Die Welt des Karl Wilhelm Diefenbach

Diese Welt war für ein paar Jahre am Himmelhof in Ober St. Veit. Jetzt gibt es die Gelegenheit, im Rahmen einer Ausstellung in der Hermesvilla mehr über Diefenbach zu erfahren. Es ist die erste große Ausstellung über diesen exzentrischen Außenseiter-Künstler in Österreich.
07.04.2011

Karl Wilhelm Diefenbach (1851-1913) sorgte ab den 1880er-Jahren zunächst in Deutschland für Aufsehen: als barfüßiger Vegetarier in Kutte gekleidet, als Lebensreformer, der die Nacktheit propagierte, als selbsternannter Prophet, der den Frieden predigte, und nicht zuletzt als Maler von monumentalen spätsymbolistischen Gemälden, mit denen er für seine Ideen warb.

1892 zog Diefenbach mit seinen Kindern von München nach Wien, wo er seine Gemälde ausstellte – und wie schon in Deutschland als "Kohlrabi-Apostel" verspottet wurde. Ein Konflikt mit dem Wiener Kunstverein trieb ihn an den Rand der Existenz, dennoch blieb er und gründete in Ober-St.-Veit 1897 die umstrittene Landkommune "Himmelhof", in der er autoritär herrschte und in Spitzenzeiten bis zu 24 Gleichgesinnte um sich versammelte. Was folgte, war der Konkurs der Kommune 1899, was letztlich zur Emigration des Künstlers auf die von Künstlern und Bohemiens bevölkerte Insel Capri führte, wo er 1913 starb und bald in Vergessenheit geriet.

Nach dem großen Erfolg in der Villa Stuck in München macht die von der Diefenbach-Expertin Claudia Wagner kuratierte Ausstellung nun in der Hermesvilla Station. In München lief sie unter dem Titel Karl Wilhelm Diefenbach (1851–1913). "Lieber sterben, als meine Ideale verleugnen!".

Zu sehen sind rund 30 großteils nie öffentlich gezeigte Gemälde des Künstlers, hauptsächlich aus internationalen Privatsammlungen, weiters die wichtigsten Teile aus seinem künstlerischem Hauptwerk, dem 68 Meter langen Fries "Per aspera ad astra", der in Wien entstand. Auch Diefenbachs Jünger sind vertreten, unter ihnen der bekannte Künstler František Kupka, der "Revoluzzer" Gusto Gräser sowie Hugo Höppener, genannt Fidus, der später in die ideologische Nähe des Nationalsozialismus rückte. Zahlreiche Fotos und private Dokumente geben Einblicke in den Alltag und das Umfeld Diefenbachs, der um 1900 einer der zentralen Protagonisten der Lebensreform-Bewegung in Europa war.

<p><b>Das Atelier Diefenbach am Himmelhof</b></p><p>Ausschnitt aus einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1899</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>
<p><b>Die Kommune des Karl Wilhelm Diefenbach</b></p><p>Falls auch diese Aufnahme vom Himmelhoft stammt, dann handelt es sich um die einzige bekannte Innenaufnahme dieser ehemaligen Meierei.</p><p><i>&copy; Archiv der Spaun-Stiftung Seewalchen</i></p>
<p><b>Karl Wilhelm Diefenbach</b></p><p>Die Kommune am Himmelhof</p><p><i>&copy; Archiv der Spaun-Stiftung Seewalchen</i></p>

Interview mit der Kuratorin Claudia Wagner im Magazin Biorama.
Beitrag zum Himmelhof auf dieser Plattform.

Vortrag über den Himmelhof von Emil Mlejnek.

Quellen:
Wienmuseum

hojos
7. April 2011