Festsitzung der Hietzinger Bezirksvertretung
Im Rahmen dieser Sitzung legte Dorothea Drlik ihre Funktion als Bezirksvorsteher-Stellvertreterin und ihr Mandat als Bezirksrätin zurück. An ihrer Stelle wurde Fr. Mag. Silke Kobald als Bezirksrätin angelobt und zur neuen Bezirksvorsteher-Stellvertreterin gewählt.
29.02.2012
"Ich gelobe, der Republik Österreich und der Stadt Wien unverbrüchliche Treue zu halten, die Gesetze stets und voll zu beachten und meine Pflichten als Bezirksrätin des 13. Bezirkes gewissenhaft zu erfüllen."
Mit dieser in der Verfassung festgelegten Gelöbnisformel wurde Frau Mag. Silke Kobald als neue Bezirksrätin angelobt. Unter dem Vorsitz von Doz. Dr. Michael Gorlitzer wohnten der Sitzung fast alle der insgesamt 40 Bezirksräte bei. Zu den über 50 Gästen zählten unter anderem Landesparteiobmann Mag. Manfred Juraczka, der in Vertretung des Bürgermeisters die Angelobung vornahm, Klubobmann Fritz Aichinger, Bezirksparteiobmann Ing. Mag. Bernhard Dworak und der Bezirksvorsteher von Döbling, Adi Tiller (er übt diese Funktion seit 1978 aus und ist damit der am längsten dienende Bezirksvorsteher Wiens). Weiters waren die Gemeinderäte Dr. Alois Mayer und Mag. Günter Kasal, der ehemalige Militärkommandant von Wien Generalmayor Karl Semlitsch, Dr. Eva Huber mit aktiven und pensionierten leitenden Beamten des Magistratischen Bezirksamtes für den 13. und 14. Bezirk, zahlreiche ehemalige Mitglieder der beiden großen Fraktionen der Bezirksvertretung und last but not least der Leiter des Bezirksmuseums Hietzing und Vorgänger von Dorothea Drlik als BV-Stv. Professor Felix Steinwandtner anwesend.
Die folgende Wahl zur Bezirksvorsteher-Stellvertreterin wurde der Geschäftsordnung entsprechend mittels Stimmzettel vorgenommen. Zur Abstimmung kam der ausreichend unterstützte Wahlvorschlag der ÖVP, die als mandatsstärkste Partei das Vorschlagsrecht für den ersten BV-Stv. hat. Im Gangbereich war eine Wahlzelle aufgebaut worden, die Vorsitzenden der vier Fraktionen bildeten die Wahlkommission. Die Mitglieder der Bezirksvertretung wurden einzeln alphabetisch aufgerufen und zur Stimmabgabe gebeten. Von der Möglichkeit, per Beschluss der Bezirksvertretung eine einfachere Methode anzuwenden, wurde offensichtlich nicht Gebrauch gemacht. Als Ergebnis wurde Mag. Silke Kobald mit 26 von 35 abgegebenen Stimmen in ihre neue Funktion gewählt. Sie nahm die Wahl an und legte nun auch das Gelöbnis für diese Funktion ab. Applaus würdigte jeden der einzelnen Schritte.
Damit war der in der Geschäftsordnung vorgesehene Teil abgeschlossen und es folgten die Festreden. Es sprachen Mag. Manfred Juraczka, BV-Stv. Reinhard Feistritzer, der Klubvorsitzende der ÖVP Mag. Andreas Schöll, der Klubvorsitzende der SPÖ Mag. Friedrich Unterwieser, der Klubvorsitzende der Grünen Johannes Stöckler, der Klubvorsitzende der FPÖ Georg Pachschwöll und BV DI Heinz Gerstbach. Mag. Silke Kobald präsentierte sich als neue Stellvertreterin und Dorothea Drlik hielt ihre Abschiedsrede.
Die Ansprachen waren natürlich vorwiegend an die beiden Hauptpersonen des Tages, Dorothea Drlik und Mag. Silke Kobald gerichtet und ergaben eine Melange aus Dank und Anerkennung für die scheidende Stellvertreterin und begründeter Zuversicht für die kommende. Je nach politischer Fraktion reichte der Ton von sehr herzlich bis verhalten streitbar.
Als Bezirksvorsteher, Kollege und Freund fand DI Gerstbach die ausführlichsten von Wertschätzung, Dank und wegen des plötzlichen Rückzuges seiner Mitstreiterin auch Elegie getragenen Worte. Wir erfuhren, dass Dorothea Drlik aus einer politisch aktiven Familie stammt und daher schon seit der Jugend mit Politik vertraut war. Sie engagierte sich in der Frauenbewegung der jungen ÖVP und im ÖAAB. Auch in der Zeit, die der Familie gewidmet war, verlor sie das Wohl der Gemeinschaft nicht aus den Augen, unter anderem als Obfrau des Elternvereines bei den Dominikanerinnen. Nachher etablierte sie noch vor der Zeit als Bezirksrätin den Kontaktbesuchsdienst in der Bezirksvertretung und half in der Möwe, einer Organisation, die sich sexuell missbrauchter Kinder annimmt. Im Jänner 1985 wurde sie Bezirksrätin, ab 1990 Leiterin des Finanzausschusses und 1998 als Nachfolgerin von Felix Steinwandtner erste Stellvertreterin von BV DI Heinz Gerstbach. Auch im kulturellen Bereich war sie sehr aktiv. Ihr Grundsatz war es, die Anliegen der Bürgerinnen und Bürger anzuhören und zu versuchen, den Menschen zu helfen.
Dorothea Drlik konnte in ihrer Rede mit der Frage: "Und was bleibt?" auf einige ihrer Verdienste hinweisen, nannte aber auch zwei Dinge, die noch nicht gelungen sind: die Aufstockung der Kinderbetreuungsplätze in Hietzing und die endgültige Rettung des Hörndlwaldes als Erholungsgebiet, für den sie sich auch in ihrer Pension engagieren will. Wichtig ist ihr auch der Erhalt der alten Ortskerne und einer Lebensqualität, in der sich alle Menschen wohlfühlen. Abschließend wurden ihr ehrende "standing ovations" zuteil.
Im Zuge dieser Reden wurde Dorothea Drlik unter anderem zur Eigentümerin eines Ablegers der Brautmyrte Maria Theresias. Maria Theresia hatte sie bei ihrer Vermählung mit Franz I. Stephan, Herzog von Lothringen, im Jahr 1738 vom damaligen osmanischen Sultan Mahmud I. als kleines Myrtenbäumchen zum Geschenk erhalten. Darüber hinaus wechselte auch ein besonderer historischer Gegenstand den Besitzer, nämlich der WC-Schlüssel der Bezirksvorstehung. Dorothea Drlik hatte ihn bei ihrem Amtsantritt vor 13 Jahren vom scheidenden Felix Steinwandtner erhalten und gab ihn jetzt an Mag. Silke Kobald weiter. Das zugehörige Schloss gibt es schon lange nicht mehr, aber der Schlüssel ist mittlerweile zur heimlichen Insignie dieses würdigen Amtes geworden (er trägt die Aufschrift BV-Klo). Damals, bei Felix Steinwandtners Amtsantritt als BV-Stv. zog der scheidende Mag. Hauser diesen Schlüssel aus der Schreibtischlade und sagte: "So, und das ist der Kloschlüssel, und den hab ich von meinem Vorgänger, Herrn BV-Stv. Gerstbach (Anm: dem Vater des jetzigen Bezirksvorstehers) bekommen, und auch ihm war er nach der Angelobung als Erstes überreicht worden!"
Mag. Silke Kobald präsentierte neben ihren künftigen Schwerpunkten auch ihren bisherigen Werdegang. Nach der Matura in Gmunden am Traunsee kam sie nach Wien, studierte Politikwissenschaften und Völkerkunde. Kurz nach Beendigung des Studiums kam ihr Sohn zur Welt, und Hietzing wurde zum Mittelpunkt der Lebensinteressen. Beruflich war sie in der Arabischen Liga und in der Arab Bank tätig. Ein Disput um einen Stand am Roten Berg war der Beginn ihres Engagements für die Bezirkspolitik, später leitete sie die Servicestelle der ÖVP Hietzing. Von 2005 bis 2010 war sie Bezirksrätin in Hietzing, sie war auch im Finanzausschuss tätig, und bis heute ist sie Leiterin der ÖVP Frauen Hietzing. Nach den Jahren als Protokollchefin im Finanzministerium wird sie nun voll und ganz für Hietzing tätig sein: "Gemeinsam mit Bezirksvorsteher Gerstbach will ich meine ganze Kraft für die Lebensqualität in Hietzing einsetzen. Mein Augenmerk gilt einerseits dem Bezirksfundament - den Finanzen, der Wirtschaft und der Bildung - und andererseits den wichtigen Säulen der Lebensqualität im Bezirk - der Umwelt, der Familie und der Kultur. Meine Unterstützung von Heinz Gerstbach sehe ich als wesentliche Aufgabe."