Ein Sonntag unter Fliegern

Fluglärm über Ober St. Veit
28.11.2004

Ein herrlicher Tag. Der Blick von der Terrasse schweift über die vertrauten Konturen, alles liegt in Ruhe gebettet. Wie schön, wenigstens die Sonntagsruhe erhalten zu haben. Nur vereinzelt schlägt eine Autotür, langsam verebbt das gedämpfte Motorengeräusch. Gleich wieder absolute Stille. Zu ruhig eigentlich, denn früher war die Ruhe vitaler, belebt vom Rascheln im Wald und einem Konzert der Vogelstimmen.

Die Sonne ist noch da, neugierig blinzelt sie aus dem Osten. Von dort kommt auch der Wind. Leider, wie sich gleich herausstellt: Anschwellendes Motorengeräusch aus dem Westen lässt den Kopf herumwirbeln. Es wird lauter und lauter, eine schwere Maschine schwebt knapp über die Dächer, träge dem Flughafen zu. Gut eine Minute lang tötet sie jede Ruhe, trotzig unberührt von jeder Anklage. Zornige Blicke und Ohnmacht folgen ihr. Wer erlaubt ihr denn, des Menschen Erholung so elendiglich zu stören? Eine Maschine folgt der anderen, der Zorn wächst..

Der Wind dreht, die Armada sucht sich eine andere Route. Wie angenehm. Der Sonntag kehrt zurück, fast so, wie er früher war. Ein wenig Stochern im Garten, Kochen, Essen, Körper und Geist schöpfen Kraft für die nächste Arbeitswoche. Ein Mittagsschlaf im Freien setzt die Krone, entspannt im Gartenstuhl, die Sinne weichen.

Jedoch, im Westen: brummbrumm ...

Wer nachforscht erfährt, dass die Abflugroute seit April dieses Jahres von weniger dicht besiedelten Gebieten in das Stadtgebiet von Wien entlastet und damit einhergehend auch die Frequenz der Landeanflüge, erheblich verdichtet wurde. Die in Planung befindliche 3. Piste für Schwechat zielt ebenfalls nach Westen und wird uns zusätzlich belasten. Nach einer Studie der TU Wien wird sich die Kapazität des Flughafens dadurch von 1997 mit 160.000 Flügen pro Jahr auf 400.000 erhöhen. Der Probebetrieb läuft: Bis März 2005 werden die Auswirkungen auf unsere Region erhoben. Wer sich nicht wehrt, stimmt der neuen Lärmbelastung zu! Informationen unter anderem unter www.stop-fluglaerm.at.

Sich zu wehren, kann nicht fortschrittsfeindlich sein. Wohl garantiert bis heute vor allem das wirtschaftliche Wachstum unseren Wohlstand, aber sollte nicht endlich auch auf die Qualität dieses Wachstums geachtet werden? Warum erhöht sich die Flugfrequenz so rasant? Weil Fliegen immer billiger wird, ohne Rücksicht auf die Umwelt, niemand bezahlt die Umweltkosten. Wir nützen Einkaufstrips nach London, Rom oder Madrid, finden dort ein immer ähnlicheres Angebot, sind aber geflogen und es war spottbillig. Wir alle müssen uns bei der Nase nehmen.

Der 13. und 14. Bezirk ist vor allem von den Anflügen betroffen, aber auch die Starts queren schon nahezu den Gemeindeberg. Die zunehmende Dichte vermindert unsere Lebensqualität bereits fühlbar und wird zwangsläufig zu einer Entwertung der Immobilien führen. Bitte beobachten auch Sie die Auswirkungen des Fluglärms und zögern Sie nicht, Ihren Unmut mündlich oder schriftlich (z.B. unter 0810 22 33 40 oder umwelttelefonvie@yourccc.com) zu äußern.

hojos
im November 2004