Hans Moser

Eine Hommage zum 50. Todestag des großen Volksschauspielers
25.08.2014

Der Publikumsliebling Hans Moser galt als großer Volksschauspieler und begnadeter Charakterdarsteller auf der Theaterbühne und im Film und war ein hervorragender Wienerlied-Interpret. Seine nuschelnde Sprechweise wurde zu seinem Markenzeichen.

Hans Moser wurde am 6. August 1880 als Johann Julier im Haus Rechte Wienzeile 93 in Wien geboren. Sein Vater Franz Julier und seine Mutter Serafina waren gebürtige Ungarn.

Nach der Pflicht- und Handelsschule arbeitete Johann als Buchhalter in einer Lederwarenhandlung und besuchte daneben die Theaterschule Otto; schon früh zog es ihn zur Bühne. Beim Hofschauspieler Josef Moser, mit dem er entfernt verwandt war, nahm er Sprechunterricht; ihm zu Ehren nannte er sich seither Hans Moser.

Sein erstes Engagement erhielt er mit 17 Jahren in Friedek-Mistek an der Ostrawitza. Friedek gehörte damals zu Österreichisch-Schlesien, Mistek zu Mähren. Es sollten noch lange und harte, entbehrungsreiche Jahre an diversen Provinzbühnen und sogenannten „Schmieren“ von Krain über die Steiermark bis nach Böhmen, Mähren, Ungarn usw. folgen.

Von 1902 bis 1907 war er im Theater an der Josefstadt engagiert. Bis 1911 folgten wieder Wanderjahre durch die Provinz (z.B. Teplitz-Schönau). Bei einem Kurzbesuch in Wien lernte er 1910 Blanca Hirschler kennen, die er am 5. August 1911 heiratete. Sie war seine große Liebe, kümmerte sich um alle wirtschaftlichen Belange und bestimmte sein gesamtes Leben. 1913 wurde Tochter Margarete geboren.

Von 1911 bis 1914 hatte Hans Moser verschiedene Engagements bei diversen Wiener Kabaretts (u.a. bei der Budapester Orpheumgesellschaft von Heinrich Eisenbach). In diesem jüdischen Ensemble in der Taborstraße war er der einzige christliche Schauspieler. Der Erste Weltkrieg unterbrach sein Engagement bei den „Budapestern“.

Mit dem K.u.K. Infanterieregiment Nr. 4, bekannter unter „Hoch- und Deutschmeister“ musste er nach Polen und Rußland, auch nahm er an den berüchtigten Isonzoschlachten teil.

Nach dem Krieg trat er als „Dritter-Akt-Komiker“ u.a. am Theater an der Wien sowie in kleinen Rollen in Theaterstücken und Operetten auf. 1922 schrieb der Schriftsteller und Librettist Fritz Löhner-Beda schrieb auf Mosers Bitte für ihn die Solonummer „Ich bin der Hausmeister vom Siebenerhaus“ und verhalf ihm damit zu seinem ersten wirklichen Erfolg in Wien. Eine weitere erfolgreiche Solonummer „Der Patient“ stammt auch von ihm.

Erst später kamen größere und interessantere Rollen an bedeutenden Theatern dazu. In der im Theater Ronacher aufgeführten Revue „Wien, gib acht!“ (Musik: Robert Stolz, Premiere: 4. November 1923), spielte Hans Moser auf Drängen von Robert Stolz erstmals seinen berühmten Sketch „Der Dienstmann“ spielen und hatte damit ungeheuren Erfolg.

Der große Theatermann Max Reinhardt holte Moser 1925 ans Theater in der Josefstadt und zu den Salzburger Festspielen. Mit Max Reinhardt ging er 1927 sogar auf Tournee nach Amerika.

Hans Moser spielte bereits seit 1922 als Nebendarsteller in verschiedenen Stummfilmen, u.a. „Stadt der Juden“ (Buch: Hugo Bettauer), mit. Seine eigentliche Filmkarriere begann aber erst 1930, als er in „Liebling der Götter“ mit Emil Jannings, Olga Tschechowa, Renate Müller und Oskar Sima sein Tonfilmdebut feierte. Darauf folgte ein Unterhaltungsfilm nach dem anderen. Hans Moser gehörte bereits in den 1930er-Jahren zu den meistbeschäftigten und bestverdienenden Schauspielern im gesamten deutschen Sprachraum.

Unvergesslich bleiben u.a. die gemeinsamen Filme mit Paul Hörbiger wie „Opernball“ (1939), „Wiener Geschichten“ (1940), „Schrammeln“ (1944), „Der Hofrat Geiger“ (1947), „Hallo Dienstmann“ (1952), „Die Deutschmeister“ (1955), „Lumpazivagabundus“ (1956), „Ober, zahlen“ (1957), „Hallo, Taxi" (1958). Sein letzter Film war „Kaiser Joseph und die Bahnwärterstochter (Regie: Axel Corti) im Jahr 1963.

Durch Theater und Film zu Wohlstand gekommen, kaufte das Ehepaar Moser 1931 eine Villa in der Auhofstraße 76 in Hietzing. Heute ist das Haus der Sitz der Botschaft von Ascherbaidschan.

Nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich musste Mosers Frau Blanca, die Volljüdin war, 1939 zuerst nach Zürich, dann nach Budapest emigrieren. Diese Trennung fiel Hans Moser unendlich schwer. So oft er nur irgendwie konnte, besuchte er sie im Exil. Erst nach Kriegsende 1945 konnte sie wieder zurückkehren. Im gleichen Jahr holte der US-Hochkommissar für Österreich General Mark W. Clark Hans Moser ans Landestheater, wo dieser für die Besatzungssoldaten den berühmten „Dienstmann-Sketch“ auf Englisch spielte. Daraus ergab sich in der Folge auch eine kleine Tournee nach Südamerika und den USA. Nach seiner Rückkehr nahm Moser seine Film- und Theaterkarriere wieder auf.

1954 wurde Hans Moser ans Wiener Burgtheater engagiert. Viele Theaterauftritte in Österreich und Deutschland in den 1950er- und 1960er-Jahren zeugen von seiner überragenden Bühnenpräsenz in Stücken wie „Liebelei“, „Einen Jux will er sich machen“, „Höllenangst“, „Der Bauer als Millionär“ (Salzburger Festspiele 1961) oder „Liliom“. Denkwürdig ist seine Darstellung als „Zauberkönig“ in „Geschichten aus dem Wienerwald“, einer 1961 entstandenen Produktion für das Österreichische Fernsehen.

Ebenso populär wie als Schauspieler war Hans Moser auch als Wienerlied-Interpret. Das bekannteste Lied ist unweigerlich „Die Reblaus“, aber auch Werke wie „Ich trag‘ im Herzen drin ein Stückerl altes Wien“, „Der alte Herr Kanzleirat“ oder „Sperrstund‘ is“ werden wohl immer an Hans Moser erinnern.

Eine erste Auszeichnung erhielt er 1950 mit dem „Ehrenring der Stadt Wien“. 1961 bekam er die „Josef-Kainz-Medaille der Stadt Wien“ für seine Darstellung des „Pfriem“ („Höllenangst“) im Theater an der Wien. Im selben Jahr erfolgte auch die Ernennung zum Kammerschauspieler. Zu Ehren des Publikumslieblings wurde am 28. Mai 2003 im Hans Moser-Park vor dem Amtshaus Hietzing eine Büste enthüllt.

Hans Moser starb am 19. Juni 1964 im Wiener Hanusch-Krankenhaus an Krebs. Seine geliebte Frau Blanca lebte noch bis zu ihrem Tod 1974 im Wiener Pensionistenheim Föhrenhof. Beide wurden in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof bestattet.

Dieter Bock
im August 2014