Vorwort Dr. Wilhelm Twerdy
Aus den Beiträgen zur Geschichte des Wienerwaldes
01.09.1998
... Der Zufall wollte es, dass ich meinen Wohnsitz von meiner Heimatstadt Wien in den Wienerwald verlegt habe. Ich konnte einen Ansitz in Breitenfurt erwerben; als Gemeinderat und Pfarrgemeinderat stellte ich bald fest, dass es um die Geschichte des Ortes und der Pfarre nicht allzugut bestellt war. So arbeitete ich am ersten Heimatbuch der Gemeinde mit und begann die Geschichte des Gebietes an der Liesing zu erforschen. Doch bald erkannte ich, dass die Verknüpfung mit anderen Teilen des Wienerwaldes sehr groß war, was mich letztlich bewog, die Forschung auf den gesamten Wienerwald auszudehnen. Nach Durchforschung der Akte des Deutschen Ordens im Zentralarchiv in Wien, der ja Laab im Walde und Hacking besessen hatte, begann ich die Bereitungsbücher im Hofkammerarchiv zu studieren, um überhaupt feststellen zu können, wer einmal Besitz im Wienerwald gehabt hatte. Dann wandte ich mich den Herrschaftsakten im gleichen Archive und den alten Grundbüchern zu, die damals noch nicht gespeichert, sondern in allen Teilen öffentlich zugänglich waren.
Die Akte der Waldherrschaft Purkersdorf, längst von gelehrter Hand in verschiedene Kategorien unterteilt, boten sich mit vielen tausend handgeschriebenen Folioseiten ebenfalls im Hofkammerarchiv an. So war der rote Faden entdeckt, der die Erforschung von 1000 Jahren in 17 Jahren möglich machte. Bald kamen Originalurkunden hinzu, teils in gedruckter Form nachzulesen, teilweise nur im Original erforschbar. Auf der Basis des historischen Ortsnamenbuches von Heinrich Weigl, das ich bis auf den 1. Band erwerben konnte, stellte ich die einzelnen Orte, Anwesen oder Burgen zusammen. Da Forschung ohne die Erforschung der damaligen Ministerialenfamilien nicht möglich ist, betrieb ich auch diese genealogischen Arbeiten, um bald auf Ergebnisse zu stoßen, die ich in Büchern nicht finden konnte.
Da ich von den großen Forschern wußte, daß auch die Wappen, also die Familie entscheidend war, fertigte ich im Laufe dieser Jahre bei 4000 Wappenzeichnungen von über 1000 Familien an, die mir in vielen Fällen erst Klarheit über die Zugehörigkeit verschafft haben. Hiezu kam eine Abschriftensammlung von Urkunden, die aus Archiven in ganz Österreich zusammengesucht wurden.
Selbstverständlich wurden auch unzählige Veröffentlichungen und Bücher verschiedener Zeiten durchgearbeitet, über deren Umfang sich niemand ein Bild machen kann, der diese Hilfe niemals selbst in Anspruch genommen hat. Einen besonderen Platz nahmen auch die alten Heimatbücher ein, die teilweise schon 60 Jahre oder älter geworden sind, aber meist nicht erneuert wurden. Vor 60 Jahren schrieb Professor Schachinger das erste Buch über den gesamten Wienerwald, doch in den vergangen Jahren war die Forschung in vielen Bereichen sehr erfolgreich, so daß mit neuen Ergebnissen aufgewartet werden konnte. Prof. Schachinger hatte sich später noch der Türkennot zugewendet, das heißt Material über die schrecklichen Nöte und über die Zustände nach den Türkenbelagerungen veröffentlicht. Das Museum in Perchtoldsdorf hat dieser Zeit wohl angesichts des eigenen Schicksals besondere Bedeutung zugewendet.
Meine neue Heimat Breitenfurt fand ich dort nicht erwähnt, doch konnte ich in den Büchern des Waldamtes und der Pfarren auch für dieses Gebiet Material finden, das ich schon vorher veröffentlichen konnte. In Breitenfurt bestand einstmals ein Schloss, dessen Erbauer Gregor Wilhelm Kurchner vielfach auch noch heute als Bastard der Habsburger dargestellt wird. Auch hier bestand der Anreiz, der Wahrheit auf den Grund zu gehen. Dies alles sollte in einem neuen Werk über den Wienerwald aufgezeigt werden.
Beruflich kam ich an viele Orte des Waldes, was ich nicht kannte, suchte ich später persönlich auf, um ein bleibendes Bild zu bekommen und habe selbst überall fotografiert. Großes Interesse wurde dem Kartenmaterial geschenkt, das die Geschehnisse der späten Jahrhunderte eingehend dokumentiert. Die niederösterreichische Landesbibliothek, aber auch das Museum der Stadt Wien gestatteten mir, Aufnahmen vorhandener historischer Bilder selbst zu machen – dadurch konnten erhebliche Kosten eingespart werden, wofür ich mich an dieser Stelle nochmals sehr herzlich bedanken möchte.
Mein Vorsatz war es, die Aufzeichnungen mit der Errichtung freier Gemeinden, also 1848, zu beenden. Tatsächlich gibt es über die nachher folgenden Jahre und Jahrzehnte beste Veröffentlichungen, da die Aufzeichnungen und Dokumente ja in den Gemeinden bewahrt wurden – der frühen Geschichte der Orte weichen die Heimatbücher wegen kaum vorhandener Unterlagen jedoch weitgehend aus.