Der Flop-Log

DER PRIVATISIERUNGS-FLOP

(22. März 2013)

Trotz aller gegenteiligen Beteuerungen ist der Verkauf wertvollen Volksvermögens von einer außerordentlichen zu einer permanenten Geldquelle der Gemeinde Wien geworden. Alle schönen und gering verbauten Liegenschaften werden frei gemacht und verwertet, ohne Verständnis für wertvollste Kulturgüter. Der Denkmalschutz spielt keine Rolle. Der 13. Wiener Gemeindebezirk ist davon besonders stark betroffen.

Das Geriatriezentrum am Wienerwald, Teile des Krankenhauses Hietzing, das Neurologische Zentrum Rosenhügel, das Invalidenhaus, die Schule für allgemeine Gesundheits- und Krankenpflege... Alles wird "versilbert", jetzt sagt man "privatisiert". Angeblich zum Besten der Kasse Wiens, möglicherweise zum Besten mancher Taschen, sicher nicht zum Besten des Stadtbildes. Ein einziger Bürgermeister zerstört, was viele Bürgermeister vor ihm aufgebaut und erhalten haben. Vielleicht auch, weil der erste dieser Bürgermeister Lueger hieß.

Dieser gigantische Ausverkauf kaschiert die verfehlte Politik und die Verschwendung der heutigen Stadtregierung. Doch was soll der nächste Bürgermeister verkaufen, wenn keine "Stillen Reserven" mehr da sind, wenn alle disponiblen Juwelen durch Beton- und Glaswüsten ersetzt wurden? Das Rathaus?

DER PFLEGEFLOP

(6. Dezember 2012)

Man kann die Einstellung der Feldbahn im Geriatriezentrum am Wienerwald (Einstellung schon im November 2011, letzte Ausfahrt für die Fotografen am 12. Oktober 2012) symbolisch für die Pflege-Politik der Gemeinde Wien sehen: Zerstörung bewährter Strukturen und teurer Neubau in strittiger Weise. Momentan geht eben der Trend zu kleineren Einheiten, am besten mit Einzelzellen, und jede muss einen Balkon haben, auch wenn er über die Bahngeleise oder in die stinkende Straße ragt. Die Versorgungsgüter werden per Verbrennungsmotor durch die Stadt hin und hergeführt, und ebenso die Pfleglinge, wenn sie mehr als die Routinepflege brauchen. Doch in Wirklichkeit braucht die heutige Zeit sich radikal ändernder Familienstrukturen, die unzählige alte Menschen der öffentlichen Versorgung ausliefert, auch große Pflegeeinrichtungen. Das ehemalige Versorgungsheim mit seinen Pavillons im Grünen, im Verbund mit allen wichtigen geriatrischen Abteilungen und sogar neben einem Spital, versorgt aus einer mit der Feldbahn logistisch bestens verbundenen Zentralküche und inklusive aller sonstigen dienlichen Einrichtungen von der Kirche bis zur Leichenhalle, was kann es da besseres geben?

Begründet wird die Vernichtung mit den hohen Kosten und anderen nicht nachvollziehbaren Dingen, denn es gibt keinen Hinweis auf eine Vollkostenrechnung durch die Gemeinde Wien. Darin würden sich die Vorteile der Skaleneffekte massiv auswirken und sich selbst teure Instandhaltungen billiger als Neubauten erweisen. Auch das Argument ungeeigneter Altbauten ist unglaubwürdig, wenn sie zu Luxuswohnungen sehr wohl adaptierbar sind. Zu vermuten sind andere, im Dunkeln bleibende Motive vom Bauchgefühl des Bürgermeisters bis zur simplen Unfähigkeit, große Einheiten zufriedenstellend zu führen. Als gelernter Österreicher darf man auch vermuten, dass die Erhaltung von bestehenden Gebäuden durch das Baunebengewerbe keine großen Provisionsflüsse in Gang setzten kann.

Die Folge sind Wohnsiedlungen mit klingenden Namen, eigener Kirche, Zentralküche, Leichenhalle und rostenden Schienen. Die architektonischen Verrenkungen, in und zwischen den denkmalgeschützten Mauern sind ein Grauen für sich. Behandlung (welt)kulturellen Erbes á la Gemeinde Wien.

DER  UMWELTFLOP

(21. November 2012)

Wenn man den Einschätzungen von Institutionen wie dem Club of Rome oder den Umweltagenturen der Vereinten Nationen glaubt, dann ist das weltweit proklamierte Ziel einer Klimaerwärmung um 2 Grad im Laufe dieses Jahrhunderts längst unrealistisch und auf Basis gegenwärtiger wirtschaftlicher, technischer und politischer Bedingungen eine Erwärmung um 4 Grad oder mehr bereits unvermeidbar. Eine Erwärmung um 4 Grad – da sind sich auch fast alle einig – bedeutet eine nicht mehr lebenswerte Welt (für unsere Kinder und Kindeskinder).


Gemessen an den Prioritäten der Delegationen aus aller Welt ist es praktisch auszuschließen, dass auf irgendeiner der zukünftigen Umweltkonferenzen eine rettende Einigung zustande kommt.


Was sollen nun diejenigen machen, die in den Augen ihrer Nachfahren nicht als mitschuldig an dem absehbaren Desaster gelten wollen? Ich weiß es nicht, denn unser Lebensstil gibt wenig Chancen auf eine Absolution. Aber es gibt erhebliche Bereitschaft zur Unterstützung alternativer Kräfte. Doch wo sind diese alternativen Kräfte? Die sogenannten Grünen und alle anderen wahrnehmbaren Oppostionsparteien sind es jedenfalls nicht!

DER PENSIONSFLOP

(20. Dezember 2011)

Der Dienstgeber beeindruckte: "Wir bieten Sicherheit und eine schöne Pension!"

Vorstand und Betriebsrat präzisierten: "Die Wertpapierbörsen werden das Geld für eure Pensionen beschaffen!". Gesetzlich sanktioniert trugen sie das Geld ins Spielkasino (offiziell: Pensionskasse, auch "Zweites Pensionsstandbein" genannt).

Die Zeit strafte sie Lügen: "Eure Pensionen werden kleiner als versprochen! Ihr könnt nur mehr mit 90% des Zugesagten rechnen!" Später wurden daraus 70%, dann bestenfalls die Hälfte und in die Zukunft projiziert nur mehr 15%!

Was tat der Gesetzgeber? Er half – aber nicht den Geschädigten, sondern den Pensionskassen, die nicht einmal ihre Mindestertragsgarantie von 1,5 % (!) einhalten mussten.

Dass die Politik ihren Freunden in den Kasinos verpflichtet ist, beweist auch der jüngste Entwurf zu einer Pensionskassengesetz-Novelle: Sie sichert das komfortable Überleben der Pensionskassen auf Kosten der "Berechtigten". Sie erkennt keine Unvereinbarkeit, wenn Pensionskassen im Eigentum von Banken stehen und diese das Pensionskassen-Management bestimmen. Den Geschädigten verweigert sie jede Entschädigung oder Erleichterung, sie gibt ihnen nicht einmal das Recht, ihr verbliebenes Geld durch Barauszahlung aus der Vernichtungsmaschinerie zu retten oder wenigstens die Pensionskasse zu wechseln, selbst wenn man der inkompetentesten oder nepotistischsten Kasse mit der vergleichsweise schlechtesten "Performance" in die Hände gefallen ist.

Der Zorn wächst.

Stopp dem Pensionskassenflop!

hojos