Wien's Umgebungen auf zwanzig Stunden im Umkreise
Wien's Umgebungen auf zwanzig Stunden im Umkreise.
Nach eigenen Wanderungen geschildert durch Adolf Schmidl.
Erster Band Wien. Gedruckt und im Verlage bei Carl Gerold 1835.
Zweiter Band Wien. Gedruckt und im Verlage bei Carl Gerold 1838.
Dritter Band (mit Beiträgen von Josef Feitl) Wien. Gedruckt und im Verlage bei Carl Gerold 1839.
1839
Im Folgenden ein Auszug aus der ersten Abteilung des 3. Bandes: Die nächsten Umgebungen Wiens, Ausflüge für einen halben Tag - St. Veit und Hacking (Punkt 8, Seiten 106 - 112).
St. Veit und Hacking.
1 ¾ Stunden.
Man kommt über Hietzing nach St. Veit, hat die Wahl: vom Platze gerade aus die Gasse rechts, beim Wirthshause zum rothen Hahn vorbei, an der Wien aufwärts, oder die Lainzer Straße, von welcher dann die St. Veiter rechts ablenkt. St. Veit besteht aus Ober- und Unter St. Veit; dieses auch Neudörfl genannt, stößt unmittelbar an Hietzing, eine Viertelstunde von jenem getrennt, wohin eine Pappelallee (1824 gesetzt) führt. Unter St. Veit wurde erst 1803 angelegt und zählt bereits 86 Häuser, meistens recht nette aber einfache Gebäude, selten mit einem Stockwerke. Das Dörfchen liegt ganz flach mitten zwischen Saatfeldern, ohne Schatten, und hat nichts für sich als die Nähe von Hietzing, dessen Vorstadt es gewissermaßen ist. Ober St. Veit, am Abhange des Hornauskogels, hat offenbar von allen Dörfern um Schönbrunn die schönste Lage. Auch dieses Dorf ist sehr alt, und erscheint schon 1170 zu Zeiten Heinrichs Jasomirgott als eine eigene Herrschaft und als Pfarrdorf mit 300 Einw., welche bei dem Einfalle der Kärnthner 1175 in die Kirche flüchteten und umkamen, als diese in Flammen aufging. Im 14ten Jahrhundert wird St. Veit, bald „in der Au“ bald „auf der Wien“ genannt, wieder erwähnt, und damals stand hier eine feste Burg, welche Rudolf IV. 1365 der von ihm gestifteten Probstei zu St. Stephan zugedacht hatte, welche Stiftung jedoch nicht zu Stande kam. 1366 war hier wieder eine Pfarre, und 1433 ließ der Domprobst eine schöne Kirche, von 7 Pfeilern getragen, erbauen. Als Kaiser Friedrich der IV. das Bisthum in Wien errichtete, erhielt dasselbe 1480 St. Veit als Dotation, und ist noch im Besitze. 1483 lag hier kaiserliche Besatzung, die das Schloß aber in feiger Weise an Mathias Korvinus übergab, der es befestigen ließ. Beide Mal von den Türken eingeäschert, verlor St. Veit 1717 durch die Pest 208 Menschen, und sank dadurch von einem Markte zum Dorfe herab. 1742 erbaute Kardinal Erzbischof Kollonits Kirche und Schloss in seiner jetzigen Gestalt, dessen Nachfolger Kardinal Migazzi aber es 1762 an M. Theresia verkauftel, die manche Verschönerungen anbrachte. 1780 kaufte es Migazzi zurück.1805 war es französisches Spital, und 1809 wurde es nicht nurgeplündert, sondern auch der Garten so verwüstet, dass man die bleiernen Röhren der Wasserleitung ausgrub. Erzbischof Graf Hohenwarth stellte das Schloß, und sein Nachfolger, Graf Firmian (1823) den Garten wieder her.
St. Veit ist jetzt ein stattliches Dorf von 141 H., 1600 Einw., meistens Weinbauern und Milchmeier (der Ort hat 150 Kühe), hat mehrere stattliche Häuser, ist überhaupt massiv, aber sehr unregelmäßig gebaut. Eine Schlucht, in der ein unbedeutendes Wässerchen rieselt, zieht sich durch den Ort hinab, welcher den Hügel umgibt, auf dem Schloss und Kirche stehen. Die hoch gelegene Kirche verdient besehen zu werden. Das Presbyterium, welches gegen das Dorf zu steht, ist noch ein Überrest des alten Baues von 1433, und hat an einem Strebpfeiler noch die Inschrift: Anno Domini MCCCCXXXIII Fundatum est templum hoc a Domino Wilhelmo Tuers Praeposito Viennae. Das Innere ist groß und freundlich. Der schöne Hochaltar, auf vier Marmorsäulen ruhend, verdiente ein besseres Bild. Auf ihm ist ein Marienbild, welches der Jesuit Ferdinand Steyrer auf seinen Missionen immer bei sich trug. Vor dem Presbyterium ist im Kirchenpflaster eine Falllthüre, durch welche man auf 13 Stufen in – eine unterirdische Kapelle hinabkömmt. Es ist ein uraltes Gewölbe, durch einen großen Mittelpfeiler gestützt, welches wahrscheinlich als Todtenkapelle diente. Es war ehemals größer, wurde aber bei dem letzen Kirchenbau verschüttet. Das Schloß ist in einfachem Style im Viereck erbaut, 2 Stockwerke hoch, und hat ein etwas klösterliches Ansehen. Die unter Zimmer ließ M. Theresia, als St. Veit ihr gehörte, durch den Thiermaler Joh. Bergel verzieren. Gebildeten ist der Eintritt in den Park gestattet, welcher sehr geschmackvoll durch den Wiener Handelsgärtner Rosenthal neu angelegt wurde. St. Veit entält ein auch zur Winterszeit häufig besuchtes Kaffeehaus und ein paar gute Gasthöfe, unter denen jenes zum „Bergmann“ links an der Straße, welche zur Kirche führt, eine schöne lage hat. Zu ihm gehört ein Garten, der sich bis auf den Gipfel des Hügels zieht, wo ein Thurm (ob altdeutscher, römischer oder byzantischer Bauart? könnte eine Preisfage seyn) die Gegend überschauen läßt.
St. Veit hat einige hübsche Spaziergänge. Die Weinberge hinter dem Ort sind reich an schönen Aussichtspunkten, uns sehr lohnend ist der Spaziergang zu Einsiedelei (siehe unten). Hietzing, Schönbrunn und Hütteldorf sind nicht weit. Nach Hütteldorf geht man durch Hacking (siehe folgenden Abschnitt), wo ein Steg über die Wien führt. Am jenseitigen Ufer hat man keinen unangenehmen Gang, zuletzt in einer Allee an der Wien aufwärts zum Bräuhause. Noch angenehmer ist der Weg über den Auhof nach Mariabrunn. Man geht durch Hacking, bleibt aber am linken Ufer, und erreicht in weniger als einer halben Stunde eine schöne Allee, welche über eine üppige Wiese, noch außerhalb des Thiergartens zum Auhofe und von da über die Wien durch ein Wäldchen nach Mariabrunn führt. Eine Wanderung von St. Veit über Mariabrunn in das Halterthal zu den Hüttlern und über Hütteldorf zurück, ist eine der angenehmsten um Wien, und eine Aufgabe von nicht mehr als drei Stunden.
Über St. Veit führt der Fahrweg zur
Einsiedelei,
einem der reizendsten Punkte in dieser Gegend, der auch in neuester Zeit namentlich von den Sommerbewohnern Hietzings häufig besucht wird. Wenn man die Straße an der Kirche vorüber aufwärts verfolgt, so kömmt man in etwa einer Viertelstunde zum Fuße eines Hügels, auf dessan halber Höhe ein paar hübsche Gebäude stehen. Es ist das Gasthaus „zur Einsiedelei“ genannt, welches bis zur zeit der Josephinischen Klosteraufhebung ein Sommeraufenhalt für Priester war. Neben einem artigen stockhohen Landhause steht seit 1836 ein geräumiger Saal mit Nebenzimmern, am Eingang von Parkanlagen, welche sich bis auf den Gipfel ziehen. Schon auf der Terrasse vor dem Saale, an deren Ende ein Pavillon steht, hat man eine schöne Aussicht, aber man veräume nicht, den zweiten Gipfel des Hügels zu ersteigen, auf dem ein Weinhüter-Häuschen steht. Hier hat man eine reizende Rundsicht. Man übersieht die ganze Schönbrunner Gegend, das Kahlengebirge bis zum Anninger, Wien und darüber hinaus das Marchfeld bis zu den Haimburger Bergen. Im Rücken hat man die üppig grünen Waldhöhen des kaiserlichen Thiergartens. Ein Ausflug hierher ist einer der lohnendsten in den näheren Umgebungen, und gewiß wird wird das erst seit kurzem besser etablirte Gasthaus immer mehr Zuspruch finden.
Angenehmer für einen Spaziergang, und von Hietzing aus am nächsten, ist der Weg über Lainz (siehe S. 113). Gleich vor dem Orte folgt man dem Fahrwege, der von der Straße rechts querfeldein nach St. Veit führt, schlägt aber bald den Fußweg ein, der sich links ab von diesem trennt, und gerade auf die Einsiedelei führt, welche man auf dem Hügel liegen sieht. Nur nach längerem Regen ist dieser Pfad nicht anzurathen, da er über eine etwas sumpfige Wiese läuft. Da man von Lainz bis zur Einsiedelei hier keinen Schatten findet, so ist dies ein beliebter Abend-Spaziergang der Hietzinger.
Hacking,
eine kleines, aber reizendes Dörfchen von 31 H., 173 Einwohnern, dicht unter St. Veit gegen die Wien zu auf einer Anhöhe gelegen. Ein Theil des Dörfchens mit einer Mühle liegt aber am jenseitigen Wien-Ufer und ist durch eine Allee mit der Poststraße in Verbindung gesetzt. Es gab dem edlen Geschlechte der Hakkinger im 13ten Jahrhunderte den Namen, welcher im 16ten erlosch. Nach fielen Besitzern erhielt 1778 der deutsche Orden das Gut, das Schloss aber kam nachmals in Besitz der Baronesse Plaideux von Mainau, und ist jetzt Eigenthum des Prinzen von Wasa. Am 10. Juli 1515 beherberte dasselbe den edlen Kaiser Max, als er von Augsburg zurückkam. Hacking hat dieselbe schöne Lage wie St. Veit, am Abhange des Haggen = (Hakinger) Berges, und es ist daher zu wundern, daß nicht mehre reiche Wiener sich hier angesiedelt haben. Die Villa des Größhändlers H. Meisl ist seit Jahren durch den reizenden Garten berühmt, der einen besonderen Reichthum an schönen blühenden Sträuchern enthält. Der Park des Prinzen Wasa erhielt neuerlich eine bedeutende Vergrößerung. Sehenswert ist die hiesige Kotton-Druckerei, welche mit einer Walzendruckmaschine jährlich bei 6000 Stücke liefert.
Merkwürdig ist bei Hacking eine Pflanzung von Maulbeerbäumen, dicht an der Wien. M. Theresia ließ sie anlegen, um Aufmunterung zur Seidenzucht zu geben, und gestattete dem Hofrathe von Froidevaux die Benützung derselben zu seinen Versuchen. Freiherr von Leykam trieb bis 1814 zu St. Veit mit Hülfe der Pflanzung die Seidenzucht im Kleinen, und erzeugte jährlich bei 200 Pfund Kokons. Ing. Prey, der 1808 ein größeres Unternehmen in Baumgarten begonnen hatte, erhielt 1811 auch ein Drittel der St. Veiter Plantage. Durch die Wiedererwerbung von Oberitalien gingen diese Unternehmungen ein, und die St. Veiter Plantage ist seitdem unbenützt. Auf dem Nachbarhügel der Einsiedelei bei St. Veit hat man jedoch seit Kurzem wieder Versuche von einer Maulbeerbaum-Anlage gemacht.
St. Veit und Hacking.
1 ¾ Stunden.
Man kommt über Hietzing nach St. Veit, hat die Wahl: vom Platze gerade aus die Gasse rechts, beim Wirthshause zum rothen Hahn vorbei, an der Wien aufwärts, oder die Lainzer Straße, von welcher dann die St. Veiter rechts ablenkt. St. Veit besteht aus Ober- und Unter St. Veit; dieses auch Neudörfl genannt, stößt unmittelbar an Hietzing, eine Viertelstunde von jenem getrennt, wohin eine Pappelallee (1824 gesetzt) führt. Unter St. Veit wurde erst 1803 angelegt und zählt bereits 86 Häuser, meistens recht nette aber einfache Gebäude, selten mit einem Stockwerke. Das Dörfchen liegt ganz flach mitten zwischen Saatfeldern, ohne Schatten, und hat nichts für sich als die Nähe von Hietzing, dessen Vorstadt es gewissermaßen ist. Ober St. Veit, am Abhange des Hornauskogels, hat offenbar von allen Dörfern um Schönbrunn die schönste Lage. Auch dieses Dorf ist sehr alt, und erscheint schon 1170 zu Zeiten Heinrichs Jasomirgott als eine eigene Herrschaft und als Pfarrdorf mit 300 Einw., welche bei dem Einfalle der Kärnthner 1175 in die Kirche flüchteten und umkamen, als diese in Flammen aufging. Im 14ten Jahrhundert wird St. Veit, bald „in der Au“ bald „auf der Wien“ genannt, wieder erwähnt, und damals stand hier eine feste Burg, welche Rudolf IV. 1365 der von ihm gestifteten Probstei zu St. Stephan zugedacht hatte, welche Stiftung jedoch nicht zu Stande kam. 1366 war hier wieder eine Pfarre, und 1433 ließ der Domprobst eine schöne Kirche, von 7 Pfeilern getragen, erbauen. Als Kaiser Friedrich der IV. das Bisthum in Wien errichtete, erhielt dasselbe 1480 St. Veit als Dotation, und ist noch im Besitze. 1483 lag hier kaiserliche Besatzung, die das Schloß aber in feiger Weise an Mathias Korvinus übergab, der es befestigen ließ. Beide Mal von den Türken eingeäschert, verlor St. Veit 1717 durch die Pest 208 Menschen, und sank dadurch von einem Markte zum Dorfe herab. 1742 erbaute Kardinal Erzbischof Kollonits Kirche und Schloss in seiner jetzigen Gestalt, dessen Nachfolger Kardinal Migazzi aber es 1762 an M. Theresia verkauftel, die manche Verschönerungen anbrachte. 1780 kaufte es Migazzi zurück.1805 war es französisches Spital, und 1809 wurde es nicht nurgeplündert, sondern auch der Garten so verwüstet, dass man die bleiernen Röhren der Wasserleitung ausgrub. Erzbischof Graf Hohenwarth stellte das Schloß, und sein Nachfolger, Graf Firmian (1823) den Garten wieder her.
St. Veit ist jetzt ein stattliches Dorf von 141 H., 1600 Einw., meistens Weinbauern und Milchmeier (der Ort hat 150 Kühe), hat mehrere stattliche Häuser, ist überhaupt massiv, aber sehr unregelmäßig gebaut. Eine Schlucht, in der ein unbedeutendes Wässerchen rieselt, zieht sich durch den Ort hinab, welcher den Hügel umgibt, auf dem Schloss und Kirche stehen. Die hoch gelegene Kirche verdient besehen zu werden. Das Presbyterium, welches gegen das Dorf zu steht, ist noch ein Überrest des alten Baues von 1433, und hat an einem Strebpfeiler noch die Inschrift: Anno Domini MCCCCXXXIII Fundatum est templum hoc a Domino Wilhelmo Tuers Praeposito Viennae. Das Innere ist groß und freundlich. Der schöne Hochaltar, auf vier Marmorsäulen ruhend, verdiente ein besseres Bild. Auf ihm ist ein Marienbild, welches der Jesuit Ferdinand Steyrer auf seinen Missionen immer bei sich trug. Vor dem Presbyterium ist im Kirchenpflaster eine Falllthüre, durch welche man auf 13 Stufen in – eine unterirdische Kapelle hinabkömmt. Es ist ein uraltes Gewölbe, durch einen großen Mittelpfeiler gestützt, welches wahrscheinlich als Todtenkapelle diente. Es war ehemals größer, wurde aber bei dem letzen Kirchenbau verschüttet. Das Schloß ist in einfachem Style im Viereck erbaut, 2 Stockwerke hoch, und hat ein etwas klösterliches Ansehen. Die unter Zimmer ließ M. Theresia, als St. Veit ihr gehörte, durch den Thiermaler Joh. Bergel verzieren. Gebildeten ist der Eintritt in den Park gestattet, welcher sehr geschmackvoll durch den Wiener Handelsgärtner Rosenthal neu angelegt wurde. St. Veit entält ein auch zur Winterszeit häufig besuchtes Kaffeehaus und ein paar gute Gasthöfe, unter denen jenes zum „Bergmann“ links an der Straße, welche zur Kirche führt, eine schöne lage hat. Zu ihm gehört ein Garten, der sich bis auf den Gipfel des Hügels zieht, wo ein Thurm (ob altdeutscher, römischer oder byzantischer Bauart? könnte eine Preisfage seyn) die Gegend überschauen läßt.
St. Veit hat einige hübsche Spaziergänge. Die Weinberge hinter dem Ort sind reich an schönen Aussichtspunkten, uns sehr lohnend ist der Spaziergang zu Einsiedelei (siehe unten). Hietzing, Schönbrunn und Hütteldorf sind nicht weit. Nach Hütteldorf geht man durch Hacking (siehe folgenden Abschnitt), wo ein Steg über die Wien führt. Am jenseitigen Ufer hat man keinen unangenehmen Gang, zuletzt in einer Allee an der Wien aufwärts zum Bräuhause. Noch angenehmer ist der Weg über den Auhof nach Mariabrunn. Man geht durch Hacking, bleibt aber am linken Ufer, und erreicht in weniger als einer halben Stunde eine schöne Allee, welche über eine üppige Wiese, noch außerhalb des Thiergartens zum Auhofe und von da über die Wien durch ein Wäldchen nach Mariabrunn führt. Eine Wanderung von St. Veit über Mariabrunn in das Halterthal zu den Hüttlern und über Hütteldorf zurück, ist eine der angenehmsten um Wien, und eine Aufgabe von nicht mehr als drei Stunden.
Über St. Veit führt der Fahrweg zur
Einsiedelei,
einem der reizendsten Punkte in dieser Gegend, der auch in neuester Zeit namentlich von den Sommerbewohnern Hietzings häufig besucht wird. Wenn man die Straße an der Kirche vorüber aufwärts verfolgt, so kömmt man in etwa einer Viertelstunde zum Fuße eines Hügels, auf dessan halber Höhe ein paar hübsche Gebäude stehen. Es ist das Gasthaus „zur Einsiedelei“ genannt, welches bis zur zeit der Josephinischen Klosteraufhebung ein Sommeraufenhalt für Priester war. Neben einem artigen stockhohen Landhause steht seit 1836 ein geräumiger Saal mit Nebenzimmern, am Eingang von Parkanlagen, welche sich bis auf den Gipfel ziehen. Schon auf der Terrasse vor dem Saale, an deren Ende ein Pavillon steht, hat man eine schöne Aussicht, aber man veräume nicht, den zweiten Gipfel des Hügels zu ersteigen, auf dem ein Weinhüter-Häuschen steht. Hier hat man eine reizende Rundsicht. Man übersieht die ganze Schönbrunner Gegend, das Kahlengebirge bis zum Anninger, Wien und darüber hinaus das Marchfeld bis zu den Haimburger Bergen. Im Rücken hat man die üppig grünen Waldhöhen des kaiserlichen Thiergartens. Ein Ausflug hierher ist einer der lohnendsten in den näheren Umgebungen, und gewiß wird wird das erst seit kurzem besser etablirte Gasthaus immer mehr Zuspruch finden.
Angenehmer für einen Spaziergang, und von Hietzing aus am nächsten, ist der Weg über Lainz (siehe S. 113). Gleich vor dem Orte folgt man dem Fahrwege, der von der Straße rechts querfeldein nach St. Veit führt, schlägt aber bald den Fußweg ein, der sich links ab von diesem trennt, und gerade auf die Einsiedelei führt, welche man auf dem Hügel liegen sieht. Nur nach längerem Regen ist dieser Pfad nicht anzurathen, da er über eine etwas sumpfige Wiese läuft. Da man von Lainz bis zur Einsiedelei hier keinen Schatten findet, so ist dies ein beliebter Abend-Spaziergang der Hietzinger.
Hacking,
eine kleines, aber reizendes Dörfchen von 31 H., 173 Einwohnern, dicht unter St. Veit gegen die Wien zu auf einer Anhöhe gelegen. Ein Theil des Dörfchens mit einer Mühle liegt aber am jenseitigen Wien-Ufer und ist durch eine Allee mit der Poststraße in Verbindung gesetzt. Es gab dem edlen Geschlechte der Hakkinger im 13ten Jahrhunderte den Namen, welcher im 16ten erlosch. Nach fielen Besitzern erhielt 1778 der deutsche Orden das Gut, das Schloss aber kam nachmals in Besitz der Baronesse Plaideux von Mainau, und ist jetzt Eigenthum des Prinzen von Wasa. Am 10. Juli 1515 beherberte dasselbe den edlen Kaiser Max, als er von Augsburg zurückkam. Hacking hat dieselbe schöne Lage wie St. Veit, am Abhange des Haggen = (Hakinger) Berges, und es ist daher zu wundern, daß nicht mehre reiche Wiener sich hier angesiedelt haben. Die Villa des Größhändlers H. Meisl ist seit Jahren durch den reizenden Garten berühmt, der einen besonderen Reichthum an schönen blühenden Sträuchern enthält. Der Park des Prinzen Wasa erhielt neuerlich eine bedeutende Vergrößerung. Sehenswert ist die hiesige Kotton-Druckerei, welche mit einer Walzendruckmaschine jährlich bei 6000 Stücke liefert.
Merkwürdig ist bei Hacking eine Pflanzung von Maulbeerbäumen, dicht an der Wien. M. Theresia ließ sie anlegen, um Aufmunterung zur Seidenzucht zu geben, und gestattete dem Hofrathe von Froidevaux die Benützung derselben zu seinen Versuchen. Freiherr von Leykam trieb bis 1814 zu St. Veit mit Hülfe der Pflanzung die Seidenzucht im Kleinen, und erzeugte jährlich bei 200 Pfund Kokons. Ing. Prey, der 1808 ein größeres Unternehmen in Baumgarten begonnen hatte, erhielt 1811 auch ein Drittel der St. Veiter Plantage. Durch die Wiedererwerbung von Oberitalien gingen diese Unternehmungen ein, und die St. Veiter Plantage ist seitdem unbenützt. Auf dem Nachbarhügel der Einsiedelei bei St. Veit hat man jedoch seit Kurzem wieder Versuche von einer Maulbeerbaum-Anlage gemacht.