Wallfahrt nach Mariabrunn

1832

1832 wurde St. Veit von einer schweren Choleraepidemie heimgesucht. Während zweier Monate starben 120 Personen, mehr als doppelt soviele hatten heftige Anfälle, ohne aber zu sterben. "Der Jammer dieser Zeit ist nicht zu beschreiben" notierte Pfarrer Anton Mallina in der Pfarrchronik, "ich überließ mich ganz Gottes Hilfe und wir hielten eine Prozession nach Mariabrunn". Die Tradition des Cholerabittganges behielt die Gemeinde bei, er wurde einige Jahre später vom Konsistorium als jährliche, am 20. September abzuhaltende Prozession förmlich genehmigt.

Der Termin wurde offensichtlich nicht so genau genommen, aber auch das Weiterbestehen dieses Brauches war nicht immer gesichert. Pfarrer Gössinger verkündigte bei den Predigten am 5. September 1909 zur bevorstehenden Wallfahrt: „Dem Vernehmen nach war die Teilnahme in den letzten Jahren eine geringe. Ich bin gerne bereit, diese Prozession wieder zu halten, wenn die Teilnahme eine größere ist. Besonders aber müssten Männer ihre Zusage der Teilnahme geben. Werden bis zum Feste Maria Geburt wenigstens 25 Männer namhaft gemacht, welche an der Prozession teilnehmen, so wird dieselbe Montag, den 13. September stattfinden, andernfalls müsste sie unterbleiben.“ Schon am 7. September brachte der Tischlermeister Johann Fellner ein Blatt mit der Zusage von 40 Männern. An der Prozession nahmen dann über 60 Männer teil, unter diesen die drei Bezirksräte Rohrbacher, Glasauer und Wimpissinger und sogar ein als Sozialdemokrat bekannter Zeitungsausträger. Der Pfarrer war über diesen Beweis der in der Männerwelt noch vorhandenen gläubigen Gesinnung sehr erfreut.
 
Heute ist der Treffpunkt traditioneller Weise um 14 Uhr im Park vor der Kirche. Der Weg führt über die Erzbischofgasse zur Nikolai-Kapelle und weiter entlang des Wienflusses nach Mariabrunn. Um 16:30 Uhr beginnt die Marienvesper in der Kirche in Mariabrunn (Mariä Heimsuchung), anschließend klingt der Tag mit einer Agape aus.

hojos
im September 2009, ergänzt am 26.8.2014 und 7.6.2018