Das Erzbischöfliche Schloss Ober St. Veit

Beschreibung in der Österreichischen Kunsttopografie 1908
1908

Schloss: Im Besitze des Erzbischofs von Wien

Schon im XIV. Jh. befand sich in Ober St. Veit eine Feste, die 1365 zur Ausstattung der Propstei Allerheiligen bei St. Stephan mitverwendet wurde und der Propstei auch verblieb, als 1368 die meisten Dotationsgüter zurückgestellt wurden. 1468 fiel das Schloss und die Kirche an das Bistum Wien. 1483 wurde das Schloss durch Matthias Corvinus besetzt und geplündert; 1529 wurde es zerstört, 1660 durch Bischof Breuner wieder aufgebaut und wir finden es in der Gestalt, die es seit damals bis zur neuerlichen Zerstörung (1683) hatte, auf Vischers Radierung. 1742 baute Erzbischof Kollonitsch das Schloss neu auf und legte den Park an. 1762 verkaufte Kardinal Migazzi das Schloss an die Kaiserin Maria Theresia, in deren Besitz es bis 1777 blieb (vgl. Coel. Wolfsgruber, „Kardinal Migazzi“ S. 111 f.). Während der Zeit des kaiserlichen Besitzes wurden die Gartenzimmer des Erdgeschosses mit Fresken Bergls geschmückt (nach Weixlgärtner a. a. O. wahrscheinlich, 1762–1763), die sich leider in sehr schlechtem Zustande befinden. Die Verwüstungen während der Zeit der französischen Invasion machten 1817 eine Renovierung des Schlosses notwendig, die auch dem Parke mit zuteil wurde.

Sanct Veith an der Wienn, 1680. Dieser Stich von Georg Mathäus Vischer ist die älteste bekannte Ansicht des alten St. Veit. Im Wesentlichen zeigt sie die alte spätgotische noch wehrhafte Landkirche und das vor kurzem erbaute Schloss. Die wenigen Bauernhäuser am linken Bildrand geben wenig Aufschluss über die Anlage des Dorfes, zeigen aber relativ geordnet aneinandergereihte Häuser mit abgewalmten Satteldächern. Sie haben Rauchfänge und Öffnungen in den Dachböden. © Archiv 1133.at
<p><b>Sanct Veith an der Wienn, 1680</b></p><p>Dieser Stich von Georg Mathäus Vischer ist die älteste bekannte Ansicht des alten St. Veit. Im Wesentlichen zeigt sie die alte spätgotische noch wehrhafte Landkirche und das vor kurzem erbaute Schloss. Die wenigen Bauernhäuser am linken Bildrand geben wenig Aufschluss über die Anlage des Dorfes, zeigen aber relativ geordnet aneinandergereihte Häuser mit abgewalmten Satteldächern. Sie haben Rauchfänge und Öffnungen in den Dachböden.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>

Äußeres

Zweistöckiges, aus vier Flügeln bestehendes Gebäude, die um einen quadratischen Hof angeordnet sind. Hauptfront gegen Osten mit einem in rau verputzte Wandquadern aufgelösten Sockelgeschosse, das von zwei mächtigen, mit Quadern gefassten Rundbogentoren und dazwischen einer kleinen rechteckigen mit Quadern eingefassten Tür mit dreiteiligem Keilsteine und ausladendem Sturzbalken durchbrochen ist. Die beiden Geschosse durch Wandstreifen und schmale vertiefte Felder gegliedert; über gering profiliertem Kranzgesimse Ziegelwalmdach.

Die anderen Fronten ebenso eingeteilt, die Sockelgeschosse der Nord- und Westseite von Gartentüren, die der Südseite von Fenstern durchbrochen. In der Mitte der Westfront Segmentbogentor mit schmiedeeisernem, einfach ornamentiertem Gitter, von je zwei Wandpfeilern flankiert, die auf stark ausladenden Volutenkonsolen einen flachen Balkon mit schmiedeeisernem Gitter tragen.

Die Hoffronten ebenso einfach gebildet. Das Untergeschoß des Ostflügels ist in eine auf fünf prismatischen gemauerten Pfeilern und zwei Halbpfeilern ruhende gratgewölbte Arkade aufgelöst, an deren Südende die Hauptstiege beginnt, während am Nordende eine rechteckige Tür in die Gartenzimmer führt. Die Rundbogen leicht profiliert mit dreiteiligem Keilsteine. Das Sockelgeschoß des Nord-, Süd- und Westflügels durch Fenster in einfacher Steinrahmung mit ausladenden Sohlbänken und Sturzbalken unterbrochen; im Westen mächtiges Rundbogentor, in der Detailbildung einer der Arkaden des Osttraktes entsprechend; mit gratgewölbter Durchfahrt. Die beiden Hauptgeschosse an allen Seiten gleich, mit sechs einfach gerahmten Fenstern, mit ausladender Sohlbank und Sturzbalken. An der Wand des Westtraktes gemalte Sonnenuhr mit Boreas und Oreithyia.

Inneres

Erdgeschoß. Im Nordtrakte Gartenzimmer, die sich in die nördliche Hälfte des Westtraktes fortsetzen. Sie hängen durch rechteckige Fenstertüren mit dem Garten zusammen. Die Zimmer unregelmäßig gewölbt, mit gemalten Tapeten versehen. Das Dekorationssystem ist in allen das gleiche. Die Malereien sind als ganz freie Durchblicke aufgefasst, die durch ungleichmäßig verteilte, einzelstehende, große exotische Bäume zum Teil mit Früchten und Vögeln gegliedert werden. Die Staffage ist eine entsprechende, von gelbbraunen und dunkelbraunen Wilden mit Federkronen bei verschiedenen Beschäftigungen gebildet. Den Hintergrund bildet das Meer mit Schiffen.

Im ersten Kabinette sind die wichtigsten Gruppen zwei Diener, die einen schwarzen Fürsten tragen, Männer, die, über Balken gebeugt, miteinander zu feilschen scheinen. Im zweiten Zimmer mehrere jugendliche Indianer, ein dunkler Mann mit einem Pferde, ein Kamel, auf dem ein Affe reitet; die Türen in gerahmter Umrahmung. Im dritten Zimmer mehrere Gruppen Früchte lesender und Vögel fangender Männer und Frauen. Im vierten vorwiegend Jagdszenen. Diese vier Zimmer wurden 1894 stark restauriert. Daran schließen sich noch zwei Zimmer, eines an der Nordwestecke, das andere im Westtrakte; sie sind in derselben Art dekoriert, aber in sehr schlechtem Erhaltungszustande, so dass Tapetenfetzen herunterhängen und ganze Teile der Malereien abgefallen sind. Im letzten Zimmer sind Tierdarstellungen. Sämtliche Malereien von Johann Bergl (Fig. 221 und 222).

<p><b>Das Schloss Ober St. Veit in der Kunsttopografie 1908</b></p><p>Fig. 221 Erdgeschoßräume</p>
<p><b>Das Schloss Ober St. Veit in der Kunsttopografie 1908</b></p><p>Fig. 222 Erdgeschoßräume</p>

Die weiteren Räume des Untergeschosses mit neuerer Ausstattung und Einrichtung. Ebenso die Zimmer des ersten und zweiten Stockes, die sich an allen Seiten, mit Ausnahme des Osten, auf die den Hof ringsumlaufenden Korridore öffnen. Von der älteren Einrichtung sind sehr geringe Reste erhalten, so in mehreren Zimmern, besonders des zweiten Stockes, weißglasierte Tonöfen mit Rocaille mit den einfacheren Öfen in Schönbrunn übereinstimmend; im ersten Stocke ein rotmarmorner Kamin mit skulpiertem Ornament; im Speisesaale drei vergoldete Bronzegirandolen an der Wand. Um 1760.

Im zweiten Stocke ist die Ostseite der ganzen Länge nach von einem gemalten Korridore (Fig. 223) eingenommen; dieser ist sechs Fenster lang und hat an jeder Schmalseite eine Tür. An der Wand zwischen den Fenstern über gemaltem Sockel je ein (gemalter) Pilaster, der in eine monochrom gehaltene Herme ausgeht. Rechts und links nackte kauernde Gestalten in der Art der Ignudi, oder monochrom ausgeführte weibliche stehende Figuren, welche Wissenschaften und Künste usw. repräsentieren. An den Schmalseiten sind die Türen von gemalten Türstöcken eingefasst und von Architraven mit je einer Büste und sitzenden Genien bekrönt, von gemalten Blumenvasen und unter diesen zusammengekauerten Gestalten flankiert. Die Büste an der Nordtür stellt die Kaiserin Maria Theresia dar und hat die Inschrift: Maria Theresia sub qua aedes istae in arcem mutatae sunt anno MDCCLXII. An der andern Tür Büste Franz I. mit unleserlicher Inschrift und derselben Jahreszahl (Fig. 224).

<p><b>Das Schloss Ober St. Veit in der Kunsttopografie 1908</b></p><p>Fig. 223 Korridor</p>
<p><b>Das Schloss Ober St. Veit in der Kunsttopografie 1908</b></p><p>Fig. 224 Schmalseite des Korridors</p>

Die Decke flach, in ein System von rechteckigen und runden, durch Architekturglieder voneinander getrennten Feldern geteilt, deren jedes eine allegorische Szene enthält. Im ersten Apotheose eines von Genien aufwärts geleiteten Helden; im zweiten Bacchus mit einem mit Weintrauben beschäftigten Gefolge (Fig. 225); im dritten Apoll mit Putten und zwei Frauen, die Gabeln und Sicheln halten; im vierten weiblicher Genius, von Blumen gekrönt, von Putten umgeben. In den Rundfeldern schwebende Putten. Die Malereien befinden sich in mäßigem Zustande.

<p><b>Das Schloss Ober St. Veit in der Kunsttopografie 1908</b></p><p>Fig. 225 Decke im Korridor</p>

Kapelle

An der Nordseite des ersten Stockes; modern ausgemalt.

Altar in Form eines Tabernakels, Holz, schwarz mit Vergoldung. Von gekuppelten Pilastern mit ver­goldeten Basen. Kannelüren und Kompositkapitälen eingefasst; die Seiten einem Flügel der Hauptfront gleichgebildet. Im Pilasterintervalle je eine Rundbogennische mit vergoldeter Muschel und darin einer vergoldeten Statuette eines stehenden Evangelisten. Über der Nische Füllfeld mit Elfenbeinplatte unter Glas mit Gravierung, die aus reichem Ornamente mit einer eine Darstellung der Passion enthaltenden Mittelkartusche besteht; zwischen den Kapitalen kleine rechteckige Elfenbeinplatten mit ähnlichen Darstellungen. In der Mitte perspektivische Rundbogennische mit Baldachin, darunter gemalter Kruzifixus mit zwei großen Engeln und kleinen Putten, darüber Gottvater, davor unter vergoldeter Schale Elfenbeinniello: Abendmahl. Dieses ganze Hauptgeschoß auf einem ausladenden Simse, das auf Konsolen aufruht, getragen; die Konsolen von vergoldeten Kartuschen und Elfenbeinniellen flankiert. Oben Kämpfergesimse mit schmalen ornamentalen Elfenbeinniellen. Über dem ausladenden Gesimse, auf dem links und rechts Fides und Spes sitzen, Aufsatz von Engelhermen flankiert, in der Mitte Unterglasmalerei, Ausgießung des hl. Geistes, von Mascherons und Fruchtschnüren eingefasst. Als Bekrönungsfigur vergoldeter Salvator Mundi; auf dem Aufsatze links und rechts sitzender großer Gewandengel mit Posaune. Zweite Hälfte des XVII. Jhs.

Gemälde

Im sogenannten gotischen Zimmer

Flügelaltar:

Die Geschichte dieses Werkes lässt sich nur bis zum Jahre 1809 zurückverfolgen, da es sich in einer Privatkapelle im erzbischöflichen Palais in Wien befand, von wo es in den Sechzigerjahren des XIX. Jhs. an seinen jetzigen Aufstellungsort kam. Über seine früheren Schicksale lassen sich nicht einmal Vermutungen aussprechen, da das früheste Dokument, ein Stich Dietrich Krügers (Heller, „Dürer“, 2255) von 1614 nach den Figuren des rechten Flügelbildes, über den damaligen Aufenthaltsort keinen Aufschluss gibt. Die Entstehung des Werkes geht nach den an den Außenflügeln angebrachten Wappen auf den Kurfürsten Friedrich den Weisen von Sachsen zurück.

Das Werk wurde zuerst von Thausing (M. Z. K. a. a. O.) in die wissenschaftliche Diskussion gezogen und seine Ansicht, es sei ein Werk des Hans Schäufelein nach eigenhändigen Entwürfen Dürers, blieb für die Folge unbestritten. Fr. Dörnhöffers Auseinandersetzungen (s. Literatur) verrücken dieses Ver­hältnis einigermaßen; nach ihm hätte Schäufelein das Bild etwa 1508 ausgeführt und sich dabei in einer bisher nicht völlig feststellbaren Weise einer Reihe von Zeichnungen Dürers oder Kopien nach solchen bedient.

Beschreibung: Tempera auf Holz; die Flügel auseinandergesägt und die Außenseiten neben den Innenseiten angebracht (Taf. XVI bis XVIII). Mittelbild 159 x 176; Flügel 72 x 176.

Mittelbild (Taf. XVI): Kreuzigung Christi; im Mittelgrunde Christus am Kreuze, zu dessen Füßen Maria Magdalena kniet, zwischen den Kreuzen der beiden Schächer. Die Seele des linken, zu dem eben ein Scherge mit einem Knüttel auf einer Leiter emporsteigt, wird von einem Engel in Empfang genommen, die des rechten von einem Teufel fortgerissen. Um die Kreuze, im Mittel- und Vordergrunde, sind mehrere Reiter und Fußsoldaten, unter ihnen Longinus die Lanze nach des Herrn Brust gerichtet; rechts vorn ist die Gruppe der um das Gewand würfelnden Soldaten; links vor dem Kreuze des einen Schächers die wehklagenden Frauen, eine von ihnen und Johannes bemühen sich um die in Ohnmacht sinkende Muttergottes. Die Szene spielt auf einem unebenen Terrain, das mit einzelnen Büschen gegen das Meer im Hintergrunde abschließt; dieses wird rechts von entfernten Bergen eingefasst, an seinem Ufer ist eine Stadt gelegen.

<p><b>Das Schloss Ober St. Veit in der Kunsttopografie 1908</b></p><p>Tafel XVI Mittelbild des Schäuffeleinschen Altars</p>

Der eine Flügel zeigt Christus das Kreuz tragend; der vielköpfige Zug bewegt sich aus einem mächtigen Stadttore heraus und wird von einem langbärtigen alten Manne zu Pferd, dem Richter, überragt, in der Menge sind die weinenden Frauen und Johannes sichtbar. Im Vordergrunde geht Christus von den Schergen umgeben; während Simon von Kyrene das Kreuz mitangefasst hält, tritt Veronika mit dem Schweißtuche auf Christus zu, dem Beschauer den Rücken zukehrend.

Der zweite Flügel zeigt die Begegnung des auferstandenen Christus mit Maria Magdalena, die den Vordergrund der Darstellung einnimmt. Im Mittel- und Hintergrunde eine Landschaft mit Felsen, Büschen und Bäumen, ein Ausblick auf das von Bergen eingefasste Meer. Rechts im Hintergrunde werden die kleinen Figuren der zwei Marien sichtbar, die auf das Felsengrab zukommen; bei diesem sitzt der Engel mit gefalteten Händen; davor die Wächter, der eine schläft, der zweite hebt erwachend die Hand zum Auge, der dritte hat sich aufgesetzt und hält die Armbrust mit der Rechten gefasst. Christus, nur mit einem Schurz und um die Schultern gelegten Mantel bekleidet, steht segnend vor Magdalena; die mit Fransen verzierte Kreuzesfahne in seiner Linken weht im Winde; Magdalena ist niedergekniet und hat die Hände anbetend gefaltet.

<p><b>Das Schloss Ober St. Veit in der Kunsttopografie 1908</b></p><p>Tafel XVII Innenflügel des Schäuffeleinschen Altars</p>

Der eine Außenflügel zeigt den hl. Sebastian; sein nackter, nur mit einem Lendenschurz bekleideter Körper hebt sich stark von dem dunklen Baumstamme und dem schwarzen Hintergrunde ab. Er ist von vorn gesehen, der Kopf etwas zur linken Schulter gewandt; er steht in starkem Kontraposte, seine rechte Hand ist ober dem Haupte, die linke hinter der Hüfte an Baumäste mit Stricken gefesselt; vier Pfeile haben ihn getroffen, der eine ist ihm mitten in die Stirne gedrungen. Unten das Wappen (s. Geschichte). Der zweite Außenflügel stellt mit gleicher Hintergrundbehandlung den hl. Rochus dar, in üblicher Pilgerkleidung, den Stab in der Rechten; die Linke entblößt den Schenkel und zeigt die Wunde. Unten das Wappen (s. Geschichte).

<p><b>Das Schloss Ober St. Veit in der Kunsttopografie 1908</b></p><p>Tafel XVIII Außenflügel des Schäuffeleinschen Altars</p>

Zwei Gruppen kreuzförmig angeordneter kleiner Temperabilder auf Holz. Jede Gruppe besteht aus sieben Tafeln, die in drei Reihen (2, 3, 2) angeordnet sind. Die Tafeln sind 30 cm breit; die der ersten und dritten Reihe 34, die der mittleren Reihe 42 cm hoch; das Mittelbild der zweiten Reihe hat die doppelte Breite. Fast durchwegs Goldgrund.

Gruppe A (Fig. 226)

<p><b>Das Schloss Ober St. Veit in der Kunsttopografie 1908</b></p><p>Fig. 226 Temperabilder</p>

1. Oberste Reihe, links: Heilige Dreifaltigkeit, Gott-Vater thronend, den Kruzifixus zwischen den Knien haltend, über diesem die Taube.

2. Oberste Reihe, rechts: Marter der hl. Ursula. Die hl. Jungfrauen im Schiffe von Kriegern, die am Lande stehen, erschlagen; hinten in Architektur ein zuschauender König.

3. Mittlere Reihe, links: Hl. Bischof mit einem Pfeile an jedem Finger. Daneben ein greiser Einsiedler (?) mit Lanze und Buch.

4. Mittlere Reihe, in der Mitte: Anbetung der hl. drei Könige. Madonna unter einer Holzhütte, hinter ihr sitzt der hl. Josef vor einem Tische, an dem sein Stock lehnt. Links die drei Könige, der älteste kniend, ein Kästchen überreichend, die anderen stehend, ihr Gaben haltend. Links zwei stilisierte Bäume, über der Mitte der Stern. Vorn liegt eine antikisierende Säule.

5. Mittlere Reihe, rechts: Der hl. Andreas und ein hl. Bischof, mit einem Kirchenmodelle im Arme.

6. Unterste Reihe, links: Hl. Katharina und Barbara in grünen und roten Kleidern, mit aufgelöstem Haare, ihre Embleme haltend, nebeneinander stehend.

7. Unterste Reihe, rechts: Hl. Katharina, Barbara und Margareta, mit ihren Emblemen nebeneinander stehend.

Gruppe B, in gleicher Anordnung (Fig. 227)

<p><b>Das Schloss Ober St. Veit in der Kunsttopografie 1908</b></p><p>Fig. 227 Temperabilder</p>

1. Anbetung des Kindes durch die kniende Madonna unter Holzhütte; hinten Hürde mit den Köpfen von Ochs und Esel.

2. Verkündigung: Madonna in blauem Kleide mit ornamentiertem Nimbus, auf Stufen sitzend. Vor ihr kniet der Engel mit grünen Flügeln.

3. Hl. Christoph und hl. Johannes Evangelist, ersterer auf ein Bäumchen gestützt, letzterer mit Kelch.

4. Tod der hl. Jungfrau. Die Madonna ausgestreckt im Bette, Kissen und Decke rot mit Goldmuster; herum die Apostel in verschiedenen Stellungen. Über der Madonna Christus, Halbfigur, die als betendes Figürchen gebildete Seele tragend. Links Spitzbogenfenster mit Maßwerk, rechts ein Kielbogenfenster.

5. Hl. Elisabeth und hl. Georg, nebeneinander stehend.

6. Hl. Agnes und hl. Margareta.

7. Hl. Elisabeth und eine hl. Jungfrau mit einem langen Pfeile.

Die Bilder stammen von zwei verschiedenen Altarwerken und sind ohne Rücksicht auf ihre Zusammen­gehörigkeit verbunden. Stilistisch bilden folgende Bilder Gruppen: A 1, 2, 4, 7, B 3, 5 und A 5, 6, 7, B 4, 6, 7. Bei B 1, 2 ist die Zugehörigkeit zweifelhaft. Die erste Gruppe durch miniaturartig feine Aus­führung charakterisiert, schlanke Gestalten mit feinen dünnen Händen und Fingern; das Inkarnat sehr hell, die Farben der Kleider sehr klar und kühl. Der Maler dürfte ein zurückgebliebener Meister vom Ende des XV. Jhs. gewesen sein. Manche Details, besonders beim Anbetungsbilde, A 4, sprechen für eine so späte Datierung (vgl. ein ähnlich zurückgebliebenes lokales Erzeugnis in der Pfarrkirche in Mittelberg, Niederösterreich. Kunsttopographie I, Krems, S. 235, Tafel XVIII). Die zweite Gruppe zeigt eine gröbere Ausführung, die Gesichter sind breit mit großen Nasen, die Haare sehr locker behandelt, trübe Schatten unter den Augen, sehr rötliches Inkarnat; die Hände sehr groß, mit spitz zulaufenden Fingern. Österreichischer Maler aus dem letzten Viertel des XV. Jhs.

Daselbst: Tempera auf Holz; 72 x 113; Verspottung Christi. In einer Hofarchitektur sitzt Christus auf einer hohen Stufe, ringsum verspottende Krieger; einer ihm die Krone auf das Haupt setzend, der zweite ihm die Augen mit einem durchscheinenden Tuche verbindend; ein dritter und vierter in Trompete und Posaune blasend. Andere, die ihn in verschiedener Weise verhöhnen. In der Mitte vorn sitzt ein Scherge auf einer niedrigen Stufe und richtet einen Dornenkranz, den er mit dem Fuße ausspannt. Im Hintergrunde eine rechteckig geöffnete Halle, deren Gebälke durch einen freien vierseitigen kannelierten Marmorpfeiler in der Mitte getragen wird; links kommen Maria und Johannes und mehrere Apostel und Frauen; weitere genrehafte Figuren im Hintergrunde. Über der Tür Breitfenster mit mehreren Männern, die sich an der Verspottung unten beteiligen. Rechts eine Stiege, über die ein alter Mann mit einem Kinde herunterkommt, während zwei Männer hinaufgehen. Ganz oben eine Bronzefigur. Rechts und links von Christus je ein hoher Bronzekandelaber auf Sphingen. Links männlicher Stifter, alter Mann vor Betschemel kniend, in schwarzem, weiß verbrämtem Kleide. Neben ihm Wappenschild mit einem Stieglitz auf einem Zweige. Rechts kniende Stifterin in schwarzem Kleide mit weißer Gugel. Das Bild durch das rötliche Gesamtkolorit sowie durch starke italienische (venezianische?) Anklänge, durch starke präzise Bewegung und einige sehr gelungene Nebenfiguren ausgezeichnet. Es gehört sicher der süddeutschen Malerei an; vielleicht auf Tirol lokalisierbar. Um 1530.

Unter den weiteren Bildern eine Anzahl meist sehr geringer Porträts von Wiener Bischöfen und Erz­bischöfen.

1. Öl auf Leinwand; 95 x 119; Porträt des Bischofs Anton Wolfrath; Halbfigur im Lehnstuhle sitzend, die Hände auf ein rotgedecktes Tischchen gelegt, auf dem ein Brief mit dem Namen des Porträtierten liegt, links Wappen, rückwärts rote Draperie.

2. Öl auf Leinwand; etwa in gleicher Größe; Porträt des Erzbischofs Sigmund von Kolonitsch, Halbfigur, sitzend, grüne Draperie. Schwaches Bild; um 1730.

3. Öl auf Leinwand; 66 x 82 1/2; Porträt des Kardinals Migazzi, Brustbild. Auf der Rückseite Aufschrift: Christoph des H. R. Reichs First und Graf Migazzi von Waal und Sonnenthurn geb. 20. Oct. 1714, Erz Bischöff in Wienn den 19. Merz 1757, Cardinal den 23. Nov. 1761. Dißes Portrait hat mir verehrt Herr von Zollner J. V. D. und Erz Bischoflicher Canzler .... Januar 1763

Joh. Jac. Wolf.

4. Öl auf Leinwand; etwa in derselben Größe; Bildnis eines Erzbischofs, Halbfigur mit gepudertem Haare, dunkelgrüne Draperie. Zweite Hälfte des XVIII. Jhs.

5. Öl auf Leinwand; 96 x 126; Porträt des Fürsterzbischofs Hieronymus Graf Colloredo, Kniestück, sitzend, in rotgrünem Ornat, auf einem Tischchen Tintenfass und eine Schriftrolle mit den wichtigsten Regierungstaten des Kirchenfürsten. Geringes Bild; um 1800.

Weitere Bilder

1. Öl auf Leinwand; 127 x 157; Ansicht eines befestigten Schlosses auf einem Hügel von bewaldeten Bergen umgeben. Staffagen von Reitern und Bauern. Aufschrift auf einem Steine: Kranichberg im Jahre 1714.

2. Öl auf Leinwand; 87 1/2 x 77, oben segmentbogig abgeschlossen. Der Engel erscheint dem hl. Petrus im Kerker. Bezeichnet: 18 L S 36 Ludwig Schnorr v. Carolsfeld; mit dem Bilde des Wiener Hofmuseums zusammengehörig (Fig. 228).

<p><b>Das Schloss Ober St. Veit in der Kunsttopografie 1908</b></p><p>Fig. 228 Ludwig Schnorr v. Karlsfeld, Petrus im Kerker</p>

3. Öl auf Leinwand; 54 x 46, rundbogig abgeschlossen; hl. Familie auf der Flucht nach Ägypten, von einem großen Engel begleitet. Bezeichnet: L. S., von demselben (Fig. 229).

<p><b>Das Schloss Ober St. Veit in der Kunsttopografie 1908</b></p><p>Fig. 229 Ludwig Schnorr v.Karlsfeld, Flucht nach Ägypten</p>

4. Öl auf Leinwand; 44 1/2 x 56; Brustbild, Ecce Homo, in rotem Mantel. Bezeichnet: O. S. 842.

5. Öl auf Leinwand; 98 x 81; Odoaker von Kriegern begleitet vor dem hl. Severin. Bezeichnet: J. L. Klein A. D. 1852.

Quellen:
Österreichische Kunsttopographie. Herausgegeben von der k.k. Zentral-Kommission für Kunst- und historische Denkmale unter der Leitung ihres Präsidenten seiner Exzellenz Josef Alex. Freiherrn von Helfert. Band II: Die Denkmale der Stadt Wien (XI.-XXI. Bezirk). Wien: Anton Schroll & Co. 1908

Übertragen von hojos
im Dezember 2012