Der Kaiser und seine Jubiläumsspitäler

Einladung zu einem medizinischen Rückblick mit Orgelkonzert und Fachvorträgen zu frühkindlichen Hör- und Kommunikationsstörungen anlässlich des 18. Hietzinger HNO-Tages
18.11.2016

1. Tag des 18. Hietzinger HNO-Tages

Freitag, 18. November 2016, 18 bis 20 Uhr

Geriatriezentrum am Wienerwald, Spitalskirche, 1130 Wien, Wolkersbergenstraße 1, 3 oder Jagdschloßgasse 59

Ein medizinischer Rückblick mit Orgelkonzert

Die Versorgungsheimkirche (1904) wurde von der Wiener Bevölkerung, ihren Gewerben und ihrem Stadtarchitekten Johann Nepomuk Scheiringer (1855–1934) inmitten eines einzigartigen Architekturraumes geschaffen: Hermesvilla (1886), Faniteum (1896; Fresken von Wilhelm Steinhausen sen., Vater des Physiologen), Wiener Versorgungsheim (1904), Kaiser-Jubiläumsspital (1912), Nervenheilanstalt
Rosenhügel (1912, Riedelgasse) sowie Waisenhaus und Taubstummenanstalt (1913, Maygasse).

Die Kaiser-Jubiläumsspitäler Wilhelminenspital (1898), Kaiser-Jubiläumspital (1908) und Kaiser Franz Joseph-Ambulatorium und Jubiläumsspital (1908) gehören zum baulichen Ergebnis der „dritten Wiener Medizinischen Schule“ um 1870 (Erna Lesky 1974): Medizinische Spezialausbildung in Pavillons (Wilhelminenspital), Parks (Lainz) und Stadt (Gumpendorf, Sandwirtgasse 3-5; Alfred Adler, Arthur Schüller und Oskar Hirsch).

Paracelsus (1493/94–1541) entzieht sich der Vereinnahmung: Früh unter seinem Vater in Villach ausgebildet, bereicherte er die „zweite Philosophie“ Medizin (Isidor von Sevilla) aus Montanchemie und Theologie.

Intersubjektivität, das Thema unseres heurigen HNO-Tages, ist etwa in Leonardos von der Gebärdensprache geprägten Felsgrottenmadonna dargestellt, und bildet die gemeinsame Wurzel der von Jean Itard (1774–1838) begründeten Kinderpsychiatrie und Otologie.

Das Programm für Freitag, den 18. November 2016, 18 bis 20 Uhr

Pater Edmund Dorner, Rektor der Kirche St. Karl Borromäus
Begrüßung
Herwig Swoboda, Abteilung für Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten, KH Hietzing
Kirchenrundgang:
Die Kunstwerke der Versorgungsheimkirche – Architektur, Glasfenster, Heraldik, Bildwerke, Orgel und Glocke
Vorträge:
Die Kaiser-Jubiläumsspitäler – Architektonisches Vermächtnis der Wiener Medizinischen Schule
„der heiligen geschrift doctorem vnd beider erznei“ – Zum 475. Todestag des Arztes und Theologen Paracelsus
Intersubjektivität in Kunst und Medizin – Kommunikation als Aufgabe der Hals-Nasen-Ohrenheilkunde
Gedenken an Prim. i.R. Univ.-Prof. Mag. Dr. Gerd Zechner (1933–2016)
Werner Pelinka
Orgelkonzert

2. Tag des 18. Hietzinger HNO-Tages

Samstag, 19. November 2016, 9.00 Uhr

Festsaal des Geriatriezentrums am Wienerwald, 1130 Wien, Wolkersbergenstraße 1 oder Jagdschloßgasse 59

Frühkindliche Hör- und Kommunikationsstörungen und ihre biomathematischen Modelle

Die Erkennung kindlicher Kommunikationsstörungen ist eine entscheidende
interdisziplinäre Aufgabe angesichts der frühen Entwicklung von Sprache und
Persönlichkeit, deren Gesetzmäßigkeiten immer besser erkannt werden.

Die pädiatrischen und otologischen Fachbereiche benötigen für ihre Kooperation
die vielfältigen Erkenntnisse in einem weit gespannten Bogen zwischen
Entwicklungspsychologie und Mathematik.

Mit JONATHAN DELAFIELD-BUTT, KARL SIGMUND und GERNOT TRAGLER aus Glasgow und Wien haben wir Referenten von weltweiter Bedeutung gewonnen. Die
entwicklungspsychologische Schule um COLWYN TREVARTHEN dringt in immer
frühere Bereiche der Intersubjektivität zwischen Kind und Mutter vor und
dokumentiert den musikalischen Charakter dieser geheimnisvollen
Wechselbeziehung. KARL SIGMUND gelangte über die Spieltheorie zu
biomathematischen Modellen der Kooperation, als deren Doyen er mittlerweile
gesehen werden kann. Komplexe Problemfelder wie die Drogenprävention sind,
um mit einer erfolgreichen Umsetzung rechnen zu können, auf mathematische
Modelle angewiesen, an deren Entwicklung GERNOT TRAGLER von der
Technischen Universität Wien maßgeblich mitwirkt.

Die pädiatrische Aufgabe der HNO-Heilkunde beginnt mit dem Neugeborenen-
Hörscreening und setzt sich in komplexe Aufgaben zwischen Chirurgie und
Patientenbegleitung fort, wofür eine gute Zusammenarbeit zwischen dem
niedergelassenem und dem institutionellen Bereich mehrerer Fächer wesentlich
zum Erfolg beiträgt.

Das Programm für Samstag, den 19. November 2016

Walter Ulrich, Jakob-Erdheim-Institut, KH Hietzing
Eröffnung
Herwig Swoboda, Abteilung für Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten, KH Hietzing
Hören, verstehen, reagieren – Kinder zwischen Otologie und Psychologie
Ralf Gössler, Abteilung für Kinderpsychiatrie, NZ Rosenhügel
Frühkindliche Hör- und Kommunikationsstörungen im Lichte der Kinderund
Jugendpsychiatrie – Ursachen und Folgen
Karl Sigmund, Department für Mathematik, Universität Wien
Kooperation, Darwin und Spieltheorie
Jonathan Delafield-Butt, University of Strathclyde, Glasgow
The Early Development of Communication: From motor intentions in
utero to shared projects of common purpose

Pause

Gernot Tragler, Institut für Wirtschaftsmathematik, TU Wien
Mathematische Modelle des illegalen Drogenkonsums: Epidemiologie und
der optimale Einsatz von Interventionsmaßnahmen
Heidi Neuroth, Helmut Hackl, Neuroth Pädakustik, Wien
Hörgeräteversorgung von Säuglingen und Kleinkindern
Stephanie Ebner, Abteilung für Hals-Nasen-Ohrenkrankheiten, KH Hietzing
Seromucotympanon – gibt es eine Formel?

Nach der Diskussion bitten wir zu einem kleinen Buffet

Univ.-Doz. Dr. Herwig Swoboda, Vorstand der Abteilung 
DGKS Lisa Schaffer, Oberschwester der Abteilung

hojos
5. Oktober 2016