Die soziale Gliederung der Wehrbauerndörfer

Von Theodor Perhab

Ende des 10. Jahrhunderts war an der Spitze der König, der weltliche und geistliche Adel (Großgrundbesitzer und Bischöfe), die freien Bauern und schließlich die Hörigen, Freigelassenen mit Zins und Frondienst. Während der ersten Jahrhunderte des Mittelalters war die gesamte kriegstaugliche Bevölkerung Hietzings militärpflichtig. Die Bauern jedoch nur, soferne sie nicht zu den Hörigen zählten. Denn nur der freie Mann hatte die Ehre des Waffendienstes. Später jedoch wurden die Truppen von den Adeligen geworben, sie waren sein Eigentum und konnten nach Belieben verliehen oder verkauft, gelegentlich auch ins Ausland verschachert werden.

Die Wirtschaft trug ausgesprochenen agrarischen Charakter und zerfiel in die Dreifelderwirtschaft. Die Erzeugnisse in Hietzing waren größtenteils Heu, Gerste, Hafer von geringer Qualität, dann Rüben, Kraut und Gemüse. Die Erdäpfel kamen erst Ende des 16. Jhdt. in unser Gebiet. Der älteste Nahrungszweig war der Weinbau. Die Urkunden des Chorherrenstiftes St. Pölten aus dem 12. und 13. Jhdt. berichten in beachtlichem Ausmaß von der Vergabe von Weingärten in der Größenordnung von einem halben Joch gegen Leibgedinge. Obwohl durch Kriege die Weingärten zerstört und der Handel mit Reben zeitweilig untersagt war, gewann man im Jahre 1855 in den Orten Hietzings noch immer 5.129 n.ö. Eimer Wein (ca. 259.434 Liter). Die letzte Rebenkultur wurde erst 1926 aus dem Bezirk entfernt.

Die Chroniken über die ehemaligen kleinen Dörfer in Hietzing berichten jahrhundertelang von Überschwemmungen des Wienflusses, Marien- und Lainzerbaches, von Hagelschlag, Misswuchs und Hungersnot. Freiherr von Sickingen berichtet uns von einem Heuschreckenzug von 7 Meilen Umfang im Jahre 1338. In der kleinen Klosterneuburger Chronik schildert man zu anno 1340 von riesigen Scharen „Haberschnecken“, wie man im Volksmund die Wanderheuschrecken nennt, die alles abfraßen. Dagegen dürfte Hietzing von der Pest 1349 verschont geblieben sein.

Jedenfalls lastete über die Einwohner der Orte Hietzing außer Naturkatastrophen die Last der Leibeigenschaft, die man seit dem 16. Jahrhundert auch Erbuntertänigkeit nannte. Erst Joseph II. hob 1781 die Leibeigenschaft auf, dagegen blieben die Abgabenlasten weiterhin bestehen. Erst durch die Revolution 1848, bzw. mit Gesetz vom 7. 9. 1848, wurden auch diese beseitigt.

Quellen:
Dollinger, Erhard; Perhab, Theodor: Hietzing – Vergangenheit und Gegenwart. Herausgegeben von der Bezirksvorstehung für den 13. Bezirk, Wien in den 1970er-Jahren.

Übertragen von hojos
im März 2013