Faschingsverbrennung

veranstaltet vom Narrenzentrum Ober St. Veit
28.02.2006

Das in der Alten Weinhütt'n beheimatete Narrenzentrum Ober St. Veit, das sich mit Hinweis auf seine Wurzeln im Ober St. Veiter "Draherclub" als Wiens älteste Faschingsgilde bezeichnet, hat auch heuer wieder den Wiener Fasching verbrannt.

Knapp vor Mitternacht des Faschingsdienstag nahm der Trauerzug seinen Weg von der Alten Weinhütt'n zum Park vor dem Schloss Ober St. Veit. Voran die strohgefüllte Faschingspuppe in ihrem Sarg, getragen von vier Männern, dahinter die "Big Joe - Jazzband" mit schöner Begräbnismusik, gefolgt von einer fast traurigen Gemeinde. In eindeutiger Mission haben die Menschen kurz das heimelige Gasthaus verlassen. Nur schemenhaft war der Zug in der finsteren Hietzinger Hauptstraße auszunehmen, ab und zu erhellt vom Lichtkegel einer Straßenlaterne. Die schrägen Südstaatenklänge gaben dem Zug sein exotisches Flair, die schleppende Spielweise verriet die Mission: Leben und sterben lassen. Man fühlte sich wie einst in New Orleans. Andere in ihren warmen Betten aber vom verrückten Radio zu früh geweckt.

Ganz schaurig dann die Grabrede von der Präsidentin des Narrenzentrums, Frau Emma Zorga, die in ihrem Schmerz die einzelnen Sätze durch ein erheiternswertes Schluchzen unterbrechen musste. Es war ihre 25. Faschingsverbrennung und noch immer musste sie scherzergreifend weinen. In unseren Breiten gemahnt das Anzünden des Faschings eher an eine Grillparty als an einen gemeinsamen Akt der Rache, frei nach dem Motto: "Wer hat Schuld, dass wir unser ganzes Geld versoffen haben?". Denn für uns in Wien ist die Puppe kein Sündenbock, sondern nur der Pate des Faschings. Wenn wir ihn verbrennen, sind wir gar traurig: Der Fasching ist vorbei! Die Sünden aber bleiben uns.

Und weiter spielt die Band, herrlich zum Tanzen, Mutige springen über das Feuer, Frierende wärmen sich daran. Alle feiern dann in den Kneipen weiter, bis schließlich am Morgen tatsächlich der Aschermittwoch beginnt und die Zeit des Feierns Vergangenheit geworden war.

Aber erinnern darf man sich und Fotos erleichtern dies:

hojos
1. März 2006