Historische und topographische Darstellung von Schönbrunn und seiner Umgegend

Auf dem 2. Titelbild steht zu lesen: Historische und topographische Darstellung von Schönbrunn und seiner Umgegend; Mit besonderer Rücksicht auf Pfarren, Stifte, Klöster, milde Stiftungen und Denkmähler. Herausgegeben von einigen Freunden der Geschichte. Mit einer Abbildung, und der Karte des Decanates. Wien 1824. In Commission bey Anton Doll.
1824

Im Folgenden eine Abschrift der St. Veit betreffenden Passagen dieses Buches. Die Schreibung der Wörter wurde mit wenigen Ausnahmen an die heutige Rechtschreibung angepasst, der Stil und die Grammatik unverändert belassen. Einzelne Angaben in diesem Zeitdokument entsprechen nicht mehr dem heutigen Stand der Erkenntnisse über die lokale Geschichte, so zum Beispiel die Einschätzung, dass die Kirche St. Veits schon unter Heinrich Jasormirgott belegt war.

Aus der Einleitung auf Seite VII

... so glauben wir mit Recht, das Dasein der Kirche zu Penzing wenigstens in den Anfang des Zwölften Jahrhunderts setzen zu können. Ungefähr in dieselbe Zeit gehöret auch die Kirche von St. Veit. Wenn man den Nachrichten einer alten Chronik trauen darf, so ist schon unter Heinrich Jasomirgott der Ort und die Kirche St. Veit durch einen Überfall der Böhmen verwüstet worden; die letztere soll jene unterirdische Kirche gewesen sein, die man noch heut zu Tage sieht, und welche noch kennbare Spuren ihrer ehemaligen Konsekration an sich trägt. Erst in den Zeiten des Herzogs Rudolfs IV. hatt sich St. Veit wieder erholet.

Dieser hatte im Jahre 1365 den Ort und das Pfarrlehen seiner neugestifteten Probstei zu St. Stephan geschenket; und nun baute der Domprobst Wilhelm Thuers, (im Jahre 1435) auf die erwähnte alte eine neue gotische Kirche, die aber mittler Weile zu Grunde ging, und auf deren Stelle dann der Kardinal und Erzbischof von Wien im Jahre 1742 die gegenwärtige schöne Kirche erbaute.

Die genannten Kirchen haben also ganz sicher im zwölften Jahrhunderte schon existiert, ...

Aus dem Text ab Seite 122

Pfarre St. Veit an der Wien
(Nach dem eingelieferten Berichte des Hrn. Pfarrers Johann Wanzka; nach der Ausarbeitung des Herrn Maximilian Fischer, von Klosterneuburg; und den Akten des erzbischöflichen Konsistorial-Archives Lit. V.Nr.II.)
Westlich von Hietzing auf einer kleinen Anhöhe, und am Fuße eines Berges liegt das Dorf und die Herrschaft Sanct Veit, des vorüberfließenden Flusses wegen, an der Wien, genannt. Es besteht dermalen aus 135 Häusern, und erkennt als Grundherren das Erzbistum von Wien, dessen erhabener Vorsteher auch Eigentümer des Schlosses ist, das so wie die Kirche mit ihrem Blech gedeckten Turme schon in der Ferne angenehm in‘s Auge fällt.

Sanct Veit, laut dem Pfarr-Protokolle ehemals ein Markt, bis ihn die Verheerungen der Türken 1683 zu einem Dorfe herabsetzten, gehört unter die ältesten Ortschaften des Vaterlandes. Es blühte bereits unter den Regenten Österreich aus dem Hause Babenberg, und besaß nach dem Zeugnisse einer alten Chronik schon zu Zeiten Heinrichs Jasomirgott, eine Pfarrkirche. Denn als in jenem Kriege, welcher dieser Füst gegen die vereinten Beherrscher von Böhmen, Mähren und Kärnthen zu bestehen hatte (1174-1177), die letzteren bis an dieses Dorf vordrangen, steckten sie es in Brand. Die Einwohner 300 an der Zahl flüchteten nach der Erzählung der alten Chronik in die Kirche und gingen mit ihr durch die Flammen zugrunde. Noch heut zu Tage sieht man unter dem Presbyterium der gegenwärtigen Kirche, dieses vormalige Gotteshaus, an dessen Wänden, als man sie reinigte, sogar die gewöhnlichen Zeichen der Konsekration sichtbar wurden.

Die Zerstörung der Häuser und der Kirche, so wie der Tod so vieler Bewohner waren für St. Veit lange von den traurigsten Folgen. 200 Jahre lag es in Öde, und der Name erhielt sich nur durch einige zerstreute Hütten aus Erde und Holz, die auf der Brandstätte erbauet wurden. Die Nähe anliegender Baumgruppen gab ihm vermutlich den Beinamen „An der Au“, unter dem es in einigen Urkunden vorkommt. So heißt es nämlich in der Schenkungsurkunde Rudolfs IV. vom Jahre 1360, wodurch er seiner Propstei Allerheiligen (nun St. Stephan) in Wien einen Wald übergab; und in dem Kaufbriefe Johann Mayerhofers, des ersten Propstes bei St. Stephan im Jahre 1370, der über einen Wald bei St. Veit in der Au, und einen Hof zu Speising ausgestellt wurde.

Doch schon in frühere Jahre, als die Ausstellung dieser Urkunde geschah, mag das Wiederaufblühen unseres Ortes gefallen sein; da der obgenannte Rudolf IV. seiner neugestifteten Probstei bei St. Stephan in einem eigenen Schenkungsbriefe diesen Ort (in der Urkunde die Veste bei St. Veit an der Wien genannt), samt dem Kirchenlehen übergab. Gleichfalls hatten sich in dieser Zeit wieder mehrere Bewohner angesiedelt, denn noch im nämlichen Jahre gingen sie den damaligen Probst Johann Mayerhofer mit der Bitte an, die schon in der Vorzeit bestandene Pfarre wieder herzustellen. Bereitwillig kam der für das Gute tätige Mann dem Verlangen der Gemeinde nach und setzte 1366 seinen Chorherrn Erhard als Pfarrverweser (Plebanus) hierher.

So war nun St. Veit wieder zur Pfarre geworden. Vermutlich hatte die vereinte Frömmigkeit der Gemeinde die alte Kirche aus ihrem Schutte hervorgezogen, denn wir finden sie wieder als den Ort, in welchem Erhard und seine Nachfolger die Ausübung des Gottesdienstes besorgten und das Wort Gottes verkündigten. Doch schon im Jahre 1433 fand sich ein Wohltäter, der vermutlich den in der Zahl bedeutend vermehrten Bewohnern von St. Veit ein größeres Gotteshaus schenkte.

Dieser war Wilhelm Thuers, Freiherr von Aspern, Domprobst bei St. Stephan in Wien, damals Besitzer des Kirchenlehens. Er ließ über der alten eine neue Kirche nach gotischer Bauart errichten, deren Dom 7 herrliche Säulen stützen. Ein roter Marmorstein an einem Pfeiler des Presbyteriums beurkundet diese fromme Handlung mit folgenden Worten: Anno Domini MCCCCXXXIII fundatum est templum hoc a Domino Wilhelmo Tuers, Praeposito Viennae. Im nämlichen Jahre übergab er den Hirten von St. Veit auch das Dorf Lainz zur Obsorge, welches er zur Stiftung eines Jahrtages für sein Domkapitel gekauft hatte. Ein und zwanzig Jahre nachher (1454) erwarb endlich dieses Domkapitel bei St. Stephan unser St. Veit ganz zum Eigentume, als Stephan von Tepl dem Probste Albert, Grafen von Schaumburg seinen ihm zugehörigen Anteil in der Urkunde „Ortschaft“ genannt zum Geschenk machte. Diese Schenkung wurde von dem König Ladislaus bestätigt (k. k. Hofkammer-Archiv).

Eine wichtige Veränderung trug sich mit St. Veit zwischen den Jahren 1468 und 1575 zu. Schon mehrere Jahrhunderte hindurch nährten die Beherrscher Österreichs den Plan, in Wien einen bischöflichen Sitz zu gründen. Herzog Leopold der Glorreiche machte hierzu im Jahre 1207 die ersten Schritte; Friedrich der Streitbare wiederholte sie im Jahre 1245; auch Albert I. verwendete sich dafür im Jahre 1306; und Erzherzog Rudolf IV. dachte sogar daran, das Bistum von Passau hierher zu ziehen: Allein alle diese Bemühungen wurden vereitelt. Endlich erlangte Kaiser Friedrich der IV. der zu Ende des Jahres 1468 sich selbst nach Rom begeben hatte, vom Papste Paul II. die Errichtung eines Bistums zu Wien; und alsobald musste der damalige Domprobst den Besitz und das Pfarrlehen über St. Veit, dem Kaiser feierlich abtreten, weil dieser sein neues Bistum (das aber erst im Jahre 1480 gänzlich zu Stande kam), damit dotieren wollte. Seit dieser Zeit befindet sich also das Patronatsrecht über die hiesige Pfarre, das in den ältesten Zeiten einst landesfürstlich war, in den Händen der Bischöfe und nunmehrigen Erzbischöfe von Wien.

In den Jahren 1483 und 1484 kam so manches Unglück über St. Veit. Weil der damalige Schlosshauptmann das Schloss nicht zu verteidigen getraute, so wurde es von den Kriegsvölkern des Mathias Corvinus, König von Ungarn besetzt, gänzlich ausgeplündert, und dann mit Gräben befestigt.. Doch blieben damals Kirche und Ort vor Brand und Mord verschont, und ruhig konnten die Bewohner in ihren Hütten verweilen. Empfindlicher aber war der Schaden, welchen hier die Türken im Jahre 1529 anrichteten; denn durch diese wurde die Kirche, der Pfarrhof, das bischöfliche Schloss und der Meierhof ausgeraubt und abgebrannt. Bitter beklagte sich über diesen Unfall der Bischof von Wien Johann Faber, 1541 in seinem Testamente; und der Pfarrverweser Stephan Schönauer bewies im Jahre 1544 vor der geistlichen Erhebungskommission über den Zustand der Pfarre, dass Thuers Stiftsbrief in dem Drange der damaligen Zeiten verloren gegangen, und ihm nur ein kleines ihm nur eine kleines Grundbüchel von dem Vermögen der Kirche übrig geblieben sei. Dies bestand nur ein einigen Gründen im Tullnerfeld, in einem Hofe zu Speising, in Diensten zu Hütteldorf und Zwölfaxing, in 10 Joch Äckern und 4 Weingärten bei dem Dorfe. Auch zeigte sich bei dieser Untersuchung, dass Pfarrhof und Kirche noch im mittelmäßigen Baustande waren, und dass der hiesige Schulmeister (Ludimagister, Cantor) von der Gemeinde erhalten werden musste, die nach dem schrecklichen Verwüstungszuge der Türken bedeutend herabgekommen war.

Wenig war dieser Pfarre von ihrer alten Stiftung übrig geblieben; aber selbst dieses Wenige schlug Bischof Johann Caspar Neubek, im Jahre 1578 zu seinem Bistume in Wien; noch mehr, er verkaufte auch einige zerstreute Stücke, und machte dadurch die künftige Erhaltung des Seelsorger größten Teils von der Güte der Gemeinde abhängend. Dieses veranlasste nun die Seelsorger sich nach und nach von einem Orte, wo es ihnen an der rechtlichen Befriedigung ihrer Bedürfnisse fehlte, ganz zu entfernen; statt ihnen übernahmen dann die benachbarten Pfarrer von Penzing und Hütteldorf abwechselnd den Dienst der Kirche, und versahen ihn so lange, bis sich endlich der Bischof von Wien Friedrich Philipp Graf von Breuner, der verwaisten Gemeinde erbarmte, und um das Jahr 1660 aus der Verlassenschaft seines Vorfahrers Anton Wolfrath, die Kirche, die Pfarrwohnung, und das Schloss von St. Veit wieder herstellen ließ; denn alles war seit dem türkischen Einfalle im Jahre 1529 noch immer in mittelmäßigem Zustande.

Noch aber hatte sich die Fülle des Missgeschickes über St. Veit nicht ganz ausgeleeret. Gleiches Los, wie das erste Mal bereiteten ihm die Türken bei ihrem zweiten Einfalle 1683. Die Einwohner wurden vertrieben, die erst vor kurzem hergestellte Kirche, das bischöfliche Schloss und alle Häuser des Ortes ein Raub der Flammen.

Kaum hatten die Bewohner ihre zerstörten Wohnungen nur in etwas aus dem Schutte emporgehoben, und sahen einem besseren Leben entgegen, so kam die Pest 1713 und weihte sich vom 10. Juli bis 14. November aus den in 87 Häusern wohnenden 385 Menschen, 208 zum Opfer.

Noch 29 Jahre vergingen, nachdem die grässliche Seuche St. Veit heimgesucht hatte, ehe für die Pfarrkirche eine bessere Zeit anbrach. Immer lang sie noch im Schutte das Bild grauser Zerstörungswut brandlustiger Türken. Doch im Jahre 1742 ward endlich auch ihr ein besseres Los geworfen. Der edle Erzbischof von Wien, Sigismund Graf von Kollonitsch, entschloss sich, statt der verfallenen Kirche, eine ganz neue (bereits die dritte im Orte) erbauen zu lassen. Der Anfang wurde noch im Jahre 1742 gemacht, und der ganze Bau in drei Jahren vollendet. Um die neue Kirche zu vergrößern, wurde ein alter Turm des Schlosses, das jetzt mit der Kirche durch einen Gang verbunden ist, abgebrochen, und der Platz zur Verlängerung derselben verwendet. Prachtvoll wurde das neue Gotteshaus aufgeführt, mit einem schönen Turme geziert und im Inneren ein marmorner Hochaltar mit dem Bildnisse des h. Vitus, dem uralten Patron dieser Kirche, errichtet. Auch stellte der Kardinal im Jahre 1745 auf selben ein Marienbild, das der Jesuit Ferdinand Steyrer bei seinen Missionen mit sich geführt hatte, schenkte der Kirche die Gebeine der HH. Venerosa und Victor, und weihte endlich, laut der hier befindlichen Konsekrations-Bulle, den 22. August 1745 in eigener Person, den herrlich vollendeten Bau feierlich ein.

Nicht zufrieden, bloß die Kirche hergestellt zu haben, erbaute er auch um die nämliche Zeit, das gegenwärtige Schloss, und belebte den Garten durch einen Teich, welche Unternehmungen aber erst seine Nachfolger vollendeten. Kaum war dem herrlichen Baue die letzte Hand gegeben worden, so trat der Kardinal und Fürst-Erzbischof von Wien, Graf Migazzi, wegen der schönen Lage und Nähe des k. k. Lustschlosses Schönbrunn, die Herrschaft und das Schloss zu St. Veit im Jahre 1762 der Kaiserin Maria Theresia, gegen einen bestimmten Kaufschilling ab, und behielt sich nur das Patronatsrecht über Kirche und Pfarre bevor. Damals gewann das Schloss seine letzte Zierde, denn was immer an Pracht demselben gemangelt hatte, oder in dem weitläufigen Garten noch zu verbessern war, setzte die höchstselige Kaiserin hinzu, und ließ vorzüglich die Zimmer des unteren Geschoßes, durch den künstlichen Pinsel des Tiermalers Bergel, verherrlichen.

Nach 18 Jahren (1780) gelangte Schloss und Herrschaft, durch Wiederkauf abermals an den vorigen Besitzer, den Kardinal-Erzbischof, Grafen Migazzi, der nun das Schloss zu einem geistlichen Exerzitien-Hause, und zu Herbst-Wohnungen für die Alumnen bestimmte. Späterhin bewohnte er es zur Sommerszeit selbst, um hier in der Stille des Landlebens, von den mühevollen Geschäften seines erhabenen Amtes auszuruhen.

Im Jahre 1805 überließ es sein Nachfolger, der hochwürdige Herr Fürst-Erzbischof, Sigmund Graf von Hohenwart, aus Großmut und Menschenliebe, zu einem Spitale für die verwundeten und kranken Franzosen; späterhin im J. 1808 dem französischen Gesandten am Wienerhofe, Grafen Andreossi, um sich desselben als eines Sommeraufenthaltsortes zu bedienen.

Die Anwesenheit der französischen Heere im Jahre 1809 bereitete dem Dorfe und dem herrschaftlichen Schlosse unsäglichen Schaden. Letzteres musste vorzüglich ihre ganze Raubsucht erfahren. Sie zerstörten, was nicht fortzutragen war, ja ihr Mutwille und ihre Geldgierde grub sogar die bleiernen Röhren aus, welche das Wasser in die vormals so herrlichen Springbrunnen leitete. Der damalige Fürst Erzbischof ließ zwar im Jahre 1817 das Schloss mit einem Aufwande von mehreren Tausenden herstellen, allein dem Garten vermochte er der zu beträchtlichen Kosten wegen seine vormaligen Zierden nicht mehr zu geben. – Traurige Tage bereiteten die nämlichen Feinde auch dem damaligen Pfarrer Joseph Passoti von Friedenberg. Er musste vor ihrer Wut die Flucht ergreifen, und alle seine Habseligkeiten für sie zur Beute hinterlassen.

Was die Einkünfte der hiesigen Pfarre belangt, so werden die eigentlich zur Pfarre gehörigen Realitäten von dem hochfürstl. Erzbistume zu Wien administriert, und dem jeweiligen Pfarrer ein jährliches Quantum an gewissen Deputaten davon abgereichet. Der Pfarrverweser Ferdinand Hofmann hatte im Jahre 1738 dem Kardinal und Fürst-Erzbischof von Kollonitsch um Abnahme der Wirtschaft gebeten, und diese Gnade von ihm auch erhalten. Übrigens sollten nach einem alten Inventarium vom Jahre 1659 bei dieser Pfarre nebst den Wirtschafts-Requisiten, und einer freilich sehr alten Bibliothek, auch immer bare 150 fl. als fundus instructus verhanden sein. Wahrlich, eine sehr seltene Einrichtung!

Der hierher gehörigen Stiftungen sind wenige; und es findet sich aus den neueren Zeiten nur die des Müllers zu Hacking, Leopold Pauer, mit 100 Gulden auf eine Stiftsmesse; jene der Katharina Heglin mit 150 Gulden; und dann die des Christian Schonenbach, k. k. geheim. Cabinets-Officialen, mit 100 Gulden vor.

Der Schule geschieht erst im Jahre 1544 zum ersten Male Erwähnung, als nämlich bei der geistlichen Untersuchungskommission die Anzeige geschah, dass der hiesige Schulmeister von der Gemeinde erhalten werde. Im Jahre 1665 war das Schulgebäude im Markte St. Veit schon ziemlich alt und baufällig. Maria Theresia, die höchstselige Landesfürstin, ließ es während ihres Besitzes, im Jahre 1772 erneuern, mit allen Schulerfordernissen einrichten, und im Jahre 1773 die Normal-Lehrart bei dem Unterrichte einführen, die auch jetzt noch mit Eifer fortgesetzt wird.

Noch sind uns die Namen derjenigen Männer übrig, die rastlos das Seelenheil dieser Gemeinde besorgten. Wer die ersten und ältesten derselben gewesen, ist gänzlich unbekannt, denn erst seit dem vierzehnten Jahrhunderte, in welchem dieses Pfarrlehen ein Eigentum der Wiener Domprobstei wurde, ward es möglich, die Vorsteher dieser Kirche aus den noch vorhandenen Pfarr-Protokollen und anderen Urkunden kennen zu lernen.

Zuerst erscheint also im Jahre 1366 und 1376 Eberhard, Chorherr bei St. Stephan; 1404 Peter Deckinger, Doktor der Theologie, und Rektor an der hohen Schule zu Wien; 1413 Georg Zinkgruber; 1430 Ulrich Freisinger, unter welchem die zweite Kirche gebaut wurde; 1468 und 1475 Wilhelm Gerharde; 1506 starb hier Andreas Nagel, als Pfarrverweser; 1517 erscheint Johann Wienner, der im Jahre 1534 als Kanonikus bei St. Stephan in Wien sein Leben endigte; 1539 Heinrich Snallersberger; 1540 Achatius Mattsel; 1542 Stephan Schönauer, der im Jahre 1544 das oben erwähnte Grundbüchel verfertiget hatte; 1558 Peter von Asparn, der der Kirche 40 Eimer Wein zu dem Baue vermachte; 1568 Blasius Wiertzer, der sich sowohl in Hinsicht des Luthertumes, als auch wegen der Kommunion unter beiden Gestalten, einer strengen Untersuchung unterziehen musste; 1578 Leonhard Fabri, Magister der freien Künste, unter welchem einige Pfarr-Grundholden, mit kaiserl. Bewilligung verkauft wurden.

Bald nach ihm versahen auch die Pfarrer zu Penzing und Hütteldorf die hiesige Seelsorge, und längere Zeit hindurch erscheint kein eigner Pfarrer. Wir lesen im Jahre 1604 Johann Densch; 1629 Andreas Rudolphi, der aber die Pfarre resignierte, die noch im nämlichen Jahre dem Pfarrer zu Penzing, Andreas Eytinger, anvertraut wurde; 1645 Martin Rößler, gleichfalls Pfarrer zu Penzing, welcher während der Pestzeit unverdrossen den Kranken beistand, und ein Opfer seiner heiligen Pflicht wurde; 1656 Lukas de Luka, ebenfalls Pfarrer zu Penzing; 1659 Andreas Wagner, späterhin auch Pfarrer zu Penzing; 1662 Georg Laucher. Noch im nämlichen Jahre findet sich auch ein gewisser Albertus; 1664 Mathias Seconia, zugleich Pfarrer zu Penzing.

Dieser scheint der letzte fremde Pfarrer gewesen zu sein; denn von nun an erfreute sich dieser Ort wieder eigener Seelenhirten. So findet sich auf das Jahr 1665 Conrad Zach; 1667 Mathias de Romina; 1679 Andreas Rudolph Fier; 1681 Balthasar Hartleb; 1685 Justus Martinus Dickl; 1668 Josef Caspar Martin; 1691 Johann Agrikola; und wahrscheinlich noch vor ihm ein Ungenannter, von dem wohl die Handschrift, nie aber der Name im Taufbuche erscheint.

Vom Jahre 1692 beginnt die ununterbrochene Reihe der hiesigen Pfarrverweser; und da lesen wir also zuerst auf dieses Jahr, Georg Antinger; dann im Jahre 1709-1738 Leopold Spitzer; von 1738 bis 1764 Ferdinand Hoffmann, der alle Pfarr-Grundstücke gegen jährliche festgesetzte Deputate dem Erzbistume abtrat, und sich durch seinen regen Eifer im Pfarramte, durch Beförderung eines tätigen Christentums, durch gute Sitten, und Verwendung für die Schule, ungemein rühmlich auszeichnete. Ihm folgte im Jahre 1764 Anton Bernhard Sobihart, Pfarrer zu Elend. 1765 Franz Joseph Mößle, Pfarrer zu Währing, der im nämlichen Jahre fleißig und bedachtsam das hiesige Pfarr-Protokoll verfasste, und dann auf die Pfarre Tulln übersetzt wurde. 1784 Joseph Zandonatti, aus Ungarn gebürtig, Magister der Philosophie und Baccalaureus der Theologie, nachhin Pfarrer zu Fischamend. 1790 Joseph Pasotti von Friedenberg, ein Tyroler, der späthin nach Mannswörth kam. 1810 Johann Michael Leistler, aus Wien. Dieser würdige Mann, der anfangs als Benefiziat bei St. Peter in Wien, dann aber als Kanzler und Kositorialrat des Erzbistumes, seinem Amte mit allgemeiner Achtung vorstand, starb viel zu frühe für diese Gemeinde; denn schon 1811 war er eine Leiche, und sein Nachfolger wurde der gegenwärtige Pfarrer Johann Wanzka aus Mähren, vorher Pfarrer zu Neudorf.

In den ersten Zeiten scheint der Pfarrbezirk dieser Kirche sehr weitläufig gewesen zu sein; denn eine in dem erzbischöflichen Archive sich befindende Urkunde versichert, dass die Seelsorge von hier bis nach St. Marx sich erstrecket habe, wohin die Geistlichen von St. Veit mit den h. Sakramenten gegangen sind. In folgenden Zeiten wurde der Umfang dieser Pfarre bei zunehmender Volksmenge und mehreren errichteten Kirchen immer kleiner, so dass er sich endlich seit einigen Jahrhunderten nur mehr über die Ortschaft St. Veit erstreckte. Im Jahre 1784 war hier auch ein Kooperator angestellt; allein gegenwärtig verrichtet der Herr Pfarrer die Seelsorgedienste allein, obschon jetzt zur hiesigen Pfarre die beiden Ortschaften Unter St. Veit und Hacking als Filialen gehören, die mit dem Pfarrdorfe eine Seelenmenge von beiläufig 1200 Personen ausmachen.

Unter-Sanct Veit
Unter-Sanct Veit, gewöhnlich auch das Neudörfl genannt, liegt eine Viertelstunde von seiner Mutterkirche entfernt, unweit Hietzing, und hart an der Straße. Dieses Dörfchen ist eine Schöpfung des 19. Jahrhunderts, denn seit dem Jahre 1803 entstanden auf dem Platze, der auf 100 Häuser bemessen ist, bereits 33, die von 210 Personen bewohnt werden, worunter die meisten Handwerker sind, aber andere Hantierungen treiben. Einige Fabriksanstalten sind vielleicht noch im Anzuge, und das Ganze verspricht eine ziemliche Vergrößerung. Die Gemeinde, welche weder Kirche noch Kapelle besitzet, unterhält dermal eine Schule, die durch einen ambulanten Gehülfen versehen wird.
Karte des Dekanats Klosterneuburg aus der historischen und topographischen Darstellung 1824.
<p>Karte des Dekanats Klosterneuburg aus der historischen und topographischen Darstellung 1824.</p>

Quellen:
Österreichische Nationalbibliothek

Übertragen von hojos
November 2005