Hausbau in Srebrenica

Dankenswerter Weise hat sich der Verein der Ober St. Veiter Kaufleute dazu bereit erklärt, den Erlös der Tombola des heurigen Grätzlfestes am 23. und 24. Mai 2014 einem Projekt der ganz besonderen Art, dem Hausbau in Srebrenica, zu spenden. Vielen herzlichen Dank dafür vorab!
16.04.2014

Srebrenica? Was heißt das? Ja klar, schon mal gehört. Klingt aber gar nicht nach einer preiswerten südosteuropäischen Triple A Urlaubsdestination: Adria - Ausschlafen - Abhängen. Klingt auch nicht nach dem Tripel A enormer medialen Aufmerksamkeit: aktuell - außergewöhnlich - aufregend. Also bitte, was soll ich da? Was soll mich an einer Gegend interessieren, in der ich nicht mit meiner Seele baumeln und mir die Sonne auf meinen gut eingeölten Bauch scheinen lassen kann und von wo das Fernsehen das letzte Mal vor einer halben Ewigkeit berichtet hat?

Mein Name ist Matthias Steinmayr und gemeinsam mit Anselm Becker, betreuen wir nun seit fast sieben Jahren eine Kinder/Jugendgruppe in Ober St. Veit. Gemeinsam setzten wir uns das Ziel zu helfen. Anpacken dort, wo wir etwas bewegen können, wo wir mit Einsatzbereitschaft, Begeisterungsfähigkeit und Durchsetzungsvermögen unsere Ideen und Ziele verwirklichen können, um anderen Menschen die Chance auf eine lebenswertere Zukunft zu ermöglichen.

Im Zuge des allgemein bekannten Balkankrieges fand 1995 in der bosniakischen Stadt Srebrenica der größte Genozid seit dem 2. Weltkrieg statt. Da sich die politische Lage bis heute nicht gänzlich beruhigt hat, war ein wirtschaftlicher Aufschwung für das Land bis heute nicht möglich. Viele Menschen leben immer noch in Armut, Ungewissheit und Trauer - viel Zerstörtes konnte bis heute nicht aufgebaut werden. Die Salzburger Hilfsorganisation „Bauern helfen Bauern“, geleitet und ins Leben gerufen von Doraja Eberle, unterstützt die einheimische Bevölkerung dort, wo Not herrscht. Die Errichtung von winterfesten Holzhäusern ist ein besonderer Schwerpunkt des Projekts.

Dazu sammeln wir Spenden mit dem Ziel im Sommer 2014 gemeinsam nach Srebrenica zu fahren, um im Rahmen der Organisation zwei Holzhäuser zu bauen. Mit jedem Kauf eines Loses vor bzw. am Grätzlfest, unterstützen Sie unser Projekt, unser Vorhaben und die Familien vor Ort.

Viele Menschen wollen mehr von der praktischen karitativen Tätigkeit im Ausland wissen. Ich habe daher ein paar Fragen, die am häufigsten gestellt werden, festgehalten und nach gegenwärtigem Wissensstand beantwortet:

Wie bist du auf das Projekt gekommen?

Sechs Jahre betreute ich mit Anselm Becker eine Ministrantengruppe in Ober St. Veit, und wir suchten ein Abschlussprojekt. Mit dem Entschluss, die Salzburger Organisation Bauern helfen Bauern zu unterstützen, versuchen wir heranwachsende Jugendliche zu sensibilisieren, um ihnen die Werte des Miteinander, Füreinander, Zueinander statt Gegeneinander, zu vermitteln.

Die Organisation selbst haben wir durch einen bekannten Freund, der selbst in Srebrenica war und dort Häuser gebaut hat, kennen gelernt und uns nach kurzen Recherchen und Rücksprachen schnell dafür entschieden.

Was ist euer Beitrag für euer Vorhaben?

Seit fast zwei Jahren sammeln wir Spenden, um unser Vorhaben im Sommer 2014 in die Tat umzusetzen – das klingt lange, ist es in Wahrheit aber nicht. Gesammelt wird eigentlich ausschließlich durch „größere“ Aktionen, das kostet einfach Zeit. Eine bedeutende Hilfe ist hier die spezielle Struktur in Ober St. Veit, das gegenseitige Kennen und die Bereitschaft, junge Menschen in ihren Taten zu bekräftigen. So unterstützen uns dankenswerterweise bereits Vereine wie der 1. Ober St. Veiter Huatklub, die Theatergruppe JOSEV, die Ober St. Veiter Kaufleute, die Pfarre Ober St. Veit, Lokalitäten wie z.B. die kleine Ober St. Veiter Bierstube oder der Bücher und Geschenke Laden.

Was passiert mit dem gesammelten Geld, wie transparent sind die Geldflüsse?

Eine ganz grundlegende und wichtige Frage – liest man ja in den Zeitungen leider viel zu oft von Veruntreuungen, fingierten Projekten und der gleichen! Hierfür hat uns die Erste Bank Ober St. Veit dankenswerter Weise ein Sparbuch angelegt, auf das die gespendeten Summen sofort überwiesen werden. Jeder Spender kann sich von der Einzahlung der gespendete Summe vergewissern. Ausgänge und Aufwendungen vor und während unserer Reise werden ebenfalls genau dokumentiert und können jederzeit eingesehen werden.

Kann man bereits abschätzen, was euch das Vorhaben kosten wird?

Die Gesamtkosten für die Herstellung eines Hauses belaufen sich auf etwa 6.500 Euro. Die Materialkosten belaufen sich auf ca. 4.200 Euro, die Organisation vor Ort ca. 400 Euro. Letztere wird durch Einheimische erledigt, die mit der Zeit deutsch gelernt haben und für Logistik, Betreuung unsererseits und der gleichen zuständig sind. Die Errichtung einer Toilette kostet etwa 1.600 Euro und die Herstellung einer Veranda und die Einrichtung etc. ca. 300 Euro. Untergebracht werden wir in einem ganz einfachem Hotel vor Ort sein, die Kosten hierfür belaufen sich auf etwa 25 Euro pro Person pro Nacht.

Als etwas problematisch stellt sich bis jetzt nur das Organisieren der Kleinbusse heraus. Die bekannten Autovermietungsfirmen vergeben keine Autos für diese Regionen, von Privatpersonen bzw. Freunden wollen wir uns nichts ausborgen, doch bin ich mir durchaus sicher, dass es daran nicht scheitern wird. Wir sind hierzu für jegliche Vorschläge und Tipps sehr dankbar.

Wie kann man sich so ein Haus vorstellen, 6.500 Euro erscheint jetzt nicht wirklich viel für eine dauerhafte Bleibe?

Man muss sich vor Augen halten, dass die Leute, Familien und Bewohner speziell in Srebrenica am Existenzminimum leben und oft nicht mal ein Dach über dem Kopf haben. Ihre Häuser wurden im Krieg zerbombt, das Land ist vermint, und Infrastruktur, wie wir sie gewöhnt sind, gibt es nicht. Da freut man sich unglaublich, wenn man nach vier bis fünf Tagen gemeinsamer Arbeit ein Holzhaus als sein eigen bezeichnen darf. Das Holzhaus wird meist auf alten Fundamenten errichtet und ist in der Regel eingeschossig mit einem über eine Leiter begehbarem ausgebautem Satteldach. Es ist mit den wichtigsten Einrichtungsgegenständen ausgestattet, hat einen eigenen Abort und Platz, wenn auch nicht viel, für die gesamte Familie.

Jetzt wird das Haus von euch, mit einem Vorarbeiter der Organisation und der Familie gemeinsam gebaut – wie oder wer sucht diese Familie aus, nach welchen Kriterien wird hier vorgegangen?

Nach welchen Kriterien hier vorgegangen wird, weiß ich leider auch nicht ganz genau. In diesem Zusammenhang will ich nochmal betonen, dass wir, als gemeinsame Gruppe, die Organisation Bauern helfen Bauern unterstützen. Diese leistet seit 1992 humanitäre Unterstützung in Form von Sachspenden und langfristiger Hilfe zur Selbsthilfe. Die Helfer von Bauern helfen Bauern sind oft vor Ort und wissen, wer Hilfe am notwendigsten hat.

Habt ihr euch ein persönliches Ziel gesetzt?

Anfänglich wussten wir nicht, ob wir ein Haus bauen oder zwei und wie viele Kinder aus unserer Gruppe mitkommen würden – immerhin ist der ganze Aufenthalt durchaus mit ernstzunehmenden Schwierigkeiten und Herausforderungen verbunden, und natürlich last but not least: Wie laufen unsere Spendenaktionen. Durch die Unterstützung zahlreicher Personen wurden wir beflügelt und dazu motiviert, zwei Häuser zu bauen. Dazu kommt, dass uns viele der Eltern ihr Vertrauen schenken und wir nun unser Vorhaben am 20. August 2014 in die Tat umsetzten. Mit so vielen Mithelfenden haben Anselm und ich wirklich nicht gerechnet.

Ich bin schon sehr aufgeregt, da ich so etwas noch nie gesehen bzw. erlebt habe. Es wird auch für mich eine tolle Erfahrung, ich war schon von den Erzählungen überwältigt, welche Freundschaften, welche Dankbarkeit und welche Emotionen hier entstehen.

Zitate:

… Unser letztes Jahr siebenjähriger Gemeinschaft mit unserer Gruppe – ein Abschluss, ein Neuanfang: mit dem Entschluss die Organisation BhB zu unterstützen, versuche ich, heranwachsende Jugendliche zu sensibilisieren, um ihnen das Ziel miteinander, füreinander, zueinander statt gegeneinander, vor Augen zu halten. (Matthias Steinmayr)
… Man muss sein Leben aus dem Holz schnitzen, das Gott einem in die Hände gab. (Theodor Storm)
… Wir haben so viel bekommen, um anderen helfen können. Lasst uns deshalb für andere ein Haus bauen! (Anselm Becker)
… Wir sind in der Glücklichen Lage, dass es uns an so gut wie Nichts fehlt. Wir können zwar nicht allen helfen, aber wenn wir einer Familie ein winterfestes Dach über dem Kopf bauen, ist das ein toller Fortschritt. (Nicole Bednarz und Katharina Roch, 15)

Matthias Steinmayr
16. April 2014