Licht aus

08.04.2009

Licht aus, Türe zu, Rollladen runter. Es ist soweit.
Der erste meiner liebsten Nahversorger hat zugesperrt. Bitte eine Schweigeminute für das „Il Bio“ einlegen.

Obwohl: zugesperrt hat nur das Geschäft, „der Laden“ läuft weiter. Nicht mehr in Hietzing, sondern im 7. Bezirk. In der Burggasse ist wohl mehr Kundenfrequenz zu erwarten.

Das „Il Bio“ war eines der originellsten Nahversorgungsbetriebe in unserer Nähe. Nicht nur die persönliche Betreuung war einmalig, auch die Waren waren sprichwörtlich handverlesen. Liebe zum Detail war hier überall spürbar. Deshalb wurde das „Il Bio“ auch mit dem Hietzinger Mercure (einem Wirtschaftspreis für Unternehmer, die sich besonders im Bezirk bemühen) ausgezeichnet.

Nun wurde es also geschlossen. Verübeln kann man es den sympathischen Betreibern nicht. Der Rubel rollt in der Innenstadt sicher besser. Dort liegen solche kleinen Geschäfte auch „im Trend“ (soweit ein liebevolles geführtes Lebensmittelgeschäft jemals außer Mode kommen kann), hoffen wir, dass dort die Konkurrenz nicht - im Gegensatz zu Hietzing - zu groß ist.

Schuld am Abzug ist aber sicher nicht die Geldgier der Betreiber - so ein kleines Geschäft kann man immer auch nur wegen der Liebe zu den Produkten aufsperren. Wenn jemand überhaupt „Schuld“ hat, so sind es die „Vorbeifahrer“, die „Nicht-stehen-Bleiber“ und die „Nicht-hinein-Geher“. Hat man das Geschäft nämlich einmal betreten, ist man Stammkunde. Glauben Sie mir, ich habe es am eigenen Leib erfahren. Auch ich hätte meine Lebensmittel öfter dort einkaufen können. Mea Culpa. Asche auf mein Haupt.

Jetzt ist es also zu spät. Ein Hietzinger Vorzeigebetrieb hat zugesperrt. Ein leeres Geschäft bleibt zurück. Das nächste. Und es werden immer mehr. Wenn wir nicht hineingehen. Und beim Nahversorger einkaufen.

Ich habe aber bereits ein weiteres kleines Geschäft entdeckt. Von Außen sieht es aus wie ein Greißer aus den 50er Jahren. „Obst“ steht über der Eingangstür. Und das wichtigste: drinnen brennt Licht. Noch...

Lorenz Goldnagl
8. April 2009