Wie man's macht, ist's falsch
von Vinzenz Jerabek
05.05.1943
„Thomas“, sprach Frau Zieselmaier zu ihrem Mann. „Du musst heute schon vor zehn nach Hause kommen. Der Hausherr lässt die Stiege streichen, und es soll bis morgen früh niemand drauf gehen."
Der Haushaltungsvorstand nahm die Worte seiner Frau zur Kenntnis und verfrachtete sich hierauf zu seinem Stammtisch. Als der Wirtshauskuckuck die elfte Abendstunde in die Gaststube rief, fiel es Herrn Zieselmaier schwer aufs Gemüt, dass nun die Stiege schon gestrichen war.
Da er aber vor der Stiege hielt, kam die Erleuchtung über ihn: Wer braucht die Stufen ...?
Thomas Zieselmaier schwang sich mühlos aufs Geländer und zog sich gewandt bis zum Treppenabsatz hinauf. Dort fiel ihm ein, dass er seinen Stock unten stehen gelassen hatte. Der Mann rutschte also nochmals das Geländer abwärts, sties aber dabei den Stock um, was ein hörbares Geräusch verursachte.
Die liebe Gattin aber schief noch nicht, sie kam mit einem Licht aus der Wohnung und rief leise: „Thomas, bist es du? Ja, gut, du kannst unbesorgt die Stufen heraufkommen. Sie werden erst morgen gestrichen. Heute ist bloß das Geländer dangekommen. ...“