Plan Dokument 7654

Flächenwidmung Ober St. Veit
22.03.2006

Am 22. März 2006 fand im Festsaal der Bezirksvorstehung Hietzing, 1130 Wien, Hietzinger Kai 1 eine BürgerInnenversammlung zum Plan Dokument 7654 „Flächenwidmung Ober St. Veit“ statt. Darin werden die neuen Flächenwidmungen für die Einsiedeleigasse 4-6 und die Sommerergasse festgehalten. Anwesend waren die Bezirksvorstehung, Gemeinde- und Bezirkspolitiker, Mitarbeiter der befassten Magistratsabteilungen, die Projektbetreiber, der planende Architekt Prof. Holzbauer und BürgerInnen.

Nach der Eröffnungsrede des Hr. BV Dipl.-Ing. Gerstbach präsentierten die Bauwerber Raika Leasing via Computer-Bildtechnik die geplante Verbauung für Einsiedeleigasse 4-6 (Schutzzone Ortskern Ober St. Veit). Die Gebäudehöhe wird im neuen Plan gegenüber den Widmungen von 1995 von 6,5 Meter auf 7,5 Meter erhöht. Unter Ausnützung aller Möglichkeiten der Wiener Bauordnung kommt man zu einer Firsthöhe (oberster Abschluss) von 13 Meter, bei fallendem Gelände von über 14 Meter zur Einsiedeleigasse 2.

Aus den Reihen der BürgerInnen sowie von FPÖ und den Grünen kamen negative Stellungnahmen: Der geplante Bau im Hintergrund wird einfach zu hoch, die „Restteile“ der alten Streckhöfe wirken auf den Betrachter wie eine Kulisse.

Nach Angabe der Bauwerber würde ein Bau von geringerer Höhe unrentabel. Die Renovierung bzw. der Abriss und die Neuerrichtung der verbleibenden Teile der Streckhöfe kosten viel Geld. Das übliche Dilemma also: Grundstückspreise werden durch kühne Erwartungen in luftige Höhen getrieben, der Bau muss dem dann folgen.

Die Schutzzonen in Wien - immerhin rd. 9% der Gesamtfläche - entstanden um das Jahr 1973 in Folge der Weitsicht des Stadtplaners Prof. Roland Rainer, oft als „Flachbauer“ bezeichnet. Er war Stadtplaner von 1958-1963, seine große Tat war die Verwerfung der Stadtregulierungspläne von 1893. Nach diesen Plänen wäre ein Teil der historischen Innenstadt geschliffen worden und auch die alten Ortskerne wie z.B. Döbling, Grinzing, Nussdorf und natürlich auch Hietzing und Ober St. Veit würden ohne Schutzzonen ganz anders aussehen. Auf die Frage eines Bezirksblattes: „Was würden Sie an Hietzing gerne ändern?“ antwortete Prof. Rainer: „Nichts“. Die Anbringung einer Gedenktafel an seinem ehemaligen Atelier in der Fasoldgasse wird hiemit angeregt!

Sind nach dem „Flachbauer“ nun die „Hochbauer“ wieder am Werken? Das Plandokument 7654 verbirgt noch weitere höhere Verbauungen, z.B. Ecke Vitusgasse/Einsiedeleigasse, Hietzinger Hauptstraße 170, Glasauergasse 15a usw.

Nun zur Sommerergasse: Für den Erhalt des Kleinkinderspielplatzes Sommerergasse 6 in der derzeitigen Form sowie des historischen Hohlweges gab es weitgehende Einigkeit unter den politischen Parteien des Bezirkes. Die Unterzeichner „Protest gegen die Zerstörung des Ortskernes Ober St. Veit (817 Unterschriften) und Sommerergasse (1400 Unterschriften) richteten ihren Appell auch an die uns im Gemeinderat „als Hietzinger“ vertretenden Landtagsabgeordneten Dr. Alois Mayer und Mag. Bernhard Dworak.

Rudolf Wawra
im April 2006