Alban Berg

Eine Hommage zum 130. Geburtstag des Komponisten von Dieter Bock
22.02.2015

Alban Berg war einer der bedeutendsten österreichischen Komponisten des 20. Jahrhunderts und zählt mit Arnold Schönberg und Anton von Webern zu den Hauptvertretern der Zweiten Wiener Schule. Er wohnte von 1905 bis 1908 in der Hietzinger Hauptstraße 6 und von 1911 bis zu seinem Tod 1935 in der Trauttmansdorffgasse 27 in Hietzing.

Alban Berg. Fotografiert um das Jahr 1905 mit zwei der stadtbekannten weißen Dackeln seines Onkels Josef Weidman im Hof des Hauses Hietzinger Hauptstraße 6. Alban Bergs Mutter Johanna war die Schwester von Weidmans Frau Julie (geb. Braun) und wurde zu deren Universalerbin. Dieses Vermögen begünstigte Albans Bergs musikalische Karriere. © Wiener Stadt- und Landesbibliothek
<p><b>Alban Berg</b></p><p>Fotografiert um das Jahr 1905 mit zwei der stadtbekannten weißen Dackeln seines Onkels Josef Weidman im Hof des Hauses Hietzinger Hauptstraße 6. Alban Bergs Mutter Johanna war die Schwester von Weidmans Frau Julie (geb. Braun) und wurde zu deren Universalerbin. Dieses Vermögen begünstigte Albans Bergs musikalische Karriere.</p><p><i>&copy; Wiener Stadt- und Landesbibliothek</i></p>

Alban (Geburtsname: Albano) Maria Johannes Berg wurde am 9. Februar 1885 im 1. Bezirk, Tuchlauben 8 geboren. Seine Eltern waren der aus Nürnberg eingewanderte Exportkaufmann Conrad Berg und Johanna Berg, geborene Braun. Er hatte zwei ältere Brüder, Hermann und Karl (Charly), und eine jüngere Schwester namens Smaragda. Die Sommer verbrachte die Familie Berg am 1894 erworbenen „Berghof“ am Südufer des Ossiachersees in Kärnten. Die behütete Kindheit Albans endete mit dem Tod des Vaters im März 1900. Ein lebenslanges Asthmaleiden und immer wiederkehrende gesundheitliche Probleme sollten ihn fortan begleiten.

Die drei jüngeren Berggeschwister um 1889. Alban – Charly – Smaragda. © Wiener Stadt- und Landesbibliothek
<p><b>Die drei jüngeren Berggeschwister um 1889</b></p><p>Alban – Charly – Smaragda.</p><p><i>&copy; Wiener Stadt- und Landesbibliothek</i></p>
Der Berghof am Ossiacher See. Fotografiert am 28. Juni 2013. Heute ist er in das Gelände eines großen Campingplatzes integriert. © Archiv 1133.at
<p><b>Der Berghof am Ossiacher See</b></p><p>Fotografiert am 28. Juni 2013. Heute ist er in das Gelände eines großen Campingplatzes integriert.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>
Der Berghof am Ossiacher See. Das Eingangstor fotografiert am 28. Juni 2013. Hier ist auch die Tafel zum Gedenken an Alban Berg befestigt: "Auf diesem nach seiner Familie benannten Hof verbrachte Alban Berg, Komponist 1884–1935, einen Teil seiner Jugend". © Archiv 1133.at
<p><b>Der Berghof am Ossiacher See</b></p><p>Das Eingangstor fotografiert am 28. Juni 2013. Hier ist auch die Tafel zum Gedenken an Alban Berg befestigt: "Auf diesem nach seiner Familie benannten Hof verbrachte Alban Berg, Komponist 1884–1935, einen Teil seiner Jugend".</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>

Zu dieser Zeit begann der Autodidakt Berg seine ersten Kompositionsversuche mit verschiedensten Liedern, die aber großteils unveröffentlicht blieben. Seine schöpferische Begabung zeigte sich darin bereits und veranlasste 1904 Arnold Schönberg dazu, ihm Kompositionsunterricht zu erteilen. Schönberg wurde ihm auch Vorbild und Mentor. Gleichzeitig wurde auch Anton von Webern, mit dem Berg eine lebenslange Freundschaft verbinden sollte, Schönbergs Schüler, Alban Bergs erster öffentlicher Auftritt fand als Klavierbegleiter seiner Schwester Smaragda bei einem Konzert am 12. April 1905 statt. Sie sang neben anderen Liedern seine Komposition „Die Nachtigall“ (Text: Theodor Storm).

Schon früh nahm Berg regen Anteil am Wiener Kunstgeschehen und zählte Komponisten wie Anton von Webern, Ernst Krenek, Egon Wellesz aber auch viele Literaten wie Peter Altenberg, Hermann Broch, Egon Friedell, Karl Kraus u.a. zu seinem Freundeskreis. Im 1918 von Schönberg gegründeten „Verein für musikalische Privataufführungen“ wirkte Berg als „Vortragsmeister“. Er verfasste den Vereinsprospekt und entwarf Programme. Der Verein musste 1921 aus Geldmangel auf Grund der Inflation aufgelöst werden.

Alban Berg war auch ein gefragter Pädagoge, zu seinen berühmtesten Schülern zählten Theodor W. Adorno, Hans Erich Apostel, Bruno Seidlhofer und Willi Reich. Bergs Neffe Erich Alban berichtet, dass sogar George Gershwin bei Berg Theoriestunden nehmen wollte. Dazu kam es nicht, wohl aber zu einem Besuch des Komponisten am 5. Mai 1928 in Hietzing. Dabei wurde zu Ehrendes Gastes die „Lyrische Suite“ aufgeführt. Gershwin bedankte sich dafür mit amerikanischen Songs, die er auf Bergs Klavier spielte.

Bergs großes Vorbild war Gustav Mahler, er verehrte seinen Lehrer Schönberg, aber auch Richard Strauss und Richard Wagner. Während seine vielen Jugendlieder und auch die Klaviersonate noch in der Tradition der Spätromantik stehen, ging er später über die tonalen Grenzen hinaus bis zur Atonalität und Zwölftontechnik.

Unter Schönbergs strenger Anleitung entstanden in den Jahren von 1905 bis 1910 die „Sieben frühen Lieder für eine Singstimme mit Klavier“, kurz darauf die „Sonate für Klavier“, op. 1, die „Vier Lieder für eine Singstimme mit Klavier“, op. 2, sowie das „Streichquartett“, op. 3. Am 24. April 1911 erfolgte die Uraufführung der Klaviersonate und des Streichquartetts.

Am 3. Mai 1911 heiratete Alban Berg Helene Karoline Nahowski, sie war höchstwahrscheinlich eine uneheliche Tochter Kaiser Franz Josefs. Enge Freundschaft verband die beiden mit dem Ehepaar Alma Mahler Gropius Werfel und Franz Werfel.

Alban und Helene Berg. Ein Foto unbekannten Datums © Wiener Stadt- und Landesbibliothek
<p><b>Alban und Helene Berg</b></p><p>Ein Foto unbekannten Datums</p><p><i>&copy; Wiener Stadt- und Landesbibliothek</i></p>

Noch in den „Fünf Orchester-Liedern nach Ansichtskartentexten von Peter Altenberg“, op. 4 (1912), und den „Vier Stücken für Klarinette und Klavier“, op. 5 (1913) ist der Einfluss Schönbergs deutlich zu spüren. Die „Drei Orchesterstücke“, op. 6 (1914) zählen zu den Schlüsselwerken seines kompositorischen Schaffens.

Die Oper „Wozzeck“, op. 7 (1917–1922) nach Georg Büchners Drama wurde am 14. Dezember 1925 unter Erich Kleiber in Berlin uraufgeführt und machte Alban Berg weltberühmt. Bereits 1924 kam es unter Hermann Scherchen zur Uraufführung einer konzertanten Fassung der „Drei Bruchstücke aus Wozzeck“. Die Wiener Erstaufführung des „Wozzeck“ fand erst am 30. März 1930 in der Wiener Staatsoper mit Josef Manowarda und Rose Pauly unter dem Dirigat von Clemens Krauss statt.

Das in Form und Ausdruck faszinierende „Kammerkonzert für Klavier und Geige mit 13 Bläsern (1923–1925) ist Arnold Schönberg zum 50. Geburtstag gewidmet. Die bereits zweite Vertonung eines Gedichtes von Theodor Storm „Schließe mir die Augen beide“ (1907 und 1925) erfolgte 1925. Im Jahr 1926 entstand die in Zwölftontechnik komponierte „Lyrische Suite“ für Streichquartett. Bei der Uraufführung am 8. Jänner 1927 in Wien spielte das Kolisch-Quartett. 1928 erfolgte eine Bearbeitung des zweiten, dritten und vierten Satzes der Lyrischen Suite für Streichorchester.

Die Konzertarie „Le Vin/Der Wein“ für Sopran und Orchester (1929) (Text: Charles Baudelaire) war ein Auftragswerk der tschechischen Sängerin Ruzena Herlinger. Am 30. November 1934 erfolgte die Uraufführung der „Lulu-Suite“ (Symphonische Stücke aus der Oper „Lulu“) durch Erich Kleiber an der Berliner Staatsoper. Das Werk ist Arnold Schönberg zum 60. Geburtstag gewidmet.

Bergs zweite Oper „Lulu“ in drei Akten (nach den Tragödien „Erdgeist“ und „Die Büchse der Pandora“ von Frank Wedekind) blieb unvollendet. Er hinterließ eine ausgearbeitete Entwurfspartitur. Die ersten beiden Akte wurden 1937 in Zürich uraufgeführt. Die Rekonstruktion des dritten Aktes erfolgte durch den in Hietzing lebenden Wiener Komponisten Friedrich Cerha. Die Uraufführung der vervollständigten Oper erfolgte am 14. Februar 1979 durch den Dirigenten Pierre Boulez in Paris. Die Titelpartie sang Terese Stratas.

Bergs letztes Werk ist das „Konzert für Violine und Orchester (Dem Andenken eines Engels)“ (1935), es ist der mit 18 Jahren verstorbenen Manon Gropius, Tochter von Walter Gropius und Alma Mahler, gewidmet. Die Uraufführung 1936 in Barcelona erlebte der Meister nicht mehr.

Eine Werkauflistung sowie einige interessante Buch/CD/DVD-Veröffentlichungen mit Musik von Alban Berg finden Sie auf www.bocksmusicshop.at.

Alban Berg verstarb am 23. Dezember 1935, kurz vor Mitternacht, im Wiener Rudolfspital an den Folgen einer Blutvergiftung. Er ruht in einem Ehrengrab auf dem Hietzinger Friedhof.

1968 gründete Bergs Witwe Helene die „Alban Berg Stiftung“ deren Zweck die Förderung der modernen Musik sein sollte. Sie starb am 30. August 1976 in der Hietzinger Wohnung. Zum 100. Geburtstag 1985 gab die Österreichische Post eine Sonderpostmarke heraus. Seit 1969 gibt es zwischen Küniglberggasse und Elisabethallee den Alban-Berg-Weg.

Im März und im Mai 2015 wird das Ensemble Kontrapunkte unter Dirigent Peter Keuschnig zwei Werke von Alban Berg im Wiener Musikverein aufführen. Weitere Aufführungen seiner Kompositionen sind u.a. vom Zemlinsky Trio Wien in Hietzing geplant.

Dieter Bock
im Februar 2015