Nem különös?

19.10.2015

Der deutsche Orientalist, Schriftsteller und Essayist Navid Kermani erhielt am 18. Oktober 2015 den diesjährigen Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. In seiner Dankesrede in der Frankfurter Paulskirche sprach er das Syrien-Dilemma an und forderte letztendlich eine Intensivierung des Militäreinsatzes.

Das ist bemerkenswert für einen Friedenspreisträger, und er rechtfertigt es mit den Worten: "Ich rufe nicht zum Krieg auf. Ich weise lediglich darauf hin, dass es einen Krieg gibt – und dass auch wir, als seine nächsten Nachbarn, uns dazu verhalten müssen, womöglich militärisch, ja, aber vor allem sehr viel entschlossener als bisher diplomatisch und ebenso zivilgesellschaftlich."

Der ferne Beobachter könnte rasch seine Zweifel bekommen, denn er hatte schon öfters das Scheitern derartiger Interventionen erlebt, und er wird glauben, dass einer Hydra viele Köpfe nachwachsen, wenn man einen abschlägt. Er könnte auch überzeugt sein, dass die Instanzen dieser Welt zu einem gemeinsamen Vorgehen nicht fähig sind.

Bemerkenswert sind auch diese von Navid Kermani ausgesprochenen Sätze: „Gesponsert mit Milliardenbeträgen aus dem Öl hat sich über Jahrzehnte in Moscheen, in Büchern, im Fernsehen ein Denken ausgebreitet, das ausnahmslos alle Andersgläubigen zu Ketzern erklärt. Dass ein solcher religiöser Faschismus überhaupt denkmöglich wurde, das ist der vorläufige Endpunkt eines langen Niedergangs.“ Mit dieser grundsätzlichen Einschätzung kann er wohl nicht nur das gegenwärtige Glaubensdiktat des Islamischen Staates meinen, sondern einen weit verbreiteten Faschismus, schließlich handelt es sich um einen jahrzehntelangen Prozess.

Dieser Gedanke hat zwei Brüder:

1) Diese religiöse Radikalisierung ist für die Zustände in diesen Regionen mitverantwortlich.

2) Ein Großteil der aus dieser Region – aus welchen Motiven auch immer – nach Europa kommenden Menschen ist von diesem religiösen Faschismus geprägt.

Daraus ergibt sich ein vitales Informationsbedürfnis: Wie sind die Millionen Menschen, die ungehindert und rechtswidrig in und durch unser Land strömen, wirklich? Leider wird dieses Bedürfnis weder von der Politik noch von den Medien befriedigt. Die hier vorherrschenden Sätze sind: "Wir schaffen das schon!" oder "Diese Menschen müssen sich integrieren!". Dazu gehören Bilder von positiven Einzelfällen. Und wie wird sich der Mainstream verhalten? Logisch nachvollziehbare Erklärungsversuche auf Basis von reichlich vorhandenen Erfahrungswerten werden meist als "rechtspopulistisch" oder schlimmer abgetan.

Was bleibt ist Angst und die Frage, warum nicht alle Angst haben. Denn die Wahrscheinlichkeit ist groß – bei offenen Grenzen fast zwingend –, dass die Kriege auf dieser Welt zu uns kommen und dass wir nicht fähig sind, sie abzuwehren.

hojos
am 19. Oktober 2015