2010 - Biodesaster statt Biodiversität

Betrachtung aus Anlass des Jahres der Biodiversität 2010 und des Uno-Berichtes "The Global Biodiversity Outlook-3"
11.05.2010

2002 vereinbarten die "Regierungen" in Johannesburg eine Verlangsamung des Rückganges der Artenvielfalt bis 2010. Informationen dazu gibt die Convention on Biological Diversity. Die Ziele sind nicht nur verfehlt worden, der Vernichtungsdruck ist sogar gestiegen.

Die Ergebnisse im heute veröffentlichten UNO-Bericht "The Global Biodiversity Outlook-3" sind äußerst alarmierend: Die biologische Vielfalt geht in einer noch nie vorgekommenen Geschwindigkeit zurück, allein zwischen 1970 und 2006 nahm die Artenzahl der Säugetiere, Vögel, Reptilien und Fische weltweit um ein Drittel ab, einige Ökosysteme könnten in absehbarer Zeit für Menschen unbrauchbar werden, 21 Prozent aller bekannter Säugetiere, 30 Prozent aller Amphibien, zwölf Prozent aller Vögel und 27 Prozent der Riffkorallen sind vom Aussterben bedroht.

In die gleiche Kerbe schlägt eine Bericht über die Weltmeere. Forscher gehen von einem Rückgang des Fischbestandes seit 1890 von 90 bis 95 Prozent aus. Die Fangquote der britischen Flotte liegt heute – trotz viel höherem Energieeinsatz und besserer Technik - deutlich unter dem Niveau von 1889.

"Würden wir ähnliche Verluste an den Börsen machen, würde es eine Massenpanik geben", ist eine der Aussagen dazu. Einen wirtschaftlichen Vergleich versucht eine Äquivalenzrechnung, die Leistungen der Natur wie Reinigung von Wasser und Luft, Schutz der Küsten etc. in Geldwert umrechnet: Allein der Verlust von Waldfläche kostet jährlich zwischen zwei und viereinhalb Billionen Dollar. Das stellt die heutigen Wirtschaftskrisen in den Schatten, wird aber trotzdem als eine Nebensächlichkeit abgetan.

Längst liegt die Verantwortung für die Umwelt nicht mehr nur bei Regierungen und Organisationen. Sie ist Sache jedes Einzelnen. Das biologische und dem folgende politische Desaster ist mittlerweile viel leichter vorhersehbar, als es politische Ereignisse in der Vergangenheit jemals waren. Damit wird der vorwurfsvolle Unterton, wie er die Fragen an unsere unmittelbaren Vorfahren oft bestimmt, in den Fragen unserer Kinder viel berechtigter sein: Wie hast du persönlich gelebt, was hast du konsumiert, wie bist du gereist, welchen Widerstand hast du geleistet ... Überlegt euch mittlerweile die Antworten.

hojos
am 11. Mai 2010