Die historischen Hausformen des Wienerwaldes

Vom Mittelalter bis zum Ende traditioneller Hofformen

Gleich der Anlage des Ortes ist auch seine Hauslandschaft das Ergebnis der planmäßigen Kolonisation des Mittelalters. Die importierten neuen Haustypen und Gehöfteformen wurden weiterentwickelt und haben sich in den Baugebilden des 18. Jahrhunderts erhalten. Mit dem Franziszeischen Katasterplan wurden die Grundrisse und die Bauweise dieser Verbauung maßstabsgetreu festgehalten.

Ausgangspunkt waren die Einzelhöfe mittelalterlicher Streusiedlungen. Dieser Einzelhof bestand aus einer Gruppe von baulich nicht immer verbundenen Gebäuden, die einen selten regelmäßigen, meist viereckigen Hof umgaben: dem Haus, dem Stall, der Scheune (Stadl), dem oder der Schupfen (Dialektform). Die regelmäßige Grundstücksform der planmäßig angelegten Sammelsiedlungen ließ daraus eine geordnete Gruppenhofform mit rechteckigem Hof entstehen.

Das dreiteilige Wohnspeicherhaus dieses Gruppenhofes enthielt den Vorraum (Flurhaus) mit der Rauchküche, an das den sich auf der einen Seite der Wohnteil und auf der anderen die Speicherräume anschlossen. Das Haus war immer ein Querhaus und hatte demnach den Hauseingang an der Traufenseite. Die eng aneinandergefügten Grundstücke der Sammelsiedlung ließen nur schmale „Reichen“ (Bauwiche) zwischen den Nachbarbauten frei und förderten die „Abriegelung“ des ursprünglich durchgängigen Flurraumes. Die zweite Haustüre, welche beim durchgängigen Flurhaus die „Hintertüre“ war, verschwand, und die Herdstelle im Flurraum konnte die ganze Hinterseite des Raumes einnehmen und sich zur raumgeschlossenen Rauchküche ausbilden. Damit enthielt der Vorraum außer der Haustüre und dem Durchgang zur Rauchküche auch die Zugänge zum Wohnteil und den Speicherräumen, eine Leitertreppe führte zum Dachboden.

Die Rauchküche, „schwarze Kuchel“ genannt, war der Feuerraum des Hauses. Seine Grundrissgestalt war häufig ein schmaler, tiefer, tonnengewölbter Raum mit aufgesetztem Rauchfang oder ein kleiner quadratischer Raum mit geschichtetem Mantelgewölbe und Rauchloch. Bei sehr alten Anlagen nimmt die schwarze Kuchel eine größere Quadratform an und war ehemals ein deckenloser Raum. In diesem Raum befand sich der Tischherd für offenes Feuer und um ihn waren sämtliche Feuerungsstellen des Hauses angeordnet. Von hier aus wurde der Hinterladeofen der Stube geheizt und war der Backofen zu beschicken. Dieser befand sich entweder in der Kammer neben der Stube, ragte in den Speicherraum hinein oder war an der Rückseite des Hauses angebaut. Selten stand er in Verbindung mit dem Stubenofen. Ehemals, als die Rauchküche noch nicht gewölbt gewesen war, befand sich über dem Herd ein Flammenfang aus tonnengewölbten Pfosten, die, an der dem Feuer zugewendeten Seite, mit Mörtel verputzt waren. Der Rauch entwich durch den deckenlosen Raum in den Dachboden. Von hier aus durchzog er das aufgespeicherte Getreide und strömte durch die holzgeschalten Dachgiebel in das Freie. Solche rauchfanglose „Rauchhäuser“ haben sich nicht mehr erhalten. Dass sie bestanden, bewiesen die noch lange anzutreffenden geschwärzten Dachbalken. Ebenso deutete die große, quadratische Küchenform darauf hin, denn die schwachen Umfassungsmauern hätten keiner Wölbung standhalten können. Später wurden diese Küchen mit einer geraden, geputzten Holzdecke abgeschlossen und ein gemauerter Rauchfang neben dem Herd in einer Raumecke errichtet.

Vor der Haustüre lag die „Greden“. Ein steingepflasterter Gang entlang der Traufenseite des Hauses, welcher den Geländeunterschied durch Stufen zwischen Haus und Wirtschaftshof auszugleichen hatte. Durch das vorspringende Dach wurde die Greden vor Schlagregen geschützt.

Der Wohnteil gliederte sich gleichfalls der Tiefe nach, in die quadratische Stube und eine rechteckige Kammer oder enthielt nur eine Stube. Die Stube war meist ein quadratischer Raum mit zwei oder drei Fensterseiten, die nach außen und in den Flur gerichtet waren. Eine Bank lief entlang diesen Wänden und auch um den Stubenofen herum, der als Hinterladeofen auf gemauertem Sockel in der zur Küche gerichteten Ecke angeordnet war. In der Fensterecke, an die Wandbänke geschoben, stand der eichene, quadratische Esstisch mit Hergottswinkel und dem Dreieckkastel im Wandeck. Die Kammer neben der Stube hatte einen rechteckigen Grundriss, wobei ihre Längsseite der Stubenseite entsprach.

Der Speicherteil, dem Wohnteil gegenüberliegend und von diesem durch den Flurraum getrennt, war häufig zweigeschossig. Er enthielt einen tiefer in das Erdreich eingelassenen, gewölbten Kellerraum, der auch vom Hofe zugänglich war, und die darüber befindliche, vom Vorraum zugängliche Körndlkammer im Obergeschoß. Während die Wohnräume eine lichte Höhe von 2,2O m bis 2,40 m hatten, waren die Speicherräume nur 1,80 m bis 2 m hoch. An Stelle des Holzfußbodens der Stube und der Kammer hatten sie, sowie die Küche und der Vorraum, einen Lehmestrich bzw. ein Ziegel- oder Steinpflaster. Spätere Haustypen verließen diese Gliederung, sie behielten nur den Kellerraum bei und benützen die Körndlkammer als Schlaf-Wohnraum. Die Körndlkammer wurde dann giebelseitig in den Dachraum eingebaut. Das Haus war immer eingeschossig und mit einem Satteldach abgedeckt.

Bezüglich Konstruktion und Baustoff waren in unserem Gebiet der (Holz-)Blockbau für Haus- und Stallbauten und der Ständerbau für Scheune und Schupfen lange vorherrschend. Die Dreiteilung des Hausgrundrisses mit den zwei deckentragenden Mittelwänden und den vier Umfassungswänden hatte sich im Blockbau entwickelt. Die Blockwände waren aus 12–15 cm starken, kantig behauenen und dicht gelagerten, mit Eichendübeln verbundenen Balken gezimmert. Als Eckverband fand das schräge Hakenblatt Verwendung. Solchen Eckverband der „aufgeschroteten“ Blockwände nannte der Zimmermann den „Hirnschrot“.

Eine im Blockbau häufig angewendete Deckenbildung über den Räumen war die Stulpdecke mit Unterzug. Der hölzerne Unterzug, ein Tram von ca. 18x24 cm Stärke lief von Traufenseite zu Traufenseite und verankerte damit die äußeren Blockwände. Er war häufig mit Kerbschnittornamenten geziert und enthielt die Baujahrzahl mit den Anfangsbuchstaben der Erbauer. Auf diesem Unterzug lagen, von Mittelwand zu Giebelwand reichend, 5 bis 8 cm starke Pfostenbretter, die nicht gefalzt wurden, sondern nur übereinander gelagert eine doppelt „zugeplattelte“ Decke ergaben.

Seit dem 18. Jahrhundert wurde der Blockbau durch den Steinbau aus langerhaften Bruchsteinen und später aus Ziegeln verdrängt. Die Spuren des Blockbaues sind in St. Veit gänzlich verschwunden, in einzelnen Häusern lebten sie im regelmäßig abgebundenen Mauerzug des Grundrisses fort und sind vielleicht auch heute noch erkennbar.

Außen- und Innenwände des Steinbaus waren geputzt, die äußeren Fenster- und Türrahmen und die Ecklisenen öfter mit Stuckornamenten umzogen. Diese wiesen bäuerliche Barockformen auf.

Die Decken älterer Steinbauten bestanden meist aus sogenannten „Dippelträmen“. Das war eine horizontal gelagerte Blockbauweise, bei der die eng aneinandergereihten und durch Dübeln verbundenen Balken nur an der Deckenuntersicht eben gearbeitet waren und an der Draufsicht baumwälzig belassen wurden. Die Untersicht war berohrt und wurde geputzt und darauf oft aus Zirkelschlägen gebildete Stuckornamente aufgetragen. Die Oberseite der Dippeltramdecke wurde mit Schutt eben gestampft und mit einem Lehmstrich glatt gestrichen. Eine einfache Tramdecke wurde häufig derartig errichtet, dass die Balken sichtbar gelassen und nur mit einem Sturzboden gegen den Dachraum zu abgedeckt wurden.

Die Dachkonstruktionen waren vom Pfetten-Rofendach mit Schabstrohdeckung (Dialektform für Schaubenstroh) dominiert. Seine Sperrhaxenkonstruktion konnte lange dem eindringenden Sparrendach den Vorrang streitig machen. Erst ab 1800 ist das Sparrendach als städtische Zimmermannsbauart im Wienerwaldgebiet häufiger verwendet worden.

Gewölbe befanden sich meist nur über dem Feuerraum, also in der Rauchküche, und über dem tiefer gelegenen Kellerraum des Speicherteiles. Selten war der Vorraum gewölbt. Als Gewölbeform kam fast ausschließlich die Tonne vor. Platzlgewölbe (Kappengewölbe) wurden nur über dem Vorraum errichtet. Sie waren in Ziegel ausgeführt und sehr selten in Bruchsteinen gearbeitet. Dies beweist ihre verhältnismäßig junge Entstehungszeit. Eine Altform stellte die mit Lehmstroh feuersicher ummantelte Holztonne dar.

Das Dachgeschoß des an sich eingeschossigen Wohnhauses war selten ausgebaut. Wenn, befand sich die holzgeschalte oder in Block gezimmerte Körndlkammer giebelseitig. Die zwei Steilgiebel des Satteldaches entsprachen mit ihrem Traufenwinkel von 40–50° der Stroheindeckung. Bezüglich der Giebelausbildung waren drei Arten üblich, die zweifellos mit der Feuerungsanlage des Hauses in Zusammenhang standen. Die älteste Giebelwandausbildung war nur brettergeschalt und auf die beiden Vollgespärre des Dachstuhles aufgenagelt. Sie ist charakteristisch für die ehemaligen rauchfanglosen Rauchhäuser, bei denen der Rauch durch die Giebel ins Freie gelangen konnte. Die Rauchfanghäuser hatten bereits festgebildete Giebel, die entweder in Fachwerk hergestellt oder gemauert waren. Das Giebelfachwerk entsprach einer Vollgespärrkonstruktion und war nur noch durch einige Streben und Riegel, in die das Weidenflechtwerk eingesetzt wurde, versteift. Die äußere Seite dieses abgedichteten Fachwerkes wurde einheitlich verputzt und übertüncht, so dass das Fachwerk als Konstruktion nicht sichtbar war. Der gemauerte Giebel ist die jüngste Giebelbauform.

Die Grundrissform des Stalles war ein langgestrecktes Rechteck. Der Eingang war traufenseitig vom Hofe aus und wurde durch das vorgezogene Satteldach geschützt. Die Abmessungen, die Rechteckform und die Querwände ließen auch hier die ursprüngliche Blockbauweise erkennen. Später wurden fast alle Stallbauten, gleich den Häusern, aus Bruchsteinen oder Ziegel gemauert. Die lichte Raumhöhe betrug zwischen 1,80–2,40 m. Wo nicht neue Massivdecken eingezogen wurden, herrschte die frei sichtbare Tramlage mit Pfostenbelag als Abschluss gegen den Futterboden vor.

Eine typische, weit verbreitete und alte Bauform stellte die Scheune (der Stadel) dar. Sie war immer ein brettergeschalter Holzständerbau mit Strohdach. Nur jüngste Neubauten brachten den Steinpfeilerbau auf. Während für die Lebenshaltung von Mensch und Vieh die festgefügte und wettergeschützte Blockbauweise wichtig war, mussten die Frucht und das Gerät luftig gelagert werden. Dem kommt die mit Holz sparsam wirtschaftende Ständerbauweise mit Bretterverschalung entgegen.

Die Gehöfteform des neuzeitlich besiedelten Ostteiles ist ein Einheithaus. Seit Dachler wird es als Streckhof bezeichnet, denn Haus, Stall, Scheune und Schupfen sind in der Längsachse aneinander gebaut und mit einem gemeinsamen Steildach abgedeckt. Oft befand sich der Stall gleich im Anschluss an den Mittelteil des Wohnhauses, dem Wohnteil gegenüber. Er war somit unmittelbar mit dem Haus verbunden und vom Vorraum aus zugänglich. Das Vieh ging durch eine Außentüre, die neben der Haustüre angebracht war, in den Stall. Unmittelbar an den Stall schloss die Scheune, die zugleich Schupfenbau war. Die Speicherräume waren in den Dachboden verlegt und lagen, ihrem Zwecke entsprechend, als Körndlkammer über dem Wohnteil, als Futterboden über dem Stallteil, dessen notwendige Erweiterung in die unmittelbar anschließende Scheune übergriff. Der einheitliche Dachraum über Wohn- und Wirtschaftstrakt ermöglichte dies. Entlang der Traufenseite an Haus, Stall und Scheune vorbei lief, durch das vorragende Dach geschützt, die Greden. Von ihr aus waren die Räumlichkeiten des Streckhofes zugänglich. Dass Scheune oder Schupfen öfter in Haken (Winkel) zugebaut waren und die Längsrichtung brachen, bewirkte keinen Typenwechsel. Solche Gehöfte werden dann als Hakenhöfe bezeichnet.

Die Rauchküche beziehungsweise die Feuerstelle war schon immer ein gemauerter Raum, ab dem 18. Jahrhundert griff der Steinbau auf die restlichen Teile des Wohnhauses und den Stall über. Oft entfiel die Rauchküche als vierseitig umschlossener Raum und es bestand nur ein Herdplatz, der vom Vorraum durch den tief herabgezogenen Feuertram abgeteilt war.

Die Konstruktion des gemeinsam abdeckenden Steildaches war entweder wieder ein Sperrhaxendach, häufiger jedoch eine Mischform vom Pfetten-Sparrendach. Bei dieser Mischform bestand jedes Vollgespärre aus dem Bundtram, der durch Schwellholz und Fußpfette mit dem nächsten verbunden war. Auf den Bundtram wurden zwei Holzsäulen aufgesetzt, die durch einen waagrechten Spannriegel in Durchgangshöhe verbunden waren. Auf beiden Säulen lagen Mittelpfetten. Auf den zwei Mittelpfetten ruhte die Sparrenkonstruktion. Diese bestand aus zwei schrägen, der Dachneigung entsprechend gestellten Balken, die am First mittelst Scherzapfen verbunden waren und in der Mitte ihrer freien Länge durch einen waagrechten Balken, den Katz-, Kehl-, Hahnbalken, zusammengefasst wurden. Dieser Katzbalken lagerte auf beiden Mittelpfetten auf. Die Sparren verkämmten sich an ihrem Fußende mit den Fußpfetten. Eben diese Verkämmung der Fußpfetten sowie die Lagerung des Katzbalkens auf den Mittelpfetten erwies die Mischform. Noch waren vier Pfetten als Dachträger vorhanden. Die Firstpfette war aber entfallen und dafür musste an Stelle der Rofendeckung die Sparrenbildung treten. An die Rofenbildung erinnerte die unabhängige Anordnung der Sparrenpaare von den Vollgespärren. Die Sparren lagen in Abständen von 1–1,20 m, waren mit Latten waagrecht verbunden, auf welche die Falzschindeldeckung genagelt wurde.

Diese Haustype stellte bautechnisch einen sehr sachlichen und wirtschaftlich vollwertigen Siedlergrundriss dar, der, durchaus neuzeitlich geformt, aus bodenständiger Überlieferung heraus entworfen wurde. Seine Entstehungszeit fiel mit der neuzeitlichen Kolonisation des 17. Jahrhunderts zusammen. Jahrzahlen auf den Unterzügen der Stulpdecken wiesen häufig in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts. Nach dem Türkensturm von 1683 entstanden viele Gehöfte neu und im 18. Jahrhundert, nachdem der Grund Eigentum der Siedler (Hüttler) geworden war, wurden immer häufiger Steinbauten an Stelle der Blockbauten errichtet. Die Haustype hat sich dadurch nicht geändert.

Es ist noch eine Kleinhaustype zu besprechen, die nicht nur in beiden Streusiedlungsgebieten vorkam, sondern auch in Sammelsiedlungen anzutreffen war. Im Waldgebiet wurde sie als Duckhütte, in den Randgebieten als Häuslerhaus bezeichnet.

Das Haus war immer Querhaus und abgeriegeltes Flurhaus mit langem, schmalem, dreiteiligem Grundriss. Konstruktiv also aus dem Blockbau entwickelt, wofür noch manche Belege vorhanden sind. Der schmale Mittelteil umfasste wieder Vorraum und Rauchküche, die hier häufiger als ein Einraum, welcher in Vorplatz und Feuerplatz abgeteilt war, vorkam. Die beiden Seitenteile umfassten je eine Stube. An die Stelle der einen Stube oder Kammer trat häufig ein Kleinstall. Daran schloss sich in der Hauslängsachse oder im Winkel der Scheunen-Schupfenbau. Ein gesonderter Erdkeller war Speicherraum und wurde, vom Hause getrennt, in eine Berglehne eingegraben.

Bei dieser Kleinhaustype kann schrittweise die Entwicklung der Rauchküche aus dem Feuerplatz im Vorhaus verfolgt werden. Zunächst wurde der ganze Mittelteil seiner Tiefe nach in Vorplatz, der nur Türen hatte, und den Herdplatz, welcher an drei Seiten ummauert wurde und alle Feuerstellen umfasste, abgeteilt. Tiefer herab als die Vorplatzdecke reichte der Feuertram, ein Eichen- oder Lärchenbalken, welcher auf der Steinummauerung der Herdstelle auflag und auf dem eine Seite des mantelgewölbten Rauchfanges ruhte. Er war vom Boden meist 1,60 m entfernt und verhinderte, dass der Rauch in den Vorraum und in die Stuben gelangte. Er bildete den Rest eines Flammenfanges, der sich ehemals als eine lehmbeworfene Holztonne über der Herdstelle befand. Wurde nun unterhalb des Feuertrames aufgemauert und eine Türe in der noch dünnen Lehmziegelwand ausgespart, so war dieser Raum bereits eine Rauchküche. Trat nun an Stelle des untermauerten Feuertrames eine tragende Steinwand mit Türe, so war die Rauchküche geschaffen. Ihre kleine quadratische Form lässt das geschichtete und nicht gewölbte Mantelgewölbe als Rauchfangform gegeben erscheinen.

Diese Kleinhäuser wurden in Stein oder Blockbau errichtet. Früher dürfte der Blockbau vorgeherrscht haben. Manche Beispiele zeigten deutlich, wie sich der Blockbau allmählich in ein Steinhaus umgewandelt hatte. Zumeist wurd der Stall und der Mittelteil des Einheitshauses in Stein errichtet, während die Stube als Blockbau am längsten bestehen blieb.

Der Gruppenhof der Sammelsiedlungen ordnete sich regelmäßiger als der der Streusiedlung. Die Ursache war wohl die Grundstücksform im geschlossenen Baublock. Bei Frühanlagen, die noch große unregelmäßige Grundstücke aufwiesen, war auch die Gehöfteform unregelmäßig und daher diesen der Streusiedlungen nahestehend. Die zumeist überall freistehenden Gehöfte konnten hier ihre Altform sehr gut bewahren. Die rechteckig abgeteilten Grundstücke der planmäßig geordneten Sammelsiedlungen, also vorwiegend die Anger- und Straßendörfer, zwangen die Gehöfteform zu regelmäßiger Anlage. Es entstanden die für unsere Dörfer so charakteristischen geschlossenen Vier- und Dreiseithöfe. Bei sehr schmalen und langgezogenen Rechteckgrundstücken war selbst der Dreiseithof baulich beengt und es entstand dann häufig ein eingebauter Streck-oder Hakenhof, den man hier Zweiseithof nennen könnte. In der Anzahl der Hauptbauten und ihrer Bauformen trat jedoch kein wesentlicher Typenwechsel gegenüber den Einzelhöfen auf.

Die vier Hauptbauten: Haus, Stall, Scheune, Schupfen umgaben den meist regelmäßig geformten Rechteckhof. In der Regel befand sich das Haus mit seinem Wohngiebel an der Straße. Die Traufenseite mit dem Hauseingang bildete mit dem Stall eine Längsseite des Hofes. Baulich unmittelbar an das Haus angeschlossen wurde der Stall. Er war entweder in der Längsrichtung oder im Winkel an dieses angebaut. Niedriger und schmäler als das Wohnhaus, leitete er zur gleichhohen Dachgruppe der Wirtschaftsbauten über. Die rückwärtige schmale Hofseite nahm stets die Scheune ein. Sie wurde entweder freistehend errichtet oder zwischen Stall und Schuppen eingebaut. Die dem Hause und Stall gegenüberliegende Längsseite des Hofes umfasste, von hinten nach vorne aufgezählt, Wagenschupfen, Rossstall und Kleinbauten. Öfter traten, den zweiten Hausgiebel bildend und daher an der Straßenfront liegend, das „Austraghäusl“ für den Altbauer oder ein Feldkasten hinzu. Die Regel waren sie jedoch nicht. Die straßenseitige Schmalwand des Hofes wurde beim Dreiseithof durch eine Tormauer geschlossen. Oft wurde über dieser Tormauer gegen den Hof zu und zwischen Haus und Feldkasten ein Flugdach zur Wagenunterstellung errichtet. Dieses Dach verlieh dem Gehöft von außen den Eindruck eines geschlossenen Vierseithofes. In die Torwand war das große bogengewölbte Einfahrtstor eingelassen, und neben diesem befand sich das „Gehtürl“, welches, knapp neben dem Wohnhause angeordnet, zur Greden- und Haustüre führte.

Das Haus war ein dreiteiliges Wohnspeicherhaus, eingeschossig mit steilem Satteldach, der Type nach vom Hause des Einzelhofes kaum zu unterscheiden. Durchaus herrschte das Vorraum-Rauchküchenhaus, also das abgeriegelte Flurhaus, vor. Straßenseitig befand sich der Wohnteil mit Stube und Kammer, zwischen dem Mittelteil und dem Stall der meist zweigeschossige Speicherteil, welcher bei neueren Gehöften öfter zum erweiterten Wohn-Schlafteil wurde. Der Mittelteil war häufig gewölbt, wobei das Vorhaus Platzl- (Kappen-), die Küche Tonnengewölbe besaß. Die Einteilung der Rauchküche war die gleiche wie beim Einzelhof. Auch hier dürften ehemals Küchen ohne Decke, also Rauchhäuser, häufig gewesen sein, denn die heute gerade gedeckten Küchen mit ihren bedeutenden Ausmaßen konnten bei diesen Mauerstärken mit keinem Gewölbe abgeschlossen gewesen sein.

An der hofseitigen Traufenwand des Hauses führte die Greden vorbei, die zur sogenannten „Laben“ (Laube) werden konnte. Ein durch Gurtbogen auf Mauerpfeilern dahinziehender Gang unterstützte in diesem Fall das vorragende Dach (Tafel X, Abb. 17). Diese Laben zog sich nur am Haus entlang, selten reichte sie bis zum Stallende, niemals umzog sie den ganzen Hof. Somit gehörte sie nur dem Hause zu und wird nie, wie beim Vierkant, zu einem ringsum laufenden Bogengang. Das wäre wesentlich für die Zuteilung dieses „Laubenhauses“ zur großen Gruppe solcher Hausformen. Betont werden soll, dass sich die Laben nie bei alten Hausformen vorfand, diese kannten nur die Greden, welche durch das vorgezogene, nicht unterstützte Dach geschützt wurde. Erst die Ziegelbauten des 18. und 19. Jahrhunderts mit den schweren Sparrendachstühlen wiesen Bogengänge auf.

Stall, Scheune und Schupfen waren in Anlage und Bauart gleich diesen des Einzelhofes. Nur trat an Stelle des Holzständerbaues häufig der Steinpfeilerbau auf. Das Austraghäusl war, wenn überhaupt vorhanden, klein, wieß nur einen zweiteiligen Grundriss mit Wohn- und Feuerteil auf. Der Feldkasten war immer eingeschossig und baulich nicht besonders hervorgehoben.

Der Baustoff der Bauten war fast durchaus Ziegel in Weißkalkmörtel gemauert. Lagerhafter Bruchstein und Blockwände traten stark zurück, dürften jedoch früher häufiger angewendet worden sein. Ob Fachwerkbau in Verwendung kam, ist heute nicht mehr eindeutig festzustellen. Das Mauerwerk war immer verputzt und die Torwand sowie Giebelseite des Hauses architektonisch ausgebildet, wobei bäuerliche Barockformen bis in die 1890er-Jahre in guter Tradition durchgebildet wurden. Meist erhielt das Einfahrtstor besonderen Aufbauschmuck mit Volutengiebel und Figurennischen, wobei farbige Behandlung die Wirkung steigerte.

An Deckenkonstruktionen kamen außer den genannten Gewölben von Holzdecken am meisten die starke Dippltramdecke mit geputzter und ornamentierter Untersicht vor. Zuweilen verieten noch Stulpdecken mit hölzernen Unterzügen die frühere Blockbautechnik. Auch diese wurden häufig an ihrer Untersicht geputzt und mit Stuckornamenten geziert. Stallungen wurden mit Platzelgewölben zwischen Mauergurten abgedeckt, oder mit einer Holzbalkendecke und Sturzverschalung zugeplattelt.

Von den Dachkonstruktionen trat im 20. Jahrhundert das Sperrhaxendach mit Rofen- und Stroheindeckung im Gebiet der Sammelsiedlungen stark zurück. An seiner Stelle herrschte die Mischform des Pfetten-Sparrendaches und das reine Sparrendach vor. Letzteres war jedoch nicht als Altform zu bezeichnen, sondern wies deutlich den Einfluss städtischer Zimmerleute auf. Die schwere Konstruktion mit dem Sprengwerk bei jedem Vollgespärre bewies dies ebenso, wie die Sparrenverbindung von Stich und Wechsel bei der Mauerbank. Der Bauer arbeitete einfacher und auch sparsamer mit seinem Bauholz. Die Dachdeckung war bei diesen Dächern vorwiegend Ziegel (Bieberschwanz auf Lattung), selten Holzschindel.

Es ist anzunehmen, dass der dem alten ungeordneten Haufenhof entsprechende Einzelhof unter Beeinflussung planmäßiger Anlagen straffer zusammengefasst wurde. Das Gehöft der Sammelsiedlung war auf Grund der engen Aneinanderreihung im Baublock schon mit der Entstehung der Ortsanlagen zur rechteckigen Hofform übergegangen. Es blieb aber bei einer deutlich erkennbaren Selbständigkeit der Bauten, die nicht wie beim Vierkant ineinander überglitten und übergriffen, sondern nebeneinander gestellt nur unter eine gemeinsame Dachung gebracht wurden. Diese gemeinsame Abdachung ließ auf den äußeren Blick eine geschlossenere Gehöfteanlage vermuten, die jedoch dem Grundriss des Gehöftes widersprach. All dies lässt erkennen, dass wir in der heutigen Gehöfteform eine planmäßig entwickelte Type vor uns haben, die wahrscheinlich schon in der mittelalterlichen Kolonisationszeit vorgebildet wurde und in den letzten 300 Jahren ihren Ausbau erhalten hatte. Das Pfetten-Rofendach beweist den unmittelbaren Zusammenhang mit den alpinen und süddeutschen Dachformen. Die Rauchküche, als zentrale Feuerstelle im Mittelteil des Hauses, war das sehr praktische Endergebnis einer langen Entwicklungsreihe von Flurraum mit zentraler Herdlage, über den deckenlosen Rauchraum im Rauchhaus, zum tonnengewölbten Rauchfanghaus. Entscheidend für die Zugehörigkeit zur alpinen mitteldeutschen Hauslandschaft war die Lage des gemauerten Tischherdes für offenes Feuer im ehemals einheitlichen durchgängigen Flurraum. Über dem Herd befand sich zuerst ein Flammenfang aus lehmstrohverkleideter Pfostentonne, die später, über den ganzen Raum verbreitert, zur Holzblocktonne wurde und endlich von der gemauerten Steintonne mit aufgesetztem Rauchfang abgelöst wurde. Die Anordnung von Stube und Kammer neben dem Mittelteil des dreiteiligen Hauses ist für den süd- und mitteldeutschen Hausgrundriss erwiesen und reiht auch dieses Bauernhaus in diesen großen deutschen Kulturraum ein.

Quellen:
Klaar, Adalbert: Die Siedlungs- und Hausformen des Wienerwaldes. In: Forschungen zur deutschen Landes- und Volkskunde, Hg. von Friedrich Metz, Professor der Geographie an der Universität Freiburg, Bd. 31, Heft 5. Stuttgart: Verlag von J. Engelhorns Nachf. 1936

hojos
im November 2012