St. Hemma dar, die Stifterin von Gurk und Admont, die auch die Patronin der werdenden Mütter ist. Die Marienstatue aus Lindenholz an der Nordseite der Kirche stammt von Karl Jetzinger.
Zwei Glocken und das Kruzifix in der Werktagskapelle wurden aus der Invalidenhauskirche übernommen.
Pfarrkirche Unter-St. Veit
("Verklärung Christi")
St. Veit-Gasse 48 Anton Steflicek
1965-67
421 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
422, 423, 424, 425
Die Geschichte einer Gottesdienststätte in Unter-St. Veit beginnt Mitte des 19. Jahrhunderts. Zunächst war es nur eine dem hl. Jakob geweihte Glocke auf einem Holzgerüst, die seit 1843 dreimal täglich zum Angelus rief (Abb. 422). Als 1860 bei einem Brand ein Großteil der Häuser des Ortes verschont blieb, entschloß man sich aus Dankbarkeit zu einem Kirchenbau. 1862 bis 1865 entstand unter der Leitung von Baumeister Josef Kopf an der Stelle des Glockengerüstes eine kleine Landkirche (Abb. 423, 424, 425). Aufgrund der Kriegsereignisse von 1866 wurde sie jedoch erst 1867 von Dechant Emanuel Paletz eingeweiht. 1907 wurde der barocke Altar der alten Laimgruben-Kirche hieher übertragen. Das Altarbild mit der Darstellung "Maria vom Berge Karmel" aus dem Jahr 1751 stammte von Franz Anton Kraus.
1891 kam die Kirche in den Besitz der Gemeinde Wien. Erst 1926 erfolgte durch den gegründeten Kirchenverein eine umfassende Restaurierung. Nach und nach wurde die Kirche zum Mittelpunkt einer immer größeren Gemeinde, sodaß am 1. 11. 1940 die ursprüngliche Filialkirche von Ober-St. Veit zur Expositur erhoben wurde. Bald war das kleine Gotteshaus mit einem Fassungsvermögen von 270 Personen bei 70 Sitzplätzen für die mittlerweile über 3000 Seelen zählende Gemeinde zu klein. Eine Vergrößerung der Kirche stieß jedoch auf Schwierigkeiten: Grund und Kirche waren Eigentum der Stadt Wien, das Nachbargrundstück konnte nicht erworben werden. Nach mehrjährigen Verhandlungen war es schließlich möglich, Kirche und Grundstück der Gemeinde um öS 400000,- abzukaufen.
Bereits 1962 war Anton Steflicek aus Wien mit Planungsarbeiten für eine Vergrößerung des Kirchenraumes beauftragt worden. Probleme mit Behörden und Anrainern sowie die äußerst beschränkten Platzverhältnisse ließen es jedoch günstiger erscheinen, die alte Kirche ganz abzubrechen und durch einen Neubau zu ersetzen. Nach Genehmigung dieses Projektes durch die staatlichen Behörden (16. 2. 1965) und das kirchliche Amt (22. 6. 1965) führte man im Oktober 1965 die Abbrucharbeiten durch und begann am 8. 11. desselben Jahres mit dem Neubau. Am 9. 7. 1967 konnte Erzbischof-Koadjutor Dr. Franz Jachym das neue Gotteshaus einweihen. Mit 1. 1. 1968 wurde die Expositur zur selbständigen Pfarre erhoben.
• Baubeschreibung
426, 427
Nähert man sich der Unter-St. Veiter Kirche, so bestimmt der 30 m hohe, flach gedeckte Turm den ersten Eindruck. Er steht - vorgerückt - unmittelbar an der Straße. Der eigentliche, rechteckige Kirchenraum liegt hinter einem kleinen Vorplatz und ist durch einen gedeckten Gang mit dem Turm verbunden (Abb. 426). Man betritt die Kirche entweder durch diesen oder über den Vorgarten direkt durch ein großes Eingangstor. Im Inneren fällt sofort die großzügige Dimensionierung der Empore auf. Diese erstreckt sich über einen großen Teil des Langhauses und verleiht der Kirche so eher den Charakter eines Theatersaales (Abb. 427). Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, daß sich der um einige Stufen erhöhte Altarraum ähnlich einer Bühne gegen das Langhaus öffnet. Der Kirchenraum ist für 650 Personen konzipiert.
Licht erhält die Kirche durch bunte Glasfenster an der rechten Seite. Sie wurden von Lotte Klima entworfen und sollen den Weg zum Tabor symbolisieren. Das Ereignis auf dem Tabor, die Verklärung Christi, ist im Altarfresko von Sepp Mayrhuber dargestellt. Der sonst recht karge Altarraum mit einfachem Altar und Tabernakel wird zusätzlich durch ein rundes Oberlicht erhellt. Im Hochaltartisch befinden sich Reliquien der hl. Vincentia und des hl. Clemens.
Links vom Altarraum - dieser ist schmäler als das Langhaus, da auf der linken Seite die Empore bis an die Stirnwand reicht - steht ein Marienaltar. Unter der Empore befinden sich geschnitzte Kreuzwegstationen von Franz Barwig d. J. An der rechten Seite hängt zwischen den Fenstern ein Kruzifix, das aus der alten Kirche stammt. Beachtenswert sind die drei Terrakotta-Statuen im Zugang zur Kirche - Christus, Immaculata und hl. Franziskus. Sie standen an der Front des alten Baues und halten so ein wenig die Erinnerung an diesen lebendig. Im Turm hängt noch die alte Glocke von dem Holzgerüst aus dem Jahr 1843. Am unteren Rand ist ihr Stifter vermerkt: Jacob Flebus, Pseudonym für den Unter-St. Veiter Hutfabrikanten Giuseppe Bossi. Die beiden anderen Glocken stammen aus dem Jahr 1953.
1960-62 wurde in der Wittegasse 4 ein Pfarrhaus errichtet.
Pfarrkirche Lainz-Speising
(Konzils-Gedächtniskirche "Zum hl. Ignatius von Loyola")
Lainzer Straße 138 Josef Lackner
1966-68
428 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
429, 430
Nahe bei der ehemaligen Lainzer Pfarrkirche, der barocken Kirche zur Allerheiligsten Dreifaltigkeit, stand bis 1965 eine dem Heiligsten Herzen Jesu geweihte neuromanische Kirche (Abb. 429, 430), die 1885/86 nach Plänen von J. Mick erbaut worden war und als Ordens- und Kollegiumskirche der Jesuiten diente. Der Bau mit polygonaler Apsis erhob sich über kreuzförmigem Grundriß. Die überhöhte Vierung wurde von einem schlanken, dachreiterähnlichen Türmchen bekrönt.
Die Gesellschaft Jesu führte an dieser Stelle seit 1884 ein Kolleg, in dem sich auch die sogenannte "Bibliotheca Rossiana" mit über 10000 Bänden, Handschriften und Inkunabeln befand (heute im Vatikan). Am 10. 2. 1945 übernahmen die Jesuiten auch die seelsorgliche Betreuung der Pfarre Lainz - Speising, da der 1929 ernannte Pfarrer Anton Schrefel krankheitshalber auf die Pfarre resignierte und in den dauernden Ruhestand trat.
Die Pfarrkirche hatte sich schon seit Jahren als viel zu klein erwiesen, weshalb an die Errichtung einer Saalkirche für Sonntagsgottesdienste gedacht worden war, da man die alte Kirche nicht vergrößern konnte. Der Beschluß zur Errichtung eines Sozialen Bildungshauses auf dem Gelände des Exerzitienhauses verlieh dem Wunsch nach einer neuen Kirche eine neue Dimension: Im Rahmen des Neubaues mußte die kleine Kollegiumskirche abgerissen werden. Da aber sowohl Bildungs- wie Exerzitienhaus einen entsprechenden Gottesdienstraum benötigten, und die Betreuung zweier Gottesdienststätten sehr personalaufwendig war, entschloß man sich zum Bau einer großen Kirche, die einerseits als Pfarrkirche, andererseits aber auch als Gottesdienststätte für das Bildungs- und Exerzitienhaus dienen sollte. Außerdem wurde auf diese Weise eine nähere Verbindung des Ordens der Gesellschaft Jesu zur Pfarre geschaffen.
Im Juni 1965 wurde ein beschränkter Wettbewerb ausgeschrieben. Keinem der eingelangten Entwürfe wurde der 1. Preis zuerkannt. Je ein 2. Preis ging an Josef Lackner und an Ottokar Uhl. Die Entwürfe von Guido Gnilsen / Erich Eisenhofer und Armin Dolesch wurden angekauft. Mit Vertrag vom 20. 11. 1965 wurde schließlich Josef Lackner aus Innsbruck mit den Planungsarbeiten beauftragt. Nach der kirchlichen und baupolizeilichen Genehmigung begann man im Oktober 1966 mit dem Bau. Am 11. 3. 1967 legte Erzbischof-Koadjutor Dr. Franz Jachym den Grundstein, am 22. 6. 1968 weihte er die neue Kirche.
• Baubeschreibung
Der quaderförmige, turm- und fensterlose und - aufgrund des Verbauungsplanes - mit 8,5 m relativ niedrige Bau erweckt von außen eher den Eindruck einer Veranstaltungshalle als den eines Gotteshauses. Bausteinartig übereinandergeschichtete Leca-Beton-Fertigelemente verleihen der Fassade eine gewisse Struktur. Leider wurde die ursprüngliche Idee des Architekten, das Abbruchmaterial der alten Kirche in zerkleinerter Form in die Beton-Elemente einzubinden und so auf symbolische und auch unmittelbar materielle Weise die alte Kirche "weiterleben" zu lassen, nicht verwirklicht.
431
An der Ostseite befindet sich ein großes Eingangstor (Abb. 428), das durch eine Umrahmung aus hellem Sichtbeton hervorgehoben ist. Die Türe ziert das von Hermann Bauch 1976 gestaltete Mosaik "Das Kreuz, der Baum des Lebens". Meistens betritt man die Kirche jedoch durch einen der an allen vier Ecken in würfelförmigen Nischen untergebrachten Eingänge (Abb. 431). Diese Nischen sind ebenfalls durch die Verwendung von hellem Sichtbeton optisch aufgewertet. Die oberen Kanten sind abgeschrägt.
432
Hat der Besucher den Eingangsbereich durchschritten, steht er in einem großen, hellen Saal, der sein Licht von einem am Übergang von der Wand zur Decke rundumlaufenden Lichtband erhält (Abb. 432). Eine Galerie in Form eines Rundganges mit quadratischen Fensterdurchbrüchen verleiht dem Raum den Charakter eines Innenhofes. Über diesen Umgang besteht auch eine interne Verbindung zum Ordenshaus.
433
Die weißlackierte Stahl-Kassettendecke ist gestuft und erreicht ihren tiefsten Punkt in einer Oberlichte, die den Altarbereich erhellt (Abb. 433).
Der Altar, ein quadratischer Tisch aus Margarethener Marmor, ist Mittelpunkt des Raumes und der Gemeinde, gemäß den erneuerten liturgischen Richtlinien in der Folge des II. Vatikanischen Konzils, dessen Gedächtnis die Kirche auch gewidmet ist. Die Kirchenbänke sind an drei Seiten angeordnet und bestehen aus weißlackiertem Stahl wie die Decke; sie wurden mit dem gleichen Teppich in hellem Ocker bespannt wie der Boden. An der vierten Seite (nördlich) befindet sich die Musikempore, deren zwei Aufgänge besonders auffallen. An der dem Altar zugewandten Seite der Empore ist ein Wandteppich von Käthe Hermann-Bernhofer aus Wien aufgehängt (1969). Thema dieser Applikationsarbeit ist der Psalm 27: "Der Herr ist mein Licht und mein Heil". Rechts neben dem Altar befindet sich seit 1972 ein spätgotisches Holzkreuz, welches das ursprünglich dort aufgestellte Metallkreuz ersetzt.
Unter der Empore, hinter einer Wand verborgen, ist in einem als Werktagskapelle dienenden Raum der Tabernakel aufgestellt. Er hat hier seine zentrale Stellung verloren, die er vor allem in älteren Kirchenbauten innehatte. Die kleine Kapelle schafft eine ruhige Atmosphäre für die persönliche Andacht, nicht zuletzt wegen der im Gegensatz zur Helle des Kirchensaales gedämpften Lichtführung. Der Tabernakel wurde von Josef Lackner, dem Architekten der Kirche, entworfen. Die Tür stammt aus der Werkstätte für sakrale Kunst, Werkstatt Metallplastik, in Wien (1972). Die sieben Bergkristalle sind Symbol für die sieben Sakramente.
An der Westseite der Kirche befinden sich zwei Seitenaltäre. Der linke ist dem hl. Josef geweiht, der rechte dem Kirchenpatron, dem hl. Ignatius von Loyola. Beide Heilige sind jeweils auf einem Holzrelief des Südtiroler Bildhauers Adolf Vallazza aus St. Ulrich im Grödnertal dargestellt (1980). Vom selben Künstler stammen die Reliefs "Kreuzweg der Hände" (1986). Zu den klassischen 14 Kreuzwegstationen kommt hier noch die Auferstehung als 15. Station dazu. Auch die Weihnachtskrippe in Holzrelief (1973) und die Statue "Maria mit dem Kind" (1976) schuf Adolf Vallazza.
Ungewöhnlich muten die Beichtstühle der Kirche an: Es sind weißlackierte Stahlkästen, die unter die Galerie geschoben sind.
434
In der Kirche herrscht die Form des Quadrates vor (Abb. 434). Außerdem fällt auf, daß die Gesamtzahl der Sitzplätze wie auch die Zahl der Wandnischen jeweils durch vier teilbar sind. Das Quadrat bestimmt sowohl den Grundriß, die Eingänge, den Altar und den Tabernakel als auch die Elemente der Galerie und der Decke. Neben dieser nicht unbedingt nur dem christlichen Glauben entsprechenden Symbolik ist dies auch Ausdruck einer architektonischen Gesamtkonzeption, die den ebenfalls von Josef Lackner entworfenen Altar, den Tabernakel, den Taufstein an der Südseite des Kirchenraumes und die Weihwasserbecken in die Gestaltung des Raumes mit einbezieht.
Die Kirche hat 360 Sitzplätze und faßt bis zu 1000 Besucher. In der Werktagskapelle befinden sich 30 Sitzplätze.
Im Exerzitienhaus gibt es eine weitere Kapelle.
Die Pfarrkirche Lainz-Speising ist für Besucher ganztägig zugänglich.
Kapelle im Oblatenkloster St. Paul
Auhofstraße 167-169 Johann Pleyer
1972
435 vor Text
436, 437
Die Kapelle befindet sich im ersten Stock des Klosters (Abb. 436), das in der Auhofstraße an der Stelle des "Carolinenhofes" (Abb. 437) errichtet wurde. Sie ist nicht öffentlich zugänglich, Besuche sind aber möglich.
• Baubeschreibung
Der einfache Raum mit rechteckigem Grundriß ist vorne links zur Sakristei geöffnet, an der rechten Seite befindet sich ebenfalls eine offene Verbindung zu einem kleinen Abstellraum. Der Boden der Kapelle ist mit einem Teppich in dezentem Orange bespannt, der vom Architekten selbst ausgesucht wurde. Die Decke ist aus Beton und kassettiert. In jeder zweiten Kassette ist ein einfacher, vierteiliger Beleuchtungskörper angebracht. Durch die drei Kassetten oberhalb des Altares dringt Tages- bzw. Kunstlicht. Ihr besonderes Gepräge erhält die Kapelle jedoch durch die bunte, vierteilige Betonglasfensterfront. Der Teil ganz links gehört bereits zur Sakristei. Er ist in Blau gehalten und zeigt Maria mit dem Kind. Die anderen drei Teile bilden eine Einheit. Der mittlere Teil - in Rot- und Blautönen - stellt das Altarssakrament dar: Die Getreideähre und das Lamm, dessen Blut in den Kelch fließt, stehen für den Leib und das Blut Christi. Die Darstellung nimmt direkten Bezug auf den davorstehenden Altar, der von zwei Betonquadern gebildet wird. Auch der Tabernakel ist in die Glasfensterfront miteinbezogen. Er ist ebenfalls aus Beton, kreisrund und an dem Pfeiler zwischen mittlerem und rechtem Fensterteil angebracht. Eine goldene Kreisscheibe mit Kreuz bildet die Tür.
Besonders die Glasfenster tragen zur stimmungsvollen Atmosphäre des Raumes bei; als nachteilig erweist sich aber ihre schlechte Wärmeisolierung. Auch die Beleuchtung wurde kritisiert, da sie beim Zelebrieren als unangenehm empfunden wird. Insgesamt wird jedoch die Gestaltung der Kapelle von den Patres als gelungen bezeichnet.
Don-Bosco-Haus mit Bildungshauskapelle
St.-Veit-Gasse 25 Josef Oemer
1984-86
438 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Im Jahr 1921 übernahmen die Salesianer Don Boscos ein in der St.-Veit-Gasse 25 gelegenes "Schutzheim" für gefährdete Jugendliche, die hier zu Gärtnern ausgebildet wurden. 1934 wurde der Betrieb zu einer Gartenbau-Fachschule umgewandelt. 1938 beschlagnahmte die NS-Verwaltung das Heim; die Salesianer konnten in eine angrenzende Doppelvilla, die sie einige Jahre zuvor erworben hatten, ausweichen. Nach dem Krieg diente das Haus als Schülerheim. 1984 bis 1986 wurde das "Don-Bosco-Haus" als Jugendbildungsstätte und Provinzialat erbaut und am 11. 10. 1986 von Erzbischof Hans Hermann Groer eingeweiht.
• Baubeschreibung
Der Architekt hatte sich zum Ziel gesetzt, ein Heim zu planen, in dem sich die Jugendlichen geborgen und zu Hause fühlen können. Deshalb wollte er dem Gebäude nicht den Charakter einer Schule oder eines Institutes verleihen, vielmehr sollte es den Eindruck eines Wohnhauses vermitteln. Weiters war er bemüht, Jugendhaus und Provinzialat als eigene Bereiche von außen erkennbar zu machen.
439
Durch Versetzen der einzelnen Trakte (Abb. 439) wurden der Baukomplex gelockert, eine abwechslungsreiche Dachlandschaft geschaffen und Freiräume mit unterschiedlichen Funktionen gebildet. Ein von der Straße abgeschirmter Gartenhof mit Pergola, Sitzmulden und Terrassen dient der Erholung und Entspannung.
Das Jugendhaus besteht aus 40 Zimmern mit insgesamt 96 Betten (zehn Einzel-, vier Zweibett- und 26 Dreibettzimmer), zwei Tagungsräumen, zwei Vortragsräumen, einer Bibliothek, einem Meditationsraum, einem Freizeitraum, einem Festsaal und einem Speisesaal. Weitere Räume dienen der musischen Betätigung, der Einzelberatung und der Beichte.
440
Seitlich vom Eingangshof, der getrennte Zugänge zu Jugendhaus und Provinzialat aufweist, erkennt man die Bildungshauskapelle als eigenen Baukörper. Sie wurde am 25. 1. 1987 von Jugendbischof Egon Kapellari geweiht. Der Raum wird unter anderem von einem über dem Altar befindlichen, abgesenkten Glasfenster natürlich belichtet (Abb. 440). Den 1991 umgestalteten Tabernakel schuf die Klagenfurter Künstlerin Barbara Möseneder. In diesem Jahr wurde auch die Statue der Madonna mit Kind aufgestellt; sie stammt von dem Kärtner Bildhauer Konrad Campidell und wurde der "Erlacher Madonna" aus dem 14. Jahrhundert nachempfunden.
Im Provinzialat befindet sich eine Hauskapelle für die Patres, die am 4. 10. 1987 von Weihbischof Helmut Krätzl geweiht wurde.
Interessant ist die kleine Kapelle für die Don-Bosco-Schwestern im neu adaptierten alten Gebäudeteil. Sie wurde im ehemaligen Stiegenhaus errichtet und bietet Platz für sechs Personen.
Ehem. Kapelle im St.-Josef-Krankenhaus
Auhofstraße 189 1952/53
Erwin Plevan
1969
441 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
1930 erwarben die "Schwestern vom Göttlichen Heiland" das ehemalige Sanatorium Rosenthal und richteten hier ein Ordensspital ein. Am 1. 4. 1933 weihte Kardinal Theodor Innitzer eine kleine Hauskapelle. 1952/53 wurde eine neue größere Kapelle eingerichtet und am 6. 12. 1953 ebenfalls von Kardinal Theodor Innitzer geweiht. 1969 gestaltete sie Erwin Plevan um. Sie wurde nach dem 1989/90 erfolgten Bau der völlig neu geplanten Kapelle "Zur Mutter der Göttlichen Vorsehung und Hilfe der Christen" (-> Neue Kapelle St.-Josef-Krankenhaus) funktionslos und für die Interne Abteilung des Krankenhauses adaptiert.
• Baubeschreibung
Der Kirchenraum bestand aus einem großzügig dimensionierten, flach gedeckten Langhaus mit seitlichen Emporen, an das ein schmälerer Chor anschloß. Die alten Rundbogenfenster im Langhaus wurden beibehalten.
An künstlerischer Ausgestaltung waren das hängende Kreuz und die Josefstatue von P. Ivo Schaible SDS, München, sowie der Kreuzweg von Toni Schneider-Manzell, Salzburg, von Bedeutung.
Die Kapelle war für die Öffentlichkeit zugänglich und diente den Gläubigen aus Hacking auch als Gottesdienststätte.
Neue Kapelle im St.-Josef-Krankenhaus
("Zur Mutter der Göttlichen Vorsehung und Hilfe der Christen")
Auhofstraße 189 Oswald Lindenbauer
Winfried Pichorner
1989/90
442 vor Baugeschichte
• Baubeschreibung
443
Der polygonale Hauptkörper besitzt einen gekurvten Anbau (Sakristei, sanitäre Anlagen) mit dazwischenliegendem, tonnengedecktem Bindeglied und ist durch den Gegensatz zwischen glatt verputzter Wand und gegliederten Fensterzonen gekennzeichnet. Das verspiegelte Fensterglas ist dunkelbraun gefärbt; über einer Gebäudeecke sitzt eine verglaste Kuppel. Links und rechts neben der aus Holz gestalteten Eingangstüre sind von Sepp Viehhauser geschaffene Sandsteinreliefs mit kreisförmigen Emblemen angebracht, die den Salvator-Heiland und Symbole des hl. Josef zeigen. Die schlanke, aus Bronze gegossene St.-Josef-Statue (Abb. 443) an der östlichen, großflächigen Außenwand stammt von Erwin Huber.
444
Ein verglaster, auf Säulen ruhender, beheizter Gang stellt für Patienten und Schwestern die Verbindung von Krankenhaus und Kapelle her (Abb. 444).
445
Der Kapellenraum liegt im Hochparterre und bietet ca. 150 Personen Platz. Der Blick wird zum Altar gelenkt, der sich in einer Raumecke befindet und durch die erwähnte Lichtkuppel erhellt wird (Abb. 445). Über dem Eingang liegt eine Empore für den Musikchor. An den Seitenwänden spendet je ein nach außen spitz zulaufendes, zweiseitiges Fensterband Licht. Die Decke ist kassettiert.
Die künstlerische Ausgestaltung stammt von Sepp Viehhauser aus Bad Gastein. Er schuf u. a. das in der linken seitlichen Nische stehende Kreuz aus Olivenholz. Die weiße Holzkugel im Corpus soll das neue Leben symbolisieren. Der Ambo besteht aus Marmor, der Altartisch aus Birnenholz; der dreieckige Tabernakel ist vergoldet, seine Wände sind aus Sandstein geformt. Auch das Weihwasserbecken, die Apostelkreuze, die Monstranz aus Zedernholz, sowie die Kerzenleuchter und Blumenständer stammen von dem selben Künstler. Das Standkreuz aus dem 17. Jahrhundert wurde von Viehhauser mit einem Corpus versehen.
Der aus der alten Kapelle im Krankenhaustrakt (-> Ehem. Kapelle im St.-Josef-Krankenhaus) stammende Kreuzweg in Bronzeguß wurde von Toni Schneider-Manzell gestaltet. An der linken Seitenwand befinden sich ein Muttergottesbild und aus Metall geformte Insignien des hl. Josef.
Im Untergeschoß des Kapellentraktes liegt ein Mehrzweckraum für Schulungen, Seminare und sonstige Veranstaltungen.
Synagoge
(1938 zerstört)
Eitelbergergasse 22 Arthur Gruenberger
(Mitarbeit Adolf Jelletz)
1928/29
446 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
447, 448
Die ersten Entwürfe für eine Synagoge in Hietzing stammen von Rudolf Perco (Abb. 447) bzw. von Ernst Lichtblau (Abb. 448). Ihre 1912 vorgelegten Pläne kamen nicht zur Ausführung.
Während des Ersten Weltkrieges schuf Hugo Gorge einen Synagogenplan, in dem sich die ursprüngliche und sinnvolle Ordnung, Kultus und Funktion einer derartigen Anlage betreffend, ideal manifestierte. Aus Geldmangel wurde der Bau aufgeschoben, sodaß erst 1924 vom Tempelverein Wien-Hietzing ein internationaler Wettbewerb für jüdische Architekten ausgeschrieben werden konnte; der Leiter der Jury war Josef Hoffmann. Nach dem im 19. Jahrhundert reformierten Ritus wurde die Nähe von Bundeslade zum Almemor, der erhöhten Tribüne, von der die Thora verlesen wird, verlangt, wodurch eine Zentralanlage ausschied und nur die Lösung eines in der West-Ost-Achse gerichteten Hallenbaues möglich war.
Der in den USA lebende Architekt A. Gruenberger - er errichtete auch zwei Häuser in der Wiener Werkbundsiedlung - erhielt den ersten Preis und wurde mit der Bauausführung beauftragt. Der zweite Preis erging an Hugo Gorge. Einen für Wiener Verhältnisse spektakulären jedoch nicht prämierten und besonders von Josef Hoffmann abgelehnten Entwurf erstellte Richard Neutra. Er sah einen Gebäudekomplex aus flach gedeckten kubischen Baukörpern vor. Die sorgfältige Planung der Außenanlagen weist auf die vor allem für seine späteren Bauten charakteristische Wechselwirkung von Architektur und Naturraum hin. Mit der Verwirklichung dieses Entwurfes wäre Neutra seine erste Arbeit für Wien ermöglicht worden. Die einzige tatsächlich hier ausgeführte Bauaufgabe dieses aus Wien stammenden Architekten ist das Haus in der Werkbundsiedlung.
• Baubeschreibung
Auch der von Gruenberger ausgeführte, verbindlichere Bau - die einzige freistehende Synagoge Wiens in der Zwischenkriegszeit - hatte die Grundform eines Kubus. Er war von einem niederen Walmdach mit von halbkreisförmigen Zinnen abgeschlossener Attika gedeckt. Der Kunsthistoriker und Publizist Max Eisler brachte dieses Detail mit Festungssynagogen des 17. Jahrhunderts in Wolhynien und Podolien, Landschaften in der Ukraine, in Verbindung.
Zu beiden Seiten des vorgesetzten, niedriger gehaltenen Eingangsbereiches waren von Baldachinen überdachte Freitreppen angebaut. Sie führten zu den für Frauen vorgesehenen Galerien. An den Außenwänden des Baues waren stalagtitenartige Bogenzapfen angebracht. Sie erinnerten an maurische Architektur und verliehen vor allem der Längsfassade an der Neuen-Welt-Gasse eine rhythmische Gliederung. Diese Stilmerkmale bildeten mit der Formensprache aus den frühen zwanziger Jahren eine Synthese.
449, 450
Der flach gedeckte Hauptraum im Inneren (Abb. 449, 450) war eine nach Osten ausgerichtete Halle mit hohen, schlanken, halbkreisförmig abgeschlossenen Fenstern.
Die Synagoge in Hietzing wurde im Zuge des Novemberpogroms in der sogenannten "Reichskristallnacht" vom 9. auf den 10. 11. 1938 niedergebrannt; die Baureste wurden im Februar 1939 abgetragen.
ÖFFENTLICHE BAUTEN
Kapitel 4
Spitalsbauten, Sanatorien, Altersheime
Ehem. "Pension für Offiziers-Witwen und -Waisen Österreich-Ungarns in Wien"
Lainzer Straße 155/Chrudnergasse 2 um 1840
Adalbert Witasek
Anbau und Adaptierung
1898
451 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
An der Stelle eines um 1800 errichteten bäuerlichen Anwesens in Form eines langgestreckten Straßentraktes wurde um 1840 ein gegenüber dem Vorgängerbau in der Längsachse etwas gedrehtes zweigeschoßiges Gebäude mit rechtem Seitenflügel erbaut. In diesem Haus war bis 1876 eine von Dr. Moriz Löwinger geführte Anstalt für Geisteskranke untergebracht.
1878 baute Stadtbaumeister Ignaz Drapala linksseitig einen etwas abgesetzten Gartenflügel an, der mit dem bestehenden Bau durch eine gemauerte Hofeinfahrt verbunden wurde. In diesem entlang der Chrudnergasse (ehemals Brunn-Gasse) gelegenen ebenerdigen Trakt waren zwei Miet- und eine Hausmeisterwohnung untergebracht. Zur selben Zeit erfolgte eine Erweiterung des Hauptbaues gegen den Garten zu. An der Lainzer Straße wurde in der Mittelachse ein von einem Giebel gekrönter Erker vorgebaut; die Fassade erhielt eine Dekoration in klassizistischem Stil. 1888 wurde unter dem Besitz von Doz. Carl Andreas Wachler ebenfalls durch Ignaz Drapala dem rechten Seitentrakt ein erster Stock aufgesetzt.
452
1894 erwarb der Verein "Pension für Offiziers-Witwen und -Waisen Österreich-Ungarns in Wien" das Gebäude und ließ 1898 nach Plänen von Stadtbaumeister Adalbert Witasek das Gebäude adaptieren; an den Bauarbeiten war auch das Nachfolgebüro des Stadtbaumeisters Josef Wenz beteiligt. An der Stelle des Traktes in der Chrudnergasse wurde ein dreigeschoßiger Neubau (Abb. 452) errichtet und direkt an den zweigeschoßigen Bau in der Lainzer Straße angefügt.
1943 war das Haus im Besitz des "Vereines zur Schaffung von Heimstätten", 1947 kam es an den Verein "Pension für Offiziers-Witwen und -Waisen Österreich-Ungarns in Wien" zurück, seit 1971 sind im Grundbuch die "Vereinigten Altösterreichischen Militärstiftungen" eingetragen.
• Baubeschreibung
Die Fassade des alten, zweigeschoßigen Traktes an der Lainzer Straße ist siebenachsig und symmetrisch. Die Eingangssituation ist verändert. Der klar konzipierte Fassadenspiegel weist in beiden, durch ein Kordongesims getrennten Geschoßen eine Bänderung auf. Die Mittelachse ist durch die schon erwähnte Erkerzone mit Giebelabschluß hervorgehoben. Dieser Bereich ist im Obergeschoß von Pilastern mit jonischen Kapitellen begrenzt. Die Erdgeschoßfenster sind mit einer über Keilsteinen liegenden geraden Verdachung ausgestattet, die Fenster des ersten Stockes sind mit Dreiecksgiebeln abgeschlossen. Unter dem Satteldach läuft ein Konsolengesims.
Der 1898 errichtete, dreigeschoßige Trakt in der Chrudnergasse grenzt mit der Schmalseite an den Altbau in der Lainzer Straße und bildet hier eine markante Eckausformung. Die turmartige Wirkung wird durch die aufragende Attika mit Segmentbogenbekrönung verstärkt. Im glatten Feld befand sich ehemals die Aufschrift des Baudatums und der Baubestimmung. An dieser Seite ist in allen Geschoßen ein dreiseitiger Erker ausgebildet. Die Fassadendekoration ist an die klassizistische Formensprache des Altbaues angeglichen, wurde jedoch detailreicher durchgestaltet. Im ersten Stock befindet sich unter den Fenstern eine eingestellte Balustrade; weitere Schmuckelemente sind Girlanden- und Kranzmotive.
Die siebenachsige Fassade in der Chrudnergasse wird durch die risalitartig hervorgehobene Eingangszone betont. Ihre Mittelachse wird von kleinen ovalen bzw. rechteckigen Fenstern flankiert. Im ersten und zweiten Obergeschoß wird dieser Bereich von glatten, jonischen Pilastern begrenzt. Die Mittelachse wird im ersten Stock von einer halbkreisförmig abgeschlossenen Nische, im zweiten Obergeschoß von einer Tafel, auf der sich ursprünglich eine Aufschrift befand, gebildet. Ein Dreiecksgiebel mit Krone und Kranz- bzw. Bandmotiven schließt diesen Fassadenteil nach oben ab. Die Horizontalgliederung erfolgt außer durch die Bänderung durch ausgeprägte Gesimsausbildungen.
Die tatsächliche Bauausführung weicht geringfügig von den eingereichten Fassadenplänen ab.
Inneres 1898:
Im Erdgeschoß des Altbaues, der von der Gartenseite zugänglich ist, liegen straßenseitig zwei Zimmer und ein Kabinett in Flucht. Der mit einem Erker ausgestattete mittlere Raum öffnet sich großzügig in den gartenseitig gelegenen Speisesaal, an den eine Veranda anschließt. Von diesem Saal gelangt man links in ein weiteres Zimmer, rechts in den Stiegenaufgang. Den rechten Teil des Gebäudes bilden ein straßenseitig gelegenes Zimmer, ein weiterer Raum sowie die im rechten Seitenflügel gelegene Küche mit anschließender Abwäsche und weitere Wirtschaftsräume.
Im Erdgeschoß des Traktes in der Chrudnergasse liegen ein Eckzimmer mit Erker sowie ein weiteres Zimmer, ein Kabinett, ein Bad, ein WC, sowie der Stiegenaufgang mit Hauseingang. Im Stiegenhaus erinnert eine Tafel an den am 10. 6. 1900 erfolgten Besuch des Kaisers. An diesen Trakt schließt eine nur vom Garten zugängliche Veranda mit dreiseitigem Erker an.
453
Die Raumunterteilung des ersten Obergeschoßes (Abb. 453) ist mit jener des Erdgeschoßes fast ident. An Stelle des Speisesaales liegt ein großer Vorraum, Altbau und Trakt in der Chrudnergasse sind in diesem Geschoß durch eine Türe verbunden. Über Bad und Kabinett des Erdgeschoßes liegt ein großzügig bemessenes Zimmer. Die Räume im rechten Seitenflügel sind in diesem Geschoß nicht näher bezeichnet, waren aber mit großer Wahrscheinlichkeit Schlafzimmer für die Pensionäre. Der zweite Stock des Gebäudes in der Chrudnergasse ist mit dem ersten ident.
Das Gebäude wird gegenwärtig (1993) von Angehörigen des Österreichischen Bundesheeres bewohnt; nur mehr eine hier lebende Offizierswitwe weist auf die ursprüngliche Bestimmung des Hauses hin.
Allgemeine Krankenpflegeschule am Krankenhaus der Stadt Wien, Lainz
Jagdschloßgasse 23, 25
Jagdschloßgasse 25
Jagdschloßgasse 23
Verbindungstrakt
1872
1876
Anton Krones 1903
454 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
1872 ließ der Arzt und ehemalige Leiter der Dr. Treu'schen Anstalt in der Landstraße, Dozent Dr. Theodor Ritter von Hittnern, in der Jagdschloßgasse 25 (damals Einsiedeleigasse 11) ein zweigeschoßiges Gebäude im Stil eines Wohnhauses erbauen und richtete dort eine "Heilanstalt für Gemüths- und Nervenkranke" ein. Dem Haus wurden nach wenigen Jahren zwei Gartenflügel angebaut.
1876 kam es in einem Abstand von 18 Metern auf der Nachbarparzelle zur Errichtung eines weiteren zweigeschoßigen Hauses (Jagdschloßgasse 23), dem man 1883 einen rechtsseitigen Gartenflügel anbaute. Bauherr und Besitzer war Dr. Moriz Löwinger, der bis 1876 in der Lainzer Straße 155/Chrudnergasse 2 eine kleine Anstalt für Geisteskranke führte.
In beiden Häusern in der Jagdschloßgasse war die von den Ärzten Dr. Hittnern und Dr. Löwinger geleitete "Privatheilanstalt für Gemüths- und Nervenkranke" eingerichtet. Die Planverfasser sind unbekannt.
455
Nach dem Tod Dr. Hittners 1887 besaß Dr. Mauritius Pokorny das Haus Jagdschloßgasse 25 (Abb. 455); er erwarb nach dem Ableben Dr. Löwingers 1897 auch das Haus Jagdschloßgasse 23. In beiden Gebäuden waren um diese Zeit 80 Patienten untergebracht.
456
Unter der Leitung Dr. Pokornys kam es 1903 zu umfassenden Erweiterungsbauten (Abb. 456). Er ließ beide Häuser durch einen Verbindungstrakt zu einer Einheit zusammenfassen. Außerdem wurden 16 m bzw. 19 m lange Zubauten an die beiden äußeren Gartenflügel ausgeführt. Im Hof wurde ein zehn Meter langes und vier Meter breites Isolierhaus für Infektionskranke errichtet.
Durch diese von Architekt Anton Krones geplanten Maßnahmen wurde die Aufnahmekapazität der Anstalt beträchtlich gesteigert. Weibliche Patienten wurden im ehemaligen linken Gebäude betreut, männliche im ehemaligen rechten, wobei "unruhige Fälle" in den Hoftrakten untergebracht wurden. Zwei Durchfahrten im Verbindungstrakt ermöglichten den Zugang zur Gartenseite.
1913 verkaufte Dr. Pokorny die gesamte Anlage an die Gemeinde Wien, die sie dem schon bestehenden Versorgungsheim Lainz als Pavillon XIX angliederte.
1924 richtete die Gemeinde im Auftrag des damaligen Stadtrates für Wohlfahrt, Prof. Dr. Julius Tandler, in dem Gebäude die dritte Schwesternschule eines städtischen Krankenhauses ein. Eine von Anton Hanak 1928 geschaffene Bronzebüste dieses bedeutenden Arztes und Kommunalpolitikers ist im Stiegenhaus aufgestellt. In dreijährigen Lehrgängen werden bis heute diplomierte Krankenschwestern ausgebildet.
In den Jahren des Zweiten Weltkrieges wurden die Schwestern in einer verkürzten Ausbildung in erster Linie für den Lazaretteinsatz vorbereitet. 1945 begann man provisorisch mit dem regulären Schulbetrieb; bis 1950 war der Unterricht nur unter sehr erschwerten Bedingungen aufrechtzuerhalten. Nach der Beschlagnahme des Hauses durch russische und britische Besatzungssoldaten konnten 1951 die notwendig gewordenen Renovierungsarbeiten abgeschlossen werden. Sie beinhalteten u. a. den Einbau von Brauseanlagen sowie die Installierung einer Zentralheizung.
Steigende Schülerzahlen führten bereits Ende der siebziger Jahre zu erheblicher Raumnot. Jedoch erst 1986–88 konnte ein Zubau mit Internatsschlafräumen und zwei Hörsälen nach Planung von Gerhard Muthsam ausgeführt werden; der mittlere Gartenflügel wurde bis über den alten, abgetragenen Isolierpavillon hinaus verlängert. Durch die neue Raumsituation wurde die Möglichkeit geschaffen, diverse Gastveranstaltungen und Seminare abzuhalten. 1983–85 erfolgte die Renovierung des Außenbaues.
• Baubeschreibung
Das tief im ausgedehnten Gartengrund liegende, zweigeschoßige Gebäude im historistischen Stil ist in den Farben Gelb und Weiß gehalten und weist insgesamt 23 Achsen auf. Der etwas niedrigere, rechte Teil aus dem Jahr 1872 besitzt einen dreiachsigen Mittelrisalit mit mittig gesetztem Rundbogeneingang (Abb. 455); dieser ist mit einer geraden Verdachung, die auf zwei Doppelvolutenkonsolen ruht, abgeschlossen. Der Risalit wird von gebänderten Pilastern flankiert, die in polygonale, erkerartige Aufsätze münden und wird durch ein reliefiertes Fries an der Oberkante geschmückt. Dieses besteht aus einem kannelierten Band mit darunterliegendem Bogenornament.
Im Erdgeschoß befinden sich Segmentbogenfenster, im ersten Stock weisen die Fenster an ihrer Oberseite eine Dekoration in der Art barocker Ohrenrahmungen auf. An den oberen Ecken sind Dreiviertelkreise angesetzt. In den etwas vertieften Seitenteilen dieses Gebäudetraktes befindet sich unter dem Dachgesims eine reliefierte Rosettenreihe.
Der linke Gebäudeteil besteht aus dem 1876 errichteten Haus und dem 1903 ausgeführten Verbindungstrakt. Ein auf der linken Seite liegender, fünf Achsen breiter Fassadenbereich (der ehemalige Mittelrisalit des 1876 erbauten Hauses) springt etwas vor und trägt damit zur lebendigeren Gliederung der ausgedehnten Gesamtfassade bei. Auffallend sind das ausgeprägte Kordongesims sowie der dem rechten Gebäudeteil entsprechende Rundbogeneingang (die ehemals linke Hofeinfahrt). Alle Fenster sind gerade abgeschlossen; das Dachgesims wird von Konsolen getragen.
Die ehemals rechte Hofeinfahrt wurde zu einem Fenster umgestaltet. Der gesamte Gebäudekomplex ist mit Satteldächern gedeckt.
Gegenwärtig sind im Erdgeschoß Kanzleien, vier Hörsäle, zwei Speisesäle, die Küche, die Bibliothek, Besprechungs- und Besucherzimmer, ein Aufenthaltsraum sowie mehrere Wohnheimzimmer untergebracht. Eine zweiläufige Treppe liegt in dem gegen den Hof gerichteten Stiegenhaus des 1872 errichteten Traktes. Ein weiterer Aufgang besteht im rechten Gebäudeteil. Im ersten Stock befinden sich zwei weitere Hörsäle, mehrere Aufenthaltsräume, eine Kanzlei sowie zahlreiche Wohnheimzimmer. Die Erschließung erfolgt in beiden Geschoßen über je einen langgestreckten Quergang bzw. je drei Stichgänge in den Hoftrakten.
Geriatriezentrum am Wienerwald
(ehem. Versorgungsheim Lainz)
Versorgungsheimplatz 1 Rudolf Helmreich
Johann Nepomuk Scheiringer
1902–04
457 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Am 13. 5. 1902 beschloß der Wiener Gemeinderat die Baugenehmigung für das Altersheim (geschlossene Fürsorgepflege). Die Anlage für 2191 Pfleglinge sollte im Pavillonsystem errichtet werden und spätestens 1904 fertiggestellt sein.
Die Pläne wurden vom Wiener Stadtbauamt unter der Leitung des damaligen Vizebaudirektors Rudolf Helmreich und des Stadtarchitekten Johann Nepomuk Scheiringer erstellt.
458, 459
Dieses frühe Beispiel einer sozialen Einrichtung der Gemeinde Wien konnte unter Bürgermeister Dr. Karl Lueger termingerecht nach nur zweijähriger Bauzeit am 12. 7. 1904 der Benützung übergeben werden (Abb. 458). Die ersten Pfleglinge kamen aus dem 1858–60 nach Plänen von Ferdinand Fellner erbauten und 1904 aufgelassenen Bürgerversorgungshaus "am Alserbach" im 9. Bezirk (Abb. 459).
Im Durchschnitt waren während der Bauzeit auf der 353000 m2 großen Baustelle täglich ca. 1500 Personen beschäftigt. Das Baumaterial wurde u. a. auf einem neu errichteten Schienenstrang, der von der Verbindungsbahn abzweigte, herangeschafft.
Die Anlage mußte bereits innerhalb der nächsten zehn Jahre infolge des raschen Anwachsens der Zahl Pflegebedürftiger erweitert werden. Das h. Geriatriezentrum unterscheidet sich naturgemäß stark von der ursprünglichen Ausführung. Im Laufe der Zeit wurde es in ein modernes Pflegeheim umgewandelt, wobei ein wesentliches Ziel der Patientenbetreuung in der Wiedererlangung von Selbständigkeit besteht. Die Anlage umfaßt zehn medizinische Bereiche, darunter eine Lungenabteilung, eine neurologische, eine dermatologische und eine orthopädische Abteilung, weiters mehrere Ambulanzen und ein Zentralröntgeninstitut. 1979 wurde ein neues Personalhaus geschaffen.
Derzeit sind rund 3000 Pfleglinge untergebracht.
Unabhängig von der medizinischen und technischen Weiterentwicklung bleibt die Achtung vor dem ursprünglichen Konzept, das als besonders fortschrittlich und neuesten Entwicklungen gegenüber aufgeschlossen galt.
• Baubeschreibung (ursprünglicher Zustand)
460, 461, 462
Die Anordnung der Gebäude wurde der Hanglage angepaßt; fünf in N-S-Richtung angelegte Terrassen überwinden eine Höhe von insgesamt 14,4 m. Die Gebäude sind von Grünflächen umgeben und liegen an Längsstraßen, die untereinander durch zwei Querstraßen und sieben Gehwege verbunden sind. Die Gartenanlagen nehmen ein Zehnfaches der verbauten Fläche ein. In einem nicht ausgeführten Regulierungsplan aus 1906 (Abb. 462) bezog man auch die weitere Umgebung in die Gestaltung mit ein. Die vor dem Versorgungsheim projektierte Promenadenstraße sollte sowohl gegen St. Veit als auch gegen Hetzendorf verlängert werden.
463
Die symmetrisch geplante Gesamtanlage besteht aus dem Verwaltungsgebäude (Abb. 463), den Männer- und Frauenheimen, den Ehepaarheimen, dem Isolier- und Beobachtungshaus, der Einsegnungskapelle, dem Leichenhaus und der Prosektur, dem Zentralküchengebäude, dem Eiskeller und der Wäscherei, der Wagenremise sowie aus dem Wild´schen Stiftungshaus. Den Hauptakzent setzt die Kirche (-> Kirche im Geriatriezentrum am Wienerwald (Versorgungsheimkirche)).
"Zwischen der Planung des Verwaltungsbaus und jener der Frauen- und Männerheime hat offenbar ein architektonischer Entwicklungsschub stattgefunden, da letztere Bauten schon Prinzipien der Wagnerschen Architektur erkennen lassen."
464
Eine vier Kilometer lange Schienenbahn (Abb. 464) mit einer Spurweite von 50 cm verbindet die einzelnen Objekte untereinander. Sie dient v. a. dem Transport von Speisen, Brennmaterial und Wäsche.
465
Die Gebäudefundamente bestehen aus Beton und Bruchstein, die Mauern aus Ziegel. Die Fassaden im historistischen Stil sind zum großen Teil aus Sichtziegelmauerwerk gestaltet; bei der Kirche und bei den beiden Verwaltungsgebäuden sind es geschlemmte Ziegel (Abb. 465), sonst gewöhnliche Mauerziegel. Die unverputzte Mauer entspricht dem Streben nach Sichtbarkeit des tragenden Materials. Diese Bauweise fand schon im frühen Historismus Anwendung; bedeutende Wiener Beispiele hiefür sind die Altlerchenfelder Kirche und das Arsenal.
Bei den meisten Gebäuden wurde flache Holzzementdächer ohne Dachböden verwendet. Die Kirche und die Einsegnungshalle sowie die Küche haben Dachstühle in Eisenkonstruktion.
Die Beheizung erfolgte ehemals durch Kachelöfen und durch Öfen mit Kreislaufbetrieb. In den Krankenheimen verwendete man Niederdruckdampfheizungen. In allen Gebäuden war von Anfang an elektrische Beleuchtung installiert. Elektrische Aufzüge, eine die einzelnen Objekte verbindende Telefonanlage mit Anschluß an das öffentliche Netz sowie automatische Feuermeldeapparate zeugen von dem hohen Niveau der technischen Ausstattung.
Männer- und Frauenheime
466
Die insgesamt zehn Häuser sind je 85 m lang, haben drei Geschoße und sind für jeweils 280 Pfleglinge geplant. In der Mitte jedes Stockwerkes liegt ein 126 m2 großer, von zwei Seiten natürlich belichteter Tagraum und Speisesaal (Abb. 466). An ihn schließt eine offene Loggia aus Gußeisen an. Ihre dekorative Stützkonstruktion trägt wesentlich zur Belebung des Außenbaues bei.
Die meisten Schlafräume liegen gegen Osten und sind mit acht bzw. vier Betten eingerichtet. Pro Heim bestehen lediglich zwei Einzelzimmer.
Ehepaarheime
467
Die beiden Ehepaarheime mit einer Frontlänge von je 72 m bieten jeweils 55 Ehepaaren Platz. Der Tagraum und zugleich Speisesaal hat eine Fläche von 70 m2. Die einzelnen Wohnräume sind mit zwei Betten und einem Waschtisch ausgestattet und haben eine Durchschnittsgröße von 19 m2 (Abb. 467). In jedem Stockwerk befinden sich mehrere Bäder und zwei Veranden.
Krankenheime
468
Die zwei für insgesamt 178 Betten konzipierten Krankenheime weisen eine Frontlänge von je 77 m auf. In jedem Geschoß befinden sich Ein-, Zwei- und Sechsbettzimmer, sowie zwei 18 m lange und 3 m breite offene Liegehallen (Abb. 468). In den Flügeln sind Krankensäle mit je 16 Betten untergebracht. Diese Räume werden sowohl durch eine Fensterfront als auch durch eine ihr gegenüberliegende Veranda belichtet. Im Mitteltrakt liegen die Operations- und Behandlungsräume.
Beobachtungshaus
Der Bau dient zur Aufnahme von Pfleglingen, deren Krankheitsbild nicht eindeutig geklärt ist und bei denen Infektionsgefahr besteht. Das Gebäude ist ebenerdig und weist vier voneinander getrennte Abteilungen mit eigenen Zugängen auf.
Isolierhaus
469
Das zweigeschoßige Gebäude ist für infektionskranke Pfleglinge eingerichtet. Erdgeschoß und erster Stock beherbergen zwei voneinander völlig getrennte Krankenabteilungen. Jede besteht aus zwei Krankenzimmern mit insgesamt neun Betten, aus dem Bad, der Teeküche, dem WC sowie aus dem Arzt- und Schwesternzimmer.
Küchengebäude
Im Mittelpunkt des ErdGeschoßes befindet sich der 240 m2 große, 8 m hohe Küchenraum. An ihn grenzen Kaffeeküche, Mehlspeisküche, Fleischkammer, Abwaschraum und die Remise für die Speisetransportwagen der Schmalspurbahn. Im ersten Stock sind Magazine und Schlafräume für das Personal untergebracht. Die Küche ist mit einer Niederdruckdampfanlage für Kochkessel, mit Back- und Bratherden sowie mit elektrischen Küchenmaschinen ausgestattet.
Wäschereigebäude
Alle maschinellen Einrichtungen der Dampfwäscherei liegen im Parterre des zweigeschoßigen Baues; ihr Antrieb erfolgt durch eine im Keller befindliche Dampfmaschine. Ein Aufzug führt in den ersten Stock, wo Wäschemagazine, Nähräume, Wohnungen für das Personal sowie das Wasserreservoir untergebracht sind. Die Heizung der Räume erfolgt durch den Kesseldampf der Dampfmaschine.
Josef Wild´sches Stiftungshaus
470
Die Privatstiftung des Gymnasialprofessors Josef Wild (1846–87) ermöglicht die Unterbringung von 45 Pfleglingen. Der dreigeschoßige Bau zeigt in der Mitte der Geschoße offene Veranden in Eisenkonstruktion. Im ersten Stock liegen ein 55 m2 großer Tagraum, der zugleich Speisesaal ist, sowie vier Pfleglingszimmer. Im zweiten Stock sind sieben Pfleglingszimmer untergebracht. Die durchschnittliche Grundfläche der elf Wohnräume für die Pfleglinge beträgt 28 m2.
Gegenwärtige Nutzung des Wild´schen Stiftungshauses
1964 erwarb die Stadt Wien das Gebäude, in dem man 87 Schlafstellen für Angestellte des Pflegeheimes einrichtete.
Am 29. 6. 1988 wurde im Stiftungshaus ein Kindergarten mit 95 Plätzen für die Kinder der Bediensteten des Heimes eröffnet. Bei der Möblierung legte man besonderen Wert auf natürliche Materialien.
Kirche im Geriatriezentrum am Wienerwald (Versorgungsheimkirche)
(Zum hl. Karl Borromäus)
Versorgungsheimplatz 1 Johann Nepomuk Scheiringer
1902–04
471
Die neuromanische Kirche bildet das architektonische Zentrum des Versorgungsheimes. Romanische Detailformen und Elemente aus der Gotik, wie Schlankheit der Türme oder das Rosenfenster der Hauptfassade, deuten auf die Gestaltungsweise des Historismus. Ursprünglich als einfache Anstaltskirche gedacht, ermöglichten großzügige Spenden eine reiche Ausgestaltung. Das Gotteshaus wurde eine Art Denkmal für die wohltätige Gesinnung des Herrscherhauses und vor allem der Wiener Stadtregierung.
Am 26. 6. 1902 wurde mit den Vorarbeiten begonnen, und am 7. 10. desselben Jahres konnte der Grundstein gelegt werden; er wurde aus dem Ölberg in Jerusalem gebrochen. Die Schlußsteinlegung erfolgte am 15. 6. 1904. Das Gotteshaus war jedoch bereits am 18. 8. 1903 durch Dechant Leonhard Karpf aus Simmering eingeweiht worden.
Die Kirche steht auf einer Ebene, die 7,5 m höher liegt als das Haupteingangstor in das Versorgungsheim. Diese erhöhte Lage, die beiden Rampenstraßen und die dreiarmige Freitreppe, die zum Portal der Kirche führen, verstärken die dominierende Wirkung des zweitürmigen Baues. Die Rampe und das Haupttor verbinden nochmals Stufen, welche den gebrechlichen Menschen, für die ja die Kirche gebaut worden war, erhebliche Mühen verursachten. Daher wurden später bei den Arkaden, welche die Kirche mit den beiden Verwaltungsgebäuden links und rechts verbinden, Rampen zu den Seiteneingängen angebracht. Die Gestaltung der Außenwände wird durch den Kontrast zwischen geschlemmten Mauerziegeln und glatt verputzten, weißen Flächen bestimmt.
An der mit reichem, z. T. von Karl Kundmann stammendem Figurenschmuck ausgestatteten Hauptfassade fallen zwei Turmnischen mit großen Heiligenstatuen unter Baldachinen auf: links der Kirchenpatron Karl Borromäus, rechts die hl. Elisabeth. Beide Plastiken stammen von Hans Rathausky. Die Türme tragen spitze Helme, welche mit verschieden gefärbten, glasierten Ziegeln gedeckt sind. Bemerkenswert sind auch die an der Fassade angebrachten Wiener Gemeindebezirkswappen. Sie wurden vom Heraldiker Hugo Gerald Ströhl gestaltet und aus den ehemaligen Gemeindewappen der Bezirksteile zusammengesetzt, da die Bezirke selbst ursprünglich keine eigenen Wappen führten.
Die Schlußsteine der drei Arkadenbögen an der Eingangsseite und der zwei Fensterbögen in der Vorhalle sowie der Turmfenster tragen Portraitbüsten, die von Georg Leisek ausgeführt wurden. Sie zeigen Bürgermeister Lueger in der Mitte und den Architekten der Kirche am rechten Turmfenster. Früher befand sich auf dem Hauptgiebel noch eine 2,7 m hohe Engelsfigur aus Zinkguß, die durch einen Sturm zerstört wurde. Das Glasmosaik über dem Haupttor stellt die Heilige Familie dar und ist ein Werk Tiroler Glasmalerei.
472
Da das Haupttor in der Regel geschlossen ist, betritt man die Kirche durch einen der beiden Seiteneingänge unter den Arkaden, welche in das Querschiff führen. Im Inneren fällt die für eine Anstaltskirche ungewöhnliche Größe auf (Abb. 472). Das Langhaus besteht aus einem 10 m breiten Hauptschiff und aus zwei 3 m breiten Seitenschiffen; das Querschiff ist 9,6 m breit. Die Kirche weist eine Hauptachsenlänge von fast 38 m und eine innere lichte Höhe von rund 16 m auf. Die über 300 Sitzplätze sind nie ganz besetzt, die Kirche erweist sich auch bei gut besuchten Meßfeiern als zu groß.
Etwas wuchtig wirkt der hölzerne Zierdachstuhl des Hauptschiffes. Er ist in Rotbraun und Gold gehalten. Die Decke der Apsis zeigt das beliebte Motiv des blauen Himmels mit geometrisch angeordneten Sternen, die eigentlich tragende Dachkonstruktion besteht aus Eisen.
Interessant ist das dreiteilige Hochaltarbild von Hans Zatzka: Das Mittelbild zeigt Maria mit dem Jesuskind und ihr zu Füßen den hl. Karl Borromäus, das linke Seitenbild ein altes Ehepaar, das zur Gottesmutter aufblickt, und das rechte die Personifizierung der Stadt Wien (weibliche Figur mit Mauerkrone), die einem alten Arbeiter ein Stück Brot reicht. Bürgermeister Lueger kniet vor ihr, blickt zur Gottesmutter und weist mit der Linken auf den Plan des Versorgungsheimes.
Die beiden Seitenaltäre hat Theodor Maria Khuen in Kunstmarmor ausgeführt. Der linke trägt eine Statue der hl. Anna mit Maria, der rechte eine des hl. Josef mit Jesus.
Links vorne im Hauptschiff befindet sich die Kanzel aus Marmor. Die Schalldecke aus bemaltem und vergoldetem Eichenholz bekrönt eine holzgeschnitzte Engelsstatue von Josef Baumgartner.
Die Kreuzwegstationen in den Seitenschiffen wurden von Theodor Maria Khuen geschaffen. Als Gegenstück zu den Bezirkswappen an der Außenfront befinden sich im Inneren der Kirche die Wappen der Genossenschaften. Sie wurden nach Skizzen H. Gerald Ströhls von Hans Steidler angefertigt.
Erwähnenswert sind noch die Tympanonbilder im Inneren der Kirche: über dem Haupttor die heiligen Schwestern Fides, Spes und Caritas von Franz Fischer und über den beiden Seitentoren Glasmosaike der Tiroler Glasmalerei, links der hl. Leonhard, rechts der hl. Rainer.
Im linken Seitenschiff befindet sich ein Relief von Hans Schäfer mit dem Motto "Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet".
41 bunte Glasfenster zeigen mit Ausnahme der beiden Fenster in der Turmnische Heiligendarstellungen und wurden zum Teil von den Zünften gewidmet. Das Maßwerkfenster über dem linken Seitentor zeigt das Rosenwunder der hl. Elisabeth – zum Gedenken an die 1898 ermordete Kaiserin Elisabeth; im Fenster über dem rechten Seitentor soll die Auffindung des Kreuzes durch die Kaiserin Helena an den 18. August, den Geburtstag Kaiser Franz Josephs, erinnern.
Einsegnungskapelle und Leichenhaus
473
Im Mittelpunkt des Gebäudes liegt die über zwei Stockwerke reichende Einsegnungskapelle, ein Kuppelbau mit Türmchen für die Sterbeglocke. Die ebenerdigen Anbauten beinhalten die Sakristei, den Aufbahrungsraum, die Wartehallen, das Wächterzimmer und die Prosektur. Im Keller sind die Einsegnungshalle sowie die Aufbahrungshalle für Nichtkatholiken untergebracht. Zwei Aufzüge verbinden das Erdgeschoß mit dem Keller.
Krankenhaus Lainz
Wolkersbergenstraße 1 Johann Nepomuk Scheiringer
1908–13
Fritz Judtmann, Egon Riss
Tuberkulosepavillon
1929–31
474
"Die Gemeinde Wien beabsichtigt durch diesen Bau eine Musteranstalt zu schaffen, in welcher sich die medizinische Wissenschaft frei und unabhängig zum Wohle der erkrankten Menschen entfalten wird (...)"
Dr. Karl Lueger in seiner Rede am 20. 10. 1908.
• Baugeschichte
Am 14. 6. 1907 faßte der Wiener Gemeinderat unter Bürgermeister Dr. Karl Lueger den Beschluß zur Finanzierung, am 11. 10. 1907 zum Bau des "Kaiser-Jubiläums-Spitals der Gemeinde Wien" anläßlich des sechzigjährigen Regierungsjubiläums Kaiser Franz Josephs I. Für die Wahl des Standortes war unter anderem die Luftqualität am Rande des Grüngürtels ausschlaggebend.
Im selben Jahr begann der Stadtbauarchitekt Johann Nepomuk Scheiringer mit den Skizzen für die einzelnen Gebäude, welche 1000 Betten aufnehmen sollten. Zu Studienzwecken wurden ähnliche Anlagen in Deutschland besichtigt. Bei der Planung wurde danach getrachtet, möglichst große zusammenhängende Gartenflächen zwischen den Gebäuden anzulegen. Dafür galt als Vorbild das von Isidor Canevale geplante Krankenhaus Josephs II. Die Krankenpavillons sollten von den Administrations- und Wirtschaftsgebäuden sowie von der Prosektur getrennt werden. Die Krankenräume wurden möglichst in den südlichen und östlichen Bereichen der hierfür vorgesehenen Gebäude angelegt.
Die Grundsteinlegung erfolgte am 20. 10. 1908. Die Bauleitung übernahmen Stadtarchitekt Johann Scheiringer, Baurat Josef Klingsbigl sowie die Oberingenieure Viktor Möhner und Max Ast. Auf einer GrundfIäche von 151 750 m2 wurden 13 Gebäude mit einer verbauten Fläche von insgesamt 14 620 m2 errichtet.
475
Die Gesamtanlage ist in fünf Gebäudegruppen gegliedert (Abb. 475). Drei Gruppen umfassen die vier Krankenabteilungen (die Bettenanzahl pro Raum betrug ursprünglich 26 bzw. 2), das Röntgeninstitut, das Institut für physikalische Medizin, die Zentralsterilisation und das Schwesternheim für 130 geistliche Schwestern. Hier ist auch eine Kapelle untergebracht. Eine vierte Gruppe besteht aus dem Verwaltungsgebäude mit der Apotheke, aus der Aufnahmekanzlei sowie aus zwei Wohngebäuden. Die fünfte Gruppe umfaßt die Wirtschaftsgebäude. Die Prosektur, das Desinfektionsgebäude und die Autogarage bilden drei weitere, kleinere Anlagen.
Insgesamt waren 991 Betten vorgesehen, und zwar 486 für die interne, 143 für die dermatologische, 122 für die chirurgische, 82 für die gynäkologische, 48 für die urologische Abteilung, 50 für Augen-, 20 für Kehlkopf- und 40 für Ohrenkrankheiten.
476
Zwischen dem Spital und dem Lainzer Tiergarten befindet sich eine Gartenanlage; weitere Gärten sind zwischen den Gebäudegruppen angelegt. Inmitten des großen Gartenhofes errichtete Josef Heu einen Monumentalbrunnen (Abb. 476).
Am 30. 1. 1913 wurde das Haus eingeweiht, am 17. 5. 1913 erfolgte die Schlußsteinlegung durch Bürgermeister Dr. Richard Weiskirchner.
Am 2. 3. 1913 wurde die Linie der Städtischen Straßenbahn bis zum Versorgungsheim in Betrieb genommen.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Krankenhaus ausgebaut und den modernen Anforderungen der Medizin angepaßt. 1929 konnte eine Rheumaabteilung eingerichtet werden. 1929–31 wurde infolge des starken Ansteigens der Lungenerkrankungen der Tuberkulosepavillon (-> Tuberkulosepavillon) gebaut.
1930 erfolgte die Einrichtung einer Sonderabteilung für Stoffwechselerkrankungen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Spital nach und nach grundlegend modernisiert. Dazu gehörte unter anderem auch die Unterteilung der großen Säle in kleinere Krankenzimmer.
1969 wurde der Neubau des Zentrallabors errichtet.
Seit 1974 besteht eine Abteilung für Gefäßchirurgie, seit 1980 eine eigene Blutbank, seit 1990 die Ausstattung mit bildgebenden Geräten für die Beobachtung aller Lebensvorgänge im menschlichen Körper; hiezu gehören auch Computer-Kernspintomographen. 1992 konnte die Abteilung für plastische Chirurgie und Wiederherstellungschirurgie eröffnet werden.
In neuerer Zeit wurden auch Kleingebäude für die Energieversorgung erbaut, z. B. die Umschaltzentrale und die Trafostationen.
Das Krankenhaus Lainz umfaßt heute 16 Abteilungen und 5 Institute. Die Zahl der Betten stieg von 991 bei Inbetriebnahme auf 1504 im Jahr 1982, gegenwärtig stehen 1400 zur Verfügung. 400 Ärzte und über 1000 Schwestern und Pfleger versorgen jährlich ca. 40 000 Patienten.
• Baubeschreibung (ursprünglicher Zustand)
Der Baugrund besteht aus Lehm und Tegel, sodaß eine ausgiebige Drainagierung notwendig war. Ein Regenwasserkanal leitet das abfließende Niederschlagswasser aus dem Lainzer Tiergarten ab.
Der Höhenunterschied des Geländes wurde durch Einschaltung eines Geschoßes bei den betroffenen Gebäuden ausgenützt. Der gewonnene Raum wurde für Röntgeneinrichtungen und für die physikalische Therapie bereitgestellt.
Die Hauptverkehrsstraßen im Spitalsbereich wurden ringförmig angelegt, sodaß eine ökonomische Anordnung der einzelnen Bereiche und der Funktionswege erreicht werden konnte. Ein unterirdischer Gang verbindet alle Gebäude. In ihm werden die Fernheizrohre und das Hochspannungskabel geführt.
Aus der gesamten Planung ist ersichtlich, wie sehr man bestrebt war, sich der fortschrittlichsten Einrichtungen zu bedienen.
Aus 1 m – 1,5 m tiefen Betonfundamenten wurde die Mauerung errichtet, welche bereits die Aussparungen für Leitungen der Heizung sowie für Entlüftungsschächte der Abgase aus den chemischen Herden und medizinischen Apparaten berücksichtigte. Eine Klärgrube mit Kalkmilch reinigt die Abwässer des patholologischen und anatomischen Institutes. Die Keller sind durch natürliches Licht erhellt.
Aus hygienischen Gründen erfolgte keine Beschüttung der Decken. Der Fußbodenbelag ruht unmittelbar auf der Betondecke. Die Parterregeschoße aller Krankenheime sind unter Vermeidung von Stufen nur durch Rampen zugänglich.
477
Alle Gebäudefassaden zeigen klassizistische Elemente (Abb. 477); der Verputz besteht aus Dolomitsand und wirkt wie aus Stein. Die Sockel sind aus Kunststein. Alle Satteldächer weisen einen Neigungswinkel von 38° auf. Markante Details waren die Entlüftungsschächte, welche im Zuge der späteren Modernisierungen teilweise abgetragen wurden. Das Äußere der Gebäude zeigt eine kühle, distanzierte Strenge.
478
Bei den Fenstern in den Krankensälen sind die Ventilationsflügel stufenlos durch Kurbeln zu betätigen, in den Laboratorien sind Schiebefenster eingebaut, um die Tische nahe an das natürliche Licht rücken zu können. Die großen Krankensäle werden von den Gängen durch Wände aus Mattglas und Eisen getrennt. Diese transparente Bauweise besteht auch zwischen den Gängen und dem Stiegenhaus (Abb. 478). Die Türen schließen durch Federverschlüsse selbständig und geräuschlos.
479
Die Heizung der Gesamtanlage erfolgt durch ein Heizwerk mit Kesselhaus (Abb. 479). Sechs Hochdruckdampfkessel werden mit Koks beheizt, wobei die Roste maschinell beschickt werden. Über zwei 45 m hohe Schornsteine entweichen die Abgase. Bei Defekten kann das ringförmig angelegte Rohrsystem, welches in einem Kanal geführt wird, teilweise abgeschaltet werden, sodaß in den übrigen Gebäuden weitergeheizt werden kann. Dieser Fernheizkanal ist 1,5 m breit und 2,5 m hoch. Die Dampfrohre sind wegen der thermischen Veränderung auf Kugeln beweglich gelagert und nur alle 70 m an der Wand befestigt. Die Rohrleitungen sind wärmeschutzisoliert. In den einzelnen Gebäuden befinden sich Dampfdruckreduzierstationen. Das Heizsystem in den Räumen besteht aus Heizkörpern, in welche die Außenluft gefiltert eintritt und beim Aufsteigen am Heizkörper erwärmt wird. In ca. 1,7 m Höhe gelangt die warme Luft in den Krankensaal.
Die elektrischen Einrichtungen bestehen aus der Beleuchtung, welche in den Operationssälen durch Soffitten erfolgt (mit Reservestromkreis), aus Ventilatoren in den Operationssälen, aus verschiedenen medizinischen Apparaten, Küchenmaschinen und aus den Aufzügen. Diese Personen- und Lastenaufzüge haben eine Tragfähigkeit von 480 kg und sind in jedem Stiegenhaus der sechs Krankenheime eingerichtet. Die Außenbeleuchtung erfolgt durch Leuchtgas, welches auch für Kochzwecke Verwendung findet. Das Haustelefon ist mit einem öffentlichen Anschluß versehen.
Weitere bemerkenswerte technische Einrichtungen sind die Dampfwäscherei sowie die Kühl- und Eiserzeugungsanlage.
Das Verwaltungsgebäude
Der dreigeschoßige Bau weist eine Betonung der Mittelachse durch ein viertes Geschoß auf (Abb. 474). Im Hauptgiebel befindet sich eine Figurengruppe mit Kaiser Franz Joseph I. Neben diesem Giebel deuten auch andere Bauelemente auf klassizistische Formen. Der Eingang ist von zwei kannelierten Säulen flankiert. Unter dem letzten Geschoß der hervorgehobenen Baukörper in der Mitte und an den Seiten läuft ein Mäander; die Fenster der letzten Etage sind durch Pilaster voneinander getrennt. Auf ihnen befinden sich dekorative Reliefs, welche Vasenformen zeigen. Andere Reliefs im Mittelteil des Gebäudes zwischen zweitem und drittem Geschoß verweisen ebenfalls auf klassizistische Elemente, wie die versenkte Grundfläche zeigt. Zwei Torbögen stellen die Verbindung zu den beiden Wohngebäuden her.
Im Verwaltungsgebäude befinden sich der Sitzungssaal, die Kanzleiräume, das Lesezimmer, die Apotheke sowie Wohnräume.
Interne Abteilung, Gebäudeteile III und V
480
Dieses Beispiel einer Krankenabteilung zeigt einen H-förmigen Grundriß mit Längs- und Quertrakten. Details am Außenbau weisen auf freie Abwandlungen historischer Stile hin: Neben Elemente der griechischen Klassik wie Giebel und Pilaster treten z. B. bei den Liegeterrassen Metallsäulen mit ägyptischen Papyruskapitellen, die allerdings durch blattartige Zusatzformen verändert wurden.
481
Vertikal sind die großen Krankensäle (je 212,4 m2) mit den Nebenräumen angeordnet, horizontal die kleinen Krankenzimmer und weitere Nebenräume (Abb. 481). Vom Stiegenhaus, in welchem sich auch der Aufzug befindet, betritt man jeweils einen 3 m breiten Gang, von dem aus alle Räume zugänglich sind. In den Obergeschoßen befinden sich Veranden in Eisenkonstruktion. Die Tagräume münden nach Süden in offene Liegeterrassen.
Die Gebäudeabschnitte III und V sind Teil eines Traktes, welcher in der Mitte auch noch das Schwesternheim mit der Kapelle beinhaltet. Dieses ist in Grundriß und Raumaufteilung eine Kopie der gleichen Einrichtung im Versorgungsheim.
Krankensäle
482, 483
Alle Krankensäle zeigen eine einheitliche Grundform. Sie liegen in den Gebäudeflügeln, sind dreiseitig belichtet und besitzen einen Fassungsraum von 18 bzw. 26 Betten. Dem Saaleingang gegenüber befinden sich zwei Fenster und zwei Nischen für die Frischluftzufuhr. Im Mittelgang sind ein fahrbarer Verband- und Instrumententisch, ein Tischkasten, Schreibtisch und Sessel für den Arzt sowie ein Schlafsessel für die Kranken eingerichtet. Die kleinen Krankensäle weisen in den Räumen selbst Waschgelegenheiten auf, den größeren Krankensälen sind Badezimmer zugeordnet.
Den Krankenzimmern mit sechs Betten ist gegen Osten eine große Terrasse vorgelagert. Zwischen je zwei großen Krankensälen mit 18 bzw. 26 Betten liegt ein Tag- und Speiseraum, der zugleich in jedem Geschoß den Mittelpunkt des Gebäudeflügels bildet.
Tuberkulosepavillon
484
485
Er entstand 1929–31 nach Plänen von Fritz Judtmann und Egon Riss. Dieser in Funktion und Ästhetik vorbildliche Spitalsbau weist eine einfache Front nach Norden auf und ist nach Süden geöffnet. Das schlichte und sachliche Gebäude mit 134 m Länge ist vier- bzw. fünfgeschoßig und bietet Platz für 320 Betten. Die symmetrische Gliederung beinhaltet zwei Seitentrakte, getrennt für Männer und Frauen, sowie einen Mitteltrakt für gemeinsame Räume. Drei Stiegenhäuser, zwei Krankenaufzüge und zwei Speisenaufzüge stellen die Verbindung der Geschoße her. Mauern und Decken sind in Schalldämpferkonstruktion ausgeführt. Alle Krankenzimmer sind nach Süden gerichtet, die Bettenzahl liegt zwischen zwei und sechs je Raum.
486
Zwei offene Liegeterrassen (Abb. 486) befinden sich in der Mitte des Pavillons im dritten und vierten Stock. Im Hochparterre ist den Krankenräumen eine 4,5 m breite Terrasse vorgelagert. Sie bietet Raum für 80 Betten. Diese Konzeption wie auch die bis zum Boden reichenden Schiebefenster der Krankenzimmer ermöglichen reichlich Lichtzufuhr und jede gewünschte Regelung der Belüftung.
Ein eigenes Röntgeninstitut, Räume für operative Eingriffe, für Lichttherapie und Inhalation und ein geräumiges Ambulatorium vervollständigen die ursprüngliche Anlage.
Das durch den Neubau freigewordene Gebäude des Krankenhauses nahm die 1931 neu eingerichtete Sonderabteilung für Strahlentherapie auf.
Heute steht der TBC-Trakt nicht mehr für an offener Tuberkulose Erkrankte zur Verfügung (hiefür dient die Krankenanstalt auf der Baumgartner Höhe), sondern beherbergt die normale Lungenabteilung sowie die Kardiologie.
Kapelle im Krankenhaus Lainz
(Zur Heiligsten Dreifaltigkeit)
Wolkersbergenstraße 1 Johann Nepomuk Scheiringer
1908–13
487 vor Baubeschreibung
• Baubeschreibung
Die Kapelle des Krankenhauses Lainz befindet sich im Pavillon IV und wirkt wesentlich schlichter als die Versorgungsheimkirche. Sie wurde nach Plänen von Johann N. Scheiringer im Rahmen der Errichtung des gesamten Krankenhauskomplexes 1908 bis 1913 gebaut.
Das 11,5 m lange und 6,5 m breite tonnengewölbte einschiffige Langhaus ist weiß ausgemalt und besitzt sechs rechteckige Fenster mit Glasmalereien. Über ihnen liegen halbkreisförmige Mauervertiefungen; die Fensterzonen werden durch Halbsäulen geteilt. Unterhalb der Fenster befinden sich die Kreuzwegstationen.
488
Der apsisartige Chor setzt sich durch einen Segmentbogen und durch die Erhöhung um eine Stufe vom Langhaus ab (Abb. 488). Diese räumliche Trennung wird durch ein Kommuniongitter aus Messing verstärkt. An der Wand des 3/8-Chores befindet sich ein Triptychon auf Goldgrund von Hans Zatzka, ein Geschenk des Künstlers. Das Mittelbild stellt den Heiland als Tröster der Kranken dar. Der Kranke, an dessen Bett Christus steht, trägt die Züge von Bürgermeister Lueger. Das linke Bild zeigt die Erbauung des Spitals, das rechte die Nächstenliebe als Besiegerin der Krankheiten. Vor dem Triptychon steht ein einfacher Marmoraltar. Über dem Kapelleneingang befindet sich der Orgelchor aus Eisenbeton.
Das Langhaus hat 104 Sitzplätze, die Empore 12. Die Kapelle kann auch außerhalb der Gottesdienstzeiten besucht werden.
Orthopädisches Spital
(ehemaliges k. k. Waisenhaus)
Speisinger Straße 109
NÖ. Landesbauamt
1910–13
489
• Baugeschichte
Das ehemalige Waisenhaus in der Speisinger Straße 109 geht auf eine private Initiative zurück. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren Waisenkinder in den Asylen für alte und gebrechliche Menschen untergebracht. In einem solchen "Arbeitshause" traf 1742 Weihbischof Franz Marxer bei einem Inspektionsbesuch 20 kranke Mädchen ohne Pflege an. Daraufhin bewog der Bischof seinen Freund, den Spinnereibesitzer Michael Kienmayer, ein Haus am Rennweg für diese Kinder zur Verfügung zu stellen. Dieses "Kienmayersche Waisenhaus" beherbergte 1759 bereits 800 bis 900 Kinder.
1763 wurde durch Schenkungen vor allem Maria Theresias die Anstalt erweitert und am 7. 12. 1768 die dazugehörige Waisenhauskirche am Rennweg (Mariae Geburt) eingeweiht. Zu diesem Anlaß dirigierte der zwölfjährige Mozart eine von ihm komponierte Messe.
Am 17. 10. 1785 wurde das Waisenhaus durch Joseph II. in das ehemalige spanische Spital in der h. Boltzmanngasse (früher Karlsgasse, später Waisenhausgasse) verlegt. In dem Gebäude ist seit 1914 ein Priesterseminar untergebracht.
1857 kam es zur Trennung in ein Waisenhaus für Mädchen, das im Liechtensteinschen Schloß in Judenau bei Tulln eingerichtet und von den Schulschwestern vom dritten Orden des hl. Franziskus betrieben wurde, und in ein solches für Knaben. Dieses verblieb in der Boltzmanngasse; seine Leitung wurde 1858 an die Schulbrüder übergeben.
490, 491
Am 1. 3. 1913 übersiedelte man nach Speising, da das alte Haus den Anforderungen moderner Hygiene nicht mehr genügte und für Spielplätze zu wenig Grünfläche vorhanden war. In diesem Zusammenhang wurde auch ein neues Taubstummeninstitut (Speisinger Straße 105/Maygasse 43) gebaut, das dem Stil nach mit dem Komplex des Waisenhauses eine Einheit bildete. Die Mittel hiefür stammten zum großen Teil aus dem Verkaufserlös des alten Taubstummeninstitutes. In dem Gebäude Speisinger Straße 105/Maygasse 43 befindet sich heute eine Bundeshandelsakademie und eine Bundeshandelsschule. Die Aufgaben des ehemaligen Taubstummeninstitutes werden heute von dem 1976–82 errichteten Bundesinstitut für Gehörlosenbildung (-> Bundesinstitut für Gehörlosenbildung) in der Maygasse 25 wahrgenommen.
1914 wurde in dem Wohngebäude des Waisenhauses ein Reservespital für 600 Verwundete eingerichtet; 1918 erhielt die Anstalt die Bezeichnung "Staatswaisenhaus". 1922 verlegten die Schulbrüder zu der bestehenden Volks- und Bürgerschule die Handelsschule aus Strebersdorf-Stetten hieher und gaben dem Waisenhaus den Namen "Erziehungsanstalt Rosenhügel". Neben den internen, elternlosen, männlichen Zöglingen unterrichtete man nun auch externe Schüler. Am 15. 6. 1938 wurde das Waisenhaus geschlossen, nachdem allen Privatschulen das Öffentlichkeitsrecht entzogen worden war. Nach der Aufgabe des Planes der damaligen Machthaber, in den Gebäuden erneut ein Kinderheim einzurichten, fanden diese bis 1945 als Lazarett Verwendung.
1947 wurde die gesamte Anlage Niederösterreichisches Landeskrankenhaus, da schon zu dieser Zeit das Land Niederösterreich die Waisenhausstiftung verwaltete. Im Trakt der Krankenabteilung richtete man die Gynäkologie, im Internatsgebäude die Lungenheilanstalt ein; der Festsaal blieb ohne nähere Bestimmung. Das ursprünglich als Badehaus dienende Gebäude adaptierte man schon vor 1947 für die Heizung der gesamten Anlage. Das ehemalige Schulgebäude wurde zu einem von der Stadt Göteborg im Rahmen der Europahilfe finanzierten Kinderkrankenhaus, das am 3. 6. 1949 den Betrieb aufnahm. An dieses damals modernste Kinderspital Österreichs war eine Kinderkrankenpflegeschule angeschlossen.
Aus organisatorischen und verwaltungstechnischen Gründen kam es ab 1955 schrittweise zur Verlegung der medizinischen Abteilungen nach Niederösterreich, in das Mödlinger Krankenhaus.
1956 übernahm die Missionskongregation der Dienerinnen des Hl. Geistes (Provinzhaus in Stockerau) den Gebäudekomplex und richtete ein Orthopädisches Spital ein. Den Festsaal adaptierten die Schwestern zu einer Kapelle, die ehemalige Krankenabteilung der Zöglinge zum Schwesternhaus. Das Kinderkrankenhaus bestand noch bis 1969.
Das Orthopädische Spital befand sich ursprünglich in der Gassergasse im 5. Bezirk. Dieses Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg durch Bombentreffer schwer beschädigt, sodaß nach einem Provisorium in den ehemaligen Räumen des Kriegslazarettes in der Hofburg in die frei gewordenen Gebäude des ehemaligen Waisenhauses bzw. Niederösterreichischen Landeskrankenhauses übersiedelt werden konnte.
492
Bereits 1958 nahm die Unterwassertherapie ihren Betrieb auf. In der Folge kam es zu zahlreichen Adaptierungen und Erweiterungen, z. B. 1971 zur Errichtung der Abteilung für Wirbelsäulenerkrankungen und Haltungsschäden; 1985 wurde der nach neuesten Erkenntnissen der Medizin eingerichtete Operationstrakt in Betrieb genommen.
• Baubeschreibung der ursprünglichen Anlage
Die Pläne für das 1910–13 errichtete Waisenhaus stammen von namentlich nicht näher bekannten Architekten des NÖ. Landesbauamtes; bei deren Erstellung wurden sowohl die Direktion als auch das Lehr- und Erziehungspersonal miteinbezogen. Für die Errichtung des Baues zeichnete die Baumeistergemeinschaft Detoma & Hechtl verantwortlich.
493, 494, 495
Die im Zentrum liegende Kirche "St. Josef" (-> Kirche St. Josef) wurde durch halbkreisförmig angelegte und auf einer Seite verglaste Arkadengänge mit dem 63 m langen Schulgebäude und dem 72 m langen Internat – dem sog. Hauptgebäude (Abb. 493, 494) – verbunden. Diese vereinheitlichende Lösung sollte auch als Witterungsschutz dienen. Die städtebaulich monumentale Gesamtanlage umfaßte außer diesen Gebäuden noch ein Schwimm- und Reinigungsbad, eine Krankenabteilung, den mit dem Internatsgebäude in Zusammenhang stehenden Fest- und Theatersaal (Abb. 495), zwei Lehrerhäuser und das Taubstummeninstitut. Im 600 Personen fassenden Theatersaal traten sogar Schauspieler des Burgtheaters auf.
Die beiden Häuser Speisinger Straße 107 und 111 waren immer in Privatbesitz und standen mit der Anlage nie in Zusammenhang. Zwei ehemals geplante Gewächshäuser wurden nicht gebaut.
Der Garten wurde teilweise mit Pflanzen aus dem alten Waisenhaus, teilweise mit Bäumen und Sträuchern aus der Umgebung bepflanzt. Ursprünglich befand sich vor der Kirche ein Teich, der jedoch bald wegen der auftretenden Insektenplage in ein rundes Blumenbeet umgewandelt wurde.
Die Fassaden der Hauptgebäude (Schule, Internat, Taubstummeninstitut) weisen eine einheitliche Gestaltung auf. Die aus Tiefparterre, Hochparterre, erstem und zweitem Obergeschoß sowie aus einem ausgebauten Dach bestehenden Trakte sind zum Teil durch Seitenrisalite aufgelockert. Am Taubstummeninstitut zeigen sie straßenseitig eine schwache Ausbildung, treten jedoch gegen den Hof stärker hervor. Die Fassaden sind symmetrisch gegliedert und in der Mitte durch dreiachsige Risalite betont. Dieser Akzent erfährt in einer geschwungenen Attika eine Entsprechung; an dieser Stelle ist das Dachgesims unterbrochen. Die Maueroberfläche ist zart gegliedert, die Fenster sind unauffällig umrahmt; im ersten Obergeschoß ist jedes zweite überdacht und ausgeprägter dekoriert. Die Tiefparterrezone ist gebändert ausgebildet.
Dieser unauffällige und schlichte Fassadenspiegel weist auf historische Details, die vor allem durch das Mansarddach an französische Einflüsse denken lassen.
496
Die Inneneinrichtungen waren auf dem damals letzten Stand; Kork- und Kautschukteppiche in den Zimmern und Gängen wirkten schalldämpfend. Die Lehrmittelsammlung (Abb. 496), auch als "Museum" bezeichnet, erlangte einige Bekanntheit. Außer zahlreichen Erinnerungen an Mitglieder der Familie Habsburg barg es naturwissenschaftliche Exponate sowie ethnographisch und kulturgeschichtlich wertvolle Gegenstände. Die Sammlung bestand zum Teil aus Spenden ehemaliger Zöglinge.
Kirche St. Josef
(ehemals Kirche des k. k. Waisenhauses)
Speisinger Straße 109 NÖ. Landesbauamt
1910–12
497 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Es war der Wunsch der Direktion des Waisenhauses, daß eine Kirche den Mittelpunkt der Anlage, zu der auch das k. k. Taubstummeninstitut gehörte, bilden möge. Nach Fertigstellung von Wohnhaus und Schulgebäude wurde am 12. 10. 1910 unter Anwesenheit von Kaiser Franz Joseph I. der Grundstein der Kirche gelegt. Am 18. 7. 1911 erfolgte die Turmkreuzweihe. Die Pläne stammen von nicht näher bekannten Architekten des NÖ. Landesbauamtes. Die Ausführung des Baues erfolgte mit großer Wahrscheinlichkeit durch Baumeister Kröpfl (in der von den Schulbrüdern verfaßten Chronik des Waisenhauses wird berichtet, daß anläßlich der Turmkreuzweihe ein Baumeister Kröpfl das Hoch auf den Kaiser aussprach).
Die St. Josefs-Kirche hatte im Zweiten Weltkrieg einige Schäden erlitten. Nach einer Sanierung wurde sie am 10. 10. 1954 von Kardinal Theodor Innitzer zum zweiten Mal geweiht und diente als Seelsorgestation für das Taubstummeninstitut. 1970 wurde an dieser Kirche eine Filiale der Pfarrkirche Lainz eingerichtet, 1986 jedoch wieder aufgelassen.
1989–94 konnte durch die Stiftungsverwaltung der Niederösterreichischen Landesregierung die dringend notwendige Renovierung des Kircheninneren durchgeführt werden. Der Farbklang besteht aus Weiß, Ocker, Hellblau und Gold; das Gestühl wurde komplett erneuert, eine Bodenheizung unter größtmöglicher Schonung der alten Fliesen eingebaut. 1995 wurde im renovierten Orgelgehäuse ein neues Werk installiert.
Ein gedeckter, verglaster Gang verbindet die Kirche mit dem Spital.
• Baubeschreibung
Die zentrale Stellung des Gotteshauses innerhalb der Anlage wird durch einen halbkreisförmigen Arkadengang mit einem Durchmesser von 60 m betont, der von den beiden Trakten links und rechts zur Kirche führt. Der mittlere Teil der Fassade, der von zwei niedrigen Bauteilen mit Zwiebeldach flankiert wird, geht in den 42,5 m hohen Turm über. Er steigert die Wirkung des Gotteshauses im Gesamtkomplex. An diesen Fassadenteil schließt das Langhaus mit Satteldach an. Um den unteren Teil der niedrigeren und schmäleren halbrunden Apsis führt ein Rundgang.
498, 499
Das Langhaus ist 31 m lang, tonnengewölbt und durch von Pilastern ausgehenden Gurtbögen in drei Joche gegliedert (Abb. 498, 499). An beiden Seiten haben die Joche je eine Nische, früher mit Sitzbänken, heute sind zum Teil Seitenaltäre aufgestellt. Oberhalb der Nischen läuft, von den Pilastern unterbrochen, ein Fries. In Höhe der Kapitelle hat jedes Joch ein Rundbogenfenster.
Den rückwärtigen Teil des Langhauses beherrscht die Empore, deren Öffnung zum Kirchenschiff durch Bögen, Säulen und die Brüstung gegliedert ist.
500 vor Baugeschichte
Ein Bogen vermittelt den Übergang vom Langhaus zur halbrunden, schmäleren Apsis (Abb. 500), die von zwei Pilastern begrenzt wird. Der linke Pilaster bildet in seinem unteren Teil die Stütze für die Kanzel. In der Apsis ist das Fries des Langhauses fortgeführt. Darüber befinden sich links und rechts je ein Rundbogenfenster sowie in der Mitte eine leere Nische. Das Gewölbe der Apsis schmückt eine Heilig-Geist-Taube im Strahlenkranz.
Kapelle im Orthopädischen Spital
Speisinger Straße 109 1956
Für die dem hl. Judas Thaddäus geweihte Kapelle wurde 1956 der Theatersaal des Waisenhauses adaptiert und im Dezember 1956 von Erzbischof Franz Jachym eingeweiht. 1975 erfolgte eine Renovierung. Aus diesem Jahr stammen das Heilig-Geist-Fresko von Ernst Bauernfeind und das Kreuz, dessen Corpus von Conrad Moroder geschaffen wurde.
Neurologisches Krankenhaus der Stadt Wien – Rosenhügel
Riedlgasse 5 Ferdinand Fellner/Hermann Helmer
Franz Freiherr von Krauss
Josef Tölk
Beratung: Karl König
1910–12
501
• Baugeschichte
"Man darf überhaupt für den Geist, der die ganze Stiftung zu beherrschen hat, niemals vergessen, daß die Nervenleiden als Gehirnleiden stets die ganze Seele mehr oder weniger in Mitleidenschaft ziehen, daß daher jede Behandlung derselben zugleich eine allgemeine Psychotherapie sein muß, wenn sie von ganzem Erfolg gekrönt werden soll. "
Nathaniel Freiherr von Rothschild (1836–1905) bestimmte am 4. 2. 1900 in einem Zusatz zu dem am 3. 1. 1900 erstellten Testament, daß die Zinsen des gestifteten Betrages von 20 Millionen Kronen für die Errichtung und Erhaltung von Nervenheilanstalten zu verwenden seien. Diese Anstalten für mittellose Nervenleidende jeder Konfession (ausgenommen Geisteskranke, unheilbare Epileptiker und Patienten mit anatomischen Erkrankungen des Gehirns oder Rückenmarks) sollten in Wien oder in unmittelbarer Nähe der Stadt gebaut werden. In der Baubewilligung der k. k. Niederösterreichischen Statthalterei vom 12. 7. 1910 wurden darüber hinaus auch Selbstmordgefährdete und Kranke, die mit einer anzeigepflichtigen Infektionskrankheit oder mit Tuberkulose in infektionsgefährdeter Form behaftet waren, als Patienten ausgeschlossen.
Nach dem Tod Rothschilds wurde mit der Planung einer Heilanstalt begonnen. Ein Komitee von Wissenschaftlern der Psychiatrie erstellte nach diversen – auch internationalen – Gutachten die medizinische Planung. Vor allem das Gutachten des Psychiaters Prof. Julius von Wagner-Jauregg, der in der Lährschen Nervenheilanstalt in Zehlendorf bei Berlin ein Vorbild sah, führte zur Wahl des damals noch im Gemeindegebiet von Mauer gelegenen Rosenhügels als Standort. Die Gründe wurden dann von der Gemeinde Mauer an die Gemeinde Wien abgetreten.
502
Das Anstaltsgelände mit 24 ha Grundfläche nimmt einen Teil des Nordhanges und der Höhe des Rosenhügels ein. Die im Pavillonsystem großzügig und dem damaligen letzten technischen Stand entsprechende, symmetrisch konzipierte Anlage (Abb. 502) war ursprünglich von einem alten Park, von Wiesen, Äckern sowie von Obst- und Gemüsegärten umgeben.
Ein Teil der Heilanstalt, nämlich die Direktionsvilla, das Verwaltungsgebäude, der Wirtschaftshof sowie Küche und Waschküche wurden von Ferdinand Fellner und Hermann Helmer ausgeführt, die beiden Krankenpavillons und das Kurmittel- und Gesellschaftshaus stammen von Franz Freiherr von Krauss und Josef Tölk, wobei Karl König, der auch Kuratoriumsmitglied war, eine beratende Funktion innehatte. Vier weitere Pavillons waren geplant, wurden jedoch nicht ausgeführt. Das Kurmittelhaus sollte später einen symmetrisch gehaltenen Anbau für eine erweiterte Bademöglichkeit, getrennt nach Geschlechtern, erhalten.
503
Ein den Außeneindruck und die gesamte Konzeption betreffend, wesentlich radikalerer und letzten Endes nicht berücksichtigter Entwurf für die gesamte Heilanstalt stammt von Robert Oerley (Abb. 503).
1914–19 war in der Anstalt ein "Spezialspital vom Roten Kreuz für nervenverletzte und nervenkranke Militärpersonen" eingerichtet. Infolge der Inflation in den zwanziger Jahren und dem damit verbundenen Verlust des Stiftungskapitals mußte sich die Anstalt selbst erhalten. Am 27. 1. 1939 übernahm die Gemeinde Wien die Nervenheilanstalt. Sie wurde während des Zweiten Weltkrieges Reservelazarett und erlitt durch Bombenangriffe schwere Schäden. Ab 1951 wurde die Anstalt allmählich in ein Neurologisches Krankenhaus mit diversen Spezialabteilungen umgewandelt. 1966 erfolgte die offizielle Umbenennung in "Neurologisches Krankenhaus".
1971-74 errichteten Rupert Falkner und Anton Schweighofer einen Pavillon für entwicklungsgestörte Kinder (-> Pavillon für entwicklungsgestörte Kinder).
• Baubeschreibung
Im Erläuterungsbericht zu den Bauplänen für die Nervenheilanstalt ist vermerkt, daß man, das äußere Erscheinungsbild der einzelnen Objekte betreffend, danach trachtete, "bei möglichster Zurückhaltung nur in der Silhouette die Bestimmung der einzelnen Gebäude charakteristisch in einfachster Zweckdienlichkeit zum Ausdruck zu bringen."
Alle Gebäude weisen eine symmetrische Fassadengliederung auf – auch das Kurmittel- und Gesellschaftshaus wäre nach seiner geplanten Ergänzung eine in drei Trakte gegliederte symmetrische Anlage.
504, 505
Das sog. "Direktionshaus" (Abb. 504, 505), in dem die Verwaltung untergebracht ist, zeigt mit dem betonten dreiachsigen Mittelrisalit und den zweiachsigen Seitenrisaliten Anklänge an den adeligen Repräsentationsbau. Dies wird durch die im Mittelrisalit zwischen die Achsen gesetzten Pilaster mit jonischen Kapitellen, das Relief mit Putten und die Attika mit ovalem Fenster unterstrichen. Ein durchlaufendes Gesims über dem ersten Obergeschoß betont die Horizontale.
Im Hochparterre befanden sich ursprünglich die Halle, das Wartezimmer, ein Untersuchungszimmer, ein Labor, die Anstaltsleitung, ein Röntgenzimmer, ein Bibliothek- und Konferenzzimmer sowie die Wohnung des Direktionsdieners. Im ersten Stock lagen die Wohnungen für den Primararzt und für drei Hilfsärzte sowie zwei Speisezimmer. Im Aufbau des östlichen Traktes war die Wohnung des Verwalters, in dem des westlichen Traktes die Wohnung der Oberpflegerin untergebracht.
506
Auch das Kurmittel- und Gesellschaftshaus zeigt vor allem im Mittelteil eine mit dem rundbogig abgeschlossenen Eingangsportal und dem im ersten Stock durch vier Pilaster gegliederten Rechteckfenster mit Ausgang auf einen schmiedeeisernen Balkon eine relativ aufwendige Fassadengestaltung (Abb. 506). Es war ursprünglich so geplant, daß später ein Festsaal für 300 Personen mit Galerie und Galerietreppe hätte eingebaut werden können. Im Parterre lagen das Hauptvestibül, der Turnsaal, ein Raum für medico-mechanische Apparate, ein Warteraum mit Zugang zu 12 Kabinen, an die sich der Badesaal, ein Raum mit acht Ruhebetten, das elektrische Licht- und Kastendampfbad sowie das Kohlensäure- und Sandbad anschlossen. Im ersten Stock gab es Sonnenbäder mit Dusche und Ruheraum, das Musik- und Lesezimmer, ein Operations- und Elektrisierzimmer, ein Zimmer für einen Arzt sowie die Wohnung des Badedieners.
Direktionshaus und Kurmittel- und Gesellschaftshaus tragen – wie auch die ehemalige Direktionsvilla – Mansardwalmdächer.
507
Die im Erläuterungsbericht angesprochene Zurückhaltung in der Außengestaltung kommt am ehesten bei den beiden Krankenpavillons (Abb. 507) zum Ausdruck. Das Blockhafte der beiden Baukörper wird durch die stark vorgezogenen Mittelteile, aber auch durch die schwächer vortretenden Seitenteile aufgelockert. Die Fassaden sind unaufdringlich durch klar gesetzte und verschieden verputzte Mauerflächen dekoriert; den Abschluß bilden Walmdächer.
Die Krankenzimmer sind zumeist gegen Süden und Osten gerichtet. Im Hochparterre lagen sechs Patientenzimmer für je drei Personen, sechs weitere für je eine Person, zwei sog. "Wärterzimmer", eine Teeküche, ein Speisezimmer, daran anschließend das Gesellschaftszimmer sowie ein Ordinationsraum und ein Bad. Links und rechts waren an den Gebäudeseiten gegen Süden Veranden angebaut. Der erste Stock ist wie das Hochparterre gegliedert. In der ausgebauten Mansarde des Mittelteiles liegen drei Wohnräume mit WC sowie zwei sog. "Reserveräume".
Die Dachdeckung der gesamten Anlage erfolgte mit Tonschindeln. In allen Dächern sind unter anderen Fledermausgaupen eingesetzt. Die Beheizung erfolgte durch eine Niederdruckdampfheizung mit Wasserverdunstungseinrichtungen.
Kapelle im Neurologischen Krankenhaus der Stadt Wien am Rosenhügel
Riedlgasse 5 1969
Die Kapelle befindet sich im Souterrain des Pavillon B der 1912 fertiggestellten "Nervenheilanstalt Rosenhügel"; nach einer Renovierung wurde sie am 26. 1. 1969 von Weihbischof Jakob Weinbacher erneut geweiht.
Neurologisches Krankenhaus der Stadt Wien – Rosenhügel, Pavillon "C"
Pavillon für entwicklungsgestörte Kinder
Riedelgasse 5 Rupert Falkner/Anton Schweighofer
1971–74
508 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Dieser 1974 fertiggestellte Bau wurde unter fachlicher Betreuung von Primarius Andreas Rett für die schon seit 1966 mit dem Krankenhaus verbundene Abteilung für entwicklungsgestörte Kinder errichtet. Hier arbeitet auch das Ludwig-Boltzmann-Institut zur Erforschung kindlicher Hirnschäden.
Das Raumprogramm umfaßt u. a. die Behandlungs- und Pflegeräume, eine Schule und einen Kindergarten. Derzeit können 63 Patienten untergebracht werden.
• Baubeschreibung
509
Die pavillonartig gegliederte Anlage in Stahlbeton-Skelettkonstruktion ist nach außen symmetrisch gehalten. Die flach gedeckten, ein- bis zweigeschoßigen Trakte bilden teils geschlossene, teils nach einer Seite offene Höfe (Abb. 509).
Die Fassaden des aufgelockerten und dennoch klaren Baukörpers werden durch rotbraune Sichtziegelwände, durch streng gerasterte, weiße und über Eck geführte Fensterbänder sowie durch das auskragende Betondach charakterisiert. Die flachen Dächer wurden als begehbare Terrassen geplant. Die Oberlichten bestehen aus Glasbausteinen.
Der Innenbau, welcher im allgemeinen gute Lichtverhältnisse aufweist, ist in seinen verschiedenen, abgeschlossenen Bereichen durch unterschiedliche Farbakzente mit Zuordnungscharakter gekennzeichnet. Im Vortragssaal fallen die Gestaltung der Decke und die Art der Lichtführung besonders auf.
Neben vielen gelungenen Details wie die über den Türen zum Gang befindlichen Fenster, die eine leichte Kontrolle des künstlichen Lichtes in den Zimmern möglich machen, haben sich in der Praxis einige Mängel gezeigt. Dazu gehörten die zu niederen Terrassenbrüstungen – sie wurden später aus Sicherheitsgründen erhöht – oder die von den Innenwänden abgesetzten Stützpfeiler, die nach wie vor ein Gefahrenmoment darstellen. Die Belüftung und Belichtung der kleineren Räume für Ärzte und Schwestern werden als unzureichend, der Mangel an Abstellplätzen für Rollstühle als gravierendes Manko empfunden; die Zahl der Garderoben wird als zu gering bezeichnet.
In der unmittelbaren Umgebung des Baues befinden sich zwölf Spielobjekte aus verschiedenen Materialien sowie ein von Karl Bednarik 1974 geschaffener Springbrunnen.
Schulbauten
Bundesgymnasium Fichtnergasse
Fichtnergasse 15 Emil Artmann
1899/1900
510 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Die rasante Entwicklung des jungen Bezirks in den letzten Jahren des 19. Jahrhunderts machte die Errichtung einer höheren Schule notwendig. Bereits 1881 wurde bei den Bewohnern der damals noch selbständigen Gemeinde Hietzing der Wunsch nach dem Bau eines Gymnasiums laut, und man gründete einen Verein, der mit dem k. k. Unterrichtsministerium Verhandlungen führte. Die Chancen der Hietzinger für ein Gymnasium schwanden jedoch durch das 1883/84 eröffnete "Privat-Communalgymnasium" in Untermeidling, sodaß es zur Auflösung des Vereines kam.
511
1895 bildete sich erneut ein Gründungskomitee, welches die Statuten für den "Verein zur Gründung eines Gymnasiums im XIII. Bezirke Wiens" ausarbeitete. Diesem Verein, dem als Ausschußmitglieder unter anderen der Fabrikant Moriz Seidel und der Realitätenbesitzer Julius Frankl angehörten, gelang in einer provisorischen Unterkunft in der Diesterweggasse 3 (Abb. 511) im Schuljahr 1897/98 die Eröffnung des Gymnasiums. In schwierigen Verhandlungen – Vereinsobmann war 1898 Univ. Prof. Dr. Alfred Freiherr von Berger – erreichte man auch die Durchsetzung des Neubaues in der Fichtnergasse. "Der Herr Minister für Cultus und Unterricht hat mit dem Erlasse vom 20. Dezember 1896 (...) in Angelegenheit der angestrebten Schulgründung, die grundsätzliche Geneigtheit auszusprechen gefunden, die successive Errichtung eines Staatsgymnasiums mit obligatem Zeichen- und Turnunterrichte im XIII. Wiener Gemeindebezirke (...) in Aussicht zu nehmen."
Die Realitätenbesitzer Julius Frankl und Moritz N. Oppenheim verfügten über ausgedehnte, damals zum Großteil noch unverbaute Grundflächen des h. Hietzinger Cottageviertels; sie stellten das Grundstück kostenlos zur Verfügung. Da sich jedoch infolge der behördlichen Auflage, im zukünftigen Villengebiet nur zwei Obergeschoße zuzulassen, der Baugrund als zu klein erwies, mußten unter schwierigen Bedingungen Nachbargrundstücke angekauft werden.
512, 513, 514
Der Neubau (Abb. 512) wurde in den Jahren 1899/1900 errichtet. Die Pläne stammen von dem damals erst 28-jährigen Emil Artmann, der im Hochbaudepartement des k. k. Ministeriums des Inneren tätig war. Sie sind allerdings von dem Vorstand des Ministeriums, Hofrat Emil Ritter von Förster, signiert. Die Ausführung wurde der Baufirma Eduard von Frauenfeld und Berghof übertragen, Bauleiter war ebenfalls Emil Artmann, der auch der Schöpfer einer Radierung (Abb. 513) von der gegen die Neue-Welt-Gasse gerichteten Seitenfassade war. Die Gesamtbaufläche betrug 1326 m2. Auf der nicht verbauten Fläche des Baugrundes wurde ein Sommerturnplatz (Abb. 514) angelegt; ein Freibad und ein botanischer Garten waren geplant, konnten jedoch aus Kostengründen nicht realisiert werden.
1901 wurde der "Verein zur Gründung eines Gymnasiums" aufgelöst und im selben Jahr der "Verein der Freunde des Hietzinger Gymnasiums" gegründet. 1966 wurde dieser heute noch bestehende Verein in "Alt-Hietzinger-Vereinigung ehemaliger Hietzinger Gymnasiasten und der Freunde des Hietzinger Gymnasiums" umbenannt.
Während des ersten Schuljahres 1900/01 im neuen Gebäude konnten 232 Schüler unterrichtet werden.
Von 1915 bis 1918 wurden in dem Gymnasium auch die Schüler der Realschule Astgasse unterrichtet, da in ihrem Gebäude ein Militärspital untergebracht war; der Unterricht erfolgte wechselseitig auch am Nachmittag. Die gegenseitigen Sympathien der Schüler hielten sich in Grenzen, was aus den damals üblichen Spitznamen "Rattler" (für die Realschüler) und "Gimpel" (für die Gymnasiasten) zum Ausdruck kommt.
Bis 1919 wurde die Schule als Knabengymnasium geführt, ab dieser Zeit nahm man auch – vorerst allerdings relativ wenige – Mädchen auf. Nachdem später erneut fast 20 Jahre lang die Schule nur für Knaben zugänglich gewesen war, wurden ab 1950 wieder Mädchen aufgenommen.
1925 erfolgte die behördliche Erlaubnis zur Abhaltung von Konzerten und Akademien im 300 Personen fassenden Festsaal.
515, 516
Bereits 1928 war durch die wachsende Schülerzahl eine erste bauliche Erweiterung ins Auge gefaßt worden. Es sollte bis 1964 dauern, bis mit diesem Umbau tatsächlich begonnen werden konnte; er wurde 1967 abgeschlossen und bestand sowohl aus einer Stockwerksaufsetzung als auch aus einer Erweiterung des Gebäudes (Abb. 515, 516). Der zweigeschoßige Festsaal wurde um ein Geschoß dezimiert, um Raum für einen zweiten Turnsaal zu erhalten. Im Zuge dieser gravierenden Bauarbeiten, die auch die Fassaden völlig veränderten, wurde eine neue Öl-Zentralheizung eingebaut, welche die bis zu diesem Zeitpunkt bestehende ursprüngliche Zentralheizung, eine Niederdruck-Dampf-Luftheizung, ersetzte.
1995/96 erfolgte eine Renovierung der Fassaden, des Stiegenhauses und der Gänge; die vier ehemaligen Pausenräume wurden zu einem Sprachenzentrum, zu einem Speiseraum für das Tagesschulheim und zu Lehrräumen für Informatik umgewandelt.
Das Äußere des Baues, in dem heute ca. 550 Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden, wirkt nüchtern und kühl. An die alte Außengestaltung erinnern die gebänderte Parterrezone und der etwas abgehobene fünfachsige Mittelrisalit in der Fichtnergasse.
Das Bundesgymnasium bietet als eine der wenigen allgemeinbildenden höheren Schulen in Wien u. a. eine seiner langen Tradition entsprechende gymnasiale Oberstufe mit dem Fach Griechisch und den lebenden Fremdsprachen Englisch und Französisch an.
• Baubeschreibung (ursprünglicher Zustand)
Das Schulgebäude sollte sich des geplanten und teilweise bereits im Bau befindlichen Villenarchitektur der Hietzinger Cottage anpassen. Die annähernd in West-Ost-Richtung liegende Anlage mit Hauptfassade an der Schmalseite gegen die Fichtnergasse wirkte durch die seitlich vorgenommenen Einsprünge und auch durch die infolgedessen gegebene lebendige Dachlandschaft gegliedert und weniger blockhaft. Relativ steile Dächer bedingten hoch aufragende Schornsteine. Das Äußere wurde ferner von der in den Obergeschoßen ausgeführten Bänderung durch Sichtziegelstreifen und dem damit erzielten Rot-Weiß-Kontrast bestimmt; diese Gestaltung trug vor allem an den Seitenfassaden wesentlich zur Horizontalgliederung bei. Stilelemente aus der romanischen Sakralarchitektur, aus dem mittelalterlichen Fachwerkbau, aber auch aus der Renaissance waren im Sinne des Historismus kombiniert. In der Radierung von E. Artmann aus dem Jahr 1898, die dem tatsächlich ausgeführten Entwurf sehr nahe kommt, ist eine aufwendiger gestaltete – allerdings nicht verwirklichte – Dachzone der Eingangsseite zu bemerken.
Die elfachsige Hauptfassade zur Fichtnergasse war durch einen schwach vorspringenden Mittelrisalit akzentuiert, dessen Zone unter dem stark vortretenden und gegenüber den Seitenteilen höher gesetzten Dachgesims mit reicher Flächen- und Banddekoration geschmückt war. Der in der ausgeprägt gebänderten Fassade des Parterre gelegene Eingang war nicht wesentlich hervorgehoben. Im ersten Obergeschoß trugen die Fenster gerade Überdachungen, darüber lagen in Segmentbogenform Sichtziegelflächen; diese wurden im zweiten Obergeschoß zu einem durchlaufenden Band zusammengefaßt. An den Seitenfassaden bestanden zum Teil falsche Fenster.
Der Eingang führte in das aufwendig gestaltete Vestibül, in dem bis zum Ende der Monarchie eine von A. Brenek ausgeführte Büste Kaiser Franz Josephs I. stand. Sie wurde 1938 endgültig entfernt, nachdem sie in der Dollfuß-Ära wieder aufgestellt worden war. Über einige Stufen gelangte man – wie auch noch heute – zu einem langen Korridor mit Zugängen zu den Klassen bzw. zum Stiegenaufgang. Im Erdgeschoß lagen außerdem die Wohnung des Hausmeisters (später des Schuldieners) mit Loge zum Vestibül sowie der am Gebäudeende quer zur Längsachse gesetzte Turnsaal.
517
Im ersten Obergeschoß befand sich an der Fichtnergasse die aus drei Zimmern mit Nebenräumen bestehende Wohnung des Direktors, welche einen separaten Stiegenaufgang und einen langen Vorraum als Abschirmung gegen den Schulbetrieb besaß. Außerdem waren in diesem Geschoß neben den Klassen das Konferenzzimmer, ein Sprechzimmer, die Direktionskanzlei und der über zwei Stockwerke reichende Festsaal eingerichtet. Dieser als "Exhortensaal" (Abb. 517) bezeichnete Raum diente außer für Festveranstaltungen und Schüleraufführungen auch für hl. Messen. In ihm befanden sich Altar und Orgel; die natürliche Belichtung erfolgte durch bemalte Glasfenster. Im zweiten Obergeschoß war der Saal über eine Galerie einsehbar. In diesem Geschoß lagen drei Klassen, der Physiksaal mit den Sammlungen, der Zeichensaal und die Bibliothek. Die Innenbeleuchtung erfolgte ursprünglich durch Auer-Gaslicht mit Reflexschirmen.
Bundesgymnasium, Bundesrealgymnasium und
Wirtschaftskundliches Bundesrealgymnasium Wenzgasse
Wenzgasse 7/Larochegasse 2 Heinrich Kaiser
1906
Siegfried Theiss/Hans Jaksch
Mitarbeiter: Bernhard Rudofsky, W. Fabian
1930/31
Georg Schwalm-Theiss, Theophil J. Melicher
Horst Gressenbauer
1990–92
518 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
1904 faßte die Hietzinger Lyzeum-Gesellschaft den Entschluß, ein Mädchen-Lyzeum, das auch eine zweijährige Handelsschule für Mädchen anbieten sollte, zu errichten. Das Grundstück, welches auf dem Boden des ehemaligen Vergnügungsetablissements "Neue Welt" (-> Neue Welt) liegt, befand sich bald nach Auflösung dieses Unternehmens im Besitz des Realitätenhändlers Julius Frankl, der auch noch auf den Plänen des zu erbauenden Lyzeums als Grundbesitzer aufscheint. Der Architekt und Stadtbaumeister Heinrich Kaiser wurde mit dem dreigeschoßigen Bau beauftragt und stellte diesen 1906 fertig. In ihm waren sieben Klassen, ein Physiksaal mit Sammlung, ein Zeichensaal, ein Turn- und Festsaal sowie das Konferenzzimmer, ein Sprechzimmer und das Direktionszimmer untergebracht.
Schon 1909 erfolgte ebenfalls durch Heinrich Kaiser eine Aufstockung auf drei Stockwerke über dem ebenerdigen Trakt, in dem sich der Turn- und Festsaal befand, 1912 der Anbau eines dreigeschoßigen, dreiachsigen Traktes durch Georg Roth und Rudolf Hauk und ein Jahr später durch diese beiden Architekten der Ausbau eines Teiles des Dachbodens zu einem Werkraum, in dem Handfertigkeitskurse abgehalten wurden.
1930/31 errichteten Siegfried Theiss und Hans Jaksch einen Zubau, dessen Ökonomie und Konstruktion zu einer Form führten, "die 'Stil'-bildend auf den Schulbau nach 1945 hätte wirken können." Licht und Luft, Maximen der Wiener Schulreform in der Zwischenkriegszeit, fanden in diesem Bau radikale Berücksichtigung.
1970/71 erfolgte durch Kurt Zöhrer ein weiterer Anbau für zwölf Klassen und einen Turnsaal. Von diesem Bau, der in Fertigteilbauweise errichtet wurde und auf Stützen zwei Obergeschoße trug, besteht heute nur mehr der Turnsaal.
1990–92 wurde nach Plänen von Theophil J. Melicher, Horst Gressenbauer und Georg Schwalm-Theiss ein viergeschoßiger Zubau ausgeführt. Er liegt mit seiner Schmalseite an der Larochegasse zwischen dem ältesten Trakt und dem Turnsaal. Der Bau erstreckt sich gegen Norden und umschließt mit dem Altbestand einen in etwa rechteckigen Hof.
Im Zusammenhang mit dem Neubau erfolgte eine Generalsanierung des Altbestandes, die 1995 abgeschlossen werden konnte.
• Baubeschreibung
Lyzeum 1906
519, 520
Die Fassaden der Hauptfront in der Larochegasse und Seitenfront in der Wenzgasse zeigen ein historistisches Stilkonglomerat. Die Flächen des Hochparterres sind gebändert, zum Teil mit Streifen aus Sichtziegelmauerwerk ausgeführt, im ersten Obergeschoß liegen zwischen den Fenstern Pilaster; die Oberlichten sind mit abgerundeten, aus Mauerstreifen bestehenden Kanten, welche in Sichtziegelrahmung gesetzt sind, abgeschlossen. Zwischen erstem und zweitem Obergeschoß befindet sich eine Reliefzone, die über den Pilastern triglyphenartige Mauerfelder mit Guttae und zwischen diesen Feldern querrechteckige Zonen mit Rankenmotiven aufweist. Im zweiten Obergeschoß sind die Fensterumrahmungen schlichter gestaltet. Ein relativ stark ausladendes Dachgesims schließt die Fassade nach oben ab.
Der alte Haupteingang in der Larochegasse 2 liegt in einer zweiachsigen Zone, die im Sinne der Kolossalordnung von korinthischen Säulen, die auf gebänderten Pfeilern ruhen, begrenzt wird. Das Rundbogenportal wird von eingesetzten Säulen flankiert und ist mit einem nach unten offenen Giebel überdacht. Die Fenster in dieser Zone werden im ersten Obergeschoß von reliefierten Querrechtecken und darüberliegenden Giebeln abgeschlossen.
Die Fassade in der Larochegasse ist an der rechten Seite in der Breite von ca. zwei Fensterachsen leicht vorspringend ausgebildet. Unterhalb des ersten Obergeschoßes liegt eine glatte, rechteckige Fläche, in der sich ursprünglich die Aufschrift "Mädchen-Lyzeum des Vereines Lyzeumgesellschaft", später die Aufschrift "Mädchen-Mittelschule, Handelsschule" befand. Im ersten Obergeschoß ist eine abgerundete Nische mit Muschelabschluß gesetzt, das zweite Obergeschoß zeigt in dieser Zone vier Blendarkaden mit Rundbögen und darüberliegender glatter Mauerfläche.
Erweiterungsbau 1930/31
521, 522, 523
In dem an der Wenzgasse gelegenen dreigeschoßigen Bau waren ursprünglich sechs Klassenzimmer sowie Physik-, Chemie- und Handarbeitssaal (Abb. 522) eingerichtet. Rechts schließt ein eingeschoßiger Trakt mit Kindergarten an. Daran ist im rechten Winkel der ebenfalls eingeschoßige Turnsaaltrakt mit Nebenräumen angebaut, wodurch ein ruhiger Gartenhof entstand (Abb. 523). Die flach gedeckten Anbauten besitzen Dachterrassen, die durch eine kleine Brücke, welche sich der Niveaudifferenz mit zwei Knickungen anpaßt, verbunden werden. Die Terrassen waren als Freiräume für Pausen gedacht, fanden jedoch infolge der Probleme mit der Dachdichte und, weil ohnehin ein Gartenhof bestand, keine diesbezügliche Verwendung.
Bei den Anbauten wurden die Geschoßhöhen und die Trakttiefen des Altbaues beibehalten. Auch das Hauptgesims fand eine Fortsetzung. Ansonsten ist jedoch die neue Bausubstanz von der alten extrem abgehoben.
Die streng und asketisch wirkende Fassade wird durch die glatte Mauerfläche und die in drei Reihen liegenden 2,2 m mal 2,6 m großen Fenster bestimmt. Sie sind schnittscharf eingelassen und nur um die Putzstärke versenkt. Lediglich 25 cm dicke Eisenbetonpfeiler trennen die von schmalen Stahlrahmen gehaltenen Glasflächen. Die Metallkonstruktion, welche sich bis heute bewährt hat, benötigt keine Quersprossen, sondern kommt mit dem zarten Vertikalstab aus. Diese fast quadratischen, großflächigen Fenster mit den zweiteiligen Wendeflügeln prägen entscheidend den Charakter der Fassade; sie demonstrieren auf eindrucksvolle Weise den Anspruch auf möglichst viel Licht und Luft. Ein knappes Kranzgesims über dem Hauptbau sowie ein Stab über dem Seitenbau schließen die Wandflächen nach oben ab.
Die Fassade des Kindergartentraktes erhielt durch die Wasserauslässe der Terrasse eine zusätzliche Rhythmisierung. Sie sind als vorspringende Quader, an welche die Regenrinnen anschließen, ausgebildet.
Unter einem geraden, zarten Vordach liegt der Eingang. Als Windfang ausgebildet, ist er von an den Kanten gebogenen Glasscheiben abgeschlossen. Dies dichtet hermetisch ab und wirkt zugleich grazil. Die über die gesamte Eingangshallenbreite und bis zur Decke reichende Oberlichte war ehemals nicht unterteilt. Die Marmorverkleidung der Halle trägt zu dem hellen und klaren Raumeindruck entscheidend bei. Dieser Eingang besitzt "trotz der zelebrierten Ökonomie eine charmante Eleganz."
524
Eingang und Stiegenhaus sind als kurze Querachse angelegt, die von dem durchlaufenden Korridor geschnitten wird. Das dreiarmige Stiegenhaus (Abb. 524) besitzt massive Wangen und aus Stahlrohr gebildete Handläufe; die Unterseite der Stiegen ist getreppt. Mauerkanten und Brüstungen sind abgerundet, wirken geschmeidig und liegen im Licht der von oben bis unten aus Glasbausteinen gebildeten Stiegenhausecke. Diese wurden auch in der Turnhalle verwendet und bilden dort raumhohe Fensterflächen.
Auf einer Seite der ehemals chamois gemalten und mit Terrazzoböden belegten Gänge stehen Kleiderablagen mit Drahtglasschiebetüren, gegenüber sind Vitrinen in Wandstärke angeordnet, die von den Klassenzimmern aus zugänglich sind. Die ausschließlich nach Osten gerichteten Klassenräume waren ursprünglich ockerfarben ausgemalt, der Boden mit grünem Linoleum oder gleichfarbigem Steinholz bedeckt; die Vorhänge waren aus naturfarbenem Leinen. Die eisernen Türrahmen sind blaugrün gestrichen, die Türblätter sind aus dunklem Sperrholz. Von den geplanten Schulmöbeln aus Stahlrohr mußte aus Kostengründen Abstand genommen werden.
Erweiterungsbau 1990–92
525, 526
Der neueste Trakt an der Larochegasse ist gestalterisch bewußt vom Bestand abgehoben. Dennoch sind besondere Bezugspunkte zum ältesten Trakt zu bemerken. Die hier als Pfeiler wirkende Längsscheibe reagiert in Höhe, Dachgesims und horizontaler Streifung auf die entsprechenden Details des Altbaus. Die roten Sichtziegel der alten Fassade erhalten in den hinter der Glaswand sichtbaren rot gefärbten Säulen eine Entsprechung. An der rechten Seitenwand der Halle befindet sich eine Wandmalerei, die einen Teil des alten Fassadenspiegels in der Larochegasse darstellt.
Die Außenwirkung des Neubaues besteht in erster Linie aus dem Wechselspiel von massiven und transparenten Elementen. Die gegen den Hof gerichtete Ostseite ist als Antwort auf die älteren Trakte eine geputzte Lochfassade.
Nach dem Eintritt in den Windfang gelangt man durch eine Pfeilerstellung in den hohen, offenen Raum mit Hauptstiege und galerieartigen Pausenflächen in den Obergeschoßen. In der Tiefe der Halle schaffen große Glasflächen die optische Verbindung von Hof und Garten. Die Bibliothek mit ihren schaufensterartigen Öffnungen wird zum Teil des Hallenbereiches. Ebenfalls im Erdgeschoß liegen der Unterrichtsraum für Musikerziehung und ein Mehrzweckraum, in den bei Bedarf durch Schiebewände die Halle mit einbezogen werden kann.
527
In den Obergeschoßen befinden sich die Unterrichtsräume für die Naturwissenschaften und für die Bildnerische Erziehung sowie allgemeine Unterrichtsräume. Die massive Längsscheibe wird im ersten und zweiten Obergeschoß zur transparenten, auskragenden Gangwand (Abb. 526).
Mit diesem 1992 fertiggestellten Zubau weist die Schule insgesamt drei markante Bauabschnitte auf und "(...) wird für Schüler und Lehrer (...) zur Reise durch die Architekturentwicklung unseres Jahrhunderts."
Otto-Glöckel-Schule
Veitingergasse 9 Wiener Stadtbauamt
1933/34
• Baugeschichte
528, 529
"Seine vierte Volksschulklasse zählte 60 Kinder, zwei Drittel davon waren Repetenten. Etliche Kinder schliefen vor Müdigkeit während des Unterrichtes, weil sie bis tief in die Nacht als Kegelbuben beschäftigt gewesen waren oder bereits am frühen Morgen Milch, Brot und Zeitungen zugestellt hatten. Der größere Teil dieser bedauernswerten Wesen hatte wegen der elterlichen Armut nicht einmal ein Mittagessen (...)." (Otto Glöckel war 1892 provisorischer Unterlehrer in der Nähe der Schmelz im 14. Wiener Gemeindebezirk)
Der Wiener Schulbau erreichte in der Zwischenkriegszeit einen qualitativen Höhepunkt. Während in der Zeit von 1900 bis 1918 82 Schulen errichtet wurden, kam es zwischen 1918 und 1945 infolge des Geburtenrückganges nur zu vier Schulneubauten. Bei diesen wurden jedoch die Erkenntnisse, welche seit der Jahrhundertwende auf diesem Gebiet gemacht werden konnten, voll berücksichtigt. Die Gebäude sind durch großzügige Lichtzufuhr in die Klassen, durch breite, helle Gänge und geräumige Stiegenhäuser gekennzeichnet. Sportgerechte Turnhallen und großzügig bemessene Außenflächen gehören zum Standard.
Otto Glöckel (1874–1935) baute die von ihm als sozialdemokratischem Unterstaatssekretär 1919 initiierte Schulreform in seiner 1927 erreichten Funktion eines zweiten Präsidenten des Wiener Stadtschulrates aus. Seine eigenen Erfahrungen als Lehrer sowie sein soziales Engagement bestimmten die nicht unumstrittenen Reformen. Die geplante "Allgemeine Mittelschule" der Elf- bis Vierzehnjährigen gilt bis heute als Ansatz für die ebenfalls politisch sehr umstrittene Gesamtschule der Zehn- bis Vierzehnjährigen. Vehement kritisiert wurde auch seine ablehnende Haltung gegenüber den katholischen Privatschulen.
Allgemein anerkannt sind Einführungen wie die Weiterbildung der Lehrer in Arbeitsgemeinschaften, die Einbeziehung der Elternvereine in den Ausbau der Schulen oder die Schaffung von Zahnkliniken und Schularztposten.
Unbestätigt ist die Ansicht, Otto Glöckel selbst hätte die Initiative für den unter dem Bürgermeister Richard Schmitz errichteten Hauptschulbau in der Veitingergasse ergriffen. Es wurden jedoch ohne Zweifel in dieser Schule wesentliche Kriterien der Auffassungen Glöckels verwirklicht. Dazu gehört der handlungsorientierte Unterricht, wie er z. B. in den Fächern Kochen und Werken zum Tragen kommt. Die Lehranstalt wurde 1945 nach Otto Glöckel benannt; seine von Sepp Haberl-Calo geschaffene Büste steht im Gang des Hochparterres. Planverfassung und Bauleitung oblagen dem Wiener Stadtbauamt; die Inneneinrichtung erfolgte in Zusammenarbeit mit der Lehrerschaft.
1994 wurde ein neuer Turnsaaltrakt mit zwei Turnsälen errichtet.
In dem vor allem in den dreißiger Jahren auch international anerkannten Schulbau wird gegenwärtig (1996) ein Schulversuch als "Schulverbund Mittelschule" geführt: Es unterrichten AHS- und Hauptschullehrer gemeinsam nach dem Lehrplan des Realgymnasiums.
• Baubeschreibung
530
Die Lage des ausgedehnten drei- bis viergeschoßigen Gebäudes mit offener L-Form sowie Hof- und Sportplatz entspricht den gegebenen Bedingungen von Klima und Lichteinfall (Abb. 530). Auch der großzügige Schulgarten ist im Sinne der Forderung nach Luft und Licht angelegt.
531
Der aus Ziegelmauerwerk und Betondecken errichtete Bau zeigt mit seinen klar gegliederten Fassaden und dem Vorrang von Zweckentsprechung deutliche Merkmale des "Internationalen Stiles". Dennoch weist das ursprünglich in Kaisergelb gehaltene Äußere unauffällig gesetzte Gestaltungsdetails wie die an der Straßenfassade im Hochparterre liegende Zusammenfassung von drei Fenstern oder die Fensterumrahmung im dritten Obergeschoß auf; dazu gehört auch das überdachte Eingangsportal. Der Einsatz von keramischen Fliesen und die plastische Ausgestaltung durch Oskar Thiede heben diese Zone von der sonst eher nüchtern gehaltenen Fassade ab (Abb. 531). Der aus gebranntem Ton bestehende Figurenschmuck von vier Putti – Vorbild hiefür sind die von Michael Powolny geschaffenen Putto-Allegorien – stellt die Jahreszeiten dar; dazwischen befindet sich das Wappen der Stadt Wien. Leider entspricht die Gliederung des Portales nicht mehr dem Originalzustand. Das Dach ist mit Eternit gedeckt.
532
Im Inneren des Baues fallen das freundliche, offen wirkende Stiegenhaus (Abb. 532), die weiten, hellen Gänge, die an ihnen liegenden Garderoben sowie die großzügig belichteten Klassenzimmer auf. Stiegenhauspfeiler und Sockel der Stiegengeländer sind mit Untersberger Forellenmarmor verkleidet.
Der Lage entsprechend beeindruckt der Ausblick aus dem zweiten und dritten Obergeschoß. Keinesfalls selbstverständlich für die damalige Zeit waren die Einrichtungen einer Terrasse für den Zeichenunterricht und eines "Bildwerferraumes".
Internatsanlage des Konvents der Dominikanerinnen in Wien-Hacking
Schloßberggasse 17 Gustav Peichl
1964–66
533 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Friederike Fürstin von Auersperg (Schwester Maria Raymunda) kaufte 1869/70 von dem Kaufmann Jakob Gottlieb Rath mehrere Gründe in Hacking. Dazu gehörten auch bauliche Anlagen, u. a. ein Haus, das sich an der h. Stelle Schloßberggasse 17 (früher Wasagasse 1) befand.
Das um 1910 erbaute villenartige Gebäude Ecke Auhofstraße/Seuttergasse, in welchem heute die Fachschule für Frauenberufe untergebracht ist, gehörte ursprünglich dem Kaufmann Johann Reitter und wurde 1913 von den Schwestern gekauft.
Die Umbauten des Hauses Wasagasse 1 zu einem Konvent gestalteten sich wegen unzureichender Bauaufsicht und schwerer Versäumnisse der Handwerker sehr mühsam. Dennoch konnten 1872 ein Mädcheninternat und 1873 die Volksschule eröffnet werden.
Die Arbeiten für die Neubauten des Schulgebäudes und Pensionates nach Plänen von Baumeister Emmerich Konradi – die alten Anlagen genügten schon damals dem gestiegenen Bedarf nicht mehr – dauerten von 1896 bis 1899. Aber schon 1897 begann man mit dem regulären Unterricht einer fünfklassigen Volks- und einer dreiklassigen Bürgerschule mit Öffentlichkeitsrecht. 1904 kam ein dreijähriger Fortbildungskurs für nicht mehr schulpflichtige Mädchen dazu. 1907 wurde das zweigeschoßige Schul- und Pensionatsgebäude um ein weiteres Geschoß aufgestockt, 1913 richtete man eine einjährige Haushaltungsschule ein, 1931 eine Handelsschule mit Öffentlichkeitsrecht und 1933 ein Realgymnasium. 1938 mußte der Schulbetrieb eingestellt werden; 1945 dienten die Gebäude als Feldlazarett für russische Truppen. Im Herbst 1945 konnte der Unterricht wieder aufgenommen werden.
Heute werden ein Kindergarten (seit 1970), Volks- und Hauptschule, Neusprachliches und Wirtschaftskundliches Gymnasium und eine dreijährige Fachschule für Frauenberufe angeboten.
Um den Anforderungen eines zeitgemäßen Internatsbetriebes zu entsprechen, erhielt Gustav Peichl den Auftrag für die Planung eines Internatsneubaues südöstlich der bestehenden Gebäude des Konvents. Das bisherige Internat wurde für Unterrichtszwecke adaptiert. Der Baubeginn verzögerte sich, weil das Grundstück, das von der Baubehörde ohne Wissen des Schulerhalters zum Parkschutzgebiet erklärt worden war, erst rückgewidmet werden mußte.
Die Aufgabe des Architekten bestand darin, für hundert Mädchen im Alter von sechs bis 18 Jahren in Berücksichtigung des pädagogischen Konzeptes einer Wohnraumschule eine Anlage mit möglichst übersichtlichem Grundriß zu schaffen. Hiebei sollte die Hanglage ausgenützt und der vorhandene Baumbestand berücksichtigt werden.
• Baubeschreibung
534
Fünf kleine, in Zahnschnitt versetzte Wohnhäuser bieten Platz für je 20 Zöglinge. Durch die aufgelockerte Lage der Häuser zueinander wird das natürliche Licht optimal ausgenützt; die hellen Räume dienen schulischen, erzieherischen und sozialen Zwecken. Die zwischen den Häusern liegenden Flächen sind als Studier- und Spielhöfe nutzbar. Die gesamte, streng symmetrisch gehaltene Anlage wirkt nach außen geschlossen, öffnet sich jedoch nach innen (Abb. 534).
Die Fassaden sind durch eine einfache, disziplinierte Formensprache gekennzeichnet. Die Klarheit der Kuben findet in den geradlinigen Fensterbändern eine Entsprechung. Sichtbeton, Föhrenholz und Glas sind die bestimmenden Materialien.
535
Die zweigeschoßigen Wohnhäuser besitzen einen zentralen Wohnraum (Abb. 535), von dem auch der Aufgang in das Obergeschoß mit Schlafräumen, Duschen und Toiletteanlagen erfolgt, einen Studierraum und ein Musik- und Spielzimmer. Die Schlafräume bestehen pro Haus aus sechs Dreibett- und zwei Einbettzimmern. Auch hier soll Platz sein für Studium und Spiel.
Das Konzept versucht familiäre Geborgenheit zu bieten.
536, 537
Die Klarheit der bei den Wohnhäusern ablesbaren Formensprache setzt sich in dem durch seitliche, niedere Trakte mit den Wohnhäusern verbundenen Schulbau mit Turnsaal (Abb. 536) und Festsaal, Küche, Speisesaal und Schulküche fort. Der Schulbau bildet mit den Wohnhäusern und den Seitentrakten einen geschlossenen Innenhof (Abb. 537). Die Verbindungstrakte bestehen aus einer Art Kreuzgang, der teilweise gedeckt im Freien oder gänzlich geschlossen geführt wird. Hier sind auch Verwaltung, Krankenzimmer, Personalunterkünfte und Gästezimmer eingerichtet. Der symmetrisch angelegte Schulbau erhielt beim Haupteingang durch den von Stiegen eingefaßten, aufragenden Kamin einen besonderen Akzent.
"Abgesehen von materialen Spuren der Alterung hat die Anlage ihre plakative Frische der Peichlschen Frühbauten bewahrt, der forsche Geometrismus ist durch die Patina gemildert, die Atmosphäre eine ungezwungen-heitere geblieben."
1986/87 schuf man einen gedeckten Verbindungsgang zwischen dem Altbau der Schule und dem Internatsgebäude.
Ab September 1992 wurde kein Vollinternat mehr angeboten. In den ehemaligen Wohnhäusern sind nun Gruppenräume und Bereiche für das Halbinternat eingerichtet.
Bundesinstitut für Gehörlosenbildung
Maygasse 25 Manfred Rapf
Herbert Wycital (Statik)
1976–82
538 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
1971 wurde durch das Bundesministerium für Bauten und Technik ein allgemeiner österreichischer Wettbewerb zur Erlangung von Entwürfen für den Neubau eines Taubstummeninstitutes im 13. Bezirk ausgeschrieben. Unter 14 Projekten wählte die Jury den Entwurf von Manfred Rapf und seinen Mitarbeitern Heide Mühlfellner und Heinz Seiser.
Mit dem Bau wurde 1976 begonnen, die Fertigstellung erfolgte 1982.
• Baubeschreibung
Die in Schülerheim, Schule und Kindergarten gegliederte Anlage für 350 Schüler ist durch die Aufnahme des städtebaulichen Maßstabes der umliegenden Bebauung sowie durch die von außen ablesbare Funktionalität gekennzeichnet.
539
Die aus dem Oktogon entwickelten Baukörper (Abb. 539) weisen günstige Belichtungsverhältnisse und dem jeweiligen Bereich zugeordnete, geschützte Höfe auf. Besondere Sorgfalt wurde der Entwicklung eines die Gemeinschaft fördernden Raumkonzeptes gewidmet.
Die Skelettkonstruktion aus Stahlbeton ist mit Ziegelhohlblock-Mauerwerk ausgefacht, die Außenhaut besteht aus Wärmedämmung und Sichtziegelschale. Das Äußere der Anlage wird im wesentlichen durch die aufgelockerte Anordnung der Baukörper und ihre aus Hartbrandziegeln bestehenden Fassaden geprägt. Die Entscheidung für eine Ziegelfassade erfolgte nicht nur im Bewußtsein der formalen Qualität dieses universal verwendbaren Baumaterials, sondern auch in Hinblick auf die damit verbundene Energieersparnis.
Schule
Die dreigeschoßige Hallenschule entspricht den Forderungen nach leichter Orientierbarkeit und optischer Kommunikation u. a. dadurch, daß die zentrale Halle halbgeschoßig versetzt wurde.
Die Halle ist als Mehrzweckraum für eine größere Anzahl von Besuchern verwendbar. Den visuellen Zusammenhängen wurde zur Erleichterung der Verständigung der Hörbehinderten besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Über der Mehrzweckhalle befindet sich ein terrassenförmig ansteigender, windgeschützter Pausenhof.
Der Zugang zu den Klassen und den Räumlichkeiten des Berufsschulteiles erfolgt über die Pausenhalle. Der Gymnastiksaal und beide Turnsäle sind durch den Hauptzugang über den Geräteräumen erreichbar, welcher einen unmittelbaren Einblick und Kontakt zu den Sportbereichen ermög1icht. Außerdem erfolgt durch diese Anordnung eine Öffnung und Erweiterung der genannten Räume.
Kindergarten
540
Dieser abgesonderte Bereich ist in erster Linie wegen der Speisenanlieferungen mit dem übrigen Bau verbunden und bildet auch durch die den Gruppenräumen vorgelagerte Terrasse einen eigenständigen Baukörper.
541
Im Erdgeschoß befinden sich Gruppenräume (darunter ein großer Gruppenraum mit Wohnhöhle), ein Mehrzweckschlafraum sowie der Rhythmikraum. Im Obergeschoß liegen Wohnbereiche, bestehend aus Vorzimmer, Wohnzimmer, Küche, Naßgruppe und Schlafzimmer, in Verbindung mit dem Erzieherinnenzimmer.
Auch aus den Grundrissen des Kindergartens ist deutlich die Bereicherung der Raumgestaltung durch den Einsatz der Diagonale und der damit entstehenden Verschneidungen beziehungsweise durch das Wechselspiel zwischen Quadrat und Achteck zu ersehen. Zentral angelegte Raumzugänge verkürzen die Funktionswege.
Heim
542
Die Erschließung der Heimgruppen erfolgt jeweils über einen laubenartigen Zugang, wodurch vor allem der meist übliche "Gang-Zellen"-Charakter vermieden wird. Der Verbindungsgang zur Schule wirkt durch seine Form, die ein hohes Maß an natürlichem Lichteinfall ermöglicht, wie ein Zugang im Freien; auch hier eröffnet eine zentrale Halle die Wege zu allen wesentlichen Bereichen.
Verkehrsanlagen
Wiener Verbindungsbahnen
Strecke Penzing (Westbahn) – Hetzendorf (Südbahn bzw. Donauländebahn) 1857–1896
1861
543
• Baugeschichte
Die Anforderungen des Güterverkehrs, aber auch militärische Überlegungen ließen bald nach Errichtung der in Wien einmündenden Bahnlinien eine direkte Verbindung derselben notwendig erscheinen. Bereits 1842 erfolgten kommissionelle Beratungen über eine Verbindung zwischen dem Nordbahnhof, dem Hauptzollamt und dem Bahnhof der "Wien-Gloggnitzer Eisenbahn", der später zur Südbahn ausgebauten Linie. 1846 erwog man für diese Verbindung den Bau einer Pferdeeisenbahn, entschloß sich jedoch 1850 für den Lokomotivbetrieb. Am 15. 10. 1857 wurde die Strecke zwischen Hauptzollamt und Südbahnhof, am 1. 7. 1859 die Linie vom Nordbahnhof längs des Praters bis zum Donaukanal und nach dessen Überquerung zum Staats- (Ost-) bzw. Südbahnhof eröffnet. Die Planung stammt von Carl Ritter von Ghega, dem Schöpfer der Semmeringbahn.
Die Abzweigung von der Westbahn bei Penzing zur Südbahn bei Hetzendorf (Station Ober-Hetzendorf) erfolgte 1861, die Verbindung mit Hütteldorf 1883.
Eine dritte Linie bestand ursprünglich von Hetzendorf bis zum rechten Ufer der regulierten Donau und mündete hier in die Donauuferbahn. Heute endet sie bei der Simmeringer Lände des Donaukanals; die Donauuferbahn führt bis zum Praterspitz.
Ein 1869 erstelltes Projekt eines Astes vom südlichen Ende der Verbindungsbahn über Schönbrunn, Hietzing und St. Veit wurde nicht ausgeführt.
Am 29. 8. 1870 ging die Verbindungsbahn in den Besitz der sechs großen in Wien einmündenden Eisenbahnen über, ab 1895 ist der Staat alleiniger Eigentümer aller Verbindungsbahnen.
Auf den ursprünglich nur für den Güterverkehr ausgerichteten Linien wurden 1873 anläßlich der Wiener Weltausstellung für kurze Zeit auch Personenzüge geführt, nachdem schon 1862 kurzfristig an Sonn- und Feiertagen Dampf-Omnibuszüge verkehrt hatten. Von 1. 9. 1881 bis 1942 wurde das Netz der Verbindungsbahnen sowohl für den Güter- als auch für den Personenverkehr genützt. Anfang der achtziger Jahre des 19. Jahrhunderts kam es auch zur Errichtung der auf dem Gebiet des h. 13. Bezirkes gelegenen Stationsanlagen. Gegenwärtig werden Teile der Bahnlinie von der Schnellbahn befahren.
Die Linie von Penzing bzw. Baumgarten nach Hetzendorf, welche zum Teil durch den 13. Bezirk führt, wies bis Anfang der fünfziger Jahre in diesem Bereich die 1882/83 gebauten Stationen St. Veit an der Wien (Bossigasse 15), Lainz (Veitingergasse) und Speising (Eduard-Jaeger-Gasse) auf. Die Station Maxing (nahe der Station Ober-Hetzendorf in etwa der Verlängerung der Maxingstraße) lag knapp außerhalb des Gebietes des h. 13. Bezirkes.
Heute besteht nur mehr in unmittelbarer Nähe des Bahnüberganges der Versorgungsheimstraße die wiedererrichtete Station Speising für die im Stundentakt geführte Schnellbahn. Die nächsten Stationen dieser Linie sind Penzing bzw. Meidling.
Es ist bemerkenswert, daß die Verbindungsbahn in diesem Bereich in keiner Weise zu einer industriellen Entwicklung beitrug, was in erster Linie auf die besonderen Baubestimmungen und ihre rigorose Handhabung in der Umgebung des Schlosses Schönbrunn zurückgeführt werden kann.
544
Die Zerschneidung des Bezirkes in zwei Teile, die starke Frequenz und die damit verbundene Behinderung des Verkehrs auf den die Bahn kreuzenden Straßen (Abb. 544) haben bis in die jüngste Zeit das Projekt einer teilweisen Tieflegung von Bahn oder Straße aktualisiert. In dem 1993 erstellten Entwurf des Stadtentwicklungsplanes ist immerhin die Absicht vermerkt, die Kreuzungen Hietzinger Hauptstraße und Jagdschloßgasse "niveaufrei" zu gestalten.
• Baubeschreibung
545, 546, 547, 548
Das Äußere der Stationsanlage von St. Veit (Abb. 545, 546) war von der Materialkombination Holz-Mauerwerk geprägt. Die in Holz gehaltenen Bauteile waren im Stil der damals häufig vorgenommenen Verandenanbauten an Villen gehalten. Die Wände waren über einem rustizierten Sockel glatt verputzt, über den Fenstern befanden sich dekorative, geschwungene bzw. gerade Sichtziegelabschlüsse. Die senkrechten Kanten der zweigeschoßigen Anlage waren ebenfalls in Sichtziegelmauerwerk gestaltet und als schwache Pilaster ausgebildet. Im ersten Obergeschoß lag die Wohnung des Vorstandes. An der Bahnseite befand sich der überdachte und nach einer Seite offene Zugang zu den Geleisen.
549, 550
Die einfacher gestalteten Stationen Lainz (Abb. 549) und Speising (Abb. 550) waren ident und bestanden aus Wartehallen auf beiden Seiten der Geleise, wobei auf der in Richtung Hetzendorf rechts gelegenen Seite an den Warteraum die Kasse, eine gegen die Geleise offene Veranda und die Toiletteanlagen angebaut waren. Die heute noch existierenden alten Bahnwärterhäuser der Stationen Speising (direkt neben der Schnellbahnstation Speising) und St. Veit (Bossigasse 15) erhielten nach Einstellung des Personenverkehrs eine andere Bestimmung; ihre ursprünglichen Außenansichten sind verändert.
551
Die Wände des Aufnahmsgebäudes der Station Maxing (Abb. 551) waren zur Gänze aus Sichtziegelmauerwerk gebildet. Das aufwendig aus Holz gestaltete Dachgeschoß erinnert in seiner Verspieltheit an die für Erzherzog Maximilian errichtete Villa Maxing (-> Villa Maxing, Bd. II) am Hetzendorfer Weg (h. Maxingstraße), die der Station den Namen gab.
Stellwagen (Stallung und Remise)
Anton-Langer-Gasse 37
Ignaz Drapala
1880
Abgetragen: 1973, 1984
552
"Gepriesen sei Derjenige, der zuerst auf den Einfall kam, einen Gesellschafts- oder sogenannten Stellwagen zu errichten, (...) diese Einrichtung ist für Wien und seine Bewohner eine Quelle von vielen Vergnügungen, für viele ein Mittel, ihre Gesundheit zu erhalten, zu befestigen oder zu verbessern; kurz ich kann mir Wien ohne Gesellschaftswagen gar nicht mehr denken."
Ignaz Franz Castelli in seinen 1844 veröffentlichten "Wiener Lebensbildern". S. 242.
• Baugeschichte
1815 gab es in Wien den ersten geregelten innerstädtischen Linienverkehr mit Stellwagen, 1825 die erste Linie nach Hietzing. Der Wagentypus entwickelte sich aus dem ursprünglich offenen, später kastenförmigen "Gesellschaftswagen". 1839 beschreibt Adolf Schmidl in seinem Buch "Wien's Umgebungen" die Abfahrts- und Ankunfts-"stellen" der Wagen von der Innenstadt nach Hietzing: Stadt, am Peter, kleine Bognergasse; Stadt, Dorotheergasse, Gasthof zum Jägerhorn; Stadt, Weihburggasse, Börse, Nr. 939; Stadt, Stock im Eisenplatz, Fiakerverein; Hietzing: Gemeindewirtshaus; Am Platz beim Inhaber Drescher; St. Veiter Straße neben der Apotheke. In Ober-St. Veit befand sich die Endstelle der Linie, die in die Innere Stadt (Mehlmarkt) führte, beim Gemeindegasthaus Ecke Hietzinger Hauptstraße/Glasauergasse. Die Fahrt von der Innenstadt nach Hietzing dauerte ca. eine Stunde, nach Ober-St. Veit eineinhalb Stunden.
553
Der vorerst kutschenartige Wagenaufbau für maximal neun Personen glich später, um 1880, immer mehr einem kleinen Waggon (Abb. 553), der dann auch in ähnlicher Gestalt in Zugformation bei der Pferdetramway Verwendung fand. Der Kutscher saß auf einer überdachten Plattform und lenkte das Pferdezweigespann. Im Winter fuhr man vierspännig. Auf dem Wagenschlag standen die Wagennummer, der Name des Besitzers und der Bestimmungsort.
Der technische Vorsprung Englands vor allem in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erklärt das Engagement englischer Firmen beim Ausbau des öffentlichen Verkehrs auf dem europäischen Festland. Englische Gesellschaften betrieben auch in Wien und in den Vororten Stellwagen- und später Pferdetramwaylinien. 1905 gab es in Wien noch neun Stellwagenunternehmungen, 1906 nur mehr sieben. Die Linie Wien – Mauer war damals im Besitz von Alois Hengl.
Im 13. Bezirk stand bis 1984 in Speising, in der Anton-Langer-Gasse 37, ein Gebäude als Zeugnis für den schienenungebundenen Stellwagenverkehr. In ihm waren die Remise und Stallungen untergebracht. Nach einer mündlichen Überlieferung soll sich vor diesem Bau hier eine Meierei befunden haben. Aus den Akten des Bauamtes ließ sich diese Angabe nicht verifizieren
554
1887 wird im Bauakt die "Vienna General Omnibus Comp." als Besitzer genannt. Unter dem Begriff "Omnibus" verstand man damals von Pferden gezogene Wagen zur Personenbeförderung, also auch den Stellwagen. Erst später waren damit motorgetriebene Verkehrsmittel gemeint (erste Versuche mit Automobilen erfolgten 1905). Die Gesellschaft ließ 1889 im Hof eine offene Halle als weitere Einstellmöglichkeit für Wägen errichten. In der Halle wurde 1894 ein 12 PS starker Gasmotor der Firma Langen und Wolf für den Werkstättenbetrieb eingebaut (Abb. 554).
1897 befand sich der Bau immer noch im Besitz der "Vienna General Omnibus Comp.". 1907 wird in einem Plan von Wien (Pharus-Plan 1907. S. 6) bei der Erläuterung des Verkehrswesens u. a. auch der Stellwagen angegeben, und zwar als Omnibus der Vienna General Omnibus Company Limited. Auf Seite 8 findet sich eine Angabe unter den "anderweitigen Linien": "2. Von I. Gluckgasse Ecke Lobkowitzplatz nach Speisinger Straße 51."
1909 wird die "Gemeinde Wien Städtische Stellwagenunternehmung" als Besitzer genannt. 1920 scheint in den Bauakten die Anlage als Omnibuswerkstätte der Gemeinde Wien auf, 1938 als Kraftwageneinstellraum. Von 1947 bis 1982 befand sich in einem Teil der Gebäude ein Kindergarten der Pfarre Lainz. In den fünfziger Jahren wurden vom Magistrat Hietzing einige Räume als Depot für delogierte Möbel verwendet; später benützte man Teile der Anlage als Garage für Oldtimer.
1973 wurde die Halle – zuletzt Garage für den Wagen der Ersten Wiener Tierrettung – abgerissen. Im August 1984 fiel der kulturhistorisch wertvolle Hauptbau der Demolierung zum Opfer; an seiner Stelle wurde eine Wohnhausanlage der Gemeinde Wien errichtet.
• Baubeschreibung
1880 erhielten Ferdinand Plöbst Edler von Flammenburg und Frau Griseldis Wachler die Baubewilligung für ein Wohnhaus und für Stallungen in der Park- bzw. Bahngasse (h. Anton-Langer-Gasse). Im selben Jahr wurde aber ein Auswechslungsplan eingereicht, woraus hervorgeht, daß während des Planungsstadiums die Bestimmung geändert wurde. Das ursprüngliche Konzept sah einen zweigeschoßigen Wohntrakt vor, an den auf der linken Seite im rechten Winkel ein hakenförmiges langgezogenes Stallgebäude für 84 Pferde angefügt war. Mit dem Wohngebäude umschloß es einen nach einer Seite offenen Hof. Im Stall waren auch Sattlerei und Schmiede untergebracht.
555, 556, 557
In dem zur Ausführung gelangten Plan grenzen gegen den Hof zu zwei Trakte an den Wohnbau in stumpfem bzw. spitzem Winkel und bilden mit dem straßenseitig gelegenen, zweigeschoßigen Wohntrakt eine schräge U-Form. Der rechte, neue Seitentrakt (Abb. 556) hat Ställe für 30 Pferde, sowie die Lackiererwerkstätte und eine lange Remise. Im Nordtrakt liegen Sattlerei, Wagnerei, Schmiede, Schlosserei und Spenglerei. Der erste Stock des Wohnhauses weist gegenüber dem ersten Entwurf nur geringe Veränderungen auf. Die schlichte Fassade (Abb. 557) ist durch sparsam an Ecken und seitlich des Portales angeordnete Pilaster gegliedert. Eine gerade Attika betont die strenge Linienführung. Sowohl der erste Entwurf als auch der Auswechslungsplan stammen von Stadtbaumeister Ignaz Drapala.
Stationsanlagen für die Dampftramway zwischen 1886 und 1898
Abgetragen: Zwischen 1908 und 1912
558 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
1883 wurde mit deutschem Kapital die Firma "Dampftramway Krauss & Co" gegründet. 1888 verkehrten bereits 28 Einheiten dieses Verkehrsmittels, das als Erweiterung der Pferdetramway gedacht war. Der Dampfbetrieb wurde aber nur außerhalb des Gürtels bewilligt, sodaß die Züge wechselweise von Pferden und Dampfloks gezogen wurden. Die Lokomotiven mit ca. 18 t Leergewicht leisteten 60 bzw. 100 PS und waren zwei- und dreiachsig. Beide Modelle kamen im h. 13. Bezirk zum Einsatz. Ab 1899 wurde auch eine zweiachsige Type mit 80 PS eingesetzt. Die Waggons hatten 32 Sitzplätze und acht Stehplätze.
Von der Stadt her verkehrte ab 1869 eine Pferdetramway entlang der Hadikgasse bis zur Nisselgasse, später auch über die "Kaiser-Franz-Joseph-Brücke", die h. Kennedybrücke, entlang der Hietzinger Hauptstraße bis zum Beginn der Lainzer Straße. Die Linie wurde 1901 elektrifiziert.
Die Dampftramway fuhr auf der Schönbrunner Linie zwischen 1886 und 1894 von Gaudenzdorf bis zur h. Kennedybrücke (3,3 km). Am Wienflußufer wurde eine zwei Kilometer lange Stützmauer errichtet, entlang des Schlosses Schönbrunn fuhr die Bahn in einer 340 m langen, gedeckten Galerie. Von der Kennedybrücke aus verkehrte sie seit dem 27. 10. 1883 bis Perchtoldsdorf (10,3 km). An Sonn- und Feiertagen wurden auf dieser Strecke täglich in beiden Richtungen mit bis zu 70 Zügen ca. 12000 Personen befördert.
559, 560, 561
Nach der 1898 erfolgten Fertigstellung der Wientallinie der Stadtbahn fuhr die Dampftramway nur mehr ab der nun zu einem Kopfbahnhof gewordenen Station Hietzing, die sich zwischen der Brücke und dem h. Bezirksamt befand und mit der Stadtbahnstation Hietzing durch einen unter Straßenniveau verlaufenden Gang verbunden war. Die Züge wurden durch die Dommayergasse entweder nach Ober-St. Veit oder nach der Abzweigung am Beginn der Lainzer Straße (Abb. 559, 560, 561) bis Perchtoldsdorf und seit 1887 bis Mödling geführt (Perchtoldsdorf – Mödling: 3,3 km). Die Eröffnung der Linie nach Ober-St. Veit fand am 19. 9. 1887 statt (Hietzing – Ober-St. Veit: 2,4 km).Eine geplante Abzweigung von dieser Linie durch die Rohrbacherstraße und Auhofstraße nach Hacking wurde nicht ausgeführt.
Die Stationen auf dem Gebiet des h. 13. Gemeindebezirkes entlang der Linie von Hietzing nach Ober-St. Veit waren 1893 Hietzing – Neue Welt, Braunschweiggasse, Unter-St. Veit, Verbindungsbahn, Wagenfabrik, Ober-St. Veit; entlang der Linie von Hietzing nach Lainz und Speising, die bis Mödling geführt wurde, Hietzing – Neue Welt, Lainzer Straße – Promenadenweg, Neu-Hietzing – Eitelbergergasse, zur Einsiedelei, Lainz, Verbindungsbahn, Speising, Rosenhügel; die Station Gallgasse wurde erst 1905 eingerichtet. Die Züge verkehrten in den Hauptzeiten in halbstündigen Abständen. Die Fahrzeit von der Schönbrunner Linie bis Ober-St. Veit betrug 28 Minuten. Der letzte Zug abends von Ober-St. Veit Richtung Stadt verkehrte um 21.45 Uhr. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 25 km/h.
Nachdem man in Wien als neue Antriebsmöglichkeiten sowohl Elektrizität als auch Druckluft erprobt hatte, entschied man sich aufgrund des Fortschrittes auf dem Gebiet der Elektrotechnik für die Betriebsform mit elektrischem Strom, und 1897 entschloß sich das Konkurrenzunternehmen "Wiener Tramway-Gesellschaft" zum Umbau geschlossener Einspänner für den elektrischen Betrieb. Die letzte Dampftramway fuhr am 12. 10. 1908 von Hietzing nach Ober-St. Veit, am 15. 10. 1908 von Hietzing nach Lainz und am 6. 8. 1912 von Lainz nach Mauer. Die Strecken wurden elektrifiziert.
562
Am 20. 6. 1960 fuhr der letzte 158er (Abb. 562) nach Ober-St. Veit; die elektrische Straßenbahn wurde ab der Verbindungsbahn bis zum Wolfrathplatz durch Autobusse ersetzt.
• Baubeschreibung
563, 564, 565, 566, 567, 568
Die 1898 erfolgte Veränderung der Stationsanlage Hietzing ist aus dem Vergleich mit den ursprünglichen Plänen erkennbar: Die 1886 erbaute Haltestelle der durchlaufenden Strecke von Schönbrunn ist ein gemauerter Bau mit Details aus Holz und Metall (Abb. 563). Der Gesamteindruck erinnert an Landhausformen aus der Gründerzeit. Der 1898 von Ludwig Baumann errichtete Kopfbahnhof Hietzing (Abb. 564, 565, 566, 567) zeigt in den Fassaden den Einfluß des secessionistischen Stiles, verbunden mit historistischen Einzelformen, welche auf die griechische Antike verweisen und bei der Eingangsseite sogar an altägyptische Architektur denken lassen. Im Grundriß dieser Anlage, die im Winter beheizt werden konnte, wurde der Straßenverlauf berücksichtigt, wodurch man die Möglichkeit hatte, die Station von drei Seiten aus zu betreten. Die ebenfalls 1898 errichtete Lokomotivremise (Abb. 568) blieb stilistisch dem alten Stationsgebäude verwandt.
569
Beispiele kleinerer Stationsanlagen sind die Haltestellen Hietzing – Neue Welt und Lainz (Abb. 569).
Stadtbahn
Otto Wagner
1893–1902
570 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Infolge des gewaltigen Anwachsens der Haupt- und Residenzstadt Wien in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ergab sich immer dringender die Notwendigkeit einer umfassenden Lösung des Verkehrsproblems.
Seit den sechziger Jahren wurden von verschiedenen Seiten Vorschläge für eine "Stadtbahn", "Gürteleisenbahn" oder "Metropolitan-Bahn" erstellt. Zunächst waren diese Pläne stark von militärischen Überlegungen beeinflußt, da durch die Verbindung aller Wiener Bahnhöfe Truppenverschiebungen leichter durchführbar waren; daher wurde auch auf die innerstädtischen Verkehrsbedürfnisse nicht ausreichend Rücksicht genommen.
Ende der siebziger Jahre wurde das Projekt einer Tunnelbahn vorgelegt, doch stellte man alle Untergrundbahnüberlegungen immer wieder zurück.
Die entscheidende Planungsphase für eine Stadtbahn wurde durch den technischen Direktor der "Wiener Gürtel-Eisenbahn", Josef Fogerty, eingeleitet. Seine Vorstellungen begannen nach jahrelangen Modifizierungen 1881 Gestalt anzunehmen.
Mit dem Bau der Linie entlang des Wienflusses war auch seine Regulierung und teilweise Einwölbung verbunden.
Die architektonische Gestaltung der Stadtbahn wurde Oberbaurat Otto Wagner übertragen, der nach Vorschlag des Künstlerhauses seit 1894 künstlerischer Beirat der "Commission für Verkehrsanlagen" war. Otto Wagner war schon in den siebziger Jahren Mitbegründer eines Konsortiums gewesen, welches u. a. den Bau eines Boulevards von der Elisabethbrücke nach Schönbrunn, die damit verbundene Wienflußregulierung und die Anlage eines Bahnsystems für die Stadt zum Ziel hatte.
Der Bau der mit Dampf betriebenen Bahnanlage (die Elektrifizierung wurde 1925 abgeschlossen) dauerte von 1893 bis 1902. Die Länge des Gesamtnetzes betrug 40,3 km. Erweiterungslinien, z. B. unter der inneren Stadt, unterblieben aus Kostengründen.
Mit der Stadtbahn gelang Otto Wagner eine der bedeutendsten städtebaulichen Leistungen seiner Zeit. Sie "ist ein unverlierbares Moment des Wiener Stadtbildes geworden; aber nicht dadurch, daß sie eine endlose Umwelt freundlicher Flugdächer und Kioske schafft, sondern weil sie im Gegenteil ein abgegrenztes Werk, ein Ganzes überblickbarer Entscheidungen ist. Sie ist ein glaubwürdiges technisches Bauwerk; aber nicht dadurch, daß sie sich in formaler Hinsicht technisch gebärdet, sondern weil sie über den technischen Erfordernissen steht und sie mit Ruhe und Selbstbewußtsein bewältigt."
• Baubeschreibung
Otto Wagners architektonische Gestaltung betraf die Gürtellinie (Eröffnung 1898), die Wiental – Donaukanallinie (Eröffnung 1898) sowie die 1899 erbaute und später abgetragene Linie in den zweiten Bezirk (Hauptzollamt – Praterstern). Seine Arbeit umfaßte bis ins Detail gehende Maßnahmen für Fahrbahnen und Stationsgebäude. So wurde das Mauerwerk der tief geführten Strecke und der Hochstreckenfahrbahndämme bei Steigungen und bei Gefälle stufenartig abgesetzt, um stets horizontale Abschlußlinien wie an den benachbarten Häuserfronten zu erhalten. "Während die ersten Bauten (an der Gürtellinie) noch frei antikisierende Säulenstellungen und Wandpilaster verwenden, zeigen die folgenden Gebäude an der Donaukanallinie schon konstruktive Eisenständerstützen und Metallgitterträger, und endlich erst an der Wientallinie hat der Architekt seinen ureigenen Stil für derartige Bahnbauwerke erreicht".
Die Stationsgebäude wurden in Putzbau ausgeführt, wobei man als Material für den Putz Marmorstaub verwendete. Für die Tiefbahnstationen sind die bewußt sichtbar gelassenen Eisenkonstruktionen bei den Vorhallen signifikant. Diese Darstellung der Funktion zeigt sich auch bei einzelnen Fensterüberlagen, welche aus unverkleideten I-Profilen geformt sind.
Von den Haltestellen im 13. Bezirk sind der Hofpavillon sowie die Stationen Ober-St. Veit und Schönbrunn erhalten; die letzten beiden sind in den U-Bahnbetrieb integriert. Die Stationen Unter-St. Veit, Braunschweiggasse und Hietzing wurden abgetragen. An ihrer Stelle befinden sich neu gestaltete U-Bahnhaltestellen (-> U-Bahn).
Haltestelle Ober-St. Veit (1896/97)
571, 572
In secessionistischem Stil erbaut, vermittelt besonders dieser Tiefstationstypus für das Wiental Leichtigkeit und Eleganz, vor allem in der Außengestaltung. Dimension und Form erinnern an einen Pavillon und zeichnen sich durch die Ausgewogenheit von horizontalen und vertikalen Elementen aus. In der Seitenansicht zeigt sich dies in den schmalen vertikalen Doppelfenstern, welche der horizontalen Wandgliederung entgegenwirken.
573 vor Baugeschichte
Der verkleinerte, erhöhte Mittelteil birgt den zentralen Raum, von welchem aus die Verbindungen zu den Bahnsteigen zugänglich sind (Abb. 573).
Die geringe Neigung der Dachformen und ihr betonter Vorsprung gegenüber der Wand lassen an asiatische Bauformen denken. Die schräge Überdachung des nach Westen gerichteten Ein- bzw. Ausganges schützt den Freiraum, der das Bindeglied zwischen innen und außen darstellt. Ein stufenweises Verlassen bzw. Betreten des Baukörpers ist das Ergebnis dieser Konzeption. Zarte, dekorierte Stützen aus Gußeisen tragen einen ornamental aufgelösten Querträger aus Metall, welcher die Unterlage für das Pultdach der nach einer Seite freien Vorhalle darstellt. Vier gemauerte mit Gesimsen versehene Kamine betonen die Ecken des höheren Kubus. Sie führen u. a. zu den beheizbaren Schalterräumen. Heute sind die Auf- und Abgänge sowie die Bahnsteige infolge des U-Bahnbetriebes verändert. Der Eingang lag von Afang an in Richtung der Bahnachse und nicht an der Straßenseite. Dies zeigt, daß Otto Wagner hoffte, später die gesamte Tiefbahnstrecke eindecken zu können.
Ursprüngliche Innendekorationen sind in der Schalterhalle zum großen Teil erhalten geblieben. An den gemauerten Wänden befinden sich friesartig ornamentale Gliederungen, in welchen spannungsreich freie Flächen mit pflanzlichen und geometrischen Formen kontrastieren. Die vorwiegend strenge Linienführung wird durch bisweilen eingesetzte geschwungene Linien gemildert.
Haltestelle Schönbrunn (1896/97)
574
Hier befinden sich die Ein- und Ausgänge an der Ostseite des Gebäudes; die Perronanlagen sind original. Diese Umstände und einige geringe Detailvarianten in der Wandgestaltung der Auf- und Abgänge sind die auffallendsten Unterschiede gegenüber der Station Ober-St. Veit.
Hofpavillon (1896-99)
575
Dieser Bau stand ursprünglich durch die Perrons mit der Stadtbahnstation Hietzing in Verbindung; die Stiegenauf- und -abgänge wurden 1961 abgetragen.
Der Hofpavillon war als Wartesaal für den Kaiser geplant, der nachweisbar allerdings nur zwei Mal anläßlich der Eröffnung von Stadtbahnstrecken – 1899 für die untere Wientallinie und 1902 für die Donaukanallinie – den Bau benützte. Häufiger wurden hier Staatsbesuche, welche nach Schönbrunn kamen, erwartet. Die außergewöhnliche Aufgabe des Baues, der stilistisch mit Schloß Schönbrunn in Einklang stehen sollte, ist außen und innen ablesbar. Repräsentativ, aber nicht überdimensioniert läßt er nur durch seine Lage und durch den straßenseitigen, mit einer überdachten Auffahrt versehenen Eingang die eigentliche Funktion, nämlich die einer Haltestelle, erkennen.
576
Über quadratischem Grundriß (Abb. 576) erhebt sich ein in den Außenwänden durch versenkte Reliefs zart gegliederter Quader, der eine Kuppel trägt. In einem Vorentwurf wirkt sie mächtiger als in der endgültigen Fassung. Ein achteckiges Prisma bildet den Unterbau für einen zylindrischen, durch eine Kalotte geschlossenen Aufsatz. Auf diese Weise wird subtil von der Form des Quadrates zu der des Kreises übergeleitet. Die Kuppel und ihre ovalen Fenster erinnern an Renaissance- und Barockformen. Eine eigenwillige Verarbeitung dieser Elemente in Verbindung mit dem Gebrauch der Materialien Metall und Glas bestimmen den Reiz dieses Gebäudes. Hinzu kommen Einflüsse der Secession, welche sich in Details der Außen- und Innengestaltung zeigen. Wesentliche Teile des Jugendstilschmuckes stammen von dem Otto Wagner-Schüler Joseph Maria Olbrich. "Wagnerisch (...) ist außen die kontrastierende Behandlung von Masse und Struktur, von plastischer Körpergestaltung und filigranem Gitterwerk, deren gegensätzliche Wirkung Wagner voll ausspielte."
577
Der überkuppelte Wartesaal (Abb. 577) ist an den Wänden mit bestickter Seide bespannt. Dekorative Pflanzenmotive wie das des Philodendrons, angeblich einer Lieblingspflanze Kaiserin Elisabeths, sind das Thema auf den durch Mahagonileisten getrennten und mit bestickter Seide bespannten Flächen. Eine Wand des Oktogons nimmt ein Gemälde Carl Molls ein, welches eine Vogelschau von Wien mit der Stadtbahn aus 3000 m Höhe zeigt. Die Musterung des Teppichs wurde von den Wegführungen bestimmt, welche durch die Türen des Raumes vorgegeben sind.
1920 wurde im Hofpavillon ein Atelier für den Bildhauer Sepp Haberl-Calo eingerichtet, der es bis zu seinem Tod, 1955, innehatte. Später diente der Bau als Depot für eine mineralogische Sammlung.
Im Sommer 1989 konnte durch Adolf Krischanitz eine Generalrenovierung abgeschlossen werden, die eine Nutzung als Außenstelle für das Historische Museum der Stadt Wien ermöglicht.
Stationsgebäude der U-Bahn
Architektengruppe U-Bahn
(Wilhelm Holzbauer, Heinz Marschalek,
Georg Ladstätter, Bert Gantar)
ab 1969
578 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Verschiedene Überlegungen und Vorschläge in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, eine großzügige Lösung des kompliziert gewordenen Verkehrsproblems zu verwirklichen, wurden immer wieder zurückgestellt. Tunnelbahnen oder unter Tag geführte Metropolitan-Bahnen, wie sie in anderen Großstädten Europas bis 1900 Verwirklichung fanden (z. B. in London 1863, in Budapest 1896 und in Paris 1900), wurden in Wien nicht gebaut, weil man sich für den weiteren Ausbau der Tramwaylinien entschieden hatte. Nur die Stadtbahn (-> Stadtbahn) kann - teilweise als Tiefbahn geführt - mit den ersten U-Bahnen Europas verglichen werden. Der geplante Ausbau dieses Verkehrsmittels als reine Tiefbahn im innerstädtischen Bereich unterblieb nicht zuletzt aus Geldmangel.
Nachdem sich gezeigt hatte, daß die Verkehrsbewältigung durch Stadtbahn und Straßenbahnen mit fortschreitender Stadtentwicklung immer weniger den Anforderungen genügte, versuchte man durch Schnellbahnlinien die übrigen öffentlichen Verkehrsmittel zu entlasten und zu ergänzen. Dennoch zeigte sich in zunehmendem Maße die Notwendigkeit eines U-Bahnbaues, nicht zuletzt auch aus Rücksichtnahme auf das Stadtbild.
Am 17. 11. 1966 stimmte der Gemeindrat der empfohlenen U-Bahnkonzeption zu; am 26. 1. 1968 erfolgte der Grundsatzbeschluß für den Bau, dessen Ausführung der Architektengruppe U-Bahn (W. Holzbauer, H. Marschalek, G. Ladstätter, B. Gantar) anvertraut wurde.
Auf der Linie U 4, deren Stationen teilweise den 13. Bezirk betreffen, wurden die alten Stadtbahnstationen Otto Wagners, Ober-St. Veit und Schönbrunn, in die neue U-Bahngestaltung einbezogen und konnten auf diese Weise zum großen Teil in der ursprünglichen Form erhalten werden. Bei den Stationen Unter-St. Veit, Braunschweiggasse und Hietzing ist dies nicht der Fall. Es wurde ein neuer Stationstypus geschaffen, der u. a. auch bei diesen Haltestellen Anwendung fand.
• Baubeschreibung
Station Ober-St. Veit
Diese Station wurde im Stil Otto Wagners adaptiert. In den ehemaligen Kassenräumen wurden Bereiche für Automatenwartung, Reinigung sowie ein Magazin für Sand und Streusalz geschaffen. Die Bahnsteige entsprechen den neu entwickelten Anlagen.
Station Unter-St. Veit
579, 580
Die alte Stadtbahnstation wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Nach Kriegsende wieder aufgebaut, entsprach sie nicht mehr dem Erscheinungsbild der denkmalgeschützten Otto Wagner-Stationen. Als U-Bahnstation wurde sie im Oberbau völlig neu gestaltet (Abb. 578, 579, 580), die Untergeschoßräume konnten jedoch erhalten und den Erfordernissen des neuen Betriebes angepaßt werden.
Station Braunschweiggasse
581
Auch diese Station wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und nach 1945 nur provisorisch aufgebaut. Der Eingangsbereich war wegen des alten, als Straßenbrücke geplanten Braunschweigsteges über den Wienfluß ungefähr 4 m über der Kai-Fahrbahn angeordnet. Die U-Bahnstation weist einen Anschluß an einen neuen Fußgängersteg auf. Der Niveauunterschied zwischen dem Eingangsbereich und der Gleisanlage erforderte eine dreigeschoßige Ausführung des Gebäudes. Der auf dem Gehsteig der Straße beginnende freie Stiegenaufgang mündet in einen Steg über die Fahrbahn als Zugang zur Station. Da eine Überdachung fehlt, ist er bei Schlechtwetter besonders für Behinderte und ältere Menschen nicht ohne Gefahr benützbar. Darüber hinaus erscheint er auch von der Gestaltung her problematisch. Die schweren Betonflächen des Aufganges und Steges stehen zur Leichtigkeit des Stationsgebäudes in einem ungünstigen Spannungsverhältnis.
Station Hietzing
Diese Station erhielt im Zuge der Errichtung der Kennedybrücke (-> Kennedybrücke) neue Aufgänge, welche die für Otto Wagner typischen und bequemen Stiegen ersetzten. Für die Fahrgäste, die aus der Richtung Karlsplatz kamen, wurde damals schon eine Rolltreppe eingebaut. Durch die Umstellung auf U-Bahnverkehr und die damit verbundenen, geänderten Fahrtrichtungen mußte aber eine zweite Rolltreppe installiert werden.
Im Gebäudeinneren wurden verschiedene Diensträume, ein Kartenvorverkaufsraum, sowie eine Trafik eingerichtet. Die bestehenden Geschäftslokale konnte man belassen. Gegen Witterungseinflüsse wurden Windfänge eingebaut. Der Fußboden besteht aus Granitplattenpflaster, welches durch die rauhe Oberfläche eine größere Trittsicherheit garantiert. Die Fertigstellung dieser Station erfolgte im Dezember 1981.
Station Schönbrunn
Hier wurden die Original-Perrondächer des Otto Wagner-Baues sorgfältig abgetragen, restauriert und nach der notwendigen Hebung des Bahnsteiges wieder montiert. Die Pflasterung erfolgte nach der alten Art mit den ursprünglichen Steinen, welche zum Teil durch alte Steine aus anderen Stationen ergänzt wurden. Im Gebäudeinneren wurde die Verfliesung der Fußböden in Ermangelung des Originalmaterials in vereinfachter Form neu hergestellt. Die Beleuchtungskörper sind ebenfalls Neuentwicklungen. Die Fertigstellung der Station erfolgte im November 1981.
582
Die neuen Stationen Unter-St. Veit und Braunschweiggasse sind Stahlkonstruktionen, welche zum Teil mit Zweischeiben-Sicherheitsverbundglas ausgestattet sind. Die geschlossenen Flächen bestehen größtenteils aus Paneelen, in denen alle Funktions- und Informationselemente integriert sind. Diese wurden auch bei den Wandverkleidungen im Inneren verwendet (Abb. 582). Die Paneele haben unabhängig von ihrem Anwendungsbereich immer dieselben Dimensionen und sind daher bei Bedarf jederzeit problemlos auswechselbar.
583
Bei der formalen Lösung der Stationsanlagen dominiert die Transparenz des Skelettbaues. Die Härte des Rasters wird durch die Verwendung der gekrümmten Linie, vor allem bei den Dachformen der Eingangsbereiche und bei den Bahnsteigüberdachungen, gemildert. Die klare Linienführung und glänzende Glätte des verwendeten Materials vermitteln den Bezug zur Funktion, zu Bewegung und exaktem, technischem Ablauf. Bei den Bahnsteigen wurde durch Lichtschutzgitter an den Decken sowie durch die Anbringung eines durchgehenden Leuchtenbandes ein deutlicher Abschluß gegen den Gleisbereich vorgenommen (Abb. 583). Die viertelkreisförmig gekrümmten Paneele der Bahnsteigdecke wie auch die Wandpaneele sind aus Preßphenolharz.
Kennedybrücke
Hietzinger Hauptstraße – Nisselgasse (14. Bezirk) Fritz Pfeffer
1961–64
584 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Vorgängerbauten
Hölzerner Steg
Kettenbrücke
Parallelträgerbrücke
Steinbrücke
Friedrich Ohmann 18. Jhdt.
1834–43
1888
1900
585
Der früheste Übergang über die Wien zwischen den h. Bezirken Penzing und Hietzing erfolgte durch eine Furt. Im 18. Jahrhundert wurde ein hölzerner Steg (Abb. 585) errichtet, der bis 1834 existierte. Von Mai bis August 1824 wohnte Ludwig van Beethoven am Verbindungssteg über die Wien, im sog. "Hadikschlössl" ("Schreyer'sches Stiftungshaus", Abb. 589), das Ecke Hadikgasse/Nisselgasse stand und 1912 abgetragen wurde. Die zu seiner Wohnung gerichteten neugierigen Blicke der über den Steg gehenden Passanten veranlaßten ihn, relativ bald dieses Quartier zu wechseln.
586, 587, 588
Von 1834 bis 1843 dauerten die Bauarbeiten an einer der frühesten Kettenbrücken in Wien, die von Joseph Jäckel entworfen und von dem Neubauer Fabrikanten Johann Gemperle errichtet wurde (Abb. 586, 587, 588). Die lange Bauzeit von neun Jahren ist auf Geldnot des Architekten und auf Uneinigkeiten, welche die Höhe der einzunehmenden Maut betrafen, zurückzuführen. Die Kosten des privaten Baues mußten durch Mautgebühren für Fahrzeuge und Viehtreiber hereingebracht werden.
589
Die runden Kettenauflager – im Reklamebild (Abb. 589) von Joseph Jäckel sind sie noch als Pfeiler dargestellt – wurden in der Fachwelt als besonders unschön bezeichnet.
Vor der Hietzinger Kettenbrücke waren auf dem Gebiet der h. Stadt Wien in dieser Konstruktion 1825 die Sophienbrücke (h. Rotundenbrücke) über den Donaukanal und 1828 die Rudolfsbrücke gebaut worden. Diese überspannte den Wienfluß in Verlängerung der h. Kettenbrückengasse.
Die Eröffnung der Hietzinger Kettenbrücke fand am 17. 4. 1843 statt; ihre Benennung erfolgte nach dem Namen der Gemahlin Kaiser Ferdinands I., Maria Anna von Savoyen.
590
1888 wurde diese Brücke abgetragen und im selben Jahr zum 40-jährigen Regierungsjubiläum des Kaisers eine Parallelträgerbrücke in Eisenkonstruktion errichtet, die "Kaiser-Franz-Joseph-Brücke" (Abb. 590). Die Kosten für diesen Bau wurden aus öffentlichen Geldern der Gemeinden Hietzing und Penzing sowie des Landes Niederösterreich beglichen. Die Brücke war nun ohne Maut benützbar.
591
Zehn Jahre später mußte wegen der Wienflußregulierung und des Stadtbahnbaues eine neue Brücke gebaut werden. Die Parallelträgerbrücke wurde abgetragen und, verkürzt um drei Gitterfelder, zwischen Hochsatzengasse und Testarellogasse wieder aufgebaut. 1900 war die neue Hietzinger Brücke (Abb. 591) fertiggestellt. Sie war ursprünglich als Westtor eines 6,5 km langen, komplett eingedeckten Flußlaufes zwischen Hietzing/Penzing und dem Stadtpark gedacht. Die Flußeindeckung wurde dann aus Kostengründen nur partiell ausgeführt.
592
Der Otto Wagner-Schüler Friedrich Ohmann schuf – in Zusammenarbeit mit Josef Hackhofer – sowohl die Weststirne der Hietzinger Brücke (Abb. 592) mit der Bedeutung eines Einflußtores als auch den Ostausfluß am Stadtpark. Die zwei Tore sind als Einheit zu sehen. Zugleich bilden beide Bauwerke eine gestalterische Ganzheit zwischen Wienflußregulierung und Stadtbahnbau.
Die Brücke zwischen Hietzing und Penzing erhielt 1900 wieder den Namen "Kaiser-Franz-Joseph-Brücke", diesmal zum Anlaß des 50. Jubiläums der Thronbesteigung.
Die Steinbrücke mit Steingeländer überspannte in einem eleganten Bogen den Fluß. Sie trug an den Seitenflächen in einem Lorbeerkranz aus Bronze die Initialen Kaiser Franz Josephs und wies als Betonung der Stützpfeiler und zugleich als ihre Dekoration zwei Kalksteinsockel mit Bronzeadlern von Arthur Strasser (1854–1927) auf. Sie wurden 1903 montiert und trugen auf ihrem Rücken die Kaiserkrone; in den Krallen hielten sie Spitzhaue und Schaufel, Symbole der Regulierungsarbeiten. Heute stehen beide Bronzeplastiken etwas verloren und funktionslos auf der Kennedybrücke.
Da der Autoverkehr von Wien nach Westen über die Linzer Straße nicht mehr reibungslos bewältigt werden konnte, legte man schon in den dreißiger Jahren eine neue Verkehrsachse entlang des Wientals an.
593
Die 1935 geplante und ein Jahr später realisierte Westausfahrt an der Stelle des seit 1918 als "Hietzinger Brücke" bezeichneten Flußübergangs ist auf einer Zeichnung von Ottokar Walther zu sehen (Abb. 593). Stadtauswärts wurde die Straße an Schönbrunn vorbei unter der Hietzinger Brücke durchgeführt, stadteinwärts war die Hadikgasse Einbahn.
Infolge des rapid gestiegenen Verkehrsaufkommens Anfang der sechziger Jahre wurde eine Neuplanung des Wienflußüberganges und der an ihm liegenden Stationen der öffentlichen Verkehrsmittel (Stadtbahn, Straßenbahn) notwendig. Leider fiel dieser rigorosen Planung nicht nur die von Ohmann/Hackhofer geplante Brücke, sondern auch die Stadtbahnstation Otto Wagners zum Opfer. Versuche einer Integration dieser Bauten in die Neuplanung wurden nicht unternommen.
• Baubeschreibung Kennedybrücke
594
Die neue, 1961–64 errichtete Brückenkonstruktion von Fritz Pfeffer (Baumeisterarbeiten: Fa. "Neue Baugesellschaft Auteried & Co."), die "Kennedybrücke" (Abb. 584), wurde nach dem 1963 ermordeten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika benannt. Von 35 m auf 90 m verbreitert, weist die Stahlbeton-Zellenplattenkonstruktion durch ein auf 31 Säulen gestütztes ringförmiges Flugdach gedeckte Haltestellen für Straßenbahnen sowie den neu geformten Abgang zur Stadtbahn – heute U-Bahnstation Hietzing – auf. Das ca. 500 m2 große und durch Plexiglaskuppeln erhellte Stationsgebäude beinhaltet neben den erforderlichen Betriebsräumen vier Verkaufslokale, Fernsprechzellen und eine WC-Anlage.
Die Brückenfahrbahn wurde im Hinblick auf eine künftige Wientalautobahn und aus Rücksicht auf die mögliche Hochwasserführung des Wienflusses um einen Meter gehoben. Der Autotunnel war 1963 fertiggestellt.
Hackinger Steg (Umbau)
von Hacking über Bundesstraße B1 und Wienfluß zum Bahnhof Hütteldorf im 14. Bezirk Dieter Henke
Marta Schreieck
Wolfdieter Ziesel (Konstruktion)
1992-94
595
• Baugeschichte
Seit 1878 verband an dieser Stelle ein hölzerner Steg über den Wienfluß die beiden Orte Hacking und Hütteldorf. 1898 ersetzte man ihn durch das hieher verlegte eiserne Tragwerk des Magdalenensteges, der bis dahin den 5. mit dem 6. Bezirk verbunden hatte. Ende der sechziger Jahre unseres Jahrhunderts kam es zu einem Neubau, der nie die Zustimmung der Benützer fand. Die Stahlbetonkonstruktion - ein Plattenbalken auf schlanken Stützen - mit einer Rampe lediglich auf der Hackinger Seite, war Wind, Regen und Schnee extrem ausgesetzt. Treppen und Rampe bildeten mit ihren starken Neigungen sowohl für Mütter mit Kinderwägen als auch für ältere und behinderte Menschen ein beschwerliches Hindernis. Man beschloß daher in der Magistratsabteilung 19 eine Nachbesserung des Steges. In einem Gutachterverfahren wurde die Planung der Architekten Dieter Henke und Marta Schreieck und des Konstrukteurs Wolfdieter Ziesel an die erste Stelle gereiht.
Der Umbau des Steges wurde 1992-94 ausgeführt und erhielt 1995 den Adolf-Loos-Architekturpreis zum Thema "Öffentlicher Raum".
596
Das nicht unumstrittene Bauwerk wird vor allem wegen der nach wie vor nicht behindertengerechten Rampe auf der Hackinger Seite kritisiert. Die Planer konnten allerdings bei bestem Willen trotz Umbaues die Neigung der Rampe nicht an allen Stellen unter die maximal gestatteten 6% bringen, da die alte Konstruktion (mit bis zu 9% Steigung) aus statischen Gründen teilweise beibehalten werden mußte. Auf der Hütteldorfer Seite wurde die alte, steile und den Platz vor dem von Otto Wagner geschaffenen Bahnhof einengende Stiege durch eine neue Treppe sowie durch einen Aufzug ersetzt.
Zweifelsfrei brachte der Umbau des Steges nicht nur eine bedeutende Verbesserung für die Benützer (man bleibt gerne auf dem Steg stehen und sieht, gegen Westen geschützt, in das Wiental), er wurde auch zu einem wesentlichen städtebaulichen Ort. Die vom Westen Kommenden sehen ein elegantes, deutlich akzentuiertes, eigenständiges Bauwerk, ein "Tor" in die Stadt.
• Baubeschreibung
597
Die Stahl-Glaskonstruktion ist mit ihrem rhythmisch gegliederten Raster als Element eigener Ordnung unabhängig vor den bestehenden Betonsteg gestellt. Ein über drei Felder gespanntes, separat abgestütztes Stahlstabtragwerk ist die primäre Konstruktion für die transparente seitliche Windschutzwand und das Glasdach (Abb. 597). Dieses ist ein 4,5 m breites und ca. 60 m langes, liegendes Tragwerk, welches nur an der Westseite von vier Stützen getragen wird und somit die Ostseite völlig frei läßt. Möglichst viele Elemente dieser Konstruktion sind als zugbeansprucht definiert, sodaß sie besonders schlank ausgebildet werden konnten.
Auf der Hütteldorfer Seite bietet die neue Treppe ein Stufenmaß, das, ähnlich den Stiegenauf- und -abgängen der Wagner'schen Stadtbahnstationen und damit auch des Bahnhofes Hütteldorf, bequemes Gehen garantiert.
Die Verglasung des neuen Liftes ist analog der Brückenüberdachung punktweise an der Primärkonstruktion befestigt. Der freistehende Liftturm wird durch eine Stahlblechkassette mit dem bestehenden Steg verbunden.
Die gesamte neue Konstruktion besteht aus rostfreiem Stahl; das Zusammensetzen aus Einzelteilen wird durch Elemente wie Schrauben und Schraubenmuttern sichtbar belassen. Auch hier zeigt sich der Gegensatz zum blockhaften Vorgängerbau.
Wasserbehälter der Ersten Wiener Hochquellen-Wasserleitung
(Kaiser Franz Josefs-Hochquellen-Wasserleitung) am Rosenhügel
Rosenhügelstraße 167/Am Rosenhügel 5 Stadtbauamt
1870–73
598
• Baugeschichte
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts verursachte die mangelhafte Versorgung der Stadt Wien mit Trinkwasser Typhus- und Choleraepidemien. Am 12. 7. 1864 beschloß der Wiener Gemeinderat den Bau der Ersten Wiener Hochquellen-Wasserleitung; aufgrund der Vorschläge des Geologen Prof. Eduard Suess wurde die Rax-Schneeberggegend als Quellgebiet gewählt.
Die 90 km lange Hauptleitung von der Kaiserbrunnquelle bis zum Hauptreservoir am Rosenhügel mit einem Höhenunterschied von 280 m wurde zwischen 1869 und 1873 unter dem Wiener Bürgermeister Cajetan Felder gebaut; die Bauarbeiten leitete der Londoner Unternehmer Antonio Gabrielli. Die gesamte Anlage konnte am 24. 10. 1873 in Betrieb genommen werden. An diesem Tag wurde in Anwesenheit Kaiser Franz Josephs auch der Hochstrahlbrunnen am Schwarzenbergplatz erstmals in Tätigkeit gesetzt.
Um die bis zu 300 m betragenden Höhenunterschiede im Stadtniveau auszugleichen, mußte das gesamte zu versorgende Gebiet in einzelne Bereiche unterteilt werden, innerhalb derer nur bis zu 50 m Höhenunterschiede bestehen durften. Das Wasser des 90 m über dem Donauwasserspiegel liegenden Behälters am Rosenhügel versorgte durch Schwerkraft die Reservoire am Wienerberg, auf der Schmelz und am Laaer Berg; für die höher gelegenen Gebiete dienten die Reservoire in Breitensee, am Kleinen Schafberg und der Wasserturm in Favoriten. Diesen Behältern wurde das Wasser mit zum Teil durch Dampfmaschinen betriebenen Hebewerken zugeführt.
1886–97 wurden an die Erste Wiener Hochquellen-Wasserleitung auch Quellen oberhalb des Kaiserbrunnens angeschlossen. Zwischen 1935 und 1945 wurde für die 1910 eröffnete Zweite Wiener Hochquellen-Wasserleitung der Endbehälter im Lainzer Tiergarten, der weltgrößte Wasserbehälter der damaligen Zeit, gebaut. Nach 1945 kam es infolge der Verbrauchssteigerung und durch die Veränderung der Wohndichte zu wesentlichen Erweiterungen und Umgestaltungen der gesamten Anlagen. 1966 wurde am Rosenhügel ein neues Hebewerk errichtet.
1873 betrug die jährlich geförderte Wassermenge 12,2 Millionen Kubikmeter, 1915, nachdem die Zweite Wiener Hochquellen-Wasserleitung fünf Jahre in Betrieb war, bereits 110 Millionen Kubikmeter. 1991 lag der Wasserverbrauch der Stadt Wien bei ca. 140 Millionen Kubikmeter pro Jahr.
• Baubeschreibung
599, 600, 601
Der Wasserbehälter am Rosenhügel liegt auf dem Gebiet des ehemaligen Gutes Rosenberg. Die ursprüngliche Ausdehnung des Reservoirs umfaßte nur zwei Kammern (A, B, Abb. 599). Bereits 1878/79 fand eine erste Erweiterung statt; die zweite, 1895 durchgeführte (Abb. 600, 601), erfolgte wegen der notwendigen Wasserversorgung der 1891 eingemeindeten Bezirke. Die beiden ursprünglichen, durch eine Mauer getrennten Kammern konnten - je nach Bedarf - einzeln oder gemeinsam benutzt werden. Die Abdichtung nach außen erfolgte durch einen hartgeschliffenen Verputz aus Portlandzement. Das mächtige Kreuzgewölbe mit 6 m x 6 m Spannweite ist aus Ziegeln geformt und ruht auf Pfeilern aus Gmundner Granit; die mit Glas versicherten Lichtschächte sind kegelförmig ausgebildet. Die Frischluftzufuhr erfolgt über kleine Öffnungen. Auf den Gewölben liegt eine Tegelschicht, darüber ein Ziegelpflaster und eine 16 cm dicke Betondecke, über welche ein mit Erde überschütteter Asphaltfilz gelegt wurde. Über ihm befindet sich die Grasnarbe. Die solcherart geschichtete Abdeckung dient sowohl zur Abhaltung des Regenwassers als auch zur Vermeidung von Außentemperatureinflüssen auf das Quellwasser.
602
In einer kleinen Kammer am Eingang konnte der Wasserzustrom reguliert werden (Abb. 602). Das überschüssige Wasser wurde durch halbrunde Überlaufkammern, die beiderseits der Röhrenkammern angeordnet waren, in den Liesingbach abgeleitet.
603, 604
Das auffallende Portal (Abb. 603) Am Rosenhügel 5, das den Hauptzugang zum Reservoir bildet, erinnert an einen Triumphbogen. Im etwas vortretenden Mittelteil sitzt das Rundbogentor, welches wie die senkrechten Kanten rustiziert ist. Der demonstrative Charakter wird auch durch die über einem auf Konsolen ruhenden Gesims befindliche Attika mit Steinfigurenaufsatz (Abb. 604) betont. Die von Franz Melnitzky 1874 in Dreieckskomposition gestaltete Gruppe besteht aus zwei weiblichen Figuren, welche die Quelle (Krug mit fließendem Wasser) und die Stadt Wien (Mauerkrone und Wappenschild) symbolisieren. Auf der rechteckigen Fläche der Attika ist die Jahreszahl MDCCCLXXIII angebracht.
Vor dem Portal befinden sich ein dreischaliger Brunnen sowie links und rechts je eine Steinfigur. Sie stellen die Stadt Wien und die Quelle mit Füllhorn dar und befanden sich ursprünglich am Giebel des Maschinenhauses der 1841 errichteten Kaiser-Ferdinands-Wasserleitung.
Das Portal erhielt im Zuge der Erweiterungen des Wassereservoirs zwei Entsprechungen an der Verteilerkammer bzw. an den Auslässen der Überfallkanäle. Diese Portale sind breiter gelagert, einfacher gestaltet und weisen an den Seitenteilen je zwei falsche Rundbogenfenster auf; der Figurenschmuck fehlt.
Magistratisches Bezirksamt für den 13. und 14. Bezirk
Hietzinger Kai 1-3/Eduard-Klein-Gasse 2
Zubau Dommayergasse 12
Eduard Larsch 1912/13
Rudolf Pamlitschka 1977/78
605 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
Vor der 1912/13 unter den Bürgermeistern Josef Neumayer und Richard Weiskirchner errichteten Anlage war das Magistratische Bezirksamt in dem 1880 erbauten Haus Wattmanngasse 12 untergebracht. Das älteste Gemeindehaus befand sich in der Fasholdgasse 8. Der Neubau ist eines jener "Amtshäuser", die nach der 1891 erfolgten Eingemeindung der Vororte errichtet wurden. Der dreigeschoßige, 1914 eröffnete Bau befindet sich ungefähr an der Stelle des Kopfbahnhofes der ehemaligen Dampftramway nach Mauer bzw. nach Ober-St. Veit.
Die im Zweiten Weltkrieg erfolgten erheblichen Zerstörungen konnten erst 1951 beseitigt werden.
1977/78 wurde durch Rudolf Pamlitschka ein hufeisenförmiger Zubau an der Dommayergasse errichtet.
• Baubeschreibung
Stadtbildprägend und weithin sichtbar ist der 42,5 m hohe Turm der im sog. "Nürnberger Stil" mit Elementen der deutschen Renaissance gebauten Anlage. Als Vorbild kann der Typus des mittelalterlichen Rathauses gelten. Im Helmbereich sind vier Ecktürmchen mit gewalmten Pyramidendächern angesetzt.
Obwohl durch zahlreiche Details wie Erker, Balkone, Balustraden und Attika ausgestaltet, wirkt der Außenbau wehrhaft, fremd und abweisend. Dazu trägt auch die rustizierte Bänderung in der Erdgeschoßzone sowie an den Kanten des Turmes und der Trakte bei.
Zwei etwas auseinanderstrebende Längstrakte umschließen mit dem im Osten liegenden Eingangsbereich und dem im Westen befindlichen Verbindungstrakt mit großzügigem Stiegenhaus einen Innenhof.
606
Der Haupteingang öffnet sich in eine Halle, deren Kreuzgewölbe von sechs Säulen getragen wird. Von hier aus besteht auch der Zugang zum ebenfalls mit Kreuzgewölben ausgestatteten Stiegenaufgang im Turm (Abb. 606). Der Seiteneingang in der Eduard-Klein-Gasse führt in einen streng linear gehaltenen rotbraun-schwarz verfliesten Aufgang in das Hochparterre. Aufwendig und gediegen wirkt auch die Ausgestaltung des Hauptstiegenhauses mit Messinghandläufen und mit Wandverkleidungen aus Holz.. Die ehemals marmorverkleideten Wände des Festsaales erhielten nach den Bombenschäden eine Holzverschalung.
607
In dem Zubau von 1977/78 (Abb. 607) sind Standesamt, Bezirksgericht, Grundbuch, Baupolizei und Erweiterungen der Einrichtungen im alten Bezirksamt untergebracht. Die beiden Anlagen stehen durch zwei Gänge in Verbindung.
Dem Architekten schien infolge der unterschiedlichen Geschoßzahl eine Fassadenkopie des Altbaues nicht sinnvoll. Der Anbau sollte sich lediglich in den Umrißlinien dem Gesamtkörper einfügen; er bildet letzten Endes einen völlig anders wirkenden Bauteil. Die Fassade besteht aus vorgehängten Parapet- und Fensterwandelementen, die tragenden Säulen sind verblendet.
ORF-Zentrum Wien
Würzburggasse 30
Roland Rainer
Statik: Ernst Armbruster
1969–76
608
"Das ORF-Zentrum soll eine Werkstatt des geistigen und musischen Österreich sein (...), [es] soll auch Ausdruck einer zeitgenössischen Baugesinnung werden (...). Wir verstehen das ORF-Zentrum daher auch als einen Beitrag zur Architektur."
Gerd Bacher im "Bauforum", 1972/29
• Baugeschichte
Bereits um 1960 wurde als Standort für ein österreichisches Fernsehzentrum, das auch die Direktionen des ORF und die Nachrichtenstudios des Hörfunks aufnehmen sollte, das aus dem Jahr 1940 stammende und im Krieg zerstörte Kasernengelände am Küniglberg ausgewählt. Der hochgelegene Bereich eines Wienerwaldausläufers, auf dem seit Kriegsende zum Teil verwahrloste Ruinen standen und wo sich einige Gewerbebetriebe vorübergehend ansiedelten, ermöglicht gute Richtfunkverbindungen nach allen Seiten und ist verkehrstechnisch gut erreichbar. Der am weitesten zurückreichende Vorgängerbau des ORF ist der auf dem Terrain der Wasserreservoire am Rosenhügel gelegene Pavillon der RAVAG.
Nach einer in den Jahren 1967–69 erfolgten Intensivplanung und Kapazitätserstellung, wobei auch Auslandserfahrungen mit eingebracht wurden, konnte 1969 mit dem Bau begonnen werden. 1976 war die Anlage fertiggestellt.
• Baubeschreibung
609
Die differenzierten Baukörper auf einer Grundfläche von 80 000 m2 sind - der Forderung nach kurzen Wegen und Leitungen entsprechend - so konzentriert wie möglich angeordnet (Abb. 609). Der Gebäudekomplex konnte als Ganzes gestaltet werden, "was heißt, neben der Erfüllung der überaus vielfältigen funktionellen Erfordernisse auch die Bedeutung und das Wesen dieses Mediums mit seinem gleichzeitig gesellschaftlichen, kulturellen und technischen Charakter zum Ausdruck zu bringen."
Die Baugestalt liegt im Spannungsfeld zwischen Rücksicht auf Einordnung in Stadtbild und Landschaft und der Darstellung ihrer gesellschaftlichen Bedeutung. Die weithin sichtbare Anlage folgt der Geländeform – dem höchsten, etwa in der Mitte des Höhenrückens liegenden Baukörper, sind abgetrennt die niedrigeren vorgelagert –, ist jedoch zugleich auch dominantes Zeichen an exponierter Stelle.
610
Der Bau zeigt aber auch die gesuchte Konfrontation zwischen Technik und Landschaft. Ein Beispiel hiefür ist der Blick von der Eingangshalle einerseits über das Wasserbecken (Abb. 610) in die Weite der Umgebung, andererseits in den zentralen Gerätekomplex mit seinen eindrucksvollen maschinellen Einrichtungen. Der vom Zweck her diktierten Technisierung wurden eine reiche Bepflanzung um die Anlage und eine durch das Reflexionsbecken erzielte Klimaverbesserung entgegengestellt.
611
Die Forderung nach rationeller Konstruktion wirkte auf die Baugestalt vereinheitlichend. Vorfabrizierte Stahlbetonträger bringen in ihrer plastischen Modellierung den statischen Kräfteverlauf zum Ausdruck. Das Gebäudegerüst besteht aus mehreren hundert gleichen, aus schalreinem Stahlbeton gefertigten Parapet-Trägern von 15 m Länge und 1,5 m Höhe. Die Kassettendecken sind ebenfalls vorgefertigt. Auch die wegen der Akustik notwendigen Vollwandkonstruktionen der Studios bestehen aus 1,5 m hohen Elementen; sie sind wie bei einem Blockhaus an den Ecken verkämmt (Abb. 611). Die sichtbare Führung von Leitungen aller Art erspart Verkleidungen und verstärkt die Verständlichkeit und Aussagekraft des Bauwerkes. Das Gebäude hat keine Fassade im herkömmlichen Sinn, es besteht aus einer sowohl im Äußeren als auch innen offen sichtbaren Konstruktion.
Der gesamte Komplex ist in verschiedene Trakte gegliedert, wodurch große unbelichtete Innenzonen vermieden wurden. Zwischen den verbauten Flächen liegen verschiedenartig bepflanzte Höfe und Freiflächen.
Der Bau sollte nicht wie eine bedrohliche Maschine wirken; deshalb sind auch aus den zentralen technischen Räumen Ausblicke in die Landschaft möglich; die Benützer können den Sonnenschutz – die Aluminiumjalousien liegen außen – selbst steuern, die Fenster sind beliebig zu öffnen. Anstatt geschlossener Liftkabinen ermöglichen rundum verglaste Aufzüge einen offenen Ausblick.
612
Im Erdgeschoß liegen u. a. die Eingangshalle, der zentrale Gerätekomplex, Vorführräume, das große Synchronstudio und die EDV-Anlage, im ersten Obergeschoß sind um eine zentrale Montagehalle die Produktionsstudios mit den zugehörigen Werkstätten, Ateliers, Labors und Schneideräumen untergebracht. Das TV-Theater (Abb. 612), das man über ein Foyer mit Blick über den Süden Wiens erreicht, weist eine 740 m2 große Spielfläche auf und ist mit sechs Farbkameras ausgestattet. Bei der Planung dieses Theaters wurden u. a. die Erfahrungen eines im Juli 1968 in Wien abgehaltenen Symposiums internationaler Bühnenfachleute berücksichtigt.
613
Über dem ersten Obergeschoß befinden sich Büros und Besprechungszimmer. Im Untergeschoß liegen getrennte, begehbare Energie- und Videotonkanäle, welche die technische Verbindung zu der am Nord-Ostrand der Anlage bestehenden Energiezentrale (Abb. 613) herstellen.
Projekte für eine Tiefgarage und Fußgängerzone in Hietzing
Theophil Melicher, Georg Schwalm-Theiss, Horst Gressenbauer
ab 1978
Es gibt verschiedene Überlegungen, die es notwendig erscheinen lassen, nahe dem Ortskern von Hietzing eine Tiefgarage für etwa 300 Pkw zu errichten.
Zum ersten sollte die Verkehrssituation entschärft werden. Da die wichtigsten Einfallstraßen des 13. Bezirkes – die Hietzinger Hauptstraße, die Lainzer Straße und die Maxingstraße – hier zusammenlaufen und in unmittelbarer Nähe zwischen Hadikgasse und Hietzinger Kai bzw. Schönbrunner Schloßstraße die Kennedybrücke mit der U-Bahnstation liegt, ist das Verkehrsaufkommen in diesem Gebiet außerordentlich groß. Die Garage könnte in ein an der U-Bahnlinie noch zu schaffendes Park-and-ride-System eingebunden werden.
Zum zweiten will man das Einkaufen und den Besuch der Kirche, des Schönbrunner Parkes und Schlosses und des Tiergartens sowie das Erreichen der im ehemaligen Kaiserstöckl untergebrachten Post erleichtern. Die meisten Einkäufer erwartet man aus westlicher und südwestlicher Richtung, aus Ober-St. Veit, Unter-St. Veit und Lainz, aber auch aus dem Süden über die Maxingstraße.
614
Doch erst die Verbindung dieses Projektes mit der Schaffung einer Fußgängerzone (Abb. 614) würde die Verkehrssituation im Kernbereich des Ortes beruhigen und die Möglichkeit schaffen, diesen bewußter zu erkennen, menschlicher zu gestalten und damit neu zu erleben. Das Zentrum dieser Fußgängerzone wäre ein Teil der Fasholdgasse und ein weiter Bereich der zu revitalisierenden Altgasse, die mit Fußwegen durch die dazwischen liegenden Gärten mit der Hietzinger Hauptstraße und dem dort befindlichen Geschäftsbereich verbunden würde.
Seit 1978 wurden mehrere Varianten für eine Tiefgarage erarbeitet.
1. Am Platz/Stöckl, Garage für 330 Pkw.
615
Die dreigeschoßige Anlage würde unterhalb des Blumenparterres vor dem Palmenhaus gelegen sein. Die Ein- und Ausfahrten sind unmittelbar neben der Polizeiwachstube am Hietzinger Platz parallel zur Seitenfront dieses Gebäudes geplant; sie würden abgedeckt gestaltet und könnten nur in unmittelbarer Nähe zur Rampe eingesehen werden. Die Ausgänge führen direkt zum Hietzinger Platz, sodaß man von den Öffnungszeiten des Schönbrunner Parkes unabhängig bliebe.
Ein wesentliches Argument gegen diese kostengünstigste Variante stellt der Bestand von ca. 120 Jahre alten Zierbäumen – kugel- und kegelförmige Koniferen – vor dem Palmenhaus dar.
2. Lichte Allee, Garage für 197 Pkw.
616
Bei diesem Projekt würde die Anlage direkt unter der Lichten Allee im Schönbrunner Schloßpark errichtet werden; es bestünde keine Beeinträchtigung der ursprünglichen Gestaltung dieses Bereiches. Die Ab- und Auffahrt erfolgt von der Schönbrunner Schloßstraße, Aus- und Eingänge liegen an drei Stellen in der Lichten Allee selbst und führen direkt zur Hietzinger Hauptstraße.
Dem Vorteil dieser Variante, welche die geringste Beeinträchtigung durch die Bauarbeiten mit sich brächte, stehen der Nachteil der relativ weiten Entfernung zu den Geschäften und die ungünstige Lage der Ausfahrt in die Schönbrunner Schloßstraße gegenüber; diese Einbahn führt von Hietzing in Richtung Stadt und läßt eine Rückfahrt in den Bezirk nur über den Umweg Schönbrunn – Hadikgasse – Kennedybrücke zu.
3. Am Platz, Garage für 250–300 Pkw.
617
Als Standort für diese Planung ist der Pfarrgarten gedacht. Verschiedene Unterfangungen und Durchbrüche an den nicht unterkellerten Gebäuden wären erforderlich. Auch in diesem Projekt einer dreigeschoßigen Garage versucht man, den Platz vor der Kirche autofrei zu bekommen und der verkehrsberuhigten Zone einzugliedern. Der alte Baumbestand wäre nicht gefährdet. Die Ein- und Ausfahrtsrampen liegen neben dem Polizeigebäude; die drei Auf- und Abgänge würden durch den Keller des Bezirksmuseums sowie – den Öffnungszeiten des Schloßparkes angepaßt – direkt in den Park und zum Tiergarten führen.
4. Garage für 175–275 Pkw.
618
Diese Variante betrifft den Bereich der Kreuzung Lainzer Straße, Hietzinger Hauptstraße, Auhofstraße, Altgasse, Dommayergasse. Mehrere Vorschläge für die Ein- und Ausfahrten berücksichtigen auf verschiedene Weise den Gedanken einer Erschließung der Garagen nur von den Nebenstraßen her. Es kämen hiefür die Auhofstraße, die Altgasse und die Dommayergasse in Frage. Bei drei Planungsvarianten müßte eine Verlegung des Lainzerbach-Kanales erfolgen. Mindestens drei Aufgänge ermöglichen den unmittelbaren Zugang zu den Geschäften im Zentrum Hietzings.
Der Hauptvorteil dieser auf lange Sicht besten, jedoch teuersten Lösung liegt in der zentralen Lage, die auch die Geschäfte in der Lainzer Straße miteinbezieht. Außerdem wäre die unmittelbare Nähe zu historisch wertvoller Bausubstanz (Kirche, Pfarrhof, Palmenhaus, Kaiserstöckl) vermieden.
Keine dieser vier Varianten konnte bisher realisiert werden; jede scheiterte nicht zuletzt an den Einsprüchen betroffener Anrainer.
BÜRO- UND GESCHÄFTSBAUTEN
Kapitel 5
Einkaufszentrum Hietzing (EKAZENT)
Hietzinger Hauptstraße 22 Wolfgang Windbrechtinger/Traude Windbrechtinger-Ketterer
1963/64
619
• Baugeschichte
An der Stelle des Einkaufszentrums befand sich bereits um 1750 eine Gartenanlage, die eine der frühesten Kultivierungen nördlich dieses Straßenzuges darstellte; die untere Hietzinger Hauptstraße bis zum Beginn der Lainzer Straße existierte schon vor der 1764 gebauten Verlängerung bis St. Veit. 1819 stand innerhalb dieser Gartenanlage bereits ein ausgedehntes Gebäude. Das später hier befindliche Restaurant und Hotel "Hietzinger Hof" (-> Hietzinger Hof) des Theodor Freiherr von Tucher wurde in der Folge mehrmals ausgebaut und galt als eines der besteingerichteten und vornehmsten Hotels in Hietzing. Es wurde 1945 durch Bomben schwer beschädigt, bestand aber bis zur Errichtung des EKAZENTs.
1958 führte das Institut für Raumplanung im Einvernehmen mit der damals unter der Leitung von Roland Rainer stehenden Stadtplanung eine Untersuchung über die Nahversorgung der zu dieser Zeit im Einzugsbereich des Verkehrsknotenpunktes um die Kennedybrücke wohnenden rund 125 000 Bewohner durch. Von diesen konnten 19 000 den Knotenpunkt innerhalb von 15 Minuten zu Fuß erreichen.
Das EKAZENT sollte die bis zu diesem Zeitpunkt unzureichende Versorgung mit Gütern des täglichen Bedarfes verbessern. Die Geschäfte wurden nach einer Untersuchung des Wiener Institutes für Standortberatung ausgewählt und plaziert.
Die Initiative zum Bau dieses 6000 m2 Grundfläche umfassenden Zentrums wurde von der Zentralsparkasse der Gemeinde Wien ergriffen; 1961 übertrug man die Planung an Traude und Wolfgang Windbrechtinger.
Im Herbst 1995 wurde eine Renovierung der gesamten Anlage abgeschlossen, die Passage zur Eduard-Klein-Gasse erhielt eine Glasüberdachung.
• Baubeschreibung
620
621
Die Baublöcke sind um einen zentralen Platz, auf dem sich eine Eibe und der von Maria Bilger geschaffene Brunnen (Abb. 621) mit gehörnten Phantasiefiguren befinden, angeordnet. Die gesamte Anlage ist als Fußgängerzone konzipiert und sollte nach ursprünglichen Vorstellungen erweitert werden. Vordächer begrenzen den elf Meter breiten Weg und den zentralen Platz, sodaß auch bei Schlechtwetter ein bequemes Durchschreiten der Anlage möglich ist. Sie verbindet als Fußgängerbereich die Hietzinger Hauptstraße mit der Eduard-Klein-Gasse und mit dem hier befindlichen Amtshaus und strahlt an der Hietzinger Hauptstraße bis zu den kleinen, an das Park-Hotel angrenzenden Geschäftspavillons aus.
Um den zentralen Platz gruppieren sich im Erdgeschoß 20 Geschäfte, eine Sparkasse und ein Café. Das ehemals bestehende Park-Kino wurde im September 1991 in ein Theater umgewandelt, das nur kurzen Bestand hatte; 1995/96 erfolgte die Adaptierung zu Geschäftsräumen.
622, 623
Die unterschiedlich hohen Baublöcke bergen in den Obergeschoßen ein Hotel, ein Restaurant (Abb. 622) mit Terrasse, ein weiteres über dem Café liegendes Restaurant, Büros und Ateliers mit Dachgärten. Die Auslieferung an die verschieden großen Geschäfte erfolgt über eine an der Eduard-Klein-Gasse gelegene Zufahrt in das Souterrain; sie ist zugleich Einfahrt in die Tiefgarage für 68 Einstellplätze.
Die Einrichtung eines Hotels in dem fünfgeschoßigen Block wurde erst während der Planungsphase fixiert. Neben Einbettzimmern bestehen verschieden große Appartements mit Küche. Bei der Inneneinrichtung sollte mehr der Charakter von Wohnräumen als der von Schlafräumen betont werden.
Ursprünglich war eine Automatenstraße geplant, die allerdings nicht zur Ausführung gelangte.
Die Strenge der blockhaft wirkenden Trakte wird durch die blauweißen Fensterbänder, welche die Horizontale betonen, nur unwesentlich gemildert. Die Art der Gestaltung und vor allem die Dominanz des fünfgeschoßigen Baukörpers lassen ein in diesem sensiblen Bereich des Bezirkes notwendiges Reagieren auf die gewachsene bauliche Struktur vermissen. Auch das als Belebung der fensterlosen Fläche von Maria Bilger geschaffene Mosaik an der Stirnseite des hohen Baukörpers kann daran nichts ändern. Es ist mit seinem Rosettenmotiv, konzentrischen Kreisen, Tieren und Menschenköpfen als Weltdarstellung deutbar.
Ehem. Büro- und Wohnhaus Claus Grothusen OHG (bis Dez. 1989)
Erzbischofgasse 53 Hans Puchhammer
Gunther Wawrik
1965/66
1973/74
624 vor Baugeschichte
• Baugeschichte
An der Stelle des 1973/74 errichteten Bauteiles befand sich auf dem am Hang gelegenen Grundstück eine unterkellerte Holzbaracke, die als Büro diente.
Bei der Planung eines neuen Bürotraktes wurde den Architekten unter Berücksichtigung prinzipieller Vorstellungen des Auftraggebers relativ freie Hand gelassen. Es war ein Gebäude zur Verarbeitung elektronischer Bauteile zu errichten; in ihm sollte aber auch Raum für geschäftliche Besprechungen gegeben sein. Darüber hinaus wurde die Planung einer an das Büro anschließenden Wohnung in Auftrag gegeben.
Es erfolgte zunächst der Bau eines Traktes, der im rechten Winkel zur Baracke stand und mit dieser durch einen "Hals" verbunden war.
Aus der Notwendigkeit, rasch zu bauen, wurde eine Stahlskelettkonstruktion mit innenstehenden tragenden Säulen gewählt.
Das neuerrichtete vordere Bürohaus steht pfahlbauähnlich auf Stützen - ein "Zustand der Schwebe" -, sodaß damit die Möglichkeit der Zulieferung direkt unter dem Bau geschaffen war.
625
1973/74 erfolgte ein zweigeschoßiger Anbau an Stelle der Baracke (Abb. 625). In ihm sind drei Wohnungen, eine Wohnhalle, das Schwimmbad und die Sauna untergebracht.
Im Dezember 1989 kam es zum Verkauf beider Bauteile an die Wasino Maschinen-Handels GmbH.
• Baubeschreibung
626
Beide Baukörper (Büro und Wohntrakt) sind durch Konstruktion, Material, Farbwahl und Form gleichartig gestaltet.
Die Wahl des Stahlskelettes bzw. die Verwendung von Gasbetonplatten als "Füllung" zwischen tragenden Elementen schafft die Möglichkeit, je nach Vorstellungen und Bedürfnissen die Trennwände zu versetzen.
Obwohl keine besonders wirksame Kältebrücke bei den Stahlträgern besteht, wurde die Wärmedämmung des Bürotraktes überarbeitet.
Die ausgeführten Dächer geben den Baukörpern eine zurückhaltende Eleganz; sie sind weder alpenländische Satteldächer noch Flachdächer, viel eher vermitteln sie den Eindruck einer "beim spielerischen Zeichnen" glücklich gefundenen Kombination von Linien und Winkeln.
Unterstützt wird diese Art von Eleganz durch die pfahlbauähnliche Bauweise des Vorderteils und auch durch die Beschränkung der Farben auf Rot (tragende Elemente) und Weiß (Gasbetonplatten).
627
Das Haus erscheint als geschlossenes System von tragenden und füllenden Teilen, wobei die Konstruktion als ästhetischer Wert betont wird (Abb. 627). Diese zeitspezifische Ideologie führte bei Bauten, die nicht wie im vorliegenden Fall subtil und feinfühlend gestaltet sind, zur Gefahr der Erstarrung. An diesem Bau ist jedoch bis in die Details hinein eine glückliche Verbindung von Zweck und Form gelungen. Ein Beispiel hiefür sind die Stahlprofile, die durch ihre Schatten die Rolle von Gesimsen übernehmen. Die nicht verfremdeten, "unbekleideten" Materialien stellen sich selbst und ihre Aufgabe in einer radikal verstandenen Ehrlichkeit dar.
Ehem. Bürohaus Claus Grothusen OHG
Auhofstraße 41a Hans Puchhammer
Gunther Wawrik
1971/72
628
• Baugeschichte
Nach den Vorstellungen des Bauherrn sollte der Bau möglichst rasch und relativ billig errichtet werden. Dies und die eher emotionale Bevorzugung von moderner Technik - "Herr Grothusen wollte an der Baustelle lieber Arbeiter mit Schraubenzieher hantieren sehen als mit Schaufel und Kelle" - führten zu der Entscheidung, Fertigteilbauweise anzuwenden.
Der Bau ist auch als Selbstdarstellung einer Firma, die Elektronik-Bauelemente anbietet, zu verstehen: hochtechnisiert, sensibel und ausgezeichnet durch die Übereinstimmung zwischen Konstruktion und Ästhetik. Raffinesse und Minimalismus der Detaillösungen zeigen sich z. B. an der Fassade und an dem aus acht Acrylglaskuppeln gebildeten Vordach des Haupteinganges.
Der Flächenwidmungs- und Bebauungsplan sah für den Bereich, in welchem das relativ kleine Grundstück liegt, die geschlossene Bauweise vor. Das radikale gestalterische Absetzen des Hauses von den Nachbarbauten ist als bewußter, allerdings nicht unproblematischer Kontrast zu sehen.
Das Gebäude wurde zunächst von zwei Firmen, der Grothusen GmbH und der Transistor-Vertriebs GmbH gemeinschaftlich benutzt. Sie teilten sich das Erdgeschoß und benutzten jeweils ein Obergeschoß alleine. Durch betriebswirtschaftliche Veränderungen erfolgte eine Trennung des Erdgeschoßes mit Hilfe einer durchgehend eingezogenen Wand. Somit wurde einerseits die ursprünglich geplante Möglichkeit, das Gebäude unkompliziert adaptieren zu können, genützt, andererseits war damit ein erster Schritt getan, die offene Raumwirkung zu zerstören.
629
Das erste und zweite Obergeschoß erhielten je zwei abgetrennte Räume für technische Anlagen und für die Möglichkeit, ungestört Gespräche zu führen. Die Grundidee, einen großen Raum (Abb. 629) für alle in einem Büro Arbeitenden zu erhalten, um Kommunikationswege zu verkürzen, wurde dadurch nicht beeinträchtigt.
Später wurde nach Übernahme des gesamten Gebäudes durch die Transistor-Vertriebs GmbH in das Erdgeschoß eine zusätzliche Wand eingezogen, die zusammen mit der schon kurz nach Fertigstellung gesetzten entlang der Mittelachse einen vom Eingang in das Stiegenhaus durchführenden Gangbereich bildet. Dadurch ist hier der ursprüngliche Eindruck der Offenheit und Transparenz nicht mehr gegeben.
Änderungen am äußeren Erscheinungsbild, wie die zusätzliche Anbringung von Jalousien an der Ostfassade oder der mechanischen Entlüftungen an einzelnen Fensterflächen beeinträchtigen die durchsichtige und leichte Erscheinungsform geringfügig.
Leider wurde der ursprünglich im Vorgartenbereich gepflanzte Ginster entfernt und durch niedriger wachsende Pflanzen ersetzt.
• Baubeschreibung
Der Entwurf entwickelte sich aus Rücksichtnahme auf wechselnde Betriebsstrukturen und damit im Zusammenhang stehende räumliche, funktionelle und technische Veränderungen. Das Prinzip des offenen Raumes war bis auf die Lagerhalle im Kellergeschoß in allen Geschoßen gegeben, da er für wechselnde Anforderungen leicht zu adaptieren ist. Diese Offenheit zeigt sich auch darin, daß auf eine Verkleidung der Stahlbetonfertigteilkonstruktion bewußt verzichtet wurde. Damit ist die Transparenz nach außen gegeben, welche selbst Heizkörper und Farbe des Innenraumes erkennen läßt.
630
Das Wesen des Entwurfes lag einerseits in der Möglichkeit, die Gebäudekonstruktion von außen ablesen zu können, andererseits aber in der raschen Erkennbarkeit des gesamten Gebäudeinneren, eines nur durch die Glas-Stahl-Außenhaut begrenzten Raumes. Dieser Idee entspricht auch die Lage des angebauten Versorgungsturmes, der ein eigenständiges Element bildet (Abb. 630). Nach Verlassen eines ganzheitlichen Geschoßes erreicht man über diesen "Turm" eine andere, ebenso in sich geschlossene Etage. Dem Unterschied in der Funktion der beiden Baukörper entspricht die unterschiedliche Bauweise: das Stiegenhaus ist aus Beton gefertigt.
631
Die Fassade besteht aus einer vom Tragwerk abgesetzten "Glashaut" (Abb. 631). Diese Hülle erschwert zwar das gewollte Offenlegen der Konstruktion, ergibt aber durch geschickte Proportionierung der verdeckenden Glasrahmungen dennoch den Effekt, durch Kontrastierung die dahinter liegende Konstruktion deutlich zu machen.
Bank Austria
ehemals Österreichische Länderbank
Zweigstelle Hietzing
Lainzer Straße 2 Walter Jaksch
1972/73
632
• Baugeschichte
633
An der Stelle dieses Gebäudes befand sich bis 1882 der Eingang in Karl Schwenders Vergnügungsetablissement "Neue Welt" (-> Neue Welt); in der Nähe stand auch das ehemalige zur Faistenmühle (-> Faistenmühle) gehörige "große Herrschaftshaus", das von Karl Schwender und Moses Reich 1874 erworben und in die Anlage der "Neuen Welt" einbezogen wurde. Nach Verfall des Unternehmens wurde das Haus 1882 an die "Böhmische Bodencredit Gesellschaft" verkauft; 1884 erfolgte die grundbücherliche Löschung des demolierten Baues. Auf den zugehörigen Gründen, die von der h. Kopfgasse, Hietzinger Hauptstraße und Lainzer Straße begrenzt wurden, errichtete man sechs einstöckige Häuser, darunter 1894 die zur Wahrung der Tradition so benannte Villa "Neue Welt" (Abb. 633) in der Lainzer Straße 2.
Das im historistischen Stil erbaute und mit einem Turm an der Lainzer Straße versehene Eckgebäude wurde 1970 von der Länderbank erworben und unter Beibehaltung der verbauten Fläche sowie der Hauptmauern zu einem Bankinstitut umgebaut. 1996 erfolgte der Verkauf des Gebäudes und damit das Ende seiner Bestimmung als Filiale der Bank Austria.
• Baubeschreibung
634
Von dem verhältnismäßig kleinen Gesamtareal von 840 m2 mußten 112 m2 an das öffentliche Gut abgegeben werden. Der vom Gehsteigniveau etwas abgesenkte Vorplatz erhielt durch eine von Trude Fronius gestaltete Brunnenanlage einen besonderen Akzent. Turm, Dach und Zwischenmauern des alten Gebäudes wurden abgetragen, um einen möglichst großen Kassenraum im Hauptgeschoß, dem ersten Obergeschoß, zu erhalten. Im Mittelteil dieses Raumes konnte die kostbare alte Holzkassettendecke (Abb. 634) mit eingepreßten Feldern erhalten werden.
Die Fassade wurde zur Gänze verändert; die aus Adriamarmor bestehende Verkleidung ist durch profilierte, stehende Rechtecke, in welche die Fensteröffnungen genau eingepaßt wurden, gegliedert. Der mit einem schützenden Vordach versehene Haupteingang ist in die Mitte des Untergeschoßes gelegt, in dem sich auch die technischen Räume sowie Bereiche für die Angestellten befinden. Der in einer Durchfahrt zwischen Hietzinger Hauptstraße und Lainzer Straße geplante Autoschalter kam nicht zur Ausführung.
635
Eine neue Stiege aus Gebharter Syenit wie auch ein Aufzug führen in den Kundenraum im ersten Obergeschoß (Abb. 635) bzw. in diverse Räume der Zweigstellenleitung.
Im ausgebauten, gut belichteten Dachgeschoß sind Archiv- und Lagerräume untergebracht. Dieses etwas zurückgesetzte, relativ niedere, mit schrägen Seitenflächen versehene und flach gedeckte oberste Geschoß ist mit Kupferblech verkleidet.
Verwaltungsgebäude der Wiener Allianz
Versicherungs-Aktiengesellschaft
Hietzinger Kai 101-105 Harry Glück/Werner Höfer/Peter
Leibetseder/Rudolf Neyer/Tadeusz Spychala
Statik: Robert Krapfenbauer
1974-76
636
"(...) neue, moderne Bürohäuser sind Maschinen!"
(aus einem Prospekt des Eigentümers)
• Baugeschichte
1976 übersiedelte die Wiener Allianz Versicherungs-Aktiengesellschaft vom Opernringhof, wo der Platz nicht mehr ausreichte, in das neu gebaute fünfzehngeschoßige Verwaltungsgebäude am Hietzinger Kai 101-105, da im Zentrum Wiens kein geeignetes Baugrundstück gefunden werden konnte.
• Baubeschreibung
Der hoch aufragende, durch Farbe und Material auffallende, polygonale Baukörper setzt ein überdeutliches, weithin sichtbares Zeichen an der westlichen Stadteinfahrt. Die spiegelglatte, polierte Oberfläche des hellgraublauen Labrador und die bläulich glänzenden Isolierglasfenster senden dominante Signale an die Umgebung. Das blockhafte Aussehen wird durch bündiges Aneinanderreihen von Fenster- und Steinflächen verstärkt.
637
Der Stahlbetonskelettbau (Achsabstände ca. 8 m) mit Plattendecken birgt über einer verbauten Fläche von 3310 m2 15 Geschoße, von denen das erste Untergeschoß als Versorgungsebene dient und die beiden weiteren Untergeschoße als Garagen für 273 Einstellplätze angelegt wurden. Neben dem Erdgeschoß nimmt der Bauherr selbst die ersten vier Obergeschoße für sich in Anspruch, während die Obergeschoße fünf bis neun vermietet werden. Im zehnten und elften Obergeschoß sind technische Einrichtungen untergebracht. Garagengeschoße, Versorgungsebene, Erdgeschoß und Vorstandsgeschoß (erstes Obergeschoß, Abb. 637) liegen in dem verbreiterten Gebäudesockel.
638
Bei der Gestaltung der Büros, die insgesamt eine Grundfläche von 15425 m2 einnehmen, entschloß man sich für den sog. "Funktionsraum", der gegenüber der Anordnung von Einzelräumen nicht nur mehr nutzbare Fläche aufweist, sondern auch offenere Kommunikationsmöglichkeiten bietet. Die Arbeitsplätze sind durch 160 cm hohe Schränke und Raumteiler voneinander getrennt (Abb. 638). Der rund 750 m2 große "Funktionsraum" muß zusätzlich zu der an seinen Randzonen gegebenen natürlichen Belichtung durch in die Metalldecke eingebaute Rasterleuchten erhellt werden. Die Fenster sind mit verstellbaren Vertikaljalousien ausgestattet.
Am Randbereich werden die Außeneinflüsse von Wärme und Kälte durch eine Klimakonvektoranlage abgeschirmt. Im Mittelbereich wird durch eine Einkanal-Hochdruck-Klimaanlage belüftet; die Abluft wird über Klimaleuchten geführt. Der Wärmebedarf des Hauses wird durch Befeuerung mit Erdgas gedeckt, wobei eine von drei Heizkesselanlagen auch mit Heizöl betrieben werden kann.
An der Wahl der Möblierung waren die Mitarbeiter weitgehend selbst beteiligt. Das Transportsystem besteht aus Aktenaufzug, Postrutsche und aus einem in jedem Bürogeschoß eingerichteten "Stockwerkdienst", der vor allem das Verteilen und Sortieren der ankommenden Unterlagen vorzunehmen hat.
Zwischen Eingangshalle und Speisesaal ist die Konferenzzone mit einem größeren Raum (84 m2 Grundfläche) und zwei kleineren Räumen (zwischen 24 m2 und 36 m2 Grundfläche) eingerichtet.
An der Nord- und Südfront liegen Pausenräume mit Kaffee- und Kaltgetränkeautomaten. Die Werkküche ist im Erdgeschoß untergebracht; der Speisesaal wurde mit 154 Sitzplätzen ausgestattet. Gästen stehen drei weitere Speiseräume zur Verfügung. Ein Freizeitzentrum mit Sportraum, Kegelbahn und einem Mehrzweckraum befindet sich im ersten Untergeschoß.
BASF Österreich GmbH
Hietzinger Hauptstraße 119 Günther Suske
1977-79
639
• Baugeschichte
Das international tätige Chemieunternehmen BASF ist seit mehr als 70 Jahren auch in Österreich vertreten; 1979 übersiedelte der Firmenstandort der BASF Österreich von der Hietzinger Hauptstraße 50 in die Hietzinger Hauptstraße 119, in ein von Günther Suske neu geschaffenes Bürohaus mit einer verbauten Fläche von 1566 m2.
An dieser Stelle befand sich die von Josef Rohrbacher 1844 gegründete Wagnerwerkstätte, die 1853 zu einer Fabrik erweitert wurde.
• Baubeschreibung
Der auffällige Baukörper des BASF-Gebäudes auf leichter Hanglage besteht aus mehreren verschieden hohen Trakten, die in Skelettbauweise ausgeführt wurden. Ihre Stellung zueinander sowie ihre Fassadengliederung vermeiden den Eindruck des Blockhaften und Starren. Bei der Errichtung des Baues wurde der vorhandene Baumbestand weitgehend erhalten; neue Bäume wurden gepflanzt.
Die horizontal gesetzte weiße Fassadenverkleidung besteht aus Alucobond, einer Aluminium-Polyäthylen-Sandwichplatte, an deren Entwicklung BASF maßgeblich mitbeteiligt war. Vertikaler Ausgleich ist der dominante, in Braun gehaltene Stiegenhausturm mit abgerundeten Ecken. Die schalreinen Betonelemente bilden z u diesen geglätteten Flächen einen gewissen Kontrast. Im Eingangsbereich setzen sie einen markanten Akzent. Die begehbaren kleinen Erker am höheren Gebäudetrakt gliedern die Fassade und halten im Sommer die Strahlen der hochstehenden Sonne ab, während die tiefstehende Wintersonne erhellen und erwärmen kann.
Die gesamte Planung setzte bei der Gestaltung der Büroarbeitsplätze an. Hiebei wurden sowohl die funktionellen Zusammenhänge der verschiedenen Arbeitsplätze als auch deren mögliche Erweiterung berücksichtigt. Flexibilität im Inneren sollte gegeben sein. Diese Aspekte bestimmten letzten Endes die Form des Baukörpers, der von innen nach außen entwickelt wurde.
640, 641, 642
Der Haupteingang in der Hietzinger Hauptstraße führt über eine Freitreppe zur Halle (Abb. 640) mit Empfangs- und Ausstellungsbereich. Ihr Steinboden ist auf den Hauptgehflächen durch Hitzebehandlung aufgerauht und dadurch auf Dauer besonders rutschfest. Von der Halle gelangt man zum Stiegenhausturm (Abb. 641) mit der Aufzugsanlage und den vertikalen Versorgungsschächten.
Im zweiten - und teilweise auch im ersten - Untergeschoß liegen die technischen Bereiche, im ersten Untergeschoß, im Erdgeschoß, im ersten, zweiten und dritten Obergeschoß die Büros und im vierten Obergeschoß, das etwas zurückversetzt und mit einer umlaufenden Terrasse ausgestattet ist, der Sonderbereich. In ihm sind der Mehrfunktionsraum, eine Cafeteria und der Speisesaal untergebracht.
Die Gruppenbüros für 15 bis 20 Mitarbeiter sollten ursprünglich durch variable Stellwände in einzelne Abteile gegliedert werden können; die Belegschaft sprach sich jedoch für größtmögliche Offenheit und Kommunikationsmöglichkeit aus und vermied die Aufstellung der Trennwände. Die Gestaltung der einzelnen Arbeitsplätze wurde nach ergonometrischen Grundsätzen durchgeführt. Schallschluckende Materialien sowie sorgsam ausgewählte Farben schaffen ein wohnliches und angenehmes Arbeitsklima. Die Möglichkeit zur persönlichen Gestaltung des Arbeitsplatzes wurde bewußt eingeplant.
Das Gebäude besitzt keine Klimaanlage es wird jedoch befeuchtete Luft zugeführt. Die Fenster sind zu öffnen, die Temperatur ist in den einzelnen Räumen unterschiedlich einstellbar. Mehrere Heizkreise ermöglichen eine Regulierung je nach Himmelsrichtung und arbeiten dadurch sehr energiebewußt. Zur Kommunikationserweiterung dient ein Rohrpostsystem.
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