Carl Goldmark

Er war der bedeutendste und erfolgreichste österreichische Opernkomponist der Wiener Ringstraßenära. Eine Hommage zum 100. Todestag des Komponisten von Dieter Bock.
25.11.2015

Geboren wurde er am 18. Mai 1830 in Keszthely am Plattensee in Ungarn als Sohn des jüdischen Kantors Rubin Goldmark. Im Jahr 1834 übersiedelte die Familie in die westungarische, später burgenländische Gemeinde Deutschkreutz, wo Carl die folgenden 10 Jahre verbrachte. Ersten Geigenunterricht erhielt er ab 1842 in Ödenburg, ab 1844 beim bekannten Violinpädagogen Leopold Jansa in Wien. Bereits damals versuchte er zu komponieren.

Ab 1848 trat er seinen ersten hauptberuflichen Orchesterdienst als Geiger in Ödenburg, später auch in Pest an. Im Oktober 1851 übersiedelte er wieder nach Wien und trat in das Orchester des Josefstädter Theaters ein. Im März 1852 wechselte er ins Carl-Theater im 2. Bezirk.

Erste Kompositionserfolge stellten sich ab Mitte der 1850er-Jahre ein. Vorerst waren es Violinwerke, später entstanden ein Klaviertrio, ein Streichquartett, ein Klavierquartett sowie erste Lieder. Bei seinen Frühwerken orientierte sich der Komponist am Stil von Mendelssohn-Bartholdy, später wurde er auch von Beethoven, Berlioz und Wagner beeinflusst. Ein erstes Konzert mit seiner Ouvertüre in g-Moll (1857), dem Psalm Nr. 67 für Soli, gemischten Chor und Orchester in D-Dur (1857) und dem Quartett für Piano, Violine, Viola und Violoncello veranstaltete er am 12. März 1857 in der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien.

Nach autodidaktischen Studien in Budapest (1858–1860) übersiedelte Carl Goldmark Mitte 1860 wieder nach Wien, war Klavierlehrer und ab 1862 auch Musikkritiker. Er hatte bald erste Erfolge mit Kammermusikwerken. Seit 1860 war er u.a. als Chorleiter erfolgreich. Ab Sommer 1862 wohnte Goldmark für kurze Zeit in Unter St. Veit, wo er viele seiner Chorwerke schrieb. Sein erstes bedeutendes Orchesterwerk war die 1865 in Wien uraufgeführte Ouvertüre „Sakuntalá“, op. 13. Goldmark verwendete orientalisches Kolorit und einfache Melodien, schuf damit einen faszinierenden, später sogar impressionistischen Klangeindruck und traf damit den Geschmack seiner Zeit. Ab 1870 verbrachte Goldmark die Sommer in Gmunden am Traunsee und lebte nur mehr im Winter in Wien.

Seine erste Oper „Die Königin von Saba“ (Text: Salomon Hermann Mosenthal) machte ihn weltberühmt, die Uraufführung fand am 10. März 1875 im K.K. Hof-Operntheater in Wien statt. Diese Oper, die Sinfonie Nr. 1, op.26 „Ländliche Hochzeit“ (1876) und das „Violinkonzert in a-Moll“ (1877) gelten bis heute als Goldmarks Meisterwerke. Der amerikanische Dirigent Leonard Bernstein, der Goldmarks Musik schätzte, legte mit seiner Einspielung der „Ländlichen Hochzeit“ eine Referenzaufnahme vor. Die berühmtesten Orchester und Dirigenten der damaligen Zeit spielten Goldmarks Werke in ihren Konzerten.

Die Königin von Saba. CD-Cover © Bock's Music Shop
<p><b>Die Königin von Saba</b></p><p>CD-Cover</p><p><i>&copy; Bock's Music Shop</i></p>

Zu seinen interessantesten Kammermusikwerken zählen das Klaviertrio in B-Dur, op. 4, das Streichquartett in B-Dur, op. 8, sein Streichquintett in a-Moll, op. 9, die Suite für Violine und Klavier in E-Dur, op. 11. Sein letzte Schöpfung, das Klavierquintett op. 54, vollendete er im Spätsommer 1914. Eine Auflistung weiterer Werke sowie interessante CD-Veröffentlichungen mit seiner Musik sowie Bücher über ihn finden Sie auf www.bocksmusicshop.at.

Goldmark war u.a. mit Johannes Brahms, Theodor Billroth, Ernst Mach, Johann Strauss und Ignaz Brüll befreundet und genoss großes Ansehen bei jungen Komponisten. Alban Berg holte sich von ihm Anregungen. Jean Sibelius studierte von Oktober 1890 bis Juni 1891 bei ihm.

Der Meister starb am 2. Jänner 1915 in seiner Wohnung in der Josef-Gall-Gasse 5 im 2. Bezirk. Er ruht in einem von der Israelitischen Kultusgemeinde gewidmeten Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof. Nach Goldmarks Tod wurde es bald ruhig um ihn, nur die „Königin von Saba“ wurde hin und wieder aufgeführt. Im Gedenkjahr 2015 gab es Wiederaufnahmen dieser Oper in Freiburg und Budapest. In Wien wartet man bisher vergeblich darauf. Erst in den letzten Jahrzehnten wurden einige seiner Werke wieder entdeckt.

Goldmark galt in Budapest als der Nationalkomponist und wurde auch als solcher verehrt. Der 1980 gegründete Carl Goldmark Verein Deutschkreutz im Burgenland widmet sich dem Leben und Wirken des Komponisten. Zu Ehren Goldmarks wurde die Amalienstraße in Ober St. Veit am 6. November 1919 in Goldmarkstraße umbenannt. Am 4. Jänner 1922 erfolgte aber wieder die Umbenennung in Amalienstraße. Als Ersatz wurde am 13. Mai 1925, ebenfalls in Ober St. Veit, der Goldmarkplatz zwischen Meytensgasse und Trazerberggasse nach ihm benannt.

Dieter Bock
im November 2015