Die Familie Wiesinger als Pächter des Lindwurms

Für die Sonderausgabe Nr. 1 des Ober St. Veiter Blattls gesammelte Materialien

Die Existenz des Lindwurmsaales aus dem Jahre 1936 bis in unsere Tage ist der Initiative der Familie Wiesinger, zu verdanken: Sie verhinderte den Abbruch.

Für lange Zeit stand der Lindwurmsaal leer. Der Dornröschenschlaf der Lokalität sollte zwar keine 100 Jahre währen, aber immerhin ungefähr 16 Jahre. Erst ein Ausflug des Ehepaares Johanna und Josef Wiesinger sollte die Lindwurmhütte nach dem Abzug des letzten Pächters Mitte der 50er Jahre wieder wachküssen.

Man schrieb bereits das Jahr 1969 und der Platz hatte sein Aussehen gegenüber den früheren Tagen, als es noch das Weinhaus Doll am Stock im Weg war, stark verändert. Das alte Stammhaus – die einstige „Huben“ – und der Stadl waren längst verschwunden, ebenso die Rosenfelder und die von Buxbäumen eingefassten Sitzlogen. An die Obstbäume erinnerten noch die Löcher im Boden. Nur mehr einige Buxbaumeinfriedungen an den Wegen, zwei Mammutbäume und die Lindwurmhütte selbst zeugten von früheren Zeiten.

Das leere Lokal erregte sofort das Interesse der Wiesingers und Herr Josef erkundigte sich bei der MA 42 nach der Situation. Die Beamten der MA 42 hielten ihn zunächst für den Repräsentanten einer Abbruchfirma, denn auch der Lindwurmsaal war mittlerweile zur Demolierung ausgeschrieben worden. Für die Gemeinde Wien waren die laufenden Kosten des Objektes ohne Aussicht auf eine vernünftige Verwertung zu hoch geworden.

Nach kurzer Verhandlung war man handelseins und Frau Johanna Wiesinger wurde 1970 zur neuen Pächterin. Bisher hatte sie im Betrieb des Schwagers, dem Rohrhaus im Lainzer Tiergarten, mitgeholfen und sich die einschlägigen Kenntnisse angeeignet. Die zerstörten Stromleitungen wurden von der Gemeinde erneuert, der Wasseranschluss reichte nur bis unterhalb des Hauses. In mühevoller Arbeit musste das leere Gebäude innen und außen saniert und eingerichtet werden.

Von der verregneten Eröffnung zu Pfingsten 1970 an waren die ersten zehn Jahre besonders schwierig und man war dem Aufgeben nahe. Erst dann ging es aufwärts und auch Herr Wiesinger konnte seine Stelle als Fleischhauer in St. Marx aufgeben, um sich ebenfalls dem Lindwurm zu widmen.

Im Jahre 1985 wurde die Lindwurmtafel von Herrn Johann Brennig mit Unterstützung alter Freunde auf der Basis von Erinnerungen aus der Kinderzeit – brauchbare Fotos sind erst später aufgetaucht – neu geschnitzt und nach der Brücke zum Lindwurm aufgestellt.

1997 bis 1999 wurde ein Zubau zum Lindwurm errichtet, der die Küche und den Schankraum aufnahm. Der Lindwurmsaal oben zeigt sich noch ganz im ursprünglichen Stil, der Schankraum unten ist mittlerweile zu einem Nichtraucherbereich geworden.

Das originale Schild über der Eingangstüre zum Lindwurm war zur Restaurierung gegeben worden, verschwand aber leider samt dem Restaurator.

Im Jänner 1999 ist die seit 1975 mitarbeitende Tochter Renate Willisch zur neuen Pächterin geworden. Je nach Jahreszeit stehen ihr bis zu fünf Mitarbeiter zur Seite. Geboten wird eine gutbürgerliche Küche mit gemütlicher Atmosphäre für Jung und Alt. Bei ausreichender Schneelage ist im Winter der Babylift nebenan in Betrieb.

Johanna Wiesinger (rechts im Bild) und ihre Tochter Renate Willisch vor dem Ausflugsrestaurant Lindwurm.
<p>Johanna Wiesinger (rechts im Bild) und ihre Tochter Renate Willisch vor dem Ausflugsrestaurant Lindwurm.</p>
Adresse: 1130 Wien, Ghelengasse 44
Telefon: 879 77 04
www.gasthaus-lindwurm.at

hojos
im Juni 2004