Quo vadis?

Wohin geht der Postkasten mit Füßen und ohne Kopf? (Werbedarstellung der Post AG)
07.08.2012

Wieder ist es so weit, dass ein Postamt, und zwar das in Wien 13., Ober St. Veit, geschlossen wird. Das geschieht trotz 2400 Unterschriften gegen die Schließung und trotz zweimaliger Protestkundgebung. Krone, Bezirkszeitung und ORF haben ausführlich darüber berichtet. Die Filiale ist unrentabel und nicht behindertengerecht, so lautet die Devise der Post AG.

Von wegen unrentabel, wie wird bei der Post AG die Rentabilität berechnet? Ohne Berücksichtigung des gesetzlichen Auftrages? Nach realwirtschaftlicher Normalrendite oder Spekulationsfonds-Redite? Ein unangenehmer Kostenpunkt ist die ständige Bewachung der Postämter gegen Raubüberfälle.

Nun ein Requiem für unser Postamt 1133 in der Einsiedeleigasse 5 / Trazerberggasse 2: Tapfer überstand es den Ersten Weltkrieg, Banken- und Wirtschaftszusammenbrüche in den 1920er- und 1930er-Jahren, den zweiten Weltkrieg und die harte Nachkriegszeit. Doch nun ist es soweit: Dank trister Wirtschaftslage und sich veränderter Branchenstrukturen (oder ist es der fehlende Kopf?) wird das Postamt 1133 anno 2012 geschlossen, zwei Jahre vor seinem einhundertsten Jahrestag.

HEUREKA! Die Post hat ihn gefunden! Ein Postpartner (Postmeister) um die Ecke, Betreiber einer Lagerhalle, wird die Agenden übernehmen. „Glück auf“, machen Sie Urlaub mit der Post (Werbefolder der Post AG). Doch nein, alles zurück! Mit der Lagerhalle wird es nichts, die Post ist auf der Suche nach einem anderen Postpartner.

Wie geht es im Bezirk überhaupt weiter mit der Post? Bleibt das Postamt 1132 Hietzinger Hauptstraße 80, 1134 Speisingerstraße 41 erhalten? Teilbereiche des Postamtes 1130 Hietzinger Hauptstraße 1A (vis-a-vis dem Parkhotel) werden derzeit für eine anderstätige Firma adaptiert. Statt Füßen ohne Kopf wird die Post immer mehr zum Riesenkopf ohne Füße. Die Zentralkosten müssen auf immer weniger Füße (Postfilialen) umgelegt werden, und dann sind bald alle Filialen in Wien-Hietzing negativ, nicht nur die Ober St. Veit, dem bevölkerungsreichsten Bezirksteil.

Nochmals „Glück auf“ für die Post AG.

Rudolf Wawra
7. August 2012