Andreas Altmann kommt nach Wien-Hietzing

und liest aus seinen Büchern: 28. Oktober 2017 um 19 Uhr im großen Festsaal des Amtshauses Hietzing, 1130 Wien, Hietzinger Kai 1–3
28.10.2017

Kurzbiografie von Andreas Altmann

Andreas Altmann verließ nach einer letzten, körperlichen Auseinandersetzung mit dem Vater das Elternhaus. Im Eiltempo. Die zum Überleben notwendige Orientierung wurde zum Marathon und trieb ihn in die stillsten und lärmendsten Winkel des Planeten, finanziert mit Jobs – vom Anlageberater über Taxifahrer und Modell bis zum Straßenarbeiter. Die vielversprechend begonnene Schauspielerei entpuppte sich als Strohfeuer. Mit knapp 40 entdeckte er das Schreiben. Heute ist er mit 20 veröffentlichten Büchern (darunter sechs Bestseller) ein mehrfach ausgezeichneter Reporter und Autor. Seine Heimat ist die Welt, und Paris ist deren Hauptstadt. / www.andreas-altmann.com

Interview mit Andreas Altmann

Aus Anlass der bevorstehenden Lesung habe ich auch ein kurzes Interview mit dem Schriftsteller geführt. Die von mir gestellten Fragen sind in grüner kursiver Schrift dargestellt, die Antworten von Andreas Altmann in normaler Schriftart.

„Das Scheißleben meines Vaters, das Scheißleben meiner Mutter und meine eigene Scheißjugend“ erscheint nächstes Jahr auf Französisch. Haben sie Angst vor den Reaktionen in Ihrer Wahlheimat?

Ich denke gar nicht daran. Meine Ängste hebe ich mir für Schlimmeres auf. Ich freue mich wie jeder passabel vernunftbegabte Autor: Er wird wahrgenommen! Hurra!

Wie groß schätzen Sie Ihren „Ökologischen Fußabdruck“?

Klein, da ich weder Auto noch Waschmaschine noch Badewanne noch Kinder besitze. Und groß, wenn ich (oft) ein Flugzeug besteige. Wir haben alle Dreck am Stecken.

Glauben Sie, irgendwann einmal ohne Provokation auszukommen?

Hey, wir haben schon genug stinkfade Bücher.

Würden Sie sich als wütenden Menschen beschreiben?

Ich muss Sie enttäuschen, ich bin nicht 24 Stunden lang zornig, denn dazwischen mache ich Pause und grinse und streichle und kichere und bin schwer ins Leben verliebt. 

Sie haben überschwängliche Kritiken, aber auch böse Kritik. Manche Stimmen sagen, dass Sie sich thematisch im Kreis drehen. Haben Sie Lust, einmal etwas anderes zu versuchen?

Sofort, aber als Gigolo bin ich zu alt. 

Haben Sie mittlerweile neben dem Schreiben eine weitere Fähigkeit an sich entdeckt?

Ich suche noch immer und finde jeden Tag nichts.

Ihre letzte Reise führte Sie nach Mexiko, dort haben Sie auch eine Zeit lang gelebt. Was sind die größten Probleme in diesem Land, von dem wir hier nur wenig mitbekommen?

Das Land hat nur ein Problem: die Armut. Alle anderen Probleme erklären sich – nicht durch und durch, aber zum Großteil – aus diesem Zustand. 

Wie lange werden Sie noch reisen?

Haha, was für eine Frage, also, wenn ich Pech habe, dann ist es in einer Stunde vorbei, wenn ich ganz viel Pech habe, muss ich noch dreißig Jahre lang den Ranzen schnüren. 

Gibt es Länder, die Sie aus Sicherheitsgründen nicht bereisen?

Die ich einst bereiste, aber heute nicht mehr: ein paar afrikanische, ansonsten muss man an einigen Orten auf der Hut sein. In Mexiko übrigens auch. 

Denken Sie, dass es Menschen gibt, die mit 40 Jahren im selben Job und mit derselben Frau an ihrer Seite glücklich werden können? Und respektieren Sie diese Entscheidung?

Wieder eine herrlich lustige Frage. Was gehen mich Leute an, die mit demselben Beruf, mit derselben Gattin glücklich werden? Sollen sie! Jeder Glückliche hebt den Glücksquotienten der Welt. Jeder Glückliche schneidet keinem den Kopf runter. Jeder Glückliche strahlt Glück aus. Bei einem so hohen Anteil an frei herumlaufenden Tränensäcken gebührt jedem Glückstrahlenden ein Denkmal.

hojos
im August 2017