Der Heurige Schneider-Gössl

Chronik und Bilderalbum des typischen Wiener Heurigenrestaurants
29.09.2013

Das Haus Firmiangasse 11 ist eines der ältesten Ober St. Veits. Man schätzt, dass zumindest Teile davon 600–800 Jahre alt sind. Türkenstürme und andere schlimme Zeiten zerstörten viel der Bausubstanz, und mancher Eigentümer baute um oder dazu. Über die Jahrhunderte lebten darin immer Weinbauern, zuletzt waren es die Familien Kerschbaum und Brummer. Die Umstände ließen sie zu Milchbauern und dann zu Gastronomen werden. An den Heurigen „Döltl“ der Brummer-Tochter Josefa Döltl bzw. später von Frau Leopoldine Döltl, verehelichte Maurer, können sich ältere Ober St. Veiter noch erinnern.

1825

kaufen die Weinbauern Michl und Elisabeth Kerschbaum das Anwesen um 3200 Gulden.

1837

heißen die Besitzer Jakob und Eva Brummer. Jakob hatte sich schon vorher eingekauft und Eva geheiratet.

1869

besitzt Eva Brummer  3 Kühe, für die Volkszählung bezeichnete sie sich aber noch als Weinbauerin bzw. Winzerin und ihre Söhne Georg und Josef waren Winzer.

1880

besitzt Eva Brummer 1 Pferd und 5 Kühe; jetzt bezeichnet sie sich bereits als Milchmeierin bzw. Ökonomin, und Sohn Josef war ebenfalls Milchmeier. Der erstgeborene Georg war bereits ausgezogen.

1889

werden Josef und Theresia Brummer auf dem Erb- und Schenkungswege zu den neuen Eigentümern.

1912

wird der Bau einer Doppelkegelbahn genehmigt.

1917

erbt Josefa Döltl die gesamte Liegenschaft von ihrer Mutter Theresia Brummer.  Schon lange zuvor hatte sie den Betrieb gemeinsam mit ihrem Gatten, dem Gastwirt Carl Döltl, als Heurigen geführt.

1936

erbt Leopoldine Döltl die Liegenschaft von der 1934 verstorbenen Mutter.

1948

heiratet Leopoldine Döltl den Assistenten der Österreichischen Staatseisenbahnen im Ruhestand Heinrich Maurer.

1956

kauft Frau Helene Gössl, geborene Buchgraber, Gastwirtin in der Nordbahnstraße (damals auch noch Göhsl Helene), das Anwesen inkl. Inventar um 125.000 Schilling. Das Lokal wird ein Weinhaus mit Backhendlstation.

1962

erwirbt Helene Gössl auch das Haus Firmiangasse 9 und richtet darin einen Gasthof mit Fremdenzimmer ein.

1967

wird das Weinhaus an Karl Marchart verpachtet. Karl Marchart ist der Bruder des Pächters des Ober St. Veiter Casinos und Trainer des Boxprofis Hans Orsolics. Seine damalige Frau Judy Marchart wurde später als Grinzinger Heurigenwirtin bekannt.

1970

wird Erich Homolka zum neuen Pächter.

1977

übernimmt die Tochter Magdalena Schneider-Gössl den Betrieb und führt ihn als Heurigen „Schneider-Gössl“ weiter. Die Spezialität „Backhendl“ ist aber nach wie vor die Nummer eins auf der umfangreichen Speisekarte. Das Lokal wird zum „Prominentenheurigen“ und präsentiert sich heute als typisches Wiener Heurigenrestaurant. Das Ambiente bleibt über die Jahrzehnte weitgehend unverändert: rustikale Einrichtung mit Zirbenholz an den Wänden und glatten Holztischen, draußen ein romantischer, von Weintrauben bedeckter Innenhof. Auch die Tradition des Wienerliedes wird aufrechterhalten, fast täglich sorgt ein Akkordeonspieler für die richtige Stimmung.

1986

wird der Schneider-Gössl’sche Beherbergungsbetrieb um das Haus Firmiangasse 18 erweitert.

1990

wird die Sektbar in der Hietzinger Hauptstraße 153 eröffnet.

1997

Am 7.7.2007 lud Frau Schneider unter der Devise "Wein, Weib und Gesang" zur 30-Jahres-Feier. Als besonderes "Zuckerl" für die Gäste wurde das Viertel Wein um Preise wie vor 30 Jahren angeboten: der G'spritze um 80 Cent und der Heurige um einen Euro. Wienerlieder, dargeboten von Ingomar Kmentt und Franz Schweidler boten die stilechte Untermalung.

2013

Am 19. Oktober wird das neue Stüberl eröffnet. Zur Ankündigung kommen Sie HIER.

Frau Schneider-Gössl ist mit Herrn Franz Schneider, Besitzer des Gasthofes Markterwirt in Altenmarkt im Pongau, verheiratet und hat zwei Töchter und einen Sohn.

Fotoalbum:

Eines der ältesten Fotos von der Firmiangasse 11 (ca. 1910). Die damaligen Eigentümer Josef und Theresia Brummer betrieben darin bereits ein Heurigenlokal. © Bezirksmuseum Hietzing
<p><b>Eines der ältesten Fotos von der Firmiangasse 11 (ca. 1910)</b></p><p>Die damaligen Eigentümer Josef und Theresia Brummer betrieben darin bereits ein Heurigenlokal.</p><p><i>&copy; Bezirksmuseum Hietzing</i></p>
Das älteste bekannte Foto aus dem Gastberieb von Josef und Theresia Brummer in der Firmiangasse 11 (ca. 1910). Die Gaststube beherbergte immer wieder prominente Künstler. Beharrlicher Stammgast beim Döltl war der Komponist Oskar Schima („Mamatschi, schenk mir ein Pferdchen...“); der Komiker Sennhofer trug oft den „Stanerklopfer“ und den „Böhmischen Weltkrieg“ vor. Der Wein beim Döltl war gut, die Küche sowieso. Für stimmungsvolle Musik sorgte auch Otto Sirowatka, selbst als das Lokal schon Frau Gössl gehörte. © Bezirksmuseum Hietzing
<p><b>Das älteste bekannte Foto aus dem Gastberieb von Josef und Theresia Brummer in der Firmiangasse 11 (ca. 1910)</b></p><p>Die Gaststube beherbergte immer wieder prominente Künstler. Beharrlicher Stammgast beim Döltl war der Komponist Oskar Schima („Mamatschi, schenk mir ein Pferdchen...“); der Komiker Sennhofer trug oft den „Stanerklopfer“ und den „Böhmischen Weltkrieg“ vor. Der Wein beim Döltl war gut, die Küche sowieso. Für stimmungsvolle Musik sorgte auch Otto Sirowatka, selbst als das Lokal schon Frau Gössl gehörte.</p><p><i>&copy; Bezirksmuseum Hietzing</i></p>
Der Heurige Döltl. Ein Foto aus dem Jahr 1915. Rechts hinter dem Gitarrenspieler ist das Wirtsehepaar Carl und Josefa Döltl zu sehen. Interessant sind die an den Schürzen befestigten Geldtaschen. © Schneider-Gössl, 1130 Wien
<p><b>Der Heurige Döltl</b></p><p>Ein Foto aus dem Jahr 1915. Rechts hinter dem Gitarrenspieler ist das Wirtsehepaar Carl und Josefa Döltl zu sehen. Interessant sind die an den Schürzen befestigten Geldtaschen.</p><p><i>&copy; Schneider-Gössl, 1130 Wien</i></p>
Der Heurige Döltl. Ankündigung eines Altwiener Abends zu Ehren des Stammgastes Oskar Schima. © Schneider-Gössl
<p><b>Der Heurige Döltl</b></p><p>Ankündigung eines Altwiener Abends zu Ehren des Stammgastes Oskar Schima.</p><p><i>&copy; Schneider-Gössl</i></p>
Firmiangasse 9 bis 13. Die Firmiangasse ab der Nr. 13 hinauf fotografiert. Gleich nach dem Gemischtwarengeschäft des Franz Holzer folgt der Heurige, dann die Bäckerei Josef Führer. © Archiv 1133.at
<p><b>Firmiangasse 9 bis 13</b></p><p>Die Firmiangasse ab der Nr. 13 hinauf fotografiert. Gleich nach dem Gemischtwarengeschäft des Franz Holzer folgt der Heurige, dann die Bäckerei Josef Führer.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>
Abendstimmung in Ober St. Veit. Im Hietzinger Heimatbuch 2. Band 1932 veröffentlichtes Farbbild von Heinz Pinggera. Es zeigt die Häuserreihe von der Firmiangasse 9 aufwärts, wie sie bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts bestanden hat. Das Haus Firmiangasse 9, heute der Heurige Schneider-Gössl, besteht heute noch, allerdings nicht mit dem markanten Torbogen, den es vielleicht nie gegeben hat. Der 1900 geborene Heinz Pinggera wird in den Medien meist als italienischer Künstler bezeichnet. Seine Landschafts- und Kulturbilder sind im Kunsthandel immer wieder zu finden und oft auch Gegenstand von Künstler-Ansichtskarten. Nicht nur wegen dieser Darstellung eines Ober St. Veiter Motivs, sondern auch wegen der Beiträge einer Frau Hermine Pinggera im Hietzinger Heimatbuch 1932 ist eine Nähe der Familie Pinggera zu unserer Region anzunehmen. Das Bild ist zu einer Zeit entstanden, als die Familien Brummer-Döltl seit ein paar Jahrzehnten den wirtschaftlichen Weg von der Weinhauerei über die Milchmeierei zum Heurigenbetrieb vollendet hatten. © Archiv 1133.at
<p><b>Abendstimmung in Ober St. Veit</b></p><p>Im Hietzinger Heimatbuch 2. Band 1932 veröffentlichtes Farbbild von Heinz Pinggera. Es zeigt die Häuserreihe von der Firmiangasse 9 aufwärts, wie sie bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts bestanden hat. Das Haus Firmiangasse 9, heute der Heurige Schneider-Gössl, besteht heute noch, allerdings nicht mit dem markanten Torbogen, den es vielleicht nie gegeben hat. Der 1900 geborene Heinz Pinggera wird in den Medien meist als italienischer Künstler bezeichnet. Seine Landschafts- und Kulturbilder sind im Kunsthandel immer wieder zu finden und oft auch Gegenstand von Künstler-Ansichtskarten. Nicht nur wegen dieser Darstellung eines Ober St. Veiter Motivs, sondern auch wegen der Beiträge einer Frau Hermine Pinggera im Hietzinger Heimatbuch 1932 ist eine Nähe der Familie Pinggera zu unserer Region anzunehmen. Das Bild ist zu einer Zeit entstanden, als die Familien Brummer-Döltl seit ein paar Jahrzehnten den wirtschaftlichen Weg von der Weinhauerei über die Milchmeierei zum Heurigenbetrieb vollendet hatten.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>
Der Heurige Döltl. Eine Postkarte mit den Besitzern. Damals – es muss in den frühen 1950er-Jahren gewesen sein – war es ein Wein- und Bierhaus und wurde von Frau Leopoldine Maurer, der Tochter von Frau Josefa Döltl, geführt. © Archiv 1133.at
<p><b>Der Heurige Döltl</b></p><p>Eine Postkarte mit den Besitzern. Damals – es muss in den frühen 1950er-Jahren gewesen sein – war es ein Wein- und Bierhaus und wurde von Frau Leopoldine Maurer, der Tochter von Frau Josefa Döltl, geführt. </p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>
Der Heurige Schneider-Gössl. Ein Foto um 1960, als das Wein- und Bierhaus bereits Frau Helene Gössl gehörte. Das obere Haus Firmiangasse 9 war noch die Dampfbäckerei Josef Führers (später Kirchner). © Archiv 1133.at
<p><b>Der Heurige Schneider-Gössl</b></p><p>Ein Foto um 1960, als das Wein- und Bierhaus bereits Frau Helene Gössl gehörte. Das obere Haus Firmiangasse 9 war noch die Dampfbäckerei Josef Führers (später Kirchner).</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>
Der Heurige Schneider-Gössl. Die Weinschank Gössl in den 1960er-Jahren. © Schneider-Gössl
<p><b>Der Heurige Schneider-Gössl</b></p><p>Die Weinschank Gössl in den 1960er-Jahren.</p><p><i>&copy; Schneider-Gössl</i></p>
Der Heurige Schneider-Gössl. Die Weinschank Gössl in den 1960er-Jahren. © Schneider-Gössl
<p><b>Der Heurige Schneider-Gössl</b></p><p>Die Weinschank Gössl in den 1960er-Jahren.</p><p><i>&copy; Schneider-Gössl</i></p>
Der Heurige Schneider-Gössl. Die Weinschank Gössl in den 1960er-Jahren. © Schneider-Gössl
<p><b>Der Heurige Schneider-Gössl</b></p><p>Die Weinschank Gössl in den 1960er-Jahren.</p><p><i>&copy; Schneider-Gössl</i></p>
Der Heurige Schneider-Gössl. Gasthof und Weinschank ca. 1970 © Schneider-Gössl
<p><b>Der Heurige Schneider-Gössl</b></p><p>Gasthof und Weinschank ca. 1970</p><p><i>&copy; Schneider-Gössl</i></p>
Der Heurige Schneider-Gössl. Gasthof und Weinschank ca. 1970. © Schneider-Gössl
<p><b>Der Heurige Schneider-Gössl</b></p><p>Gasthof und Weinschank ca. 1970.</p><p><i>&copy; Schneider-Gössl</i></p>
Der Heurige Schneider-Gössl. Ein historischer Blick in den Gastgarten. © Schneider-Gössl
<p><b>Der Heurige Schneider-Gössl</b></p><p>Ein historischer Blick in den Gastgarten.</p><p><i>&copy; Schneider-Gössl</i></p>
Der Heurige Schneider-Gössl. © Schneider-Gössl
<p><b>Der Heurige Schneider-Gössl</b></p><p><i>&copy; Schneider-Gössl</i></p>
Der Heurige Schneider-Gössl. © Schneider-Gössl
<p><b>Der Heurige Schneider-Gössl</b></p><p><i>&copy; Schneider-Gössl</i></p>
Der Heurige Schneider-Gössl. Von 1967–1970 war der Betrieb an Karl Marchart (rechts im Bild) verpachtet. Damals war auch Marianne Mendt zu Gast (2. von rechts). Links von ihr mit Schürze ist Judy Marchart zu sehen. © Schneider-Gössl
<p><b>Der Heurige Schneider-Gössl</b></p><p>Von 1967–1970 war der Betrieb an Karl Marchart (rechts im Bild) verpachtet. Damals war auch Marianne Mendt zu Gast (2. von rechts). Links von ihr mit Schürze ist Judy Marchart zu sehen.</p><p><i>&copy; Schneider-Gössl</i></p>
Der Heurige Schneider-Gössl. Dr. Bruno Kreisky mit Helene und Franz Gössl. © Schneider-Gössl
<p><b>Der Heurige Schneider-Gössl</b></p><p>Dr. Bruno Kreisky mit Helene und Franz Gössl.</p><p><i>&copy; Schneider-Gössl</i></p>
Der Heurige Schneider-Gössl. Der Gasthof und der Heurige in einer kolorierten Zeichnung aus dem Jahr 1986 © Schneider-Gössl
<p><b>Der Heurige Schneider-Gössl</b></p><p>Der Gasthof und der Heurige in einer kolorierten Zeichnung aus dem Jahr 1986</p><p><i>&copy; Schneider-Gössl</i></p>
Der Heurige Schneider-Gössl. Geburtstagsfeier 1991 (von links): unbekannt, Helene Gössl, Magda Schneider, Franz Gössl, unbekannt, Franz Schneider. © Schneider-Gössl
<p><b>Der Heurige Schneider-Gössl</b></p><p>Geburtstagsfeier 1991 (von links): unbekannt, Helene Gössl, Magda Schneider, Franz Gössl, unbekannt, Franz Schneider.</p><p><i>&copy; Schneider-Gössl</i></p>
Der Heurige Schneider-Gössl. © Schneider-Gössl
<p><b>Der Heurige Schneider-Gössl</b></p><p><i>&copy; Schneider-Gössl</i></p>
Der Heurige Schneider-Gössl. Helene und Franz Gössl mit dem Duo Tschapek, den Komponisten des Liedes „I hob halt ein Faible für Ober St. Veit“ im Juni 1991. Das Lied wurde hier im Garten komponiert. © Schneider-Gössl
<p><b>Der Heurige Schneider-Gössl</b></p><p>Helene und Franz Gössl mit dem Duo Tschapek, den Komponisten des Liedes „I hob halt ein Faible für Ober St. Veit“ im Juni 1991. Das Lied wurde hier im Garten komponiert.</p><p><i>&copy; Schneider-Gössl</i></p>
Der Heurige Schneider-Gössl. Die Spitzbuben zu Gast zum 80. Geburtstag von Helene Gössl im Jahr 1991. © Schneider-Gössl
<p><b>Der Heurige Schneider-Gössl</b></p><p>Die Spitzbuben zu Gast zum 80. Geburtstag von Helene Gössl im Jahr 1991.</p><p><i>&copy; Schneider-Gössl</i></p>
Der Weinkeller des Heurigen Schneider-Gössl. Fotografiert am 5. Oktober 2009 © Archiv 1133.at
<p><b>Der Weinkeller des Heurigen Schneider-Gössl</b></p><p>Fotografiert am 5. Oktober 2009</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>
Der Heurige Schneider-Gössl. Den uralten, mit Steinen ausgemauerten Brunnen gibt es nach wie vor. Fotografiert am 5. Oktober 2009 © Archiv 1133.at
<p><b>Der Heurige Schneider-Gössl</b></p><p>Den uralten, mit Steinen ausgemauerten Brunnen gibt es nach wie vor. Fotografiert am 5. Oktober 2009</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>

Quellen:
Holzapfel, Josef: Historisches Ober St. Veit. Handwerks-, Gewerbe- und Vereinsgeschichte. Wien, Interessensgemeinschaft Kaufleute Ober St. Veit, 2009

hojos
Eingestellt im September 2013