Der Bau des Schlosses St. Veit

Ein Einblick in die Gewerke und Kosten
1650

Bischof Philipp Graf Breuner beauftragt den Baumeister Domenica Carlon mit dem Neubau des St. Veiter Schlosses. Die vom bischöflichen Hofmeister Thomas Weissen geführte Raittung gibt über die Kosten des Baus genau Auskunft. Der Bau dauert von 1. Jänner 1650 bis 31. Juli 1654 und kostet 28 425 Gulden. Die Arbeiter, die auch aus Lainz kommen, erhalten neben der Verpflegung zwischen 12 und 15 Kreuzer täglich. Nach den ausbezahlten Summen waren im Durchschnitt beim Schlossbau sieben Taglöhner beschäftigt.

"Heinrich Paimann Fleischhacker zu Sand Veith vom 10 July bis letzten Tag 1651 als bey dem Schloß gewesen daselbst Sand und Steine gefiert und täglich außer den fasttäg 2 Pfund Rindfleisch dagebracht zusamen 206 Pfund, 10 Gulden bezahlt. Item ist Domenico Carlon Pawmaister bey dem Schloßpaw zu St. Veit Bildhauer daselbst wegen Grabung und abbrechung sehr alter Mauern umb 42 Klafter ieder 27c dan wegen Grabung 56 Klafter, 96 Klafter Grundbau 488fl bezahlt."

Der gebrannte Kalk wird von Laab im Wald zugeführt. Für ein Mutt (1,7 m3) werden 2fl bezahlt; 1 Kubikklafter (6,8 m3) Bruchsteine kostet 1fl 15Kr und ein Pfund Ziegel 14fl. Für den Dachstuhl werden 91 Eichen und anderes Holzwerk aus des Bistums Wald geschlagen. Für 80700 Dachziegel werden 646fl bezahlt (Anm.: das bedeutet, dass die damalige Dachfläche des Schlosses gleich groß war wie die heutige Dachfläche). Simon Rigler aus Waidhofen macht 4 kleine Gatter für die Kellerfenster und erhält dafür 50fl. Jacob Mayerhofer erhält für das Anstreichen der Türen mit roter Ölfarbe 16fl. Der Tischlergeselle Georg Jung bekommt 76fl Jahreslohn und Tobias Probst verlangt für den kupfernen Knopf am Schlossturm 186fl.

Ambrosien Regandi, Steinmetz im Kaiserlichen Steinbruch, bekommt 557fl + 525fl für das Haupttor und 300fl für den Aufgang. Jacoben Perlhof, Bildhauer und Steinmetz, werden für das Anfertigen von 2 steinernen Pfeilern 116fl bezahlt. Der Tischler Peter Temple zimmert 4 Türen aus Nussholz und 16 leichte Türen und bekommt dafür samt Einbau und Verkleidung 224fl. Mathias Pichler Zimmermeister zu Wien verlangt für das Aufziehen des Dachwerks und Beschlagen 1199fl. Mathias Frauenwald, Schlosser zu Wien, erhält für das Beschlagen von 13 Fenstern zu ebener Erd 298fl und der Glasermeister 728fl. Simon Allio, Stuckateur bekommt 525fl Anzahlung 400fl Stuckateurarbeit für das Gwölb in der Materrena und 30fl für das Gwölb im Oratori. Wenzel Wagner, Steinmetz am Leithaberg, für Steimetzarbeit 141fl.

"Mathias Holdt für 700 Jochklafter Erd abgebrochen, die Stain ausklaubt und was zu gebrauchen beyseite gebracht 875fl."

Für das Röhrenwasser von dem Thammgerinne bis in das Schloss hinein und dann über den Mayerhof "dahingeführet zur Pippen" 1128 Klafter (2,1 km) werden 33 Pfund Blei, jedes Pfund zu 7c  und 145 Stangen Rohr jede zu 15c gekauft. Siemon Riegler aus Waidhofen an der Ybbs liefert ein zweigeteiltes eisernes Gatter, das 222 Pfund schwer ist.

In der Position No. 382 ist verzeichnet: Domenico Carlon Maurermeister wegen herrichten der Maurerarbeit in abschlag 3527fl.

"Summa der ganz völligen Außgaben auferbauung des Schloß bey St. Veith an der Wienn von den ersten Jannuary 1650 bis endt July 1654 so in allen zusammen bringen 28 425fl 1c 2d."

Dr. Franz Twaroch
im September 2001