Konzert in der Versorgungsheimkirche

Anlässlich des Wiener Schizophrenie-Tages
11.10.2019

Der Wiener Schizophrenie-Tag ist ein wissenschaftliches Symposium anlässlich des Ruhestandes von Univ. Prof. Dr. Dr. Gabriele Sachs. Veranstaltet wird es von Prim. Priv. Doz. Dr. Andreas Erfurth, Vorstand der 1. Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin am Krankenhaus Hietzing mit Neurologischem Zentrum Rosenhügel (KHR) in der Wolkersbergenstraße 1, 1130 Wien. Diese Abteilung hat ja vor kurzem den neu adaptierten Pavillon I des ehemaligen Versorgungsheimes bezogen.

Jeder Zuhörer und Musikfreund ist zum Konzert herzlich willkommen, der Eintritt ist frei.

Das Programm der Veranstaltung:

16.30 Uhr Begrüßung

Andreas Erfurth: Stimmenhören und aberrante Salienz 

Herwig Swoboda: Sprechen und Hören aus Sicht der Physiologie und HNO-Medizin

Konzert Máté Pálhegyi, Traversflöte; Andreas Erfurth, Barockvioloncello

Giovanni Battista Vitali (1632-1692)
Toccata - Chiacona per la lettera B
aus: Partite sopra diverse Sonate per il Violone

Giuseppe Sammartini (1695-1750)
Sonata à Fluto Traversier con il Basso D-Dur
I. Allegro II. Andante III. Allegro

Georg Philipp Telemann (1681-1767)
Fantaisie à traversière sans basse Nr.2 a-moll TWV 40:3 (1732)
I. Grave II. Vivace III. Adagio IV. Allegro

Carl Philipp Emanuel Bach (1714-1788)
Sonate für Traversflöte und Basso continuo D-Dur Wq 131 H 561 (1747)
I. Andante II. Allegretto III. Allegro

Joseph Bodin de Boismortier (1689-1755)
Rondeau I: Gracieusement
aus: Pièces que l'on peut jouer seul op. 40 für Violoncello (1732)

Michel de La Barre (1675-1745)
Marche de Trompette - 2e Marche - Petite Passacaille
aus: Huitième Livre Pour la Flûte-Traversière Avec la Baße (1722)

Michel Corrette (1707-1795)
Rondeau – Menuet I/II/III - Tambourin - Chaconne
aus: Pièces pour la musette ou vièle, flûte à bec, flûte traversière, hautbois, dessus de viole et violon. Œuvre V (1729)

Michel Pignolet de Montéclair (1667-1737)
Sommeil des Festes de l’Eté
aus: Ier Concert Pour la Flute Traversière avec la Baße chifrée (1724)

Erläuterungen zu den gespielten Instrumenten:

Máté Palhegyi spielt die Kopie einer Traversflöte, die um 1760 von Godefroy Adrien Rottenburgh (1703–1768) in Brüssel gefertigt wurde (Rudolf Tutz, Innsbruck, nach G.A. Rottemburgh 1760).

Seitlich angeblasene Flöten sind in vielen Kulturen (Etrusker, Japan, China, Indien, Afrika, Neuguinea) bekannt. Im europäischen Mittelalter und in der Renaissance wurden Querflöten in der Ensemblemusik verwendet. Die barocke Traversflöte kam Ende des 17. Jahrhunderts als französische Weiterentwicklung der klappenlosen Renaissance-Flöte auf. Die neuen Flöten klangen wesentlich kräftiger und waren grundsätzlich in allen Tonarten zu spielen. In wenigen Jahrzehnten wurde die Traversflöte zu einem der beliebtesten Instrumente der Zeit, es entstanden –zunächst in Frankreich durch Michel de La Barre- zahlreiche Solo-Stücke, Solosonaten mit Generalbass sowie Duette. In der Musik J.S. Bachs, Händels und Telemanns spielt die Traversflöte eine bedeutende Rolle. Die Tatsache, dass der preußische König Friedrich II. das Instrument spielte, führte zur Komposition zahlreicher weiterer Stücke (die Sonate D-Dur von Carl Philipp Emanuel Bach entstand 1747 in Berlin). Unser Programm bietet einen Einblick in diesen Höhepunkt barocker Flötenmusik.

Andreas Erfurth spielt eine Kopie des im Museo del Violino in Cremona ausgestellten, im Jahr 1700 entstandenen „Cristiani/Stauffer“ (Korpuslänge 76,6 cm). Das Instrument stellt somit einen Zwischenschritt von der Violone-Größe zum nunmehr üblichen und genormten Violoncello-Maß dar (Pierre Bohr, Mailand, nach A. Stradivari 1700).

Im 16. Jahrhundert entwickelten sich in Europa zwei Familien von Streichinstrumenten: die Familie der “Gamben” (hier werden die hohen Instrumente zwischen den Beinen gehalten) und die Familie der “Violinen”, in der die hohen Instrumente mit dem Arm gehalten werden (Violino, Viola da braccio). Diese Instrumente wurden in verschiedenen Größen gebaut, damit sie in verschiedenen Tonlagen verwendet werden konnten (in der Gambenfamilie: Pardessus de viole, Dessus de viole, Viole de gambe alto, Taille de viole, Viole de gambe basse, Contre basse de viole). 

Das Baßinstrument der Violinfamilie wurde regional unterschiedlich gebaut (Basse de violon, Violone). Zu einem wichtigen Entwicklungsschritt kam es um 1680: auf Grund der Erfindung umsponnener Saiten konnte der Violone zum kleineren und handlicheren „Violoncino“ oder „Violoncello“ werden. Diese Entwicklung zur Verkleinerung des Schallkörpers lässt sich an den Instrumenten Antonio Stradivaris (1648–1737) gut nachvollziehen. Stradivari stellte in seinem Leben etwa 70 Baß-Instrumente her, die älteren Instrumente (forma A) wie das „Mediceo“ von 1690 (Korpuslänge 79,25 cm) sind deutlich größer als die Violoncelli der -heute allgemein gewöhnlichen- „forma B“ (Korpuslänge 75,5 cm), die Stradivari ab etwa 1707 baute.

hojos
im Oktober 2019