Prof. Fritz Moravec

Forschungsreisender, Expeditionsbergsteiger, Schriftsteller, Vortragender, Alpinpädagoge. Vom Vater hatte er die Leidenschaft für das Bergsteigen, vom Bergsteigen die Verantwortung für den Mitmenschen. Wohnhaft war er in der Versorgungsheimstraße, begraben ist er am Hietzinger Friedhof.
27.04.1922

Fritz Moravec wurde als Sohn eines Lokomotivführers in Wien geboren und besuchte die dortigen Pflichtschulen. Da er vorerst nicht studieren wollte, erlernte er den Beruf des Kraftfahrzeugmechanikers; erst nach dieser Fachausbildung entschied er sich dafür, Maschinenbau zu studieren.

1942 rückte Fritz Moravec zu den Gebirgstruppen ein, wo er als Hochgebirgssanitäter im Kaukasus eingesetzt war. Nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1946 war er zwei Jahre als Arbeitsinspektor tätig. Nach weiteren Studien in Psychologie und Pädagogik nahm er eine Stelle als Fachlehrer an der Berufsschule für Schlosser an.

Die Leidenschaft für das Bergsteigen wurde Fritz Moravec sozusagen in die Wiege gelegt, sein Vater war im ersten Weltkrieg an der Dolomitenfront Militärbergführer und von ihm hatte er die Begeisterung für die Berge bekommen. Während sich der Vater im steilen Fels zu Hause fühlte, reizte den Sohn das extreme Eisklettern.

In den Nachkriegsjahren führten die ersten Bergfahrten Fritz Moravec in die Hochschule der Wiener Kletterer ins Gesäuse und in zahlreiche Berggruppen der Hohen Tauern. Stets fühlte er sich mit der Jugend sehr verbunden, leitete eine Jugendgruppe, führte im Sommer Jungbergsteigerlager, hielt Eis- und Kletterkurse für junge Menschen ab und fand seine Freude darin, jungen Menschen die Schönheit der Bergwelt näher zu bringen.

1950 war es Österreichern wiederum möglich - allerdings mit Visa - Auslandsreisen zu unternehmen. Mit seinem Fahrrad radelte er in die Schweiz, zum Berg der Berge, dem Matterhorn.

Jahr für Jahr fuhr er in die Westalpen. Die großen Eiswände und Überschreitungen hatten es ihm angetan. Einige Westalpenfahrten: Breithorn-Nordwestwand, Lyskamm - diretissima, Nordwand, Castor-Nordwestwand, gesamte Nadelgratüberschreitungen und andere 12 Viertausender erstieg er. Seine Vorliebe galt stets dem Steileis.

1954 wurde er in die erste von der Österreichischen Himalaya - Gesellschaft veranstalteten Expedition berufen, zum Saipal.

1955 wurde er mit der Leitung der „Afrika-Ruwenzori Expedition“ betraut.

1956 führte er eine Expedition zum 8035 m hohen Gasherbrum ll, wo ihm und zwei Bergsteigern (Sepp Larch und Hans Willenpart) die Erstersteigung gelang.

1957 stand in Ostafrika das Hochland der Riesenkrater am Programm.

1958 Nord-Süd Druchquerung Ny Frieslands.

1959 leitete er die Dhaulagiri-Expedition.

1960 unternahm er eine Expedition nach Spitzbergen.

1962 kam die Wende im alpinen Leben von Fritz Moravec. Einerseits bot man ihm die erste holländische Himalaya-Expedition als bergsteigerischer Leiter in den Lang-Tang-Himal an, andererseits boten ihm die Naturfreunde die Chance, in der Glocknergruppe eine Bergsteigerschule aufzubauen. Moravec entschied sich für das Ausbildungsprojekt, denn er betrachtete es als eine wichtige Lebensaufgabe, Menschen vor einem Bergunfall zu bewahren. Mit Freude und Stolz erfüllte es ihn, dass die von ihm kreierten speziellen alpinen Kinderausbildungskurse weltweit anerkannt wurden. Mit Medizinern, Psychologen, Pädagogen, Juristen, Eltern und den Berglehrern wurde das Ausbildungsprogramm für die 10 bis 13-jährigen Kinder entwickelt.

30 Jahre leitete Fritz Moravec die Hochgebirgsschule Glockner-Kaprun, die nach seinem Tode in „Fritz Moravec-Hochgebirgsschule“ umbenannt wurde.

1964 - 1965 war Moravec in Israel, um für wissenschaftliche Zwecke schwer zugängliche Höhlen zu erschließen.

1965 leitete er die Naturfreunde-Anden-Expedition zum Aconcagua.

1970, 1971, 1972 Ausbildung des Mount Kenia-Bergrettungsteams in Kenia als auch in Österreich.

1974 Lahul-Himalaya.

1980 bis 1996 war Moravec 40 Mal in Tibet, davon ging er 8 Mal die Umrundung des Heiligen Berges „Kailash“.

Zu seinem „Traumland Tibet“ kam Moravec durch das Buch von Dr. Herbert Tichy „Zum heiligsten Berg der Welt, zum Kailash“, das ihm sein Vater zu seinem 15. Geburtstag schenkte. Tichy und Moravec wurden in späteren Jahren Freunde und wollten sogar 1988 nochmals gemeinsam den Berg Kailash umrunden. Leider starb Tichy 1987. Moravec konnte nur mehr das Vermächtnis Tichys erfüllen, seinen am Cho Oyu erfrorenen Finger an der Nordseite des Kailash in die Erde zu legen.

Ab dem Jahre 1992 begründete Fritz Moravec zwischen fünf tibetischen und österreichischen Schulen Partnerschaften, um den Kindern die Kultur des jeweils anderen Landes näher zu bringen.

Fritz Moravec schrieb vier Bücher:

Weiße Berge - Schwarze Menschen (1958)
Dhaulagiri - Berg ohne Gnade (1960)
Gefahren und Gefährten - Abenteuer auf Spitzbergen (1961)
Himalaya-Bergsteigen einst und heute. - Von den ersten Erkundungen zu den käuflichen Gipfeln (Erschien 1998 nach seinem Tode). Der Inhalt dieses Buches hätte ein großer Vortrag im Rahmen der Wiener Vorlesungen im Festsaal des Wiener Rathauses werden sollen. Einen Tag vor dem Termin musste Fritz Moravec diesen absagen, er wurde notoperiert und konnte nie mehr diese für ihn so wichtige Thematik vor Publikum abhandeln.
Weiters verfasste er zahlreiche Artikel in alpinen Zeitschriften bzw. schrieb auch, besonders in letzter Zeit über den tibetischen Buddhismus.
Fritz Moravec drehte zudem zahlreiche Bergfilme (Idee, Regie und Schnitt); von denen einige auch bei internationalen Wettbewerben Preise erzielten.

Darüber hinaus hielt Fritz Moravec die ersten Bergfilmfestivals in Wien ab.

Der Klub der Kinoamateure Österreichs veranstaltet, um dem Andenken an Fritz Moravec besonderen Wert zu verleihen, jährlich einen international ausgeschriebenen Bergfilmwettbewerb:

„Fritz Moravec International Cine & Video Award for Alpine Movies”.

Am 17. März 1997, kurz vor seinem 75. Geburtstags starb Fritz Moravec in Wien, am 27. April 1999 (seinem 77. Geburtstag) wurde auf Antrag der Bezirksvorstehung Hietzing ein Weg auf den Küniglberg in „Fritz Moravec-Steig“ benannt.

Quellen:
Aus „Fenster in die Vergangenheit“, Lokalgeschichtliche Schriftenreihe des 13. Wiener Gemeindebezirkes.

hojos