Gablitz

Auszug aus Wilhelm Twerdys "Geschichte des Wienerwaldes"
1998

Die Ortschaft Gablitz, angeblich benannt nach einem slavischen Flüsschen „kaplica“ gehörte ohne Zweifel zum Königshof Alarun, der 1033 an das Bistum Freising geschenkt wurde. Sie ist daher auch beim Freisinger Besitz im Wienerwald angeführt. Da sie später aber verkauft wurde, wird sie hier besonders behandelt. An der Grenze des Schenkungsgutes, südlich der Poststraße, lag und liegt der Loupach, neben dem „Holz des Bischofs“. Der Untertane des Bischofs Ellenhard von Freising, Winther, tauschte 1 Hube in Loupach, gegen 1 Hube in Ollern selbst, in die Hand des Advokaten Otto. Aus diesem Namen müsste geschlossen werden, dass zumindest im Loupach eine bayrische Besiedlung stattgefunden hat. Mehr als hundert Jahre später gab ein Ulricus de Vrindorf - Freundorf Heinricus de Gablitz an den Altar St. Maria in Neuburg. Dass dieser Unfreie noch in Gablitz ansässig war, scheint durch den Zeugen bestätigt zu sein, da der Ort Freisinger Lehen war. Der 1226 genannte Buchgraben wird auf das Gebiet von Gablitz bezogen. 5 Jahre später gab Heinrich von Seefeld an das Kloster St. Niclas auf der Landstraße einen Waldanteil bei Gablitz, der von seinen Vorfahren stammte, aber zur Herrschaft Purkersdorf gehört haben muss.

Das Bistum hat später seinen Besitz in Teilen verlehnt, Leopold von Sachsengang besaß Gablitz als Lehen, gab es als Afterlehen an das Geschlecht der Mauerbacher weiter. Bereits für die Übergabe des Hainricus de Gablitz war ein Hartrudus de „Sahsingan“ erster Zeuge. Vermutlich im selben Jahre wurde ein Hartnid genannt. Gerold und Hartneid, beide herzogliche Ministeriale, hatten Besitz in Ollern - Alarun vom Bischof von Freising entfremdet, dessen Herausgabe Hartneid verweigerte. Es kann angenommen werden, dass die Sachsenganger schon längere Zeit Gablitz als Lehen hatten, sonst hätten sie es nicht als Afterlehen weiterverliehen. Vermutlich war es Liutpold, der mit einer Magrarete verheirate war, oder dessen Sohn Liutpold, der Landrichter war und Agnes von Sunnberg zur Gattin hatte. 1311 verlieh jedenfalls Bischof Emcho von Freising Gablitz und den Wald im Tale „Rozwaertiger Graben“ an Griffo von Wien. Als Lehensinhaber ist dieser auch im Urbar von 1316 genannt. Den Berg Saupüchel hatte der damalige Forstmeister Ludwig von Döbling. 1321 tauschte das Kloster St. Niclas den Wald bei Gablitz gegen einen Wald am Utlberg - Hüttelberg. Das Heiligengeist-Spital wurde damit Besitzer des Waldes. 1316 hatte Herzog Friedrich die Kartause Mauerbach gegründet und hiezu Besitz, den die Mauerbacher angeblich an Herbort auf der Säul verkauft hatten, erworben. 1333 war Purkersdorf durch die Herzöge Albrecht und Otto angekauft worden. Damit hatten die Habsburger einen wichtigen Kontrollpunkt der alten Poststraße nach Westen erwerben können. Nun galt es, die Straße weiter freizukaufen. Der nächste Ort war Gablitz, unmittelbar vor dem Rieder Berg. 1337 verkaufte der Sohn des Griffo, Jans der Greif mit seiner Hausfrau Anna an Herzog Otto das Dorf, den Hof und alles was er zu Gablitz hatte, mit Diensten, „Weisat“ und 13 Leiten Holz um 500 Pfund. Im Jahr zuvor hatte Reinbolt der Hubmeister an Bruder Gottfried das Holz Schuttwürfel, ein Lehen des Bischofs von Freising, oben an des Greiffen Höltzlein, geht an den Puchberg und an den Kaltenberg, verkauft. Zwei Jahre später verhandelte der neue Besitzer von Gablitz erstmals mit dem Kloster Baumburg wegen der pfarrlichen Dienste. Baumburg versah bereits Sieghartskirchen. Herzog Otto starb 1339, sein Bruder Herzog Albrecht gab das Dorf Gablitz an Bischof Albrecht von Passau, der es als passauischen Lehen dem Kloster Mauerbach zueignete. Der Herzog hatte dafür Mauerbach, Bischofsdorf und Hainbuch für Mauerbach erhalten. Weitergegeben wurde aber nur das Dorf. Das 1337 genannte Haus und den Waldbesitz hatte sich der Landesfürst behalten und vergab diese nun als herzogliche Lehen. Beim Verkauf des Chalhochberges an Mauerbach ist die Gablitzer Mark genannt, ebenso 1358. 1357 hat es wieder Verhandlungen mit dem Kloster Baumburg gegeben. Dass der Waldbesitz beim Herrscherhaus verblieb, bestätigt die Bewilligung, die der Forstmeister Johann von Dietreichstock 1376 erhielt, u.a. in dem Hebresbach - Höbersbach 32 TGW Wiesen auszurämben, und diese dann als Lehen zu besitzen. Die zweite Genehmigung bezog sich auf den Stainpach bei Mauerbach, also nicht weit entfernt. Um 1380 hatte Paul Ernst, ein Wiener Bürger den Hof und Geld zu Gablitz als herzogliches Lehen. Vermutlich war es der Ansitz des Heinrich des Gablitzer gewesen, der sich in Perchtoldsdorf niedergelassen hatte, aber auch Besitz in Michelhausen auf dem Tullnerfeld als Lehen besaß. Hans der Schenk von Ried hatte 1396 u.a. Besitz in dem Lebpach bei Geblitz als herzogliches Lehen. Um diese Zeit, also um 1398, hatte Michel der Menschen den Hof zu Geblitz zu Feld und zu Dorf mit allem Zubehör zu Lehen. Etwas später hieß es, er habe auch Geld auf 2 Holden und auf der Mühle zu Gablitz und ein Burgrecht, das er an Leutold von Chreuspach verkauft habe. Der Wiener Bürgermeister Konrad Vorlauf wurde im April 1408 bei Gablitz auf dem Rückweg von St. Pölten gestellt, gefangengenommen und später zusammen mit Konrad Rampersdorfer enthauptet. 1410 verkaufte Georg von Chreuspach den Hof, 2 Hofstätten und die Mühle zu Gablitz an Ulrich und Cecilia Missinger. Herzog Leopold belehnte sie mit diesem Gut. Der Missinger übergab diese Güter 1411 dem Prior der Kartause Mauerbach. Noch im selben Jahr belehnten die Herzöge Albrecht, Leopold und Ernst die Kartause. Wiesenbesitz in Geblitz hatte um 1412 auch der FM Hans von Ried. Die Töchter des Heinrich von Gablitz, Barbara und Afra, waren Mitbestifter des Spitals in Perchtoldsdorf. Sie gaben den Walichhof in der Knappenstraße. 1529 zerstörten die Türken das Dorf.

1558 führte der Prior von Mauerbach in seiner Einlage an: u.a. „Zins Wiesen zu Gablitz“ an. Nach einem Bericht zur Brennholzbeschaffung hatte Gablitz 1565 16 behauste Güter und 9 Züge. Zusammen mit den Purkersdorfern berichteten 1570 die Gablitzer, dass sie lange Zeit mit keinem Priester versehen waren. Der WM Meisinger habe einen Priester angenommen, ihm jährlich 300 fl aus „eigenem Säckl“ zugesagt und habe auch versprochen, einen Pfarrhof zu erbauen, wozu sie 2 Tage roboten sollten. Nach Vorlage an die N.Ö. Kammer wurde ein Vertrag geschlossen, den sie nicht sehen durften. Jetzt sollten sie den Pfarrhof bauen und 100 fl für die Besoldung des Pfarrers geben. K. Maximilian II. befahl Erkundigungen in dieser Angelegenheit einzuziehen. Colmann Saligmann, der Richter zu Gablitz, erklärte sich im Oktober 1582 im Beisein des Waldmeisters Urban Meisinger mit seinen 4 Geschworenen bereit, bis zum neuen Jahr 498 Klafter Holz an Hans Goldegger, den Kammerdiener des Erzherzogs Maximilian, in die kaiserliche Burg zu liefern. Der Forstknecht Mert Engsteller zu Gablitz hatte ein Häusl, das von alters her zum Eigen Gablitz gehörte und zur Zeit beim Kloster Mauerbach war. 1583 haben sich die Gablitzer und die Purkersdorfer beklagt, dass sie ganz auf sich allein gestellt, weder Tag noch Nacht sicher seien. Sie beschwerten sich aber auch wegen der Robot.

1593 war in Gablitz ein Bergwerk aufgeschlagen worden. Da der WM aber einen Bergarbeiter gefänglich einzogen hatte, wurde die N.Ö. Kammer um Überlassung einer Bergwerksordnung ersucht. Im Pantaiding von 1601 ist Gablitz neben Purkersdorf genannt. 1621 erbat sich Sophie Strauß von Hadersdorf, geborene Hutstocker, Witwe nach Christoph Strauß, das Dorf Gablitz, damals 25 behauste Güter, über den WM zu ihrer Herrschaft Hadersdorf. Trotz der geäußerten Bedenken des WM und wegen der nicht üblichen Zerreißung eines Urbares, erhielt die Vizedomin 1621 vom Kaiser das Dorf mit 18 Untertanen gegen Belassung der Robot.

Die Mauerbacher haben die 1529 zerstörte Kapelle 1642 wieder aufgebaut, sie wurde am 3. März 1643 durch den Wiener Weihbischof Bartholomeus, S. Laurenti et Brunonis geweiht. 1648 verkauften Hans Wolfstriegel, Ratsbürger zu Wien und seine Hausfrau Maria 8 Untertannen zu Gablitz, dabei 2 ganze Lehensgüter, Stephan Stockers Haus zu Tafern und das Benedikt Lopeintlische Gütl an Prior Johann von Mauerbach. 1657 beklagte der Vizdom Egidi von Seeau, dass Gablitz für 18 Untertanen-Häuser zahle. Aber es gäbe noch 7 andere ohne Grund, 2 wären aber jüngst erbaut worden, ins Vizdomat wären aber nur 18 Häuser zugeschrieben. 1674 ersuchte Christoph Abele von Lilienberg um die Überlassung einer 22 TGW Wiese, die früher „die von Gablitz“ in Bestand gehabt hatten. 1675 wurde ihm als Inhaber des Hofes zu Gablitz die Weide zu Gablitz und die Wiese Blumensuch verliehen, gleichzeitig erhielt er für 5 Jahre die Befreiung von den Weidegeldern. Er nannte seinen Besitz „Blumensuch“. Im Benachrichtigungsschreiben Kaiser Leopolds an die Prälaten über die stattgefundenen Vermarkung des Landgerichtes und des Waldgerichtes unter dem Vorsitz des Christoph Abele von Lilienberg, damals Hofkammerpräsident, wurde dieser auch „Herr zu Blumensuch“ bezeichnet. Er müsste also eine Befreiung dieses Hauses erhalten haben. Abele starb 1685, seine Witwe Maria Clara muss den Hof zu Gablitz an die Minderbrüder verkaufte haben. 1687 stellte der n.ö. Buchhalter Christoph Rosenberger fest, dass der Hof zu Gablitz mit den Waldungen an die „Fratres misericordiä“ verkauft worden war. Die Weide wolle er diesen nur mit Bezahlung des Weidegeldes geben. Laut eines Berichtes des WM war es der ausgemarkte Puchwald bei Gablitz. 1681 war eine Aufforderung an das N.Ö. Waldamt ergangen, den Gablitzern 20 Klafter Buchenscheiter zu reichen, um den Postweg und die Landstraße bis Läbach zu verbessern. Der Richter zu Gablitz meldete 1692, ein Georg Moßheimer hätte in der Nacht große Mengen aus dem Getreidekasten entnommen, er wurde nach Purkersdorf eingeliefert. Nach der Zerstörung durch die Türken war das Dorf 1694 erst zum Teil wieder bestiftet. 18 erbaute Häuser gaben ihren Dienst. Über einen Mord bei Gablitz im Jahre 1696 berichtet das Heimatbuch. Der Portugisische Gesandte Karl Joseph de Ligne Marquis d' Aronches lud wegen Abzahlung einer Spielschuld an den Grafen Ferdinand Leopold Hallwil, denselben zu einer Jagdpartie zum Jagdschloss in den Wienerwald bei Gablitz. Dort erschoss ihn ein gedungener Mörder am 10. August 1696. Heimgekehrt, fuhr der Gesandte abends zur Gräfin Rasputin, wo Hallwils Schwester nach ihrem Bruder fragte. Letztlich wurde der inzwischen geflohene Marquis von einem portugisischem Gericht aus Mangel an Beweisen freigesprochen.

In der „Rustical-Fassion“ des Jahres 1751 führte Prälat Placidus einen Johann Heinrich von Schmidt, der kein Bauer war, als Inhaber eines Hauses, das auf 690 fl geschätzt war, an. Damals bestanden zwei Stiftstavernen und ein Brauhaus. Nach der Auflösung der Kartause Mauerbach im Jahre 1782 wurde deren Besitz vorerst als Staatsherrschaft geführt. Als solche wurde 1787 die Gemeinde Gablitz unter VUWW 145, unter Mauerbach - Gablitz geführt. Johann Georg Mayrhofer war Richter in Gablitz. Es grenzte gegen Aufgang an Purkersdorf, gegen Mittag an drei Waldamthüttler „im Hauersteig“ genannt, gegen Niedergang in Labach und gegen Mitternacht an Mauerbach.

Das Dorf hatte keine Riedbezeichnungen, also auch keine Riednummern. Genannt wurden: 43 Häuser, darunter Top. Nr. 42, Graf Maravigli, Haus 22.

Folgende Riedbezeichnungen wurden genannt: am Adlesgraben rechts der Purkersdorfer Poststraße, bis an Gablitzer Fahrtweg nach Mauerbach, 75-113, ferner am Adlesgraben rechts der Purkersdorfer Poststraße, 85 - bis am Brand oberhalb der Poststraße beim Gablitzer Weg nach Mauerbach, 114, am Brand unter der Poststraße anfangend nächst Gablitzer Bach, 125-151, am unteren Adlesgraben unter der Poststraße nächst dem Bach Gablitz und „dasigem“ Dorfs Fahrtweg bis an den Hausgraben, 152-170, jenseits des Baches Gablitz nächst des herrschaftlichen, sogenannten Kirchenwaldes, 171, am Bach Gablitz bis an den Barz Graben, 173, herrschaftlicher Kirchwald: 4 Joch, 1126 Klafter, diesseits des Baches bis zum Leimaris Hagner Holzweg, 178, jenseits des Ortbachls bis an die Waldamtgrenze, 181, jenseits des Baches Gablitz bis an die Waldamt Grenze, 182.

Gesamtausmaß: Wiesen: 250 15/64 Joch, 20 Klafter, Wald: 4 Joch, 1126 Klafter

Von der k.k. Staatsgüter-Administration erwarb 1834 Georg Freiherr von Sina mit der Herrschaft Mauerbach auch das Dorf Gablitz. 1850 erbte es seine Tochter Irene Freiin von Sina.

Quellen:
Twerdy, Wilhelm: Beiträge zur Geschichte des Wienerwaldes. Budapest; Schwarzach; Bruck a.d. Leitha: Heimat-Verlag, 1998. – 2 Bände

Eingestellt von hojos
im Oktober 2014