St. Jakob an der Hülben

Ein Frauenkloster mit Waldbesitz im Lainzer Tiergarten
19.03.2023

Ein weiteres Kloster, das bis auf zwei Straßennamen vollständig verschwunden ist – Jakobergasse und An der Hülben – ist das ehemalige Chorfrauenstift St. Jakob an der Hülben. Da frühe Urkunden fehlen, ist über die Gründung des Klosters nichts bekannt. Eine spätere Klostertradition berichtet, dass es angeblich 1113 gegründet worden ist. Urkundlich wird es allerdings erst ab dem 7. August 1256 greifbar. Es stand hart an der Stadtmauer zwischen Riemergasse, Zedlitzgasse, Jakobergasse und Stubenbastei, also dort, wo heute das Bezirksgericht Wien I. und das Stubenbastei-Gymnasium steht. Das Kloster stand in hohem Ansehen. 1525 brannte die Kirche ab, das Kloster nahm keinen Schaden. 1529 wurde jedoch das Kloster und die damals bereits wieder restaurierte Kirche durch türkischen Beschüß schwer beschädigt.

1629 zerstörte ein Stadtbrand Kirche und Kloster. Damals gingen die Urkunden des Hauses zugrunde. 1683 flüchteten die Nonnen nach Linz und kamen erst 1684 wieder zurück. Im Kloster bestand eine Mädchenschule. Von Zeitgenossen wird berichtet, daß die Kirche besonders schön ausgestattet war und Kirche und Kloster wegen ihrer Sauberkeit bekannt waren. Von den Gläubigen wurde die Kirche gerne besucht. Bekannte Kanzelredner sprachen hier. Sogar zu den Festen des Ordens vom Goldenen Vlies wurde sie fallweise verwendet. An den Jakobustagen – die Gnadenstatue wurde an ihnen ausgesetzt (1. Mai und 25. Juli) – erschien regelmäßig der gesamte kaiserliche Hof.

Am 25. September 1783 hob Kaiser Joseph das Kloster trotz der hier bestehenden Schule auf. Sie hat allerdings nicht wirklich bestanden, denn sie soll vernachlässigt, einige Jahrzehnte zuvor geschlossen und trotz Aufforderung nicht wieder eröffnet worden sein. Oberin war damals Maria Katharina Neuböck.

33 Chornonnen, 13 Laienschwestern, 2 Novizinnen sowie 15 Ordensfrauen von aufgehobenen Klöstern, die hier Zuflucht gesucht hatten, mussten daher das Kloster verlassen. Am 1. März 1784 verließen die Nonnen nach feierlichem Hochamt ihr Haus. Viele Schwestern lebten weiterhin in kleinen Gemeinschaften zusammen, so z. B. 11 Schwestern im Hause Conskript. Nr. 113 auf der Landstraße oder 6 im Heiligenkreuzerhof. Sie durften nur ihre bescheidenen Habseligkeiten – das Bett, die Bilder ihrer Zellen, detto Bücher aus ihrem Besitz – mitnehmen. Die Oberin nahm die Gnadenstatue – eine Darstellung des hl. Jakobus – mit, die seither verschollen ist. (Die im Diözesanmuseum ist spätgotisch).

Am 20. März wurde die Kirche entweiht und in die Klostergebäude kam die Tabaksteuerverwaltung, die Staatsadministration, die Orientalische Akademie und ein Wollmagazin. Um 1910 wurde das alte Kloster demoliert und die heute stehenden Neubauten errichtet.

Der seinerzeitige Waldbesitz des Klosters im Bereich des heutigen Lainzer Tiergartens wird schon sehr früh genannt.  Wilhelm Twerdys berichtet in seiner „Geschichte des Wienerwaldes“ von einem 1333 erfolgten Verkauf eines Gehölzes mit einer Wiese am Hackenberg an Diemut Paderin, Meisterin von St. Jacob auf der Hülben um 9 Mark Silber je 72 große Wiener Pfennige. Käufer für das Kloster war Wilhelm bei dem Brunnen zu Wien, der das Holz dem Kloster für seine Tochter Kathrein widmete.

Das Waldbuch 1572 berichtet von drei St. Jacob gehörigen Wäldern. Als das Kloster 1627 oder 1629 im Zuge des letzten Stadtbrandes erneut abbrannte und sämtliche Urkunden und Saalbücher zerstört wurden, musste dieser „Klosterwald bei St. Veit“ für den Wiederaufbau des Klosters mit einer Hypothek belastet werden.

Wenige steinerne Zeugen dieses Waldbestandes gibt es heute noch, wie zum Beispiel diesen aus einer Ausmarkung des Jahres 1697 erhaltenen Grenzstein.

Grenzstein SW-26 (LTG Nr. 31). Ist gut erhalten und steht an der Grenze zwischen Schottenwald und einem Jakober Wald. Nach Osten gerichtet befindet sich die Inschrift „CSI 1697“, welche dem Orden St. Jakob auf der Hülben zugeschrieben wird, inkl. mittiger Darstellung eines Dolches (für das Jakobskreuz) mit zwei Kreuzen. Die andere Seite zeigt „IHS CV 1697“. Fotografiert am 28. Dezember 2022. © Archiv 1133.at
<p><b>Grenzstein SW-26 (LTG Nr. 31)</b></p><p>Ist gut erhalten und steht an der Grenze zwischen Schottenwald und einem Jakober Wald. Nach Osten gerichtet befindet sich die Inschrift „CSI 1697“, welche dem Orden St. Jakob auf der Hülben zugeschrieben wird, inkl. mittiger Darstellung eines Dolches (für das Jakobskreuz) mit zwei Kreuzen. Die andere Seite zeigt „IHS CV 1697“. Fotografiert am 28. Dezember 2022.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>
Die Jakobskirche im Jahre 1724. Nach einer Ansicht von C. Pfeffel. Die St. Jacobs Kirche „so jetzo die Closter Frauen des Ordens S. Augustini besitzen, wie sie von der Pastey bey dem Stuben Thor anzusehen, nahm ihren Anfang Anno 1290“. Rechts ein Teil des Posthauses, im Hintergrund der Stephansturm.
<p><b>Die Jakobskirche im Jahre 1724</b></p><p>Nach einer Ansicht von C. Pfeffel. Die St. Jacobs Kirche „so jetzo die Closter Frauen des Ordens S. Augustini besitzen, wie sie von der Pastey bey dem Stuben Thor anzusehen, nahm ihren Anfang Anno 1290“. Rechts ein Teil des Posthauses, im Hintergrund der Stephansturm.</p>

Quellen:
Mazakarini, Prof. Dr. Leopold: Verschwundene Klöster der Innenstadt. Manuskript eines Vortrages vom 10. November 1988, gedruckt für die Mitglieder der Gesellschaft für Natur- und Heimatkunde, Wien 1990;
Grenzbeschreibungen im Waldbuch 1572;
Wienwiki

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im März 2023