Johann Strauss

Eine Hommage zum 120. Todestag des Wiener Komponisten, Kapellmeisters und Geigers von Dieter Bock
23.04.2019

Johann Baptist Strauss wurde am 25. Oktober 1825 in St. Ulrich bei Wien, heute ein Teil des 7. Bezirkes, als erster von vier Söhnen des Komponisten und Kapellmeisters Johann Strauss (1804–1849) und Anna, geborene Streim (1801–1870) geboren. Neben seinen beiden jüngeren Brüdern Josef (1827–1870) und Eduard (1835–1916), die ebenfalls hervorragende Komponisten wurden, hatte er noch zwei jüngere Schwestern, Anna (1829–1903) und Therese (1831–1915). Der jüngste Bruder Ferdinand verstarb im Geburtsjahr 1834.

Von 1837 bis 1841 besuchten Johann und Josef das „Schottengymnasium“ in Wien, ab 1841 studierten beide an der „kommerziellen Abteilung“ des „Polytechnischen Institutes“ (heute TU Wien). Zusätzlich erhielten beide Brüder Klavierunterricht. Johann lernte später auch Violine bei Anton Kohlmann und Komposition bei Joachim Hoffmann und Joseph Drechsler.

Johanns erster Auftritt mit seiner Kapelle am 15. Oktober 1844 im Casino Dommayer (heute Parkhotel Schönbrunn) in der Hietzinger Hauptstraße 12, später 10–14, war ein Riesenerfolg. Er gewann die Gunst des Publikums, aber auch die Verzeihung seines Vaters, der von dem renitenten „Schani“ einen „ehrlichen“ Broterwerb gefordert hatte, da ihm jede „Spur von Talent fehlt“. Für dieses Debüt schrieb Johann Strauss den Walzer „Gunstwerber“, der später als op. 4 veröffentlicht wurde.

Die „Allgemeine Theaterzeitung“ vom Donnerstag, den 17. Oktober 1844 schrieb über das Debüt von Johann Strauss im Casino Dommayer u. a. folgendes: „Der Sohn aber fühlte das Blut seines Vaters elektrisch in seinen Adern rollen, und so wagte er den kühnen Wurf, und wie der Erfolg des ersten Abends lehren dürfte, ist er ihm gelungen. Der junge Director, der auch zugleich als Compositeur auftrat, wurde bei seinem ersten Erscheinen mit rauschenden Zeichen des Wohlwollens und der Aufmunterung begrüßt, und seine Compositionen: ‚Gunstwerber Walzer‘, ‚Quadrille‘, ‚Polka‘ und ‚Sinngedicht-Walzer‘, letztere im vorzüglichsten Maße, hatten sich des lebhaftesten Beifalls zu erfreuen, so zwar, daß sie sämmtlich mehrmals zur Wiederholung verlangt wurden, welche Ehre, den ‚Sinngedichten‘ vielleicht fünf Mal zu Theil wurde. Sämmtliche Compositionen sind in jenem charakteristischen Style geschrieben, welcher die Straußschen Tanzweisen so unwiderstehlich und beliebt macht, und auch in Beziehung der effectvollen Instrumentation ist des Vaters Einfluß nicht zu verkennen.“

1849, nach dem Tod seines Vaters, des Schöpfers des „Radetzky-Marsches“, vereinigte Johann die beiden Orchester. Bald danach begann sein Aufstieg als Kapellmeister und Schöpfer unsterblicher Walzer, Polkas und Märsche. Er wurde zum Liebling der Wiener, zum gefeierten Star der Ballsäle, und ging mit seiner Kapelle auf Tourneen durch ganz Europa und nach Nordamerika. 1863 wurde er zum k. k. Hofballmusik-Direktor ernannt.

Johann Strauss heiratete 1862 Henriette, geb. Chalupetzky (1818–1878), die unter dem Namen Jetty Treffz als Sängerin bekannt war. Sie war ihm die starke Ehefrau und Managerin, die er brauchte, die sich um alles kümmerte. In ihrer gemeinsamen Zeit schuf er neben der „Fledermaus“ seine schönsten Walzer.

Im Hochzeitsjahr bezogen sie eine 1850 erbaute kleine Villa in der damaligen Hetzendorfer Straße 18 (seit 1894 Maxingstraße 18), die sie bis Jettys Tod 1878 bewohnten. Danach soll Strauss die Villa nie mehr betreten haben.

In diesem Haus komponierte Strauss u.a. die Musik zu seiner berühmtesten Operette, „Die Fledermaus“ nach Meilhac u. Halévy von C. Haffner und Richard Genée. Als die „Fledermaus“ nach ihrer Uraufführung am 5. April 1874 nach nur 16 Aufführungen abgesetzt wurde, wagte wohl niemand zu sagen, dass die „Königin der Operetten“ mit ihrer überschäumenden Lebensfreude und Champagnerseligkeit später zum Inbegriff der Gattung werden sollte. Nach dem massiven Kurssturz an der Wiener Börse am 9. Mai 1873 und der darauffolgenden Rezession hatten die Wiener wohl andere Sorgen und waren noch keineswegs in Feierlaune. Die ausführliche Geschichte dieser Operette wurde im 1999 erschienenen Buch „Die Fledermaus“ von Oswald Panagl und Fritz Schweiger beschrieben.

Der Operette hatte sich Johann Strauss erst spät, angeregt durch Jacques Offenbach und auf Drängen seiner Frau, zugewandt. Neben diesem Meisterwerk schuf er in Hietzing u.a. auch die Operetten „Indigo und die vierzig Räuber“ (UA 1871), „Carneval in Rom“ (UA 1873), „Cagliostro in Wien“ (UA 1875), „Prinz Methusalem“ (UA 1877).

Nach Jettys plötzlichem Tod war Strauss von 1878 bis 1882 mit der Schauspielerin Ernestine Henriette Angelika Dittrich, Lili genannt, (1850–1919) verheiratet. Seine dritte Ehe mit Adele Deutsch-Strauß (1856–1930) dauerte von 1887 bis zu seinem Tod 1899.

Das umfangreiche Oeuvre von Johann Strauss Sohn umfasst eine Oper („Ritter Pásmán“), 15 Operetten („Die Fledermaus“, „Eine Nacht in Venedig“, „Der Zigeunerbaron“, „Wiener Blut“ u.a.), ein Ballettfragment („Aschenbrödel“), rund 480 Walzer, Polkas, Mazurkas, Märsche, Françaisen und Quadrillen sowie drei Romanzen für Klavier und Violoncello (oder Orchester) und ein Hochzeits-Präludium für Violine, Orgel (oder Klavier) und Harfe.

Zu seinen bedeutendsten Werken zählen neben der „Fledermaus“ u. a. die Walzer „An der schönen blauen Donau“, „Frühlingsstimmen“, „Geschichten aus dem Wienerwald“, „Kaiser-Walzer“, „Künstlerleben“ und die „Annen-Polka“. Johann Strauss zählt neben Franz von Suppé, Carl Millöcker, Richard Heuberger und Carl Zeller zu den Protagonisten der „Goldenen Ära der Wiener Operette“.

Der „Walzerkönig“ Strauss starb am 3. Juni 1899 an den Folgen einer Lungenentzündung. Er wurde in einem Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Seine wunderbaren Melodien und Walzer bleiben jedoch unsterblich.

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Ein paar Takte aus dem „Zigeunerbaron“ von Johann Strauss (Sohn). © Archiv 1133.at
<p><b>Ein paar Takte aus dem „Zigeunerbaron“ von Johann Strauss (Sohn)</b></p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>

Dieter Bock
im April 2019